Alle Artikel von Olivia Päßler

Position beziehen – chirurgische Versorgung sicherstellen!

Im Vorfeld der Bundestagswahl hat der Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) im Februar 2025 in einem Positionspapier seine politischen Schwerpunktthemen in der 21. Legislaturperiode veröffentlicht.

„In der Vergangenheit führte der mangelnde Einbezug auch der Expertise medizinischer Fachverbände immer wieder zu Verzögerungen wichtiger Reformvorhaben. Wir empfehlen der Politik daher nachdrücklich, in Zukunft alle relevanten Akteure aus Wissenschaft und Praxis frühzeitig einzubeziehen“, erklärt BDC-Präsident Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer. „Unsere Chirurginnen und Chirurgen spielen in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung auf allen Ebenen eine unverzichtbare Rolle – von der Grundversorgung in der Fläche bis hin zur universitären Spitzenmedizin. Daher sollten die Belange dieser für das Gesundheitssystem äußerst relevanten Gruppe berücksichtigt werden.“

Im Vorfeld der neuen Legislaturperiode bezieht der BDC Position und fordert die künftige Regierung auf, die folgenden Reformschwerpunkte prioritär anzugehen:

  1. Fachärztliche Weiterbildung fördern: Der BDC verlangt eine transparente und auskömmliche Finanzierung der fachärztlichen Weiterbildung im stationären und ambulanten Versorgungsbereich durch leistungsbezogene Zuschläge. Sektorenverbindende Weiterbildungsmodelle sollen gefördert werden. Dafür müssen die gesetzlichen Regelungen zur Arbeitnehmerüberlassung angepasst werden.
  2. Bürokratieabbau umsetzen: Der BDC fordert die konsequente Entbürokratisierung zugunsten einer Entlastung des pflegerischen und ärztlichen Fachpersonals. Als Steuerungsinstrumente sollen intelligente Anreizsysteme und zur Arbeitserleichterung digitale Lösungen gefördert werden. Die Umsetzung des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) darf nicht zu bürokratischem Mehraufwand führen.
  3. Steuerung von Patienten optimieren: Die dringend überfällige Notfallreform muss in der 21. Legislaturperiode prioritär umgesetzt werden. In einem Positionspapier hat der BDC bereits im April 2024 konkrete Lösungsvorschläge zur Umsetzung gemacht.
  4. Krankenhausreform weiterentwickeln: Die mit dem KHVVG eingeführte Vorhaltefinanzierung auf Basis von fallzahlbasierten Kalkulationen führt zu Fehlanreizen. Stattdessen fordert der BDC eine grundlegende Überarbeitung der Betriebskostenfinanzierung durch die Partner der Selbstverwaltung.
  5. Sektorenverbindende Hybrid-DRGs überarbeiten: Der BDC fordert für die Hybrid-DRGs eine angemessene Kalkulation auf Grundlage geeigneter empirischer Kostendaten des ambulanten und stationären Bereichs, eine Staffelung der Vergütung nach der Eingriffsdauer und die Rücknahme der automatischen Honorardegression auf EBM-Niveau bis 2030.

In seinem Positionspapier stellt der Verband nicht nur Forderungen an die zukünftige Regierung, sondern liefert auch konkrete Lösungsansätze. „Die medizinische Versorgung auf dem in Deutschland gewohnten hohen Niveau aufrecht zu erhalten, ist ein zentrales, nicht nur gesundheits-, sondern auch gesellschaftspolitisches Anliegen“, betont BDC-Geschäftsführerin Dr. Friederike Burgdorf. „Ziel muss es daher sein, das Gesundheitssystem in seiner Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Daseinsvorsorge und nicht zuletzt auch als Wirtschaftsfaktor zu erkennen und zu fördern. Dafür bedarf es umfassender Reformen. Als einer der größten fachärztlichen Berufsverbände sind wir gesprächsbereit und bieten unsere fachliche wie praxisnahe Expertise an.“

Zum Positionspapier

Ärztinnen und Ärzte rufen zu demokratischem Engagement bei den Bundestagswahlen auf

Unterstützen Sie den Aufruf der Ärztinnen und Ärzte in Brandenburg mit Ihrer Unterschrift für ein demokratisches, weltoffenes Deutschland: Petition

Mehr Information hier: www.aerzteappellbrandenburg.online

“Unser Engagement gilt nicht nur der körperlichen Gesundheit unserer Patienten, sondern auch der Förderung einer gesunden Gesellschaft, die frei von Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Diskriminierung und Homophobie ist.” Die Medizinerinnen und Mediziner erinnern daran, dass die Bundestagswahlen eine einzigartige Gelegenheit bieten, eine integrative und solidarische Gemeinschaft zu fördern. Indem sie demokratische Werte unterstützen und gegen menschenfeindliche Ideologien stimmen, leisten die Wählerinnen und Wähler einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Ungerechtigkeiten und Vorurteilen.

Die Ärztinnen und Ärzte rufen alle auf, die Chance zu nutzen, Einfluss auf eine positive Zukunft zu nehmen. Sie rufen dazu auf, zur Wahl zu gehen und ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz zu setzen. Sie setzen sich für eine Gesellschaft ein, in der Respekt, Gleichberechtigung und Menschlichkeit gelebt werden.

Die unterzeichnenden Ärztinnen und Ärzte hoffen, dass ihr Appell viele Wählerinnen und Wähler erreicht und zum Handeln motiviert. Sie sind überzeugt, dass jeder Einzelne dazu beitragen kann, eine gerechtere und friedliche Gesellschaft zu schaffen – und dass dies bei den diesjährigen Bundestagswahlen beginnt.

Die Unterzeichnenden:

Dr. S. Lenz, Perleberg (Verantwortlich gemäß § 18 MStV)
Prof. Dr. M. Stockburger, Nauen (Ideengeber)

Dr. E. Altenburg, Perleberg
Dr. G. Bauer, Strausberg
Dr. A. Batzner, Würzburg
S. Beck, Nauen
Dr. B. Fürstenau, Perleberg
Dr. Dr. R. Ganescu, Perleberg
Dipl. med. B. Hinneburg, Rathenow
PD. Dr. C. Jacobi, Perleberg
Prof. Dr. C. Jenssen, Strausberg/ Wriezen
T. Katterwe, Perleberg
Dr. T. Kiel, Perleberg
Dr. J. Leifeld, Oldenburg
J. Lengeling, Schwerin
Dr. K. Lenz, Schwerin
H. Meinold, Perleberg
Dr. E. Mönning, Berlin
U. Nonnemacher, Falkensee
C. Oeder, Nauen
Dr. S. Perera, Berlin
M. Petrick, Perleberg
Prof. Dr, H. Seggewiß, Schweinfurt
Dr. med. G. Sutthoff, Falkensee
Dr. R. Uhlig, Potsdam
J. Wandzik, Perleberg
Dr. M. Warnecke, Perleberg
Dr. U. Wolf, Stahnsdorf

BDC, DGCH und Fachgesellschaften treten für ihre Grundsätze ein

„Medizin braucht freien und internationalen Austausch – sowohl in der Forschung als auch in der Versorgung in Klinik und Praxis. Ärztinnen und Ärzte sehen alle Menschen ohne Wertung als Patientinnen und Patienten, die es zu behandeln, betreuen und zu heilen gilt. Die Demokratie als Grundvoraussetzung für diese Freiheiten müssen wir verteidigen und fremdenfeindlichen, autoritären Programmatiken entschieden entgegentreten”, erklärt BDC-Geschäftsführerin Dr. Friederike Burgdorf.

Auszug aus dem Memorandum der DGCH, ihrer Fachgesellschaften und des BDC: “Als Chirurginnen und Chirurgen sind wir politisch unabhängig und neutral. Unser Handeln im Dienst an unseren Patienten sowie die seit Hippokrates und aktueller dem Genfer Gelöbnis geltenden Werte bestimmen auch unsere Haltung zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Wir lehnen jedwede Gewalt ab und distanzieren uns insbesondere von Aktionen gegen die unantastbare Menschenwürde. Eine politische Gesinnung, die sich unmittelbar oder mittelbar gegen die Würde des Menschen richtet, ist mit unseren Grundüberzeugungen nicht vereinbar.”

„Bitte scheuen Sie sich nicht, für diese Grundüberzeugungen in ihrem beruflichen und privaten Umfeld einzutreten und sie auch allen ins Bewusstsein zu rufen, die mit Ihnen arbeiten. Denn Fachkräfte aus dem Ausland sind von uns hoch geschätzt und unverzichtbar für die ärztliche Versorgung in Forschung, Klinik, Praxis und Pflege”, betont BDC-Präsident Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer.

Memorandum der DGCH, ihrer Fachgesellschaften und des BDC.

BDC|Schnittstelle – im Fokus: Professor Andreas Kirschniak

Unser Format BDC|Schnittstelle präsentiert in regelmäßigen Abständen Persönlichkeiten mit wichtigen Funktionen im BDC. Heute im Fokus: Professor Andreas Kirschniak, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Themenreferats Nachwuchs.

1. Herr Professor Kirschniak, Welchen Auftrag haben Sie sich für Ihre Themenreferate persönlich auf die Fahne geschrieben? Was sind Ihre Pläne?
Als Leiter des Themenreferates „Nachwuchs“ ist es mir ein Anliegen die bestehenden BDC-Nachwuchsprogramme stetig weiterzuentwickeln und neue Konzepte für die Weiter- und Fortbildung zu erarbeiten. Ein kürzlich umgesetztes Projekt ist das Videoangebot zur M3-Prüfungsvorbereitung „Watch&Learn“, bei dem wir elf Prüfungssimulationen zum M3-Examen aufgezeichnet haben. Es steht seit November 2023 über die BDCeAkademie Medizinstudierenden zur Verfügung. Alle Nachwuchsangebote haben das Ziel, Begeisterung für das chirurgische Fach zu wecken oder bereits vorhandenes Interesse zu verstärken.

2. Welches Thema liegt Ihnen in den nächsten Jahren besonders am Herzen?
Durch die zunehmende Technologisierung in der Chirurgie wird eine strukturierte Weiterbildung immer schwieriger. Viele Eingriffe werden heutzutage minimalinvasiv oder roboterassistiert durchgeführt. Diese Eingriffe stellten früher eine gute Möglichkeit dar, jüngeren Kolleg:innen Eingriffe zu assistieren. Heutzutage übernehmen Asisstent:innen dagegen häufig die Kameraführung oder die Table Assistance und rücken dabei in den Hintergrund. Daher müssen wir an neuen Weiterbildungskonzepten arbeiten; zusammen mit anderen Ressorts des BDC, wie zum Beispiel mit den Themenreferaten „Digitalisierung und technische Innovation“ oder „Familie und Beruf“. Auch die Krankenhausreform und die Ambulantisierung werden uns in Hinblick auf die chirurgische Weiterbildung vor neue Herausforderungen stellen, für die wir zeitnah gute Lösungen finden müssen.

3. Wie möchten Sie die Themen mit dem BDC anpacken? Wen und was benötigen Sie dafür?
Zunächst ist es wichtig, unsere Arbeit sichtbar zu machen und aufzuzeigen, dass es sich lohnt, sich in Gremien zu engagieren. Um die Weiterbildung in den Fokus zu rücken, benötigen wir noch mehr engagierte Köpfe, die sich mit Kreativität und Pragmatismus dem Problem stellen und sich für kontinuierliche Verbesserungen einsetzen.

4. Was wünschen Sie sich für den BDC und Ihre Arbeit in den nächsten Jahren nach innen und nach außen?
Ich würde gerne das Videoprojekt „Watch&Learn“ weiterentwickeln und ausbauen. Ich halte das Format für eine gute und neuartige Unterstützung in der Vorbereitung auf mündliche und praktische Prüfungen. Es ist zugleich jedoch extrem herausfordernd möglichst viele Prüfungssituationen und -inhalte damit darstellen zu können. Das durchweg gute Feedback zu dem Format bestätigt uns aber darin, hier weiter zu machen.

Zudem sollte der BDC in den sozialen Medien noch deutlicher sichtbar werden, um den Nachwuchs früher zu erreichen. Die Nachwuchskampagne „Kein Weiter ohne Bildung“ ist hierfür ein gelungenes Beispiel.

5. Warum lohnt es sich als Mitglied ein Engagement beim BDC, und wer kann/sollte für ein Mandat kandidieren?
Bei gemeinsamen Treffen der Themenreferate erhält man ständig Einblicke in Bereiche, die man vielleicht selbst nicht so im Fokus hat und erweitert dadurch seinen Horizont. Davon profitiere ich persönlich immer sehr. Aktuelle Beispiele sind die Veränderungen bei den niedergelassenen Kolleg:innen oder in anderen chirurgischen Fachdisziplinen wie der Neurochirurgie oder Kinderchirurgie. Aber auch die eAkademie des BDC bietet digitale Angebot mit vielen Gestaltungsoptionen.

Kurzporträt Professor Andreas Kirschniak
Ich bin 1976 in Rothenburg ob der Tauber geboren und im Wesentlichen in der Umgebung von Tübingen groß geworden. Nach dem Abitur startete ich als Zivildienstleistender in der Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie der Universitätsklinik Tübingen. Das Medizinstudium habe ich dort ebenfalls absolviert und parallel in der Pflege chirurgischer Stationen gearbeitet. Neben meinen Tätigkeiten an Patient:innen, bin ich einer Vielzahl von wissenschaftlichen Hilfskrafttätigkeiten nachgegangen (sowohl in der Anatomie als auch in der Sektion für minimalinvasive Chirurgie, damals geleitet von Herrn Professor G. Buess).

Die Entwicklung neuer Technologien hat mich schon früh begeistert. Im Rahmen meiner Promotion hatte ich die Möglichkeit, an der Entwicklung eines neuen Medizinproduktes teilzunehmen. Durch die Verknüpfung mit dem anatomischen Institut in Tübingen konnte ich bis 2007 die klinische Anatomie etablieren und dort durch die Einführung neuer Fixationstechniken minimal invasive Eingriffe an anatomischen Präparaten ermöglichen. Nach dem Studium verbrachte ich mein AIP in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im anatomischen Institut sowie dann schließlich in der Allgemeinen, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsklinik. Dort erfuhr ich fast vollständig meine gesamte klinische Ausbildung mit einer Pause von zwei Jahren als Assistenzarzt, als ich in die Grund- und Regelversorgung in das Klinikum Neuwerk nach Mönchengladbach wechselte.

Nach abgeschlossener Facharztprüfung habe ich meine weitere Laufbahn an der Universitätsklinik Tübingen absolviert und dabei stetig Entwicklung vorangetrieben; sowohl wissenschaftlich als auch klinisch mit den Schwerpunkten Medizintechnik, Ausbildung und Weiterbildung und schließlich als leitender Oberarzt für die „Kolorektale Chirurgie“. 2019 erhielt ich den Ruf auf eine W2- Professur für die „Chirurgische Technologie und Training“ der Tübinger Universität. 2020 ergab sich die Möglichkeit als Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Kliniken Maria Hilf GmbH in Mönchengladbach die Leitung einer großen, chirurgischen Abteilung zu übernehmen. Dort gelang es sehr rasch, die roboterassistierte Chirurgie zu implementieren und die minimalinvasive Chirurgie ebenfalls auf das gesamte Spektrum chirurgischer Eingriffe zu übertragen.

Neben der beruflichen Entwicklung galt mein Interesse schon immer der Nachwuchsarbeit, zunächst als Vorsitzender der CAJC der DGAV, und dann als Nachwuchsressortleiter des BDC. Ab April 2025 werde ich zudem die Funktion des stellvertretenden Akademieleiters im BDC übernehmen.

filo

Die drei großen fachärztlichen Berufsverbände einigen sich auf die wichtigsten Themen im Wahl- und Reformjahr 2025

Mit gemeinsam rund 60.000 Mitgliedern gehören der Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC), der Berufsverband deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) sowie der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten (BDA) zu den größten fachärztlichen Berufsverbänden in Deutschland. Beim gemeinsamen Spitzengespräch Anfang Januar einigten sie sich auf für die Fachärzteschaft drängende Themen im Jahr 2025.

„Das Treffen hat gezeigt: Trotz der fachlichen Unterschiede beurteilen wir die aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen äußerst homogen. Dies wollen wir uns zunutze machen, gemeinsam an Konzepten arbeiten und diese an Politik sowie Öffentlichkeit adressieren. Als Union wollen wir also noch mehr bewirken“, unterstreicht die Initiatorin des Spitzentreffens, BDC-Geschäftsführerin Dr. Friederike Burgdorf.

Die drei fachärztlichen Berufsverbände beschäftigt neben dem Ausgang der Bundestagswahl 2025 die konkrete Umsetzung des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG), das Ende 2024 den Bundesrat passiert hat und dessen Maßnahmen gravierende Veränderungen in der Krankenhauslandschaft und in der ärztlichen Versorgung in Deutschland mit sich bringen wird.

Die grundsätzliche Ausrichtung begrüßen die Verbände, kritisieren jedoch nach wie vor die mangelnde Transparenz und Möglichkeit zur Beteiligung der ärztlichen Fachverbände. Ein Beispiel: Die Länder können die Leistungsgruppen ab dem Jahr 2025 den Krankenhäusern zuweisen, ab 2027 sollen die Leistungsgruppen vollumfänglich umgesetzt werden. Eine erste Definition der Qualitätskriterien der 65 Leistungsgruppen ist im KHVVG bereits enthalten, diese sollen per Rechtsverordnung noch genauer definiert werden – erstmalig bereits zum 31. März 2025. BDA, BDC und BDI fordern hierbei die Einbindung in die Überarbeitungen und maximale Transparenz gegenüber den Akteuren. „Ohne Erfahrung aus der Krankenhauspraxis bleibt die Reform ein theoretisches Konstrukt und ist so kaum umsetzbar. Die Politik kann und sollte auf Akteure mit Kenntnis der Versorgungsrealität zurückgreifen und damit uns konkret in die Planung mit einbeziehen“, fordert BDC-Präsident Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer.

Die Verbände kritisieren weiterhin die Verknüpfung der Leistungsgruppen mit den zukünftigen Vorhaltebudgets. „Die Leistungsgruppen können ein sinnvolles Instrument für die Krankenhausplanung sein. Wir haben jedoch große Bedenken, ob sie zur Berechnung von Vergütungsanteilen im Sinne von Vorhaltebudgets dienen können, insbesondere, da sie – entgegen der eigentlichen Intention – fallzahlabhängig sein werden. Es besteht die große Befürchtung, dass die Vorhaltebudgets als Einsparinstrument herhalten müssen und neue Fehlanreize mit Gefahr einer Unterversorgung schaffen“, betont BDA-Präsidentin Professor Dr. Grietje Beck. Die Verbände fordern daher, dass die neue Vergütungssystematik durch Strukturkostenkomponenten wie Notfallstufenzuschläge, Sicherstellungszuschläge, Zentrumszuschläge, sowie für die Weiterbildung flankiert werden, um eine mögliche ungewollte Auswirkung auf die stationäre Versorgung zu verhindern. Parallel dazu sollte eine grundlegende Anpassung der Betriebskostenfinanzierung durch die Selbstverwaltungspartner erfolgen.

Einig sind sich die Verbände zudem, dass die im KHVVG im letzten Moment ergänzten Regelungen zu der Hybrid-DRG mehr Probleme geschaffen als gelöst haben. Die Absenkung der Vergütung auf EBM-Niveau bei ungeklärter Sachkostenproblematik und fehlender Berücksichtigung der Schweregrade bewerten sie als verheerendes Signal und fordern von der Politik, dass dies in der neuen Legislaturperiode zwingend korrigiert werden muss.

Zur Sicherung des fachärztlichen Nachwuchses stehen zwei zentrale Themen im Fokus der Verbände: Die Gewährleistung einer gut organisierten und qualitativ hochwertigen fachärztlichen Weiterbildung sowie die Entbürokratisierung im Gesundheitswesen. „Die Auswirkungen des KHVVG auf die Weiterbildung betrachten wir mit großer Sorge. Wir fordern einstimmig eine auskömmliche Finanzierung der Weiterbildung im ambulanten und stationären Bereich“, erklärt BDI-Präsidentin Christine Neumann-Grutzeck. Um weitere Bürokratie zu vermeiden, erwarten die Verbände, dass Doppelprüfungen der Strukturqualität bei bestehenden Vorgaben aus den OPS und neuer Vorgaben aufgrund der Leistungsgruppensystematik von vornherein vermieden werden.

Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC)

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) ist mit rund 17.000 Mitgliedern die größte europäische Vereinigung auf diesem Gebiet. Er vertritt die berufspolitischen Interessen deutscher Chirurginnen und Chirurgen in Klinik und Praxis. Die BDC|Akademie organisiert jährlich fast 200 Veranstaltungen für Ärztinnen und Ärzte aller Karrierestufen. Damit fördert der BDC eine kontinuierliche und professionelle Fort- und Weiterbildung in der Chirurgie. www.bdc.de

Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI)

Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. (BDI) setzt sich für die internistische Versorgungssicherheit in Deutschland ein. Der BDI vertritt die sozial- und berufspolitischen Interessen von 19.000 Mitgliedern in Kliniken sowie hausärztlichen und fachärztlichen Praxen, um die Rahmenbedingungen für medizinische Fachkräfte kontinuierlich zu verbessern und die hohe Versorgungsqualität in Deutschland für die Zukunft zu sichern und weiterzuentwickeln. www.bdi.de

Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten (BDA)

Der Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA) vertritt mehr als 20.000 Ärztinnen und Ärzte für Anästhesiologie in Deutschland, die in den fünf Bereichen Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerzmedizin und Palliativmedizin arbeiten. Als Interessenvertretung für alle beruflichen Belange der Anästhesistinnen und Anästhesisten in sämtlichen Versorgungs- und Fachbereichen der Anästhesiologie ist der Verband auf nationaler und europäischer Ebene tätig. Mehr als zehn Millionen Patientinnen und Patienten werden pro Jahr von Ärztinnen und Ärzten für Anästhesiologie in Deutschland behandelt. Für sie steht der BDA als Garant für eine ganzheitliche und sichere anästhesiologische Behandlung – 365 Tage im Jahr – rund um die Uhr. www.bda.de

Amandine Cormier erhält BDC-Journalistenpreis 2024 für „Lebensretter im OP – ein Tag in der Herzchirurgie“

Amandine Cormier, Redakteurin beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen, hat für den Film „Lebensretter im OP – ein Tag in der Herzchirurgie“ – den Journalistenpreis des Berufsverbands der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) 2024 erhalten. Der BDC-Vorstand überreichte der Journalistin den Preis auf der Präsidiumssitzung des Verbands am vergangenen Freitag, den 29. November.

„Der BDC zeichnet eine herausragende Reportage aus, bei der die Redakteurin und ihr Team den Arbeitsalltag eines jungen Herzchirurgen mit seinen körperlichen und emotionalen Herausforderungen anschaulich und einfühlsam darstellen. Ein fundierter und wertvoller Beitrag für ein besseres Verständnis der Chirurgie, ihrer Herausforderungen und ihrer Faszination”, erläuterte der Präsident des BDC, Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer in seiner Laudatio.

Die 18-minütige Reportage erschien im November 2023 erstmalig auf dem Youtube-Kanal BASIS:KIRCHE. Cormier und ihr Team begleiteten für ihre Reportage einen Tag lang einen Oberarzt in der Herzchirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Im Video sind sie im OP mit dabei, als er einer Patientin eine neue Herzklappe einsetzt. Teammitglied Pastor Maximilian Baden beobachtet und kommentiert die Arbeit des OP-Teams, die Routine der Zusammenarbeit und die Stimmung während des Eingriffs. Der Protagonist des Beitrags beschreibt dem Filmteam eindrucksvoll seinen Berufsalltag, der geprägt ist von Verantwortung, Präzision, Teamarbeit und, wie er es ausdrückt, Demut. Der Oberarzt stellt dabei auch die Grenzen der therapeutischen Möglichkeiten und den Umgang mit Verantwortung und potenziellem Scheitern dar.

Auf die Frage, welches Ziel sie mit ihrem Beitrag verfolgt habe, erklärte Cormier: „Wer selbst vor einer Operation steht, wird nie bei Bewusstsein erleben, was in einem OP-Saal passiert. Auch die Angehörigen haben keinen Zutritt und bangen oft mehrere Stunden um ihre Liebsten im Warteraum. Zudem bleibt häufig keine Zeit, die operierende Person näher kennenzulernen. Unser Ziel war es daher, in der Reportage zu zeigen, wer der Mensch am OP-Tisch wirklich ist und welche Gedanken ihn leiten. Damit hatten wir die Hoffnung, den Zuschauenden, die ja potenzielle Patientinnen und Patienten oder Angehörigen sind, ein Gefühl von Transparenz und Sicherheit zu geben.“

Der BDC-Journalistenpreis wird seit 2014 einmal jährlich verliehen. Der preisgekrönte Beitrag soll die Faszination der Chirurgie einem breiten Publikum vermitteln. Die besten Chancen haben Beiträge, die aktuelle Leistungen in der Chirurgie aus Ärzte- oder Patientensicht, Innovationen auf diesem Gebiet oder die Chirurgie betreffende gesundheitspolitische Themen behandeln.

Hier geht es zum Beitrag: Lebensretter im OP: 1 Tag in der Herzchirurgie

Mehr zum BDC-Journalistenpreis auf bdc.de

Rückblick auf die BDC-Präsidiumssitzung Ende November

Vom 29. bis 30. November fand in Berlin die BDC-Präsidiumssitzung statt. In diesem Rahmen gab es zwei Ehrungen: Nadja Bürger, Geschäftsführerin der Ecclesia med GmbH erhielt vom Vorstand die Wolfgang Müller-Osten-Medaille für ihren langjährigen Einsatz für die Mitglieder des Chirurgieverbands. Verbandspräsident Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer überreichte Amandine Cormier, Redakteurin beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen, den BDC-Journalistenpreis 2024 für ihren Video-Beitrag „Lebensretter im OP – ein Tag in der Herzchirurgie“. Michael Weller, Leiter der Abteilung Gesundheitsversorgung, Krankenversicherung im Bundesministerium für Gesundheit eingeladen referierte als Gastredner zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz und ging speziell auf die Thematik Hybrid-DRG ein, zui der es zahlreiche Fragen gab. In separaten Sitzungen tagten an den beiden Tagen ebenfalls die Landesverbandsvorsitzenden sowie die Regionalvertretenden des BDC.

Der BDC verleiht die Wolfgang Müller-Osten-Medaille an Nadja Bürger

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. ehrt damit eine herausragende Persönlichkeit, die sich seit vielen Jahren mit großem Engagement für die beruflichen Interessen von Chirurginnen und Chirurgen in Deutschland einsetzt. Besondere Anerkennung gebührt Frau Bürger für die Beratung und Gestaltung bei der Absicherung gegen existenzbedrohende Haftpflicht- und andere Risiken der chirurgischen
Berufstätigkeit in Kliniken und Praxen. Dazu gehören auch Initiativen zur Risikominimierung und Erhöhung der Patientensicherheit. Zu diesen und verwandten Themen ist Frau Bürger darüber hinaus geschätzte Autorin für Fachartikel in der BDC-Verbandszeitschrift. Der BDC honoriert damit die stets vertrauensvolle und engagierte Zusammenarbeit mit Frau Bürger zum Wohle der Mitglieder.

Der BDC unterstützt die Petition für mehr Patientensicherheit

Unterzeichnen Sie unsere Petition im Bundestag und helfen Sie, Patientensicherheit und Fehlertransparenz im Gesundheitswesen zu stärken!

Hier geht’s zur Petition: www.petition-patientensicherheit.de und hier finden Sie ein kurzes Erklärvideo zum Anmeldungsprozess auf der Website des Bundestags.

Als Erstunterzeichner:innen haben bereits u.a.

  • Prof. Dr. Ferdinand Gerlach (ehem. Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen)
  • Prof. Dr. Jochen Schmitt (Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung (DNVF) e.V., Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege des BMG)
  • Dr. Günther Jonitz (ehem. Präsident der Ärztekammer Berlin)
  • Christine Vogler (Präsidentin des Deutschen Pflegetags, Geschäftsführerin am BBG – Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe)
  • Prof. Dr. Jochen A. Werner (Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikum Essen)
  • Inga Bergen (Digital Health und Innovationsexpertin)

die Petition für die Umsetzung eines Nationalen Aktionsplans für Patientensicherheit (NAPS) unterzeichnet, zudem wird die Petition u.a. unterstützt durch

  • Roche
  • BD
  • yeswecan!cer
  • Vision Zero Oncology
  • Pflegekammer NRW
  • Pathways Public Health
  • Die Brückenköpfe

Setzen auch Sie ein Zeichen und unterstützen Sie unser Anliegen! Details zu den konkreten Forderungen können Sie dem Petitionstext entnehmen oder auf den Social Media Kanälen finden.

Mehr Informationen zum Aktionsbündnis Patientensicherheit: https://www.aps-ev.de/

Politik und Verbände beim Pressegespräch der Fachärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern

Persönlichkeiten aus Landespolitik, Ärzteverbänden sowie Fachärztinnen und -ärzte sprachen heute beim Pressegespräch der Fachärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern. Hauptthema war der dramatische Mangel an ärztlichen Fachkräften sowie der fehlende Nachwuchs im Land. Die Teilnehmenden diskutierten, wie man die approbierten Landeskinder halten und langfristig für den fachärztlichen Beruf begeistern kann. Mit dabei: Die BDC-Regionalvertreter für MV Dr. Thomas Nowotny und Dr. Andreas Oling.

Bild: Dr. Nowotny, Dr. Sylvia Schnitzer, HNO-Fachärztin und Vorsitzende der Fachärztlichen Vereinigung MV, Dr. Andreas Timmel, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten.