Alle Artikel von Olivia Päßler

Ambulantisierung kann die Weiterbildung bereichern, wenn die Finanzierung geregelt ist

In der Chirurgie wird der Nachwuchs knapp. Gleichzeitig steigen die Herausforderungen in der fachärztlichen Weiterbildung, etwa durch die zunehmende Ambulantisierung. Wie eine gelungene Weiterbildung durch Kooperation gelingen kann, beschreibt der Berufsverband der Deutschen Chirurgie (BDC) anhand zweier Erfolgsgeschichten.

Anlässlich des 47. Deutschen Krankenhaustags, der vom 11. – 14. November 2024 unter dem Motto „Menschen machen Medizin“ stattfindet, zeigt der BDC, wie die fachärztliche Weiterbildung durch das Engagement einzelner gelingen kann. Die Phase der fachärztlichen Weiterbildung ist für angehende Chirurginnen und Chirurgen per se anspruchsvoll. Durch die zunehmende Ambulantisierung kommen weitere Herausforderungen auf sie zu. Wie niedergelassene Weiterbildende dafür sorgen können, dass in ihrer Praxis die fachärztliche Weiterbildung qualitativ hochwertig und in der vorgegebenen Zeit absolviert werden kann, zeigen zwei Beispiele aus der Chirurgie. Klar ist: Die Finanzierung muss auf beiden Seiten – Praxis wie Klinik – geregelt sein.

Der Unfallchirurg und Orthopäde Dr. Ralf Schmitz ist leitender Arzt am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Chirurgie Kiel. In einem Modellprojekt kooperiert er mit dem UKSH Campus Kiel und nimmt aktuell pro Jahr einen Weiterzubildenden auf. Im 4. oder 5. Weiterbildungsjahr wechseln die Assistenzärztinnen und –ärzte ins MVZ Chirurgie Kiel und kehren dann wieder in die Klinik zurück. Obwohl das Programm erst seit Juli dieses Jahres läuft, ist das Interesse von allen Seiten sehr groß. Das MVZ zahlt nach TV-Ärzte Kommunale Arbeitgeber, aktuell sind das etwa im 5. Weiterbildungsjahr 6.361,32 € im Monat an die Weiterzubildenden. Im Gegenzug erhält das MVZ über den § 75a SGB V eine Förderung in Höhe von 5.400 € pro Monat.

Die angehenden Chirurgen und Chirurginnen erlernen am MVZ die Eingriffe, die erfahrungsgemäß in Kliniken nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden, etwa Arthroskopien, Materialentfernungen und zahlreiche hand- und fußchirurgische Eingriffe. „Dadurch ergibt sich eine Win-win-Situation: Die Weiterzubildenden werden medizinisch in Ambulanz und OP geschult und weniger in Bürokratie und Stationsarbeit. Wir als Praxis bekommen eine Kollegin oder einen Kollegen, der schon Erfahrung im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie gesammelt hat und uns so natürlich auch in der Ambulanztätigkeit entlastet“, erklärt Schmitz.

Schmitz ist sich sicher: „Neben der Zufriedenheit bei Weiterzubildenden und Praxisinhabern wird in einer strukturierten Verbundweiterbildung die zu erreichende Qualität und Erfahrung am Ende höher sein als bisher. Ein Sekundäreffekt ist sicherlich auch, dass für die jungen Kolleginnen und Kollegen der ambulante Sektor transparenter und greifbarer wird.“ Als entscheidenden Faktor für eine gelungene fachärztliche Weiterbildung sieht Schmitz die geregelte Finanzierung: „Eine strukturierte Verbundweiterbildung muss grundsätzlich sowohl im Krankenausbereich als auch in der Niederlassung finanziell gesichert sein – denn sonst wird sie nicht stattfinden. Aus unserer Sicht sind die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Gesetzlichen Krankenkassen, von denen das Geld paritätisch kommt, die falschen Geldgeber. Hier muss die Politik endlich Verantwortung übernehmen und für die Finanzierung neue, tragbare Lösungen entwickeln.“

Dr. Ralph Lorenz ist Viszeralchirurg und betreibt eine chirurgische Praxis in Berlin. Er arbeitet in Kooperation mit der Charité, dem Campus Benjamin Franklin Berlin und seit Oktober 2024 mit dem Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam. Pro Jahr nimmt er bis zu vier Weiterzubildende auf. Die Assistenzärztinnen und -ärzte rotieren für zwei Tage pro Woche für durchschnittlich zehn Wochen in Praxis und Klinik. Laut Lorenz ist das Interesse riesig. Alle, die bisher an der Rotation teilgenommen haben, sind äußerst zufrieden, sagt er.

Die Finanzierung ist so geregelt, dass die Weiterzubildenden in der betreffenden Klinik angestellt bleiben und für die fachspezialisierte Rotation von der Klinik freigestellt werden. Lorenz sieht in der Rotation in die Ambulanz den Vorteil, dass die Weiterzubildenden sehr komprimiert die ganze Bandbreite der Hernienchirurgie, einschließlich komplexer und komplizierter Fälle sehen. „Sie sehen bei mir zwei Tage lang nur Hernien, mit vielen Wiederholungen.“ Die Weiterzubildenden dürfen unter seiner Anleitung einfache Hernieneingriffe im Verlauf selbstständig durchführen. Im Verlauf haben alle zehn bis zwanzig Hernien operiert.

Auch für Lorenz ist die Rotation ein Gewinn für alle Beteiligten. Alle drei Beteiligten – die Universität als Weiterbildungseinrichtung, die Weiterzubildenden und ich als Weiterbilder – „finden diese fachspezifische Rotation klasse und sind begeistert!“ Dieses Projekt könnte, so Lorenz auch für andere chirurgische Teilgebiete etwa die Proktologie, Venenchirurgie und die Hand- und Fußchirurgie als Modell dienen. Bedingung: „Es muss immer einen Goodwill der weiterbildenden Klinik geben, damit die Weiterzubildenden trotz Personalengpässen unentgeltlich freigestellt werden. Eine Universität muss einsehen, dass sie nicht mehr alle Gebiete der Chirurgie vorhalten und vernünftig ausbilden können!“ Sein Plädoyer ist daher, vertrauensvolle Netzwerke zwischen Praxen und Kliniken zu bilden und Möglichkeiten mit den Klinikverwaltungen ausloten.

BDC-Verbandspräsident Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer bestätigt: „Solange es noch keine Verpflichtung zur Implementierung von Weiterbildungsverbünden gibt, können wir nur an die Verantwortlichen in Klinik und Praxis appellieren, aufeinander zuzugehen und Ideen zu entwickeln, wie man in der dortigen Situation konkret einen solchen Verbund gestalten könnte. Die Landesärztekammern werden dabei sicherlich unterstützen.“

 

Lohfert-Preis 2025 für ökologische Nachhaltigkeit

Die Christoph Lohfert Stiftung lobt den Lohfert-Preis 2025 aus und stellt das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus der diesjährigen Ausschreibung: „GREEN HOSPITAL: Umweltschutz und Ressourceneffizienz in Krankenhäusern“. Bis zum 28. Februar 2025 können innovative Projekte, die ökologisch nachhaltige Praktiken in der stationären Versorgung etablieren, für den mit 20.000 Euro dotierten Preis eingereicht werden. Die Ausschreibung richtet sich an Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen sowie an relevante Institutionen, Unternehmen und Start-ups im Gesundheitswesen. Die Schirmherrschaft übernimmt Dr. Regina Klakow-Franck, ehemaliges unparteiisches Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses.

Die menschengemachten Veränderungen des globalen Klimasystems, insbesondere steigende Temperaturen und häufigere Extremwetterereignisse, sind zunehmend spürbar und wirken sich auch auf den Gesundheitssektor aus. Zugleich trägt dieser selbst erheblich zur Umweltbelastung bei. Der Gesundheitsbereich steht damit vor der dringenden Herausforderung, sich stärker mit umweltschützenden und ressourcenschonenden Strukturen und Projekten zu engagieren.

Nachhaltige Projekte im Gesundheitswesen: Innovative Ansätze für eine grünere Zukunft

Der Lohfert-Preis 2025 würdigt praxiserprobte Konzepte, die nachweislich zur ökologischen Nachhaltigkeit in der stationären Versorgung beitragen. Gesucht werden insbesondere Projekte, die sich erfolgreich im Krankenhausbetrieb bewährt haben, Ressourcen effizienter nutzen, den Energieverbrauch reduzieren und umweltfreundliche Technologien integrieren. Die Ausschreibung legt besonderen Wert auf innovative Strategien und Technologien, die nicht nur die Umweltbelastung reduzieren, sondern idealerweise auch die Patientenorientierung verbessern.

Bewerbungskriterien und Teilnahme

Teilnahmeberechtigt sind Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen sowie Krankenkassen, Vereine, Stiftungen, Expert:innen und Unternehmen des Gesundheitswesens im deutschsprachigen Raum. Die Bewerbung muss in deutscher Sprache verfasst und über das Online-Formular auf der Website der Christoph Lohfert Stiftung (www.christophlohfert-stiftung.de) eingereicht werden. Einsendeschluss ist der 28. Februar 2025. Die feierliche Preisverleihung findet am 16. September 2025 im Rahmen des Hamburger Gesundheitswirtschaftskongresses statt.

Über die Christoph Lohfert Stiftung

Die Christoph Lohfert Stiftung engagiert sich für die nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung und fördert praxisnahe, innovative Ansätze zur Verbesserung der Qualität und Patientenorientierung. Der seit 2012 jährlich ausgeschriebene Lohfert-Preis prämiert wegweisende Projekte, die eine Brücke zwischen Theorie und Praxis schlagen und die Patientenversorgung verbessern. Die Preisträgerprojekte werden von einer unabhängigen Jury mit Vertreter:innen aus dem Gesundheitswesen ausgewählt.

Kontakt

Christoph Lohfert Stiftung, Stiftungskommunikation, Tanja Brunner/Julia Hauck, pres-se@christophlohfert-stiftung.de, T +49.40.55 77 54 00

Links

Bewerbungsplattform:  https://www.christophlohfert-stiftung.de/lohfert-preis/ausschreibung-2025/

Pressemeldung: https://www.christophlohfert-stiftung.de/panorama/fuer-lohfert-preis-2025-bewerben/

Jury 2025: https://www.christophlohfert-stiftung.de/lohfert-preis/die-jury/

Landesverbandssitzung BDC|Rheinland-Pfalz

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir laden Sie recht herzlich zur Sitzung des BDC-Landesverbandes Rheinland-Pfalz ein, die auch dieses Mal in Kooperation mit der ANC-Rheinland-Pfalz stattfinden wird.

Datum 27.11.2024
Uhrzeit 17:00 Uhr
Ort KV Hauptverwaltung Mainz
Isaac-Fulda Allee 14
55124 Mainz

Im Anschluss Sitzung der ANC Rheinland-Pfalz

Die genaue Agenda und weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Anhang.
Wir bitten um Ihre Anmeldung anhand des beigefügten Anmeldeformulars bis spätestens 15.11.2024.
Fortbildungspunkte wurden beantragt.
Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Jörg Fischböck
LV-Vorsitzender BDC|Rheinland-Pfalz
Dr. med. Thomas Catterjee
Stellv. LV-Vorsitzender BDC|Rheinland-Pfalz

Seminar Basischirurgie in Berlin – erwirb das nötige Grundwissen im frühen Stadium deiner Karriere!

Das Seminar Basischirurgie vermittelt Berufseinsteiger:innen das nöti­ge theoretische Grundwissen und die ersten praktischen Fertigkeiten, die für eine chirurgische Tätigkeit auf Station, in der Ambulanz, der Notaufnahme und auf der Intensivstation in den ersten beiden Jahren erforderlich sind.

In den Workshops trainieren die Teilnehmer:innen Hand- und Klammernaht, Elektrochirurgie und Gewebefusion, Virtuelles im/für den OP, Minimalinvasive Chirurgie, Osteosynthese, Thoraxdrainagen und Reanimation.

Nach Teilnahme an einem Seminar Basischirurgie und einem weiteren Work­shop oder Seminar des Curriculums verleiht die BDC|Akademie das BDC-Zerti­fikat Basischirurgie.

Zum Programm

Einladung zur Mitgliederversammlung der Landesverbände BDC|Bremen und BDC|Niedersachsen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir dürfen Sie zu unserer jährlichen Mitgliederversammlung der Landesverbände BDC|Niedersachsen und BDC|Bremen inklusive Fachvorträge zu Chirurgie und Unfallchirurgie und Berufspolitik und Wahlen des LV|Niedersachsen einladen.

Datum: 02.11.2024
Uhrzeit: 09:00 – 13:15 Uhr
Ort: Bildungs- und Veranstaltungszentrum des Städtischen Klinikum Braunschweig gGmbH
Naumburgstraße 15, 38124 Braunschweig
Raum Wolfsburg

Die Agenda entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Wir bitten Sie um Ihre Anmeldung bis spätestens 21.10.2024 an mail@bdc.de

Mit freundlichen Grüßen
Ihre

Prof. Dr. Tim Glowka
Komm. Vorsitzender
BDC|Niedersachsen
Dr. Knut Müller-Stahl
Vorsitzender
BDC|Bremen

 

Der BDC beim DKOU – ein Rückblick in Bildern

Seit dem 22. bis zum 26. Oktober findet in Berlin der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie statt. Wie jedes Jahr ist der BDC mit einem Stand vor Ort und steht Mitgliedern und Interessierten für den Austausch zur Verfügung. Vorstand, Geschäftsführung und BDC-Mandatsträger:innen leiteten Sitzungen und engagierten sich mit Vorträgen. Die Sitzung „Vorbereitung auf die Niederlassung“, unter anderem organisiert vom Jungen Forum O und U war restlos ausgebucht. Niederlassungswillige Fachärzt:innen der Orthopädie und Unfallchirurgie erhielten hier wertvolle Informationen zur Vorbereitung auf die eigene Praxis.

Am Donnerstag gab BDC-Geschäftsführerin Dr. Friederike Burgdorf bei der Sitzung „Chirurgie und Assistenzberufe“ interessante Einblicke in die Entwicklung und Bedeutung der Assistenzberufe an Klinik und in der Praxis. Ebenfalls am Donnerstag beschäftigen sich die Referentinnen und Referenten, BDC-Vizepräsident Dr. Jörg-A. Rüggeberg, Professor Benedikt Braun, Dr. Ralf Schmitz und Dr. Annika Hättich unter der Moderation von Dr. Peter Kalbe mit dem wichtigen Thema „Der chirurgische Lebensweg – Nachwuchs begeistern, gewinnen, entwickeln und halten“.

                  Bilder: BDC

Einladung zum Jahrestreffen des BDC|Mecklenburg-Vorpommern 2024

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die politischen Vorhaben zur Umgestaltung des deutschen Gesundheitswesens werden weiter vorangetrieben. Noch ist für viele Leistungserbringer nicht erkennbar, in welcher Funktion sie sich in welcher Art System wiederfinden. Dies wird flankiert durch die vielfältigen innen- und außenpolitischen Probleme, die eine konstruktive Gesundheitspolitik immer weniger wahrscheinlich machen. Aber auch die individuellen Veränderungen innerhalb der Gesellschaft lassen bislang hochgeschätzte chirurgische Tugenden wie Zuverlässigkeit und Akkuratesse zunehmend unwichtig erscheinen. Die kompetente medizinische Versorgung der Bevölkerung erscheint damit weiter gefährdet; was können wir noch dagegen tun? Nutzen wir die Gesprächsrunde im Rahmen unseres Jahrestreffens, um gemeinsame Sichtweisen zu finden.

11.11.2024
19:00 Uhr
Brasserie Hermann
Gützkower Str. 1, 17489 Greifswald

Wir bitten Sie um Ihre Anmeldung bis spätestens 08.11.2024 per Mail an:
lutz.wilhelm@kkh-demmin.de.
Im Anhang finden Sie die Agenda zur Veranstaltung.

Mit freundlichen Grüßen

Priv.-Doz. Dr. Lutz Wilhelm
Landesverbandsvorsitzender
Dr. med. Christoph Prinz
Stellv. Landesverbandsvorsitz
Dr. Thomas Nowotny
Regionalvertreter NL
Dr. Andreas Oling
Stellv. Regionalvertreter NL

DGKCH: Tipps für Eltern zur Prävention von Gehirnerschütterung und Versorgung bei betroffenen Kindern und Jugendlichen

In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 50.000 bis 60.000 Kinder ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Gehirnerschütterung. Die meisten dieser Fälle sind mild und erfordern keinen Klinikaufenthalt. In etwa 5-10 % der Fälle ist jedoch eine stationäre Behandlung erforderlich. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH) informiert Eltern über die wichtigsten Fakten zum Thema und gibt Tipps, wie eine Gehirnerschütterung bei Kleinkindern und Jugendlichen verhindert, erkannt und behandelt werden kann. Die DGKCH unterstützt damit die Initiative Deutsches-Stiftungszentrum, die am 20. Oktober den Tag der Gehirnerschütterung unter dem Motto „Schütz deinen Kopf!“ begeht.

PD Dr. med. habil. Peter Zimmermann, kinderchirurgischer Oberarzt am Universitätsklinikum Leipzig und ausgewiesener Experte in der Behandlung von verunfallten Kindern und Jugendlichen, beantwortet die wichtigsten Fragen zur Gehirnerschütterung.

Schädel-Hirn-Trauma/Gehirnerschütterung – was ist das eigentlich?

Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist eine Verletzung des Kopfes, die durch einen Sturz oder einen Aufprall verursacht wird. Dabei kann es zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns kommen. Eine Gehirnerschütterung stellt die mildeste Form eines SHT dar. Obwohl sie in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich ist, sollte eine Gehirnerschütterung, insbesondere bei Säuglingen und Kindern, ernst genommen und im Zweifelsfall ärztlich abgeklärt werden.

Welche Symptome treten bei Säuglingen und welche bei Kindern auf?

Die Symptome einer Gehirnerschütterung können sich bei Säuglingen und älteren Kindern unterscheiden. Bei Säuglingen sind die Anzeichen oft schwerer zu erkennen. Zu den möglichen Symptomen zählen Erbrechen, übermäßige Müdigkeit und Verhaltensänderungen. Da Säuglinge nicht in der Lage sind, typische Beschwerden wie Kopfschmerzen zu äußern, ist besondere Vorsicht geboten. Ältere Kinder hingegen zeigen häufiger klare Anzeichen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen.

Es ist wichtig, Kinder nach einem Unfall genau zu beobachten, da sich Symptome manchmal erst nach Stunden oder sogar Tagen zeigen. Einige Warnzeichen, die eine sofortige ärztliche Untersuchung erforderlich machen, sind Bewusstlosigkeit, die länger als fünf Sekunden anhält, wiederholtes Erbrechen, starke Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder deutliche Verhaltensänderungen. Auch sichtbare Verletzungen am Kopf oder Unterschiede in der Pupillengröße sollten ernst genommen werden. In solchen Fällen ist eine sofortige ärztliche Abklärung notwendig, um schwerwiegendere Komplikationen auszuschließen.

Wie gefährlich ist eine Gehirnerschütterung bei Säuglingen und Kindern?

Gehirnerschütterungen können sowohl bei Säuglingen als auch bei Kindern ernsthafte Folgen haben, müssen aber unterschiedlich bewertet werden. Bei Säuglingen ist das Risiko aufgrund ihres noch unreifen Nervensystems höher. Bei älteren Kindern sind Gehirnerschütterungen in der Regel weniger gefährlich, und die meisten Kinder erholen sich vollständig, sofern keine zusätzlichen Risikofaktoren vorliegen. Dennoch sollten Eltern auf mögliche Langzeitfolgen wie das postkommotionelle Syndrom achten (anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsprobleme), das bei etwa 10-15 % der Kinder auftreten kann, besonders nach wiederholten Kopfverletzungen. Es ist wichtig, dass Kinder nach einer Gehirnerschütterung ausreichend Zeit zur Erholung haben, bevor sie wieder körperliche Aktivitäten aufnehmen.

Welche präventiven Maßnahmen gibt es, um Stürze von Säuglingen und Kindern zu vermeiden?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Stürze und Verletzungen bei Kindern zu vermeiden. Im häuslichen Umfeld sollten Schutzgitter an Treppen und Fenstern angebracht, Möbelkanten gepolstert und Stolperfallen beseitigt werden. Babys und Kleinkinder sollten nie unbeaufsichtigt auf erhöhten Flächen wie Wickeltischen oder Betten gelassen werden. Im Freien ist das Tragen eines Helms bei Aktivitäten wie Radfahren oder Skateboarden unerlässlich. Auch auf Spielplätzen sollten Eltern auf sichere Spielgeräte und die Einhaltung von Spielregeln achten. Außerdem ist die Verwendung altersgerechter Kindersitze im Auto ein wichtiger Schutzmechanismus. Durch diese Maßnahmen können viele Unfälle und Verletzungen vermieden werden.

Wann ist es notwendig, einen Arzt aufzusuchen oder in die Notaufnahme zu gehen?

Eltern sollten besonders wachsam sein, wenn ihr Kind eine Kopfverletzung erlitten hat. Bestimmte Symptome erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung, darunter Bewusstlosigkeit, anhaltende starke Kopfschmerzen, wiederholtes Erbrechen oder ungewöhnliche Schläfrigkeit und Verwirrtheit. Auch Krampfanfälle, Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren sowie eine gespannte Fontanelle bei Säuglingen sind ernstzunehmende Warnsignale. Die Fontanelle ist eine weiche Stelle im Schädel von Babys, die das Wachstum des Gehirns und die Geburt erleichtert. Die Fontanelle schließt sich meist zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat. Falls keine dieser Symptome auftreten, kann es ausreichen, das Kind zu Hause zu beobachten. Dennoch gilt: Im Zweifelsfall lieber einmal zu oft den Arzt aufsuchen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Meistens kann das Kind zu Hause bleiben: Wie behandle ich mein Kind?

Zu Hause ist es wichtig, das Verhalten des Kindes genau zu beobachten. Wenn das Kind erbricht, über Kopfschmerzen klagt oder ungewöhnlich müde wirkt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Körperliche und geistige Ruhe sind entscheidend, und Aktivitäten wie Bildschirmzeit oder laute, stimulierende Reize sollten vermieden werden. Mindestens 24 bis 48 Stunden Erholung sind notwendig, bevor das Kind wieder normale Aktivitäten aufnimmt.

Erkennung von ernsthaften Beulen – wie beurteile ich sie?

Eine harte Beule nach einem Sturz ist in der Regel unbedenklich und deutet nicht auf eine schwerwiegende Verletzung hin. Eine weiche, teigige Schwellung hingegen könnte auf einen Bruch oder Riss im Schädelknochen hindeuten – in diesem Fall sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Eine Beule an der Stirn mit einer weichen Schwellung in der Mitte ist in der Regel harmlos. Trotzdem sollten solche Verletzungen beobachtet und im Zweifelsfall medizinisch abgeklärt werden.

Symptome und Warnzeichen einer Gehirnerschütterung in der Übersicht

  • Bewusstlosigkeit (länger als 5 Sekunden)
  • Wiederholtes Erbrechen
  • Starke Kopfschmerzen
  • Übermäßige Müdigkeit oder Schläfrigkeit
  • Verwirrtheit oder Verhaltensänderungen
  • Vermehrtes Weinen oder ungewöhnliches Verhalten bei Säuglingen
  • Unterschiede in der Pupillengröße
  • Krampfanfälle
  • Sichtbare Kopfverletzungen
  • Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren
  • Gespannte Fontanelle bei Säuglingen

PD Dr. med. habil. Peter Zimmermann
Oberarzt
Facharzt für Kinderchirurgie
Facharzt für Allgemeine Chirurgie
Facharzt für Chirurgie und spezielle Unfallchirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig

BDC fordert erneut die Sicherung der Weiterbildungsfinanzierung

Der BDC hat erneut auf die dringende Berücksichtigung der ärztlichen Weiterbildung im KHVVG hingewiesen. In einem offenen Brief an den Gesundheitsausschuss des Bundestagesfordert der Verband umfassende Anpassungen der ärztlichen Weiterbildung. In dem Schreiben heißt es (Auszug):

Die Finanzierung der Weiterbildung als Teil der Daseinsvorsorge ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann nicht ausschließlich aus bestehenden Ressourcen realisiert werden, die dann aus der übrigen Versorgung abgezogen werden. Die ureigene Aufgabe des Gesetzgebers, die Finanzierung
der ärztlichen Weiterbildung sicherzustellen, wird schon lange ignoriert.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, fordert der BDC daher, faire und transparente Regelungen zur Finanzierung der ärztlichen Weiterbildung. Die Kosten der Weiterbildung müssen in Zukunft transparent und trägerunabhängig refinanziert werden und den klinischen und ambulanten Einrichtungen zugewiesen werden, in denen tatsächlich die Weiterbildung stattfindet.

Das Schreiben im Detail ist hier auf der Kampagnenseite Kein Weiter Ohne Bildung nachzulesen.

GOÄ-Reform: Deutliche aber konstruktive Kritik der niedergelassenen Chirurginnen und Chirurgen

Bei einer Sondersitzung am 9. Oktober hat das Referat niedergelassene Chirurgen (RNC) im Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) gemeinsam mit dem BDC-Vorstand Forderungen an die zwischen der Bundesärztekammer und dem PKV-Verband abgestimmte Reform-GOÄ beschlossen.

Scharfe Kritik übten die Teilnehmenden an den deutlichen Abwertungen vor allem komplexer operativer Leistungen im Vergleich zur früheren ärzteeigenen Version. Dies betrifft auch häufig in der Niederlassung durchgeführte Operationen, wie etwa die Arthroskopien, die in Einzelfällen schlechter bewertet sind als im EBM. Unter anderem kritisierten die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen auch die Abwertung der in den Praxen häufig durchgeführten Röntgenuntersuchungen. Sie bezweifeln, dass ein finanzieller Ausgleich über die Aufwertung von Gesprächsleistungen und neu eingeführte Betreuungsleistungen möglich sein wird.
„Bei aller berechtigten Kritik konnten wir uns dennoch schlussendlich darauf einigen, den vorliegenden Reformentwurf nicht in Bausch und Bogen abzulehnen, sondern anhand einer vorgegebenen Matrix einzelne Fallkonstellationen zu berechnen und dadurch dringend notwendige Anpassungen zu identifizieren“, kommentiert der Leiter des Referats, Dr. Ralf-Wilhelm Schmitz, das Ergebnis der Sitzung. Dieser Prozess soll alle häufig durchgeführten chirurgischen Leistungen im niedergelassenen Bereich umfassen und Ende November abgeschlossen sein.

„Zusammen mit den Rückmeldungen aus den stationär tätigen operativen Bereichen werden wir eine substanzielle und durch Beispielrechnungen unterstützte Grundlage für die zugesagten weiteren Gespräche mit der Bundesärztekammer haben. Wir hoffen sehr, dass wir auf dieser Basis zu einem guten Ergebnis kommen werden“, ergänzt BDC-Vizepräsident Dr. Peter Kalbe.

„Als Berufsverband haben wir uns in den letzten sieben Jahren gemeinsam mit den wissenschaftlichen Fachgesellschaften bei der Fortentwicklung der GOÄ zu einer modernen Gebührenordnung intensiv eingebracht. Daher erwarten wir nun, durch exakte Auswirkungsanalysen und Nachbesserungen bei den unzureichenden Bewertungen einzelner Operationen, doch noch eine allgemein konsentierte Reform zu schaffen, auch wenn dies nicht mehr in der laufenden Legislaturperiode des Bundestages gelingen dürfte“, betont BDC-Präsident Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer. In dieser Weise hatte sich der BDC zuvor auch schon in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der Bundesärztekammer geäußert.