13.12.2023 Presse
Kinder vor den Folgen der Klimakrise schützen – Appell der Kinderchirurgie an die Politik
Anlässlich der Klimakonferenz COP 28, die derzeit in Dubai in die Verlängerung geht, hat die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH) eine deutliche Botschaft an die Politik: Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen steht auf dem Spiel, wenn wir nicht endlich an die Gesundheit unserer Erde denken.
„Insbesondere für die nachfolgenden Generationen werden die Auswirkungen des Klimawandels, falsche Ernährung und mangelnde Mobilität die größten Gesundheitsgefahren darstellen“, erklärt PD Dr. med. Barbara Ludwikowski, Präsidentin der DGKCH. „Nicht nur die Prävention und der besondere Schutz der Kinder und Jugendlichen vor den bereits merkbaren Folgen der Erderwärmung, sondern auch die Begrenzung von CO2 Ausstoß und Umweltverschmutzung müssen schnellstens vorangetrieben werden, um zusammen mit der Förderung von gesunder Ernährung und Bewegung eine weitere Verschlimmerung der Situation und damit einhergehende Gefahren für die Gesundheit der jungen Generationen zu begrenzen.“
DGKCH unterstützt die Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit in ihren Forderungen
Die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG) hat ein Positionspapier erstellt, das die DGKCH ausdrücklich unterstützt. In diesem Positionspapier hat KLUG fünf Themen herausgearbeitet, die für Heranwachsende besonders relevant sind und in denen dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu schützen.
Drei Punkte hebt die DGKCH hervor, die auf die Kinderchirurgie großen Einfluss haben:
1. Hitze / UV-Strahlung:
„Die Frequenz der Kinder, die von der Hautarztpraxis bei Kinderchirurginnen und -chirurgen vorgestellt werden, um suspekte „Leberflecken“ entfernen zu lassen, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen“, so Dr. med. Ralf Lippert vom Berufsverband der niedergelassenen Kinderchirurgen in Deutschland e.V. (BNKD).
Kinder reagieren empfindlicher auf Hitze und auf UV-Strahlung als Erwachsene. Sie haben als vulnerable Gruppe ein hohes Risiko für Hitzeschäden und Austrocknung, für Sonnenbrand und dadurch für späteren Hautkrebs. Die Zahl der Krankenhausbehandlungen von Kindern nimmt in Hitzeperioden deutlich zu. Besonders groß ist die Gefahr durch Hitze und UV-Strahlung für Neugeborene und Kleinkinder, aber auch für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen.
2. Ernährung
„Immer mehr Kinder haben neben einer chirurgischen zu behandelnden Erkrankung Übergewicht oder auch Diabetes. Dadurch wird die Wundheilung beeinflusst, die postoperative Phase der Mobilisation ist verlängert und die Kinder haben häufig längere Krankenhausverweildauern. Auch ist das Übergewicht im Kindes- und Jugendalter mittlerweile zu einem relevanten gesamtgesellschaftlichen und kindermedizinischen Problem geworden, welches langfristig die Gesundheit der betroffenen Kinder nicht nur im Bereich des Herz- Kreislaufsystems beeinträchtigt, sondern auch Stoffwechselprobleme und Probleme im Bereich der Knochen und Gelenke induziert“, erklärt Dr. med. Petra Degenhardt, Sekretär der DGKCH und Chefärztin der Klinik für Kinderchirurgie am Klinikum Westbrandenburg in Potsdam.
Eine ausgewogene, pflanzenbasierte, schadstofffreie und zuckerarme Ernährung ist gleichzeitig gesund und klimafreundlich. Sie schützt vor Übergewicht, Herzinfarkten, Schlaganfällen, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2. Eine solche Ernährung sowie Zugang zu sauberem Trinkwasser sollten allen Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen. Sie muss durch sozial gerechte Maßnahmen für alle Bevölkerungsgruppen ermöglicht und gefördert sowie in öffentlichen Institutionen angeboten werden. Zudem dürfen klima- und gesundheitsschädliche Lebensmittel nicht beworben oder bezuschusst werden. Gesunde und nachhaltige Ernährung muss zur günstigsten und einfachsten Alternative gemacht werden.
3. Mobilität
„Klingt erst einmal paradox, ist aber logisch: Ohne Bewegung sind die Heranwachsenden anfälliger für Unfälle. Den direkten Beweis haben wir durch die Corona-Pandemie bedingte Isolationsphase: Nachdem die jungen Leute rund zwei Jahre durch das zu Hause Herumsitzen praktisch bewegungslos waren, stiegen in den Kliniken die unfallbedingten chirurgischen Fälle drastisch an, als alle wieder raus durften“, erklärt Dr. med. Joachim Suß, Pressesprecher der DGKCH und Chefarzt der Kinderchirurgie im Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg.
Selbstständige Fortbewegung und körperliche Betätigung fördern die Ausbildung der motorischen Fähigkeiten von Kindern, sie unterstützen die Entwicklung des Gehirns und ermöglichen vielerlei Lernprozesse. Bewegung verringert das Risiko für Übergewicht bei Kindern und Erwachsenen und schützt so vor vielen Erkrankungen. Die selbstständige Mobilität von Kindern dient dauerhaft der Bewegungsfreude, schafft Begeisterung für die eigenständige Fortbewegung und erhöht dadurch das Selbstvertrauen von Kindern. Dafür muss sie risikoarm und altersgerecht möglich sein. Hierfür ist eine entsprechende Infrastruktur erforderlich. Das digitalisierte Lernen und die Verfügbarkeit von elektronischer Freizeitbeschäftigung führt bei vielen Kindern und Jugendlichen zu Bewegungsmangel und Übergewicht. Ihnen muss genügend Zeit für körperliche Betätigung bleiben.
„Klar ist: Die Politik und wir alle müssen sofort handeln. Körperliche und auch psychische Schäden, die durch den Klimawandel, durch ungesunde Ernährung gepaart mit einem Mangel an Bewegung bei Kindern und Jugendlichen verursacht werden, beeinträchtigen sie ein Leben lang“, betont Ludwikowski.
Positionspapier der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit „Kinder vor den Folgen der Klimakrise schützen“
Berufsverband der niedergelassenen Kinderchirurgen in Deutschland: www.kinderchirurgie.com
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