Alle Artikel von Dr. Jörg Ulrich Ansorg

Editorial: Wie viel Vertretung brauchen Chirurginnen und Chirurgen in Deutschland?

Eine schwierige Frage, auf die man gerade von Standesvertretern und Verbandsfunktionären sehr unterschiedliche Antworten bekommt. Aber eigentlich ist die Sache ganz einfach. Sicher braucht nahezu jeder Chirurg die Mitgliedschaft in einem Berufsverband. Nicht weil sie Pflicht wäre, wie die Kammer- und KV-Mitgliedschaft, sondern weil hier Preis und Leistung stimmen. Von der berufspolitischen Interessenvertretung über diverse Beratungsleistungen bis zur chirurgischen Weiter- und Fortbildung und umfangreichen weiterführenden Dienstleistungen.

Die meisten Berufsverbände wurden im Nachkriegsdeutschland gegründet und haben sich zu gut organisierten Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen entwickelt. So auch der BDC, der in diesem Jahr sein 50jähriges Bestehen mit einem Festakt in Berlin gefeiert hat. Kein rauschendes Fest mit Gala-Dinner oder VIP-Shuttleservice, sondern eine angemessene Veranstaltung der Reflexion und sozialpolitischen (Zukunfts-)Diskussion im Langenbeck-Virchow-Haus Berlin.

Mehr als 16.000 Chirurginnen und Chirurgen schätzen die Dienstleistungen des BDC, das sind über 80 Prozent aller aktiven Chirurginnen und Chirurgen in Deutschland. 650 kamen allein im Jahr 2010 neu hinzu. Besonders stolz sind wir beim BDC darauf, der Verband der jungen Chirurgen zu sein. Mit knapp 5.000 Mitgliedern sind die Assistenzärzte die stärkste Mitgliedergruppe, der wir uns besonders verpflichtet fühlen.

Der BDC bietet neben den genannten Dienstleistungen den besten Versicherungsservice für Chirurgen im Markt, versteht sich als Motor der Erschließung neuer Medien für die chirurgische Gemeinschaft und ist vor allem fachlich neutrale Plattform für die immer höher spezialisierten Fachärzte und Experten im Gebiet Chirurgie. Er bildet dabei als einer der wenigen Verbände eine sektorübergreifende Klammer und vereint neben einer Mehrheit klinisch tätiger Kolleginnen und Kollegen auch 2.500 Niedergelassene unter seinem Dach.

Neben dem Berufsverband entscheiden sich viele Chirurginnen und Chirurgen für eine Mitgliedschaft in „ihrer“ chirurgischen Fachgesellschaft. Hier haben sie ihre fachlich-wissenschaftliche Heimat und können in der Regel den Jahreskongress kostenfrei besuchen. Neue Entwicklungen aus Wissenschaft und Medizintechnik stehen dort im Mittelpunkt der Diskussion und Arbeit. Entsprechend der Spezialisierungstendenz unseres Gebietes haben sich für jede chirurgische Säule nach und nach Fachgesellschaften herausgebildet, teilweise in einem anstrengenden Emanzipationsprozess.

Wieviel Vertretung braucht also ein Chirurg? (S)einen Berufsverband und (s)eine Fachgesellschaft. Zwei Mitgliedschaften reichen für fast jeden. Alle weiteren Verbände und Gesellschaften benötigen gute Argumente (neudeutsch „unique selling points“), um Mitglieder zu gewinnen oder zu halten. Oder eine traditionsreiche Geschichte, der sich viele verpflichtet fühlen und die als Gütegemeinschaft aus sich heraus „existiert“, ohne klare Antworten auf die Herausforderungen des Alltags geben zu müssen.

Den meisten Chirurgen und erst recht Ärzten und interessierten Laien außerhalb der Chirurgie fällt es schwer, zwischen den Einzelgesellschaften und –verbänden zu differenzieren. Wenn es eine erfolgreiche Nachwuchskampagne oder E-Learning-Plattform gibt, wurde die „von den Chirurgen“ ins Leben gerufen, nicht von einem Berufsverband. Und das ist gut so. Wenn es klare Ergebnisse der berufspolitischen Arbeit auf dem Ärztetag und in der Bundesärztekammer, bei Kassenärztlichen Vereinigungen und InEK sowie im Gesundheitsministerium gäbe, wären auch diese ein Erfolg „der Chirurgen“.

Dass der letzte Satz vom Konjunktiv dominiert wird, liegt an der Vielstimmigkeit des Kanons, den wir Chirurgen gerade innerhalb der ärztlichen Selbstverwaltung anstimmen. Hier ist weder ein klares Ziel zu erkennen, noch eine starke Stimme zu vernehmen. „Zu verstrickt und verzettelt in den eigenen Reihen“, stellen dann selbst wohlwollende Beobachter fest und wenden sich ab.

Wenn wir gemeinsam als großes und starkes Fachgebiet die Zukunft gestalten wollen, müssen die chirurgischen und (seit einigen Jahren) orthopädischen Verbände und Fachgesellschaften zu mehr Gemeinsamkeit finden, sich klare Regeln für eine konzertierte Zusammenarbeit geben und ihre Ziele und Aufgaben(teilung) klar definieren. Parallelstrukturen sind zu vermeiden und abzubauen, die persönliche Profilierung der gemeinsamen Sache unterzuordnen.

Dieser „Einheit der Deutschen Chirurgie“ ist die vorliegende Ausgabe der BDC-Mitgliederzeitschrift sowie die Arbeit des BDC-Präsidiums in diesem Jahr gewidmet. Lesen Sie dazu den programmatischen Artikel unseres Präsidenten sowie die Pläne unserer Referatsleiter und Präsidiumsmitglieder.

Das Jahr 2011 wird viel Neues bringen und die ersten Früchte der Bemühungen um mehr Einheit für jeden erlebbar machen. Im Februar diskutieren wir gemeinsam mit Wissenschaftlern, Politikern, Philosophen und Ökonomen, ob und wie das deutsche Sozialsystem zukunftsfähig umgestaltet werden kann. Oder fährt das System wirklich schon im Jahr 2016 vor die Wand? „Quo vadis“ wird darauf am 4. Februar in Berlin interessante Beiträge und aufschlussreiche Diskussionen liefern.

Anfang März 2011 wird dann mit dem ersten gemeinsamen Bundeskongress von BNC, BDC und BAO in Nürnberg ein Meilenstein auf dem Weg zu mehr Gemeinsamkeit innerhalb der chirurgischen Gemeinschaft für viele Chirurginnen und Chirurgen persönlich erlebbar. In diesen Kongress bringen wir als BDC den Chirurgentag ein und setzen damit ebenso ein Zeichen, wie jedes unserer Mitglieder, das sich für eine Teilnahme an diesem Fortbildungskongress entscheidet.

Bereits zwei Wochen später wird es dann in Berlin einen gemeinsam mit vielen Fachgesellschaften organisierten Nachwuchskongress geben. Auch hier werden „die Chirurgen“ Präsenz zeigen und als Gemeinschaft für das eigene Gebiet und ihren faszinierenden Beruf werben. Und die erste Neuerung im Jahr 2011 lesen Sie gerade: Die erste Ausgabe unserer neuen Mitgliederzeitschrift „Passion Chirurgie“. Auch wenn sich alle erst an dieses Medium gewöhnen müssen und es noch viel zu optimieren gibt: Wir sind sicher, mit dieser kleinen Revolution den richtigen Weg gegangen zu sein. Lesen Sie zu den Hintergründen und Perspektiven den Artikel „Passion Chirurgie“ in dieser Ausgabe.

Ansorg, J. Editorial, Passion Chirurgie, 01/2011, Artikel 01_01

Passion Chirurgie – Die neue Mitgliederzeitschrift des BDC

In den letzten Ausgaben der Zeitschrift „Der Chirurg BDC“ hatten wir Ihnen unter dem Generalthema „Wandel“ die zukünftigen Veränderungen Ihrer Mitgliederzeitschrift bereits vorgestellt. Mit diesem Artikel wollen wir Sie nun konkret mit dem neuen Zeitschriftenformat des BDC vertraut machen, die Inhalte vorstellen und Sie motivieren, die Januarausgabe von „Passion Chirurgie“ für die ersten eigenen Schritte in der neuen Kommunikationswelt des BDC zu nutzen.

„Passion Chirurgie klingt nach Oberammergau“, meinten einige Kollegen spontan, als sie den neuen Titel unserer Zeitschrift das erste Mal hörten. Und auch wenn wir alle schon die Chirurgie mit einem gewissen Leiden betrieben haben, legen wir doch weitaus mehr in diesen emotionalen Titel. Chirurgie ist mehr als ein Job, sie ist Berufung und Leidenschaft, der wir uns mit Herz und Hand verschrieben haben. Dies wird gerade durch ein berufspolitisches Magazin reflektiert, wie es unsere Zeitschrift ist und sein will. Nicht von der chirurgischen Wissenschaft soll hier die Rede sein, sondern vom Leben als Chirurgin und Chirurg, das wir als BDC-ler ganz bewusst gewählt haben. Gemeinsam mit und für unsere Mitglieder wollen wir uns aktiv einmischen, um die Arbeitsbedingungen und den Respekt für Chirurgen in Deutschland zu verbessern.

Gleichzeitig wollen wir unsere Zeitschrift für die chirurgischen Fachgesellschaften öffnen, um aktuelle Entwicklungen aus den chirurgischen Disziplinen allen interessierten Kolleginnen und Kollegen näher zu bringen, auch wenn sie selbst in einer anderen chirurgischen Disziplin zu Hause sind. Nur so wird es uns gelingen, die Einheit aller Chirurgen trotz vieler Subdisziplinen zu bewahren und zukünftig wieder mit einer gemeinsamen starken Stimme zu sprechen. Denken Sie bei einem guten Glas Wein einmal darüber nach, was für Sie die „Passion Chirurgie“ bedeutet und Sie werden wie einer unserer Vizepräsidenten feststellen „…dass dieser Titel recht genial ist und viel mehr transportiert, als mir auf dem ersten Blick in den Sinn kam.“

Was ändert sich?

Vorweg: die wesentliche Änderung unserer Mitgliederzeitschrift wird die vorrangig elektronische Publikationsweise sein. Die gewohnte monatliche Erscheinungsweise unserer Zeitschrift wird beibehalten, jedoch ausschließlich auf elektronischem Wege. Die neue elektronische Mitgliederzeitschrift „Passion Chirurgie“ werden Sie sowohl an Ihrem PC und Mac lesen können, als auch auf nahezu allen verfügbaren neuen Lesegeräten wie iPad, Galaxy Tab oder WePad.

Eine Papierversion wird zusätzlich quartalsweise erscheinen. Diese gedruckte Ausgabe bietet jeweils einen Querschnitt der (elektronisch erschienenen) Artikel des vergangenen Quartals. Das quartalsweise Erscheinen einer gedruckten Mitgliederzeitschrift ist für BDC-Mitglieder natürlich ein Rückschritt, in vielen anderen Verbänden und Gesellschaften aber der übliche Rhythmus. Das BDC-Präsidium und wir hoffen, unserem Mitgliedern mit dieser Neuausrichtung unserer Zeitschrift den Übergang so leicht wie möglich gestalten.

Hintergrund der Entscheidung

Grund für diese Neuausrichtung der Mitgliederzeitschrift ist übrigens nicht die Affinität des BDC-Geschäftsführers oder des Vorstandes zu den neuen Medien, sondern eine Entscheidung des BDC-Präsidiums auf Basis klarer finanzieller Zwänge. Die Kosten für die Mitgliederzeitschrift sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Nach einer Verdopplung der Gebühren im Jahr 2009 beabsichtigte der bisher mit uns zusammenarbeitende Verlag eine erneute Verdopplung der Gebühren für 2011 auf eine knappe viertel Million Euro. Dies wäre mit dem aktuellen Etat des BDC-Jahreshaushaltes nicht darstellbar gewesen.

Damit wäre die Umstellung der Erscheinungsweise auf eine Ausgabe alle zwei oder drei Monate oder alternativ die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge unausweichlich gewesen. Der nun gefundene Kompromiss versucht, sowohl dem kontinuierlich hohen Informationsbedarf und dem verfügbaren finanziellen Rahmen gerecht zu werden. Wir können mit den 12 elektronischen Ausgaben unseren Mitgliedern auch weiterhin aktuelle Informationen zeitnah zur Verfügung stellen und sind andererseits in der Lage, die entstehenden Kosten konstant unter den Stand von 2009 und 2010 zu drücken. Gleichzeitig können wir unseren Mitgliedern mit den vier gedruckten Quartalsausgaben einen weichen Übergang bieten, der die wesentlichen Informationen wie gewohnt gedruckt ins Haus bringt.

Als besonderes „Bonbon“ werden wir publizistisch und finanziell unabhängig und geben unsere Zeitschrift ab Januar 2011 im Eigenverlag heraus, was sich mittel- und langfristig positiv auf die Ertragslage auswirken wird. Die „Passion Chirurgie“ wird vom Start weg die auflagenstärkste Chirurgenzeitschrift Deutschlands sein und sich nach einer gewissen Einführungszeit sicher auch als interessantes Anzeigenmedium für unsere Industriepartner etablieren. Die damit generierten Einnahmen werden direkt unserer Arbeit und damit den BDC-Mitgliedern zugutekommen.

Neue Mitgliederzeitschrift in elektronischem Format

Die Einzelausgaben unserer Zeitschrift „Passion Chirurgie“ werden auch zukünftig Schwerpunktthemen aufgreifen und alle BDC-Mitglieder mit relevanten berufspolitischen, juristischen und wirtschaftlichen Informationen versorgen. Zusätzlich steht Ihnen der gesamte Service des BDC über die Zeitschrift zur uneingeschränkten Verfügung, viele Dienstleistungen sind jetzt sogar noch einfacher über die Zeitschrift erreichbar. Wir sind überzeugt, dass Sie nach kurzer Zeit der Gewöhnung zum Beispiel den Wegfall des Medienbruches zwischen Papier und Internet nicht mehr missen wollen. Sie werden zum Beispiel direkt aus der Seminarliste am Ende jeder Ausgabe heraus auf die Online-Anmeldung weiterverbunden, haben Zugriff auf die BDC-Rahmenverträge und Versicherungen, können zu Literaturstellen springen, weiterführende Informationen recherchieren oder Dokumente herunterladen.

Zugang zur „Passion Chirurgie“

Die elektronischen Monatsausgaben der neuen BDC-Mitgliederzeitschrift können Sie auf verschiedenen Wegen lesen. Da unsere Zeitschrift im universellen eBook-Format EPUB erscheint, ist zur Anzeige ein spezielles Programm erforderlich. Die Nutzung funktioniert dann ähnlich den bekannten PDF-Dateien, für die auch ein spezielles Leseprogramm erforderlich ist. Für die neuen Tablet-Geräte haben wir spezielle Programme (sog. Apps) entwickelt, die einmalig auf Ihrem Gerät (z. B. iPad, Galaxy Tab oder WePad) installiert werden müssen. Wir sind sehr stolz darauf, gleichzeitig auf nahezu allen verfügbaren Tablet-Geräten mit diesen speziellen Programmen präsent zu sein und gleichzeitig auch das Lesen am PC und Mac zu gewährleisten. Diese Leseprogramme informieren Sie automatisch über neue Ausgaben und übernehmen auch die Legitimation sowie das Herunterladen für Sie.

Wenn Sie die Zeitschrift auf dem PC oder Mac lesen wollen, ist die Installation eines sogenannten EPUB-Readers erforderlich. Besonders gut eignen sich dafür die Reader „Adobe Digital Editions“ sowie „Calibre“, wobei letzterer technisch etwas überladen ist. Diese Programme können Sie kostenfrei herunterladen (Links siehe Tabelle 1) und auf Ihrem Rechner installieren. Anschließend laden Sie die gewünschten Monatsausgaben von „Passion Chirurgie“ im EPUB-Format von BDC|Online herunter und öffnen sie mit dem EPUB-Reader.

Alle EPUB-Ausgaben unserer Mitgliederzeitschrift, egal ob für Tablet-Geräte oder für PC und MAC stehen ausschließlich BDC-Mitgliedern zur Verfügung. Sie können sie nur dann von BDC|Online oder in den Apps herunterladen, wenn Sie sich zuvor als BDC-Mitglied legitimiert haben. Auf BDC|Online müssen Sie sich dazu einloggen, in den Apps ist die Angabe Ihrer Mitgliedsnummer sowie Ihres Namens erforderlich. Wir informieren Sie monatlich per Newsletter über das Erscheinen der neuesten Ausgabe von „Passion Chirurgie“. Die Leseprogramme der Tablet-Geräte registrieren außerdem selbständig das Erscheinen einer neuen Ausgabe und bieten Sie zum Download in der Jahresliste an.

Passion Chirurgie auf Apple- und Android-Geräten

In den App-Märkten von Apple und Android suchen Sie bitte einfach nach „BDC“, um die App „Passion Chirurgie“ zu finden. Sie können sie einfach kostenfrei herunterladen. Nach der Installation starten Sie das Leseprogramm durch Tippen auf das Icon „Passion Chirurgie“.

Struktur der neuen Zeitschrift

Um unseren Lesern die Orientierung zu erleichtern, haben wir das bereits etablierte System aus 10 Rubriken weiter entwickelt und schärfen so die inhaltliche Struktur der „Passion Chirurgie“. Für viele Rubriken werden wir zukünftig Herausgeber berufen, die sich mit ihrem Wissen und Know-How bereits aktiv in die Arbeit des BDC einbringen und diese Kompetenz nun auch direkt an unsere Mitglieder weitergeben wollen.

Die zehn Rubriken werden durch ein Farbleitsystem ergänzt, das Ihnen auch während des Lesens die Orientierung erleichtert und sich durch alle Ausgaben ziehen wird. An das Editorial wird sich wie bisher das Titelthema der aktuellen Ausgabe anschließen. Ist dieses Titelthema Teil einer feststehenden Rubrik, nimmt es ebenso wie das Deckblatt der Ausgabe die Farbe der Rubrik an. So können Sie bereits aus der Jahresübersicht Ihres Lesegerätes erkennen, welche Ausgabe sich mit welchem Schwerpunkt befasst.

In der nächsten Rubrik geht es um die chirurgische Weiter- und Fortbildung. Hier finden sie neben dem monatlichen CME-Beitrag die regelmäßig erscheinenden Beiträge zu Hygiene- und Riskmanagement. Die folgende Rubrik „Vergütung und Ökonomie“ befasst sich mit Abrechnungsthemen aus Klinik und Praxis, von DRGs über EBM bis zur GOÄ. Gefolgt von den Rubriken „Personal und Karriere“ sowie „Geld und Recht“ geht es in diesen drei Rubriken also um das „Eingemachte“ im Arbeitsumfeld von Chirurginnen und Chirurgen.

Die nächste Rubrik reflektiert wichtige Entwicklungen in der Berufspolitik. Wir bemühen uns hier, Sie über relevante Entwicklungen zu informieren und gleichzeitig den Spagat weg vom Informationsüberangebot zu schaffen. Diese Rubrik soll sich zu einem sinnvollen Filter entwickeln, was sicher einen längeren Entwicklungsprozess erfordert. Die „Live-Rubrik“ unserer Mitglieder verbirgt sich hinter „Fragen und Antworten“. Wir reflektieren hier häufig gestellte Fragen aus unserem Beratungsalltag, die auch für andere interessant sein könnten. Hier stellen wir Ihnen über Links Zugang zu weiterführenden Informationen auf unserer Webseite bereit, damit Sie auf die am häufigsten gelesenen und heruntergeladenen Dokumente zugreifen können.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgen wir mit den beiden letzten Rubriken „BDC Service“ sowie „BDC Intern“. Hier finden Sie die „Konstanten“ der BDC-Dienstleistungen. Neben den Serviceleistungen des BDC werden Sie hier über die Seminarangebote der BDC|Akademie sowie von Drittanbietern informieren. Auch das BDC-Sportteam hat hier seine Heimat. Unter „BDC Intern“ finden Sie Nachrichten und Links der BDC-Landesverbände sowie aktuelle Informationen von und über Ihre Vertreter in den BDC-Gremien. Wir hoffen, Sie hier kontinuierlich an der Arbeit des BDC teilhaben zu lassen und wünschen uns Ihre Unterstützung und Mitwirkung.

Ausblick

Wir sind sehr stolz auf das binnen kürzester Zeit erreichte Ergebnis. Die neuen Publikationswege unserer Zeitschrift sind nicht nur im Bereich der medizinischen Fachverlage führend, sondern können sich auch im Vergleich mit den meisten Publikumsmedien als bahnbrechen behaupten. Es gibt nur sehr wenige elektronische Publikationen, die Sie gleichwertig auf so vielen Geräten lesen und nutzen können. Dafür danken wir an dieser Stelle ganz herzlich allen unseren Partnern, die zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben.

Wir sind uns bewusst, dass es in den nächsten Monaten noch kontinuierlicher Optimierung bedarf, bis wir das perfekte Produkt haben. Wir werden diese Herausforderung mit Leidenschaft angehen und freuen uns schon heute über Ihre Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge. Ende März/Anfang April 2011 wird zusätzlich zur dritten elektronischen Ausgabe die erste gedruckte Ausgabe von „Passion Chirurgie“ auf den Markt kommen. Dies wird natürlich für uns nochmals eine besondere Herausforderung und für Sie als unsere Leser hoffentlich eine ganz besondere Freude. Diese gedruckte „Passion“ wird auch auf dem Chirurgenkongress ausliegen.

Für Anfang des zweiten Quartals 2011 haben wir uns die nahtlose Integration von Mitgliederzeitschrift und Online-Fortbildungsplattform [eCME-Center] vorgenommen. Dann werden auch wieder in jeder Ausgabe die beliebten CME-Artikel publiziert.

Sie werden dann zum Lesen und Auswerten eines CME-Artikels direkt zu Ihrem persönlichen Fortbildungskonto im [eCME-Center] weitergeleitet, können dort den Artikel lesen, die CME-Fragen beantworten und bekommen CME-Fortbildungspunkte gutgeschrieben. All das wird auf den Tablet-Geräten in die Apps integriert werden, sodass Sie nicht einmal das Programm wechseln müssen, um Punkte zu sammeln. Es war nie einfacher, seiner Fortbildungspflicht von zu Hause oder der Klinik aus gerecht zu werden.

Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn

Ergebnisse der BDC-Nachwuchskampagne

Immer weniger junge Mediziner entscheiden sich dafür, Chirurg zu werden. Der Nachwuchsmangel in der deutschen Chirurgie ist immanent, der Wettbewerb um motivierte Berufseinsteiger und qualifizierte Chirurgen voll entbrannt. In den kommenden 10 Jahren gehen 50% der niedergelassenen Chirurgen und ca. ein Drittel aller Krankenhauschirurgen in den Ruhestand. Nahezu 10.000 Stellen werden dann neu zu besetzen sein. Während dafür jährlich mindestens 1.000 Absolventen des Medizinstudiums eine chirurgische Karriere einschlagen müssten, sind es nach verschiedenen Hochrechnungen nur ca. 500 Berufsstarter jährlich, die sich für die Chirurgie entscheiden. Genaue Zahlen gibt es nicht, weil die Landesärztekammern bisher keine solche Statistik führen.

Nicht nur die Chirurgie hat mit dem Attraktivitätsverlust der klinischen Medizin zu kämpfen, hier scheinen die Probleme aber besonders offenkundig zu sein [1]. Neben der langen und oft unkalkulierbaren Weiterbildung scheinen die Ursachen auch in der hierarchischen Abteilungsstruktur, der Bürokratie und der hohen Arbeitsbelastung zu liegen. Anfang 2008 stellte der Berufsverband der Deutschen Chirurgen auf Initiative des „Teams Junge Chirurgie“ im BDC die bundesweit angelegte Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob – ChirurgIn“ vor [2]. Mit ihr sollen gezielt Medizinstudenten in den klinischen Semestern angesprochen werden. Die Nachwuchskampagne sollte realitätsnah über das Berufsbild des Chirurgen informieren und auch die faszinierenden Seiten der Chirurgie kommunizieren.

Bereits zum Auftakt erreichte der BDC enorme Aufmerksamkeit, was sich in vielen Publikationen und Berichten in der Tagespresse und in Magazinen niederschlug.

Informationen zum Berufsbild des Chirurgen

Die BDC-Nachwuchskampagne erregt zunächst mit frechen Parolen wie dem doppelsinnigen „Kein Durchschnittsjob“, „Aufschneider“, „Schnitte“ und „Hingucker“ Aufsehen. Kurz vor Informationsveranstaltungen sind diese Slogans mit korrespondierenden Motiven als Postkarten in Studentenkneipen der betreffenden Universitätsstadt zu finden. Dabei wird ganz bewusst mit einem Augenzwinkern auf den eigenen Berufsstand geblickt. Die Motive und Slogans sollen Aufmerksamkeit und Interesse auslösen.

Ziel ist es, dass die Plakate in möglichst vielen Studenten-WGs hängen. Sie haben im letzten Jahr einen gewissen Kultstatus erreicht. Häufig verschwinden sie schon am Tag des Aufhängens aus den Kliniken und Hörsälen. Für alle Interessenten an dieser Stelle die erfreuliche Nachricht: Sie können die Plakate gern kostenfrei beim BDC bestellen. Eine E-Mail an [email protected] genügt.

Weiterführende Informationen bietet auch die Internetseite der Kampagne unter www.chirurg-werden.de. Ebenso wie in der 2009 fertiggestellten Informationsbroschüre zur Chirurgie findet der Interessierte dort ausführliche Informationen zu den Facetten chirurgischer Tätigkeit, der chirurgischen Weiterbildung und den spezifischen Herausforderungen der 8 chirurgischen Säulen unseres Fachgebietes. In der Broschüre stellen Kolleginnen und Kollegen ihre chirurgische Disziplin vor, berichten über Faszination und Probleme und erläutern, wie sie den Spagat zwischen Berufs- und Privatleben meistern.

Gern stellen wir interessierten Abteilungen in Lehrkrankenhäusern und Universitäten Informationspakete bestehend aus Plakaten, Informationsbroschüren, Buttons und Postkarten zur Verteilung an ihre PJ-Studenten zur Verfügung. Schreiben Sie uns einfach an [email protected]. Die gesamte Kampagne ist vom Prinzip getragen, ehrlich und transparent über den chirurgischen Beruf zu informieren. Es wird deshalb nichts beschönigt und verharmlost. Die Chirurgie wird auch zukünftig ein Beruf mit ungeregelten Arbeitszeiten sein. Durch Initiativen einzelner Krankenhäuser (z. B. durch betriebseigene Kindergärten) wird der chirurgische Beruf aber immer besser mit dem Privatleben vereinbar und deshalb für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv bleiben.

Informationsveranstaltungen in Universitäten und auf Messen

Kernstück der Kampagne sind neben den Aufmerksamkeit erregenden Motiven und der Webseite vor allem die Informationsveranstaltungen in Universitätskliniken. Mit großer Unterstützung der Ordinarien, die sich in der Regel persönlich an der Veranstaltung vor Ort beteiligten, wird ein erfolgversprechender Termin vereinbart. Besonders große Resonanz bei den Studenten wird erreicht, wenn die „Nur Mut!“-Informationsveranstaltung am Anfang des Semesters, z.B. in der Orientierungswoche, stattfindet.

Der BDC unterstützt die Werbung vor Ort mit Plakaten in den Kliniken und Postkarten, die ca. drei Wochen vor der Veranstaltung in Cafés und Studentenkneipen, Fitnessstudios und anderen Plätzen der Region verteilt werden. Plakate und Rundmails der Fachschaft weisen ebenso auf die kommende Informationsveranstaltung hin, wie die Dozenten in ihren Vorlesungen. In diesem Sinne perfekt vorbereitete Veranstaltungen erfreuen sich sehr positiver Resonanz, oft finden hundert Studenten und mehr den Weg zu dieser freiwilligen Sondervorlesung (siehe Tab 1).

Tab 1: Veranstaltungen und Workshops der Kampagne “Nur Mut!”

Termin Ort Typ Ordinarius/Veranstaltung Studenten BDC-Vertreter
Nov 2007 Berlin Messe Perspektiven und Karriere 150 Ans, Kro, Krü
20.11.2007 Jena Messe Landesärztekammer 100 Ans
04.03.2008 Greifswald Info Prof. Heidecke 30 Krü, Ans
08.04.2008 Aachen Info Prof. Schumpelick 50 Kr
10.04.2008 Köln Info Prof. Hölscher 150 Schr, Kro
29.04.2008 Lübeck Info Prof. Bruch 75 Krü, Ans
12.06.2008 Tübingen Info Prof. Königsrainer 40 Krü, Ans
19.06.2008 Frankfurt Info Prof. Bechstein 40 Schr, Kro
30.06.2008 Hamburg Info Prof. Izbicki 50 Schr, Kro
04.10.2008 Berlin Messe DocSteps des mb 100 Krü, Lesch
16.10.2008 Köln Info Prof. Hölscher 150 Schr, Kro
20.10.2008 Würzburg Info Prof. Meffert 100 Ans
28.10.2008 Aachen Info Prof. Schumpelick 60 Kr
28.10.2008 Mannheim Info Prof. Post 200 Hen, Ans
3.-4.11.2008 Berlin Messe Perspektiven und Karriere 50 Ans, Lesch
10.11.2008 Münster Info Prof. Senninger 90 Ans, Nol
12.11.2008 Bonn Info Prof. Hirner 100 Ans
15.11.2008 Berlin Workshop Chirurgie zum Mitmachen 35 Ans, Nol
19.11.2008 Berlin Info Prof. Müller 30 Ans
25.11.2008 Hannover Info Prof. Krettek 82 Krü, Nol
08.01.2009 Dresden Info Prof. Saeger 100 Pol
14.04.2009 Magdeburg Info Prof. Lippert 50 Krü, Ans
17.04.2009 Mainz Info Prof. Lang 10 Hen, Ans
21.04.2009 Köln Info Prof. Hölscher 100 Schr, Val
24.04.2009 Greifswald Kongress Prof. Heidecke 150 Ans
11.05.2009 Regensburg Info Prof. Schlitt 50 Ans
16.05.2009 Berlin Workshop Chirurgie zum Mitmachen 34 Ans, Krü
27.06.2009 Köln Workshop Prof. Hölscher 35 Schr
15.10.2009 Köln Info Prof. Hölscher 150 Schr, Val
20.10.2009 München Info Prof. Friess 60 Ans, Ha
23./24.10.2009 Berlin Messe Perspektiven und Karriere 150 Krü, Ans, Val, Lesch
29.10.2009 Mainz Info Prof. Lang 300 Ans, Hen, Kn
14.11.2009 Essen Workshop Prof. Betzler 35 Schr, Ans
14.11.2009 München Workshop Prof. Heitland 35 Nü, Ha
21.11.2009 Minden Workshop Prof. Gerdes 48 Ans
05.12.2009 Berlin Workshop Chirurgie zum Mitmachen 35 Ans, Krü, Hen
13.03.2010 Berlin Workshop Chirurgie zum Mitmachen 34 Krü, Ans
15.04.2010 Köln Info Prof. Hölscher 150 Schr, Val
17./18.04.2010 Berlin Messe DocSteps des mb 250 Ans
24.04.2010 Mainz Workshop Prof. Lang 40 Kn
05.05.2010 Hannover Info Prof. Krettek 30 Kal
08.05.2010 Krefeld Workshop Prof. Wullstein 35 Hen
29.05.2010 Ahlen Workshop Dr. Klammer 33 Hen
05.06.2010 Hannover Workshop Prof. Krettek 35 Kal

20 Städte                                      ca. 3.700 Studenten erreicht            BDC-Team: 11 Kollegen

Je nach Ausgestaltung durch die Kollegen der Universität dauert eine Informationsveranstaltung zwischen einer und zwei Stunden. Nach der Begrüßung durch den Ordinarius sprechen zwei BDC-Vertreter des „Teams Junge Chirurgie“ über die „Faszination Chirurgie“ sowie die chirurgische Weiterbildung („Wege in die Chirurgie“). Anschließend berichten eine Chirurgin und ein Assistenzarzt über ihre Erfahrungen in der eigenen Klinik. Je nach Interesse und Engagement der Organisatoren vor Ort werden auch Alternativen zur Karriere an der Uniklinik vorgestellt. Dazu werden Kollegen aus kleineren Häusern der Region eingeladen, die ihren Arbeitsalltag vorstellen. Die abschließende Diskussion zieht sich oft über eine halbe Stunde und länger hin.

Auf Studentenmessen wie der „DocSteps“ des Marburger Bundes oder dem Kongress „Perspektiven und Karriere“ des Deutschen Ärzteblattes ist der BDC traditionell mit einem Stand vertreten. Ebenso wie nach dem offiziellen Ende der Uni-Informationsveranstaltungen geht es hier in Einzelgesprächen um persönliche Empfehlungen, Tipps für die Wahl des richtigen Krankenhauses und der chirurgischen Fachrichtung und die Planung der chirurgischen Karriere.

Schnupperkurse „Chirurgie zum Mitmachen“

Immer wieder kam während der Diskussion mit Medizinstudenten die Frage auf, woher man denn wisse, ob Chirurgie das richtige für einen sei. Schließlich ist Chirurgie auch Handarbeit und erfordert manuelles Geschick. Der BDC nahm diese Frage auf und entwickelte gemeinsam mit ausgewählten Industriepartnern ein Tagesseminar mit praktischen Übungen für Medizinstudenten. Unter dem Motto „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen“ wurde dieses Workshopangebot in die Nachwuchskampagne des BDC integriert über die Internetseite der Kampagne angeboten.

Nach einführenden Vorträgen zur chirurgischen Weiterbildung sowie zu Grundprinzipien der Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Orthopädie und Unfallchirurgie geht es an 5 Arbeitsstationen praktisch „zur Sache“. Neben einem Nahtkurs wird ein Gipskurs, ein Osteosynthese-Workshop, Übungen zur Minimalinvasiven Chirurgie sowie ein Kurs zum Wundmanagement angeboten. Einige Kollegen vor Ort bieten weitere Workshops an oder variieren das Angebot. Zum Ende jedes einzelnen Workshops waren die zukünftigen Chirurgen kaum aus den Übungsräumen zu bekommen und zum Wechsel an die nächste Station zu bewegen. Einhellige Meinung der Teilnehmer: Wir wollen mehr Zeit für die praktischen Übungen. Eine Stunde pro Station, vielleicht noch mehr. – Könnt Ihr haben, bei einem Praktikum in der Klinik Eurer Wahl!

Die Seminare werden von der Begeisterungsfähigkeit der Teilnehmer getragen. Noch lange nach Kursende wird diskutiert, über die Möglichkeiten der chirurgischen Karriere und die unterschiedlichen Anforderungen in den 8 chirurgischen Disziplinen. Die Chirurgie präsentiert sich als Ganzes in ihrer faszinierenden Vielseitigkeit zwischen theoretischem Fachwissen und manuellen Fertigkeiten. Für viele Chirurgen macht gerade diese Kombination aus Kopf- und Handarbeit den besonderen Reiz des Faches aus.

Die praktischen Kurse lassen sich prinzipiell in jeder Klinik veranstalten, die ausreichend Seminarräume bietet. Der BDC als Vertreter aller Chirurgen spricht deshalb bei den praktischen Kursen vor allem Lehrkrankenhäuser an. So erhalten auch die nichtuniversitären Kliniken die Chance, sich Medizinstudenten im Rahmen der Nachwuchskampagne zu präsentieren. Neuanmeldungen sind immer willkommen, auch wenn unsere Kapazitäten begrenzt sind. Im laufenden Jahr bietet der BDC 12 praktische Workshops „Chirurgie zum Mitmachen“ an und bringt damit auch die Leistungsfähigkeit der Industriepartner an ihre Grenzen.

Resonanz und Ausblick nach zwei Jahren „Nur Mut!“

Die Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ des BDC wurde vor zwei Jahren ins Leben gerufen. In dieser kurzen Zeit haben wir über 3.500 Studentinnen und Studenten mit Informationsveranstaltungen und praktischen Kursen erreicht. Die Webseite www.chirurg-werden.de wird als Informationsseite und „Tor zur Chirurgie“ von Medizinstudenten geschätzt und hoch frequentiert. Das Kampagnendesign kennt fast jeder Medizinstudent.

Wir sind stolz auf den großen Zuspruch, den die Kampagne bei Studenten und Medien gefunden hat. Wir freuen uns darüber, daß auch die chirurgischen Fachgesellschaften mit speziellen Angeboten für Studenten, z. B. mit Kongress-Stipendien und Summer Schools folgen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie bemüht sich heute mit Presseaktivitäten, auf den Nachwuchsmangel hinzuweisen. Jede Initiative ist eine gute Initiative und unterstützt letztlich auch unsere jungen Kollegen in den Kliniken.

Mit der BDC-Nachwuchskampagne wird bei vielen Studenten das Interesse an der Chirurgie geweckt. Wir erfahren in den Gesprächen immer wieder, dass die Chirurgie ihre Faszination nicht verloren hat, aber bei vielen Studenten einen schlechten Ruf genießt. Schuld sind negative Erfahrungen in Famulaturen oder im Praktischen Jahr. Manchmal weiß man das aber nur von Dritten, weil man sich selbst noch nicht in die Chirurgie vorgewagt hat.

Viele Studenten sind sich auch über die eigenen manuellen Fertigkeiten unschlüssig. Genau an dieser Stelle greift das zweite Angebot im Rahmen der Nachwuchskampagne, der praktische Kurs unter dem Motto „Chirurgie zum Mitmachen“. Die Studenten sind fasziniert von der Vielfalt der Chirurgie und dem Bogen zwischen theoretischer Exzellenz und manuellem Geschick. Die Erfahrung zeigt, daß wir mit der BDC-Nachwuchskampagne auch die unentschlossenen Studenten erreichen und für die Chirurgie begeistern können, die sich noch nicht auf eine bestimmte Fachrichtung festgelegt haben und die der Chirurgie nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen. Diese positive Stimmung muß natürlich anschließend durch positive Erfahrungen in der chirurgischen Klinik, sei es in der Famulatur oder im PJ, verstärkt werden, um einen „neuen Chirurgen“ zu gewinnen.

Wenn die Chirurgie wieder als ernsthafte Alternative in der Karriere eines Mediziners wahrgenommen wird, hat die BDC-Nachwuchskampagne ihr Ziel erreicht. Und selbst bei denen, die persönlich keine Perspektive in der Chirurgie sehen, soll der Eindruck haften bleiben: Chirurgen sind eine ganz besondere Gruppe unter den Ärzten. Kein Job für jeden. Überhaupt kein Job, sondern ein faszinierender Beruf. Für manchen sogar Berufung.

Perspektiven für 2010 und die Folgejahre

Die Nachwuchskampagne des BDC und vor allem das einprägsame Design unter dem Motto „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ ist vielen Medizinstudenten heute eine vertraute Marke. Auch in den kommenden Jahren wollen wir diese Kampagne fortführen. Während im Jahr 2010 der Fokus klar auf den praktischen Kursen „Chirurgie zum Mitmachen“ liegt, werden wir im Jahr 2011 wieder verstärkt Informationsveranstaltungen anbieten.

Im Rahmen des diesjährigen Chirurgentages vom 15.-16. Oktober 2010 wird speziell für Medizinstudenten nach dem PJ erstmals ein zweitägiger Crashkurs zur Vorbereitung auf das „Hammerexamen“ angeboten. Hier werden die wesentlichen Inhalte der Chirurgie in komprimierter Form von Experten vorgetragen. Alle Teilnehmer erhalten ein Script mit weiterführenden Inhalten. Wir bitten alle Kolleginnen und Kollegen, die Studenten im praktischen Jahr betreuen, sie auf dieses neue und nützliche Angebot hinzuweisen. Ebenfalls im Herbst wird auf der Kampagnenwebseite www.chirurg-werden.de eine Suchmaschine für Medizinstudenten freigeschaltet, die bei der Auswahl einer passende Weiterbildungsklinik helfen soll. Hier werden neben der Weiterbildungsermächtigung auch operative Schwerpunkte und weiterführende Angebote für Assistenzärzte dargestellt. Curricula einzelner Kliniken können heruntergeladen werden und die OP-Gesamtzahlen sowie der Anteil an Weiterbildungseingriffen recherchiert werden.

Wir bitten insbesondere Chefärzte und Abteilungsleiter, die Angebote und Daten der eigenen Abteilung auf BDC|Online, Rubrik „Mein BDC/Meine Abteilungs- und Praxisdaten“ zu aktualisieren. Die Datenbasis ist dieselbe, wie für das Buch „Chirurgie in Deutschland 2010/2011“. Beachten Sie Ihre Eintragungen im Reiter „Weiterbildung“.

Die Kampagne sowie die korrespondierende Webseite www.chirurg-werden.de sind eine offene Plattform, die der BDC von Anfang an den chirurgischen Fachgesellschaften zur Kooperation angeboten hat. Hier können Veranstaltungen, Summer Schools, Stipendien usw. angekündigt werden. Ebenso ist eine Integration spezieller Angebote in Informationsveranstaltungen und praktische Kurse möglich.
Die Chirurgie wird von den Studenten trotz der Vielfalt unseres Faches als Einheit wahrgenommen. Das gemeinsame Bemühen um den chirurgischen Nachwuchs kann deshalb ein wichtiger Schritt zu mehr Gemeinsamkeit und Einheit der chirurgischen Verbände und Gesellschaften sein.

Danke

Der Berufsverband dankt allen Ordinarien und Chefärzten sowie deren Mitarbeitern für die Organisation der Informationsveranstaltungen und praktischen Kurse vor Ort. Ohne Ihre tatkräftige Unterstützung wären die Veranstaltungen nicht so erfolgreich verlaufen und hätten nicht den enormen Zuspruch erfahren. Ebenso danken wir den Chirurginnen und Chirurgen, die in den Veranstaltungen ihre Erfahrungen an die Studenten weitergegeben haben. Ein besonders herzlicher Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen des „Teams Junge Chirurgie“ (siehe Tab 2). In der Regel waren zu jeder Veranstaltung zwei Kollegen vor Ort und haben die einführenden Vorträge gehalten. Dazu haben sie meist Urlaub oder Freizeitausgleich eingesetzt und ehrenamtlich gearbeitet. Vielen Dank für Ihren enormen und nicht üblichen Einsatz für unseren Berufsstand.

Tab 2: Team Junge Chirurgie im BDC

Hen Norbert Hennes, Krefeld
Kal Peter Kalbe, Rinteln
Kro Carsten J. Krones, Aachen
Krü Matthias Krüger, Magdeburg
Lesch Gunda Leschber, Berlin
Nol Jan Nolde, Lübeck
Schr Wolfgang Schröder, Köln
Sei Julia Seifert, Berlin
Val Daniel Vallböhmer, Köln
Ans Jörg Ansorg, Berlin
Kn Werner Kneist, Mainz

Großer Dank gilt den Industriepartnern für die Gestaltung der praktischen Workshops. Sowohl das Material, aber auch die personelle Unterstützung waren vorbildlich. Ohne diese Unterstützung wäre der große Erfolg der Workshops „Chirurgie zum Mitmachen“ unmöglich gewesen. Unser Dank gilt den Firmen B|Braun, Aesculap und Aesculap-Akademie sowie den Firmen 3m, Coloplast, Smith&Nephew und Covidien.

Die Organisation der Informationsveranstaltungen und Workshops wäre ohne die tatkräftige Unterstützung der BDC-Geschäftsstelle nicht möglich. Die Organisation ruht dabei auf den Schultern von Frau Carola Paech, die als Assistentin der Geschäftsleitung den Kontakt zu den Kollegen vor Ort hält, Referenten und Material für die Workshops koordiniert und die Internetseite www.chirurg-werden.de pflegt. Dafür danken wir Frau Paech sehr.

Herzlichen Dank für das Engagement aller. Gemeinsam können wir viel bewegen.

Literatur:

W. Schröder, J. Ansorg, C. Krones: Akquise von chirurgischem Nachwuchs – was ist zu tun? Der Chirurg BDC (2009), Heft 3, 120-124

J. Ansorg, C. Krones, W. Schröder, G. Leschber, U.-A. Ochel: Nur Mut! Kein Durchschnittsjob – ChirurgIn. Auftakt der Kampagne. Der Chirurg BDC (2008), Heft 2, 52-53

Nachwuchsmangel und Nachwuchsförderung in der Chirurgie

Nachwuchsmangel

Nicht nur die Deutsche Chirurgie quälen hartnäckige Nachwuchssorgen. Die Ursachen sind vielschichtig und lassen sich nicht immer mit „harten Zahlen“ belegen. Trotzdem ist der Nachwuchsmangel nicht nur gefühlt, sondern real. Der Wettbewerb um gute Chirurgen und motivierten Nachwuchs hat längst begonnen. Aktiv tätige Chirurgen werden immer älter, zu wenig Junge folgen. Parallel existieren seit Jahrzehnten keine exakten Zahlen und Trends über den chirurgischen Nachwuchs, dieser Mangel hat zu mancher „statistischen Notoperation“ verleitet.

Ein erhöhter Bedarf an Chirurgen ist durch die Einführung des Arbeitszeitgesetzes induziert worden. Die Attraktivität der Chirurgie entwickelt sich bei Medizinstudenten umgekehrt proportional zur Studiendauer. Zu Beginn der unangefochtene Spitzenreiter als Wunschfach (siehe Artikel von Frau Osenberg in dieser Ausgabe), wollen spätestens nach dem praktischen Jahr nur noch wenige Studenten Chirurg/in werden. Während der Praktika und Famulaturen lernen Studenten die Schwachstellen der chirurgischen Weiterbildung sowie die darunter leidenden Assistenzärzte kennen. Diese Thesen wollen wir im Folgenden erläutern.

Alternde chirurgische Gemeinschaft

Das Durchschnittsalter der aktiven Chirurgen steigt, es liegt bei knapp 49 Jahren (siehe Tab 1). Bis 2020 werden über 11.000 Chirurgen aus Klinik und Praxis in Rente gehen. Das betrifft ca. die Hälfte aller niedergelassenen Chirurgen und mehr als ein Drittel der Krankenhauschirurgen [1, 2]. Der Arztberuf ist der einzige freie Beruf, der in seiner Ausübung im Alter reglementiert ist. Geht man von einem gleichbleibenden Versorgungsniveau und einem gleichbleibenden Chirurgenbedarf aus, müssten in den kommenden 10 Jahren ca. 1.200 Studenten pro Jahr eine chirurgische Karriere antreten, das wären 10-12 Prozent aller Absolventen eines Jahrganges. Nach aktuellen Schätzungen schlagen heute aber nur 5 Prozent der Absolventen eine chirurgische Laufbahn ein [3], das sind nur ca. 400 bis 600 angehende Chirurgen jährlich.

Auch wenn diese Zahlen nur Hochrechnungen sind, zeichnet sich ab, dass sich der bestehende Mangel noch erheblich verschärfen wird. Dieser ist bereits heute in kleineren chirurgischen Disziplinen (Beispiel Gefäßchirurgie oder Thoraxchirurgie) und in ländlichen Regionen, gerade im Osten Deutschlands, sehr ausgeprägt [4, 5].

Erhöhter Chirurgenbedarf und Arbeitszeitgesetz

Neben der Demografie wirken weitere Faktoren negativ auf den chirurgischen Stellenmarkt. 2005 und 2006 kam es zu einem sprunghaften Anstieg des Chirurgenbedarfs und der Stellenausschreibungen [11]. Eine Ursache ist die Scharfstellung des Arbeitszeitgesetzes, die in vielen Kliniken einen erhöhten Personalbedarf zur Folge hatte. Gleichzeitig mußten sich Kliniken aufgrund des ökonomischen Drucks und der DRG-Einführung stärker profilieren und im Wettbewerb differenzieren. Hierdurch kam es zum Mehrbedarf an hochspezialisierten Chirurgen, die das Portfolio einer Klinik erweitern.

So kritisch diese Situation in einzelnen Abteilungen ist, so positiv wirkt sie sich doch auf die Perspektiven in der Chirurgie aus. Schon heute wird für gute Mitarbeiter gutes Geld gezahlt und Arbeitsbedingungen geschaffen, von denen Ärzte vor 10 Jahren nur träumen durften. Es bleibt natürlich noch viel zu tun, die ärztliche Arbeitskraft ist aber schon deutlich aufgewertet worden.

Sinkende Attraktivität während des Studiums

Unser Berufsbild hat seine Faszination nicht verloren. So führt die Chirurgie bei Medizinstudenten in den ersten Semestern die Liste der beliebtesten Fächer klar an. Mehr als ein Drittel aller Studenten wollen beispielsweise nach einer Umfrage mit über 4.000 Teilnehmern [12] im ersten Semester Chirurgin oder Chirurg werden, hinzu kommen nochmals über 10%, die sich für eine orthopädische Karriere interessieren. Nach dem Praktischen Jahr sind es nur noch knapp 16% der Medizinstudenten, die sich eine chirurgische Tätigkeit vorstellen können. Auf viele Studenten scheint das chirurgische Tertial im PJ eine nachhaltig negative Wirkung zu haben [13, 14, 33, 34].

Tab1
Altersstruktur der Chirurgen in Deutschland 2006

Perspektivlos am Start – Mängel in der chirurgischen Weiterbildung

Chirurgische Berufsanfänger starten in Deutschland nicht nur in einen unattraktiven Arbeitsalltag. Der chirurgischen Weiterbildung fehlt trotz differenzierter Weiterbildungsordnung und dort verankerten Forderungen nach einem strukturierten Weiterbildungsgang die Qualität und Perspektive. Hierbei sind es gerade nicht die Rahmenbedingungen, die schlecht wären, sondern die mangelhafte Umsetzung in den Kliniken [15].

Gleichzeitig ist es nahezu unmöglich, die Weiterbildungsordnung zeitnah an den rasanten Strukturwandel der Krankenhauslandschaft anzupassen. Hinzu kommen tradierte Vorstellungen, daß Wandel und Anpassung genau auf der anderen Seite, nämlich bei den Kliniken zu erfolgen habe. Aktualisierungsvorschläge, wie sie beispielsweise die chirurgische Gemeinschaft seit 2008 bei der Bundesärztekammer beantragt [16], müssen gehört werden und rascher umgesetzt werden.

Vorangegangene Erhebungen zur Qualität der chirurgischen Weiterbildung in Deutschland ergaben im letzten Jahrzehnt qualitative Mängel in über 50 Prozent der chirurgischen Abteilungen [17, 18]. Im Gegensatz zu den USA [19, 20], England [21] oder Holland [22] mangelt es in Deutschland vor allem an einem klar strukturierten Curriculum mit festgelegten Weiterbildungsetappen und Guidelines.

In Konsequenz der Ergebnisse des Jahres 2003-2004 wurden von chirurgischen Berufsverbänden und Fachgesellschaften Empfehlungen zur Gestaltung der chirurgischen Weiterbildung aufgestellt [23]. Einige dieser Empfehlungen wurden in die neue Weiterbildungsordnung für das Gebiet Chirurgie aufgenommen. Gleichzeitig wurden mit dem obligaten Logbuch und der Dokumentation von Weiterbildungsgesprächen pragmatische Instrumente vorgeschlagen, die Assistenzärzten und Weiterbildern die Organisation und Transparenz der Weiterbildung erleichtern [24].

Die neueste Assistentenumfrage des BDC [15] gibt Anlass zur Hoffnung. In einigen Aspekten zeigen sich erste Verbesserungen. So werden Logbücher in dreiviertel der Kliniken genutzt (siehe Abb. 1), bei knapp der Hälfte der befragten Assistenten finden regelmäßige Weiterbildungsgespräche statt. Fast alle erhalten finanzielle Unterstützung für den Besuch externer Kurse und können sich über ein deutlich verbessertes Angebot interner Weiterbildungsveranstaltungen freuen. Die Kliniken erkennen den Wert einer hohen Weiterbildungsqualität für die Bindung guten Personals und die Versorgungsqualität.

Überlange Weiterbildungszeiten scheinen der Vergangenheit anzugehören. Die durchschnittliche Zeit bis zum Erhalt der Facharztqualifikation beträgt knapp sechseinhalb Jahre (siehe Abb. 2). Die Erhebung zeigt jedoch auch, dass noch viel zu tun bleibt und vor allem mehr Struktur in die Weiterbildung einziehen muss.

Abb1
Einsatz von Logbüchern in der chirurgischen
Weiterbildung

Abb2
Durchschnittliche Zeit bis zum Erahlt der Facharztqualifikation
(in Jahren)

Nachwuchsförderung

Einige Ansätze zur Lösung des Nachwuchsmangels, der in den nächsten Jahren zum Chirurgenmangel auswachsen könnte, wurden oben bereits dargelegt. Einerseits muß für die Chirurgie geworben werden, wobei Kampagnen wir die des BDC nur Aufmerksamkeit und Interesse wecken können. Die eigentliche „Werbung“ ist die Realität in der Klinik. Hier sind Persönlichkeiten und Vorbilder gefragt. Gleichzeitig müssen die Ansprüche des Nachwuchses an das Arbeitsumfeld und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie respektiert und ernst genommen werden.

Nachwuchskampagne des BDC

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen hat im Jahr 2008 die Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ vorgestellt und wirbt seither mit erheblichem finanziellen und personellen Einsatz für die Chirurgie [1, 2]. Im ersten Jahr wurde mit Informationsveranstaltungen in den Universitäten der direkte Kontakt mit den Studenten gesucht. An zwei Vorträge zur Faszination der Chirurgie und zur chirurgischen Weiterbildung schloss sich in der Regel eine ein- bis zweistündige Diskussionsrunde an. Das Interesse an der Chirurgie ist ungebrochen, die Probleme aber spätestens nach der ersten Famulatur für Studenten sichtbar. Am häufigsten wurden Fragen zur Arbeitszeit, zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zur Eignung der Chirurgie für Frauen gestellt [25].

2009 wurden zusätzlich ein Konzept für praktische Kurse entwickelt und unter dem Motto „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen“ angeboten [26]. Der Erfolg und die ungebrochen hohe Nachfrage hat die Organisatoren überrascht. Die ersten Kurse wurden nur kurz auf der Kampagnenwebseite „www.chirurg-werden.de“ angekündigt und waren nach zwei Tagen ausgebucht.

Der Erfolg der praktischen Kurse hängt ganz wesentlich vom Engagement der involvierten Industriepartner ab. Hier gilt den Firmen B|Braun, Aesculap und Aesculap Akademie sowie den Firmen 3m, Smith&Nephew und Covidien unser besonderer Dank. Bisher haben ca. 3.500 Studenten eine Veranstaltung der Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ besucht.

Summer Schools und Kongress-Stipendien

Auch die chirurgischen Fachgesellschaften bemühen sich um Medizinstudenten. Für besonders interessierte Studenten und Doktoranden werden Spezialkurse und Summer Schools angeboten. Das erste und mit Abstand ambitionierteste Angebot dieser Art ist die Summer School der Theodor-Billroth-Akademie, die von der Universitätsklinik Tübingen ins Leben gerufen wurde [27]. Außerdem werden von einigen Fachgesellschaften Reisestipendien zu Kongressen gestiftet sowie die eigenen Kongressveranstaltungen für Studenten geöffnet.

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie bemüht sich als Dachorganisation der chirurgischen Fachgesellschaften um flankierende Pressearbeit. Es gibt viele gute Wege und Initiativen, die die Chirurgie im Ansehen der Studenten heben und Interesse wecken.

Erwartungen und Ansprüche des Nachwchses

Die Chirurgie hat bei vielen Studenten ihre Faszination eingebüßt, weil sie vermeintlich zu arbeitsintensiv ist und sich nicht mit einem Leben außerhalb der Klinik vereinbaren lässt. Die nachwachsende Ärztegeneration interessiert sich aber gerade für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Karriere und Familie [28, 29].

Auf diese geänderte Lebenseinstellung ist einzugehen. Vielversprechende Ansätze sind nach Buxel [28]:

  1. Strukturierung der Weiterbildung (Planbarkeit)
  2. Prozeßoptimierung im Alltagsgeschäft (Entbürokratisierung)
  3. Verfestigung sozialer Netzwerke (Kollegialität und Führungsstil)
  4. Feedback-Systeme (Wertschätzung und Weiterbildungsgespräche)
  5. Abwechslung und Verantwortungsübernahme im Alltag (Vertrauen wagen)

Hinzu kommen Angebote der Arbeitgeber für Eltern wie klinikeigene Kindertagesstätten mit langen Öffnungszeiten, Halbtagsarbeit usw. Für viele dieser Ansätze hat der BDC gemeinsam mit den chirurgischen Fachgesellschaften Instrumente geschaffen und Empfehlungen entwickelt. Hier sei an die Logbücher, Formulare zum Führen von Mitarbeitergesprächen, Evaluationsformulare zur chirurgischen Kompetenz von Assistenzärzten und entsprechende Kommunikations- und Führungsseminare der BDC|Akademie verwiesen. Die Mehrzahl der chirurgischen Kongresse bieten heute eine Kinderbetreuung an, um jungen Ärztinnen und Ärzten den Kongressbesuch zu ermöglichen.

Strukturierte Weiterbildung

Das Konzept der strukturierten Weiterbildung soll im Curriculum einer Klinik festgeschrieben sein. Die Weiterbildungsordnung fordert ein solches Curriculum von jeder Weiterbildungsklinik [30]. Hier sind chirurgische Fachgesellschaften mit Mustercurricula vorangegangen und bieten eine auf die Situation im eigenen Haus anzupassende Blaupause. Leider existieren diese Mustercurricula noch nicht in allen chirurgischen Disziplinen.

Die Einführung der Evaluation [8] und eines Qualitätssiegels für chirurgische Weiterbildung [31] sind vielversprechende Ansätze für mehr Transparenz. Anhand klar definierter und evaluierter Qualitätsindikatoren könnte mit einem solchen Instrument und einer korrespondierenden Webseite/Suchmaschine für jeden zugänglich dargestellt werden, wo man eine gute Weiterbildung zum Chirurgen erhält [32]. Hier ist zu hoffen, daß das Evaluationsprojekt der Kammern zu jährlichen Ergebnissen und vor allem zu Korrekturen bei schlechten Weiterbildungsstätten führt.

Zusammenfassung

Der Wettbewerb um die besten Absolventen hat begonnen. Damit die Chirurgie diesen Kampf um die Besten für sich entscheidet, sind Anstrengungen der chirurgischen Gemeinschaft selbst sowie des Umfeldes erforderlich. Auch wenn wir scheinbar ohnmächtig vor Ökonomisierung des Gesundheitssystems, Arbeitszeitgesetz und Reformstau bei der Weiterbildungsordnung stehen, Resignation ist keine Perspektive.

Es ist Zeit und Pflicht der chirurgischen Lehrer, zumindest die in der eigenen Abteilung möglichen Veränderungen anzugehen. Solange nur in der Hälfte der chirurgischen Abteilungen eine gute Weiterbildung angeboten wird, bleibt die chirurgische Gemeinschaft angreifbar. Gemeinsam müssen wir uns für eine strukturierte Weiterbildung und flache Hierarchien einsetzen, Entlastung für nichtärztliche Tätigkeiten organisieren und die geänderte Lebenseinstellung der nachwachsenden Generation akzeptieren.

Vielleicht muss man auch über eine Erhöhung der Studienplatzzahlen für Mediziner nachdenken, wie es der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft und die frühere Gesundheitsministerin vorschlagen. Zuvor ist aber der Anteil an fertig ausgebildeten Humanmedizinern zu minimieren, der nach dem Studium nicht in der Patientenversorgung auftaucht. Nach verschiedenen Quellen sind das zwischen 30 und 40 Prozent aller Absolventen des Medizinstudiums. Und wir sollten nicht so lange warten, bis der Mangel so stark geworden ist, daß nur noch das Geld über eine Stellenbesetzung entscheidet. Den Wettbewerb um die Besten haben wir dann längst verloren.

Literatur

  1. Ansorg J, Krones C. J, Schröder W, Leschber G, Ochel U-A (2008): Auftakt der Kam-pagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“, Der Chirurg BDC 2008, Bd. 2: 52-53
  2. Nur Mut! Kein Durchschnittsjob:ChirurgIn. Pressemitteilung des BDC, 15.01.2008, http://www.bdc.de/Bdc/index_level3.jsp?documentid=857284B45DAB73C8C12573CF003AF4E1&form=Dokumente&parent=E778DC1329D499A1C2256FC50053A704&menu_id=null&category=DER BDC-NEWS-PRESSEMITTEILUNGEN
  3. Polonius M.-J (2007): Personalentwicklung gewinnt an Bedeutung. Chirurg BDC 2007, Bd. 5: M 146
  4. Martin W (2008): Arbeitsmarkt für Ärztinnen und Ärzte: Der Ärztemangel nimmt weiter zu. Dtsch Arztebl 2008; 105(16): A 853-854
  5. Martin W (2008): Besonders gute Karrierechancen in der Visceralchirurgie. Der Chirurg BDC 2008, Bd. 7: 227-228
  6. Kopetsch T (2009): Arztzahlentwicklung: Hohe Abwanderung ins Ausland – sehr geringe Arbeitslosigkeit. Dtsch Arztebl 2009; 106(16): A 757-760
  7. Ärztestatistik der Bundesärztekammer zum 31.12.2008, http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.3.7128
  8. Hibbeler B, Korzilius H: Situation der Weiterbildung in Deutschland: Erkennen, wo der Schuh drückt. Dtsch Arztebl 2009; 106(6): A 223-224
  9. Projektwebseite der Bundesärztekammer: www.evaluation-weiterbildung.de
  10. Redaktion Dt. Ärzteblatt (2009): Evaluation der Weiterbildung: Erfolgreicher Abschluss der ersten Projektphase. Dtsch Arztebl 2009; 106(40): A-1934
  11. Martin W (2006): Arbeitsmarkt für Ärzte: Nachfrage nach Fachärzten sprunghaft gestiegen. Dtsch Arztebl 2006; 103(6): A-364
  12. Osenberg D., Rusche H., Huenges B., Klock M., Weismann N., Huenges J., Tillmann Th. (2009): Zukunftsplanung der Kollegen von morgen. Vortrag gehalten auf dem 23. Chirurgentag 2009
  13. Lehrjahre sind keine Herrenjahre: PJ-Umfrage 2007. http://www.thieme.de/viamedici/medizinstudium/pj/umfrage07.htm
  14. Fendrich V. Weichenstellung im Studium. Chirurg BDC 2004; Bd. 8: M 232-4
  15. Ansorg J., Schröder W., Krones C.J., Krüger M., Hennes N., Langer P., Lindhorst E. (2009): Qualität der chirurgischen Weiterbildung in Deutschland. Entwicklungsanalyse von 2004 bis 2009. Der Chirurg BDC 2009, Bd. 12: 628-635
  16. Bauer H. (2009): Neue Impulse für die chirurgische Weiterbildung. Der Chirurg BDC 2009, Bd. 12, 647-652
  17. Ansorg J, Fendrich V, Polonius M-J, Rothmund M, Langer P (2005): Qualität der chirurgischen Weiterbildung in Deutschland. Dtsch med Wochenschr 130: 508-513
  18. Ansorg J., Schröder W., Krones C.J., Krüger M., Hennes N., Langer P., Lindhorst E. (2008): Qualität der chirurgischen Weiterbildung in Deutschland. Der Chirurg BDC 2008, Bd. 8: 292 – 297
  19. Grillo HC (1999): To impart this art: The development of graduate surgical education in the United States. Surgery 1999; 125:1-14
  20. Kaiser LR, Mullen JL (2004): Surgical education in the new millennium: the university perspective Surg Clin North Am 2004; 84:1425–39
  21. Joint Committee on Higher Surgical Training (JCHST, 2003): A Manual of Higher Surgical Training in the UK and Ireland. 8th report 2003, http://www.jchst.org/
  22. Wijnhoven B, Watson D, van den Ende E (2008): Current Status and Furtre Perspective of General Surgical Trainees in the Netherlands. World J Surg 32: 119-124
  23. Ansorg J (2006): Logbuch und Leistungsdokumentation in der chirurgischen Weiterbildung in Meßmer K, Jähne J, Neuhaus P (Hrsg.): Was gibt es Neues in der Chirurgie? ecomed Verlag Landberg; Bd 2006: XXVII, 1-16
  24. Ansorg J, Krones CJ, Schröder W (2007): Strukturierte Weiterbildung und Einsatz von Logbüchern. Der Chirurg BDC 11, 2007, M124-127
  25. Ansorg J, Krones CJ, Schröder W (2009): Nur Mut! Die Nachwuchskampagne des BDC. Der Chirurg BDC 2009, Bd. 3: 125-127
  26. Ansorg J (2009): Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen. Der Chirurg BDC 2009, Bd. 3: 128-130
  27. Brücher B (2009): Summer-School der Theodor-Billroth-Akademie. Der Chirurg BDC 2009, Bd. 3: 138
  28. Buxel H (2009): Wie gewinnt und bindet man Assistenzärzte leichter? Der Chirurg BDC 2009, Bd. 12: 636-640
  29. Matthes G, Rixen D, Tempka A, Schmidmaier D, Wölfl C, Ottersbach C, Schmucker U (2009): Ärzte in der Unfallchirurgie. Unfallchirurg 2009, 112: 218–222
  30. Neue Weiterbildungsordnung für Chirurgie zum Download bei BDC|Online.
    http://www.bdc.de/index_level3.jsp?documentid=9178D2EECEA18C29C1256D32004245E6&form=Dokumente&parent=1D87D75F022E4C64C2256FC5004FD0E7&menu_id=8A88CB401ACBEDBAC2256FC5005068B3&category=ARCHIV-WEITERBILDUNG-WB-ORDNUNG
  31. Krüger M (2009): Weiterbildungssiegel in der Chirurgie. Der Chirurg BDC 2009, Bd. 12: 641-643
  32. Vallböhmer D, Krüger M, Krones C, Ansorg J, Schröder W (2009): Ranking von Weiterbildungsstätten. Der Chirurg BDC 2009, Bd. 12: 644-646
  33. Jahr der Entscheidung. Via medici PJ-Umfrage 2009, Via medici 2009; 5: 20-21
  34. Ergebnisse der PJ-Umfrage: http://www.thieme.de/viamedici/medizinstudium/pj/umfrage09.html

Außertarifliche Verträge: Betroffene berichten

Die Suche nach Erfahrungsberichten von Kollegen mit AT-Verträgen stellt uns vor große Probleme, denn die meisten „AT-ler“ unterschreiben im AT-Vertrag gleich mit, dass sie keine Auskunft über Vertragsinhalte geben dürfen.

Eine Umfrage „AT – Ja oder nein, wenn ja, warum und: wenn nein – warum nicht?“ zeigt aber noch ein interessantes Phänomen auf unter den „Nicht-AT-lern“: Die überwiegende Mehrheit der Befragten würde einen AT-Vertrag nicht aus Prinzip oder kategorisch ablehnen.

Im Gegenteil, nahezu alle Nicht AT-ler würden diesen „intensiv prüfen“ oder prüfen lassen. Auf die Frage, warum denn ein AT-Vertrag nicht vorliege, kommen Hinweise auf spezielle Abteilungsstrukturen oder z. B. individuelle längere Krankheitsphasen in der eigenen Vita als Begründung, warum ein Angebot eines AT-Vertrages seitens der Geschäftsführung nicht wahrscheinlich sei. Grundsätzlich aber sei man offen für alles.

Die typischen Vorbehalte der schlechteren Sozialleistungen (Kündigungsschutz, Krankheitsfall, etc.) werden kaum angeführt. Offenbar ist diese Sorge, getragen von der gegenwärtigen Arbeitsmarktlage, in den Hintergrund getreten.

Wer macht nun von der Möglichkeit Gebrauch, AT-Verträge anzubieten?

Prinzipiell steht diese Möglichkeit natürlich jedem Arbeitgeber offen. Führend scheinen derzeit die privaten Träger zu sein, was der aktuellen Arbeitsmarktlage und der Philosophie der Träger entspricht. „AT-Verträge vermitteln besondere Wertschätzung und sind ein Mittel, gute Mitarbeiter an das Haus zu binden“, berichtet der Personalleiter eines Hauses in privater Trägerschaft. Aber auch andere Träger, wie z. B. die kommunalen Häuser, bieten entsprechende Verträge an.

Wie bereitet man sich auf die Vertragsverhandlung vor?

Zwar werden AT-Verträge oftmals von der Verwaltung angeboten, u. U. kann es aber auch Zeichen eines gesunden Selbstvertrauens sein, aktiv in die Verhandlungen einzusteigen. Diese Verhandlungen sind für den Krankenhauschirurgen fremd: An keiner Stelle seiner bisherigen Berufsausbildung wird er mit einer solchen Situation, in der er sein wirtschaftliches Geschick selbst in die Hand nimmt, konfrontiert.

Es gibt, anders als z. B. bei der Kassenzulassung, keine Vorbereitung auf diese Situation. Wer sich hier unsicher fühlt, kann aber von der vorherigen Absolvierung sog. „Soft-Skill“-Kurse wie Konflikt- oder Verhandlungsmanagement profitieren. Die BDC|Akademie bietet diese Kurse im Rahmen der Workshop-reihe ‚Simplify your Hospital’ an.

Von Vorteil für den einzelnen Arzt in der Verhandlung mit dem Arbeitgeber ist eine Qualifikation, die idealerweise einem Alleinstellungsmerkmal gleichkommt, beispielsweise eine nicht durch andere Kollegen vertretene Teilgebietsbezeichnung. Günstig ist zusätzlich die Unterstützung durch den Abteilungsleiter.

Verhandlungsführung – Sie sind einzigartig!

Bei Aufnahme der Verhandlung sollte man sich seiner Stellung realistisch bewusst sein, so kann man mit gesundem Selbstbewusstsein auftreten. Zu fordernd zu sein schadet der Langfristigkeit des Arbeitsverhältnisses: Immerhin werden AT-Verträge im Regelfall jährlich verhandelt und es kann von Vorteil sein, im ersten Gespräch eine gewisse Zurückhaltung zu üben. Das klare Ziel sollte sein, dass beide Parteien als „Gewinner“ die Verhandlung verlassen.

Vertragsgestaltung

AT-Verträge setzen sich im Regelfall aus zwei Komponenten zusammen. Das Grundgehalt wird  gegenüber dem Tariflohn meist nur gering erhöht. Steigerungen um mehr als ca. 10 % dürften die Ausnahme sein. Grund hierfür ist, dass dieser Lohnbestandteil unbeeinflussbar ist und damit für den Arbeitgeber wenig interessant.

Bedeutsamer ist dagegen der variable Anteil eines AT-Vertrages: Hier werden Boni an Zielvereinbarungen geknüpft und der Mitarbeiter direkt bzgl. seiner persönlichen Leistung (z. B. Erbringung bestimmter Fallzahlen) oder aber im Hinblick auf die gemeinsame Verfolgung übergeordneter Ziele (z. B. Erreichen bestimmter Ziele der Abteilung oder des Hauses) gefordert. Die Ausschüttung erfolgt damit meist kurz nach Jahreswechsel, wenn die Daten des Vorjahres vorliegen.

Prinzipiell ist für diesen Vertragsteil vieles verhandelbar, z. B. auch die Bereitstellung von Dienstwagen, Fahrtkostenbeteiligungen, u. ä. Der Verhandlungserfolg ist dabei auch abhängig von der Bereitwilligkeit und Kreativität der jeweiligen Geschäftsführung.

Es ist unerlässlich, sich vor Beginn der Verhandlungen zu erkundigen, welche Bonusregelungen im Regelfall im Hause Anwendung finden: auf diese sollte man sich in jedem Falle „zahlentechnisch“ optimal vorbereiten. Potentiell gilt es, sich und die künftige Arbeitssituation realistisch einzuschätzen.

Auch muss im Auge behalten werden, dass in den  Folgejahren mutmaßlich ähnliche Ziele gesucht werden und hier noch Verhandlungsspielraum bestehen bleiben sollte. Auf die jährliche Neuverhandlung sollte man in jedem Fall Wert legen. Sie ermöglicht immerhin die Vertragsanpassung an die allgemeine Entwicklung der Tarifgehälter.

Gleichzeitig steckt in dieser Regelung natürlich auch die Möglichkeit für den Arbeitgeber, den Vertrag auslaufen zu lassen, was einen erheblichen Unsicherheitsfaktor für den Arbeitnehmer darstellt. So können z. B. ein anstehender Chefarztwechsel und eine damit einhergehende Umstrukturierung der Abteilung zu einer erheblich veränderten Ausgangssituation in der Verhandlung führen. Wiederum eine Risikoabwägung, die nur individuell entschieden werden kann.

Zusammenfassend gilt bei der Verhandlung von AT-Verträgen: Maß halten und nicht mit überzogenen Forderungen aufwarten – sich aber auch nicht unter Wert verkaufen. Denn: Auch im Folgejahr und danach sollten sich beide Verhandlungspartner wieder mit gutem Gefühl in die neue Verhandlungsrunde begeben können.

Der BDC erweitert in diesem Zusammenhang sein Beratungsangebot. Ab sofort können auch OA- oder AT-Verträge von unserem Juristen geprüft werden. Die Beratungsgebühr liegt niedriger als die bei Chefarztverträgen. Wie dort übernimmt der BDC 50 Prozent der entstehenden Beratungskosten, die andere Hälfte (180,40 Euro) trägt das BDC-Mitglied selbst.

BDC und BDC Service GmbH als moderner Dienstleister für deutsche Chirurgen

Die Aufgaben des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen lassen sich im wesentlichen in drei Kernaufgaben zusammenfassen. Zum einen ist der BDC die berufspolitische Interessenvertretung aller deutschen Chirurgen in Klinik und Praxis. Er vertritt die Interessen deutscher Chirurgen gegenüber Öffentlichkeit, Körperschaften und Politik. Weiterhin berät der BDC seine Mitglieder in Kernfragen der Berufsausübung von der Weiterbildung über die Karriereplanung bis hin zu Versicherungen und Niederlassung. Großen Raum in der Routinetätigkeit des BDC nimmt die Rechtsberatung ein. Hierzu gehören auch diverse Dienstleistungen wie das Aushandeln von Rahmenverträgen und Sonderkonditionen für BDC-Mitglieder. Der BDC hat es sich schon unter seinem Präsidenten Prof. Karl Hempel zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr weitere Service-Leistungen und Angebote für seine Mitglieder zu generieren.

Die dritte Kernaufgabe des Berufsverbandes besteht in der Förderung der chirurgischen Weiter- und Fortbildung. In der Informationsgesellschaft fällt dem BDC als größter Chirurgenvereinigung Deutschlands zusätzlich die Aufgabe zu, seine Mitglieder untereinander zu vernetzen und den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu fördern. Der BDC-Geschäftsstelle und der BDC Service GmbH fallen bei der Umsetzung der genannten Ziele und Aufgaben vielfältige Tätigkeiten zu, um die ehrenamtlich tätigen Funktionäre des Berufsverbandes zu unterstützen.

Dabei ist die Arbeit der BDC-Geschäftsstelle darauf ausgerichtet, den Ehrenamtlern den Rücken freizuhalten, damit sie sich mit ganzer Kraft auf ihre berufspolitischen Aufgaben konzentrieren können. Ich freue mich, im Folgenden die Tätigkeitsschwerpunkte von BDC-Geschäftsstelle und BDC Service GmbH reflektieren zu dürfen.

BDC-Geschäftsstelle

Nachdem BDC-Präsident Prof. Jens Witte und Vizepräsident Dr. Jürgen Bauch 1999 durch geschickte Verhandlungstaktik den Weg ins Langenbeck-Virchow-Haus frei gemacht hatten, zog die BDC-Geschäftsstelle Ende 1999 von Hamburg nach Berlin um. Es ist der große Verdienst des damaligen Geschäftsführers, Kollegen Dr. Hans-Hinnerk Felsing, trotz Umzug und neuem Personal die Tätigkeit der Geschäftsstelle aufrecht erhalten zu haben und den Betrieb in den neuen Räumen so schnell zur Routine werden zu lassen. Nach Berlin zogen nur zwei Mitarbeiterinnen aus Hamburg mit.

Vier neue Mitarbeiter mussten in das Sekretariat, die Buchhaltung, die Akademie und die Mitgliederverwaltung eingearbeitet werden. Darauf bereiteten sich die vier neuen Mitarbeiterinnen bereits ein halbes Jahr lang in Hamburg vor. Mit neuer Mannschaft und großem Tatendrang startete die BDC-Geschäftsstelle am 1. Januar 2000 in eine neue Ära. Die Herausforderungen waren gewaltig.

Seit dem Mauerfall hatte sich die Mitgliederzahl des BDC von 6.185 auf mehr als 13.000 Mitglieder verdoppelt. Sowohl die Anfragen an den BDC, als auch der Verwaltungsaufwand stiegen enorm. Auch das Seminarangebot der BDC|Akademie wuchs kontinuierlich. Nach der Sanierung des Langenbeck-Virchow-Hauses und der vollständigen Übergabe der Personalverantwortung an den neuen Hauptgeschäftsführer im Jahr 2007 wurde die BDC-Geschäftsstelle organisatorisch neu strukturiert. So konnten durch IT-Einsatz und Prozessoptimierung die Effizienz und der Durchsatz in der Geschäftsstelle deutlich verbessert werden. Neuen Herausforderungen wurde mit Neu-Einstellungen und gezielten Mitarbeiterschulungen begegnet.

Die BDC-Geschäftsstelle ist heute ein effizient arbeitendes, modern geführtes Dienstleistungsunternehmen mit 15 Angestellten. Mit Kompetenz und Freundlichkeit meistern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle die kontinuierlich gewachsenen Herausforderungen der täglichen Arbeit. Die BDC-Geschäftsstelle organisiert heute knapp 80 Seminare der BDC|Akademie, den Chirurgentag, verwaltet nahezu 16.000 Mitglieder und beantwortet jährlich mehrere tausend Anfragen und Beratungswünsche.

BDC Service GmbH

Zur Effizienzsteigerung und Neuorientierung der Geschäftsstelle trug ganz wesentlich die Gründung der BDC Service GmbH im Jahr 2000 bei. Erster Geschäftsführer war Dr. Jörg Heberer. Im Jahr 2002 folgte ihm Dr. Jörg Ansorg, der seit 2007 Hauptgeschäftsführer vom BDC und der BDC Service GmbH ist.
Die BDC Service GmbH ist das im Hintergrund arbeitende Dienstleistungsunternehmen für den BDC und die chirurgischen Fachgesellschaften. Nach Einzug ins Langenbeck-Virchow-Haus baute die BDC Service GmbH sofort eine komplette Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (IKT) auf, die sowohl vom BDC, als auch von den chirurgischen Fachgesellschaften gern genutzt wurde.

Neben diesen Aufgaben im Backoffice baute die BDC Service GmbH in den Folgejahren systematisch das Dienstleistungs-angebot und die Online-Dienste des Berufsverbandes auf und aus. Dabei war es von Anfang an das Ziel, die IT-Infrastruktur im Backoffice eng mit den Online-Diensten des BDC zu verzahnen. Unter dieser Prämisse wurde parallel mit dem Neuaufbau der Mitgliederverwaltungssoftware und von BDC|Online, der neuen Internetpräsenz des Berufsverbandes, begonnen. Später erfolgte die Anbindung der Verwaltungssoftware für die Seminar- und Kongressverwaltung. Schließlich wurde die IT-technische Anbindung der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit realisiert, so dass die elektronische Kommunikation mit den BDC-Mitgliedern und die Pflege der Webseiten einfach realisierbar sind. Heute sind alle Online-Angebote des BDC eng mit den korrespondierenden Abteilungen der Geschäftsstelle verzahnt, was viele Abläufe vereinfacht und optimiert.

Die BDC Service GmbH ist im großen Umfang in die Organisation und Finanzierung der BDC-Seminare involviert und organisiert seit 2006 den Chirurgentag. Dadurch kann auf die Beauftragung einer teuren Kongressmanagement-Firma verzichtet werden. Durch die kontinuierliche Optimierung der Prozessabläufe und Organisationsstrukturen in der Geschäftsstelle ist es der BDC Service GmbH gelungen, neben den gewachsenen Anforderungen im Routinebetrieb innovative Projekte zu realisieren und neue Dienstleistungen anzubieten. Hervorzuheben ist die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schatzmeister des BDC, Dr. Hubert Mayer, sowie dem Justitiar, Dr. Jörg Heberer. Die BDC Service GmbH leistet heute für den BDC die komplette Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und stellt crossmediale Kommunikationskanäle (Print, Online, Social Network) zur Verfügung. Hierzu gehört auch die Konzeption, Entwicklung und Redaktion der BDC-Mitgliederzeitschrift.

Außendarstellung des BDC

Ab 2002 entwickelte die BDC Service GmbH ein umfangreiches Kommunikationskonzept für den BDC, das auch die moderne Außendarstellung (Corporate Design) vorsah. Farben und Logos des BDC wurden neu gestaltet und zukünftige Marken des BDC definiert. Anschließend wurde die komplette Büroausstattung vom Briefpapier bis zur Visitenkarte an das neue Design angepasst. Der Wiedererkennungswert des Berufsverbandes wurde erheblich gesteigert. Die neue Markensprache findet sich heute vom Willkommenspaket über die Seminarflyer der BDC|Akademie und das Programm des Chirurgentages bis hin zu den Büchern des Eigenverlages BDC|Press. Auch die Mitgliederzeitschrift sowie die digitalen Medien BDC|Online, die E-Learning-Plattform [eCME-Center] und das Chirurgen-Netzwerk [cNetz.org] sind sofort als Produkte und Marken des BDC erkennbar.

BDC|Akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbildung

Das Angebot der BDC|Akademie wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich erweitert. Hier unterstützte vor allem die BDC Service GmbH den Akademieleiter, Prof. Joachim Jähne. Heute sind wir stolz auf ein vollständiges Portfolio an Seminaren, dass vom Berufseinsteiger über den Facharztkandidaten bis zum Chefarzt oder dem niedergelassenen Chirurgen an alle BDC-Mitglieder in Klinik und Praxis adressiert ist. Bei den Seminaren wird inhaltlich eng mit den chirurgisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften zusammengearbeitet, während die Organisation durch die BDC-Geschäftsstelle übernommen wird.

Internetauftritt des Chirurgentages 2003

Seit 2006 übernimmt die BDC Service GmbH zusätzlich die komplette Organisation des Chirurgentages. Die Verlagerung dieses zweitägigen BDC-Kongresses ins Langenbeck-Virchow-Haus sollte Zeichen für neue Gemeinsamkeit zwischen BDC und chirurgischen Fachgesellschaften sein. Die Organisation erfolgt unabhängig von einem Kongressmanagement-Unternehmen allein durch die BDC Service GmbH und die Mitglieder der BDC-Geschäftsstelle. Nach Verstärkung des Teams durch Carola Paech Mitte 2007 ist die Organisation des Chirurgentages mittlerweile zwar immer noch eine große Herausforderung, jedoch in vielen Teilen Routinebetrieb.

Die massive Erweiterung des Angebotes der BDC|Akademie in den vergangenen 10 Jahren wäre ohne die enge und von Vertrauen, Ehrlichkeit und Innovationsfreude geprägte Zusammenarbeit mit den Akademieleiter, Prof. Joachim Jähne, Hannover, nicht möglich gewesen. Er gab häufig den Anstoß für Neuentwicklungen, die dann detailliert durch die BDC Service GmbH ausgearbeitet und umgesetzt wurden. Für Vertrauen und Offenheit möchte ich Joachim Jähne an dieser Stelle ganz herzlich und persönlich danken. Mein Dank gilt auch den Mitarbeitern in der BDC|Akademie, Renate Schönzart und Jennifer Dreusch. Das Programm der BDC|Akademie reflektiert heute in beeindruckender Weise das Programm des BDC. Das gesamte Mitgliederspektrum wird mit spezifischen Angeboten angesprochen, der BDC erhebt den Anspruch, Interessenvertretung aller Chirurgen in Deutschland zu sein. Die BDC|Akademie trägt heute zu Ehren des früheren Präsidenten und ersten Akademieleiters, Prof. Jens Witte, den Namen „Jens-Witte-Akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbildung“.

Chirurgisches Qualitätssiegel (CQS)

Unter dem Eindruck der ersten Gesundheitsreform im neuen Jahrtausend gründete Prof. Jens Witte als damaliger Präsident die „Task Force CME und CPD“ bestehend aus BDC, DGCH und Wolfgang-Müller-Osten-Stiftung. Nach Wittes Tod leitete Prof. Michael Betzler die Taskforce. Die Taskforce arbeitete gemeinsam mit Vertretern aus Gesundheitspolitik und einem Qualitätsinstitut an einem Evaluationssystem der chirurgischen Kompetenz (Arbeitstitel ECKO). Hierbei wurden internationale Erfahrungen (Kanada) einbezogen. Ziel war es, auf Basis einer 360-Grad-Analyse persönliches Verbesserungspotenzial aufzudecken und einen individuellen Fortbildungsplan über alle Kompetenzlevel eines Chirurgen aufzustellen. Dieses Konzept war Gegenentwurf zu der damals im Raum stehenden Rezertifizierung von Fachärzten. Der Ansatz geht nach wie vor über das wahllose CME-Punkte-Sammeln weit hinaus und ging 2006 als „Chirurgisches Qualitätssiegel“ in den Routinebetrieb. Projektentwicklung und –finanzierung übernahm die BDC Service GmbH mit finanzieller Unterstützung der Wolfgang-Müller-Osten-Stiftung. Während die Daten auch heute in einem neutralen Institut erfasst und analysiert werden, läuft der Routinebetrieb von der Anmeldung bis zur Zertifikat-Ausstellung über die BDC-Geschäftsstelle.

Beratung von BDC-Mitgliedern

Über die Sekretariate unserer Geschäftsstelle wird die komplette Mitgliederberatung organisiert. Hier geht es vor allem um die rasche Beantwortung von juristischen Fragestellungen. Unser Justitiar Dr. Jörg Heberer ist einmal wöchentlich in der BDC-Geschäftsstelle, um Mitgliederanfragen zu beantworten. Auch im normalen Kanzlei-Betrieb steht er jederzeit für Fragen der BDC-Mitglieder zur Verfügung.

Versicherungsanfragen, Schadensmeldungen und die Vertragsberatung werden routiniert von Hannelore Stöckel, Jessica Wolter und Agnes Berlinicke in der BDC-Geschäftsstelle bearbeitet. Auch alle weiteren Anfragen, z. B. zu Abrechnungsthemen sowie zur Niederlassung und Karrierefragen werden über die Sekretariate an die richtigen Ansprechpartner weitergeleitet. Die Mitarbeiterinnen haben hier einen hohen Organisations- und Selbstständigkeitsgrad erreicht, die ehrenamtlichen Funktionäre des BDC werden nur bei grundsätzlichen Fragen eingeschaltet.

Versicherungsangebote des BDC

Der Berufsverband hat in den letzten Jahrzehnten für seine Mitglieder hochspezifische und am Markt teilweise einzigartige Versicherungspakete verhandelt (siehe Box ‚Versicherungsangebote des BDC‘). Einige Versicherungen, wie die Berufs-Rechtsschutz-Versicherung, sind bereits im BDC-Mitgliedsbeitrag enthalten. Weiterführende berufsspezifische Versicherungen wie die Berufshaftpflicht und die Berufsunfähigkeits-Versicherung wurden speziell vom BDC verhandelt und bieten heute einmalige Konditionen für Chirurgen und Orthopäden auf dem deutschen Versicherungsmarkt. Abgerundet wird dieses Portfolio von zusätzlichen Versicherungen und Angeboten zur betrieblichen Altersvorsorge, die insbesondere für Praxisinhaber interessant sind.

Versicherungsangebote des BDC im Überblick

Versicherungen im BDC-Beitrag

  • Berufsrechtsschutz-Versicherung
  • Gastarzt-Haftpflicht-Versicherung
  • Praxisvertreter-Haftpflicht-Versicherung

BDC-Rahmenvereinbarungen zu wichtigen Versicherungen

  • Berufs-Haftpflicht-Versicherung
  • Berufsunfähigkeits-Versicherung
  • Ergänzender Rechtsschutz zum Berufs-Rechtsschutz

Ergänzende Versicherungen

  • Praxis-Inventar-Versicherung
  • Berufs-Unterbrechungs-Versicherung
  • Praxisausfall-Versicherung
  • Krankheitskosten-Versicherung
  • Elektronik-Versicherung
  • Gebäude-Versicherung
  • Dienstreise-Fahrzeug-Versicherung
  • Betriebliche Altersvorsorge

Nach Einführung einer Berufs-Rechtsschutz-Versicherung für unsere Mitglieder durch die Funk Gruppe und jahrelanger vertrauensvolle Zusammenarbeit, ergab sich 2007 die Notwendigkeit einen Wechsel vorzunehmen, ausgelöst durch Unzufriedenheit einzelner Mitglieder über Anschlussverträge bei Berufshaftpflichtverträgen. Der vorgenommene Wechsel zum Ecclesia Versicherungsdienst hat uns geholfen, die aufgekommene Unzufriedenheit bei unseren Mitgliedern zu beseitigen.Seither haben wir das Leistungsspektrum der Haftpflicht- und auch der Berufs-Rechtsschutz-Versicherung erheblich ausweiten können. Zusätzlich können wir über eine Schadendatenbank des Versicherungsmaklers Fehleranalysen durchführen, um so eine Fehlerprävention zu bestreiten. Diese wird von unseren Mitgliedern sehr positiv aufgenommen.

Internetstrategie des BDC

Auf der Sitzung des erweiterten Präsidiums des BDC im November 1999 formulierte der damalige Präsident Witte die Internetstrategie des Berufsverbandes. Er regte an, in den Folgejahren alle Kompetenzen des BDC im Internet zu reflektieren. Dies bezog sich sowohl auf Informationen und Service, als auch auf die Mitgliederberatung sowie die chirurgische Weiter- und Fortbildung. Ergänzend wurde angeregt, auch Patienten-Informationen und gegebenenfalls eine Klinik- und Praxissuchmaschine anzubieten.

Internetprojekte des BDC

Jahr Projekt Was steckt dahinter?
2000 BDC|Online Webseite des BDC
2000 BDC|ATB Assistententauschbörse
2001 BDC|Mail E-Mail für jedes Mitglied
2001 chirurgentag.de Webseite des Chirurgentages
2002 Portal my.BDC Mitgliederportal auf BDC|Online
2002 [eCME-Center] E-Learning-Plattform
2003 BDC|Poll Online-Umfragetool
2004 BDC|Markt Stellen- und Praxisbörse
2005 BDC|Online – Relaunch Technologie und Redesign
2006 chirurgentag.de – Relaunch Technologie und Redesign
2007 chirurg-werden.de Webseite der Nachwuchskampagne
2008 [eCME-Center] Relaunch Learning-Management-System (LMS)
2009 [eCME-Center] Optimierung Navigation und Screendesign
2010 [cNetz.org] Web 2.0: Chirurgen-Netzwerk

Dieser Präsidiumsauftrag wurde in den Folgejahren mit vielen Projekten und Initiativen umgesetzt (siehe Box Internetprojekte des BDC). Bereits im Folgejahr wurde die erste Version von BDC|Online sowie der Assistententauschbörse freigeschaltet. Im Jahr 2001 erhielt jedes BDC-Mitglied eine eigene E-Mail-Adresse, im Jahr darauf wurde das Mitgliederportal „my.BDC“ freigeschaltet. Diese Angebote wurden eng mit der BDC-Mitgliederverwaltung verknüpft. Im Jahr 2002 wurde dann mit der Freischaltung der E-Learning-Plattform [eCME-Center] auch die Kompetenz des BDC in chirurgischer Weiter- und Fortbildung ins Internet übertragen. Heute bietet das [eCME-Center] mit knapp 500 Kursen das größte Fortbildungsangebot für Chirurgen im deutschsprachigen Internet.

In den Folgejahren wurden die Internetangebote des BDC kontinuierlich ausgebaut und um weitere Angebote ergänzt. Der neuen Aufgabe, seine Mitglieder untereinander zu vernetzen und den Wissensaustausch in der chirurgischen Gemeinschaft zu fördern, wird der Berufsverband mit der Freischaltung des Chirurgen-Netzwerkes [cNetz.org] im Jahr 2010 gerecht. Die Internetangebote des BDC stehen heute für Innovationskraft und Kreativität des gesamten Berufsverbandes sowie der chirurgischen Gemeinschaft. Gerade die E-Learning-Plattform setzt Maßstäbe und gilt als Vorbild für andere medizinische Verbände und Gesellschaften.

BDC|Online – Information und Service für deutsche Chirurgen

Die erste Version von BDC|Online wurde im Jahr 2000 freigeschaltet. Erinnern Sie sich noch an die erste Startseite? Der BDC setzte damals auf eine moderne und ausbaufähige Technologie und baute in der Folgezeit die Leistungsfähigkeit seiner Internetpräsenz kontinuierlich aus. Beispiele hierfür sind die Assistententauschbörse, das E-Mail-Postfach für jedes Mitglied und das Mitgliederportal „my.BDC“.

Startseite von BDC|Online im Jahr 2001

Die enge Verknüpfung mit dem Backoffice in der Geschäftsstelle wurde über die Möglichkeit einer Online-Stammdatenänderung sowie der Online-Anmeldung zu BDC-Seminaren realisiert.  Heute können außerdem Abteilungsleiter und Praxisinhaber ihre Klinik- und Praxisdaten online aktualisieren. Diese Aktualisierung ist Grundlage für das zeitgleich mit diesem Heft erscheinende Buch „Chirurgie in Deutschland 2010/2011“ sowie die für 2010 geplante Online-Suchmaschine.

BDC|Online im Jahr 2010 (www.bdc.de)

Referenten und Seminarleiter des BDC können im Mitgliederportal „my.BDC“ die Evaluations-Ergebnisse ihrer Vorträge und Seminare einsehen. BDC|Online bietet heute auf über 5.000 Einzelseiten Informationen vom Berufsalltag über Rechtsberatung und Abrechnung bis hin zu Nachrichten aus Gesundheitspolitik und Wirtschaft. Mit über 60.000 Seitenabrufen und 15.000 Besuchern monatlich wird die Internetseite des BDC häufiger als jede andere fachspezifische Webseite eines Chirurgenverbandes frequentiert. Mit Stolz können wir feststellen, dass die Homepage des BDC die zentrale Anlaufstelle im Internet ist, wenn es um Informationen und Service für deutsche Chirurgen geht.

E-Learning-Plattform [eCME-Center]

Berufsverband und BDC|Akademie verfügen über ein Jahrzehnt praktischer Erfahrungen im Bereich des elektronischen Lernens. Bereits 1998 wurde eine Vorbereitungs-CD zur Facharztprüfung aufgelegt, die auf dem Weiterbildungsseminar in Augsburg basierte.

E-Learning-Plattform 2004

Im Jahr 2002 ging dann die E-Learning-Plattform des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen, das [eCME-Center] online. Der BDC gilt als Pionier in der medizinischen Online-Fortbildung und hat eigene Akzente und Standards in der E-Learning-Szene gesetzt. Dabei ist der BDC stets Vorreiter mit Innovationskraft und Überblick geblieben und hat sich nicht von kurzfristigen Moden leiten lassen.

E-Learning-Plattform 2010 (www.ecme-center.org)

Die Online-Fortbildungs-Plattform [eCME-Center] ist organisch und mit eigenen Mitteln gewachsen und steht heute für Kontinuität im digitalen Fortbildungsgeschäft. Mit über 500 Kursen ist das [eCME-Center] Marktführer in chirurgischer Online-Fortbildung im deutschsprachigen Internet. Nach der Überarbeitung des Verwaltungssystems 2008 und dem Redesign im Jahr 2009 wurde das [eCME-Center] mit diversen Preisen ausgezeichnet. Heute nutzen Partner das Know-how und die Erfahrung des BDC in E-Learning. Zahlreiche interdisziplinäre und internationale Kooperationsprojekte zeugen von der Kompetenz des BDC in digitaler Fortbildung und der Qualität seiner Plattform. Deshalb besteht bei uns auch nach wie vor die Hoffnung, dass diese Leistungen und Erfolge auch einzelne chirurgische Fachgesellschaften von den Vorteilen einer Zusammenarbeit im E-Learning überzeugt.

Publikationen des BDC

Zu wichtigen Entwicklungen in Berufspolitik und Berufsalltag meldet sich der Berufsverband kontinuierlich mit einer klaren Meinung in seiner Mitgliederzeitschrift zu Wort. Diese erscheint monatlich und ist mit über 22.000 Exemplaren die auflagenstärkste Zeitschrift für Chirurgen in Deutschland. Detailliert wird im folgenden Kapitel auf die Entwicklung und Perspektiven der Zeitschrift eingegangen.

Zu wichtigen Themen erschienen im letzten Jahrzehnt ergänzend Publikationen. Diese entstanden einerseits in Zusammenarbeit mit verschiedenen Verlagen. Seit 2005 gibt der BDC zusätzlich Veröffentlichungen im Eigenverlag unter dem Label BDC|Press heraus. Hinzu kommen Kooperationen und inhaltliche Partnerschaften mit den Zeitschriften „Der Chirurg“, „Ambulante Chirurgie“ und der „Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date“. All diese Publikationen unterstützen die berufspolitische Arbeit des Berufsverbandes und seiner Führungsspitze und vermitteln eindrucksvoll die Kompetenz des BDC in Berufspolitik, Abrechnungs- und Managementfragen sowie in juristischen Themen.

Publikationen und Organe des BDC

Jahr Publikation/Projekt (Verlag)
seit 1999 Was gibt es Neues in der Chirurgie? (ecomed)
2002 Chirurgie upgrade (Springer)
seit 2003 G-DRG Praxiskommentar (ecomed)
2005, 2008, 2009 EBM-Kommentare für Chirurgen und Orthopäden (BDC|Press)
2009 IGeL-Leitfaden (BDC|Press)
2006, 2009 (2. Aufl.) OP-Management (mwv Berlin)
2009 Recht im OP (mwv Berlin)
2010 Deutsche Chirurgie 2010/2011 (mwv Berlin)
seit 1975 Kooperation mit Zeitschrift “Der Chirurg” (Springer)
seit 2005 Kooperation mit Zeitschrift “Ambulante Chirurgie” (Urban & Vogel)
seit 2008 Kooperation mit Zeitschrift “Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date” (Thieme)

Mitgliederzeitschrift „Der Chirurg BDC“

Der Berufsverband verfügt mit seiner Mitgliederzeitschrift über die auflagenstärkste Print-Publikation für Chirurgen im deutschsprachigen Raum. Monatlich werden 22.500 Exemplare gedruckt, die an alle BDC-Mitglieder und zusätzlich an alle Abonnenten der Zeitschrift „Der Chirurg“ versendet werden. Die Zusammenarbeit mit dem Springer-Verlag und der Zeitschrift „Der Chirurg“ geht bis in die 70er Jahre zurück. Traditionell liegt die Herausgeberschaft der Mitgliederzeitschrift beim Präsidenten des BDC, auch die inhaltliche Redaktion liegt vollständig in der Hand des Berufsverbandes. Der Springer-Verlag ist verantwortlich für Satz, Druck und Versand der Zeitschrift.

Im Jahr 2005 wurde die redaktionelle Betreuung in die Hände des Geschäftsführers der BDC Service GmbH, Dr. Jörg Ansorg, und der damaligen Pressesprecherin des BDC, Frau Ursula-Anne Ochel, gelegt. Inhaltlich erfolgt eine enge Abstimmung mit Präsident und Vorstand des BDC, der die Mitgliederzeitschrift prägt. Diese Aufgabenteilung führte bereits ab 2006 zu einer klareren Differenzierung der einzelnen Ausgaben. Mit Themenheften, die einen inhaltlichen Schwerpunkt mit mehreren Artikeln beleuchten, wurde die Mitgliederzeitschrift stärker akzentuiert. Im Jahr 2008 wurde unter Federführung der BDC Service GmbH die Zeitschrift neu konzipiert. Neues Layout und der Vierfarbdruck tragen zur besseren Lesbarkeit bei.

Im Januar 2009 erschien nach sechsmonatiger Vorarbeit die erste Ausgabe des neuen „Der Chirurg BDC“. Die neue Mitgliederzeitschrift hat den Anspruch, berufspolitisch zu informieren und gleichzeitig ein lesbares und unterhaltsames Magazin zu sein. Redaktionell wird die Zeitschrift durch Katrin Meier und Dr. Ansorg betreut. Beide stimmen sich bei Themenauswahl und Schwerpunkten eng mit dem Vorstand ab. Trotzdem ist die Erstellung jeder einzelnen Ausgabe ein steiniger Weg mit Korrekturen und Änderungen bis zur letzten Minute. Deshalb ist die Freude jedes Mal groß, wenn das neue Exemplar gedruckt auf dem Schreibtisch liegt.

Besonders zu danken ist hier sowohl Frau Meier für ihr engagiertes Arbeiten, als auch den motivierten Mitarbeitern in der Produktionsabteilung des Springer Verlages, insbesondere Arnulf Illing. Die Zunahme an Leserbriefen und Reaktionen auf Artikel unserer Mitgliederzeitschrift lassen uns vermuten, dass wir mit dem neuen Konzept den richtigen Weg gegangen sind. Die neue BDC-Mitgliederzeitschrift steht heute für die moderne und innovative Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des BDC und die Teamarbeit in dessen Vorstand.

BDC-Nachwuchskampagne „Nur Mut!“

Nachdem sich bereits 2004 der Nachwuchsmangel in der Chirurgie abzeichnete, wurde die BDC Service GmbH vom Vorstand des BDC mit der Konzeption einer Kampagne zur Nachwuchsakquise beauftragt. Daraufhin wurde eine zielgruppengerechte Wort- und Bildsprache sowie das Kommunikationskonzept der Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ entwickelt und dem BDC-Präsidium im Herbst 2005 vorgestellt.

Kampagnenwebseite „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn.“ (www.chirurg-werden.de)

Im Jahr 2006 wurden die neu gewählten Vertreter für Nachwuchsförderung (Dr. Krones, Aachen) und der Oberärzte (Prof. Schröder, Köln) in die weitere Entwicklung der Kampagne eingebunden, was das Projekt deutlich belebte. Nach einer Pilotveranstaltung in Jena 2007 wurde die BDC-Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ auf einer Pressekonferenz im Januar 2008 offiziell von Krones und Schröder sowie Frau Dr. Leschber als Vertreterin der Chirurginnen vorgestellt. Die Resonanz war überwältigend, da offenbar bis zu diesem Zeitpunkt außer Eingeweihten niemand etwas vom Mangel an Nachwuchs in der Chirurgie bemerkt hatte. Ein ganzseitiger Artikel in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ war ein idealer Auftakt für die Kampagne und sicherte uns schon im ersten Halbjahr hohe Aufmerksamkeit.

Mit Informationsveranstaltungen an deutschen Universitäten wurde seither für die Chirurgie und eine chirurgische Karriere geworben. Zusätzlich finden seit 2008 praktische Kurse unter der Überschrift „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen“ statt. Die positive Resonanz bestärkt uns darin, dass die Chirurgie ihre Attraktivität nicht verloren hat und wir andererseits mit der Nachwuchskampagne ins Schwarze getroffen haben. Die Studenten sind begeistert von der Offenheit der Referenten und haben großen Spaß an der chirurgischen Praxis.

Über 3.000 Medizinstudenten konnten in den vergangenen beiden Jahren erreicht werden. Der Routinebetrieb mit mehr als 25 Veranstaltungen im Jahr 2010 wird durch Carola Paech organisatorisch unterstützt, die seit Mitte 2007 das Team der BDC-Geschäftsstelle verstärkt und zusätzlich beim Chirurgischem Qualitätssiegel und dem Chirurgentag aktiv ist. Als Assistentin der Geschäftsführung trägt sie heute erheblich zum Erfolg dieser Projekte bei, wofür ich ihr ausdrücklich danken möchte. Das Portfolio der Kampagne „Nur Mut!“ wurde 2009 mit einer aufwendig produzierten Imagebroschüre komplettiert. Hier arbeiteten wir eng mit renommierten Chirurginnen und Chirurgen aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen, die mit ihren persönlichen Reflexionen maßgeblich dazu beigetragen haben, der Chirurgie ein sympathisches und persönliches Gesicht zu geben. Auch ihnen sei an dieser Stelle herzlich für ihre Mitarbeit gedankt. Die Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ ist eine Erfolgsgeschichte des Berufsverbandes. Sie steht allen chirurgisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften offen und kann zur Einheit der Chirurgie und deren moderner und dynamischer Außendarstellung beitragen.

Zum guten Schluss

Obwohl Dienstleistungs- und Service-Angebote des Berufsverbandes in den vergangenen Jahren erheblich erweitert wurden und die Mitarbeiterzahl in der BDC-Geschäftsstelle kontinuierlich gestiegen ist, ist es uns durch Effizienzsteigerungen und persönliches Engagement jedes einzelnen Mitarbeiters bisher gelungen, die Beiträge seit vielen Jahren konstant zu halten. So kann festgestellt werden, dass die BDC-Geschäftsstelle und die BDC Service GmbH die ehrenamtlich tätigen Funktionäre im Berufsverband effizient entlasten und kreativ Vorstands- und Präsidiumsbeschlüsse in konkrete Projekte, Angebote und Marken umsetzen.

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen überzeugt mit Innovation und Leistung, die Mitarbeiter seiner Geschäftsstelle leben Service und Verlässlichkeit. Ich danke auch den bisher nicht namentlich genannten Mitarbeitern Doreen Fort, Thomas Friedrich in der IT-Abteilung, Jeannine Rühle und Barbara Roth in der Mitgliederverwaltung und Manuela Kiewert in der Buchhaltung für ihr Engagement. Wir haben Spaß an unserer Arbeit und den gemeinsamen Erfolgen und danken Vorstand und Präsidium des BDC für sein Vertrauen.

Qualität der chirurgischen Weiterbildung in Deutschland

Entwicklungsanalyse von 2004 bis 2009

Einleitung

Die Deutsche Chirurgie hat hartnäckige Nachwuchssorgen. Die Ursache ist zweigeteilt. Einerseits sehen immer weniger Medizinstudenten in den chirurgischen Fächern eine lohnende Perspektive. Gleichzeitig werden die aktiven Chirurgen immer älter. Bis 2020 geht ca. die Hälfte der niedergelassenen Chirurgen und mehr als ein Drittel der Krankenhauschirurgen in den Ruhestand [1, 2]. Sollten alle vakanten Stellen wieder besetzt werden, müssten jährlich ca. 10-12 Prozent der Medizinstudierenden eine Karriere in der Chirurgie starten. Nach aktuellen Schätzungen wollen maximal nur 5 Prozent der Absolventen die chirurgische Laufbahn einschlagen [3].

Dabei hat das Berufsbild seine Faszination nicht verloren. So führt die Chirurgie bei Medizinstudenten in den ersten Semestern die Liste der beliebtesten Fächer klar an. Mehr als ein Drittel aller Studenten wollen beispielsweise nach einer Umfrage mit über 4.000 Teilnehmern im ersten Semester Chirurgin oder Chirurg werden, hinzu kommen nochmals über 10 Prozent, die sich für eine orthopädische Karriere interessieren.

Doch der reale Berufsalltag der jungen Kollegen entspricht so gar nicht den schönen, lebensrettenden, gut verdienenden und sozial integrierten Vorbildern aus Film und Fernsehen. Nach dem Praktischen Jahr in den letzten Semestern sind es nur noch knapp 16 Prozent, die sich eine chirurgische Tätigkeit vorstellen können [24]. Auf viele Studenten scheint das chirurgische Tertial im PJ eine nachhaltig negative Wirkung zu haben [9, 21].

Abb1: Anteil der Umfrageteilnehmer, die in der empfohlenen Weiterbildungszeit von 6 Jahren die Facharztqualifikation Chirurgie erreichen

KH-GR = Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung
KH-SP = Krankenhaus der Schwerpunktversorgung
KH-Max = Krankenhaus der Maximalversorgung
KH-Uni = Universitätsklinik

Die Wirklichkeit in der deutschen Chirurgie ist immer noch von hoher Fremdarbeitsbelastung, einer dünkelhaften Hierarchie und einer im Vergleich zu anderen Fächern hauchdünnen Personaldecke geprägt.

Oft kann schon das krankheitsbedingte Fehlen von ein bis zwei Mitarbeitern nicht kompensiert werden.

Box 1

Chirurgische Berufsanfänger starten in Deutschland aber nicht nur in einen unattraktiven Arbeitsalltag. Der chirurgischen Weiterbildung fehlt trotz differenzierter Weiterbildungsordnung und dort verankerten Forderungen nach einem strukturierten Weiterbildungsgang die Qualität und Perspektive. Hierbei sind es gerade nicht die Rahmenbedingungen, die schlecht wären, sondern die mangelhafte Umsetzung in den Kliniken [23] sowie die nicht vorhandenen Sanktionen der Kammern.

Das Vertrauen in die Selbstverwaltung und den Föderalismus scheint gerade in der Weiterbildung so nachhaltig erschüttert zu sein, dass hier nicht nach mehr Kontrolle gerufen, sondern mit den Füßen abgestimmt wird. Beklagt also die deutsche Chirurgie einen erheblichen Nachwuchsmangel, ist sie und ihre Vertreter sowie jeder einzelne Chefarzt selbst gefordert und kann sich nicht auf mangelhafte Rahmenbedingungen berufen.

Die fortschreitende Ökonomisierung der Medizin und der damit verbundene strukturelle Wandel in der Krankenhauslandschaft sind nicht aufzuhalten. Es liegt auf der Hand, dass sich die chirurgische Weiterbildung diesen Entwicklungen anpassen muß. Umso wichtiger wird in Zukunft eine flexible und leicht anpassbare Weiterbildungsordnung sein, wie sie die chirurgische Gemeinschaft seit 2008 bei der Bundesärztekammer einfordert [25]. Nur so kann man in diesen Zeiten den ärztlichen Nachwuchs für das Gebiet Chirurgie begeistern.

Tab1: Weiterbildungsstand

Vorangegangene Erhebungen zur chirurgischen Weiterbildung in Deutschland ergaben 2004 und 2007 qualitative Mängel in über 50 Prozent der chirurgischen Abteilungen [4, 23]. Statt wie in den USA [5,6], England [7] oder Holland [8] einem klar strukturierten Curriculum mit festgelegten Weiterbildungszielen und Guidelines zu folgen, fühlten sich viele deutsche Assistenten den Launen der Chef- und Oberärzte ausgeliefert. Dies blieb auch den letzten PJ-Jahrgängen nicht verborgen, die nach aktuellen Umfragen vor allem im chirurgischen Pflicht-Tertial den letzten Rest an Interesse verlieren [9].

Tab2: Heimatkrankenhaus

In Konsequenz der desolaten Ergebnisse der Jahre 2003 bis 2004 wurden von chirurgischen Berufsverbänden und Fachgesellschaften Empfehlungen zur Gestaltung der chirurgischen Weiterbildung aufgestellt [10], siehe »Box 1. Einige dieser Empfehlungen konnten in die neue Weiterbildungsordnung für das Gebiet Chirurgie integriert werden [11]. Sie sind seit 2006 Pflicht jedes Weiterbilders. Gleichzeitig wurden mit dem obligaten Logbuch und der Dokumentation von Weiterbildungsgesprächen pragmatische Instrumente vorgeschlagen, die Assistenzärzten und Weiterbildern die Organisation und Transparenz der Weiterbildung erleichtern [12].

Ziel der regelmäßigen Erhebungen des BDC und der hier präsentierten Umfrage des Jahres 2009 ist es, die Umsetzung der aufgestellten Kriterien sowie der in der Weiterbildungsordnung verankerten Instrumente zu überprüfen. Gleichzeitig soll die Entwicklung begleitet und neue Probleme und Herausforderungen identifiziert werden, um zukünftige Empfehlungen für die Steigerung der Weiterbildungsqualität zu formulieren.

Methoden

Auf Basis der Umfragen von 2004 und 2007 wurde in Zusammenarbeit chirurgischer Assistenten und Weiterbilder eine modifizierte Folgeumfrage entwickelt. In bewährter Weise wurde der Fragebogen zwischen Vertretern des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen (BDC), der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) abgestimmt.

Die Umfrage wurde in der Mitgliederzeitschrift des BDC sowie auf dessen Internetseite publiziert. Alle im BDC organisierten Assistenzärzte wurden zusätzlich im Mai und August 2009 per E-Mail zur Teilnahme an der Umfrage eingeladen.

Abb2: Häufigkeit des Vorhandenseins eines Weiterbildungs-Curiculums

Zielgruppe waren dabei sowohl die Assistenten in Weiterbildung, als auch Fachärzte, deren Facharztprüfung nicht länger als 3 Jahre zurücklag. Aufbau und Wortlaut der Umfrage können auf der Homepage des BDC (www.bdc.de, Rubrik Themen|Weiterbildung|WB-Struktur) eingesehen werden.

Die Fragebögen konnten anonym per Post oder Fax an den BDC zurückgesendet oder im Internet bei BDC|Online beantwortet werden. Für die Datensammlung und primäre Auswertung wurde mit BDC|Poll ein an die Anforderungen des BDC angepasstes Online-Umfragetool auf Grundlage des internetbasierten, kommerziellen Marktforschungsinstrumentes „Zoomerang“ (MarketTools, 150 Spear Street, Suite 600, San Francisco, CA, 94105, USA) eingesetzt. Die per Post und Fax eingegangenen Antwortformulare wurden manuell in BDC|Poll übertragen. Für weitere Fragestellungen wurden die Rohdaten mit den Statistikfunktionen von Microsoft Excel ausgewertet.

Tab3: Gibt es eine grobe Struktur für den Weiterbildungsgang in Ihrer Klinik, z. B. ein Curriculum oder Weiterbildungsplan?

Das Design der Umfrage war darauf ausgelegt, möglichst viele chirurgische Assistentinnen und Assistenten zu erreichen und dabei die volle Anonymität zu gewährleisten. Auf eine Nachfassaktion sowie eine Non-Responder-Analyse musste deshalb verzichtet werden.

Im Durchschnitt standen für die Auswertung pro Frage 800-900 Antworten zur Verfügung, da nicht jede/r Umfrageteilnehmer/in alle Fragen beantwortete. Die Ergebnispräsentation führt deshalb immer die Anzahl der bei jeder Fragestellung ausgewerteten Antworten auf

Ergebnisse

Teilnehmerstruktur

Insgesamt konnten 1076 Fragebögen ausgewertet werden. Das entspricht einem Gesamtrücklauf von 23 Prozent bei insgesamt 4.852 Assistenzärzten, die Mitglied im BDC sind. 38 Prozent (n=771) aller im BDC organisierten Assistenten in Weiterbildung (gesamt 2.035) sowie 11 Prozent (n=305) aller Assistenten mit Facharztqualifikation im BDC antworteten. Die Beteiligung an dieser Umfrage in absoluten Zahlen ist besser als in früheren Jahren.

487 Umfrageteilnehmer haben eine basischirurgische Weiterbildung durchlaufen, das entspricht 45 Prozent der Gesamtteilnehmer.

20,6 Prozent der eingegangenen Antworten stammen von Kollegen am Beginn der chirurgischen Weiterbildung (222 Teilnehmer in den ersten 2 Jahren), 47,9 Prozent der Antworten kommen von erfahrenen chirurgischen Assistenten ab dem 3. Weiterbildungsjahr zum Facharzt für Chirurgie (515 Teilnehmer). 31,5 Prozent der Antworten kamen von Fachärzten der Chirurgie oder machten keine Angaben zum Weiterbildungsstand (»Tab. 1).

43 Prozent der antwortenden Kolleginnen und Kollegen arbeiteten zur Zeit der Befragung in Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung, 24 Prozent in der Schwerpunktversorgung, 22 Prozent in Häusern der Maximalversorgung und 9 Prozent in Universitätskliniken (»Tab. 2).

Weiterbildungszeit

Durchschnittlich erreichen 45 Prozent der chirurgischen Assistenten die Facharztqualifikation in dem durch die Weiterbildungsordnung vorgegebenen Mindestzeitraum von 6 Jahren. In Maximalversorgungshäusern gelingt es der Hälfte der Assistenzärzte nach 6 Jahren, die Facharztqualifikation zu erwerben, in Universitätskliniken nur 38 Prozent (»Abb. 1).

Weiterbildungsstruktur

Nur 27 Prozent aller Teilnehmer geben an, es existiere in der eigenen Klinik eine grobe Struktur zur Organisation der Weiterbildung (z.B. Curriculum). Im Vergleich zu 2004 (43 Prozent) ist das eine deutliche Verschlechterung (»Abb. 2), jedoch eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Jahr 2007 (22 Prozent). Zwischen den einzelnen Versorgungsstufen besteht ein deutliches Gefälle. Während es Häusern der Grund- und Regelversorgung nur in 19 Prozent gelingt, eine strukturierte Weiterbildung anzubieten, existiert diese immerhin bei ca. einem Dritteln der Schwerpunkt- und Maximalversorger und 43 Prozent der Universitätskliniken (»Tab. 3).

Abb 3: Häufigkeit von regelmäßigen Weiterbildungsgesprächen

Weiterbildungskultur und Personalentwicklung

Die Frage, ob Standard-Operationen theoretisch erklärt oder besprochen werden, bejahen nur ca. die Hälfte der Umfrageteilnehmer (»Tab. 4). Hier war kein Unterschied zwischen Versorgungshäusern und Universitätskliniken sowie zwischen den Jahren 2004 bis 2009 zu erkennen. Durchschnittlich 63 Prozent der antwortenden Assistenten sind mit den Lehrassistenzen durch Ober- und Chefärzte in ihrer Klinik unzufrieden, in Maximalversorgungshäusern geht es in dieser Beziehung Assistenzärzten am besten (42 Prozent zufrieden).

Tab 4: Weiterbildungskultur und Personalentwicklung

Die Einteilung zu Weiterbildungsoperationen empfinden nur 38 Prozent der teilnehmenden Assistenzärzte als fair und transparent. Hier ergaben sich wie oben keine nennenswerten Änderungen zu den Vorjahren.

Deutlich häufiger als früher werden Weiterbildungsgespräche geführt. 45 Prozent der Umfrageteilnehmer kennen regelmäßige Weiterbildungsgespräche als Instrument der Personalführung (»Tab. 4), wobei diese Gespräche in Maximalversorgungshäusern und Universitätskliniken bei jedem Zweiten stattfinden (je 51 Prozent) im Vergleich zu 46 Prozent in Schwerpunkt- sowie 40 Prozent in Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung.

Das Interesse der Krankenhausträger an der Weiterbildung seiner jungen ärztlichen Mitarbeiter scheint konstant niedrig zu sein. Nur 18 Prozent geben an, dass sich ihr Arbeitgeber für die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter interessiert, und lediglich 20 Prozent meinen, dass beim Arbeitgeber Interesse an einem Fortschritt der Weiterbildung besteht. Entsprechend selten wird die Weiter- und Fortbildung von Mitarbeitern als Teil der Unternehmensstrategie des Unternehmens Krankenhaus verstanden (13 Prozent).

Einsatz von Logbüchern

Weiterbildungsgespräche können durch die Nutzung von Weiterbildungs- und Logbüchern optimiert werden. Heute setzen bereits 77 Prozent der Assistenzärzte in Weiterbildung Logbücher zur Dokumentation ein, wobei bei einem Drittel der Arbeitgeber das Logbuch stellt (»Abb. 4). Das ist eine erfreuliche Entwicklung, laut Berufsverband der Deutschen Chirurgen sind bundesweit mehr als 6.000 Logbücher im Einsatz.

Abb 4: Einsatz von Logbüchern zur Dokumentation der Weiterbildung

Weiterbildungspotential der Klinik

Nur bei 57 Prozent der Umfrageteilnehmer werden alle am Folgetag zu operierenden Patienten hinsichtlich Operationsindikation und Eingriffsplanung in einer täglichen Indikationskonferenz diskutiert. Regelmäßige Mortalitäts- und Morbiditätskonferenzen existieren mittlerweile bei jedem Zweiten, in 20 Prozent der Kliniken wird ein Fehlermeldesystem (z.B. CIRS) genutzt. Nur in 23 Prozent der Kliniken werden alle verstorbenen Patienten regelmäßig besprochen (»Tab. 5).

Tab. 5: Klinikinternes Weiterbildungspotential und Fortbildung

Fortbildung, Kongresse und Seminare

Regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen innerhalb der Klinik finden bei 78 Prozent der Befragten statt (»Abb. 5), wobei hier Maximalversorger und Universitätskliniken ihren Mitarbeitern deutlich mehr bieten (86 Prozent bzw. 90 Prozent).

Abb 5: Angebot klinikinterner Fortbildung

Etwas mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (52 Prozent) gibt an, wenigstens einmal jährlich eine externe Fortbildungsveranstaltung besuchen zu dürfen (»Abb. 6). 71 Prozent der befragten Kollegen erhalten für den Besuch externer Seminare oder Kongresse finanzielle Unterstützung und nur noch 8 Prozent der Antwortenden müssen dafür ihren Urlaub einsetzen (»Tab. 5).

Diskussion

Die Qualität von Weiterbildungsprogrammen ist international sowohl in der Chirurgie als auch in anderen Fachdisziplinen aus verschiedenen Gründen Thema der Diskussion [6, 13, 14, 15]. Sowohl in Westeuropa als auch in den USA sind dabei, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau, ökonomische und gesundheitspolitische Zwänge [16] sowie arbeitsrechtliche Fragen die entscheidenden Auslöser [17, 18, 19, 20].

Analyse der Entwicklung von 2004 bis 2009

Vorliegende Analysen zur Weiterbildung in Deutschland zeigten qualitative Defizite in Weiterbildungsprogrammen auf und skizzierten eine weit verbreitete Unzufriedenheit der betroffenen Ausbildungsassistenten [21, 4].

Mit der vorliegenden Umfrage soll die Qualitätsentwicklung der Weiterbildung in der deutschen Chirurgie begleitet und analysiert werden. In die Auswertung gingen 1076 Antworten ein, was aus methodischen Gründen (mehrkanalige Ansprache, anonyme Umfrage) einem geschätzten Rücklauf von ca. 30 Prozent entspricht.

Rücklauf und Verteilung nach Versorgungsstufen entsprechen vorangegangenen Erhebungen des BDC aus den Jahren 1997 [22], 2004 [4] und 2007 [23]. Die Umfrageergebnisse bieten damit ein valides Stimmungsbild hinsichtlich der gefühlten Qualität der chirurgischen Weiterbildung in Deutschland.

Weiterbildungszeit

Hinsichtlich der Weiterbildungszeit ergaben sich im Vergleich zu 2007 kaum Verbesserungen. Lediglich in Häusern der Maximalversorgung kam es zu einer leichten Verbesserung, die Hälfte der Assistenten schafft die Facharztqualifikation in 6 Jahren. In Universitätskliniken schaffen dies nur 38 Prozent.

Die Ursachen für dieses schlechte Ergebnis sind sicher vielschichtig, hier spielt das Arbeitszeitgesetz ebenso eine Rolle wie die zusätzliche Belastung durch Forschung und Lehre in den Universitäten.

Weiterbildungsstruktur

Die zentrale Forderung der neuen Weiterbildungsordnung, in den Kliniken eine strukturierte Weiterbildung einzuführen, ist nicht umgesetzt worden. Voraussetzung für die Vergabe einer Weiterbildungsermächtigung ist die Vorlage eines Curriculums bei der zuständigen Ärztekammer. Es soll den Weiterbildungsgang skizzieren und adaptiert an die lokalen Möglichkeiten darstellen, wann ein Assistenzarzt an welche Prozeduren und Operationen herangeführt wird.

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage sind wie in 2007 ernüchternd. Nur 27 Prozent der Assistenzärzte erkennen eine Struktur in ihrer Weiterbildung. 2004 waren es immerhin noch 43 Prozent der Umfrageteilnehmer. Insbesondere kleinere Häuser scheinen hier den verpflichtenden Vorgaben der WBO organisatorisch oder ökonomisch nicht folgen zu können.

Berufsverbände und Fachgesellschaften könnten diese Lücke schließen und die betroffenen Kliniken mit der Erstellung von Muster-Curricula unterstützen.

Weiterbildungskultur

Als Indikatoren für die Weiterbildungskultur von Kliniken bieten sich Feedbackgespräche sowie die theoretische Besprechung operativer Eingriffe, das Angebot an Lehrassistenzen und klinikinterne Fortbildungen an.

Während sich die Zufriedenheit über Lehrassistenzen nur gering verbessert hat (»Tab. 4), sind bei anderen Indikatoren durchaus Verbesserungen zu erkennen. So finden Weiterbildungsgespräche heute bei knapp der Hälfte der Assistenzärzte statt (»Abb. 3), Logbücher werden bei drei viertel der Antwortenden zur Dokumentation der Weiterbildung eingesetzt.

Auch das Angebot klinikinterner Fortbildungen hat sich verbessert, nur noch ein Fünftel kennt keine regelmäßigen Fortbildungen (»Abb. 5). Auch die externe Fortbildung wird von den Abteilungen und Krankenhausträgern unterstützt. So klagt nur noch ein Fünftel der Antwortenden über mangelnde Teilnahmemöglichkeiten (»Abb. 6). Drei viertel aller Assistenzärzte erhalten heute finanzielle Unterstützung für den Besuch von Seminaren und Kongressen, nahezu jeder erhält jährlich 3 bis 5 freie Tage für die Fortbildung (»Tab. 5).

Abb 6: Teilnahmemöglichkeit bei externen Fortbildungen

Klinikinternes Weiterbildungspotential

Jeder Klinikbetrieb bietet im Arbeits-alltag eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten. (Röntgen-)Besprechungen, Indikationskonferenzen und Tumorboards ermöglichen es gerade jungen Kollegen, Patienten und Fallgeschichten zu präsentieren und die interkollegiale Zusammenarbeit zu vertiefen.

Tägliche Indikationskonferenzen finden jedoch nur bei etwas mehr als der Hälfte der Kollegen statt. Die Rate an klinikinternen Komplikationskonferenzen (M&M-Konferenzen) hat dagegen mit 50 Prozent der Umfrageteilnehmer deutlich zugenommen. Tumorboards gibt es sogar bei ca. 73 Prozent der befragten Kollegen, ebenfalls eine deutliche Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren.

Die aktive Einbindung von Assistenzärzten in diese Konferenzen schult nicht nur die interkollegiale und interdisziplinäre Zusammenarbeit, sondern auch die Fehlerkultur. Sie sind deshalb auch für die Herausbildung einer kritischen Selbstreflexion ebenso unentbehrlich wie Fehlermeldesysteme, die bereits in 20 Prozent der Kliniken genutzt werden.

Arbeitszeit

Die Einführung und strikte Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes hat in vielen Kliniken zu Neueinstellungen geführt. Trotzdem ist die Personaldecke dünn und der Ausfall eines oder zweier Kollegen kann oft nicht mehr kompensiert werden.

Chirurgische Assistenzärzte arbeiten heute nach den 820 ausgewerteten Antworten dieser Frage im Durchschnitt 61,5 Stunden pro Woche
(»Abb. 7). Dies deckt sich bis auf wenige Stunden mit der erhobenen durchschnittlichen Wunsch-Arbeitszeit von knapp 59 Stunden. 53 Prozent der befragten Assistenzärzte nehmen an einer Opt-out-Regelung teil.

Abb 7: Arbeitszeiten chirurgischer Assistenzärzte

Erfreulich ist, dass dieser Aufwand vollständig in Gehalt oder Freizeit abgegolten wird. Das war 2007 noch deutlich anders, im Schnitt 4,4 Arbeitsstunden pro Woche wurden nicht vergütet.

Limitierung der Umfrageergebnisse

Die Studie kritisch reflektierend muss festgestellt werden, dass die erhaltenen Ergebnisse ausschließlich die Sicht der chirurgischen Weiterbildungsassistenten sowie junger Fachärzte in Deutschland widerspiegeln. Dass auch auf Assistentenseite Mängel bestehen können, ist bekannt und soll hier nicht verschwiegen werden. So können engagierte und flexible chirurgische Assistenten auch heute eine exzellente Weiterbildung erhalten. Dazu gehören Konsequenz und Mut, im Zweifelsfall ist auch ein Stellenwechsel zu erwägen.

Schließlich zwingt uns die gewählte Umfragemethodik dazu, die Aussagen zu relativieren und darauf hinzuweisen, dass die Ergebnisse primär ausschließlich in der Population der Umfrageteilnehmer korrekt sind.

Schlussfolgerungen

Im Vergleich zu früheren Erhebungen zeigen sich erste Fortschritte in der Qualität der chirurgischen Weiterbildung. Leidiglich ein strukturierter Weiterbildungsgang findet sich nach wie vor nur in einem Viertel der Kliniken.

Auch wenn nur die knappe Hälfte der Assistenzärzte innerhalb der Mindestzeit von 6 Jahren die Facharztqualifikation erwirbt, schafft es der überwiegende Teil zwischen dem 6. und 7. Weiterbildungsjahr (Durchschnitt sind 75 Monate).

Gleichzeitig unterstützen die Abteilungen und Träger die Weiterbildung durch klinikinterne Fortbildungsmaßnahmen und die bessere Ausnutzung des vorhandenen Weiterbildungspotentials. In über 70 Prozent der Kliniken gibt es interdisziplinäre Konferenzen und Tumorbords, in knapp 80 Prozent der Häuser regelmäßige Fortbildungen.

Der Besuch externer Fortbildungen wird unterstützt, sowohl finanziell, als auch durch bezahlte Fortbildungstage. Hier setzt sich der bereits 2007 erkannte Trend fort. Weiter- und Fortbildung lohnt sich nicht nur für den einzelnen Arzt, sondern auch für den Arbeitgeber.

Die strikte Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes zeigt in vielen Kliniken erhebliche Wirkung. Erfreulich aus Assistentensicht ist, daß jede geleistete Arbeitsstunde mittlerweile bezahlt oder in Freizeit ausgeglichen wird. In der Chirurgie ist eine 60-Stundenwoche immer noch Realität und wird es wohl auch bleiben. Dies wünscht sich auch die Mehrheit der Assistenzärzte.

Die registrierten Fortschritte sind jedoch weder Anlaß zu Euphorie, noch zum Nachlassen der Bemühungen um eine hohe Weiterbildungsqualität. In über der Hälfte der Klinken werden vom Chefarzt oder seinem Vertreter regelmäßig Weiterbildungsgespräche geführt, nur in einem Viertel der Abteilungen existiert ein Weiterbildungscurriculum. Der breite Einsatz von Logbüchern ist erfreulich, aber weder ein Garant für eine gute Weiterbildung, noch der Ersatz für eine neue Führungskultur, deren wesentlicher Teil die Weiter- und Fortbildung als Kern der Personalentwicklung ist.

Ein Umdenken ist auch bei den Krankenhausträgern erforderlich. Die finanzielle und materielle Unterstützung von Weiter- und Fortbildung dient nicht nur der Entwicklung des eigenen Personals, sondern stärkt die Leistungsfähigkeit und die Qualität des Unternehmens Krankenhaus. Vor diesem Hintergrund ist Weiter- und Fortbildung in Zeiten zunehmenden Konkurrenzdruckes ein Wettbewerbsfaktor, und hat einen festen Platz in der Unternehmensstrategie des modernen Krankenhauses.

Autorenerklärung

Die gesamte Erhebung wurde durch die BDC Service GmbH, eine Tochter des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen, finanziert.

Literatur

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  4. Ansorg J, Fendrich V, Polonius M-J, Rothmund M, Langer P (2005): Qualität der chirurgischen Weiterbildung in Deutschland. Dtsch med Wochenschr 130: 508-513
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  24. Osenberg D., Rusche H., Huenges B., Klock M., Weismann N., Huenges J., Tillmann Th. (2009): Zukunftsplanung der Kollegen von morgen. Vortrag gehalten auf dem 23. Chirurgentag 2009
  25. Bauer H. (2009): Neue Impulse für die chirurgische Weiterbildung. Der Chirurg BDC 2009, Bd. 12, im Druck.

Chirurgin in Deutschland – Ergebnisse einer Umfrage 2008

Angeregt durch eine Studie, die vor mehreren Jahren die Berufssituation von Chirurginnen in Österreich analysiert hatte und die u. a. in „Der Chirurg BDC“, 2008, von A. End und H. Piza-Katzer veröffentlicht wurde [1], hat der BDC im letzten Jahr eine analoge Umfrage unter den deutschen Chirurginnen gestartet. Ziel war es, einen umfassenden Eindruck zur aktuellen Situation der Frauen, die in Deutschland chirurgisch tätig sind, zu erlangen und daraus mögliche Handlungsnotwendigkeiten zu entwickeln, um dem drohenden Chirurgenmangel zu begegnen.

Insgesamt haben sich an der Umfrage 1026 Frauen beteiligt. Damit liegt nach unserer Erkenntnis die größte Studie dieser Art unter Chirurginnen vor. Erste Zwischenergebnisse wurden bereits auf dem Chirurgen-Tag im Oktober 2008  in Berlin präsentiert.

Ergebnisse der Studie

Die Kampagne wurde 2008 im Februarheft des „Der Chirurg BDC“ angekündigt und der Fragebogen auf der Homepage des BDC freigeschaltet. Dort fand sich zudem ein Hinweis auf die Befragung. Außerdem wurden alle weiblichen BDC-Mitglieder durch E-Mail-Anschreiben und andere, nicht im Berufsverband organisierte Chirurginnen, unter Zuhilfenahme weiterer E-Mail-Verteiler (z. B. Deutscher Ärztinnenbund e. V., „FiT“ – Frauen in Thoraxchirurgie, Berliner Chirurginnen etc.) über die laufende Umfrage informiert. Im Januar 2009 wurde die Umfrage geschlossen, die über 80 Fragen, u. a. zur Berufswahl, der Weiterbildung, der augenblicklichen Arbeitssituation, der Arbeitszufriedenheit und Arbeitsorganisation, zum anderen aber auch persönliche Daten mit Fragen zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, erfasste.

Im Gegensatz zu der von End und Piza-Katzer durchgeführten Studie, bei der die Befragung auf postalischem Wege mit anonymisierter Rücksendung an das Institut für empirische Sozialforschung erfolgte (Rücklaufquote 58,7 Prozent), kann bei der durch uns durchgeführten Befragung nicht angegeben werden, wie viele Chirurginnen hätten erreicht werden können bzw., ob Doppelantworten erfolgten. Dies erscheint aber eher unwahrscheinlich, da die Beantwortung des Fragebogens ca. 20 Minuten in Anspruch nahm.

Basisdaten

Zur Auswertung standen uns 1026 Antworten zur Verfügung. Dreiviertel der Befragten waren zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 30 und 49 Jahre alt (76 Prozent), zwei Drittel waren Fachärztinnen, ein Drittel noch in der Weiterbildung. Erwartungsgemäß dominierten die Chirurginnen der Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie bzw. Orthopädie (796 Antworten), aber auch 207 Frauen aus den kleineren chirurgischen Säulen beteiligten sich an der Studie. 87 Prozent der Frauen gaben an, derzeit aktiv in der Chirurgie tätig zu sein, 5 Prozent waren in Mutterschutz oder Elternteilzeit, 7 Prozent in nicht chirurgischen oder nicht medizinischen Bereichen tätig. Ein Viertel der Frauen bezeichnete sich als Single, knapp drei Viertel gaben an, verheiratet zu sein oder in Lebensgemeinschaft zu leben.

Abb 1: Verteilung der Teilnehmerinnen nach Arbeitsstätte und Weiterbildungsstatus

Dabei sind 63 Prozent der Partner Nicht-Mediziner, 44 Prozent haben Kinder (zumeist ein oder zwei). Von den Frauen waren 35 Prozent in Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung, 22 Prozent in Krankenhäusern der Schwerpunktversorgung, 19 Prozent in Krankenhäusern der Maximalversorgung tätig, weitere 9 Prozent kamen aus Universitätskliniken, 8 Prozent waren in der Praxis, jeweils 1 Prozent in Medizinischen Versorgungszentren oder sonstigen Gesundheitseinrichtungen tätig. Der größte Anteil der Frauen in der Weiterbildung zum Facharzt fand sich in Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung sowie in den Universitätskliniken, in letzteren fand sich auch ein hoher Prozentsatz von Fachärzten/Fachärztinnen mit Schwerpunktbezeichnungen, ebenso wie in den Praxen (»Abb. 1).

Berufsplanung

Befragt nach der Art der Auswahl des Weiterbildungsfaches, fiel bei nur 20 Prozent die Entscheidung zur Chirurgie zufällig, die übrigen gaben gezielte Planung und/oder Vorbilder (25 Prozent) an. Der Zeitpunkt der Entscheidung lag bei 50 Prozent während des Studiums, 33 Prozent gaben an, sich nach dem Studium entschieden zu haben, nämlich während des Praktischen Jahrs. Dies verdeutlicht die Verantwortung, die auf allen Kollegen ruht, die Studentinnen während ihrer Ausbildung, sei es während der Praktika der Chirurgie, der Famulaturen und vor allen Dingen während des Praktischen Jahrs betreuen, hier die Begeisterung für unser Fachgebiet auf den Nachwuchs durch entsprechende Vorbildwirkung zu übertragen. Während dieser Zeit erleben die jungen Frauen erstmalig, wie sich der Berufsalltag von Chirurgen gestaltet, wie der Umgang mit Mitarbeitern gelebt wird, ob diese gefördert oder behindert werden.

Abb 2: Zufriedenheit mit dem OP-Katalog
Abb 3: Zufriedenheit mit dem OP-Katalog
Abb 4: Wie ist Ihr Operationskatalog im Vergleich zu Ihren männlichen Kollegen?

 

Operationsvolumen

Bei Fragen zum „Operationsvolumen“ beurteilten insgesamt 68 Prozent der Frauen ihren Operationskatalog als gut oder ausgezeichnet, die übrigen stufen ihn als ungenügend ein oder hatten noch nie operiert. Bei Fachärztinnen mit Schwerpunkt bzw. Fachärztinnen lag der Prozentsatz mit gutem Operationskatalog noch deutlich höher (»Abb. 2).

Abb 5: Wie ist Ihr OP-Katalog im Vergleich zu Ihren männlichen Kollegen?

Unterschiede zeigten sich auch in Abhängigkeit vom Tätigkeitsort, wobei sich der größte Prozentsatz von Kolleginnen, die nie oder selten operiert hatten, an den Universitäten fand (»Abb. 3). Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen beurteilte insgesamt ein Drittel ihren Katalog als schlechter, lediglich 14 Prozent meinten, er sei besser als der ihrer männlichen Kollegen. Auch hier finden sich wieder erhebliche Unterschiede je nach Weiterbildungsstatus (»Abb. 4). In Abhängigkeit vom Tätigkeitsort schneiden auch bei dieser Frage die Universitäten am schlechtesten ab, hier beurteilen lediglich 8 Prozent der Frauen ihren Operationskatalog besser als den der Männer, während 39 Prozent ihn als schlechter betrachten (»Abb. 5). Die Operationsfrequenz ist in Abb. 6 dargestellt, wobei auffällig ist, dass nahezu ein Drittel der Frauen nur zwei oder weniger Operationen pro Woche selbstständig durchführen, sie dagegen deutlich häufiger assistieren. Abb. 7 und 8 führen auf, wie viele Eingriffe als Assistentin bzw. Operateurin in Abhängigkeit vom Facharztstatus durchgeführt werden. Hier zeigt sich z. B., dass 95 Prozent der in Weiterbildung befindlichen Ärztinnen 3 bis 14 Eingriffe assistieren, zu über 50 Prozent aber nur bei 2 Eingriffen pro Woche als Operateurinnen eingeteilt werden. Dieses Verhältnis verschiebt sich erwartungsgemäß bei Fachärztinnen mit Schwerpunkt deutlich.

 

Abb 6: Operative Eingriffe pro Woche
Abb 7: Wie häufig operieren Sie pro Woche als ASSISTENTIN?
Abb 8: Wie häufig operieren Sie pro Woche als OPERATEURIN?

Bei der Frage nach der Einschätzung der operativen Tätigkeit (eher Operateurin/eher Assistentin) überwiegt bei 50 Prozent der Frauen die Assistenz, während 36 Prozent ihre Tätigkeit als Operateurin einstufen. Auch hier zeigt die Aufsplittung in Abhängigkeit vom Weiterbildungsstatus Unterschiede (»Abb. 9). Selbst bei Fachärztinnen mit Schwerpunktzeichnung sind knapp 20 Prozent noch eher als Assistentinnen tätig, mit 40 Prozent liegt dieser Anteil bei Fachärztinnen mehr als doppelt so hoch. Dies verwundert in gewisser Weise, gaben doch immerhin zwei Drittel aller befragten Frauen an, bereits Fachärztinnen zu sein. Ob sich daraus auf eine Benachteiligung schließen lässt oder Fachärztinnen einfach häufiger den jungen Kollegen/Kolleginnen zum Assistieren eingeteilt werden, lässt sich anhand der Daten nicht eindeutig beurteilen.

Abb 9: Funktion im OP in Abhängigkeit vom Facharztstatus

Arbeits- und Berufszufriedenheit

Ein großer Teil der Befragung beschäftigte sich mit der Arbeitszufriedenheit. 63 Prozent der Frauen sind mit ihrer beruflichen Situation insgesamt zufrieden oder sehr zufrieden, nur ein Zehntel ist unzufrieden oder gar nicht zufrieden. Bei differenzierterer Betrachtung der Zufriedenheit teilen zwar 68 Prozent der Frauen mit, dass sie mit der Art ihrer Tätigkeit überwiegend zufrieden sind, mit der Arbeitsmenge und der Arbeitszeitregelung kehrt sich dieses Bild jedoch um, hier liegt der Prozentsatz der Zufriedenen nur bei jeweils 30 Prozent, während 40 bzw. 45 Prozent hier nicht zufrieden sind. Gleiches gilt für die Beurteilung der Weiterbildung und der Aufstiegsmöglichkeiten sowie der finanziellen Unterstützung für Kongressbesuche und Fortbildungen (»Abb. 10a und 10b). Während 40 Prozent den Führungsstil ihrer Vorgesetzten positiv sehen, äußert sich ein Drittel negativ, noch unzufriedener sind die Frauen im Allgemeinen mit der Anerkennung ihrer Arbeit durch die Krankenhausleitung (57 Prozent). Weiterhin signalisiert die Hälfte aller Frauen große bis sehr große Unzufriedenheit bei der finanziellen Unterstützung für Kongressbesuche, Publikationen oder wissenschaftliche Arbeiten. Mit der Beziehung zu den Kolleginnen und Kollegen ist drei Viertel der Frauen zufrieden, mehr als die Hälfte mit der Anerkennung ihrer Arbeit in der Abteilung.

 

Abb 10a: Zufriedenheit mit beruflicher Tätigkeit Teil 1

Abb 10b: Zufriedenheit mit beruflicher Tätigkeit Teil 2

Abb 11: Arbeitszufriedenheit in Abhängigkeit der Funktion im Op

Bezogen auf das Alter sind die ganz jungen Chirurginnen mit weit über 50 Prozent ebenso zufrieden wie die 50- bis 59-Jährigen, in den mittleren Altersstufen 30 bis 49 Jahre sinkt der Anteil auf 45 Prozent. Am zufriedensten äußern sich die über 60-Jährigen. Aktive Chirurginnen und Frauen, die in anderen medizinischen Bereichen nicht chirurgisch tätig sind, äußern sich zufriedener als Frauen, die derzeit in Mutterschutz oder Elternteilzeit oder gar in anderen nicht medizinischen Tätigkeitsbereichen aktiv sind. Erwartungsgemäß erkennt man eine klare Korrelation zwischen der operativen Aktivität und der Zufriedenheit im Beruf (»Abb. 11).

Je häufiger Frauen operieren, desto glücklicher sind sie in ihrer beruflichen Situation (61,4 Prozent zufrieden/sehr zufrieden), dagegen sind Chirurginnen, die überwiegend assistieren müssen, zu 29 Prozent unzufrieden oder gar nicht zufrieden. Bezüglich des Weiterbildungsstatus zeigt sich, dass Frauen, die eine Schwerpunktbezeichnung erreicht haben, zu über 60 Prozent Zufriedenheit äußern und nur zu einem geringen Grade unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation sind (»Abb. 12). Den eindeutigsten Einfluss auf die Berufszufriedenheit hat der Organisationsgrad der Abteilung. Dort, wo Abteilungen sehr gut organisiert sind, sind 82,1 Prozent der Frauen mit ihrer beruflichen Situation zufrieden, nur 19,8 Prozent Zufriedene finden sich in schlecht oder chaotisch organisierten Abteilungen. Dort sind 45,9 Prozent sehr oder extrem unzufrieden, in sehr gut organisierten Abteilungen liegt der Anteil der Unzufriedenen bei nur 6 Prozent (»Abb. 13). Es scheint so, dass die so genannte Corporate Identity sich in dieser Betrachtung ebenso widerspiegelt: wenn Teamarbeit am gemeinsamen Ziel durch die Frauen bejaht wird, liegt der Anteil der sehr/zufriedenen bei 72 Prozent und nur 6 Prozent sind ganz/unzufrieden, fehlt die Corporate Identity, so finden sich nur 27 Prozent Zufriedene, aber 34 Prozent Unzufriedene.

Abb 12: Zufriedenheit in Abhängigkeit vom Weiterbildungsstatus
Abb 13: Arbeitszufriedenheit in Abhängigkeit vom Organisationsgrad der Abteilung

Abb 14: Werden in Ihrer Abteilung Frauen und Männer vom Chef/der Chefin gleich behandelt?

Abb 15: Ist die Chancengleichheit zwischen Mann und Frau in der Chirurgie verwirklicht?

Vergleicht man die Angaben zur Berufszufriedenheit, so zeigt sich, dass die Kooperation mit den Kollegen einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit ausübt, wobei es bis auf graduelle Unterschiede egal ist, ob es sich hierbei um Männer oder Frauen handelt. Bei der Kooperation mit den Kollegen spielt die Fachkompetenz bzw. Sympathie eine deutlich größere Rolle als das Geschlecht. Die drei Prozent der Frauen, die unter einem weiblichen Chef arbeiten, scheinen etwas zufriedener zu sein als die Frauen, deren Chef ein Mann ist (57,2 vs. 46,8 Prozent). Fragen der Gleichbehandlung von Frauen und Männern in der eigenen Abteilung bejahen 66 Prozent, 34 Prozent dagegen sehen hier Defizite.Das zeigt sich auch bei der Frage nach der Verwirklichung der Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern in der Chirurgie, diese sehen 86 Prozent nicht gewahrt (»Abb. 14 und 15).

Die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation in Abhängigkeit vom Fachgebiet wird in Abb. 16 dargestellt, zu beachten ist hier aber, dass bei den kleineren Fachrichtungen teilweise nur eine geringe Anzahl von Frauen geantwortet hat und sich so unter Umständen ein verzerrtes Bild ergibt.

Arbeitsbelastung

Ausgiebig wurden die Chirurginnen auch zu ihren Belastungen im Arbeitsalltag befragt, wobei die Bürokratie und  Administration als größte Lasten empfunden wurden (79 Prozent), gefolgt von Überstunden (65 Prozent) (»Abb. 17). Überforderung ist für die meisten Frauen kein Thema, nur 15 Prozent gaben an, dadurch belastet zu sein. Ein Drittel der Frauen dagegen gab an, sich unterfordert zu fühlen (z. B. zu wenige Operationen). Hier sei nochmals auf das ungünstige Verhältnis von Operateurin zu Assistentin bei der „Funktion im OP“ hingewiesen. Auch körperliche oder seelische Belastung stellt für den größten Teil der Frauen kein Problem dar. Die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sahen nur 20 Prozent der Frauen als gut an, ein Drittel dagegen bestätigte hier erhebliche Probleme. Trotzdem würden 93 Prozent der befragten Chirurginnen wieder diesen Beruf wählen, 37 Prozent allerdings nur unter anderen Bedingungen (»Abb. 18).

Abb 16: Zufriedenheit in Abhängigkeit vom Fachgebiet
Abb 17: Belastung im Berufsalltag
Abb 18: Würden Sie wieder Chirurgin werden wollen?

 

Zusammenfassung

Die vorliegende Studie vermittelt einen umfangreichen Einblick in die aktuelle Situation und die Selbsteinschätzung deutscher Chirurginnen. Wichtig scheint die gezielte Entscheidung zur Chirurgie bereits während des Studiums zu sein, wobei das Praktische Jahr einen erheblichen Einfluss auf die Berufswahl hat. Hier sind alle Ausbilder in der Pflicht, junge Frauen für das Fachgebiet zu begeistern, indem sie als Vorbild, eventuell auch als Mentor für das Fachgebiet werben.

Gerade in den Universitäten, die den besten Zugang zu unserem Nachwuchs haben, besteht hier zum Teil erheblicher Nachholbedarf, da trotz anders lautender Aussagen die vorliegende Studie zeigt, dass die Förderung junger Chirurginnen nur eingeschränkt betrieben wird. Schließlich ist die Universität der Bereich, in dem die Studentinnen den ersten Kontakt zu ihrem späteren Berufsfeld erfahren. Hinzu kommt, dass immer mehr Fakultäten das Praktische Jahr nur noch in den eigenen Universitätskliniken ableisten lassen und die Verträge mit Lehrkrankenhäusern kündigen. Später hängt die Berufszufriedenheit besonders vom Organisationsgrad der Abteilung ab, wozu vor allem eine geregelte Weiterbildung und auch die gerechte Verteilung von Operationen an den Nachwuchs zählen. Führungskräfte, denen es nicht gelingt, eine vernünftige Abteilungsstruktur aufzubauen, werden zukünftig Schwierigkeiten haben, ausreichend junge und engagierte Mitarbeiter zu gewinnen. Erfreut hat uns an dieser Erhebung vor allem, dass 93 Prozent aller befragten Chirurginnen ihren Beruf wieder wählen würden, wenn auch ein nicht unerheblicher Teil von ihnen es nur unter geänderten Bedingungen tun würde. Dies sollte uns allen Ansporn sein, die Arbeits- und Weiterbildungsverhältnisse so zu verbessern, dass die Chirurgie für Frauen eine selbstverständliche Perspektive ist. Dazu gehört sicher auch die derzeit noch mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Die in der Umfrage herausgestellten Belastungen, vor allen Dingen durch die überbordende Bürokratie und Administration sowie durch die langen Dienste und Überstunden sind Punkte, die sicher nicht frauenspezifisch sind. Es bleibt abzuwarten, wie dieses in der Befragung unter den männlichen Vertretern unseres Fachgebietes bewertet wird. So sei an dieser Stelle schon darauf hingewiesen, dass wir mit einer umfangreichen Beteiligung der deutschen Chirurgen an der nun geplanten Studie rechnen.

Literatur

[1] End A., Piza-Katzer H. 2008, Der Chirurg BDC 47: 41-47

Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen

Die Nachwuchskampagne des BDC wird im Jahr 2009 um praktische Workshops für Medizinstudenten erweitert.

Die Kampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ spricht Frauen und Männer gleichermaßen an. „Schließlich ist die Chirurgie schon lange keine Männerdomäne mehr“, weiß Frau Dr. Leschber, selbst Chefärztin einer thoraxchirurgischen Klinik in Berlin und Vertreterin der Chirurginnen im BDCPräsidium, zu berichten. Immer wieder kam während der Diskussion mit Medizinstudenten die Frage auf, woher man denn wisse, ob Chirurgie das richtige für einen sei. Schließlich ist Chirurgie auch Handarbeit und erfordert manuelles Geschick. Für viele Chirurgen macht gerade diese Kombination aus Kopf- und Handarbeit den besonderen Reiz des Faches aus.

Der BDC nahm sich dieser Frage gemeinsam mit der Aesculap Akademie an. Wir entwickelten ein Kurskonzept, um interessierten Studenten mehr Einblick in die Chirurgie und erste praktische Erfahrungen zu vermitteln. Schließlich organisierte der BDC gemeinsam mit der Aesculap Akademie Berlin im November 2008 einen ersten praktischen Workshop. Unter dem Motto „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen“ wurde das Tagesseminar in die laufende Nachwuchskampagne des BDC integriert und Medizinstudenten über die Internetseite der Kampagne (www.chirurg-werden.de) angeboten. Diese Webseite wird seit dem Start der Kampagne von Medizinstudenten hoch frequentiert.

Seminarstruktur

Nach einführenden Vorträgen zur chirurgischen Weiterbildung sowie zu Grundprinzipien der Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie aus der Orthopädie und Unfallchirurgie ging es dann an fünf Arbeitsstationen praktisch „zur Sache“. Neben einem Nahtkurs wurde ein Gipskurs, ein Osteosynthese-Workshop, Übungen zur Minimalinvasiven Chirurgie und ein Kurs zum Management chronischer Wunden angeboten. Zum Ende jedes Kurses waren die zukünftigen Chirurgen kaum aus den Übungsräumen zu bekommen und zum Wechsel an die nächste Station zu bewegen. Einhellige Meinung der 35 Teilnehmer: Das nächste Mal wollen wir mehr Zeit für die praktischen Übungen. Eine halbe Stunde pro Station war einfach zu kurz. Die Veranstalter waren von der Begeisterungsfähigkeit der Teilnehmer angetan. Noch lange nach Kursende diskutierten wir mit den Studenten über den Dächern Berlins über die Möglichkeiten einer chirurgischen Karriere und die unterschiedlichen Anforderungen in den 8 chirurgischen Disziplinen.

Exportschlager: Workshops in weiteren Städten ab 2009

Die hervorragende Resonanz auf den Workshop hat den BDC motiviert, weitere Kurse in verschiedenen Städten Deutschlands zu planen. „Der Kurs war bereits nach zwei Tagen ausgebucht, obwohl er nur über die Webseite angekündigt worden war. Die Teilnehmer kamen aus der gesamten Bundesrepublik angereist“, berichtet Jörg Ansorg, als Geschäftsführer des BDC für die Organisation der Veranstaltungen verantwortlich. Diese Erfahrungen haben die Aeskulap Akademie und den BDC motiviert, Workshops auch in Kliniken auszurichten. Im Jahr 2009 werden in weiteren Städten praktische Kurse nach dem Konzept „Chirurgie zum Mitmachen“ für Medizinstudenten angeboten (Tab. 1).

Tab1: Nur Mut! – Chirurgie zum Mitmachen 2009

Datum Ort Leitung Location
16.05.2009 Berlin Dr. Ansorg Langenbeck-Virchow-Haus
27.06.2009 Köln Prof. Schröder, Prof. Hölscher Uniklinik Köln
14.11.2009 Essen Prof. Betzler Krupp-Krankenhaus
28.11.2009 Minden Prof. Gerdes Klinikum Minden
Herbst 2009 München Frau Dr. Hahn, Prof. Heitland Klinikum Bogenhausen
05.12.2009 Berlin Dr. Ansorg Langenbeck-Virchow-Haus

Diese und weitere Termine werden rechtzeitig über die Webseite der Kampagne „Nur Mut!“ unter www.chirurg-werden.de bekannt gegeben. Dort findet man auch die Termine für Informationsveranstaltungen im ersten und zweiten Halbjahr 2009. In den regional ansässigen Universitäten werden rechtzeitig Flyer und Postkarten ausgelegt, um interessierte Studenten auf die Angebote aufmerksam zu machen.

Interesse an einem Workshop in Ihrem Haus?

Der BDC freut sich auf interessierte Kolleginnen und Kollegen, die in ihrer Klinik einen praktischen Workshop anbieten möchten. Zur Ausrichtung eines Workshops eignen sich nicht nur die Universitätskliniken, sondern auch die Lehrkrankenhäuser. Während der BDC bei den Informationsveranstaltungen für Medizinstudenten auf die Mitarbeit der Universitäten und Ordinarien angewiesen ist, können wir mit den praktischen Kursen auch die Lehrkrankenhäuser aktiv in die Kampagne einbeziehen. So können wir auch in Regionen, die wir bisher nicht erreichen konnten, auf die Chirurgie und unseren faszinierenden Beruf aufmerksam machen.

In der Regel stellt die Klinik vor Ort Räume und Referenten zur Verfügung und organisiert für die Mittagspause ein Catering. Der BDC kümmert sich in Abstimmung mit der Aeskulap Akademie um die Workshops, wobei neben dem Material und Instrumenten auch ein kompetenter Trainer für die Durchführung jedes Workshops zur Verfügung steht. Ebenso wie die Organisation läuft auch die Anmeldung zentral über den BDC, sodass vor Ort kaum zusätzlicher Aufwand anfällt. Maximal 35 Teilnehmer (je 7 pro Gruppe) können an dem Tagesseminar teilnehmen. In Absprache mit den Industriepartnern lässt sich die Teilnehmerzahl regional auf maximal 40 erhöhen.

Danke

Wir danken der Aesculap Akademie und der Aesculap AG dafür, das Projekt von der Idee bis zur praktischen Umsetzung begleitet zu haben. Neben Frau Janßen und Frau Rudolph von der Aesculap Akademie danken wir hier im besonderen Herrn Dr. Knaebel, dem dieses Projekt als Kollegen und trotz seiner vielfältigen anderen Aufgaben ein ganz besonderes Anliegen war. Material und Trainer werden von den beteiligten Firmen, vor allem aus dem B|Braun Konzern (Nahtkurs) und der Aesculap AG (Osteosynthese- und MIC-Kurs), zur Verfügung gestellt.

Weitere Unterstützer sind die Firmen 3m (Gipskurs) und Coloplast (Wundmanagement). Ohne die großzügige Unterstützung der Industrie wären diese praktischen Kurse nicht durchführbar. Da gerade hier die Faszination unseres Berufes deutlich wird und von den teilnehmenden Studenten die Praxis geradezu aufgesogen wird, liegt auch der Erfolg der Kurse im Wesentlichen in der Hand unserer Industriepartner. Herzlichen Dank für ihr Engagement.

Nur Mut! Die Nachwuchskampagne des BDC

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) organisiert seit einem Jahr Informationsveranstaltungen zum Beruf des Chirurgen in vielen Universitäten Deutschlands. Im Jahr 2008 nahmen mehr als 1.500 Studierende die Gelegenheit wahr, sich vor Ort über die Karriere-möglichkeiten in der Chirurgie zu informieren.

Immer weniger junge Mediziner entscheiden sich dafür, Chirurg zu werden. Bereits mittelfristig droht der Deutschen Chirurgie ein Mangel an qualifizierten Operateuren. In den kommenden 10 Jahren gehen 50 % der niedergelassenen Chirurgen und ca. ein Drittel aller Krankenhauschirurgen in den Ruhestand. Nahezu 10.000 Stellen werden dann neu zu besetzen sein. Während dafür jährlich mindestens 1.000 Absolventen des Medizinstudiums eine chirurgische Karriere einschlagen müssten, sind es nach verschiedenen Hochrechnungen nur ca. 500 Berufsstarter jährlich, die sich für die Chirurgie entscheiden.

Genaue Zahlen gibt es nicht, weil die Landesärztekammern bisher keine solche Statistik führen. Nicht nur die Chirurgie hat mit einem Attraktivitätsverlust zu kämpfen, hier scheinen die Probleme aber besonders offenkundig zu sein. Neben der langen und oft unkalkulierbaren Weiterbildung scheinen die Ursachen auch in der hierarchischen Berufsstruktur, der Bürokratie und der hohen Arbeitsbelastung zu liegen. Anfang 2008 rief der Berufsverband der Deutschen Chirurgen auf Initiative des „Teams Junge Chirurgie“ im BDC die bundesweit angelegte Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob – ChirurgIn“ ins Leben [1]. Mit ihr sollen gezielt Medizinstudenten in den klinischen Semestern angesprochen werden.

Wir wollen dabei nicht nur realitätsnah über unser Berufsbild informieren, sondern auch die faszinierenden Seiten der Chirurgie transportieren. Bereits mit der Pressekonferenz zum Auftakt erregte der BDC enorme Aufmerksamkeit, was sich in vielen Publikationen und Berichten in der Tagespresse und in Magazinen niederschlug.

Informationen zum Berufsbild des Chirurgen

Mit frechen Parolen wie dem doppelsinnigen: ‚Kein Durchschnittsjob’, Buttons mit ‚Schnitte’ oder ‚Aufschneider’, Plakaten, Postkarten und vor allen Dingen Informationsveranstaltungen an den Universitäten wird aktiv auf die zukünftigen Mediziner zugegangen. Auf den Postkarten und Plakaten wird bewusst mit einem Augenzwinkern auf den Berufsstand der Chirurgen geblickt. Die Motive und Slogans sollen Aufmerksamkeit und Interesse erregen. Ziel ist es, dass die Plakate in möglichst vielen Studenten-WGs hängen. Sie haben im letzten Jahr einen gewissen Kultstatus erreicht. Häufig verschwinden sie schon am Tag des Aufhängens aus den Kliniken und Hörsälen.

Für alle Interessenten an dieser Stelle die erfreuliche Nachricht: Sie können die Plakate gern kostenfrei beim BDC bestellen. Eine E-Mail an [email protected] genügt. Auf der Internetseite der Kampagne unter www.chirurg-werden.de findet der Interessierte dann ausführliche Informationen zu den Facetten chirurgischer Tätigkeit, der chirurgischen Weiterbildung und den 8 Säulen im Gebiet Chirurgie. Eine ausführliche Begleitbroschüre zur Kampagne wird gerade fertiggestellt und im Mai verfügbar sein. Hier stellen Kolleginnen und Kollegen ihre chirurgische Disziplin vor, berichten über Faszination und Probleme und erläutern, wie sie den Spagat zwischen Berufs- und Privatleben meistern.

Die gesamte Kampagne ist vom Prinzip getragen, ehrlich und transparent über den chirurgischen Beruf zu informieren. Es wird deshalb nichts beschönigt und verharmlost. Die Chirurgie wird nie ein Beruf mit geregelten Arbeitszeiten sein. Durch Initiativen einzelner Krankenhäuser (z. B. durch betriebseigene Kindergärten) wird der chirurgische Beruf aber immer besser mit dem Privatleben vereinbar und deshalb für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv bleiben.

Informationsveranstaltungen in Universitäten

Kernstück der Kampagne sind neben den Aufmerksamkeit erregenden Motiven und der Webseite vor allem die Informationsveranstaltungen in Universitätskliniken. Mit großer Unterstützung der Ordinarien, die sich in der Regel persönlich an der Veranstaltung vor Ort beteiligten, wurde ein erfolgversprechender Termin vereinbart. Besonders große Resonanz bei den Studenten wurde erreicht, wenn die „Nur Mut!“-Informationsveranstaltung an den Anfang des Semesters, z.B. in eine Orientierungswoche oder ähnliches gelegt wurde. Der BDC unterstützt die Werbung vor Ort mit Plakaten in den Kliniken und Postkarten, die ca. zwei bis drei Wochen vor der Veranstaltung in Cafés und Studentenkneipen, Fitnessstudios und anderen Plätzen der Region verteilt werden.

Tab 1: Team Junge Chirurgie im BDC

Marc Binnebösel, Aachen
Norbert Hennes, Krefeld
Carsten J. Krones, Aachen
Matthias Krüger, Magdeburg
Gunda Leschber, Berlin
Jan Nolde, Lübeck
Wolfgang Schröder, Köln
Jörg Ansorg, Berlin

Je nach Ausgestaltung durch die Kollegen der Universität dauert eine Informationsveranstaltung zwischen einer und zwei Stunden. Nach der Begrüßung durch den Ordinarius sprechen zwei Vertreter des „Teams Junge Chirurgie“ (Tab. 1) über die Faszination Chirurgie sowie die Weiterbildung (Wege in die Chirurgie). Anschließend berichten möglichst eine Chirurgin und ein Assistenzarzt über ihre Erfahrungen in der eigenen Klinik. Je nach Interesse und Engagement der Organisatoren vor Ort werden auch Alternativen zur Karriere an der Uniklinik vorgestellt.

So waren beispielsweise in Münster Assistenzärzte aus einem Haus der Grund- und Regelversorgung, der Schwerpunktversorgung und einer Klinik für Plastische Chirurgie anwesend und stellen ihren Arbeitsalltag vor. Die abschließende Diskussion zieht sich oft über eine halbe Stunde und länger hin. Die Resonanz bei vielen Studenten ist äußerst positiv und das Interesse an der Chirurgie geweckt. Wir erfahren in den Gesprächen danach immer wieder, dass Chirurgie eigentlich nicht auf der Wunschliste der Studenten stand, jetzt aber durchaus als faszinierende Option wahrgenommen wird.

Erfahrungen nach einem Jahr „Nur Mut!“

Die starke positive Resonanz auf die Kampagne hat alle Beteiligten überrascht und ermutigt, weiterzumachen. Der Zuspruch und der Erfolg der Veranstaltung hängen maßgeblich von den Organisatoren vor Ort ab. Auch wenn die Postkarten, Plakate und Sticker bei Studenten äußerst beliebt sind, ist es das Team vor Ort, was in Vorlesungen und Seminaren für die „Nur Mut!“- Veranstaltung wirbt und sie geschickt in ein „Pflichtprogramm“ verwandelt. Im Jahr 2008 nahmen mehr als 1.500 Studierende die Gelegenheit wahr, sich vor Ort über eine chirurgische Karriere zu informieren (Tab. 2).

Tab 2: Nur Mut! – Chirurgie zum Mitmachen 2009

Ort Ordinarius/Veranstaltung Termin Teilnehmer
Aachen Prof. Schumpelick 28.10.2008 60
Aachen Prof. Schumpelick 08.04.2008 50
Berlin Perspektiven und Karriere Nov 07 50
Berlin Perspektiven und Karriere Nov 08 50
Berlin DocSteps des mb 04./05.10.2008 100
Berlin Chirurgie zum Mitmachen 15.11.2008 35
Berlin Prof. Müller 19.11.2008 35
Bonn Prof. Hirner 12.11.2008 100
Dresden Prof. Saeger 08.01.2009 100
Frankfurt Prof. Bechstein 19.06.2008 40
Greifswald Prof. Heidecke 04.03.2008 40
Hamburg Prof. Izbicki 30.06.2008 50
Hannover Prof. Krettek 25.11.2008 82
Jena Landesärztekammer 20.11.2007 100
Köln Prof. Hölscher 16.10.2008 150
Köln Prof. Hölscher 10.04.2008 150
Lübeck Prof. Bruch 29.04.2008 75
Mannheim Prof. Post 28.10.2008 200
Münster Prof. Senninger 10.11.2008 90
Tübingen Prof. Königsrainer 12.06.2008 40
Würzburg Prof. Meffert 20.10.2008 100
Gesamt: 1692

An dieser Stelle möchten wir allen Ordinarien und deren Mitarbeitern sehr herzlich für ihr Engagement bei der Organisation und Ausgestaltung der „Nur Mut!“-Veranstaltungen danken und freuen uns schon heute auf ein Wiedersehen in den kommenden Jahren. In der oft lebhaften Diskussion wurden am häufigsten Fragen nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, den Arbeitszeiten und Tarifverträgen und den Möglichkeiten für Frauen in der Chirurgie gestellt. Die neue Weiterbildungsordnung mit den zwei gemeinsamen Jahren Common Trunk wurde von vielen Studenten besonders positiv wahrgenommen. Auch die Neurochirurgie, einzige chirurgische Disziplin außerhalb des „Common Trunk“ wurde oft nachgefragt. Viele Studenten wollten wissen, welche manuellen Voraussetzungen man mitbringen muss. Offenbar werden während des Studiums und den Famulaturen nicht ausreichend praktische Erfahrungen gesammelt. Diese Erkenntnis motivierte uns zur Entwicklung der praktischen Kurse „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen.“ (siehe folgenden Artikel).

Perspektiven für 2009

Die hervorragende Resonanz bei Studenten und Universitätskliniken bestärkt uns in der Absicht, die Informationsveranstaltungen auch in diesem Jahr in (anderen) Universitätskliniken anzubieten. In der Anzeige zur Kampagne „Nur Mut!“ in dieser Ausgabe finden Sie die nächsten Termine und Orte. Zusätzlich werden wir praktische Kurse unter der Überschrift „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen“ an ausgewählten Lehrkrankenhäusern anbieten (siehe folgender Artikel). Gern werden wir auch auf Angebote der Universitätskliniken aufmerksam machen, die verstärkt praktische Kurse entwickeln und anbieten (siehe Artikel über die Billroth-Akademie in dieser Ausgabe). Alle Termine werden über die Webseite www.chirurg-werden.de bekannt gegeben. Regional werden rechtzeitig Flyer und Postkarten ausgelegt, um interessierte Studenten auf die Angebote aufmerksam zu machen.

Danke

Der Berufsverband dankt allen Ordinarien und deren Mitarbeitern für die Organisation der Informationsveranstaltungen vor Ort. Ohne ihre tatkräftige Unterstützung wären die Veranstaltungen nicht so erfolgreich verlaufen und hätten nicht den enormen Zuspruch erfahren. Ebenso danken wir den Chirurginnen und Chirurgen, die in den Veranstaltungen ihre Erfahrungen an die Studenten weitergegeben haben. Ein besonders herzlicher Dank gilt aber den Kollegen des „Teams Junge Chirurgie“. In der Regel waren zu jeder Veranstaltung zwei Kollegen vor Ort und haben die einführenden Vorträge gehalten.

Dazu haben sie meist Urlaub oder Freizeitausgleich eingesetzt und ehrenamtlich gearbeitet. Vielen Dank für ihren enormen und nicht üblichen Einsatz für unseren Berufsstand. Die Organisation der Informationsveranstaltungen und Workshops wäre ohne die tatkräftige Unterstützung der BDCGeschäftsstelle nicht möglich. Die Hauptlast der Organisation ruht dabei auf den Schultern von Frau Carola Paech, die als Assistentin der Geschäftsleitung den Kontakt zu den Kollegen vor Ort hält, Referenten und Material für die Workshops koordiniert und die Internetseite www.chirurg-werden.de pflegt. Frau Paech möchten wir deshalb an dieser Stelle für ihre hervorragende Einsatzbereitschaft und Übersicht danken, die wesentliche Grundlage für den Erfolg der Nachwuchskampagne “Nur Mut!“ ist. Herzlichen Dank für das Engagement aller. Gemeinsam können wir viel bewegen.

Literatur

Ansorg, C. Krones, W. Schröder, G. Leschber, U.-A. Ochel: Nur Mut! Kein Durchschnittsjob – ChirurgIn. Auftakt der Kampagne. Der Chirurg BDC (2008), Heft 2, 52-53