Alle Artikel von Olivia Päßler

Kinder vor den Folgen der Klimakrise schützen – Appell der Kinderchirurgie an die Politik

Anlässlich der Klimakonferenz COP 28, die derzeit in Dubai in die Verlängerung geht, hat die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH) eine deutliche Botschaft an die Politik: Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen steht auf dem Spiel, wenn wir nicht endlich an die Gesundheit unserer Erde denken.

„Insbesondere für die nachfolgenden Generationen werden die Auswirkungen des Klimawandels, falsche Ernährung und mangelnde Mobilität die größten Gesundheitsgefahren darstellen“, erklärt PD Dr. med. Barbara Ludwikowski, Präsidentin der DGKCH. „Nicht nur die Prävention und der besondere Schutz der Kinder und Jugendlichen vor den bereits merkbaren Folgen der Erderwärmung, sondern auch die Begrenzung von CO2 Ausstoß und Umweltverschmutzung müssen schnellstens vorangetrieben werden, um zusammen mit der Förderung von gesunder Ernährung und Bewegung eine weitere Verschlimmerung der Situation und damit einhergehende Gefahren für die Gesundheit der jungen Generationen zu begrenzen.“

DGKCH unterstützt die Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit in ihren Forderungen

Die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG) hat ein Positionspapier erstellt, das die DGKCH ausdrücklich unterstützt. In diesem Positionspapier hat KLUG fünf Themen herausgearbeitet, die für Heranwachsende besonders relevant sind und in denen dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu schützen.

Drei Punkte hebt die DGKCH hervor, die auf die Kinderchirurgie großen Einfluss haben:

1. Hitze / UV-Strahlung:

„Die Frequenz der Kinder, die von der Hautarztpraxis bei Kinderchirurginnen und -chirurgen vorgestellt werden, um suspekte „Leberflecken“ entfernen zu lassen, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen“, so Dr. med. Ralf Lippert vom Berufsverband der niedergelassenen Kinderchirurgen in Deutschland e.V. (BNKD).

Kinder reagieren empfindlicher auf Hitze und auf UV-Strahlung als Erwachsene. Sie haben als vulnerable Gruppe ein hohes Risiko für Hitzeschäden und Austrocknung, für Sonnenbrand und dadurch für späteren Hautkrebs. Die Zahl der Krankenhausbehandlungen von Kindern nimmt in Hitzeperioden deutlich zu. Besonders groß ist die Gefahr durch Hitze und UV-Strahlung für Neugeborene und Kleinkinder, aber auch für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen. 

2. Ernährung

„Immer mehr Kinder haben neben einer chirurgischen zu behandelnden Erkrankung Übergewicht oder auch Diabetes. Dadurch wird die Wundheilung beeinflusst, die postoperative Phase der Mobilisation ist verlängert und die Kinder haben häufig längere Krankenhausverweildauern. Auch ist das Übergewicht im Kindes- und Jugendalter mittlerweile zu einem relevanten gesamtgesellschaftlichen und kindermedizinischen Problem geworden, welches langfristig die Gesundheit der betroffenen Kinder nicht nur im Bereich des Herz- Kreislaufsystems beeinträchtigt, sondern auch Stoffwechselprobleme und Probleme im Bereich der Knochen und Gelenke induziert“, erklärt Dr. med. Petra Degenhardt, Sekretär der DGKCH und Chefärztin der Klinik für Kinderchirurgie am Klinikum Westbrandenburg in Potsdam.

Eine ausgewogene, pflanzenbasierte, schadstofffreie und zuckerarme Ernährung ist gleichzeitig gesund und klimafreundlich. Sie schützt vor Übergewicht, Herzinfarkten, Schlaganfällen, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2. Eine solche Ernährung sowie Zugang zu sauberem Trinkwasser sollten allen Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen. Sie muss durch sozial gerechte Maßnahmen für alle Bevölkerungsgruppen ermöglicht und gefördert sowie in öffentlichen Institutionen angeboten werden. Zudem dürfen klima- und gesundheitsschädliche Lebensmittel nicht beworben oder bezuschusst werden. Gesunde und nachhaltige Ernährung muss zur günstigsten und einfachsten Alternative gemacht werden.

3. Mobilität

„Klingt erst einmal paradox, ist aber logisch: Ohne Bewegung sind die Heranwachsenden anfälliger für Unfälle. Den direkten Beweis haben wir durch die Corona-Pandemie bedingte Isolationsphase: Nachdem die jungen Leute rund zwei Jahre durch das zu Hause Herumsitzen praktisch bewegungslos waren, stiegen in den Kliniken die unfallbedingten chirurgischen Fälle drastisch an, als alle wieder raus durften“, erklärt Dr. med. Joachim Suß, Pressesprecher der DGKCH und Chefarzt der Kinderchirurgie im Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg.

Selbstständige Fortbewegung und körperliche Betätigung fördern die Ausbildung der motorischen Fähigkeiten von Kindern, sie unterstützen die Entwicklung des Gehirns und ermöglichen vielerlei Lernprozesse. Bewegung verringert das Risiko für Übergewicht bei Kindern und Erwachsenen und schützt so vor vielen Erkrankungen. Die selbstständige Mobilität von Kindern dient dauerhaft der Bewegungsfreude, schafft Begeisterung für die eigenständige Fortbewegung und erhöht dadurch das Selbstvertrauen von Kindern. Dafür muss sie risikoarm und altersgerecht möglich sein. Hierfür ist eine entsprechende Infrastruktur erforderlich. Das digitalisierte Lernen und die Verfügbarkeit von elektronischer Freizeitbeschäftigung führt bei vielen Kindern und Jugendlichen zu Bewegungsmangel und Übergewicht. Ihnen muss genügend Zeit für körperliche Betätigung bleiben. 

„Klar ist: Die Politik und wir alle müssen sofort handeln. Körperliche und auch psychische Schäden, die durch den Klimawandel, durch ungesunde Ernährung gepaart mit einem Mangel an Bewegung bei Kindern und Jugendlichen verursacht werden, beeinträchtigen sie ein Leben lang“, betont Ludwikowski.

Positionspapier der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit „Kinder vor den Folgen der Klimakrise schützen“

Berufsverband der niedergelassenen Kinderchirurgen in Deutschland: www.kinderchirurgie.com

 

Der BDC auf der Operation Karriere

Reges Interesse an der Chirurgie zeigten die Medizinstudierenden am Samstag, den 9. Dezember bei Operation Karriere in Berlin. Zwei Vertreterinnen aus der Geschäftsstelle beantworteten Fragen und gaben Tipps für den beruflichen Karriereweg in der Chirurgie. Professor Dr. med. Kirschniak, Vorsitzender des BDC-Themenreferats “Nachwuchs und Karrieregestaltung” war angereist, um in Form eines “Speed Dating-Vortrags” den Zuhörenden seine Faszination für die Chirurgie und konkrete Zahlen und Fakten rund um den Werdegang in diesem Fach näher zu bringen. Geballte Information und Netzwerken für Studierende an einem Tag!

 

Tag des brandverletzten Kindes im Dezember

Zum Aktionstag angemeldet hatten sich rund einhundert Aktionspartner:innen. Darunter waren Brandverletztenzentren, Spezialkliniken für brandverletzte Kinder, Feuerwehren, Kindertagesstätten und viele Weitere. Sie zeigten die schwerwiegenden und oft unterschätzten Folgen von Verbrennungen und Verbrühungen im Kindesalter auf und gaben Tipps zur Prävention und zu Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Der BDC hat im Rahmen des Aktionstags auf den Verein Paulinchen e.V. und sein Engagement für brandverletzte Kinder und Jugendliche aufmerksam gemacht. Anlässlich seines 30jährigen Bestehens hat der Verein kürzlich eine Fotoausstellung gezeigt. Die künstlerischen Fotografien zeigen 17 heute erwachsene „Paulinchen-Kinder“, die vor Jahren eine Verbrennung oder Verbrühung erlitten haben. Bilder davon zeigt der BDC auf seinem Instagram-Profil.

Mehr Informationen:

 

Fragen zum Medizinstudium

Olivia Päßler vom BDC interviewte Tillman L. Krones, Student im 10. Semester an der Goethe Universität Frankfurt.

Olivia Päßler Was fasziniert Sie am Medizinstudium?

Tillman Krones: Das vielfältige und detaillierte Wissen über den menschlichen Körper, und damit ja dann auch über den eigenen, hat mich schon immer fasziniert. Und auch das Allumfassende, denn früher oder später kommt ja eigentlich jeder Mensch mal mit der Medizin in Kontakt. Außerdem werden Mediziner immer gebraucht und auch das entsprechende Ansehen hat durchaus eine Rolle bei der Wahl meines Studiums gespielt.

Was hilft Ihnen, den Uni-Alltag zu meistern – auch privat?

TK Ehrlich gesagt, ist es so simpel wie effektiv: Man braucht Aktivitäten, mit denen man den Kopf frei kriegt. Das kann für mich das Hockeytraining, ein gutes Buch oder ein Abend in der Stadt mit Freunden sein – was genau, ist eigentlich egal. Hauptsache, man hat auch mal Gedanken für andere Dinge. Danach finde ich es dann auch wieder einfacher, sich auf die bevorstehenden Aufgaben zu konzentrieren. Gerade wenn nach einem langen Lerntag einfach mal die Luft raus war.

Welche Personen helfen Ihnen bei der Bewältigung von Herausforderungen?

TK Für mich sind das ganz klar meine engen Freunde und natürlich meine Familie. Ihnen kann ich immer erzählen, was mich gerade bewegt oder wovor ich großen Respekt habe. Jeder hat dann seinen individuellen Rat und man kann sich selbst rauspicken, was für einen passt. Und wenn vielleicht mal ein bisschen die Motivation fehlt, kann man sich liebevoll ermahnen lassen. Meistens hilft es mir aber einfach schon, mit jemandem drüber zu sprechen.

Welche Tricks gibt es, Durststrecken zu überwinden?

TK Durststrecken sind ja keine Seltenheit im Medizinstudium. Das Gute ist aber, dass man sich genau deswegen meistens nicht alleine in der Situation befindet und die mitleidenden Kommilitonen können die Last mindern. Ansonsten können auch die gerade schon angesprochenen Gesprächspartner über Durststrecken hinweghelfen. Und das eigene Ziel vor Augen zu haben und sich zu erinnern, wofür man das Ganze überhaupt nochmal macht, kann auch ganz gut helfen. Auf jeden Fall gehört für mich aber auch einfach ein gewisser Grad an Disziplin zu diesem Studium und dem Beruf.

Welche Strukturen und Bedingungen an den Unis braucht es, damit das Medizinstudium zu schaffen ist, etwas bringt und Spaß macht?

TK Wichtig finde ich eine organisierte Lehre und engagierte Dozent:innen, die leidenschaftlich dabei sind. Man muss die Balance zwischen empathischer Atmosphäre und anspruchsvoller Wissensvermittlung finden und die Studierenden aktiv einbinden. Und vor allem darf es auf keinen Fall an Praxis fehlen. Die steigert den Spaß und sorgt für einen nachhaltigen Wissenszuwachs. Leider kommt das jedoch in manchen Bereichen des Studiums für mich aktuell noch etwas zu kurz.

Was sind Ihre persönlichen Erwartungen an das kommende PJ?

TK Ich hoffe, möglichst viel praktische Erfahrung sammeln zu können und möglichst viele verschiedene Patientenfälle mitzuerleben. Die praktische Vorbereitung auf den Berufsalltag ist essenziell. Deswegen finde ich es am besten, wenn man mit seinen Aufgaben wächst und seine Selbstständigkeit steigert, noch bevor es mit dem Beruf richtig los geht. So hat man am meisten Spaß, lernt am meisten und kann tatsächlich eine Bereicherung und Entlastung für die Abteilung sein. Der Schlüssel dafür könnte ein Miteinander zwischen Ärzten und PJ-lern sein, anstatt einem Nebeneinander.

Was sind Ihre Vorstellungen von dem Beruf als Chirurg? Welche Erwartungen haben Sie daran?

TK Vor allem brenne ich für das Operieren. Der Wechsel zwischen händischem Arbeiten direkt am Patienten und verwaltenden Tätigkeiten macht die Chirurgie gegenüber anderen Fachrichtungen so attraktiv. Und auch diesen unmittelbaren Einfluss nach dem Prinzip: Problem – Lösung finde ich wirklich reizvoll. Das Ergebnis der eigenen Arbeit können die Operateure und Operateurinnen ja oft nach wenigen Tagen schon sehen. Und auch anspruchsvolle medizinische Fälle mitzuerleben und zu lernen wie man sie löst, gehört zu meinen Hoffnungen. Dazu gehört natürlich auch die Verpflichtung, immer up-to-date zu bleiben und sich weiterzubilden. Dass der Wissens- und Erfahrungsschatz dadurch dann immer größer wird, finde ich toll.

Ihr persönlicher Tipp für einen guten Einstieg ins PJ?

TK Vorher schon in der Klinik tätig sein! Ich selbst arbeite als studentischer OP-Assistent in der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Zu meinen Aufgaben gehören die Begleitung der Visite, die Teilnahme an Besprechungen, Blutentnahmen und eben die Assistenz im OP. Und auch Nachtdienste in der Notaufnahme sind mit dabei. Je nach der eigenen Erfahrung kann man dort dann auch Patienten selbstständig behandeln, im OP den Wundverschluss per Naht übernehmen, Drainagen ziehen, Verbände wechseln, Patienten schallen und so weiter. Und logisch: Je länger man dabei ist, desto mehr Aufgaben beherrscht man. Wenn man sich schon vorher mit dem Klinikalltag auskennt, erleichtert das sicherlich enorm den Einstieg ins PJ und auch den Beruf später. Und man kann direkt mit einem erweiterten Aufgabengebiet loslegen, was einfach mehr Spaß macht.

» Zur Person

Tillman L. Krones
10. Semester an der Goethe Universität Frankfurt
[email protected]

Der BDC hilft

beim Start in die chirurgische Karriere und darüber hinaus

Die vom BDC initiierte Informationskampagne www.chirurg-werden.de bietet Medizinstudierenden und PJlern alles Wissenswerte rund um den Beruf als Chirurgin und Chirurg, etwa zu den Voraussetzungen, der Bewerbung, zur Spezialisierung und den Karriereaussichten. Dazu gibt die Webseite Informationen zu praktischen Hands-on-Veranstaltungen, die der BDC in Kooperation mit Kliniken in Deutschland organisiert. Ein kostenfreies Infopaket rund um den faszinierenden Beruf können sich Interessierte hier jederzeit anfordern.

Auf der BDC-Website stehen zusätzlich hilfreiche Informationen rund um das PJ – sowohl für Studierende als auch für Ausbildende zum Download zur Verfügung. Damit das PJ für alle ein Erfolg wird: www.bdc.de/chirurgin-werden

Päßler O: Fragen zum Medizinstudium. Passion Chirurgie. 2023 Dezember; 13(12): Artikel 03_03.

BDC|Schnittstelle – im Fokus: Dr. Sven Gregor

Unser Format BDC|Schnittstelle präsentiert in regelmäßigen Abständen Persönlichkeiten aus den BDC|Landesverbänden. Heute im Fokus: Dr. Sven Gregor, Vorsitzender des Landesverbands BDC|Nordrhein und Sprecher der Landesverbände seit November 2023.

1. Herr Dr. Gregor, welchen Auftrag haben Sie sich für Ihren Landesverband auf die Fahne geschrieben?
Begeisterung. Wir wollen wieder mehr Chirurginnen und Chirurgen für die Arbeit im BDC gewinnen. Die nächsten Jahre werden die Praxen und Kliniken wie nie zuvor vor neuen Herausforderungen stehen: Demographischer Wandel, Generationenpsychologie, Familienfreundlichkeit, Nachhaltigkeit sind nur einige Themen, mit denen wir uns beschäftigen werden. Außerdem arbeiten wir inzwischen in einem sich schnell und stetig ändernden Umfeld. Die alten Lösungskonzepte sind hier absehbar zum Scheitern verurteilt: Strenge Sektorentrennung, fehlende Kommunikation, sowie alte und verkrustete Strukturen sind überholt. Wir, auch und gerade in der Chirurgie, sind aufgefordert Altes und vor allem auch uns selbst zu hinterfragen, und zukunftsfähiges Neues für die folgenden Generationen in Praxis und Klinik zu gestalten. In diesen Zeiten zu gestalten ist herausfordernd, spannend und wird die Arbeit einer ganzen Generation junger Chirurginnen und Chirurgen prägen.

Wir benötigen einen starken Berufsverband, um die Interessen aller Chirurgen und Chirurginnen auch gegenüber der Gesundheitspolitik zu vertreten.

2. Was stimmt Sie optimistisch?
Ich bin Gefäßchirurg. In der Gefäßchirurgie ist es uns durch langwierige, geduldige, gleichzeitig intensive Arbeit über verschiedene, sektoren- und fachgruppenübergreifende Berufsverbände hinweg – natürlich auch mit dem BDC – gelungen, erhebliche Verbesserungen für die Versorgung von Patienten und Patientinnen sowie für die leistungserbringenden Operateurinnen und Operateure in Praxen und Kliniken zu erreichen. Eine echte win-win-win-Situation. Das ist ein einmaliger Vorgang in all den Jahren meiner chirurgischen Tätigkeit. Einem solchen Muster folgend stehen wir in den nächsten Jahren vor riesigen Herausforderungen mit Themen wie etwa Hybrid DRG, Krankenhausreform, sektorenübergreifende Leistungssubstitution. Hier entscheiden andere über uns und unsere Zukunft, aber vor allem über die Zukunft der jüngeren Generationen. Wir müssen Entscheidungen gestalten helfen, damit Patientinnen und Patienten, aber auch die Leistungserbringer, am Ende wirklich profitieren. Die Erfolge in der Gefäßchirurgie haben mich und viele andere sehr motiviert, und ich hoffe, wir können einiges davon auf andere Bereiche übertragen.

Ganz entscheidend sind dabei die ehrenamtlich in ihren Regionen und darüber hinaus arbeitenden Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichen Fächern der Chirurgie. Ohne deren Arbeit wäre keiner der oben genannten beziehungsweise angestrebten Erfolge auch nur denkbar gewesen. Diese Menschen sind der entscheidende Faktor. Es ist das große Glück in der Chirurgie, dass wir über die einzelnen Fächer hinweg über eine Vielzahl von engagierten Menschen verfügen, die bereit und in der Lage sind ein so innovatives und spannendes Fach wie die Chirurgie zu gestalten. Die Zusammenarbeit mit diesen Menschen macht Spaß und bringt uns im besten Fall alle voran. Das macht mich optimistisch für die Zukunft.

3. Was sind Ihre wichtigsten Themen?
Kommunikation und Zukunftsfähigkeit. Kommunikation ist ein Schlüssel für Wandel. Das Weltbild der Chirurgie, der Chirurginnen und Chirurgen der Kliniklandschaft und der Medizin in der Niederlassung entspricht nur noch zum Teil dem Umfeld, das über unsere Tätigkeiten bestimmt und entscheidet. So sehr wir untereinander beispielsweise besondere akademische Leistungen schätzen, so wenig interessieren sich möglicherweise Beamte der Selbstverwaltung oder Politik dafür. Wir müssen uns engagieren uns mehr Gehör zu verschaffen, durch viele Gespräche und geduldige Erklärung, auf Augenhöhe und durch harte Arbeit mit, nicht gegen die entscheidenden Institutionen. Die Zukunftsfähigkeit der chirurgischen Praxen und Kliniken wird entscheidend davon abhängen, wie wir es schaffen zu kommunizieren, dass sich unser Selbstbild, aber auch unser Umgang mit anderen glaub-, dauerhaft und stetig zeitgerecht verändert. Daran hängen die Existenzen von Praxen, Kliniken und ihren Mitarbeitenden.

Zukunftsfähigkeit: Ich komme aus einer Generation Chirurgie, in deren Ausbildungszeit Führungsstile und -modelle – und das sage ich mit großem Respekt für meine Lehrer – nicht unüblich waren, die unter heutiger Sichtweise insbesondere der Folgegenerationen als missbräuchlich, ehrverletzend und arbeitsrechtlich hoch bedenklich beschrieben würden. Die Welt hat sich gewandelt, die Chirurgie hat sich gewandelt. Die Chirurgie sollte sich schnell weiter wandeln und entwickeln. In einem so innovativen Fach wie unserem, muss es unser Anspruch sein, bei mindestens elf Jahren Ausbildung der jungen Chirurginnen und Chirurgen nicht nur mit der Zeit zu gehen, sondern diese weit vorauszudenken. Die Industrie, auch die uns begleitende, kann uns da als gutes Beispiel dienen. Hier gilt es schnell zu lernen, und Zukunft zu gestalten.

4. Was wünschen Sie sich für die Gremienarbeit?
Ich würde mich freuen, wenn es uns gelänge, die Anzahl der aktiv in den verschiedenen Gremien des BDC arbeitenden Chirurginnen und Chirurgen zu erhöhen. Es gibt so viel zu tun und wir alle können jede helfende Hand gebrauchen. Das in der Gremienarbeit unerlässliche Wissen der Erfahrenen und deren Hilfe im Detail braucht eine Nachfolge, die deutlich jünger als zum Beispiel ich sein sollte, denn es geht in vielem um die Gestaltung der Zukunft der noch jüngeren Generation. Daher: Begeisterung für Gremienarbeit bei jungen Chirurginnen und Chirurgen zu wecken, das ist mein Ziel.

Dr. Sven Gregor nach seiner Wahl zum Sprecher der BDC|Landesvorsitzenden am 24. November 2023

 

Kurzporträt Dr. med. Sven Gregor
Geboren 1967, bin ich im Rheinland aufgewachsen, habe nach dem Abitur als Zeitsoldat in den Niederlanden gearbeitet, danach in Köln Medizin studiert und bin seit 1996 in der Chirurgie tätig.

Meine klinische Tätigkeit begann im Klinikum Köln Merheim, am II. chirurgischen Lehrstuhl der Universität Köln (Prof. Dr. med. Dr. h.c. H. Troidl), dem späteren Lehrstuhl Chirurgie I der Universität Witten-Herdecke (Prof. Dr. med. M. Heiss). Parallel dazu erfolgte die wissenschaftliche Ausbildung in der biochemischen und experimentellen Abteilung des II. chirurgischen Lehrstuhls der Universität Köln (Prof. Dr. Prof. h.c. Dr. h.c. E. Neugebauer), dem heutigen Institut für operative Forschung in der operativen Medizin (IFOM) der Universität Witten-Herdecke (Prof. Dr. R. Lefering). Ab 2006 habe ich meine gefäßchirurgische Weiterbildung im Evangelischen Krankenhaus Mülheim an der Ruhr komplettiert (Prof. Dr. med. K. Balzer), bevor ich meinen Weg mit wachsender Verantwortung als Oberarzt in der Viszeral- und Gefäßchirurgie im KKH Gummersbach (Prof. Dr. med St. Saad) fortgesetzt habe.  Nach meiner folgenden Tätigkeit als leitender Oberarzt der Gefäßchirurgie am Sana Klinikum Remscheid (Dr. med. F. Lepique) habe ich im Januar 2012 eine gefäßchirurgische Praxis in Düsseldorf übernommen.

Neben der vertragsärztlichen Tätigkeit, die auch verschiedene sektorenübergreifende klinische Kooperationen eingeschlossen hat beziehungsweise einschließt, habe ich begonnen projektbezogene Beratungstätigkeiten für verschiedenste Leistungserbringer im Gesundheitswesen (MVZ, ambulante OP-Zentren, Klinikbetreiber, Krankenkassen, Vereinte Nationen) als weiteres Standbein meiner Tätigkeit zu etablieren. In zunehmendem Umfang gehört heute das berufspolitische Engagement, idealerweise die unterschiedlichen Verbände verbindend, zu meiner Tätigkeit. Als Vorsitzender des BDC|Nordrhein bin ich auch Vorstandsmittglied der ANC und GNC Nordrhein, der ANG und war zwischenzeitlich im Kreisstellenvorstand Düsseldorf der KV Nordrhein tätig. Neben fortgesetzter wissenschaftlicher Tätigkeit (AWMF, Methodenberatung, DGfW, Leitlinienautor, IQWIG, klinischer Sachverständiger) habe ich mich mit Gremienarbeit in öffentlichen Institutionen oder wissenschaftlichen Fachgesellschaften für oder durch Berufsverbände mandatiert beschäftigt (IQTIG, QS-WI, LAGDeQSNRW, DGfW, DGG).

Die letzten und die kommenden Jahre sollen weiter von der Verbindung der Berufsverbände, über fachliche – und Sektorengrenzen hinaus, geprägt sein, damit der Begriff der sektorenübergreifenden Medizin eine wirkliche Bedeutung und Verbesserung für die im System erlangt, um die es letztlich immer gehen sollte. Unsere Patientinnen und Patienten.

Der BDC|Landesverband Nordrhein
Der Landesverband BDC|Nordrhein hat 2135 Mitglieder. Ziel der Arbeit der nächsten Jahre soll es sein, die Mitglieder im Verband zu aktivieren und für die Arbeit im BDC einzuladen und sie einzubinden. Hierzu bestehen vielfältige Verbindungen zu anderen Berufsverbänden und den Gremien der KV, insbesondere der Vertreterversammlung. In einem sich rasant verändernden Gesundheitssystem (Hybrid-DRG, Krankenhausstruktur, etc.) gilt es die chirurgischen Kräfte über alle Grenzen hinweg zu bündeln und ihnen mehr Gehör, insbesondere da wo die Entscheidungen über uns getroffen werden, zu verschaffen.
filo

Niedersächsischer Gesundheitsminister sendet Videobotschaft an den BDC

Der Niedersächsische Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi hat dem Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) eine Videogrußbotschaft zukommen lassen. Seine Ansprache an den BDC erfolgte anlässlich der Präsidiumssitzung des BDC, die am 24. und 25. November stattgefunden hat.

Gesundheitsminister Dr. Philippi war selbst lange praktizierender Facharzt der Chirurgie in der Niederlassung sowie als Notarzt tätig. Er setzt sich in seiner Funktion als Gesundheitsminister Niedersachsens mit vielen Kernthemen auseinander, an denen der BDC ebenfalls intensiv arbeitet. Dazu gehören unter anderem die Ambulantisierung der Chirurgie, die sektorenübergreifende Bedarfsplanung, der Fachkräftemangel und die Sicherstellung einer guten und flächendeckenden Krankenhausversorgung in seinem Bundesland.

Hier geht es zur Videobotschaft

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung

Rückblick auf Präsidiumssitzung und Sitzungen der Landes- und Regionalvertretungen

Über die aktuelle Situation und die Zukunft des chirurgischen Berufs in Klinik und Praxis diskutierten die Mandatsträger:innen des BDC zwei Tage lang während der BDC-Präsidiumssitzung sowie der Sitzungen der Landes- und Regionalvertretungen. Die Kernthemen Weiterbildung, Ambulantisierung, Krankenhausreform und der chirurgische Nachwuchs standen bei fast allen Vorträgen im Fokus.

Die Bildergalerie gibt einen Einblick in die Sitzungen

Präsidiumssitzung

Sitzung der Landes- und Regionalvertretungen

Fotos: BDC

BDC-Präsident Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer erhält Ehrenmedaille

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. ehrt mit der Medaille eine herausragende Persönlichkeit, die sich in ihrer langjährigen Tätigkeit für die Interessen von Chirurginnen und Chirurgen in Deutschland mit großem Engagement eingesetzt hat.

Besondere Anerkennung gebührt Professor Meyer für seinen persönlichen Einsatz in der Verbesserung der Beziehungen zwischen dem BDC und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH). Daneben hat sich Prof. Meyer im Rahmen der gemeinsamen Weiterbildungskommission intensiv für die Belange der Weiterbildung des chirurgischen Nachwuchses eingesetzt.

Geehrt wird auch sein Engagement für die Chirurgie in nationalen und internationalen Gremien wie der AWMF und der UEMS section surgery.

Der BDC gratuliert Herrn Professor Meyer aufs Herzlichste.

Johannes Lenz erhält BDC-Journalistenpreis 2023

Johannes Lenz, Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, hat für den Film „Letzte Rettung Organtransplantation – zwischen OP und Transport“ – den Journalistenpreis des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgie e.V. 2023 (BDC) erhalten. Der BDC-Vorstand überreichte dem Journalisten den Preis auf der Präsidiumssitzung des Verbands am vergangenen Freitag, den 24. November.

„Der BDC zeichnet damit einen herausragenden Medienbeitrag aus, der die Arbeit von Ärztinnen und Ärzten und Teams, die mit der Transplantation von menschlichen Organen beauftragt sind, hautnah beschreibt. Der Beitrag beleuchtet auch die Situation derer, die auf Spenderorgane warten. Zahlen und Fakten geben den Zuschauenden einen Einblick in das Verhältnis zwischen gespendeten Organen und Menschen, die auf eine Organspende warten. Mit seiner Reportage macht Johannes Lenz anschaulich deutlich, wie lebenswichtig das Thema Organspende für die Betroffenen ist“, so Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer, Präsident des BDC in seiner Laudatio.

Die 17-minütige Reportage ist im Rahmen der Sendung kontrovers im BR Fernsehen am 26. April dieses Jahres erschienen und in der ARD-Mediathek abrufbar. Johannes Lenz setzt sich in seinem Beitrag mit der Bereitschaft zur Organspende in Deutschland auseinander und untermauert dies mit Zahlen. Was den Vorstand an Johannes Lenz‘ Arbeit überzeugt hat, war, dass der Journalist an das Thema sowohl mit Faken als auch emotional herangeht. Das für eine Explantation einer Lunge ausgesandte Ärzteteam begleitet er während der gesamten Zeit – von der Flugreise bis zu Entnahme und Befund, was für Spannung sorgt. Lenz findet Protagonisten, deren Situation die Dringlichkeit einer Organspende deutlich macht und die Zuschauer mitfiebern lässt, ob und wann ein Spenderorgan für sie zur Verfügung steht.

Auf seine Motivation, warum er sich mit dem Thema Organspende beschäftigt hat, antwortet Lenz: „Meiner Meinung nach ist das Thema derzeit präsenter und wichtiger als noch in den Jahren zuvor, weil auf der einen Seite die Zahl der Organspenden zurückgeht und auf der anderen Seite die Politik nicht umfassend genug auf diese Entwicklung reagiert. Mit meiner Arbeit möchte ich einen Beitrag dazu leisten, die Gründe für die vergleichsweise wenigen Organspenden besser zu verstehen.“

Der BDC-Journalistenpreis wird seit 2014 einmal jährlich verliehen. Der preisgekrönte Beitrag soll die Faszination der Chirurgie einem breiten Publikum vermitteln. Die besten Chancen haben Beiträge, die aktuelle Leistungen in der Chirurgie aus Ärzte- oder Patientensicht, Entwicklungen auf diesem Gebiet oder die Chirurgie betreffende medizinische oder gesundheitspolitische Auswirkungen thematisieren.

Hier geht es zum Beitrag: Letzte Rettung Organtransplantation – zwischen OP und Transport

Mehr zum BDC-Journalistenpreis auf bdc.de

 

Bundesrat lehnt Transparenzgesetz zu Klinikreform ab

Der Bundesrat hat das Krankenhaustransparenzgesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in den Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat überwiesen. Dieser muss nun einen Kompromiss für das vom Bundestag bereits beschlossene Gesetz finden.

Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass ein Transparenzverzeichnis über das Angebot von bundesweit 1.700 Kliniken informieren soll. So soll verständlich gemacht werden, welche medizinische Einrichtung welche Leistungen anbietet. Auch Daten zu Fallzahlen, Personalschlüssel und Komplikationsraten sollen in dem sogenannten Qualitäts-Atlas einsehbar sein.

Der Vorsitzende der Gesundheitsminister der Bundesländer, Manfred Lucha (Grüne) aus Baden-Württemberg, kritisierte das Gesetz der Ampelkoalition. Zwar sei die Intention richtig, allerdings schaffe das Gesetz in seiner derzeitigen Form keine Transparenz, sondern stifte Verwirrung. Mehrere Bundesländer kritisierten im Bundesrat Eingriffe in ihre Hoheit bei der Krankenhausplanung durch das Gesetz. Zudem forderten sie weitere finanzielle Unterstützung durch den Bund.

Das Transparenzgesetz ist Teil eines großen von Lauterbach geplanten Reformprogramms für Krankenhäuser in Deutschland. Lauterbach warb bis zuletzt um die Zustimmung des Bundesrats. Mit der Transparenz solle etwa Menschen mit Krebserkrankung geholfen werden, das richtige Krankenhaus zu finden. Mehr Transparenz sei daher auch ethisch geboten.

Quellen: Zeit.de