Alle Artikel von kein Autor

Die Gefühlswelt nach der Arbeitsvertragskündigung

Ein Chefarzt über seine Gefühlswelt nach der Arbeitsvertragskündigung

Die Privatisierung des Gesundheitswesens hat zu dramatischen Veränderungen im Berufsalltag geführt. Immer weniger Beschäftigte müssen im gleichen Zeitrahmen immer mehr leisten. Die Qualität muss dennoch zu hundert Prozent gesichert sein. Erfüllen Chefärzte die Vorgaben der Geschäftsführung nicht, stehen sie ganz schnell auf der Abschussliste. Die Chancen für geschasste Chirurgen auf dem Arbeitsmarkt tendieren gen Null. Ein Betroffener nimmt uns mit in seine Gefühlswelt Stunden nach der Kündigung.

Der Tag war der schwärzeste in meinem bisherigen beruflichen Leben. Morgens die Entlassung von Markus Babbel als Trainer des Bundesligafußballklubs Hertha BSC. Nachmittags die Kündigung meines Arbeitsvertrages als Chefarzt einer Chirurgischen Klinik. Ich bin entlassen. Was? Ich kann es nicht glauben. Was ist passiert? War alles falsch? Habe ich versagt? Bin ich überhaupt noch tragfähig? Eben war ich noch die beachtete Persönlichkeit, Chefarzt der Klinik. Nun bin ich… Ja, was bin ich denn nun? In meinem Kopf ist nur Leere. Wie paralysiert packe ich meine persönlichen Sachen in Kisten. Die Fahrt nach Hause ohne Erinnerung. Die Familie. Die Sachen bleiben im Auto.

Der Tag danach

Ich habe vergessen, den Wecker auszustellen. Er klingelt um fünf. Ich muss aber nicht aufstehen. Ich werde auch nicht erst wieder nach 20 Uhr daheim sein. Ich werde heute keine beruflichen Tagesprobleme angehen, die unbedingt gelöst werden müssen. Ich werde keine unzähligen Telefonate und persönlichen Gespräche führen. Was ich jetzt brauche, ist Ruhe. Aber die Stille schnürt mir die Kehle zu, droht mich zu ersticken. Zunächst ist die Wut. Diese weicht wenig später Selbstzweifeln. Wie geht es weiter? Habe ich überhaupt noch eine Zukunft? Werde ich noch gebraucht? Vor nicht einmal 24 Stunden ging eine Selbstsicherheit und Strahlkraft von mir aus, wie sie von einer leitenden Persönlichkeit erwartet wird. Nun sind diese Eigenschaften ausgelöscht.

Früher galten wir Chefärzte noch als unantastbar. Da waren wir wirklich noch geschätzte Persönlichkeiten. Doch privaten Klinikbetreibern geht es nur um Profit. Mir fällt wieder Markus Babbel ein. Bei uns ist es nicht anders als in der Bundesliga. Für mich war mein Beruf immer Berufung. Das wichtigste in einem Leben. Ich wollte immer Menschen helfen. Deshalb habe ich Medizin studiert. Doch Menschlichkeit ist in den letzten Jahren mehr und mehr auf der Strecke geblieben. Es hat mehr als 20 Jahre gedauert, bis ich mich zum Chefarzt hochgearbeitet hatte. Und wer bin ich jetzt? Ein Arbeitsloser, der beim Amt eine Nummer ziehen muss? Ein Opfer einer Machtdemonstration der Klinikbetreiber? Beides, sage ich leise zu mir und kann nur zynisch lächeln.

Quo vadis? Ich weiß es nicht. Meine Familie ist für mich da. Zum Glück. In guten und schlechten Zeiten. Früher hat sie mich kaum zu Gesicht bekommen. Nun bin ich im häuslichen Umfeld ganztägig präsent. Aber nicht mehr der Alte. Freunde, oder die, von denen ich dachte, sie seien es, wenden sich ab. Was ist das nur für eine Gesellschaft geworden? Ohne über die Folgen nachzudenken werden Persönlichkeiten zerstört. Ich kann nicht sagen, ob und wie ich das verkrafte. Ich bin in einem Tunnel, an dessen Ende ich kein Licht sehe. Eben habe ich noch Vollgas gegeben, nun wurde ich ausgebremst. Von 200 Stundenkilometern auf Null in wenigen Stunden. Werde ich psychologische Unterstützung brauchen? Finde ich einen Weg zurück ins Leben? Die Gedanken hören nicht auf zu kreisen.

„Empfinden einer Ehefrau…“

Der Tag der Freistellung meines Mannes wird mir immer in Erinnerung bleiben, da er den bislang gravierendsten Eingriff in unser Leben bedeutete.

Es war Spätsommer 2009, wir hatten nach acht Jahren meines Mannes in leitender Position uns gerade ein Häuschen gekauft und die pflegebedürftigen Eltern meines Mannes über eine Distanz von 800 km zu uns geholt, um sie versorgen zu können.

Ich war mit Hilfe meiner Mutter am Beseitigen der Renovierungs- bzw. Umbauspuren des Hauses. Es war trotz vieler Arbeit alles ganz entspannt… bis sich kurz nach Mittag die Haustür öffnete und mein Mann im Flur stand, kreidebleich.

Seine einzigen Worte: „Ich bin freigestellt!“

Ich erinnere mich noch wie heute. Ich hatte das Gefühl, gar nicht zu verstehen, was er meint. Trotzdem zog es mir gleichzeitig die Füße unter dem Boden weg. Es herrschte ein einziges Gefühlschaos in mir, das sich so einfach gar nicht beschreiben lässt.

Es war einfach nur der totale Schock! Mein Mann, ein Kerl wie ein Bär, von dem ich bisher glaubte, so schnell „haut den nichts um“, stand hilflos und verzweifelt vor mir. Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte!

Die folgenden Tage waren die Hölle! Ich hatte einen Mann zuhause, der zwischen Toben und Fluchen und schimpfen auf Gott und die Welt und total emotionslosen Phasen wechselte. Ich versuchte damals, möglichst wie ein Mäuschen mich im Haus zu verhalten, da jedes unbedachte und wenn auch noch so gut gemeintes Wort zu einer Explosion führen konnte.

Es kamen natürlich die Fragen nach dem Grund, was war schiefgelaufen? Wir versuchten zu verstehen, doch das sollte lange nicht geschehen.

Grund der Freistellung: Eine Zusammenlegung von Fachgebieten, so dass die Stelle meines Mannes wegfiel. So einfach geht das.

Hilflosigkeit, ein Gefühl von Wertlosigkeit, der Verlust jeder Struktur. Diese Gefühle herrschten bei meinem Mann vor. Und ich spürte nur eine Art Ohnmacht, meinem Mann nicht helfen zu können. Er, der sich bisher durch seine Arbeit sehr zielgerichtet identifiziert hatte, zog sich immer mehr zurück. Von Freunden, Bekannten, zeitweise auch von mir.

Natürlich kamen auch wirtschaftliche Ängste auf, wir hatten uns ja erst ein Haus gekauft. Wie geht es weiter? Ich selbst hatte nur einen Mini-Job, der nicht ausreichen konnte.

Ich war noch nie so hilflos in meinem Leben. In unserer 20-jährigen Beziehung hatten wir auch schon einiges durchlebt und auch Rückschläge einstecken müssen. Doch die nächste Zeit sollte uns fordern.

Bis heute zieht es sich durch unser Leben: seine Selbstzweifel; das Gefühl, versagt zu haben, dass nichts bleibt. Oft sind diese Selbstvorwürfe, versagt zu haben, erneut stark vorhanden.

Oft belastet es auch unsere Beziehung: wie soll ich selbst reagieren? Wie kann ich helfen?

Unruhige oder schlaflose Nächte, da die alte Situation immer wieder hochkommt.

Ich habe damals die Heftigkeit der für uns doch dramatischen Auswirkungen nicht überblicken können. Aus heutiger Sicht würde ich darauf bestehen, dass sich mein Partner professionelle Hilfe holt, denn alleine kann man dies nicht be- bzw. verarbeiten.

Ich selbst habe mir nach drei Jahren dann auch endlich Rat beim Therapeuten geholt, da ich die Ohnmacht, mit der Situation umzugehen, nicht mehr alleine bewältigen konnte.

Anonymus. Die Gefühlswelt nach der Arbeitsvertragskündigung. Passion Chirurgie. 2014 Oktober, 4(10): Artikel 02_07.

Auszeichnungen und Ernennungen von BDC-Mitgliedern – 4. Quartal 2014

Aus der Passion Chirurgie 10/2014

Dr. med. Axel Blasi ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Abteilung Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie am Eichsfeld Klinikum in Reifenstein.

Dr. med. Roderich Bönninghoff ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Chirurgie im St. Josefskrankenhauses in Heidelberg.

Dr. Marco Börner ist seit Anfang 2014 neuer Chefarzt der Abteilung Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie an der Geomed-Klinik in Gerolzhofen.

Dr. med. Cvijetin Branding-Cvijanovic ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Allgemeinchirurgie am Marienkrankenhaus in Ratingen.

Prof. Dr. med. Christian Eckmann, Chefarzt der Chirurgie am Klinikum Peine, ist an der Universität Lübeck zum außerplanmäßigen Professor für Chirurgie ernannt worden.

Dr. med. Steffen Hahn ist seit Januar 2014 Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie an den Lahn-Dill-Kliniken in Dillenburg.

PD Dr. med. Jörg Jonas ist seit September 2014 neuer Chefarzt der Abteilung für am Stadtkrankenhaus in Schwabach.

Dr. med. Benjamin König, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie sowie Spezielle Unfallchirurgie, ist seit Oktober 2014 neuer Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie/Orthopädische Chirurgie am Krankenhaus Freudenstadt.

Dr. med. Olaf Meyer ist seit Januar 2014 Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im Vivantes Klinikum Hellersdorf.

Dr. med. Nicolas-Peter Nickisch ist seit März 2014 Chefarzt der Chirurgie und Unfallchirurgie am HELIOS Klinikum in Idstein.

Dr. med. Matthias C. Raggi, MBA, ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie am Agaplesion Bethesda Krankenhaus in Stuttgart.

Prof. Dr. Hans-Bernd Reith ist seit Oktober 2014 neuer Chefarzt der Chirurgischen Klinik mit Schwerpunkt für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Nagold bestellt.

Dr. med. Wolfgang Renschler ist seit August Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie an den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg.

Prof. Dr. med. Wolfgang Sendt, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus St. Joseph-Stift in Bremen, ist von der Georg-August-Universität zu Göttingen zum außerplanmäßigen Professor ernannt worden.

PD Dr. med. Friedrich Hubertus Schmitz-Winnenthal ist seit Juli 20014 neuer Chefarzt der Chirurgischen Klinik I am Klinikum Aschaffenburg.

Prof. Dr. Christine Voigt, Oberärztin in der Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Diakoniekrankenhaus Friederikenstift in Hannover, ist von der Universität Lübeck zur außerplanmäßigen Professorin ernannt worden.

Aus der Passion Chirurgie 11/2014

Prof. Dr. med. Klaus Baumgarten ist neuer Leiter der Sektion Orthopädie/Unfallchirurgie am Krankenhaus Porz.

Prof. Dr. med. Volkmar Falk ist neuer Leiter der Abteilung für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Deutschen Herzzentrum in Berlin.

PD Dr. med. Stefan Farkas ist neuer Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) am St. Josefs-Hospital in Wiesbaden.

Prof. Dr. med. Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie, ist nun auch Ärztlicher Direktor des Herz- und Diabeteszentrums NRW in Bad Oyenhausen.

Dr. med. Jens M. Hecker, MBA, ist seit Juli 2014 neuer Partner und leitender Arzt im Phlebologisch-Proktochirurgischen Centrum der ATOS Klinik in Heidelberg.

Prof. Dr. med. Christoph Josten, Direktor der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Leipziger Universitätsklinikum, ist neuer Präsident der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG).

PD Dr. med. Matthias Kraemer ist neuer Chefarzt für Frührehabilitation am Hospital zum Heiligen Geist in Kempen.

Thomas Lalla ist seit Oktober 2014 Oberarzt in der Klinik für Chirurgie und Orthopädie der Bördeklinik in Neindorf.

Dr. med. Wolfgang Philipp ist neuer Chefarzt der Chirurgie und Orthopädie/Unfallchirurgie im Krankenhaus Waltershausen-Friedrichroda.

Dr. med. Jürgen Reese ist neuer Ärztlicher Leiter des MVZ Bamberg, das zur OberScharrer-Gruppe (OSG) gehört.

Prof. Dr. Hans-Bernd Reith ist seit Oktober 2014 Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Agaplesion Diakoniekliniken in Kassel.

Prof. Dr. med. Josef Stadler ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie an der Romed-Klinik in Rosenheim.

Dr. med. Evgenios Tzifris ist seit April 2014 neuer Sektionsleiter der Unfallchirurgie und Orthopädischen Chirurgie an der Rechbergklinik in Bretten.

Dr. med. Stephan Werle ist seit September 2014 neuer Chefarzt der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie in der Asklepios Klinik Lindau.

Dr. med. Gerold Zöller ist seit Juli 2014 leitender Arzt der Abteilung für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie am Klinikum Aschaffenburg.

Dr. med. Matthias Zurstegge ist neuer Chefarzt der Chirurgie II, Orthopädische Chirurgie und Endoprothetik am St. Elisabeth-Hospital in Beckum.

Aus der Passion Chirurgie 12/2014

Dr. med. Oliver Altenkirch ist ab Oktober 2014 Chefarzt der neuen Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Vivantes Wenckebach.

Dr. med. Manuela Brandt ist neue Chefärztin der Allgemeinen Chirurgie im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Malchin.

Oliver Cruciger, Chirurg im BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum, und Dr. Mirko Aach erhalten für ihre Forschungsarbeit zum neurorobotalen Bewegungstraining den mit 10.000 Euro dotierten Herbert-Lauterbach-Preis 2014 des Klinikverbundes der gesetzlichen Unfallversicherung.

Prof. Dr. med. Jörg Köninger ist seit Oktober 2014 Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Katharinenhospital in Stuttgart.

Dr. med. Massud Mamarvar ist neuer Chefarzt der Bassumer Klinik für Plastische und Handchirurgie.

Dr. med. Wolfgang Reinpold, Chefarzt für Chirurgie und Leiter des Hernienzentrums am Wilhelmsburger Krankenhaus “Groß-Sand”, ist zum ersten Vorsitzenden der Deutschen Herniengesellschaft gewählt worden.

Dr. med. Wolfgang Starke, früherer Chefarzt der Chirurgie am St. Petri-Hospital Warburg, wurde im Oktober 2014 mit dem Bundeverdienstkreuz ausgezeichnet.

Prof. Dr. med. Oliver Stöltzing ist seit kurzem neuer Chefarzt der chirurgischen Klinik im Meißner Krankenhaus.

 

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen gratuliert seinen Mitgliedern zu den Auszeichnungen und Ernennungen.

Medizinstudenten der Uni Witten/Herdecke bauen Ebola-Isolationsstation in Sierra Leone

Geplant hatten sie den Trip nach Afrika lange im Voraus als Fortbildung in Sachen Tropenmedizin. Als sie schließlich aufbrachen, stand das Ebola-Virus noch vor den Grenzen Sierra Leones. Dass es in den vier Wochen ihres Aufenthalts bis zu „ihrem“ Krankenhaus nach Makeni vordringen würde, hatten die drei Medizinstudenten der Universität Witten/Herdecke (UW/H), Till Eckert (22), Simon Scheiblhuber (27) und Nicolas Aschoff (23), bei ihrem Abflug nicht für möglich gehalten. „Das Virus kam aber immer näher“, erinnert sich Till Eckert, „wir haben das in den ersten drei Wochen in den Dienstbesprechungen mitbekommen. Irgendwann wussten wir: Über kurz oder lang wird er auch die Stadt Makeni, ein großes Handelszentrum des Landes, erreichen.“

Als die Epidemie dann kurz vor den Grenzen des Districts stand, hatten die UW/H-Studenten die Wahl: „Wir hätten abreisen oder in einem anderen Teil des Landes einfach Urlaub machen können. Wir haben uns dafür entschieden, zu bleiben und zu helfen.“ Da die Studenten dabei jedoch nicht riskieren konnten und wollten, unmittelbar mit dem Erreger in Kontakt zu kommen, beschlossen sie, auf andere Art zu helfen. Dazu entwickelten sie ein Konzept für eine Isolationsstation und setzten es anschließend selbst um.

OEBPS/images/09_01_A_10_2014_Ebola_image_01.jpg

„Da es Probleme mit der Finanzierung gab, haben wir die ersten Materialien als Anschubfinanzierung von unserem eigenen Geld gekauft“, sagt Till Eckert. „So konnten wir schnell anfangen.“ Und das war auch nötig. „Wir hatten gehofft, vor der Inbetriebnahme noch ein paar Tage Zeit für die Schulung der Ärzte, Krankenschwestern, Reinigungskräfte und der anderen am Prozess Beteiligten zu haben.“ Doch daraus wurde nichts. „Am Morgen nach der Fertigstellung der Station hatten wir die ersten Fälle im Krankenhaus. Dann mussten wir alles beschleunigen.“ Trotzdem funktionierte das von ihnen konzipierte Neun-Schritte-System zum sicheren Entkleiden auf Anhieb hervorragend. „Das Wichtigste dabei ist, dass wirklich alles Material, was in die Station hineingeht, sie nie wieder verlässt – außer zum Verbrennen. Und auch das muss unter strengen Sicherheitsauflagen geschehen.“

OEBPS/images/09_01_A_10_2014_Ebola_image_02.jpg

Die Station verfügt über einen reinen Eingang und einen Ausgang. Betreten werden darf sie nur im vollen Schutzanzug, die Desinfektion erfolgt hauptsächlich mit Chlor. Bei der Reinigung stehen die Ärzte und Pflegenden mit den Füßen in Eimern, selbst die bis zu drei paar Handschuhe, die gleichzeitig getragen werden müssen, müssen aufwändig nacheinander desinfiziert und entsorgt werden. „Besonders schwierig ist es, die Brille abzunehmen oder die Stiefel auszuziehen, ohne dabei kontaminierte Bereiche zu berühren oder die Hände zu benutzen.“ Doch auch dafür entwickelten die Wittener Studenten effiziente Methoden.

OEBPS/images/09_01_A_10_2014_Ebola_image_03.jpg

Da nicht genügend Materialien vorhanden waren, um regelmäßige Ganzkörper-Spritzdesinfektionen durchzuführen, mussten die Studenten improvisieren. „Das hat sehr gut geklappt“, freut sich Till Eckert. „Am Ende wurden im ganzen Land Stationen nach unserem Vorbild eingerichtet.“ Nach Afrika aufgebrochen waren die Studenten ursprünglich, um den im Medizinstudium in Witten vorgeschriebenen praktischen Teil der Curriculumsanforderungen zu absolvieren. „Dass es aber so praxisnah werden würden, hätten wir vorher niemals gedacht“, so der 22-Jährige.

OEBPS/images/09_01_A_10_2014_Ebola_image_04.jpg

Besonders schwierig habe sich der Kampf gegen Ebola letztlich durch die oft ungenügende Aufklärung der Bevölkerung gestaltet. Till Eckert: „Es fehlt, gerade seit dem in Sierra Leone bis 2007 dauernden Krieg, an Wissen und Bildung. Viele Menschen glauben nicht, dass das Virus überhaupt existiert, weil sie es nicht sehen können. Dadurch wurden zum Teil die Leichen von verstorbenen Angehörigen zur Totenwaschung aus den Krankenhäusern entwendet, was natürlich zu weiteren Infektionen führt. Dazu fehlt das Geld, sodass viele Leute sich nur den Besuch von Natur- oder Wunderheilern erlauben können.“ Zudem habe es viel zu lange gedauert, bis die Spenden vor Ort angekommen seien, so dass auch massiv Chlor-Waschstellen gefehlt hätten. Umso dringender sei deshalb die Einrichtung von funktionierenden und kostengünstigen Desinfektionsstellen gewesen. „Wir haben – im Rahmen unserer Möglichkeiten – gerne geholfen. Es wäre schön, wenn noch viele Andere – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – die Menschen in den betroffenen Ländern ebenfalls unterstützen würden.“

Private Universität Witten/Herdecke. Medizinstudenten der Uni Witten/Herdecke bauen Ebola-Isolationsstation in Sierra Leone. Passion Chirurgie. 2014 Oktober, 4(10): Artikel 09_01.


Lasern am Schweineschnitzel, Lungen-Befund, OP am Simulator

200 Medizinstudenten trainieren in Berlin für ihr Staatsexamen

Berlin, September 2014: Am 26. und 27. September 2014 kommen rund 200 Studenten aus ganz Deutschland nach Berlin zum ärztlichen Nachwuchs-Kongress „Staatsexamen & Karriere“. Veranstalter sind die Berufsverbände der Deutschen Chirurgen (BDC) und Internisten (BDI). Sie haben das Ziel, die angehenden jungen Ärzte auf ihre Pflichtprüfungen vorzubereiten und sie für Chirurgie und Innere Medizin zu begeistern.
Mit Videositzungen, Fallbeispielen sowie Tipps und Tricks aus dem Klinikalltag trainieren anerkannte Experten die Studenten auf dem Kongress.

Lasern am Schweineschnitzel, Naht- und Knotenkurse, Frakturversorgung am Plastikknochen, minimalinvasive Chirurgie am Simulator, Sonografie, EKG und vieles mehr stehen auf dem Programm. Dafür gibt es eine große Trainings-Area, die mit großzügiger Unterstützung der Medizintechnik-Industrie ermöglicht wird.

Der Hintergrund ist ein sehr ernster: Immer weniger Medizin-Studenten wollen noch Chirurg oder Internist werden. Bis zum Jahr 2020 gehen ca. 11.000 deutsche Chirurgen in Rente. Aber nur rund 750 bis 1000 junge Ärzte beginnen jährlich eine chirurgische Laufbahn. In jeder zweiten chirurgischen Klinik ist schon jetzt mindestens eine Assistenzarzt-Stelle unbesetzt. Wollen am Anfang des Medizinstudiums noch rund 33 Prozent aller Studenten Chirurgen werden, sind es nach dem Praktischen Jahr nur noch rund 16 Prozent. Hauptgründe sind Arbeitszeiten, lange, unstrukturierte Weiterbildungsgänge zum Facharzt und die schwere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Den Weg zum internistischen Facharzt wiederum scheuen zum Anfang viele, weil man bei den zahlreichen Spezialisierungen schnell den Überblick für eine geradlinige Ausbildung verliert.

Termin: 26./27.09.2014 Zeit: 9.00 – 17.00 Uhr Ort: historisches Kaiserin-Augusta-Krankenhaus,
Besucher- und Schulungszentrum Karl Storz GmbH&Co. KG,
Scharnhorststraße 3, 10115 Berlin

 

Weitere Infos: http://www.staatsexamenundkarriere.de/

Chirurgen warnen vor “Medizinstudium light”: Patienten könnten später nicht mehr nach neuestem Standard operiert werden

Berlin, September 2014: Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) sorgt sich um die zukünftige Ausbildung von Ärzten. Denn: erstens will der Wissenschaftsrat das Medizinstudium in seinem Aufbau dem Bachelor/Mastersystem anpassen. Zweitens schießen private Medical Schools wie Pilze aus dem Boden. Dabei wird der „Arzt light“ nicht zum einzigen Problem. Der BDC sieht die dringend notwendige Forschung in Gefahr. Und damit die Behandlung der Patienten nach dem neuesten Stand der Wissenschaft!

Prof. Hans-Peter Bruch, Präsident des BDC: „Erfolgreiche Modellstudiengänge wurden weder evaluiert, noch in die Überlegungen des Wissenschaftsrates zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums einbezogen. Eine Aufhebung der Fächergrenzen macht die hochspezialisierte fachbezogene Forschung schwierig. Wissenschaft braucht Initialzündung. Dies kann jedoch nur an Universitäten mit den angeschlossenen Universitätskliniken gelingen. Hier aber werden zunehmend die dringend benötigten Gelder gestrichen.”

Wenn Medical Schools immer mehr Studienplätze schaffen, haben wir in der Zukunft einfach nur mehr Ärzte die nach gerade aktuellem Standard behandeln. Die Zahl derer, die Technik und Methoden weiterentwickeln, wird jedoch abnehmen . Deutschland ist ein Industriestaat. Die Zukunft und Konkurrenzfähigkeit hängt von Innovationskraft – von Forschung und wissenschaftlicher Ausbildung ab. Bereits jetzt ist jeder 8. Arbeitsplatz in Deutschland direkt oder indirekt mit der Medizin verbunden. Unter den ersten fünfzig Universitäten der Welt sucht man eine deutsche jedoch vergeblich.

Prof. Bruch: „Wenn Patienten auch in Zukunft mit neuesten Technologien und nach neuesten Methoden behandelt und operiert werden sollen, muss die Politik umdenken. Die Universitäten und ihre Kliniken müssen gestärkt werden. Die Aus- und Weiterbildung der jungen Mediziner muss dringend gleichermaßen in Wissenschaft und Praxis erfolgen.”

Auf Leben und Tod – Vizepräsidentin des BDC als Hauptprotagonistin in rbb-Film

Berlin, Septmber 2014:  Das rbb Fernsehen hat eine Reportage über Europas modernstes Unfallkrankenhaus – das UKB in Berlin-Marzahn abgedreht. Die vierteilige Reihe gewährt einen Einblick in den anstrengenden und zugleich faszinierenden Krankenhaus-Alltag von Patienten, Ärzten, Pflegekräften, Reinigungspersonal und Seelsorgern. Sie alle wurden mit der Kamera über mehrere Monate begleitet.

Hauptprotagonistin der in Echtzeit gedrehten Serie ist Prof. Dr. Julia Seifert, Vizepräsidentin des BDC. Die Leitende Oberärztin der Unfallchirurgie kennt den Alltag im UKB am besten. Der Notfall ist hier an der Tagesordnung: Herzinfarkte, Schlaganfälle, schwerste Verletzungen nach Unfällen im Verkehr oder während der Arbeit. Rund 87.000 Patienten werden hier jährlich behandelt – davon kommen 60.000 über die Rettungsstelle, mehr als 500 treffen per Helikopter ein. Die Reportage zeigt authentische Fälle der Rettungsstelle, von der Aufnahme der Patienten über die Behandlung bis zur Entlassung. Ein fertiges Drehbuch gab es nicht. Der Zufall bestimmte die Arbeit der Journalisten.

0

Auszeichnungen und Ernennungen von BDC-Mitgliedern – 3. Quartal 2014

Aus der Passion Chirurgie 07/2014

Dr. med. Ahmet Ali Altintas ist seit Anfang des Jahres 2014 neuer Chefarzt der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie am Bergmannsheil in Buer.

Dr. med. Peter Appel übernimmt ab Juli 2014 die „Praxis für ambulante und stationäre Operationen“ von Dr. med. Franz -Ferdinand Henrich in Offenbach. Dr. Henrich geht in den wohlverdienten Ruhestand.

Dr. med. Daniel Drescher ist neuer Oberarzt der Fachabteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie des Krankenhauses Juliusspital in Estenfeld.

Dr. med. Götz Kilburger ist neuer leitender Oberarzt der Unfallchirurgie in der Ermstalklinik Bad Urach.

Dr. med. Sabine Povoden ist neue Chefärztin der Unfallchirurgie und Orthopädie im Klinikum Gifhorn

Dr. med. Simone Reißenweber ist seit April 2014 Oberärztin am Schleusinger Krankenhaus.

Dr. med. Paul Simons ist neuer Chefarzt der Fuß- und Sprunggelenkchirurgie a

Aus der Passion Chirurgie 08/2014

Prof. Dr. med. Mario Colombo-Benkmann ist seit Mai 2014 neuer Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie an den Ruppiner Kliniken.

Dr. med. Arne Fittje ist seit April Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Südharz Klinikum Nordhausen.

Prof. Dr. med. Georg Gradl ist seit Januar 2014 Chefarzt der Unfallchirurgie, Orthopädie und Wiederherstellungschirurgie am Krankenhaus Harlaching des Städtischen Klinikums München.

Dr. med. Holger Herzing ist neuer Chefarzt der Abteilung Unfall- und Orthopädische Chirurgie im Krankenhaus Lauf der Krankenhäuser Nürnberger Land.

Christoph Kruis ist seit Mai 2014 neuer Chefarzt der Abteilung Unfall- und Wiederherstellungschirurgie in der Rotkreuzklinik Lindenberg.

Dr. med. Katja Liepold ist zukünftige Leiterin der Klinik für Wirbelsäulentherapie an den Thüringen Kliniken in Saalfeld.

Dr. med. Michael Metzner ist neuer Chefarzt des Zentrums für Unfallchirurgie und Orthopädie am HELIOS Vogtland-Klinikum in Plauen.

Thomas Moehrke ist seit April 2014 neuer Chefarzt der Chirurgie an der Kreisklinik Wertingen.

PD Dr. med. Ulrich Steger ist seit Mai 2014 neuer Chefarzt der Chirurgie am Mathias-Spital Rheine.

Prof. Dr. med. Daniel Vallböhmer, Oberarzt an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie des Universitätsklinikum Düsseldorf und Vertreter der Oberärzte im BDC, ist zum außerplanmäßigen Professor der Universität Düsseldorf berufen worden.

Prof. Dr. med. Felix Walcher ist neuer Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Magdeburg.

Aus der Passion Chirurgie 09/2014

Dr. med. Mario Dellanna ist neuer Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler.

Dr. med. Wilfried Dick ist neuer leitender Arzt der Abteilung Endoprothetik, Fuß- und Unfallchirurgie an der Orthopädischen Fachklinik Stenum.

Prof. Dr. med. Claus-Dieter Heidecke, Direktor des Fachbereichs Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Universitätsmedizin Greifswald, ist neuer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV).

Prof. Dr. med. Jutta Liebau, Chefärztin der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie im Florence-Nightingale-Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonie Düsseldorf, ist neue Präsidentin der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC).

Dr. med. Lutz Lindemann-Sperfeld ist neuer Chefarzt des Orthopädisch-traumatologischen Zentrums (OTZ) in der Helios-Klinik Hettstedt.

 Dr. med. Martin Oechsner, Chefarzt der Chirurgie, ist seit Mai 2014 neuer ärztlicher Direktor am Krankenhaus Rotenburg.

 PD Dr. Oliver Pieske ist seit Anfang Juli 2014 neuer Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg.

 Prof. Dr. med. Klaus Prenzel, Chefarzt der Allgemein- und Unfallchirurgie am Marienhaus Klinikum im Krankenhaus. Ahrweiler, wurde Ende Juni 2014 von der medizinischen Fakultät der Universität zu Köln zum außerplanmäßigen Professor ernannt.

 Dr. med. Peter Riess ist der neue Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie an der Helios-Klinik in Bad Berleburg.

 Dr. med. Robert Schmid ist seit April 2014 neuer Chefarzt der Unfallchirurgie, Orthopädie und Wiederherstellungschirurgie im Klinikum Neuperlach.

Prof. Dr. med. Theresia Weber ist seit Juli neue Chefärztin der Endokrinen Chirurgie am Katholischen Klinikum Mainz (KKM).

Friedrich Wenner ist der neue Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Nienburger Krankenhaus.

Prof. Dr. med. Andreas Zielke ist neuer Chefarzt der Chirurgischen Klinik im Diakonie-Klinikumin Stuttgart.

 

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen gratuliert seinen Mitgliedern zu den Auszeichnungen und Ernennungen.

Safety Clip: Postoperative Zählkontrolle – Jeder Tupfer zählt!

Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.

Handlungsempfehlung zur Vermeidung unbeabsichtigt belassener Fremdkörper im OP-Gebiet

Am 06. Juni 2009 traf sich unsere Projektgruppe „Unbeabsichtigt belassene Fremdkörper im OP-Gebiet“ zu ihrer fünften Sitzung, um über die Ergebnisse aus einem Jahr gemeinsamer Arbeit abschließend zu beraten. Am selben Tag titelte die BILD-Zeitung Hessen: „Ärzte vergaßen Riesenspatel in ihrem Bauch – Frankfurter Anwältin erstritt 20.000 Euro für gequälte Patientin.“ Unmittelbarer, so das Empfinden der Sitzungsteilnehmer an diesem Tag, hätte man eine Antwort auf die Frage „Brauchen wir präventive Maßnahmen, um das unbeabsichtigte Belassen von Fremdkörpern im OP-Gebiet zu verhindern?“ kaum formulieren können.

In der Tat: Von spektakulären Fällen berichtet die Presse mit einiger Regelmäßigkeit. Im Februar 2006 etwa schrieb das Hamburger Abendblatt über den Prozess einer 26-Jährigen Patientin gegen eine Hamburger Klinik. Im Rahmen einer OP an den Eierstöcken hatte man bei ihr einen Tupfer vergessen. Im Oktober des gleichen Jahres berichtete die BILD-Zeitung von einer 21-Jährigen, bei der ein vergessener OP-Clip erst elf Jahre nach einer Blinddarmoperation entdeckt wurde. Die Patientin hatte über andauernde Schmerzen geklagt und daraufhin eine Bauchspiegelung durchführen lassen. Ebenfalls über Schmerzen nach einer Darmoperation klagte ein 61-Jähriger Patient in Duisburg. Der Fall erschien im März 2008 in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: Bei der Röntgenkontrolle entdeckte man eine 40 cm lange Klemme.

Nun sind Presseberichte, zumal wenn sie der Sensationsgier entspringen, kein Beweis für die Häufigkeit, Bedeutsamkeit oder wissenschaftliche Relevanz eines Themas. Mehr Aufschluss erhofft sich der Forschende deshalb von wissenschaftlich seriösen Quellen. Eine Recherche in der Literaturdatenbank PubMed mit dem Suchbegriff „retained foreign body“ liefert 127 Artikel. Auch hier dominieren Fallberichte vor populationsbasierten Studien. Die darin geschilderten Krankengeschichten zeugen von oft langwierigen und schwerwiegenden Verläufen, bisweilen mit tödlichem Ausgang für den Patienten. Allein die Schwere dieser veröffentlichten Fälle spricht eine deutliche Sprache. Das unbeabsichtigte Belassen von Fremdkörpern im OP-Gebiet stellt demnach eine erhebliche Gefährdung der Patientensicherheit dar. Für den Patienten kann diese mit großen gesundheitlichen Schäden und Folgeerkrankungen einhergehen. Für den verantwortlichen Operateur und die beteiligten Pflegekräfte bedeutet sie eine nicht zu unterschätzende Belastung.

Wie häufig es zu einem unbeabsichtigten Belassen von Fremdkörpern kommt und im Rahmen vorwiegend welcher Operationen, dazu wurden international bisher nur wenige Studien veröffentlicht. Zahlen für Deutschland liegen nicht vor. Unsere Arbeitsgruppe „Unbeabsichtigt belassene Fremdkörper im OP-Gebiet“ im Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. nahm dies zum Anlass, Häufigkeiten auf der Grundlage international veröffentlichter Studien zu schätzen. Danach ist in Deutschland mit jährlich bis zu 3.000 unbeabsichtigt belassenen Fremdkörpern im OP-Gebiet zu rechnen (siehe Kapitel „Häufigkeiten“). Fallschwere und Eintrittswahrscheinlichkeit lassen keinen Zweifel an der Wichtigkeit präventiver Maßnahmen zur Vermeidung unbeabsichtigt belassener Fremdkörper. Unser Ziel war es deshalb, Empfehlungen auszusprechen, wie diese Ereignisse wirksam vermieden werden können. Unter der Überschrift „Jeder Tupfer zählt!“ haben wir zusammengetragen, wie standardisierte Zählkontrollen durchgeführt werden sollten:
Als gemeinsame Aufgabe des gesamten OP-Teams, die Zeit und Ruhe braucht.

Die Arbeitsgruppe

Im Jahr 2008 entschloss sich das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) eine Arbeitsgruppe zu gründen, die sich mit der Thematik der unbeabsichtigt belassenen Fremdkörper im OP-Gebiet beschäftigen sollte. Die Arbeitsgruppe erhielt den Auftrag, Empfehlungen zu erarbeiten, wie solche Ereignisse erfolgreich vermieden werden können.

Unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Siebert (Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie) und Frau Leppin (DRKSchwesternschaft Berlin, beide im APS-Vorstand) formulierte die AG anlässlich ihres ersten Treffens folgende Zielsetzungen für die Projektarbeit:

      • Alle im OP-Bereich beschäftigten Personen, insbesondere die OP-Teams, sollen auf die Notwendigkeit entsprechender perioperativer präventiver Sicherheitsmaßnahmen zur Vermeidung von unbeabsichtigt belassenen Fremdkörpern aufmerksam gemacht werden.
      • Es soll die notwendige und sinnvolle Diagnostik im möglichen Schadensfall vorgestellt werden,
      • ein adäquater Umgang mit Schadensereignissen aufgezeigt werden
      • und eine im Praxisalltag gut handhabbare Empfehlung/Handlungsanleitung in Form eines Plakates, eines Flyers und einer Dokumentation/eines Glossars erstellt werden.
Weiterführende Informationen
Flyer „Jeder Tupfer zählt“
Poster „Jeder Tupfer zählt“
„Jeder Tupfer zählt“-Glossar zu den Handlungsempfehlungen zur Vermeidung unbeabsichtigt belassener Fremdkörper im OP-Gebiet
Artikel „Das APS – Aktionsbündnis Patientensicherheit“ von Prof. Dr. H. Siebert in Passion Chirurgie 03/2014

Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. Safety Clip: Postoperative Zählkontrolle – Jeder Tupfer zählt! Passion Chirurgie. 2014 August; 4(08): Artikel 03_02.

Nachruf auf Prof. Dr. Hossein Towfigh

Die AOTrauma Deutschland trauert um ihr Ehrenmitglied Professor Dr. Hossein Towfigh (24.10.1944 – 14.5.12014)

Er kam als junger Mann aus Teheran nach München. Nach Medizinstudium in Tübingen, Erlangen und Heidelberg, Promotion 1968 wurde er 1977 Facharzt für Chirurgie. 1983 folgte die Habilitation für Unfallchirurgie. 1991 erhielt er eine außerplanmäßige Professur mit Lehrauftrag an der Universität Essen. Von 1987 bis 2007 war er am Malteser-Krankenhaus St. Josef in Bockum-Hövel als Chefarzt der Unfall-, Hand-, Plastischen und Wiederherstellungschirurgie, anschließend Chefarzt des Departments für Handchirurgie, Mikrochirurgie und plastische Wiederherstellungschirurgie an der St. Barbara-Klinik Hamm-Hessen tätig.

Professor Towfigh war ein Pionier der deutschen Handchirurgie.

Er hat sich unermüdlich für die Prinzipien und die Weiterentwicklung der Unfallchirurgie und Handchirurgie innerhalb der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese eingesetzt und diese in zahlreichen nationalen und internationalen Kursen der AOTrauma lebhaft vermittelt.

Hossein Towfigh war Impuls- und Herausgeber für das deutschsprachige Standardwerk zur Handchirurgie.

Die AOTrauma wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Der Vorstand der AOTrauma Deutschland

Univ. Prof. Dr. Michael Raschke
(Präsident)

Univ. Prof. Dr. Florian Gebhard
(Schriftführer)

AOTrauma Deutschland. Nachruf auf Prof. Dr. Hossein Towfigh. Passion Chirurgie. 2014 August; 4(08): Artikel 05_02.

Erst Blut spenden – dann ab in den Urlaub

Berlin, Juli 2014: Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) ruft alle gesunden Bürger zwischen 18 und 65 Jahren dazu auf, vor ihrer Urlaubsreise noch einmal Blut zu spenden. Gerade in den Sommerferien wird oft weniger gespendet, an manchen Tagen jedoch sogar mehr gebraucht.
Prof. Hans-Peter Bruch, Präsident des BDC: „Ob geplante Operationen, Krebserkrankungen, Herz-, Magen- und Darmkrankheiten oder ein Unfall – 80 Prozent aller Deutschen brauchen einmal im Leben Blutkonserven.“ Eine Konserve/eine Einheit sind 500 ml. Rund 15.000 Blutspenden werden in Deutschland täglich benötigt.

Viele davon auch für Verkehrsunfälle. 374.142 Menschen wurden im letzten Jahr auf der Straße verletzt, davon 64.057 schwer. Bruch: „Die Unfallmedizin hat sich deutlich verbessert. Inzwischen überleben rund 90 Prozent der polytraumatisierten Patienten, die eine Klinik erreichen. Die Chirurgie leistet einen sehr großen Beitrag dazu.“

Ohne Blutkonserven geht es aber nicht immer. Deshalb die Bitte der Chirurgen an alle Bundesbürger: „Spendet Blut!“