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Künstliche Intelligenz in der Viszeralchirurgie

„Anstatt die etwa 50 mehr oder weniger wahrscheinlichsten Ursachen für ein akutes Abdomen in Betracht zu ziehen, versucht die intelligente Chirurgin vielmehr, ein klinisches Muster zu erkennen und aus einem begrenzten Spektrum von Behandlungsoptionen eine zielführende Vorgehensweise zu wählen.“ So steht es zu lesen in einem weltweit bekannten Lehrbuch zum Thema Notfallchirurgie des Abdomens [1]. Den ersten und entscheidenden Schritt in der medizinischen Versorgung eines Patienten oder einer Patientin, nämlich das Erarbeiten einer Differenzialdiagnose, sollten wir vor diesem Hintergrund und unter Berücksichtigung aktueller Veröffentlichungen des Technologiedienstleisters Google in Zukunft womöglich am besten einer Künstlichen Intelligenz (Artificial Intelligence, KI) oder genauer gesagt einem entsprechenden Sprachmodell (Large Language Model, LLM) überlassen. In der Studie war das LLM den Ärztinnen und Ärzten bei der Analyse textbasierter Fallbeispiele in Bezug auf die Erstellung umfassender Listen möglicher Differenzialdiagnosen überlegen, wobei diese zudem mit größerer Wahrscheinlichkeit die korrekte Diagnose enthielten [2]. Natürlich unterscheiden sich die Rahmenbedingungen einer solchen Studie wesentlich von einer Arzt-Patienten-Begegnung im klinischen Alltag. Zudem werden hier gezielt einzelne Aspekte einer solchen Begegnung mit einem Sprachmodell adressiert, bei denen die KI ihre Stärke, die Verarbeitung großer Mengen unterschiedlicher Daten, ausspielen kann. Hier sind die menschlichen Fähigkeiten begrenzt [3] und daher könnte eine Unterstützung durch KI in diesem Zusammenhang auch in der Medizin, zum Beispiel in der computergestützten Diagnosefindung [4], ein nützliches, ergänzendes Hilfsmittel darstellen [5], wenngleich ethische und sicherheitstechnische Bedenken hier eine besondere Rolle spielen [6].

Die Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 machte KI durch die Interaktion mittels Sprache für jedermann greif- und erfahrbar. Solche Modelle, die in der Lage sind Texte, Bilder oder andere Daten als Reaktion auf eine Benutzereingabe zu erzeugen, werden auch als generative KI (Generative Artificial Intelligence, GenAI) bezeichnet. Die frühen Anfänge dieser Entwicklung reichen jedoch schon Jahrzehnte zurück und werden in Abgrenzung zur generativen KI als traditionelle KI bezeichnet. Spätestens seit Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich KI auch im Gesundheitswesen zu einem wichtigen Werkzeug mit großem Potenzial entwickelt, an das aber auch hohe Erwartungen gestellt werden [6, 7]. In der Medizin kommt KI auf zwei unterschiedliche Arten zur Anwendung: Die virtuelle Ebene umfasst dabei die computergestützte Datenverarbeitung auf der Basis von Maschinellem Lernen (Machine Learning, ML). Unter ML versteht man die Fähigkeit eines Systems anhand möglichst großer und repräsentativer Trainingsdatensätze Kategorien, Muster und Gesetzmäßigkeiten in diesen zu erkennen. Das dadurch erarbeitete statistische Modell kann dann auf bis dahin unbekannte Daten übertragen und zu deren Verarbeitung und Analyse eingesetzt werden [7]. Die physische Ebene beschäftigt sich hingegen mit der KI-gestützten Steuerung robotischer Systeme [8].

Virtuelle Anwendungsebene Künstlicher Intelligenz in der Viszeralchirurgie

KI-Algorithmen sind vor allen Dingen im Bereich der Analyse und Verarbeitung von Bilddaten (Computer Vision, CV) bereits weit entwickelt. CV kann daher in diagnostischen Bereichen, die zum Großteil auf visuellen Informationen beruhen, zur Verbesserung von Effizienz und Sensitivität beitragen [9]. Außerhalb der Chirurgie werden beispielsweise in der Dermatologie [10] oder Pathologie [11] diagnostische Tools entwickelt, die pathologische Effloreszenzen bzw. Merkmale unmittelbar anhand von dermatoskopischen bzw. histopathologischen Bildern erkennen können. Im Bereich der Radiologie wird ebenfalls KI-gestützte Befundung erprobt. Beispielhaft sei die Diagnose pneumonischer Infiltrate anhand eines Röntgen-Thorax genannt, die bereits mit einer dem Radiologen vergleichbaren Genauigkeit arbeitet [12, 13]. Aber auch in chirurgischen Fachdisziplinen findet dieser CV-Ansatz Anwendung, wie zum Beispiel bei der Dokumentation und Beurteilung chronischer Wunden. Mittlerweile sind bereits in jedem Smartphone verschiedenste Sensoren verbaut, die für deren detaillierte Erfassung genutzt werden können. Beispielhaft sei hier die Applikation der kanadischen Firma Swift Medical genannt, die bereits während der Bildakquise eine automatische Kalibrierung von Farbe, Belichtung und Bildausschnitt vornimmt, die Wunde erkennt und automatisch vermisst [14]. Derzeitige Forschungsansätze der deutschen Firmen Coldplasmatech GmbH, Confias AI Solutions GmbH und Nibiru Systems GmbH gehen noch einen Schritt weiter und erkunden, ob die Prognose des Heilungsverlaufs von chronischen Wunden aufgrund der Fotodokumentation der Wunde mittels KI möglich ist. Durch Fortschritte in der Sensorik lassen sich zudem komplexere Analysen, wie die Erstellung von 3D-Reliefs oder die Darstellung der Gewebeoxygenierung mittels Nahinfrarot-Fluoreszenz (Near-infrared Fluorescence, NIRF), abbilden [15].

Im Vergleich zu dieser eher statischen Bildanalyse stellt die Integration von KI-Applikationen in ein modernes interventionelles oder chirurgisches Setting deutlich höhere Anforderungen an entsprechende Systeme, nämlich die simultane Verarbeitung und Auswertung großer Datenmengen aus multiplen Quellen möglichst in Echtzeit [9]. In der Endoskopie werden solche Algorithmen bereits seit mehreren Jahren zur Steigerung der Detektionsrate und zur Verminderung der Inter-Untersuchervariabilität erfolgreich eingesetzt [16, 17]. Analog zu den Begriffen Genomics und Radiomics [18, 19] bezeichnen Wagner et al. Surgomics als die Gesamtheit an charakteristischen Merkmalen eines bestimmten Eingriffs, die durch automatisiertes Auslesen und Verarbeiten multimodaler, intraoperativer Datenquellen gewonnen und zur Prozessanalyse verwendet werden [20]. Als Quellen können dabei unter anderem die (digitale) Patientenakte bzw. das klinische Informationssystem (KIS), bildgebende Verfahren, Bild- und Videoaufnahmen des OP-Feldes, Vital- und Laborparameter sowie Sensoren an verschiedenen Instrumenten und Geräten dienen. Daraus ergeben sich beispielsweise sowohl Informationen zur Vorhersage des Patientenoutcomes als auch für ein maßgeschneidertes Feedback für die behandelnde Chirurgin oder den Chirurgen [5, 20]. Das immense Potenzial der chirurgischen Datenwissenschaft (Surgical Data Science, SDS) zielt darauf ab, zusätzliche Informationen und Assistenzfunktionen peri- sowie intraoperativ bereitzustellen. Maier-Hein et al. identifizieren die Bereiche klinische Entscheidungsfindung (Clinical Decision Support), kontextsensitive Assistenzsysteme und chirurgisches Training als Schlüsselanwendungen für diesen Zukunftssektor [5].

Klinische Entscheidungsfindung

Nach wie vor wird die Indikation, also die Entscheidung, ob und wie eine Patientin oder ein Patient zu operieren ist, in der Chirurgie im Wesentlichen erfahrungsbasiert gestellt [21]. Durch Integration und Berücksichtigung (möglichst) aller zur Verfügung stehenden, multimodalen Informationen besteht jedoch großes Potenzial für die virtuelle Anwendung von KI bei der fundierten Entscheidungsfindung im Hinblick auf die Indikationsstellung, aber auch die Abschätzung von Resektabilität [22], perioperativen Komplikationen und Prognose [23–25]. Vornehmlich Anwendung finden solche ML-Modelle jedoch in den nichtchirurgischen Fachdisziplinen, wie zum Beispiel bei der Vorhersage eines akuten Nierenversagens bei intensivmedizinischen Patientinnen und Patienten [26].

Kontextsensitive Assistenzsysteme

Als Kontextsensitivität wird die Fähigkeit eines Systems bezeichnet, bestimmte Umgebungsinformationen zu nutzen, um eine gegebene Situation zu charakterisieren und bei Bedarf eine entsprechende Interaktion mit den Benutzer:innen über eine geeignete Schnittstelle zu generieren. Idealerweise führt diese kontextbezogene Unterstützung während eines chirurgischen Eingriffs zu einer erhöhten Sicherheit für die betreffenden Patient:innen sowie zu einer Effizienzsteigerung des chirurgischen Workflows. Durch KI-gestütztes Zusammenführen von Informationen über die Art und den aktuellen Stand des Eingriffs, den OP-Situs sowie die verwendeten Instrumente können zum Beispiel bestimmte Zielstrukturen oder obligate OP-Schritte (Stichwort: Critical View of Safety) zur eindeutigen Darstellung automatisiert hervorgehoben werden [27, 28]. Darüber hinaus kann ein auf diesen Prinzipien basierendes System das OP-Team frühzeitig vor einer intraoperativ zu erwartende Hypotension der Patientin oder des Patienten warnen [29].

Ein weiteres Anwendungsbeispiel für komplexe kontextsensitive Systeme stellt die Überwachung des Workflows im Operationsbereich durch die Auswertung multimodaler Sensordaten und/oder patienten- bzw. eingriffsbezogener Parameter dar [30, 31]. Der zunehmende Zeit- und Kostendruck in der modernen Medizin zwingt allgegenwärtig zur Optimierung der Arbeitsabläufe. Um unnötige Warte- und Überleitungszeiten für Patient:innen und Personal zu vermeiden, kann die verbleibende Operationszeit im experimentellen Umfeld KI-gestützt abgeschätzt und entsprechende Maßnahmen (z. B. Abruf der nächsten Patientin/Patient von Station) automatisch eingeleitet werden (siehe auch SPI von J&J, www.bit.ly/SPIJJ).

Chirurgisches Training

Zudem entwickelt sich die automatisierte, objektive Bewertung von chirurgisch-technischen Leistungen und Fähigkeiten zu einem wichtigen Anwendungsfeld. Sie ermöglicht die Dokumentation des Trainingserfolgs sowie die Analyse von persönlichen und strukturellen Benchmarks mit der Absicht, diese gezielt zu adressieren [32, 33]. Die erhobenen Daten werden in die automatisierte, objektive Bewertung von chirurgischen Fertigkeiten integriert [34] (siehe auch C-SATS von J&J, www.csats.com).

Herausforderungen in der Umsetzung

Voraussetzung für die Entwicklung von relevanten KI-Applikationen für die genannten Anwendungsbereiche ist ein umfassendes Verständnis der intra- und perioperativen Prozesse für eine Vielzahl verschiedener Eingriffe und Interventionen. Dies erfordert umfangreiche Vorarbeiten, wie zum Beispiel die automatisierte Erkennung und Segmentierung von Phasen, Zielstrukturen und Instrumenten während eines chirurgischen Eingriffs [35–39] Dazu sind unter anderem die Erstellung und Annotation umfangreicher, qualitativ hochwertiger und frei verfügbarer Trainingsdatensätze notwendig [40]. Nach wie vor liegen im Gesundheitswesen jedoch nur wenige Daten digitalisiert und strukturiert vor, was in Deutschland unter anderem durch den Gesetzgeber mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (BGBl. I S. 2208 – 2219) in anderem Kontext adressiert wurde. Zudem existieren auf institutioneller Ebene teilweise große Unterschiede, was die Routineabläufe in der Patientenversorgung betrifft. Divergierende Standards (z. B. in Form von Standard Operation Procedures, SOP) für die perioperative Behandlung von Patient:innen sowie unterschiedliche KIS und Geräte verursachen zudem Schnittstellenprobleme, die den flächendeckenden Einsatz von SDS-Ansätzen erschweren. Auch moderne KIS sind derzeit nicht darauf ausgelegt, große Datenvolumina an Sensordaten (z. B. hochauflösende Videostreams) prospektiv zu erfassen und zu speichern. Neben den technischen Hindernissen spielen datenschutzrechtliche Bedenken, aber auch die Akzeptanz von SDS bei medizinischem Fachpersonal sowie den Patient:innen eine gewichtige Rolle. In der Publikation von Maier-Hein et al. [40] werden sowohl weitere Herausforderungen als auch Konzepte zu deren Überwindung umfassend beleuchtet.

Physische Anwendungsebene Künstlicher Intelligenz in der Viszeralchirurgie

Erste konzeptionelle Projekte beschäftigen sich bereits mit KI zur autonomen, kinematischen Steuerung von Operationsrobotern, auch bezeichnet als Cognitive Surgical Robotics [41], wobei der Grad an Autonomie stark variiert [42]. Erprobt werden sowohl die autonome Ausführung vorgegebener Operationsschritte als auch deren Anpassung an Gegebenheiten des Operationssitus. Saeidi et al. demonstrieren beispielsweise, dass ein autonom arbeitendes, robotisches System (hier: Smart Tissue Autonomous Robot, STAR) unter kontrollierten Studienbedingungen ex vivo als auch in vivo bei der minimalinvasiven Anlage einer vollständigen End-zu-End-Dünndarmanastomose in Bezug auf Leakagerate und Passierbarkeit mit den Ergebnissen erfahrener Chirurg:innen mithalten kann [43]. Dabei übertrifft der autonom arbeitende Roboter sogar in bestimmten Aspekten (z. B. Gleichmäßigkeit der Nahtabstände) die Leistungen ärztlicher Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer, wobei dieser (noch) deutlich mehr Zeit zur Komplettierung der Anastomose und teilweise manuelle Korrekturen durch menschliche Bediener benötigt. Der Grad der Autonomie (Level of Autonomy, LoA) von medizinischen Robotern wird in verschiedene Stufen eingeteilt, die von einer reinen Teleoperation (LoA 0, z. B. Operationsroboter wie da Vinci, Intuitive Surgical, USA oder Hugo RAS, Medtronic, Irland) bis zu vollständiger Autonomie reichen (LoA 5, z. B. vollständiges und selbstständiges Durchführen eines komplexen chirurgischen Eingriffs ohne menschliche Unterstützung) [44]. In der Zusammenschau zeigen jedoch die meisten Arbeiten bisher entweder einen geringen Autonomiegrad der verwendeten Systeme bei komplexen Aufgaben oder aber eine hohe Autonomie bei einfacheren Tätigkeiten [43, 45, 46].

Insgesamt scheint damit die Implementierung von Systemen mit höherem Autonomiegrad in den klinischen Alltag eines realen Operationssaals und damit von der unmittelbaren Anwendung an Patient:innen im Hinblick auf die hohe Komplexität und der wechselhaften Dynamik der Prozessabläufe sowie die Anforderungen an die Patientensicherheit noch weit entfernt. In anderen Industrie- und Dienstleistungsbereichen haben in diesem Zusammenhang hohe Erwartungen und zum Teil irreführende Begrifflichkeiten insbesondere in Bezug auf physische Anwendungsmöglichkeiten von KI bereits zu Enttäuschungen geführt. So ist beispielsweise die Frage, ob, wann und in welcher Form der flächendeckende Einsatz von autonomen Fahrzeugen im Straßenverkehr in Zukunft Realität wird, nach wie vor schwer zu beantworten [47, 48]. Neben rechtlichen Anforderungen (z. B. Datenschutzbestimmungen) aber auch ethisch-moralischen Kontroversen im gesellschaftlichen Diskurs (z. B. Schuldzuschreibung bei Unfällen bzw. Komplikationen), bestimmen immense technische Herausforderungen den aktuellen Stand der Entwicklung von leistungsfähigen KI-Systemen [40]. Bis diese Herausforderungen überwunden sind, bleiben insbesondere die Anwendungsmöglichkeiten, die einen Echtzeitbetrieb erfordern, ungeachtet ihres enormen Potenzials sowohl für eine verbesserte Patientenversorgung als auch eine effektive Unterstützung des medizinischen Personals aktuell noch begrenzt.

Die Literaturliste erhalten Sie auf Anfrage via [email protected].

Rolinger J, Storz P, Immenroth M, Kirschniak A: Künstliche Intelligenz in der Viszeralchirurgie. Passion Chirurgie. 2024 März; 14(03/I): Artikel 03_03.

Akademie Aktuell: Nur Mut! Digital – Online-basiertes Hands-on-Training

Medizinische Ausbildung unter Pandemiebedingungen

Als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Infektionskrankheit COVID-19 am 11. März 2020 offiziell zur Pandemie erklärte [1], hatten deren Auswirkungen, die aus der zunehmenden Verbreitung der Erkrankung resultierten, bereits fast jeden Aspekt des persönlichen sowie beruflichen Lebens erfasst. Aus medizinischer Sicht stellen diese nach wie vor nicht nur eine schwere Belastung für die Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt dar, sondern haben zudem erhebliche Auswirkungen auf die Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses. Dabei steht vor allen Dingen die Vermittlung klinisch-praktischer Fähigkeiten im Vordergrund [2–4], wobei die chirurgischen Fachdisziplinen hier sicher in besonderer Weise betroffen sind.

Solange die laufenden Impfprogramme nicht flächendeckend und effektiv umgesetzt sind, bleiben soziale Distanzierung und daraus resultierende Kontaktbeschränkungen das wirksamste Mittel, um der weiteren Ausbreitung der Krankheit entgegenzuwirken [5]. Unter den aktuellen Umständen waren die Universitäten und medizinischen Fakultäten in der Regel gezwungen, die bis dahin obligate Präsenzlehre notgedrungen auf virtuelle Plattformen zu übertragen [6–8]. Während die Digitalisierung von vorlesungsbasierten Kursinhalten zwar zeitaufwändig, aber ansonsten relativ leicht umzusetzen ist, lassen sich Veranstaltungen zur praktischen Kompetenzvermittlung schwieriger in ein virtuelles Format einbetten [9-11]. Wie die entsprechende Umsetzung gelingen kann, wird kontrovers diskutiert [12].

Gegenwärtig ist noch unklar, wie lange die derzeitigen pandemiebedingten Einschränkungen die medizinische Ausbildung beeinflussen werden. Es ist daher unerlässlich, digitale Konzepte weiterzuentwickeln und zu berichten, um eine qualitativ hochwertige Lehre aufrechtzuerhalten, die sich später möglicherweise unmittelbar auf die Patientenversorgung auswirkt [12].

NUR MUT! Digital – Virtuelles chirurgisches Training …

Mit der Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn” hat es sich der Berufsverband der Deutschen Chirurgen zum Ziel gesetzt, potenziellen Nachwuchs nicht nur realitätsnah über das Berufsbild „ChirurgIn“ zu informieren, sondern auch die faszinierenden Seiten der Chirurgie aufzuzeigen. Mit einer Vielzahl an Veranstaltungen und Workshops werden Medizinstudierende in diesem Rahmen praktisch an „ihr“ zukünftiges Fachgebiet herangeführt. Im Hinblick auf das Heranführen an chirurgisch-praktische Skills ist die Veranstaltungsreihe „Chirurgie zum Mitmachen“ in besonderer Weise hervorzuheben.

Durch die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften war jedoch auch hier das Veranstaltungsangebot stark limitiert. Um unter den eingeschränkten Bedingungen weiterhin für Medizinstudierende attraktive Workshops mit „Hands-on“-Charakter anbieten zu können, entwickelte das Team um Herrn Prof. Dr. Andreas Kirschniak und Herrn PD Dr. Benedikt Braun mit Unterstützung von Frau Dr. Natalia Kandinskaja ein neues, virtuelles Format: „Nur Mut! Digital – Chirurgie zum Mitmachen“.

Zu Beginn der Entwicklungsphase galt es zunächst die Frage zu beantworten, wie sich in logistischer sowie didaktischer Hinsicht ein Hands-on-Training unter Pandemiebedingungen umsetzen lässt. Im Rahmen des Kurses sollten folgende chirurgische Basisfertigkeiten praktisch vermittelt werden:

  1.  Osteosynthese
  2.  konventionelles Knoten und Nähen und
  3.  laparoskopisches Knoten und Nähen.

In Bezug auf die praktische Umsetzung einer solchen Initiative stellten sich im Wesentlichen zwei Probleme. Zum einen die Auswahl einer geeigneten Plattform zum Austausch zwischen Studierenden und Referenten und zum anderen die Bereitstellung sowie Allokation der notwendigen Lernmaterialien.

Für jedes der drei wesentlichen Themenkomplexe wurde somit eine 60-minütige Übungseinheit geplant, die aus einer kurzen theoretischen Einführung mit anschließender Praxisphase bestand. Als Kommunikationsplattform diente eine Videotelefoniesoftware, sodass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Veranstaltung von zu Hause aus in Zweierteams verfolgen konnten.

Insgesamt wurden je Termin, welcher jeweils auf fünf Stunden ausgelegt war, 20 Studierende zugelassen.

Bezüglich der notwendigen Lernmaterialien wurde eine mobile Toolbox zusammengestellt. Die Kernelemente jeder Box setzten sich aus einem eigens entwickelten, mobilen Laparoskopie- sowie Osteosynthese-Trainer zusammen.

Darüber hinaus enthielt die Toolbox die entsprechenden chirurgischen Instrumente sowie Verbrauchsmaterialien, wie zum Beispiel verschiedene Schrauben und Nahtmaterial. Die Toolbox wurde gemäß den Hygienevorschriften per Post an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versandt und deren Inhalt nach jedem Gebrauch desinfiziert.

Abb. 1: Impressionen aus „Nur Mut! Digital – Chirurgie zum Mitmachen“

Abb. 2: Mobiler Osteosynthese- (links) und Laparoskopie-Trainer (rechts)

Die Instrumente und Verbrauchsmaterialien wurden dem BDC zum Teil durch Industriepartner unentgeltlich zur Verfügung gestellt*. Ein vergleichbares Konzept wird an der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie in Tübingen bereits seit dem Sommersemester 2020 in der curricularen Lehre erfolgreich umgesetzt [13]. Zur Erfassung der subjektiven Bewertung der Veranstaltung durch die Studierenden wurde eine numerische, sechsstufige Antwortskala vom Likert-Typ (1 = „stimme voll zu“, 6 = „stimme überhaupt nicht zu“) verwendet. Bisher konnten zwei Kurse mit insgesamt 41 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erfolgreich durchgeführt werden. 17 der 20 Zweier- bzw. Dreierteams (85 %) beantworteten im Anschluss die Online-Evaluation vollständig. Dabei wurde unter anderem die Aussage „Ich würde den Kurs weiterempfehlen“ durchschnittlich mit einem Wert von 1,29 eingestuft, so dass die Autoren abschließend ein positives Fazit ziehen.

Tab. 1: Evaluationsergebnisse „Nur Mut! Digital – Chirurgie zum Mitmachen“ unter Verwendung einer numerischen ­sechsstufigen Antwortskala vom Likert-Typ (1 = „stimme voll zu“, 6 = „stimme überhaupt nicht zu“)

Antworten

1

2

3

4

5

6

Durchschnitt

Ich würde den Kurs weiterempfehlen.

12

4

1

0

0

0

1,29

Meine Erwartungen an die Kursinhalte wurden erfüllt.

10

4

3

0

0

0

1,59

Die zeitliche Aufteilung von Theorie- und Praxisanteil war angemessen.

13

1

2

0

1

0

1,53

Es bestand ausreichend Möglichkeit zum Austausch mit den Dozentinnen und Dozenten.

10

3

1

1

1

1

2,00


Tab. 2:
Terminübersicht

Termine

Thema

Termin

Ort

Staatsexamen & Karriere

Vorbereitung auf das M3-Examen

01. – 02. Oktober 2021

Berlin

9. Chirurgische Woche

Workshops und Hands-on Übungen

03. – 10. Oktober 2021

Mönchengladbach

Nur Mut! Digital

Online-basiertes Hands-on Training

22. Januar 2022

Online

Fazit

In der aktuell nicht absehbaren Pandemie-Situation war und ist die Stärkung digitaler Lehrangebote aufgrund der notwendigen Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen vorerst unumgänglich. Dies bietet aber auch die Chance, bewährte Unterrichtsformate weiterzuentwickeln. Ziel sollte es dabei explizit nicht sein, etablierte Präsenzveranstaltungen zu verdrängen. Vielmehr können bestehende Lehrkonzepte durch die Nutzung der damit einhergehenden Vorteile sinnvoll ergänzt werden. Virtuelle Konzepte wie „Nur Mut! Digital – Chirurgie zum Mitmachen“ können diesbezüglich einen Beitrag leisten und im besten Fall als Impuls für curriculare Lehrveranstaltungen dienen. Weitere Termine befinden sich dazu in Vorbereitung.

Eine weitere an das Online-Format adaptierte Veranstaltung ist das „M3-Abschlusstraining – Staatsexamen & Karriere“ Anfang Oktober 2021. Als Spin-off des gleichnamigen Kongresses, der seit vielen Jahren zweimal jährlich angeboten wird, Staatsexamensthemen kritisch adressiert und diskutiert (https://www.chirurg-werden.de/).

Gleichwohl ist und bleibt der persönliche Austausch zwischen Studierenden und Referenten gerade im Bereich der Nachwuchsförderung und -rekrutierung von unschätzbarem Wert. Das Team um Herrn Prof. Dr. Andreas Kirschniak freut sich daher um so mehr auf eine weitere, mittlerweile fest etablierte Veranstaltung in diesem Bereich, deren Umsetzung sowohl die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) als auch der BDC unterstützen: die „9. Chirurgische Woche“ wird – sofern es die Coronalage in Deutschland zulässt – dieses Jahr im Oktober am Niederrhein stattfinden (https://www.chirurgische-woche.de/).

Kirschniak A, Rolinger J, Wilhelm P, Miller J, Jansen K, Kandinskaja N, Braun B: Nur Mut! Digital – Online-basiertes Hands-on Training. Passion Chirurgie. 2021 Oktober; 11(10): Artikel 04_02.

Die Literaturliste zu diesem Beitrag erhalten Sie auf Nachfrage bei der Redaktion (passion_­[email protected]).

Akademie Aktuell: Programme für den chirurgischen Nachwuchs – 9. Chirurgische Woche

Seit über neun Jahren richtet die Universitätsklinik Tübingen in Kooperation mit dem BDC und der DGCH die Chirurgische Woche aus. In den letzten Jahren waren 30 bis 35 Medizinstudierende im klinischen Abschnitt eingeladen, um eine Woche lang die Faszination Chirurgie in Theorie und Praxis zu erleben. Das Programm setzte sich zusammen aus Vorträgen von nationalen und zum Teil internationalen Spezialisten über verschiedene Krankheitsbilder, berufspolitische Themen sowie aktuellen Themen, die Studierende für ihre Lebensplanung interessieren. Hierzu zählen auch Einblicke in die Lebensgestaltung der Referierenden.

Im Laufe der Jahre hat sich das Format zu einem interdisziplinären chirurgischen Konzept entwickelt, so dass unterschiedliche Disziplinen an der Chirurgischen Woche teilnehmen. Der praktische Teil bezieht chirurgische Grundtechniken wie das Knoten und Nähen, Einführung in die Laparoskopie, in die flexible Endoskopie sowie Eindrücke aus der Mikrochirurgie und der aktuellen Roboterchirurgie ein. Die Veranstaltung wagt auch einen Blick in die Zukunft, wie sich das chirurgische Tun möglicherweise in den nächsten Jahren durch medizin­technische Un­ter­stützung ver­ändert.

2021 findet die Chirurgische Woche erstmals am Niederrhein statt. Das Krankenhaus Maria Hilf GmbH in Mönchengladbach richtet diese Veranstaltung im Oktober aus und wird mit verschiedenen Kooperationspartnern eine Woche Spannung in der Chirurgie vermitteln. Das Team um Herrn Prof. Andreas Kirschniak, Chefarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie, Kliniken Maria Hilf GmbH und andere Partner werden die Woche neugestalten und entsprechend 35 Studierende zu einer Präsenzveranstaltung einladen, um in die chirurgische Welt einzutauchen.

Anmeldungen erfolgen über die BDC|­Akademie ([email protected], Tel: 030/28004-123), notwendig sind ein Motivationsschreiben, eine Immatrikulationsbescheinigung der medizinischen Fakultät und ein kurzer Lebenslauf. Einsendefrist ist der 30.06.2021. Die Entscheidung zur Annahme an der Veranstaltung erfolgt bis zum 31.07.2021.

Die Nachricht, ob die 9. Chirurgische Woche als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden kann, erhalten die Teilnehmenden spätestens zwei Wochen vor dem Veranstaltungsbeginn.

Wir würden uns freuen, das Format in einer neuen Lokalisation mit einem neuen Format fortsetzen zu können. Für Rückfragen steht Frau Natalia Kandinskaja (Koordinatorin für Nachwuchs & Karriere, BDC e.V., [email protected]) zur Verfügung.

Kirschniak A: Programme für den chirurgischen Nachwuchs – 9. Chirurgische Woche. Passion Chirurgie. 2021 April; 11(04): Artikel 04_01.

Weitere Informationen für den chirurgischen Nachwuchs finden Sie auf der Webseite von Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn.

Editorial: Nachwuchs in der Chirurgie

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

die Themen Nachwuchs, Weiterbildung sowie Work-Life-Balance in Verbindung mit den Generationen Y und Z prägen seit zehn Jahren die chirurgische Kongress- und Zeitschriftenlandschaft. Das Problem ist zwar erkannt, es scheint aber, dass alle Bemühungen für die Förderung und die Bewerbung junger ChirurgInnen keine relevanten Verbesserungen aufzeigen. So sind insbesondere die Kliniken von Nachwuchsmangel betroffen, die sich nicht in absoluten A-Lagen befinden. Aber auch in Klinken, die sich die Bewerber aussuchen können, gelingt es gerade so, alle Stellen zu besetzen.

Schaffen wir es also nicht, die Faszination Chirurgie zu transportieren? Oder sind die alten Zöpfe immer noch nicht abgeschnitten?

Viele Studierende kommen zum ersten Mal mit den chirurgischen Disziplinen während einer Famulatur praktisch in Kontakt. Herr Dr. Kalbe betont in seinen Ausführungen in diesem Heft die Wichtigkeit der Famulatur und legt den Fokus auf Famulaturen in der chirurgischen Niederlassung.

Eine beeindruckende Initiative internationaler Medizinstudierender zeigt auf, dass Chirurgie sehr wohl begeistert, die Initiative „InCision junge Chirurgen DTC“ ist vernetzt mit internationalen Gruppen und stellt die Problematik der unzureichenden chirurgischen Versorgung weltweit in den Fokus. Frau cand. med. J. Steinle aus Münster stellt diese Initiative in dieser Nachwuchs-Ausgabe vor.

Bekanntermaßen ist eine wichtige Weichenstellung für die Entscheidung für oder gegen die Chirurgie das Praktische Jahr (PJ). Ziel des Praktischen Jahres sollte sein, die noch nicht entschlossenen Medizinstudierenden bezüglich ihrer Fachrichtung für die chirurgischen Disziplinen zu begeistern und sie in das Team zu integrieren. Frau Faber stellt in ihrem Bericht über ihre eigenen Erfahrungen während des letzten Jahres des Studiums ein bedrückendes Szenario dar.

Das „Perspektivforum Chirurgie“ berichtet von einem möglichen Gütesiegel für das PJ und macht als Diskussionsgrundlage einen Vorschlag, wie eine solche Maßnahme ggf. die Grundvoraussetzungen im Praktischen Jahr vereinheitlichen kann.

Neben den wichtigen Bausteinen während des Studiums wird auch die Weiterbildungssituation von Herrn Jens Rolinger dargestellt. Die chirurgischen Techniken sind durch die Laparoskopie komplexer geworden, durch die Einführung strukturierter Kurse können heute auch Jungassistenten laparoskopische Eingriffe durchführen. Nun ist die roboterassistierte Chirurgie auch in den chirurgischen Disziplinen angekommen und erfordert ein neuerliches Einarbeiten und Training. In vielen Krankenhäusern werden die Seniorchirurgen ausgebildet, die Assistenten allerdings allenfalls als „Table“-Surgeon, um Instrumente zu wechseln, Material anzureichen und zu saugen, eingesetzt. Technische Möglichkeiten eines exzellenten, frühzeitigen Einarbeitens durch die zweite Konsole sind gegeben, scheitern aber oft an der üblichen Ressoursenknappheit von Zeit und Personal. Daher müssen auch hier strukturierte Konzepte für eine entsprechende Weiterbildung erarbeitet werden.

Ich wünsche Ihnen ein informatives Lesen der bewusst diskutabel gehaltenen Artikel.

Kirschniak A: Editorial: Nachwuchs in der Chirurgie. Passion Chirurgie. 2019 Oktober; 9(10): Artikel 01.

Bausteine der chirurgischen Weiterbildung

Die chirurgische Weiterbildung

Eine einheitliche Weiterbildungsordnung (WBO) ist in Deutschland nicht etabliert. Vielmehr wird die ärztliche Weiterbildung durch die Landesärztekammern auf föderaler Ebene geregelt. Daraus ergibt sich, dass die Mindestanforderungen hinsichtlich Dauer, Inhalten, Zielen und Dokumentation in den WBO der einzelnen Landesärztekammern niedergelegt sind. Diese sind wiederum an die (Muster-)Weiterbildungsordnung (Muster-WBO) der Bundesärztekammer angelehnt, welche vom Deutschen Ärztetag erarbeitet und verabschiedet wird.

Das Gebiet Chirurgie umfasst laut der aktuellen Muster-WBO 2018 weiterhin acht Fachkompetenzen (Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie, Plastische und ästhetische Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Kinderchirurgie, Gefäßchirurgie und Herzchirurgie). Für deren Erlangung ist jeweils eine Mindestweiterbildungszeit von 72 Monaten vorgesehen. Diese gliederte sich bisher in einen gemeinsamen Basisabschnitt (Common Trunk) von 24 Monaten (inklusive je sechs Monate Notfallaufnahme und Intensivmedizin) und eine darauf aufbauende spezielle Weiterbildung im Bereich der jeweils zu erlangenden Fachkompetenz von 48 Monaten [1].

In der vom 121. Deutschen Ärztetag 2018 in Erfurt beschlossenen, novellierten Muster-WBO tauchen diese Begrifflichkeiten in der Form nicht mehr auf [2]. Ein wesentlicher Kern der Neufassung ist ein kompetenzorientiertes Fort- und Weiterbildungskonzept. Dieses zielt sowohl auf die Entwicklung medizinisch-fachlicher Expertise als auch auf den Erwerb übergreifender Kompetenzen, die jeder Arzt erlangen muss, ab. Die Novelle ist nicht rechtsverbindlich, sondern muss zunächst von den zuständigen Landesärztekammern in geltendes Landesrecht umgesetzt werden.

Je nach anvisierter Fachkompetenz müssen zusätzlich verpflichtende Weiterbildungskurse (z. B. Strahlenschutzkurs) absolviert werden. Zudem können nach Abschluss – teilweise sogar bereits während – der Facharztausbildung bestimmte Zusatzbezeichnungen (z. B. Notfallmedizin) erworben werden.

Die während der Weiterbildungszeit erarbeiteten Kompetenzen sowie Richtzahlen für entsprechende chirurgische Eingriffe müssen durchgehend dokumentiert und vom Weiterbildungsbefugten bestätigt werden. Mit Umsetzung der neuen Muster-WBO 2018 soll dies zukünftig in Form eines bundesweit einheitlichen, elektronischen Logbuchs (e-Logbuch) möglich sein.

Über den BDC-Shop können Weiterbildungsbücher in Papierform erworben werden, die als Nachweis aller erlernten Fertigkeiten und ausgeführten Operationen während der chirurgischen Weiterbildung dienen. Der Ordner dokumentiert den aktiven Teil des beruflichen Lebenslaufes. Herausgegeben von der gemeinsame Weiterbildungskommission Chirurgie aus chirurgischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden gibt es Weiterbildungsbücher für die Basischirurgie und die 8 chirurgischen Facharztqualifikationen.

Die Facharztweiterbildung erfolgt an Universitätskliniken bzw. ärztlichen Versorgungseinrichtungen mit entsprechender Weiterbildungsbefugnis. Zur Beantragung einer solchen Befugnis ist die Erstellung eines strukturierten Weiterbildungscurriculums verpflichtend. Jedoch zeigen Umfragen der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) [3] und des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e. V. (BDC) [4], dass solche Konzepte in der Realität eher die Ausnahme darstellen. Die Umsetzung eines strukturierten, chirurgischen Weiterbildungscurriculums stellt in jedem Fall eine große Herausforderung dar [5].

In Anbetracht dessen scheint die eigenverantwortliche Gestaltung der Fort- und Weiterbildung für jeden angehenden Facharzt und jede angehende Fachärztin von besonderer Bedeutung. Durch die Kombination inner- und außerklinischer Angebote kann sich jede/r WeiterbildungsassistIn ein individuelles Portfolio an theoretischen und praktischen Kompetenzen zusammenstellen.

Außerklinische Angebote

Das traditionelle Bild der chirurgischen Ausbildung im Sinne der Weiterbildungsordnung zeigt den chirurgischen Trainee, welcher unter der Aufsicht des erfahrenen Chirurgen bzw. der erfahrenen Chirurgin einen entsprechenden Eingriff am Patienten im Operationssaal durchführt. Durch die zunehmende Implementierung moderner, medizindidaktischer Konzepte wie das sogenannte „Blended-Learning“ [6] gibt es heute ein breit gestreutes Angebot an chirurgischen Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten außerhalb des klassischen, innerklinischen Settings.

Als Einstieg bieten sich zu Beginn der Facharztausbildung zunächst breit gefächerte Kurskonzepte, welche mit einer ausgewogenen Mischung aus „Hands-on“-Einheiten und der Vermittlung theoretischen Hintergrundwissens aufwarten können. Neben den fachlichen Themen finden bei diesen Veranstaltungen auch immer wieder Aspekte der chirurgischen Aus- und Weiterbildung sowie unterschiedliche Karrierewege Berücksichtigung. Hier bietet insbesondere der enge Kontakt mit den Referenten unterschiedlicher Kliniken, Fachrichtungen und Ausbildungsstufen abseits des sich zunehmend verdichtenden Klinikalltags die Möglichkeit zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch.

Die gezielte Akquise von spezifischen Skills lässt sich wiederrum über die Teilnahme an fokussierten Workshops und Kursen erreichen. Zum Beispiel veranstaltet die Arbeitsgruppe Chirurgische Technologie und Training (CTT) an der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie in Tübingen jedes Jahr diverse laparoskopische Trainingskurse für die unterschiedlichen Ausbildungsniveaus (Abb. 1).

Abb. 1: Laparoskopischer Grundkurs am Chirurgischen Trainingszentrum Tübingen

Praktische Übungen an VR- (VR: Virtual Reality), POP- (POP: pulsierende Organperfusion) oder klassischen Box-Trainern bieten die Möglichkeit, bestimmte Fertigkeiten noch vor dem direkten Einsatz am Patienten im Operationssaal in einer geschützten Umgebung zu trainieren [9]. Diese stehen jedoch häufig in der eigenen Klinik nicht zur Verfügung oder werden nur selten genutzt. Gründe hierfür können fehlende Übungscurricula oder mangelnde Freistellung während der Arbeitszeit sein [3]. Externe Kurse, welche entsprechende Trainingsmodelle vorhalten, können helfen diese Limitationen zu überwinden.

Die zunehmende Bedeutung chirurgischen Trainings an Simulatoren außerhalb der realen Umgebung des Operationssaals konnte bereits in mehreren Studien belegt werden [10, 11]. Dies muss insbesondere auch vor dem Hintergrund einer stetigen Steigerung der Komplexität des Arbeitsplatzes im Operationssaal betrachtet werden. Der Einzug neuer Operationsmethoden, wie der Laparoskopie, der Robotik oder auch der computergestützten Navigation, kann für junge Chirurgen zunächst auch Nachteile mit sich bringen. Überschaubare Eingriffe, die früher im konventionell-offenen Bereich selbstverständlich assistiert wurden, werden heute durch den erfahrenen Chirurgen bzw. die erfahrene Chirurgin an der Konsole roboter-assistiert operiert. WeiterbildungsassistentInnen werden zu „Erfüllungsgehilfen des Roboters“ degradiert und sind lediglich für das Austauschen der Effektoren zuständig [12, 13]. Spezielle Trainingsprogramme, welche dieses Problem adressieren, werden bisher im Wesentlichen von der Industrie angeboten. Diesbezüglich müssen mittelfristig, ähnlich wie im konventionellen oder laparoskopischen Bereich, zusätzliche Kursangebote und -konzepte durch die medizinischen Fachgesellschaften und Organisationen geschaffen werden.

Die BDC|Akademie erarbeitet gerade ein solches Kursangebot.

Als weitere spannende Möglichkeit für den Blick über den Tellerrand und die Abrundung des eigenen Profils sollten auch Hospitationen an anderen ärztlichen Einrichtungen nicht außer Acht gelassen werden. In diesem Bereich fördern die verschiedenen Fachgesellschaften über Reise- und Hospitationsstipendien jedes Jahr den fachlichen und persönlichen Austausch auf nationaler und internationaler Ebene (Preise & Stipendien der DGCH).

Unerlässlich, um gerade im Verlauf der Facharztausbildung auf dem aktuellen Stand zu bleiben, ist das Theoriestudium der fachspezifischen Literatur sowie der entsprechenden Leitlinien. Die einschlägigen, deutschsprachigen Journale (z. B. „Der Chirurg“ oder „Das Zentralblatt für Chirurgie“) bieten hierfür eine gute Grundlage. Hier finden sich regelmäßig Übersichtsarbeiten oder Journal Clubs zu verschiedenen, aktuellen Themen. Derweil kümmert sich die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) als Dachverband der deutschen, medizinischen Fachgesellschaften um die Entwicklung medizinischer Leitlinien. Diesbezüglich bietet der BDC über die hauseigene Akademie in regelmäßigen Abständen Webinare an, welche insbesondere vor der Facharztprüfung nochmals einen aktuellen und fundierten Einblick in spezifische Themengebiete ermöglichen.

Das somit bereits umfangreiche Angebot wird durch eLearning-Plattformen (z. B. www.ecme-center.org) und Mediatheken (z. B. www.mediathek-dgch.de/) der Fachgesellschaften sowie Veranstaltungen industrieller Partner (z. B. germany.aesculap-academy.com/) abgerundet. Auch Online-Services wie UpToDate, WebOP (www.webop.de/) oder WebSurg haben mittlerweile einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt.

Nicht zuletzt können paramedizinische Zusatzqualifikationen, wie die Akquise von Soft Skills (z. B. Kommunikation, Rhetorik, Change Management, Personalführung) oder die Gewinnung von Einblicken in die ökonomischen Aspekte des Gesundheitssystems bis hin zu einem MBA-Abschluss (MBA: Master of Business Administration), sinnvolle und motivierende Ergänzungen des eigenen Portfolios darstellen.

Wissenschaftlicher Track

Zur Sicherung und Weiterentwicklung einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung sind fortwährende Generierung und Aktualisierung medizinischen Wissens unerlässlich. Das Interesse an einem wissenschaftlichen Karrierebaustein scheint jedoch nach Abschluss des Medizinstudiums aus den verschiedensten Gründen eher gering ausgeprägt zu sein [14–16].

Nicht jede/r ChirurgIn muss ein aktiver Forscher sein. Um jedoch den anvertrauten Patientinnen und Patienten die bestmöglichen Behandlungen entsprechend des aktuellen fachlichen Standards zukommen lassen zu können, ist für jeden Arzt ein grundsätzliches Verständnis für wissenschaftliche Fragestellungen und die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit medizinischen Publikationen unabdingbar. In Anbetracht stetig steigender Publikationszahlen kann es sich dabei schwierig gestalten den Überblick zu behalten [17].

Offiziell werden Forschungstätigkeiten in der Regel von den Landesärztekammern nicht auf die Weiterbildungszeit angerechnet. Ausnahmen können im Einzelfall und in begrenztem Umfang (bis zu sechs Monaten) bei Arbeiten mit besonderem klinischen Bezug und regelmäßigem Patientenkontakt gewährt werden. Für die Chirurgie fordert die Muster-WBO im Gegensatz zur anderen Weiterbildungsgebieten (z. B. Anatomie, Physiologie) keine explizite Erlangung von Kompetenzen in den Bereichen Forschung oder Lehre während der Facharztausbildung.

Die Weiterbildungszeit verlängert sich somit für wissenschaftlich aktive Medizinerinnen und Mediziner teilweise deutlich. Zudem erfordern Forschungstätigkeiten meist ein erhebliches zeitliches Zusatzengagement, da sich diese vielerorts durch Arbeitszeitverdichtung und bürokratische Hürden nicht selten in die Freizeit nach Feierabend oder am Wochenende verschieben. Auch das Einwerben finanzieller Mittel für geplante Forschungsarbeiten bedeuten ein hohes Maß an Eigeninitiative.

Nichtsdestotrotz kann der wissenschaftliche Track für die persönliche ärztliche Tätigkeit – abseits der zusätzlichen zeitlichen Belastung – eine herausfordernde, kreative und intellektuell befriedigende Bereicherung bedeuten. Durch intensivierten, interdisziplinären Austausch über die Grenzen des eigenen medizinischen Fachgebiets hinweg eröffnet die wissenschaftliche Arbeit neue, spannende Perspektiven abseits des klinischen Alltags [18].

Unabhängig aller Vor- und Nachteile eröffnet die Veröffentlichung von Publikationen und Kongressbeträgen die Chancen, auf die eigene Arbeit aufmerksam zu machen und diese zu präsentieren.

Anlaufstellen für Informationen hinsichtlich Beratung und Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern bieten unter anderem die Forschungs- und Fachgesellschaften. Exemplarisch seien hier die verschiedenen Förderprogramme der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der Deutschen Krebshilfe genannt. Aber auch intramurale Förderlinien der Universitätskliniken (z. B. „Clinical Scientist“) können dabei helfen, finanzielle und zeitliche Freiräume für eine wissenschaftliche Tätigkeit, parallel zur Facharztausbildung, zu schaffen.

Die Sektion Chirurgische Forschung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) ermöglicht jungen, chirurgischen Forscherinnen und Forschern neben Möglichkeiten zur Beratung und forschungsorientierten Fortbildung (z. B. Summer Schools, Workshops, Kongresse etc.) ein Forum und Netzwerk zum gegenseitigen Austausch (www.forschungstage2019.de/).

Fazit

Wie kein anderes Fachgebiet der Medizin fordert die Chirurgie eine besonders intensive Beziehung zu den ihr anvertrauten Patientinnen und Patienten. Ärztliches Handeln erfordert hier neben allem theoretischen Fachwissen eben auch die Beherrschung manueller Fertigkeiten. Diese zu erlernen erfordert intensives Mentoring sowie praktisches Üben.

Daher muss jede/r angehende ChirurgIn die ihm zustehenden Fort- und Weiterbildungsinhalte einfordern und sich gleichzeitig für deren individuelle Ausgestaltung stets eigeninitiativ verantwortlich zeichnen.

Die Literaturliste erhalten Sie auf Anfrage via [email protected].

Rolinger J, Kirschniak A: Bausteine der chirurgischen Weiterbildung. Passion Chirurgie. 2019 Oktober, 9(10): Artikel 03_01.

VATS-Kurs am Chirurgischen Trainingszentrum der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie Tübingen

Im April 2019 fand zum vierten Mal ein der Kurs für Video-Assisted Thoracic Surgery (VATS) am Chirurgischen Trainingszentrum der Universitätsklinik Tübingen statt.

Den Bedarf an einem realitätsnahen und praktikabel umsetzbaren Kursformat für die Thoraxchirurgie identifizierten Prof. Dr. Albert Linder (Klinikum Zentralschweiz) und Priv.-Doz. Dr. Volker Steger (Universitätsklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Tübingen). In Ermangelung geeigneter Box-Trainer-Modelle begann im Jahr 2014 die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Chirurgische Technologie und Training an der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie Tübingen im Rahmen eines ambitionierten Promotionsprojektes (Promovend Lorenz Domhan, Universität Tübingen). Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von PD Dr. Andreas Kirschniak beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Entwicklung und Evaluation von chirurgischen Trainingsmodellen und Zugangswegen und betreibt das chirurgische Trainingszentrum der Klinik. Das Ziel der interdisziplinären Kooperation war die Entwicklung eines Trainingsmodells unter Verwendung tierischer Organe.

Abbildung 1: Der TuThor - Trainer mit eingebauten Lungen
Abbildung 1: Der TuThor – Trainer mit eingebauten Lungen

Die Besonderheit bestand in dem Wunsch nach einer Perfusion der postmortal gewonnenen Organe sowie in den speziellen lagerungstechnischen Anforderungen durch die Thoraxchirurgie. Das Ergebnis kann sich heute sehen lassen: der Tübinger Thorax Trainer (TuThor) stellt das erste Box-Trainingsmodell überhaupt dar, welches perfundiert, ventiliert und in alle etablierten Lagerungen gebracht werden kann. Der Trainer besteht aus einem modularen Aufbau und basiert sowohl auf etablierten Prinzipien der Box-Trainer-Entwicklung als auch auf gänzlich neuen Elementen. Durch die Verwendung von Organen, für die im Rahmen der Lebensmittelproduktion keine Verwendung besteht, werden keine Tiere für das chirurgische Training getötet. Dadurch wird ethischen Bedenken, wie sie bei Trainingskonzepten mit anästhesierten Tieren bestehen, Rechnung getragen. Gleichzeitig können Blutungen mehrfach simuliert und intraoperatives Fehlverhalten im praktischen Setting auf Konsequenzen getestet werden. Durch die Verwendung eines humananatomisch geformten Brustkorbes werden zudem Limitierungen des Trainings am lebenden Tier umgangen und die Übertragbarkeit auf die OP-Situation potenziell erhöht.

Abbildung 2: Referenten und Organisatoren Prof. Linder (von hinten), Dr. Kyriss, Dr. Wallimann und PD Dr. V. Steger

Die Zielgruppe des Kurskonzeptes umfasst das gesamte Spektrum von chirurgisch interessierten Studierenden bis hin zu erfahrenen Fachärztinnen und Fachärzten. Das Schwierigkeitsprofil lässt sich dabei dynamisch an die Voraussetzungen der Teilnehmer anpassen.

Der erste Kurs konnte im November 2016 stattfinden. Heute, nach weiteren drei Kursen, haben 40 ärztliche Teilnehmer den Trainer getestet. Die Rückmeldung spricht für sich: 87,5 % (10 % keine Angaben) der Teilnehmer gaben an, dass der Trainer sehr gut oder gut geeignet sei VATS-Prozeduren zu trainieren. Die Weiterempfehlung für das gesamte Kurskonzept ist hoch. Aktuell wird die Erweiterung des Kursprogrammes auf 2 Kurse pro Jahr durch das interdisziplinäre Team evaluiert.

Das Referat für „Nachwuchs“ stellt sich vor

Die im April dieses Jahres neu in Kraft getretene Satzung des BDC sieht Themenreferate vor, um die vielfältigen Sachfragen des Berufsverbandes für seine Mitglieder noch effizienter und zielführender zu strukturieren.

2018 wurde der Stab für die Leitung des Nachwuchsresorts des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen an Herrn PD Dr. Andreas Kirschniak, Universitätsklinikum Tübingen, sowie Herrn Dr. Benedikt Braun, Universitätsklinik Saarland überreicht. Herr Kirschniak war bereits in verschiedenen Foren der Fachgesellschaften tätig, Herr Braun ist ebenfalls im Perspektivforum der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie tragendes Mitglied und mit Nachwuchsfragen und -förderung engstens vertraut. Die durch den BDC bereits bestehende Nachwuchsförderung mit den Veranstaltungen „Staatsexamen & Karriere“, „Nur Mut – kein Durchschnittsjob Chirurgin“ und weitere Kampagnen werden von dem Nachwuchsresort weitergeführt. Enge Kooperationen mit der Akademie und den anderen bestehenden Referaten werden gepflegt und weiter ausgebaut. Zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BDC finden regelmäßige Treffen statt, die entweder separat oder an andere Termine, wie z. B. an die großen Kongressen angegliedert sind. In der neuen Bildung des Nachwuchsresorts sind helfende Hände und Köpfe herzlich willkommen, und wir laden gerne ein, sich an unseren Nachwuchsarbeiten zu beteiligen. Inhaltlich beschäftig das Nachwuchsresort sich in den genannten Veranstaltungen auch mit den aktuellen Fragen der Nachwuchsförderung in Deutschland.

Besuchen Sie uns auf den Kongressen, diskutieren Sie mit und beteiligen Sie sich im Kleinen wie im Großen daran den Nachwuchs für unser Fach zu begeistern und die Ausbildungssituation zu verbessern.

Kirschniak A, Braun B: Das Referat für „Nachwuchs“ stellt sich vor. Passion Chirurgie. 2018 Dezember, 8(12): Artikel 07_08.

Nachwuchsförderungsprogramm der DGCH und des BDC für Studierende

5. Tübinger Chirurgische Woche 2017

Im Sommer 2017 fand bereits zum fünften Mal in Folge die Veranstaltung „Chirurgische Woche“ in Tübingen statt, an welcher 25 Studenten aus Berlin, Düsseldorf, Greifswald, Marburg, München, Würzburg, Kiel, Köln aber auch Thessaloniki (GRC) und Riga (LVA) teilnahmen. Die „Chirurgische Woche“ ist eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) sowie dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) zur Begeisterung Studierender für die Chirurgie und Förderung des chirurgischen Nachwuchses durch enge Einbindung der Assistenten in das Kursprogramm. In der fünftägigen Veranstaltung liegt der Schwerpunkt neben Fachvorträgen zu typischen Krankheitsbildern aus der Viszeral- und Unfallchirurgie bei Hands-on-Workshops und Diskussionsrunden zur individuellen Berufs- und Karriereplanung. Als Referenten und Diskussionspartner konnten wir auch in diesem Jahr neben Chirurgen aus dem Uniklinikum Tübingen, renommierte Chirurginnen und Chirurgen aus Deutschland sowie Vertreter der Fachgesellschaften und des Berufsverbandes gewinnen. Dabei gelang es gerade in der Diskussion in Kleingruppen die Begeisterung für die Chirurgie zu vermitteln.

Die Programmgestaltung sowie die Organisation wurde auch in diesem Jahr von der Arbeitsgruppe für „Chirurgische Technologie & Training“ der Klinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie des Universitätsklinikums Tübingen (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Königsrainer) übernommen. Der Leiter der AG und leitende Oberarzt PD Dr. Andreas Kirschniak konnte gemeinsam mit dem Team der Klinik ein abwechslungsreiches Programm mit aktuellem klinischen Bezug aber auch wissenschaftlichem Hintergrund zusammenstellen. Die viszeralchirurgischen Themen wurden gewissermaßen den Schwerpunkten der Klinik angepasst und reichten von Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, der endokrinen Chirurgie, der hepatobiliären und Transplantationschirurgie bis zur Notfallversorgung. An den Nachmittagen fanden Übungseinheiten wie Kameraführungstraining, chirurgisches Nähen und Knoten sowie Übungen zur Osteosynthese und weiteren unfallchirurgischen Maßnahmen (BG Unfallklinik Tübingen, Ärztlicher Direktor Univ.-Prof. Dr. Stöckle) unter der Leitung von Prof. Dr. Bahrs statt. Ein besonderes Highlight ist bei jedem Kurs die Durchführung laparoskopischer Operationsschritte am Schweinemodell und an synthetischen Organmodellen. Dazu gehört auch ein Training „Flexible Endoskopie“ unter der Leitung von Prof. Dr. Grund. In diesem Jahr boten wir erstmals auch Trainingsstationen zu wissenschaftlichem Arbeiten und ethischen Fallbesprechungen an.

Die DGCH und der BDC sowie die Industrie (Wir danken: Covidien, erbe, Ethicon, Medtronic, Takeda, Karl Storz) unterstützen seit Jahren diese Initiative und machen die Veranstaltung überhaupt erst möglich. Durch diese breite Unterstützung kann die „Tübinger Chirurgische Woche“ seit 2013 kostenlos angeboten werden. Die Unterbringung der Teilnehmer erfolgt in einer Jugendherberge; die Veranstaltung selbst findet in den Räumlichkeiten des „Chirurgischen Trainingszentrums Tübingen“ statt. Wichtige Bestandteile der Veranstaltung sind auch die Abendveranstaltungen mit den Referenten und als Tübinger Tradition eine Stocherkahnfahrt mit Besichtigung der traditionsreichen Tübinger Altstadt.

Die Arbeitsgruppe für „Chirurgische Technologie & Training“ widmet sich seit Jahren der Ausbildung von Ärzten und Studenten insbesondere im Schwerpunktbereich „Minimal-Invasive Chirurgie“. Andreas Kirschniak war als Vorsitzender der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Junger Chirurgen (CAJC) der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) im Bereich der Nachwuchsförderung national bereits sehr aktiv. Zuletzt war er Mitorganisator des Nachwuchskongresses „Staatsexamen & Karriere“.

Die „Tübinger Chirurgische Woche“ blickt inzwischen auf mehr als 100 Teilnehmer zurück und reiht sich in das Angebot von Nachwuchsförderungsprogrammen der DGCH und des BDC ein. Die Veranstaltung wird vom 08. bis 12. Oktober 2018 erneut in Tübingen stattfinden.

Anmeldung

Anmeldung zur 6. Chirurgischen Woche in Tübingen ab dem 01.02.2018

Tel.: 07071-29/81233 (Sekretariat Frau Schneider)
Email: [email protected]
Weitere Informationen finden Sie HIER.

Kirschniak A, J. Miller J: Nachwuchsförderungsprogramm der DGCH und des BDC für Studierende. Passion Chirurgie. 2018 Februar, 8(02): Artikel 04_02.