Alle Artikel von Markus Steinbauer

Editorial: Shuntchirurgie – Ein anspruchsvolles und lohnendes Gebiet der Gefäßchirurgie

Die Shuntchirurgie ist ein Betätigungsfeld in der Gefäßchirurgie, das sowohl im ambulanten Sektor in der Breite als auch in Referenzzentren für Shuntchirurgie betrieben wird. Nichtsdestotrotz ist die Shuntchirurgie wenig im Fokus und es ist der Redaktion der Zeitschrift PASSION CHIRURGIE zu danken, dieses für den Patienten und die Gefäßchirurgie so wichtige Feld, den Lesern nahezubringen. Die Shuntchirurgie ist seitens der Diagnostik, der Indikationsstellung, aber auch von der technischen Seite (operativ/interventionell) ein sehr anspruchsvolles Feld und fordert Gefäßchirurgen auch insbesondere aufgrund der Polymorbidität der dialysepflichtigen Patienten.

Genau aus diesem Grunde sind Gefäßchirurgen prädestiniert, dieses Gebiet sektor­übergreifend und mit Kontinuität für die Patienten anzubieten. Eine der wichtigsten diagnostischen Methoden ist neben der klinischen Untersuchung die Durchführung von duplexsonographischen Untersuchungen im arteriellen und venösen Bereich des Shuntarmes und die genaue Kenntnis der möglichen Komplikationen. Gefäßchirurgen können aus diesem Grund sowohl die Diagnostik als auch Therapie und Behandlung der Komplikationen anbieten.

Darüber hinaus sollten Gefäßchirurgen auch im Sinne eines Anwaltes des Patienten diesen bezüglich der Indikationsstellung zur Dialysekatheteranlage, aber auch zur Anlage von Shunts beraten. Es muss weiterhin das Ziel sein, Dialysekatheter und Lösungen mit prothetischen Materialien möglichst selten anzuwenden und eine langfristige Dialysemöglichkeit, für den Patienten am besten mit autologem Material, zur Verfügung zu stellen.

In diesem Sinne ist auch die Struktur eines interdisziplinären Shuntzentrums, in denen neben dem Nephrologen der Gefäßchirurg eine zentrale Rolle spielen sollte, von großer Bedeutung.

In diesem Heft werden von zwei sehr erfahrenen und bestens mit der Materie vertrauten Protagonisten, Herrn E. Metzler und Prof. Dr. G. Krönung, die Entwicklung und der Status der Shuntchirurgie beschrieben. Auch die Bedeutung einer adäquaten Shuntreifung wird von ihnen andiskutiert. Von besonderem Interesse dürfte der Erlebnisbericht des Shuntpatienten Herr T. Lehn sein, der seine Erfahrungen über lange Jahre und die elementare Bedeutung des Shunts dem Leser nahebringt.

Wir freuen uns, dass die Shuntchirurgie zunehmend größere Beachtung findet und wünschen uns eine weitere Entwicklung der Organisationsstrukturen in Shuntzentren, aber auch in Exzellenzzentren für Shuntchirurgie, um für die Patienten sowohl im transsektoralen Bereich bezüglich der ambulanten und stationären Therapie als auch in der Notfalltherapie die besten Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen zu können.

Steinbauer M: Editorial: Shuntchirurgie: Ein anspruchsvolles und lohnendes Gebiet der Gefäßchirurgie. Passion Chirurgie. 2019 April; 9(04): Artikel 01.

Meilensteine in der Gefäßchirurgie: BAA-Screening und Exzellenz-Akademie der DGG

Die Gefäßchirurgie ist ein seit Jahren wachsendes Fach, das sich sowohl durch die demographische Entwicklung der Bevölkerung, als auch durch medizinische und technische Weiterentwicklungen und Innovationen sehr gut entwickeln konnte. Verantwortlich hierfür waren zum einen der ganzheitliche Anspruch Gefäßmedizin im Sinne von Prävention, Diagnostik und operativer, interventioneller und konservativer Therapie auf sehr hohem Niveau zu betreiben und zum anderen, die technische Weiterentwicklung selbst voran zu bringen oder intensiv mit zu begleiten.

Für die nächsten Jahre sind zwei Projekte für die weitere Entwicklung unseres Faches von elementarer Bedeutung. Dies sind zum einen die Einführung des Screenings auf Aneurysmata der Aorta abdominalis als Kassenleistung und die für alle chirurgischen Fächer und auch für die Gefäßchirurgie so wichtige Förderung des Nachwuchses und des zukünftigen Führungspersonals.

Bauchaortenaneurysma-Screening (BAA-Screening)

Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie (DGG) betreibt zusammen mit den Patientenvertretern im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) seit über acht Jahren die Einführung des Bauchaortenaneurysma-Screenings als Kassenleistung. Über die Jahre wurde in wissenschaftlichen Journalen der wissenschaftliche Beleg für die Wirksamkeit dieses Bauchaorten-Screenings publiziert und sowohl im Ärzteblatt, als auch in der Laienpresse das BAA Screening als hoch effektive Screeningmethode beworben.

Im Februar 2013 wurde von der Patientenvertretung im GBA ein Antrag zur Bewertung des Ultraschallscreenings auf Bauchaortenaneurysma gestellt. Die Bewertung des Nutzens der medizinischen Notwendigkeit und der Wirtschaftlichkeit des Ultraschallscreening auf BAA wurde im Abschlussbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) sowie in fünf Stellungnahmen aus den Fachgesellschaften untermauert.

Auf dieser Grundlage hat der gemeinsame Bundesausschuss (GBA) am 20.Oktober 2016 die Richtlinie über das Ultraschallscreening auf Bauchaortenaneurysma beschlossen. Es haben damit männliche Versicherte ab dem Alter von 65 Jahren einmaligen Anspruch auf die Teilnahme am Screening auf Bauchaortenaneurysmata. Die von den Fachgesellschaften gewünschte Ausweitung des anspruchberechtigten Personenkreises auf Frauen im Alter von 75 Jahren mit Gefäß- und Raucheranamnese oder Patienten mit einer Familienanamnese auf Bauchaortenaneurysmen wurde aufgrund der schwachen Studienlage nicht entsprochen.

Die notwendige Aufklärung der Zielpopulation zum BAA-Screening erfolgt anhand einer Versicherteninformation, die vom GBA im März 2017 freigegeben wurde.

Zusammenfassend wurde diese Richtlinie zum BAA-Screening zusammen mit der Versicherteninformation zum 13. Juni 2017 vom Bundesministerium für Gesundheit endgültig freigegeben. In den nächsten sechs Monaten muss nun der Bewertungsausschuss noch die ärztliche Vergütung regeln, so dass spätestens ab dem 13. Dezember 2017 das Ultraschallscreening auf Bauchartenaneurysmen als Kassenleistung durchgeführt werden kann.

Durchführung der Ultraschalluntersuchung

Der durchführende Arzt muss eine Genehmigung zur Ausführung und Abrechnung der Ultraschalldiagnostik gemäß der Vereinbarung von Qualitätssicherungsparametern nach § 135, Abs. 2 SGB V zur Ultraschalldiagnostik (Ultraschallvereinbarung) und die fachliche Befähigung für den Bereich Abdomen, Retroperitoneum einschließlich Niere nachweisen. Damit sind niedergelassene und stationär tätige Kollegen aller Fachdisziplinen mit dieser Genehmigung zur Durchführung des Screenings zugelassen.

Wird ein Aortendurchmesser unter 2,5 cm Durchmesser festgestellt, ist eine weitere Untersuchung nicht mehr notwendig. Bei einem Durchmesser von 2,5 cm sollte eine Vorstellung bei einem Spezialisten für Gefäßmedizin (Gefäßchirurgen) erfolgen. Bei Patienten über 3 cm ist eine Surveillance der Patienten in regelmäßigen Abständen notwendig. Eine Indikation zur endovaskulären oder operativen Versorgung sollte ab einem Durchmesser zwischen 5 und 5,5 cm erwogen werden.

Der gemeinsame Bundesausschuss wird drei Jahre nach Inkrafttreten der Richtlinie eine unabhängige wissenschaftliche Institution zur Evaluation beauftragen. Hier sollen sowohl Krankenhausdiagnose- und Todesursachen-Statistiken, die Mengenentwicklung elektiver Operationen und Notfalloperationen und die Entwicklung der Aneurysma-assoziierten Mortalität betrachtet werden. Hierdurch sollen die Effekte des Screenings beurteilt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie hält die Einführung des Aneurysma-Screenings für einen enorm wichtigen Schritt zur Diagnostik und Prävention einer sehr relevanten Gefäßerkrankung und zur Verminderung der Aneurysma-bezogenen Mortalität.

Projekt BAA-Screening der DGG

Aufgrund der Bedeutung des BAA-Screenings wird die DGG eine Werbekampagne durch die Mitglieder der Gesellschaft anstoßen. Hier werden Mitgliedern kostenfrei Vortragsvorlagen und Werbematerialien, wie Poster und der Flyer zur Versicherteninformation zur Verfügung gestellt, um lokal sowohl Patientenveranstaltungen zur Information aber auch Fort- und Weiterbildungen für niedergelassene Ärzte durchzuführen. Zum einen werden die wissenschaftlichen Grundlagen des BAA-Screenings und die Ultraschallmessmethode dargestellt, aber auch über die konservativen, endovaskulären und operativen Behandlungsoptionen des BAAs informiert. Die DGG möchte hier die Awareness bei den Patienten und den ärztlichen Kollegen erhöhen. Durch eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Fachpresse, aber auch mit der allgemeinen Presse, soll das Projekt unterstützt werden.

Exzellenz-Akademie der DGG

Aufgrund der rasanten klinischen Entwicklung der Gefäßchirurgie und der technischen Weiterentwicklung in diesem Fach ist es unumgänglich auch die akademische Gefäßchirurgie weiter zu entwickeln und für die Besetzung der universitären Stellen, aber auch der Chefarztstellen, eine intensive Nachwuchsförderung zu betreiben. Aus diesem Grund wird die DGG im Sinne des Mottos der diesjährigen Jahrestagung „Dem Nachwuchs verpflichtet“ eine Exzellenz-Akademie gründen. Mindestvoraussetzung zur Bewerbung in der Exzellenz-Akademie sind ein abgeschlossener Facharzt für Gefäßchirurgie und eine Mitgliedschaft in der DGG. Alle potentiellen Kandidaten/-innen werden gebeten, sich mit einer Initiativbewerbung an den Sekretär der DGG zu wenden. Die Bewerbung muss durch ein Schreiben des jeweiligen Chefarztes/akademischen Leiters oder eines äquivalenten Mentors unterstützt werden. Die Bewerbung sollte einen kompletten Lebenslauf, das aktuelle OP-Verzeichnis, ein Publikationsverzeichnis sowie ein Motivationsschreiben zur Darlegung des längerfristigen persönlichen und medizinisch-akademischen Ziels enthalten. Die Bewerbung wird evaluiert und nach erfolgreicher Bewerbung muss sich der Bewerber/die Bewerberin im Rahmen eines jährlichen Treffens der Exzellenz-Akademie mit einem kurzen Vortrag vorstellen. Es werden ihm/ihr danach ein bis zwei akademische Mentoren zur Seite gestellt, die die Stärken des Bewerbers/der Bewerberin und dessen/deren Verbesserungspotential evaluieren und kontinuierlich die Weiterentwicklung begleiten. Neben der kontinuierlichen Betreuung sollen in einem Modulsystem spezielle Ausbildungsinhalte für das künftige Führungspersonal vermittelt werden.

Dies betreffen:

  1. die Führungskompetenz,
  2. die Gesprächsführung, Personalführung und Konfliktlösung,
  3. Forschungskompetenz (Projektplanung, Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten und Anträgen, Drittmitteleinwerbung),
  4. die didaktischen und bildungswissenschaftlichen Fähigkeiten,
  5. betriebswirtschaftliche Kompetenzen sowie
  6. Training von Bewerbungsgesprächen und Berufungsverhandlungen.

Diese Kompetenzen können sowohl über das Kurssystem der Privaten Akademie der DGG als auch durch aktives Mentoring und Einbindung in die Kongressorganisation der verschiedenen Veranstaltungen der DGG (Frühjahrstagung, Jahrestagung, Forschungstage) und durch Veranstaltungen des Berufsverbades der Deutschen Chirurgen und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie entwickelt werden.

Zusätzlich zu den Ausbildungsinhalten sollen weitere Entwicklungsmöglichkeiten durch Kamingespräche mit dem Mentor, kollegiale Beratung und individuelles Coaching, Rotationen ins Ausland, Vernetzung der Akademiemitglieder untereinander und Netzwerkbildung über die Gefäßchirurgie hinaus im Rahmen der chirurgischen Forschungstage und der Frühjahrstagung im Rahmen des Kongresses der DGCH geschaffen werden.

Eine Zwischenevaluation erfolgt über ein jährliches Mentorengespräch und einer erneuten Vorstellung des Ausbildungsfortschrittes des Mitgliedes der DGG-Exzellenz-Akademie. Die Exzellenz-Akademie wird als abgeschlossen betrachtet, wenn das Mitglied eine unterstütze Bewerbung um eine akademische/Chefarztstelle eingereicht hat oder erfolgreich abgeschlossen hat. Die erfolgreiche Teilnahme an der Exzellenz-Akademie wird mit einem Zertifikat der DGG dokumentiert und darf von dem Mitglied bei weiteren Bewerbungen verwendet werden.

Die DGG hält die Gründung der Exzellenz-Akademie für einen wichtigen Schritt für die Förderung des akademischen und Führungskräftenachwuchses in der Gefäßchirurgie und bittet alle Mitglieder der DGG, aber auch des BDCs und der DGCH dieses wichtige Projekt aktiv zu unterstützen und voranzubringen.

Darüber hinaus ist es zusätzlich wichtig, auch die nachfolgende Generation der Studenten und Assistenzärzte für die Chirurgie zu begeistern, zu motivieren und aktiv zu fördern. Diese Nachwuchsförderung sollte als zentrale Aufgabe der Fachgesellschaften der Chirurgie und des Berufsverbandes im Sinne des Mottos „Dem Nachwuchs verpflichtet“ im Mittelpunkt unserer zukünftigen Arbeit stehen.

Steinbauer M, Böckler D, Schmitz-Rixen T. Meilensteine in der Gefäßchirurgie: BAA-Screening und Exzellenz-Akademie der DGG. Passion Chirurgie. 2017 Septemeber, 7(09): Artikel 01.

Editorial: Zukunft der Gefäßchirurgie

In den chirurgischen Fächern, so auch in der Gefäßchirurgie, wächst die Sorge um den ärztlichen Nachwuchs für unsere Kliniken und Praxen. Die Entwicklung der letzten Jahre wurde gelegentlich in chirurgischer Manier in ihrer Bedeutung nicht entsprechend wahrgenommen.

Als Ursachen für die Nachwuchsprobleme werden veränderte Rahmenbedingungen, z. B. Arbeitszeitgesetz, mehr teilzeitbeschäftigte Ärzte, aber auch die veränderte Lebensplanung und -einstellung junger Ärzte genannt. Dies sind sicher tragende Gründe. Nichtsdestotrotz müssen alle Kollegen vor allem in den leitenden Positionen in der Chirurgie und der Gefäßchirurgie diesen geänderten Rahmenbedingungen Rechnung tragen und darüber hinaus den nachfolgenden Studenten und Ärzten den Beruf des Chirurgen mit all seiner Faszination und seinen Möglichkeiten entsprechend den Schülern und Studenten nahebringen.

Auf verschiedenen Ebenen wird von BDC und den Fachgesellschaften dieses Zukunftsthema aktiv bearbeitet und soll aus diesem Grund in diesem Heft allen chirurgischen Kollegen mit der Bitte um Unterstützung zur Kenntnis gebracht werden.

Die Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: Chirurg/In“ des BDC, die Studenten bereits früh für den Beruf des Chirurgen faszinieren soll, ist ein hervorragender Ansatz und soll hier im Interview mit Prof. Dr. med. Christian Reeps in dieser Ausgabe für die Gefäßchirurgie beleuchtet werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie unterstützt seit Jahren junge Studenten finanziell über die Magic-Kampagne, um den Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie besuchen zu können und damit für das Fach Gefäßchirurgie zu interessieren.

Darüber hinaus hat der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (DGG) Prof. Dr. med. T. Schmitz-Rixen für die diesjährige Jahrestagung das Motto „Dem Nachwuchs verpflichtet“ gewählt und macht damit die Förderung des Nachwuchses sowohl auf studentischer Seite aber auch auf Assistentenseite sichtbar zu einer der wichtigsten Aufgaben der Fachgesellschaft. Aufgrund des Mottos haben überproportional zahlreich junge Teilnehmer eigene Beiträge eingereicht und es ist in jeder Sitzung ein Nachwuchsforscher im Vorsitz vertreten.

Über die Förderung des Nachwuchses hinaus, wird die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie im Herbst 2017 eine Exzellenz-Akademie auflegen, um den Führungskräftenachwuchs für die Gefäßchirurgie für akademische Positionen und Chefarztstellen zu identifizieren und nachhaltig zu fördern. Dieses Instrument wird in dem Artikel „Meilensteine der Gefäßchirurgie“ im Detail dargestellt.

Zwei weitere Entwicklungen in der Gefäßchirurgie konnten in diesem Jahr vorangebracht werden und stellen für die langfristige Position der Gefäßchirurgie in der Gefäßmedizin in Deutschland eine sehr wichtige Grundlage dar.

Zum einen wird ab dem Herbst 2017 das Screening auf Bauchaortenaneurysma als Kassenleistung für Männer ab 65 Jahre etabliert werden. Damit ist zum ersten Mal ein Screening einer relevanten vaskulären Erkrankung vom G-BA genehmigt worden und wird damit die Bedeutung der vaskulären Medizin in Deutschland sicher steigern. Die Positionierung der Gefäßchirurgie als eines der zentralen Fächer in der Gefäßmedizin, stellen für Ärzte in diesem Bereich hervorragende Zukunftsaussichten dar.

Zum anderen konnte mit einer Konzertierung der Weiterbildungsordnung mit der Bundesärztekammer und den befreundeten Fachgesellschaften die Grundlage für ein weites Betätigungsfeld der Gefäßchirurgen mit Diagnostik und Möglichkeit aller Therapieoptionen (operativ/interventionell/konservativ) sowohl in den arteriellen, aber auch venösen Bereichen erreicht werden. Somit bestehen auch von dieser Seite herausragende Möglichkeiten sowohl im stationären Sektor, als auch im ambulanten Sektor, eine patientenorientierte Gefäßmedizin anzubieten.

Gerade um diese hervorragenden Aussichten jungen Schülern vor der Ausbildung, aber auch Studenten zu vermitteln, ist es notwendig, diese großen Zukunftsperspektiven zu zeigen und die genannten Kampagnen zu intensivieren. Es liegt jedoch darüber hinaus vor allem an uns, die relevanten Verbesserungen der ärztlichen Tätigkeit und der Rahmenbedingungen darzustellen und damit die noch in weiten Teilen bestehenden Vorurteile bezüglich der hohen Arbeitsbelastung und familienunfreundlichen Arbeitsbedingungen in der Chirurgie entgegenzutreten.

Hier sind vor allem die deutlich verbesserten Verdienstmöglichkeiten, Teilzeitarbeitsmöglichkeiten, Verbesserung der Überstundensituation und Dienstbelastungen sowie die Unterstützung bei Dokumentationsaufgaben zu nennen.

Dies alles ist jedoch wenig wirksam, wenn wir es nicht schaffen, die Faszination für die Chirurgie den jungen Kollegen Tag täglich vorzuleben und zu vermitteln. Dies sollte schon sehr früh, z. B. bei Schülerpraktika, im Studium bei Lehrveranstaltungen im Rahmen des Curriculums, aber auch im PJ-Tag täglich erfolgen. Die jungen Kollegen sollten hier auch aktiv eingebunden und gefordert werden. Wir sollten nicht erwarten, dass junge Studenten und Kollegen zu uns kommen, lassen Sie uns für die Chirurgie begeistern und abholen!

Es ist an uns, die Faszination unseres Berufs vorzuleben und weiterzugeben. Es gibt kaum einen anderen Beruf der so befriedigend sein kann. Wir erhalten neben der Freude an der Arbeit positives Feedback durch Patienten und können sehr oft schnell und spürbar den einzelnen Patienten Heilung oder Linderung ihrer Beschwerden bringen.

Ihr
Markus Steinbauer

Steinbauer M. Editorial: Zukunft der Gefäßchirurgie. Passion Chirurgie. 2017 September; 7(09): Artikel 01.

Editorial: Gefäßchirurgie – ein starkes Fach mit Zukunft

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
geehrte Leserinnen und Leser,

die demografischen Entwicklung und vermehrte Risikofaktoren führten in den letzten Jahren zu einer deutlichen Zunahme von Behandlungsfällen mit Gefäßerkrankungen. Diese Entwicklung wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen und stellt damit eine große Herausforderung für die behandelnden Gefäßmediziner dar. Herr Grundmann skizziert diese wichtige Entwicklung der letzten Jahre anhand der Epidemiologie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), die auch als häufigste Diagnose in den behandelnden ambulanten und stationären Zentren der Gefäßchirurgie gilt.

Die Gefäßchirurgie hat sich in den letzten Jahren als eigenständiges Fach sehr gut entwickelt – mit derzeit ca. 300 eigenständigen Kliniken und über 600 Kliniken, in denen Gefäßchirurgie betrieben wird. Die Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie begann sich sehr früh mit dem Thema Qualitätsverbesserung auseinanderzusetzen, wodurch mittlerweile über 130 zertifizierte Gefäßzentren existieren. Des Weiteren wird in einer Vielzahl von Praxen sowohl die venöse als auch die arterielle Chirurgie auf hohem Niveau angeboten.

Die Gefäßchirurgie ist somit für interessierte Kollegen und Kolleginnen vor allem aber für den Nachwuchs ein höchst attraktives und vielseitiges Fachgebiet – aufgrund der breiten diagnostischen, interventionellen und operativen Möglichkeiten und Betätigungsfelder, aber auch aufgrund der Tatsache, die Tätigkeit sowohl im Krankenhaus als auch in ambulanten Strukturen ausführen zu können.

In den Artikeln von Herrn Uhl, Herrn Noppeney und Herrn Bischoff werden exemplarisch die wichtigsten Betätigungsfelder der Gefäßchirurgen und die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen pAVK, Phlebologie und Aortenchirurgie dargestellt.

Neben der demografischen Entwicklung mit einer Zunahme der Patientenzahlen ist jedoch auch die breite Positionierung der Gefäßchirurgie als wichtige Säule sowohl der Gefäßmedizin, als auch der Chirurgie zu betonen. Dies betrifft neben der diagnostischen Kompetenz (inklusive Ultraschall) und der konservativen Gefäßmedizin vor allem die aktiven Weiterbildungsbemühungen in der interventionellen Therapie der venösen und arteriellen Gefäße, die von entscheidender Bedeutung für eine weitere gute Entwicklung des Faches sind. Es ist zwingend notwendig, die chirurgischen Techniken weiter zu entwickeln und neue Formen der Ausbildung und Weiterbildung zu etablieren, die es ermöglichen, die komplexen chirurgischen Techniken auch in Zeiten der zunehmenden endovaskulären Eingriffe adäquat weiterzubilden.

Von zentraler Bedeutung für die weitere Entwicklung des Faches Gefäßchirurgie ist damit die neue Weiterbildungsordnung, die derzeit mit der Bundesärztekammer bearbeitet wird und die Grundlage für die weitere Ausbildung und das Betätigungsfeld der Gefäßchirurgen/innen darstellen wird.

Wir hoffen, Ihnen mit den nachfolgenden Beiträgen einen Überblick über die aktuelle Entwicklung in der Gefäßchirurgie zu geben und auch Ihr Interesse für das weiterhin wachsende Fach der Gefäßchirurgie wecken zu können.

Mit herzlichen Grüßen
Markus Steinbauer

Steinbauer M. Editorial: Gefäßchirurgie – ein starkes Fach mit Zukunft. Passion Chirurgie. 2016 Oktober; 6(10): Artikel 01.