Alle Artikel von Olivia Päßler

Überarbeitete S3-Leitlinie für bessere Überlebenschancen von Schwerverletzten

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat ihre S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung gemeinsam mit 25 Fachgesellschaften und Berufsverbänden überarbeitet und neu herausgegeben. Die Leitlinie bietet Medizinern Empfehlungen zur Behandlung Schwerverletzter am Unfallort, im Schockraum und im Operationssaal. Von über 330 Empfehlungen sind 69 neu und 70 auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickelt worden. Neu hinzugekommen sind beispielsweise Empfehlungen zur prähospitalen Blutstillung.

Jedes Jahr gibt es in Deutschland schätzungsweise knapp zehn Millionen Unfallverletzte. Die meisten leichteren Unfälle geschehen im Haushalt und in der Freizeit. Über 30.000 Menschen verletzen sich allerdings so schwer, meist bei einem Verkehrsunfall oder Sturz, dass sie in Lebensgefahr schweben. Mit ihrer Rettung und Versorgung beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Jede Entscheidung und jeder Handgriff müssen sitzen.

Genau hier hilft die S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung: Sie stellt sicher, dass die Behandlung in der akuten Situation systematisch und fachlich fundiert ablaufen kann. Für die Versorgung Schwerverletzter am Unfallort gibt es knapp 100 Empfehlungen. In dieser Phase geht es vor allem darum, die Blutung zu stoppen, den Atemweg zu sichern und den Kreislauf beispielsweise durch Infusionen zu stabilisieren. Nach der Rettung geht die Behandlung im Krankenhaus-Schockraum weiter. Dafür und für die erste operative Phase gibt es knapp 250 weitere Empfehlungen. Ärztinnen und Ärzte erhalten klare Hinweise für Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma und für Verletzungen an Wirbelsäule, Bauch, Becken, Armen, Beinen oder dem Urogenitaltrakt.

Im AWMF-Portal befindet sich die Leitlinie in Lang- und Kurzfassung zum Download. Die 4. Auflage ist gültig bis zum 30.12.2027.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)

Ehrungen für BDC-Verbandspräsident Professor Hans-Joachim Meyer

Berlin, den 22.02.2023 – Im Januar und Februar wurde BDC-Verbandspräsident Professor Hans-Joachim Meyer mit zwei wichtigen Ehrungen gewürdigt.

BDC-Präsident Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer wurde am 21. Februar von der Kopernikanischen Akademie in Torun, Polen, in die Kammer für medizinische Wissenschaften aufgenommen. Im Monat zuvor, am 13. Januar 2023, wurde Professor Meyer in Hamburg zum Ehrenmitglied des Konvents der Leitenden Krankenhauschirurginnen und -chirurgen ernannt. Der BDC gratuliert aufs Herzlichste! 

Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) 

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) ist mit über 17.000 Mitgliedern die größte europäische Vereinigung auf diesem Gebiet. Er vertritt die berufspolitischen Interessen deutscher Chirurginnen und Chirurgen in Klinik und Praxis.

LV BDC|Berlin, BDC|Brandenburg: Einladung zur Frühjahrstagung am 22. April 2023

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

die Corona Pandemie hat fast drei Jahre unser Leben bestimmt und das Veranstaltungsleben weitgehend lahmgelegt. Im Frühjahr 2023 beginnt das Veranstaltungs- und Kongressleben wieder langsam aufzublühen. Anlässlich der 7. Gemeinsamen Frühjahrstagung wollen wir erneut wie gewohnt zusammenkommen um „Neue Aspekte der CHIRURGIE“ vorzustellen und mit Ihnen zu diskutieren. Wir haben ein breites Spektrum an Themen zusammengestellt und lassen bewusst viel Raum für einen Austausch und eine breite Diskussion. Dabei haben wir sowohl berufspolitische als auch Fachthemen der Chirurgie ausgewählt. Es ist uns gelungen, für die einzelnen Themenbereiche kompetente Referenten zu gewinnen.

Wir laden Sie sehr herzlich nach Potsdam ein und würden uns sehr freuen, wenn Sie sich an der offenen Diskussion zu diesen Themen aktiv beteiligen würden.

Datum:     Samstag, 22. April 2023
Uhrzeit:    10:00 – 14:00 Uhr
Ort:           KV Brandenburg Potsdam, Saal Brandenburg
Pappelallee 5, 14469 Potsdam

Um Anmeldung mit beigefügtem Anmeldeformular wird gebeten: E-Mail: lorenz@3chirurgen.de

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Frank Marusch
Vorsitz
LV BDC|Brandenburg
Dr. Ralf Greese
Vorsitz
ANC Brandenburg
Dr. Volker Lacher
Vorsitz
ANC Berlin

 

 

 

Dr. Ralph Lorenz
Vorsitz
LV BDC|Berlin
Dr. Katharina Paul-Promchan
Vorsitz
LV BDC|Berlin
Einladung
Anmeldung

Soziale Medien als Arzt und Ärztin sicher und berufsgerecht nutzen

Soziale Medien als Arzt und Ärztin sicher und berufsgerecht nutzen

„You are always a doctor“ ist eine der Kernaussagen eines australischen Ratgebers für die Ärzteschaft zur Nutzung von Sozialen Medien. Was heißt das für den Umgang mit den digitalen Plattformen?

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich über soziale Netzwerke zu finden und auszutauschen. Einige nutzen soziale Medien ausschließlich aus beruflichen Gründen, während andere persönliche Kontakte pflegen oder politische Positionen vertreten. Viele nutzen soziale Medien sowohl im beruflichen wie im privaten Kontext. Wichtig, ist zu wissen: Auch wenn Nutzer:innen über ein getrenntes persönliches und berufliches Profil verfügen, lassen sich langfristig immer Verbindungen herstellen. Ein vermeintlich anonymes Profil kann über die Verknüpfung verschiedener Informationen, die Nutzer:innen in den meisten Fällen selbst preisgeben, letztlich de-anonymisiert werden.

Ob im beruflichen oder privaten Kontext: Man bleibt immer Arzt bzw. Ärztin und muss sich aus dieser Rolle und Verantwortung heraus überlegen, wie man sich präsentiert. Über soziale Medien können Informationen schnell und unkontrolliert an eine große Zahl von Menschen weltweit gelangen. Daher sollte man sich bei jeder Äußerung in sozialen Medien immer vor Augen führen, wer Zugang hat und welche Auswirkungen dies auf den eigenen Ruf und die Beziehung zu den Patienten haben könnte.

Die Bundesärztekammer hat für Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinstudierende eine Handreichung erstellt, die beim Umgang mit Social Media unterstützen soll. Hier finden sich unter anderem zwölf Regeln, die Ärzte und Ärztinnen bei ihrer Social-Media Arbeit im Hinterkopf behalten sollten:

  • Die Ärztliche Schweigepflicht beachten
  • Keine Kollegen diffamieren und die Netiquette beachten
  • Grenzen des Arzt-Patient-Verhältnisses nicht überschreiten
  • Grenzen der Fernbehandlung beachten
  • Zurückhaltung üben hinsichtlich öffentlicher Diskussion medizinischer Themen auf sozialen Plattformen
  • Keine berufswidrige Werbung über soziale Medien
  • Die Verantwortung wächst mit der Reichweite
  • Datenschutz und Datensicherheit beachten
  • Kein Bereitstellen von Approbationsurkunden, Zeugnissen und anderen Urkunden
  • Die Selbstoffenbarung von Patienten verhindern
  • Zurückhaltung bei produktbezogenen Aussagen
  • Die eigene Haftpflichtversicherung checken

Auf weitere Punkte machen die Autoren aufmerksam, die für die eigene Reputation relevant sein können:

  • Vor der Veröffentlichung von Beiträgen und Bildern sicher sein, dass sowohl Patienten, Kollegen und Arbeitgeber sie möglichst interessiert und wohlwollend aufnehmen
  • Eingestellte Inhalte sind öffentlich auffindbar und können mit anderen Aussagen und Inhalten verknüpft werden
  • Ist etwas einmal online gestellt, lässt es sich in vielen Fällen nicht mehr löschen bzw. hat sich davor bereits verbreitet
  • Auch andere können Texte und Fotos veröffentlichen, in denen man selbst vorkommt. Dies kann man nicht kontrollieren, aber beobachten und Verstöße melden
  • Viele Arbeitgeber haben inzwischen eine klare Richtlinie zu sozialen Medien, mit der sich die Nutzer vor dem Gebrauch von sozialen Medien vertraut machen sollten

Ein Tipp, bevor man sich entschließt, aktiv an einem bestimmten sozialen Netzwerk teilzunehmen: Erst einmal als passiver Nutzer erkunden und sich ein Bild machen, wie sich Kolleginnen und Kollegen, Institutionen, etc. präsentieren und verhalten.

BDC beim Bundeskongress Chirurgie mit klaren berufspolitischen Zielen

Berlin, den 10.02.2023 – Beim Bundeskongress Chirurgie, der heute und morgen in Nürnberg stattfindet, bezieht der Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) Stellung und fordert Maßnahmen von der Politik.

Die niedergelassenen Chirurginnen und Chirurgen sorgen mit ihrer Praxistätigkeit für die chirurgische Basisversorgung der Bevölkerung. Darunter fallen etwa die Entfernung von oberflächlichen Tumoren, Wundversorgungen und Abszess-Spaltungen. Auch die Akutversorgung bei Unfällen liegt oft in der Hand der Niedergelassenen. Ohne deren Tätigkeit würde das chirurgische Versorgungssystem nicht funktionieren.

Umso fragwürdiger ist die politisch verordnete erneute Budgetierung dieser Leistungen. Hier sehen sich die niedergelassenen Chirurgen und Chirurginnen deutlich benachteiligt. Der Wegfall der so genannten „Neupatientenregelung“ sorgt aktuell für großen Unmut. In der chirurgischen Praxis machen diese Patienten einen hohen Anteil aus. “Die Akutversorgung von Unfällen und sonstigen Notfällen durch uns Chirurgen wird ganz offenbar politisch nicht geschätzt. Kein Wunder, dass dies die Kolleginnen und Kollegen frustriert, die sich täglich dafür einsetzen, Menschen in Notsituationen zu helfen”, betont Dr. Peter Kalbe, Vizepräsident des BDC.  „Die Budgetierung muss endlich beendet werden, zumindest für alle Leistungen der Grundversorgung“, fordert Kalbe von Gesundheitsminister Lauterbach.

Dieses Thema wird unter anderem Gegenstand der berufspolitischen Diskussionen während des Bundeskongress Chirurgie sein. Ebenfalls werden die Fachleute über die zunehmende Ambulantisierung sowie die Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern, die ausufernde und zermürbende Bürokratie sowie die Probleme bei der Praxisnachfolge diskutieren. “Auch durch die Aktivitäten von Finanzinvestoren nimmt der wirtschaftliche Druck auf die Praxen immer weiter zu. Auf dem Kongress wollen wir uns gemeinsam für unsere Belange stark machen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen ” sagt Kalbe weiter.

In der Übersicht finden Sie die Themen der Sitzungen des BDC heute und am Samstag. Ausrichter des Bundeskongress Chirurgie ist der Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC) in Kooperation mit dem Bundesverband für Ambulantes Operieren (BAO). Mittlerweile verzeichnet der Kongress regelmäßig rund 1.000 bis 1.500 Teilnehmer und ist damit der größte Kongress für niedergelassene Chirurgen und Operateure im ganzen Bundesgebiet.

Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) 

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) ist mit über 17.000 Mitgliedern die größte europäische Vereinigung auf diesem Gebiet. Er vertritt die berufspolitischen Interessen deutscher Chirurginnen und Chirurgen in Klinik und Praxis.

Nachwuchsgewinnung bei Operation Karriere 2022

Im Dezember 2022 fand die Karrieremesse „Operation Karriere“ in Berlin statt, für die die Zielgruppe großes Interesse zeigte: Obwohl die Veranstaltung an einem Samstag stattfand, informierten sich bereits ab dem frühen Morgen Medizinstudierende und junge Ärzte und Ärztinnen über die Angebote der verschiedenen Aussteller. Der BDC zeigte nach zwei Jahren Zwangspause wieder mit einem Stand und zwei Vertreterinnen Präsenz. In zahlreichen Gesprächen konnten die BDC-Referentinnen für das Fachgebiet Chirurgie begeistern, sowie den Aus- und Weiterbildungsweg für Chirurg:innen darlegen. Für den BDC war die Teilnahme eine Möglichkeit, ein Stimmungsbild unter den Medizinstudierenden zu erhalten, was die Beliebtheit des Fachs Chirurgie angeht.

BDC-Mitglied Dr. Johanna Ludwig (oben im Bild rechts, li. Sylvia Joachimi/BDC) hielt bei der Veranstaltung einen sehr persönlichen Vortrag zum Thema Karriere in der Chirurgie, die eigene Motivation und den persönlichen Werdegang. Der BDC hat Frau Ludwig zu ihrer Motivation befragt, sich für den Nachwuchs in der Chirurgie einzusetzen.

Das Interview führte Olivia Päßler vom BDC.

Olivia Pässler: Warum halten Sie Vorträge bei Veranstaltungen für Studierende der Medizin und junge Mediziner?
Johanna Ludwig: Die Studierenden auf diesen Messen sind die Ärzteschaft von morgen, die unsere Versorgung der Patientinnen und Patienten zukünftig sichert und gestaltet. Diese Menschen werden auf die Gesundheit der Gesellschaft wahrscheinlich einen größeren Einfluss haben als ein neues Antibiotikum oder eine neue Hepatitistherapie. Als Beispiel: Innerhalb einer Lebensspanne von 85 Jahren unterzieht sich ein Mensch durchschnittlich 9,7 chirurgischen Eingriffen.

Die chirurgische Weiterbildung ist als Basis der Entwicklung chirurgischer Fähigkeiten eng mit der Qualität der chirurgischen Patientenversorgung verbunden. Mein Herzensthema ist daher die Medizin der Zukunft, mit den zwei großen Faktoren: sinnvolle Digitalisierung und Weiterbildung.

Außerdem: Ein Medizinstudium ist fordernd und wirklich anstrengend. Danach hat jeder es verdient, eine Aufgabe zu finden, die einen erfüllt. Wenn ich einzelne Denkanstöße und Fragen in die richtige Richtung stellen kann, freue ich mich.

OP  Was soll bei den Zuhörern und Zuhörerinnen hängen bleiben?
JL  Ich finde es wichtig, dass wir den Ärztinnen und Ärzte der Zukunft die richtigen und wichtigen Impulse mitgeben, die unsere Gesellschaft und unsere Medizin brauchen. Im Medizinstudium habe ich vor allem gelernt, in Schemata und Strukturen zu denken, die es schon gibt, und mich gefragt, wo ich am besten reinpasse. Wir treffen unsere Entscheidungen anhand von Strukturen und Gegebenheiten, wie sie heute sind. Davon sollten wir uns aber nicht einschränken lassen. Ich möchte junge Kolleg:innen dazu auffordern und motivieren, die Strukturen unserer Medizin so neu und umzugestalten wie es für uns, unsere Patient:innen und die Zukunft gut ist.

Als Beispiel erzähle ich über meinen eigenen Werdegang: Neben meiner klinischen Tätigkeit arbeite ich als Beraterin im Bereich Digital Health für die Bertelsmann Stiftung und für ein Start-up. Ich habe selbst zwei Start-ups für mehr Spaß im Medizinstudium und Gamification in der Medizin gegründet (www.KeineDiagnoseDurchHemdUndHose.de). Zusätzlich habe ich mit zwei Co-Autor:innen dieses Jahr das Buch „Wege aus der Klinik – Karrieren abseits des Krankenbetts“ (www.WegeAusDerKlinik.de) geschrieben und veröffentlicht. Darin geht es nicht nur um Karrierealternativen, sondern vor allem darum, eine persönliche Karriereentscheidung zu treffen. Viele möchten heute nicht mehr in der Klinik arbeiten oder sind nach einigen Jahren deprimiert von ihrer Arbeit. Ich selbst arbeite immer noch als Chirurgin, obwohl ich wie oben genannt die Alternativen kenne und schätze.

OP  Wen möchten Sie erreichen, beziehungsweise gewinnen?
JL  Alle, die Lust auf unseren Beruf haben. Noch viel mehr alle, die auf der Suche nach ihrem Weg zu einer Aufgabe sind, die sie erfüllt und in der sie ihre Talente ausleben können.

OP  Wie reagieren die Zuhörer:innen auf Ihren Vortrag?
JL  Mein Vortrag war im Vergleich zu meinen Vorredner:innen eher ungewöhnlich. Ich beschäftige mich mit der Frage, was man mit seiner Lebenszeit machen möchte – denn darum geht es eigentlich bei der Frage des Karrierewegs. Wir haben im Schnitt 80.000 Stunden Lebenszeit. Neben dem nächsten großen Ziel oder unserer Lebensvorstellung in 10 oder 15 Jahren ist es genauso wichtig, wie wir unseren Alltag gestalten wollen. Deswegen lege ich großen Wert darauf, dass man neben dem Erreichen des nächsten Meilensteins auf seinem Karriereweg nicht vergisst, dass es auch darum geht, im Jetzt zu leben.

In meinem Vortrag geht es auch darum, warum ich die Chirurgie gewählt habe, und was Chirurgin sein im Alltag bedeutet. Natürlich ist das handwerkliches Arbeiten, wie offensichtlich jeder sofort weiß. Es ist aber auch, kontinuierlich Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und vor allem im Team zu arbeiten. Die Zuhörerinnen waren aufgeweckt, haben sich aktiv Gedanken zu meinen Fragen gemacht und – am allerwichtigsten – an den richtigen Stellen gelacht.

OP  Was war Ihre Motivation, die Laufbahn der Chirurgin einzuschlagen?
JL  Ich mag die handwerkliche Arbeit, mich auf eine Sache für Stunden zu konzentrieren und sofort das Ergebnis zu sehen. Gleichzeitig mag ich das Adrenalin des Schockraums und die Herausforderung, schnell Entscheidungen zu treffen. Noch heute habe ich Momente, in denen ich im OP zu stehen und selbstständig eine Operation zu indizieren und diese durchzuführen einfach als riesiges Privileg und Verantwortung sehe. Als ich in der Chirurgie angefangen habe, haben mir erfahrenere Chirurgen, und ich glaube, dass sie es wirklich gut mit mir meinten, gesagt, dass ich für eine große Klinik nicht genug „Ellbogen“ hätte. Heute bin ich Fachärztin und angesehen in einer Unfallchirurgie an der BG Klinik und damit wahrscheinlich einer der anspruchsvollsten Unfallchirurgischen Kliniken in Deutschland. Meine Expertise möchte ich nicht mit Ellbogen nach vorne bringen und mein Team nicht mit Ellbogen führen, sondern mit Leidenschaft und Teamplay. Auch hier sehe ich die Aufgabe meiner und der folgenden Generationen, die Chirurgie umzudenken und ihr ein neues Image zu vermachen.

OP  Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf in der Chirurgie, um den Nachwuchs zu gewinnen und zu halten?
JL  Gute Weiterbildung, zeitgemäße Arbeitsbedingungen und adäquate Bezahlung sind das A und O: Unsere Weiterbildung hat sich meines Erachtens in den letzten zwanzig Jahren im Vergleich zu unserem Gesundheitssystem, dem Anspruch der Patient:innen und der Medizin nicht maßgeblich verändert. Weiterbildung ist teuer, kostet Zeit und ist anstrengend. Gleichzeitig bringt sie weder Prestige noch wird sie adäquat kontrolliert. Der Mangel an Ärzten und Ärztinnen führt zu einem konkreten Bedarf an zeitgemäßer Weiterbildung, den wir unbedingt decken müssen. Wenn wir den Beruf für junge Menschen attraktiv halten wollen, müssen wir die Arbeitsbedingungen verbessern und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten schaffen, auch wenn es eine Herausforderung ist und „wir das noch nie so gemacht haben“.

Der BDC wird am 9. Dezember 2023 in Berlin bei „Operation Karriere“ wieder mit einem Stand dabei sein.

Päßler O: Nachwuchsgewinnung bei Operation Karriere 2022. Passion Chirurgie. 2023 Januar/Februar; 13(01/02): Artikel 04_02.

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege ist neu berufen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat heute, am 1. Februar 2023, einen neuen Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege berufen. In dem unabhängigen Gremium sind sieben Professorinnen und Professoren aus den Bereichen Medizin, Ökonomie, Versorgungsforschung und Pflegewissenschaft vertreten.

In den Sachverständigenrat berufen wurden

  • Prof. Nils Gutacker, PhD, Professor für Health Economics an der University of York, UK,
  • Prof. Dr. med. Michael Hallek, Direktor der Klinik für Innere Medizin an der Uniklinik Köln und stellvertretender Direktor des Centrums für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf (CIO)
  • Prof. Dr. med. Stefanie Joos, Lehrstuhlinhaberin für Allgemeinmedizin in Tübingen und ärztliche Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung des Universitätsklinikums Tübingen
  • Prof. Dr. PH Melanie Messer, Professorin für Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Klinische Pflege über die Lebensspanne an der Universität Trier
  • Prof. Dr. rer. oec. Jonas Schreyögg, Wissenschaftlicher Direktor des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) an der Universität Hamburg
  • Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, MPH, Direktor des Gesundheitsökonomischen Zentrums an der Technischen Universität Dresden und Direktor des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) am Universitätsklinikum Dresden, und
  • Prof. Dr. rer. oec. Leonie Sundmacher, Leiterin des Fachgebiets Gesundheitsökonomie an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Technischen Universität München.

Bis auf Professor Schreyögg sind alle Mitglieder neu berufen. Die Ratsmitglieder nehmen mit der heutigen Berufung ihre Arbeit auf. Am 28. Februar 2023 kommen sie zu einer konstituierenden Sitzung in Berlin zusammen. Dabei werden unter anderem der oder die Vorsitzende sowie eine Stellvertretung gewählt. Zudem wird der neue Rat mit Minister Lauterbach einen ersten Gedankenaustausch zu Herausforderungen des Gesundheitssystems führen.

Mehr auf der Seite des Bundeministeriums für Gesundheit.

Bundeskongress Chirurgie in Nürnberg

Der Startschuss ist gefallen: Heute und morgen lädt der BDC wieder an seinen Stand auf Ebene 3 ein. Neben Gesprächen mit Vertretern und Vertreterinnen des BDC besteht hier die Möglichkeit des sich Treffens und des Austauschs – für Sitzgelegenheiten auf einer geräumigen Ausstellungsfläche und Snacks ist gesorgt. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen! BDC-Mitglieder können noch bis zum 04.02.2023 Kongresstickets zu Vorzugspreisen erhalten.

Inos zur Anmeldung gibt es hier: www.bundeskongress-chirurgie.de

Während des Kongresses finden wieder vom BDC initiierte Sitzungen statt:

1. Sektorenverbindende Versorgung

  1. Aktueller Stand der politischen Diskussion (incl. IGES Gutachten und Regierungskommission)
  2. Bestehende intersektorale Kooperationsmodelle – juristische Bewertung
  3. Hybrid-DRG: Neuer Schub für das Konzept durch den Koalitionsvertrag?
  4. Belegarzt-System – Zukunfts-Chance oder Auslaufmodell?

2. Neuigkeiten bei den Gebührenordnungen (EBM, GOÄ, UV-GOÄ)

  1. Zusammenlegung der Kapitel 7 und 18 des EBM: Inhalt, Zeitplan und Konsequenzen
  2. EBM-Bewertung der ambulanten Operationen – aktueller Stand und Perspektiven
  3. GOÄ-Reform – Aktueller Stand und Weiterentwicklung
  4. Anpassungen in der UV-GOÄ – Wunsch und Wirklichkeit

3. Wandel im Berufsbild der niedergelassenen Chirurgen: nur noch MVZ und Angestellte?

  1. Aufkauf von Praxen durch Konzerne – Beispiele und Zahlenmaterial
  2. Berufspolitische Bewertung durch die KBV
  3. Partnerschaftliches Netzwerk statt Einzelkampf – Das intersektorale Konzept der ATOS-Kliniken
  4. Hat die chirurgische Einzelpraxis noch eine Zukunft?

4. Gefäßchirurgie in Deutschland heute und morgen

  1. Niedergelassene Gefäßchirurgie – was ist möglich?
  2. Stationäre Gefäßchirurgie – was ist nötig?
  3. IGES Gutachten und die Zukunft der varizenchirurgischen Versorgung in Deutschland
  4. Tu Gutes und zeige Deine Qualität – welche Qualitätssiegel braucht die moderne Gefäßchirurgie heute?

 

Details zu den Sitzungen sowie das Gesamtprogramm des Bundeskongress Chirurgie 2023: www.bundeskongress-chirurgie.de

Weniger Ökonomie, mehr Medizin – Die Krankenhausreform auf einen Blick

Die Behandlung von Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern soll künftig mehr nach medizinischen und weniger nach ökonomischen Kriterien erfolgen. Das empfiehlt die 17-köpfige „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“. Dafür sollen die Kliniken nach drei neuen Kriterien honoriert werden: Vorhalteleistungen, Versorgungsstufen und Leistungsgruppen.

1. Vergütung von Vorhalteleistungen

Derzeit erfolgt die Finanzierung von Krankenhausleistungen weitestgehend über Fallpauschalen. Fixkosten – wie das Vorhalten von Personal, einer Notaufnahme oder notwendiger Medizintechnik – müssen überwiegend ebenfalls über die Fallpauschale erwirtschaftet werden. Um die Bedeutung der Krankenhäuser für die Daseinsvorsorge zu unterstreichen und um den wirtschaftlichen Druck auf möglichst viele Behandlungsfälle zu senken, empfiehlt die Regierungskommission, künftig einen festen Betrag als Vorhaltekosten zu definieren, den Krankenhäuser – je nach ihrer Zuordnung (siehe Punkte 2 und 3) – erhalten.

2. Definition von Krankenhaus-Versorgungsstufen (Leveln)

Künftig sollen Krankenhäuser in drei konkrete Level eingeordnet und entsprechend gefördert werden:

  • Grundversorgung – medizinisch und pflegerische Basisversorgung, zum Beispiel grundlegende chirurgische Eingriffe und Notfälle.
  • Regel- und Schwerpunktversorgung – Krankenhäuser, die im Vergleich zur Grundversorgung noch weitere Leistungen anbieten.
  • Maximalversorgung – zum Beispiel Universitätskliniken.

Für jedes Level sollen einheitliche Mindestvoraussetzungen gelten. Damit würden erstmals einheitliche Standards für die apparative, räumliche und personelle Ausstattung gelten.

3. Einführung von definierten Leistungsgruppen

Die lediglich grobe Zuweisung von Fachabteilungen (wie „Innere Medizin“) zu Krankenhäusern soll durch genauer definierte Leistungsgruppen abgelöst werden (z. B. „Kardiologie“). Behandlungen sollen künftig nur noch abgerechnet werden können, wenn dem Krankenhaus die entsprechende Leistungsgruppe zugeteilt wurde. Voraussetzung für die Zuteilung ist die Erfüllung genau definierter Strukturvoraussetzungen für die jeweilige Leistungsgruppe, etwa bezüglich personeller und apparativer Ausstattung.

Auftrag der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung

Laut Koalitionsvertrag sollte die Regierungskommission Empfehlungen für eine Weiterentwicklung der Krankenhausfinanzierung vorlegen, die das bisherige System um ein nach Versorgungsstufen (Primär-, Grund-, Regel-, Maximalversorgung, Universitätsklinika) differenziertes System erlösunabhängiger Vorhaltepauschalen ergänzt.

Hintergrund: Die derzeitige Krankenhausfinanzierung

Krankenhäuser decken ihre laufenden Betriebskosten (Kosten für medizinische Behandlung, z. B. Personal, Operationsbedarfe) über die sogenannten Fallpauschalen (DRGs). Das heißt: Sie erhalten einen fixen Betrag, auch wenn die Behandlung tatsächlich mehr oder weniger gekostet hat. Investitionskosten – also zum Beispiel Kosten für Bauten oder bauliche Instandhaltung – sind in ausreichender Höhe von den Ländern zu tragen. Dies geschieht nicht flächendeckend in ausreichendem Maße.

Durch das Fallpauschalensystem besteht ein Anreiz, sehr viele – im Zweifelsfall auch unnötige – Operationen oder anderweitige Behandlungen durchzuführen (sogenannter Leistungs- oder Mengenanreiz), zudem insbesondere die Fallpauschalen abzurechnen, die besonders lukrativ sind – und Fachbereiche, die weniger lukrativ sind, wie die Kinder- und Jugendmedizin, zu schließen.

Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission