Zurück zur Übersicht

Berlin, April 2012: Rund die Hälfte der Verträge leitender Chirurgen enthalten bereits heute zielerreichungsabhängige Klauseln. In den meisten Fällen sind dies Bonuszahlungen für das Erreichen finanzieller Ziele. Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) warnt im Vorfeld seiner Pressekonferenz am 26. April in Berlin vor gefährlichen Fehlanreizen: Experten schätzen, dass wirtschaftliche Zwänge und die resultierenden Veränderungen auf administrativer Ebene zur Folge haben, dass Patientenwohl und optimale medizinische Versorgung zunehmend ökonomischen Betrachtungen untergeordnet werden müssen.

“Ärztliche Arbeit darf nicht vorrangig von wirtschaftlichen Kriterien geleitet werden”, warnt Professor Dr. med. Hans-Peter Bruch, Präsident des BDC und Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Besonders bedenklich werde es, wenn dies zur Einschränkung der ärztlichen Therapiehoheit führe und der Patient nicht entsprechend seiner Erkrankung sondern nach Finanzlage oder Bonisystem der Klinik versorgt werden muss. Bruch fordert: “In den Zielvereinbarungen der Kliniken muss die medizinische Qualität der Leistungserbringung die größte Rolle spielen. Denn mangelnde medizinische Qualität ist der größte Verlustbringer in einer Klinikbilanz. Genauso wichtig ist die Weiterentwicklung des angebotenen Behandlungsspektrums, wie etwa die Etablierung neuer Behandlungsmethoden. “Auch die Sicherung der ärztlichen Weiterbildung, eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit oder die Förderung zukünftiger ärztlicher Führungskräfte sollten in Zeiten des Ärztemangels besonders wichtige Faktoren für Krankenhäuser sein”, sagt Bruch.

Wie die aktuelle Situation für Patienten, Ärzte und Kliniken verbessert werden kann, erklärten Experten am 26. April 2012 auf der BDC-Pressekonferenz in Berlin im Rahmen des 129. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH).

Themen und Referenten waren

* Zoff im Krankenhaus: Ökonomie über Therapiefreiheit? Professor Dr. med. Hans-Peter Bruch, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen (BDC), Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

* Ergebnisse der BDC-Online-Umfrage 2011 zur Zusammenarbeit zwischen Leitenden Chirurgen und Krankenhaus-Geschäftsführungen Professor Dr. med. Carolin Tonus, Stellvertretende Vertreterin der Chirurginnen im Präsidium des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen (BDC), Chefärztin der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Fachärztin für Chirurgie, Viszeralchirurgie, Proktologie, Asklepios Klinik Nord, Hamburg

* Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Patientenversorgung: Ethik und Monetik in der richtigen Balance Anton J. Schmidt, Vorstandsvorsitzender, P.E.G. Einkaufs- und Betriebsgenossenschaft eG, München

* Personal- und Erlösplanung: Wissen als Grundlage einer Kommunikation auf Augenhöhe Professor Dr. med. Götz Geldner, M.A., D.E.A.A., Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Anästhesisten (BDA), Direktor der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Klinikum Ludwigsburg-Bietigheim

* Krankenhausleitung und Chefärzte: Führen im Fokus Dr. h. c. Peter Coy, Konzerngeschäftsführer, Asklepios Kliniken Verwaltungsgesellschaft mbH, Wiesbaden

Weitere Artikel zum Thema

Passion Chirurgie

Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!

Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.