Schlagwort-Archiv: Kinderchirurgie

Patientensicherheit besonders im Fokus der Kinderchirurgie

Berlin, den 15. September 2025 – Anlässlich des Welttags der Patientensicherheit am 17. September, der unter dem Motto „Patientensicherheit von Kind an – eine Investition fürs Leben“ steht, machen sich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH) und der Berufsverband der niedergelassenen Kinderchirurgen Deutschlands e.V. (BNKD) für die sichere Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Klinik und Praxis stark.

„Besonders bei Kindern ist die Sicherheit im Gesundheitswesen von großer Bedeutung, da sie eine besonders verletzliche Patientengruppe sind. Dieser Tag erinnert uns daran, wie wichtig es ist, kindgerechte und sichere Behandlungsprozesse zu gewährleisten“, unterstreicht DGKJCH-Präsidentin PD Dr. Barbara Ludwikowski. Die kinderchirurgische Fachgesellschaft und der Berufsverband machen darauf aufmerksam, dass der kindliche Organismus sich in vielerlei Hinsicht deutlich vom Erwachsenen unterscheidet:

  • Wachstum und Entwicklung: Kinder befinden sich in einem ständigen Wachstumsprozess. Knochen, Organe und Gewebe entwickeln sich noch, was Einfluss auf die Dosierung von Medikamenten und die Behandlungsmethoden hat.
  • Stoffwechsel: Der Stoffwechsel bei Kindern ist oft schneller, was bedeutet, dass Medikamente schneller abgebaut werden können. Das erfordert ebenfalls angepasste Dosierungen und Behandlungspläne.
  • Immunsystem: Das Immunsystem ist bei Kindern noch im Aufbau. Sie sind anfälliger für Infektionen, aber auch ihre Reaktion auf Impfungen ist anders als bei Erwachsenen.
  • Körperzusammensetzung: Der Anteil an Wasser, Fett und Muskelmasse ist bei Kindern unterschiedlich, was die Verteilung von Medikamenten beeinflusst.
  • Reaktionsfähigkeit: Kinder reagieren oft empfindlicher auf Medikamente und Behandlungen. Nebenwirkungen können stärker ausgeprägt sein, weshalb eine sorgfältige Überwachung notwendig ist.

Diese Unterschiede sind entscheidend für die medizinische Versorgung. „Kinder sind erstaunlich stabile Wesen mit ausgeprägten Kompensationsmechanismen. Sie tolerieren Krankheitszustände unter Umständen sehr lange – bis sie es plötzlich nicht mehr tun. Dann kann es zu spät sein“, warnt Kinderchirurg Professor Udo Rolle, Direktor der Klinik für Kinderchirurgie am Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt. Um dies zu verhindern, setzen Kliniken und Praxen das Paediatric Early Warning System, kurz PEWS ein. PEWS soll den Mitarbeitenden der Stationen helfen, den Zustand der Kinder richtig einzuschätzen. So werden die Vitalparameter, etwa Atemfrequenz, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung des Kindes ermittelt und dokumentiert und je nach Höhe der Werte in eine Punktzahl umgewandelt. Zusätzlich wird die Einschätzung der Eltern mit in die Bewertung einbezogen, denn Eltern kennen ihr Kind am besten.

Desweitern ist beim chirurgisch kranken Kind eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Fachdisziplinen, darunter die Pädiatrie, die Kinderradiologie, die Kinderanästhesie, sowie die kindermedizinische Pflege essenziell. „Neben der bestmöglichen Versorgung ist ein gelebtes und gut dokumentiertes Fehlermanagement wichtig, um mögliche Gefahren zu beseitigen oder zu vermeiden“, betont der niedergelassene Bremer Kinderchirurg Dr. Ralf Lippert, Vorsitzender des BNKD und Leiter der AG Patientensicherheit und Qualitätsmanagement der DGKJCH.

Bei Kindern stellt die Einbeziehung ihrer Bezugspersonen, zum Beispiel bei der Narkosevorbereitung und Narkoseeinleitung sowie im Aufwachraum, einen wichtigen Bestandteil der Versorgung dar. Die Eltern sollten so lange wie möglich bei ihrem Kind bleiben.

„Ausreichend fachlich gut geschultes und sich stets weiter fortbildendes ärztliches und kinderpflegerisches Personal ist Grundvoraussetzung für sichere Abläufe einer qualitativ hochwertigen kinderchirurgischen Versorgung“, erklärt Dr. Petra Degenhardt, Leiterin der AG Patientensicherheit und Qualitätsmanagement der DGKJCH und Chefärztin für Kinder- und Jugendchirurgie am Klinikum Westbrandenburg in Potsdam.

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. unterstützt bei der Aufklärung und hat beispielsweise gemeinsam mit dem Berufsverband der Anästhesisten e.V. (BDA) und dem BNKD Informationsbroschüren zum Thema „Sichere ambulante Kindernarkosen“ erarbeitet, die der Information von Eltern und Ärzten dienen, um auf die Besonderheiten und Anforderungen bei Kindern hinzuweisen.

DGKJCH und BNKD setzen sich im Rahmen des Welttags der Patientensicherheit dafür ein, dass die oben genannten Maßnahmen in allen kinderbehandelnden Einrichtungen umgesetzt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH)

Die Kinderchirurgie, vertreten durch die DGKJCH, ist eine wesentliche Säule der konservativen und operativen Kinder- und Jugendmedizin in Deutschland. Zu ihr gehören neben der allgemeinen Kinderchirurgie die Neugeborenenchirurgie, Kinderurologie, Kindertraumatologie (Kinderunfallchirurgie) und die chirurgische Kinderonkologie. Kinderchirurgie gehört in die Hände von Kinderchirurginnen und Kinderchirurgen, denn ihre Patienten sind keine kleinen Erwachsenen.
www.dgkjch.de

Der Berufsverband der niedergelassenen Kinderchirurgen Deutschlands e.V. (BNKD)

Um heute und in Zukunft ein hohes Niveau ambulanter kinderchirurgischer Versorgung gewährleisten und erweitern zu können, bedarf es neben der täglichen Praxisarbeit eines berufs- und sozialpolitischen Engagements für die Kinder und ihre Eltern. Aus diesen Überlegungen heraus wurde der Berufsverband der niedergelassenen Kinderchirurgen Deutschlands e.V. gegründet.
www.kinderchirurgie.com

Umfrage: Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Kinderchirurgie

Gemeinsam mit der European Paediatric Surgeons Association (EUPSA) führen die Kinderchirurginnen und -chirurgen Dr. Lea Pruschy, Dr. Maximiliane Minderjahn und Dr. Moritz Markel von der Charité Berlin eine europaweite Umfrage zum Thema “Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft, bzw. Familienplanung unter Kinderchirurg:innen in Europa” durch.

“Die Vereinbarkeit von der Arbeit als Kinderchirurg:In und dem Familienleben ist mitunter sehr schwierig. Mit unserer Umfrage möchten wir der Frage nachgehen, welchen Herausforderungen sich Kinderchirurg:innen dabei stellen und wie sie diese bewältigen. Die Ergebnisse solle eine erste Analyse dahingehend sein um mögliche Verbesserungen einleiten zu können”, erklärt Dr. Minderjahn.

Hier geht es zur Umfrage:https://redcap.charite.de/survey/surveys/?s=LW4MAWC7C3D37H8A

Das kinderchirurgische Team bittet um zahlreiche Teilnahme und damit Mithilfe an ihrem Projekt.

Tipps für Eltern zur Prävention von Gehirnerschütterung und Versorgung bei betroffenen Kindern und Jugendlichen

In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 50.000 bis 60.000 Kinder ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Gehirnerschütterung. Die meisten dieser Fälle sind mild und erfordern keinen Klinikaufenthalt. In etwa 5-10 % der Fälle ist jedoch eine stationäre Behandlung erforderlich. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH) informiert Eltern über die wichtigsten Fakten zum Thema und gibt Tipps, wie eine Gehirnerschütterung bei Kleinkindern und Jugendlichen verhindert, erkannt und behandelt werden kann.

PD Dr. med. habil. Peter Zimmermann, Direktor der Klinik für Kinderchirurgie und angeborene Fehlbildungen an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden und ausgewiesener Experte in der Behandlung von verunfallten Kindern und Jugendlichen, beantwortet die wichtigsten Fragen zur Gehirnerschütterung.

Schädel-Hirn-Trauma/Gehirnerschütterung – was ist das eigentlich?

Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist eine Verletzung des Kopfes, die durch einen Sturz oder einen Aufprall verursacht wird. Dabei kann es zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns kommen. Eine Gehirnerschütterung stellt die mildeste Form eines SHT dar. Obwohl sie in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich ist, sollte eine Gehirnerschütterung, insbesondere bei Säuglingen und Kindern, ernst genommen und im Zweifelsfall ärztlich abgeklärt werden.

Welche Symptome treten bei Säuglingen und welche bei Kindern auf?

Die Symptome einer Gehirnerschütterung können sich bei Säuglingen und älteren Kindern unterscheiden. Bei Säuglingen sind die Anzeichen oft schwerer zu erkennen. Zu den möglichen Symptomen zählen Erbrechen, übermäßige Müdigkeit und Verhaltensänderungen. Da Säuglinge nicht in der Lage sind, typische Beschwerden wie Kopfschmerzen zu äußern, ist besondere Vorsicht geboten. Ältere Kinder hingegen zeigen häufiger klare Anzeichen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen.

Es ist wichtig, Kinder nach einem Unfall genau zu beobachten, da sich Symptome manchmal erst nach Stunden oder sogar Tagen zeigen. Einige Warnzeichen, die eine sofortige ärztliche Untersuchung erforderlich machen, sind Bewusstlosigkeit, die länger als fünf Sekunden anhält, wiederholtes Erbrechen, starke Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder deutliche Verhaltensänderungen. Auch sichtbare Verletzungen am Kopf oder Unterschiede in der Pupillengröße sollten ernst genommen werden. In solchen Fällen ist eine sofortige ärztliche Abklärung notwendig, um schwerwiegendere Komplikationen auszuschließen.

Wie gefährlich ist eine Gehirnerschütterung bei Säuglingen und Kindern?

Gehirnerschütterungen können sowohl bei Säuglingen als auch bei Kindern ernsthafte Folgen haben, müssen aber unterschiedlich bewertet werden. Bei Säuglingen ist das Risiko aufgrund ihres noch unreifen Nervensystems höher. Bei älteren Kindern sind Gehirnerschütterungen in der Regel weniger gefährlich, und die meisten Kinder erholen sich vollständig, sofern keine zusätzlichen Risikofaktoren vorliegen. Dennoch sollten Eltern auf mögliche Langzeitfolgen wie das postkommotionelle Syndrom achten (anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsprobleme), das bei etwa 10-15 % der Kinder auftreten kann, besonders nach wiederholten Kopfverletzungen. Es ist wichtig, dass Kinder nach einer Gehirnerschütterung ausreichend Zeit zur Erholung haben, bevor sie wieder körperliche Aktivitäten aufnehmen.

Welche präventiven Maßnahmen gibt es, um Stürze von Säuglingen und Kindern zu vermeiden?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Stürze und Verletzungen bei Kindern zu vermeiden. Im häuslichen Umfeld sollten Schutzgitter an Treppen und Fenstern angebracht, Möbelkanten gepolstert und Stolperfallen beseitigt werden. Babys und Kleinkinder sollten nie unbeaufsichtigt auf erhöhten Flächen wie Wickeltischen oder Betten gelassen werden. Im Freien ist das Tragen eines Helms bei Aktivitäten wie Radfahren oder Skateboarden unerlässlich. Auch auf Spielplätzen sollten Eltern auf sichere Spielgeräte und die Einhaltung von Spielregeln achten. Außerdem ist die Verwendung altersgerechter Kindersitze im Auto ein wichtiger Schutzmechanismus. Durch diese Maßnahmen können viele Unfälle und Verletzungen vermieden werden.

Wann ist es notwendig, einen Arzt aufzusuchen oder in die Notaufnahme zu gehen?

Eltern sollten besonders wachsam sein, wenn ihr Kind eine Kopfverletzung erlitten hat. Bestimmte Symptome erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung, darunter Bewusstlosigkeit, anhaltende starke Kopfschmerzen, wiederholtes Erbrechen oder ungewöhnliche Schläfrigkeit und Verwirrtheit. Auch Krampfanfälle, Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren sowie eine gespannte Fontanelle bei Säuglingen sind ernstzunehmende Warnsignale. Die Fontanelle ist eine weiche Stelle im Schädel von Babys, die das Wachstum des Gehirns und die Geburt erleichtert. Die Fontanelle schließt sich meist zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat. Falls keine dieser Symptome auftreten, kann es ausreichen, das Kind zu Hause zu beobachten. Dennoch gilt: Im Zweifelsfall lieber einmal zu oft den Arzt aufsuchen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Meistens kann das Kind zu Hause bleiben: Wie behandle ich mein Kind?

Zu Hause ist es wichtig, das Verhalten des Kindes genau zu beobachten. Wenn das Kind erbricht, über Kopfschmerzen klagt oder ungewöhnlich müde wirkt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Körperliche und geistige Ruhe sind entscheidend, und Aktivitäten wie Bildschirmzeit oder laute, stimulierende Reize sollten vermieden werden. Mindestens 24 bis 48 Stunden Erholung sind notwendig, bevor das Kind wieder normale Aktivitäten aufnimmt.

Erkennung von ernsthaften Beulen – wie beurteile ich sie?

Eine harte Beule nach einem Sturz ist in der Regel unbedenklich und deutet nicht auf eine schwerwiegende Verletzung hin. Eine weiche, teigige Schwellung hingegen könnte auf einen Bruch oder Riss im Schädelknochen hindeuten – in diesem Fall sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Eine Beule an der Stirn mit einer weichen Schwellung in der Mitte ist in der Regel harmlos. Trotzdem sollten solche Verletzungen beobachtet und im Zweifelsfall medizinisch abgeklärt werden.

Symptome und Warnzeichen einer Gehirnerschütterung in der Übersicht

  • Bewusstlosigkeit (länger als 5 Sekunden)
  • Wiederholtes Erbrechen
  • Starke Kopfschmerzen
  • Übermäßige Müdigkeit oder Schläfrigkeit
  • Verwirrtheit oder Verhaltensänderungen
  • Vermehrtes Weinen oder ungewöhnliches Verhalten bei Säuglingen
  • Unterschiede in der Pupillengröße
  • Krampfanfälle
  • Sichtbare Kopfverletzungen
  • Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren
  • Gespannte Fontanelle bei Säuglingen

PD Dr. med. habil. Peter Zimmermann
Facharzt für Kinderchirurgie
Facharzt für Allgemeine Chirurgie
Facharzt für Chirurgie und spezielle Unfallchirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Direktor der Klinik für Kinderchirurgie und angeborene Fehlbildungen an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden 

Fraktursonografie reduziert die Strahlenbelastung bei der Untersuchung von Kindern und Jugendlichen

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH) befürwortet den bevorzugten Einsatz der Fraktursonografie gegenüber der Röntgenuntersuchung. Die Fraktursonographie im Wachstumsalter ist ein zunehmend anerkanntes Verfahren und der Einsatz bereits in einer S2-Leitlinie zusammengefasst. „Das kindliche Skelett ist strahlensensibel, da sich vermehrt schnell wachsendes Knochenmark in den Extremitäten befindet und ein erhöhter Wasseranteil im Knochen besteht. Jede Röntgenuntersuchung im Kindesalter sollte daher kritisch hinterfragt werden. Die Fraktursonographie eignet sich dazu, die Strahlenbelastung durch die Röntgendiagnostik zu reduzieren“, erklärt Dr. Till Rausch, Facharzt für Kinderchirurgie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg.

Der kindliche Knochen eignet sich besonders zur Fraktursonographie. Die Gleichwertigkeit der Sonographie zur Röntgenuntersuchung ist bei erfahrenen Untersuchenden belegt. Die Untersuchung des kindlichen Skeletts durch die Fraktursonographie lässt sich an jedem Ultraschallgerät mit Linearschallkopf durchführen. Gerade zu Beginn ist eine Untersuchung der Gegenseite zu empfehlen. Die Kinder gewinnen Vertrauen und die Untersuchenden finden einen Referenzbefund vor. In aller Regel werden in der Fraktursonographie Longitudinalschnitte angewandt. Der Schallkopf wird parallel zum Knochen aufgesetzt und dieser auf gesamter Breite des Bildes dargestelt. Dadurch wird der Nachteil des kleinen Ausschnitts, so weit möglich, ausgeglichen. Der Knochen sollte als klare weiße Linie erkennbar sein. Der Ultraschallkopf wird nun vorsichtig um die Extremität gefahren. Dafür muss die Extremität wenig bis gar nicht mobilisiert werden.

Im Gegensatz zum Röntgen handelt es sich beim Ultraschall um eine reine Oberflächendarstellung. Intraossäre Prozesse (z.B. Osteitis, Tumore, Knochenzysten) können durch die Sonographie nicht sicher erfasst werden. Sollte die schwere des Unfalls nicht mit dem Verletzungsmuster konform sein oder es sich um eine mögliche OP-Indikation handeln, sollte eine Röntgendiagnostik durchgeführt werden. In der Folge findet sich eine kurze Übersicht über einige Indikation der Fraktursonographie im Wachstumsalter.

Klavikulafraktur

Bei Kindern wird die Fraktursonographie häufig zur Diagnose von Klavikulafrakturen eingesetzt. Im Kindesalter stellt sich selten die Indikation zur operativen Therapie (Gefäß- oder Nervenschäden, offene Fraktur). Durch die Knochenmorphologie und den Zug des M. Sternocleidomastoideus ist eine sonographische Diagnostik nicht immer leicht durchzuführen, so dass die Untersuchung bei Kindern gut überlegt sein sollte. In aller Regel ist der klinische Nachweis ausreichend. Anders verhält es sich bei Adoleszenten, wo durchaus OP-Indikationen bestehen.

Subkapitale Humerusfraktur

Die subkapitale Humerusfraktur lässt sich gut mit der Sonographie diagnostizieren, indem vier Ebenen geschallt werden: ventral, lateral, dorsal und medial nach Außenrotation. Das Verfahren nutzt den Shoulder-Safe-Algorithmus. Nach Frakturnachweis erfolgt ein Röntgen in einer Ebene, um einen intraossären Prozess auszuschließen. Bei unauffälliger Sonographie ist keine weitere Diagnostik nötig.

Ellenbogennahe Frakturen

Ellenbogenfrakturen kommen im Kindesalter sehr häufig vor. Das Verletzungsmuster kann komplex sein und zu erheblichen Wachstumsstörungen führen. Die Fraktursonographie dient hier allein zum Ausschluss einer Fraktur bei negativen Fat-Pad-Sign oder zur Indikation weiterer Diagnostik bei positiven Fat-Pad-Sign. Dafür benötigt man ausschließlich einen dorsomedianen Längsschnitt. Der Arm muss dafür nicht mobilisiert werden und innerhalb weniger Sekunden haben die Untersuchenden wichtige Information bezüglich der Schwere der Verletzung. Zu Bedenken ist allerdings, dass nicht jede ellenbogennahe Fraktur einen Gelenkerguss verursacht. Auch für den Ellenbogen gibt es bereits einen Untersuchungsalgorithmus (Elbow-SAFE).

Distale Unterarmfraktur

Die distale Unterarmfraktur im Kindesalter ist eine der häufigsten Frakturen im Wachstumsalter. Durch die plane Kortikalis, den geringen Weichteilmantel und das häufige Auftreten ist die distale Unterarmfraktur eine der Hauptindikation der Fraktursonographie und durch diverse Studien gut belegt. Bei undislozierten und tolerabel dislozierten Frakturen ist es möglich, die Diagnose ausschließlich mithilfe der Sonographie zu stellen. Dadurch kann die Diagnostik schonender und schneller erfolgen. Alle weiteren Verlaufskontrolle, z.B. leicht verschobene Brüche, können ebenfalls sonographisch durchgeführt werden (Wrist-Safe-Algorithmus).

Distale Femurfraktur

Die Wulstfraktur des distalen Femurs ist eine stabile Fraktur. Aufgrund der kortikalen Mitbeteiligung eignen sich die Frakturen zur sonographischen Diagnostik. Allerdings fehlen hier kontrollierte Studien und Daten. Es wäre zu wünschen, dass hier in Zukunft auf Röntgendiagnostik verzichtet werden kann.

Proximale Tibiafraktur

Proximale Tibiawulstfrakturen treten bei jüngeren Kindern auf. Im Röntgen in zwei Ebenen findet sich dann nicht immer sicher ein Korrelat zur Klinik, was an einer Überlagerung durch die trianguläre Form des Tibiakopfes liegt. Die Sonographie ist eine einfache Alternative, um eine Wulstfraktur an der proximalen Tibia nachzuweisen. Durch die dynamische Untersuchung kann die Ebene mit der größten Wulstbildung gesucht werden. Allerdings ist auch hier noch eine ergänzende radiologische Untersuchung angezeigt.

„Die Übersicht zeigt, dass bereits bei vielen Untersuchungen die Fraktursonografie die Röntgenuntersuchung ersetzen kann bzw. ihr vorgeschaltet werden kann, um Untersuchungen mit Röntgenstrahlung durch Ausschluss von Frakturen zu reduzieren. Die DGKJCH befürwortet die Entwicklung hin zur weiteren Reduktion von Röntgenuntersuchungen mithilfe der Fraktursonografie“, betont DGKJCH-Präsidentin PD Dr. Barbara Ludwikowski.

Hands-on-Kurs Kindertraumatologie heute gestartet

Heute beginnt im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin der zweitägige Kurs “Kindertraumatologie”. Unter der Leitung von Professor Dr. Martin Lacher und PD Dr. Peter Zimmermann deckt das Programm neben Extremitätenverletzungen im Kindes- und Jugendalter Schädel-Hirn-Trauma, Thoraxtrauma, Abdominaltrauma, Beckentrauma, Polytrauma sowie nicht-akzidentelle Traumata und pathologische Frakturen ab.

Zusätzlich werden die Teilnehmenden Bildgebungsverfahren sowie Narkoseverfahren und Schmerztherapie bei verunfallten Kindern behandeln. Verschiedene Workshops, wie z.B. zur Thoraxdrainagenanlage, Extended-FAST und Osteosyntheseverfahren bieten ihnen die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen.

Für diesen Kurs hat der BDC Referent:innen mit besonderer Expertise in der Kindertraumatologie aus Deutschland, der Schweiz und Österreich eingeladen.

Wir freuen uns, mit Professor Lacher und PD Dr. Zimmermann zwei hochkarätige Experten auf diesem Gebiet als Seminarleiter gewonnen zu haben!

Magneten und Batterien vor Kleinkindern fernhalten!

Anlässlich des Kindersicherheitstags am 10. Juni macht die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH) auf die Gefahren aufmerksam, die durch das Einatmen oder Verschlucken von Fremdkörpern bei Kleinkindern entstehen können.

Gerade Kleinkinder erkunden ihre Umgebung gerne über den Mund und sind daher besonders gefährdet, herumliegende Gegenstände zu verschlucken. Dabei kann es sich um Spielsachen, Münzen, Batterien und vieles andere handeln. Die Statistik zeigt, dass sich derartige Fälle in den letzten Jahren häufen.

Gerät der Fremdkörper in die Luftröhre kann dies durch Blockierung der Atemwege zum Ersticken führen. Aber auch wenn Gegenstände verschluckt werden, kann es lebensbedrohlich werden, da diese beispielsweise in der Speiseröhre stecken bleiben und neben einem schmerzhaften Fremdkörpergefühl dazu führen können, dass der eigene Speichel nicht mehr geschluckt werden kann. Verbleibt ein Fremdkörper über längere Zeit dort, kann es zu Druckschädigungen in der Speiseröhrenwand kommen und im Verlauf zu schweren Infektionen und/oder Blutungen führen. Bei Knopfzellen kommt es zum Stromfluss und damit zur direkten Arrosion der anliegenden (Speiseröhren-)Wand.

Ist der Gegenstand bereits im Magen, verursacht dies akut meist weniger Beschwerden. Besonders große oder scharfkantige Gegenstände können jedoch auch erst im Verlauf zu Problemen führen, indem sie beispielsweise einen Darmverschluss oder innere Verletzungen hervorrufen. Eine besondere Gefahr geht hier von sogenannten Supermagneten aus, die sowohl als Spielzeug verkauft werden, aber auch an Magnettafeln zu finden sind. Werden mehrere Magnete verschluckt, kann dies dazu führen, dass diese sich in unterschiedlichen Abschnitten des Magen-Darm-Traktes gegenseitig anziehen und es zu einem Absterben der dazwischenliegenden Strukturen wie der Darmwand und der Blutgefäße kommt. Leider führt dies immer wieder auch zu Todesfällen.

Die Behandlung von Kindern mit verschluckten oder eingeatmeten Fremdkörpern findet in spezialisierten Zentren statt. Hierbei werden die Fremdkörper in der Regel endoskopisch mittels Zangen oder Fangkörbchen geborgen. Zuvor erfolgt oftmals eine oder mehrere Röntgenaufnahmen von Brustkorb und Bauchraum, um bei röntgendichtem Material wie Metall die genaue Lage und Anzahl zu bestimmen. Bei in der Speiseröhre gelegenen Knopfzellen kann bei Kindern unter einem Jahr Honig verabreicht werden, um die Schädigung zu verlangsamen.

„Auch wenn die richtig ernsthaften Fälle glücklicherweise noch überschaubar sind, empfehlen wir allen Eltern, ihr Zuhause auf derartige Gefahrenquellen abzusuchen und entsprechende Gegenstände außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren“, erklärt DGKJCH-Sekretär Dr. Benjamin Schwab-Eckhardt, Facharzt für Kinderchirurgie und Oberarzt an der Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik in Nürnberg. Insbesondere verschluckbare Magnete bergen ein hohes Risiko für potentiell lebensbedrohliche Situationen. Zudem sollten Batteriefächer von Spielzeug mit Knopfzellen immer mit Schrauben gesichert sein, um ein unbeabsichtigtes Öffnen zu verhindern. Aber auch Led-Lämpchen, Fernbedienungen und andere Elektrogeräte stellen typische Gefahren im Haushalt dar. Einige Hersteller sind bereits dazu übergegangen, ihre Knopfbatterien mit einem bitteren Geschmacksstoff zu überziehen um ein versehentliches Verschlucken zu verhindern. Hierfür gibt es jedoch keine gesetzliche Grundlage oder Vereinbarung.

„Haben Eltern den begründeten Verdacht, dass ihr Kind einen Fremdkörper verschluckt hat, sollten sie umgehen einen Arzt aufsuchen“, rät Schwab-Eckhardt.

Die Leitlinie zur Versorgung von Kindern mit verschluckten oder eingeatmeten Fremdkörpern wurde erst im vergangenen Dezember aktualisiert (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/001-031).

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH)
Die Kinderchirurgie, vertreten durch die DGKJCH, ist eine wesentliche Säule der konservativen und operativen Kinder- und Jugendmedizin in Deutschland. Zu ihr gehören neben der allgemeinen Kinderchirurgie die Neugeborenenchirurgie, Kinderurologie, Kindertraumatologie (Kinderunfallchirurgie) und die chirurgische Kinderonkologie. Kinderchirurgie gehört in die Hände von Kinderchirurginnen und Kinderchirurgen, denn ihre Patienten sind keine kleinen Erwachsenen.

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie plädiert für die Einführung der beiden pädiatrischen Leistungsgruppen

In einem offenen Brief an die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik hat sich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH) dafür ausgesprochen, die Leistungsgruppen 16 – spezielle Kinder- und Jugendchirurgie und 47 – spezielle Kinder- und Jugendmedizin – zeitnah einzuführen. Die Gesellschaft formuliert darüber hinaus weitere Forderungen im Rahmen der Veränderungen durch die anstehende Krankenhausreform.

„Wir sind darüber erstaunt, dass die Arbeitsgruppe Gesundheit in den nächsten drei Jahren nicht vorsieht, diese zusätzlichen Leistungsgruppen einzuführen. Insbesondere diese Leistungsgruppen versprechen eine zentralisierte und spezialisierte Behandlung von Kindern- und Jugendlichen, die in Deutschland dringend notwendig ist. Mit der Nichteinführung dieser Leistungsgruppen wird eine wichtige Chance zur optimalen Versorgung von komplex erkrankten Kindern und Jugendlichen vertan“, erklärt die Präsidentin der DGKJCH, PD Dr. Barbara Ludwikowski.

Komplexe angeborene Fehlbildungen gehören laut der Gesellschaft zu den seltenen Erkrankungen und bedürfen einer spezialisierten Behandlung. Neben der Neugeborenenchirurgie sind es die spezialisierte Kinderurologie und Kinderorthopädie, die von Spezialistinnen und Spezialisten mit Zusatzweiterbildung erbracht werden, außerdem die operative Kinderonkologie und die zentralisierte Behandlung von speziellen thermischen Verletzungen. Für diese speziellen Behandlungen fordert die DGKJCH eine Leistungsgruppe 16, damit eine hochqualifizierte Behandlung mit ausreichend zur Verfügung stehendem qualifizierten Personal erfolgen kann.

Eine weitere Notwendigkeit sieht die Gesellschaft in der Einführung von kinderchirurgischen Institutsambulanzen in Analogie zu den Institutsambulanzen der Kinder- und Jugendmedizin. „Nur so können Kinder und Jugendliche mit komplexen Erkrankungen optimal ambulant versorgt werden. Eine Versorgung in Einrichtungen der Erwachsenenmedizin ist nicht kindgerecht und ermöglicht auch nicht eine Versorgung auf fachärztlichem kinderchirurgischem Niveau“, betont Ludwikowski.

Die Ausgliederung von Patientinnen und Patienten aus der sektorgleichen Vergütung (Hybrid-DRGs) nach § 115f SGB V im Rahmen des KHVVG ist für die kinderchirurgische Gesellschaft ebenfalls nicht nachvollziehbar. Die Herausnahme von bereits bestehenden Hybrid-DRG-Fällen mache die Planung für niedergelassene Kinderchirurginnen und Kinderchirurgen aber auch für die Krankenhäuser unmöglich. Des Weiteren sei es fachlich nicht zu vertreten, dass Leistungen für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit höherem personellem Aufwand schlechter vergütet werden soll.

“Wir appellieren an die zukünftige Bundesregierung, eine der vulnerablsten Patientengruppe, nämlich unsere Kinder und Jugendlichen mit chirurgischen Erkrankungen, bei der Einführung neuer Versorgungsrichtlinien nicht zu vergessen!“, so Ludwikowski.

Zum offenen Brief der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH)

DGKCH: Tipps für Eltern zur Prävention von Gehirnerschütterung und Versorgung bei betroffenen Kindern und Jugendlichen

In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 50.000 bis 60.000 Kinder ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Gehirnerschütterung. Die meisten dieser Fälle sind mild und erfordern keinen Klinikaufenthalt. In etwa 5-10 % der Fälle ist jedoch eine stationäre Behandlung erforderlich. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH) informiert Eltern über die wichtigsten Fakten zum Thema und gibt Tipps, wie eine Gehirnerschütterung bei Kleinkindern und Jugendlichen verhindert, erkannt und behandelt werden kann. Die DGKCH unterstützt damit die Initiative Deutsches-Stiftungszentrum, die am 20. Oktober den Tag der Gehirnerschütterung unter dem Motto „Schütz deinen Kopf!“ begeht.

PD Dr. med. habil. Peter Zimmermann, kinderchirurgischer Oberarzt am Universitätsklinikum Leipzig und ausgewiesener Experte in der Behandlung von verunfallten Kindern und Jugendlichen, beantwortet die wichtigsten Fragen zur Gehirnerschütterung.

Schädel-Hirn-Trauma/Gehirnerschütterung – was ist das eigentlich?

Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist eine Verletzung des Kopfes, die durch einen Sturz oder einen Aufprall verursacht wird. Dabei kann es zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns kommen. Eine Gehirnerschütterung stellt die mildeste Form eines SHT dar. Obwohl sie in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich ist, sollte eine Gehirnerschütterung, insbesondere bei Säuglingen und Kindern, ernst genommen und im Zweifelsfall ärztlich abgeklärt werden.

Welche Symptome treten bei Säuglingen und welche bei Kindern auf?

Die Symptome einer Gehirnerschütterung können sich bei Säuglingen und älteren Kindern unterscheiden. Bei Säuglingen sind die Anzeichen oft schwerer zu erkennen. Zu den möglichen Symptomen zählen Erbrechen, übermäßige Müdigkeit und Verhaltensänderungen. Da Säuglinge nicht in der Lage sind, typische Beschwerden wie Kopfschmerzen zu äußern, ist besondere Vorsicht geboten. Ältere Kinder hingegen zeigen häufiger klare Anzeichen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen.

Es ist wichtig, Kinder nach einem Unfall genau zu beobachten, da sich Symptome manchmal erst nach Stunden oder sogar Tagen zeigen. Einige Warnzeichen, die eine sofortige ärztliche Untersuchung erforderlich machen, sind Bewusstlosigkeit, die länger als fünf Sekunden anhält, wiederholtes Erbrechen, starke Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder deutliche Verhaltensänderungen. Auch sichtbare Verletzungen am Kopf oder Unterschiede in der Pupillengröße sollten ernst genommen werden. In solchen Fällen ist eine sofortige ärztliche Abklärung notwendig, um schwerwiegendere Komplikationen auszuschließen.

Wie gefährlich ist eine Gehirnerschütterung bei Säuglingen und Kindern?

Gehirnerschütterungen können sowohl bei Säuglingen als auch bei Kindern ernsthafte Folgen haben, müssen aber unterschiedlich bewertet werden. Bei Säuglingen ist das Risiko aufgrund ihres noch unreifen Nervensystems höher. Bei älteren Kindern sind Gehirnerschütterungen in der Regel weniger gefährlich, und die meisten Kinder erholen sich vollständig, sofern keine zusätzlichen Risikofaktoren vorliegen. Dennoch sollten Eltern auf mögliche Langzeitfolgen wie das postkommotionelle Syndrom achten (anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsprobleme), das bei etwa 10-15 % der Kinder auftreten kann, besonders nach wiederholten Kopfverletzungen. Es ist wichtig, dass Kinder nach einer Gehirnerschütterung ausreichend Zeit zur Erholung haben, bevor sie wieder körperliche Aktivitäten aufnehmen.

Welche präventiven Maßnahmen gibt es, um Stürze von Säuglingen und Kindern zu vermeiden?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Stürze und Verletzungen bei Kindern zu vermeiden. Im häuslichen Umfeld sollten Schutzgitter an Treppen und Fenstern angebracht, Möbelkanten gepolstert und Stolperfallen beseitigt werden. Babys und Kleinkinder sollten nie unbeaufsichtigt auf erhöhten Flächen wie Wickeltischen oder Betten gelassen werden. Im Freien ist das Tragen eines Helms bei Aktivitäten wie Radfahren oder Skateboarden unerlässlich. Auch auf Spielplätzen sollten Eltern auf sichere Spielgeräte und die Einhaltung von Spielregeln achten. Außerdem ist die Verwendung altersgerechter Kindersitze im Auto ein wichtiger Schutzmechanismus. Durch diese Maßnahmen können viele Unfälle und Verletzungen vermieden werden.

Wann ist es notwendig, einen Arzt aufzusuchen oder in die Notaufnahme zu gehen?

Eltern sollten besonders wachsam sein, wenn ihr Kind eine Kopfverletzung erlitten hat. Bestimmte Symptome erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung, darunter Bewusstlosigkeit, anhaltende starke Kopfschmerzen, wiederholtes Erbrechen oder ungewöhnliche Schläfrigkeit und Verwirrtheit. Auch Krampfanfälle, Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren sowie eine gespannte Fontanelle bei Säuglingen sind ernstzunehmende Warnsignale. Die Fontanelle ist eine weiche Stelle im Schädel von Babys, die das Wachstum des Gehirns und die Geburt erleichtert. Die Fontanelle schließt sich meist zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat. Falls keine dieser Symptome auftreten, kann es ausreichen, das Kind zu Hause zu beobachten. Dennoch gilt: Im Zweifelsfall lieber einmal zu oft den Arzt aufsuchen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Meistens kann das Kind zu Hause bleiben: Wie behandle ich mein Kind?

Zu Hause ist es wichtig, das Verhalten des Kindes genau zu beobachten. Wenn das Kind erbricht, über Kopfschmerzen klagt oder ungewöhnlich müde wirkt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Körperliche und geistige Ruhe sind entscheidend, und Aktivitäten wie Bildschirmzeit oder laute, stimulierende Reize sollten vermieden werden. Mindestens 24 bis 48 Stunden Erholung sind notwendig, bevor das Kind wieder normale Aktivitäten aufnimmt.

Erkennung von ernsthaften Beulen – wie beurteile ich sie?

Eine harte Beule nach einem Sturz ist in der Regel unbedenklich und deutet nicht auf eine schwerwiegende Verletzung hin. Eine weiche, teigige Schwellung hingegen könnte auf einen Bruch oder Riss im Schädelknochen hindeuten – in diesem Fall sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Eine Beule an der Stirn mit einer weichen Schwellung in der Mitte ist in der Regel harmlos. Trotzdem sollten solche Verletzungen beobachtet und im Zweifelsfall medizinisch abgeklärt werden.

Symptome und Warnzeichen einer Gehirnerschütterung in der Übersicht

  • Bewusstlosigkeit (länger als 5 Sekunden)
  • Wiederholtes Erbrechen
  • Starke Kopfschmerzen
  • Übermäßige Müdigkeit oder Schläfrigkeit
  • Verwirrtheit oder Verhaltensänderungen
  • Vermehrtes Weinen oder ungewöhnliches Verhalten bei Säuglingen
  • Unterschiede in der Pupillengröße
  • Krampfanfälle
  • Sichtbare Kopfverletzungen
  • Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren
  • Gespannte Fontanelle bei Säuglingen

PD Dr. med. habil. Peter Zimmermann
Oberarzt
Facharzt für Kinderchirurgie
Facharzt für Allgemeine Chirurgie
Facharzt für Chirurgie und spezielle Unfallchirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig

DGKCH: Kindgerechte chirurgische Versorgung in Deutschland darf durch die Reform nicht auf der Kippe stehen

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) wendet sich mit einer Richtigstellung bezüglich des Spektrums der kinder- und jugendchirurgischen Versorgung an die Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestages.

Anlass für das Schreiben war die getroffene Aussage während der Anhörung zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) am 25.09.24, dass die Kinder- und Jugendchirurgie im Prinzip der Viszeralchirurgie des Erwachsenen entspräche. Dagegen wehrt sich die Fachgesellschaft entschieden. „Aussagen dieser Art sind kontraproduktiv. Sie implizieren, dass eine kinderchirurgische Abteilung an den Kliniken oftmals nicht gebraucht wird. Dies ist aber falsch“, betont PD Dr. Barbara Ludwikowski, Präsidentin der DGKCH und Chefärztin der Kinderchirurgischen Klinik im Krankenhaus Auf der Bult in Hannover. „Das Gesundheitssystem braucht eine Reform und grundlegende Veränderungen, das ist allen Beteiligten klar. Diese dürfen die chirurgischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen aber auf keinen Fall in Gefahr bringen.“

Die Kinder-und Jugendchirurgie bildet ein breites medizinisches Spektrum ab und ist dabei hochspezialisiert. Kinder- und Jugendchirurgen und -chirurginnen behandeln junge Patientinnen und Patienten mit kinderurologischen, kindertraumatologischen und kinderneurochirurgischen Erkrankungen sowie Erkrankungen aus dem pädiatrisch-plastischen und kinderonkologischen Bereich. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf das geltende Ausbildungscurriculum des Fachs hin.

„Die im Gesundheitsausschuss geäußerte Meinung geht an der Realität und dem Versorgungsanspruch von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern vorbei“, erklärt Dr. Joachim Suß, Pressesprecher der DGKCH und Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg. „Über die letzten Jahrzehnte wurden an vielen Standorten gut funktionierende Kinderchirurgische Einrichtungen geschaffen, so dass flächendeckend eine sehr breit gefächerte kindgerechte Versorgungsstruktur geschaffen wurde. Dies sollte der Maßstab sein. Abweichungen hiervon können auf Landesebene im Nachgang geregelt werden“, so Suß.

Das Schreiben an den Gesundheitsausschuss finden Sie hier.

Experte für Verbrennungen fordert Eltern auf: Kinder im Sommer vor Sonnen- und UV-Strahlung schützen

Interview mit Dr. med. Joachim Suß, Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg und ausgewiesener Spezialist für Verbrennungen im Kindesalter, zum Sonnenschutz von Kindern im Sommer.

Herr Dr. Suß: Was ist der Unterschied zwischen Baby-/Kinderhaut und Erwachsenenhaut? 

Die Haut von Kindern ist viel empfindlicher gegenüber Sonnenstrahlen als die von Erwachsenen. Das liegt daran, dass sie erheblich dünner und dadurch nicht so widerstandsfähig gegenüber Belastungen ist, seien es mechanische, thermische oder UV-Belastungen. Daher sollte die Haut von Kindern gerade im Sommer unbedingt vor der Sonne geschützt werden.

Was sind die besten Maßnahmen, um Kinder und Jugendliche vor Sonnen- und UV-Einstrahlung zu schützen? 

Schatten ist immer gut! Babys, Kinder und auch Jugendliche sollten nie der direkten Sonne aussetzen werden. Bei Sonnenschutzcreme ist ein hoher Lichtschutzfaktor zu wählen, im Hochsommer empfehlen wir Faktor 50+. Nach dem Baden im Pool und in der See sollte erneut eingecremt werden. Kinder sollten immer eine Kopfbedeckung tragen, mache benötigen auch eine spezielle Kleidung mit UV-Schutz – z.B. bei Vorerkrankungen. Wichtig ist auch, die Kinder draußen zu beobachten und ggf. in den Schatten zu holen, denn sie achten nicht darauf, wo sie spielen.

Was mache ich, wenn sich mein Kind doch einen Sonnenbrand hat? In welchen Fällen und wie schnell muss mein Kind zum Arzt bzw. welche Anlaufstelle ist die richtige? 

  1. Das Kind sollte sofort aus der Sonne genommen und in einen möglichst kühleren, schattigen Bereich gebracht werden, damit der Körper wieder runterkühlen kann. Kalte Umschläge sollten nur an lokalen Stellen aufgebracht werden, ansonsten besteht die Gefahr, dass das Kind sich unterkühlt. Bei Schmerzen können Eltern einen Schmerzsaft geben. Wichtig ist, dass die Kinder ausreichend Flüssigkeit bekommen.
  2. Zum Kinderarzt bzw. zur Kinderärztin sollte man gehen, wenn eine große Oberfläche des Körpers betroffen ist, insbesondere, wenn sich Blasen bilden. Dann benötigt das Kind eine professionelle Wundauflage.
  3. Wenn die Praxen schon geschlossen haben, sollten Eltern den ärztlichen Notdienst rufen. Bei ganz ausgeprägten Fällen von Sonnenbrand muss unter Umständen der Flüssigkeitsverlust durch Infusionen ausgeglichen, Schmerzmittel verabreicht sowie spezielle Wundverbände aufgelegt werden.

Wie hoch ist die Anzahl an Kindern/Jugendlichen, die jährlich in Praxen und Kliniken mit Verbrennungen durch UV- und Sonnenlicht behandelt werden? Wie ist hier die Tendenz?

Richtig schwerer Sonnenbrand ist selten. In der Klinik sehen wir vor allem thermische Verletzungen durch heiße Flüssigkeiten und Feuer.

Alle Kinder, die eine thermische Verletzung erleiden, erhalten eine intensive Beratung und Betreuung bezüglich Sonnenschutz. Nach thermischen Verletzungen besteht grundsätzlich die Gefahr der Pigmentierungsstörung der Haut. Diese kann sich bei Sonnenlicht noch verstärken. Zudem müssen insbesondere auch die kleinen Patientinnen und Patienten mit Hauttransplantationen geschützt werden.

Was sind die Gefahren, wenn Kinder sich durch Sonnen- und UV-Strahlung Hautverbrennungen zufügen? 

Kurzfristig kommt es zur Hautreizung, Blasenbildung, dazu kommen Schmerzen, Fieber und Flüssigkeitsverlust. Langfristig wird die Haut geschädigt: Der Alterungsprozess verstärkt sich, die Haut wird schneller runzelig und faltig, verliert schneller ihre Elastizität. Außerdem wird die Entwicklung von Hautkrebs begünstigt. Übrigens: Je heller ein Hauttyp ist, desto sonnenempfindlicher ist er. Dunkle Hauttypen tolerieren mehr. Nichtsdestotrotz gelten bei Kindern die Sonnenschutzregeln für alle Hauttypen.

Dr. Joachim Suß’ Abteilung ist spezialisiert auf Verbrennungen von Kleinkindern und Heranwachsenden. In seinem Team arbeiten Wundexpertinnen und spezialisierte Pflegekräfte für thermische Verletzungen, die Eltern und ihre Kinder in der Verbrennungssprechstunde beraten.

Mehr Infos hier: www.kindergesundheit-info.de

Quelle: DGKCH