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Hands-on-Kurs Kindertraumatologie heute gestartet

Heute beginnt im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin der zweitägige Kurs “Kindertraumatologie”. Unter der Leitung von Professor Dr. Martin Lacher und PD Dr. Peter Zimmermann deckt das Programm neben Extremitätenverletzungen im Kindes- und Jugendalter Schädel-Hirn-Trauma, Thoraxtrauma, Abdominaltrauma, Beckentrauma, Polytrauma sowie nicht-akzidentelle Traumata und pathologische Frakturen ab.

Zusätzlich werden die Teilnehmenden Bildgebungsverfahren sowie Narkoseverfahren und Schmerztherapie bei verunfallten Kindern behandeln. Verschiedene Workshops, wie z.B. zur Thoraxdrainagenanlage, Extended-FAST und Osteosyntheseverfahren bieten ihnen die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen.

Für diesen Kurs hat der BDC Referent:innen mit besonderer Expertise in der Kindertraumatologie aus Deutschland, der Schweiz und Österreich eingeladen.

Wir freuen uns, mit Professor Lacher und PD Dr. Zimmermann zwei hochkarätige Experten auf diesem Gebiet als Seminarleiter gewonnen zu haben!

Magneten und Batterien vor Kleinkindern fernhalten!

Anlässlich des Kindersicherheitstags am 10. Juni macht die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH) auf die Gefahren aufmerksam, die durch das Einatmen oder Verschlucken von Fremdkörpern bei Kleinkindern entstehen können.

Gerade Kleinkinder erkunden ihre Umgebung gerne über den Mund und sind daher besonders gefährdet, herumliegende Gegenstände zu verschlucken. Dabei kann es sich um Spielsachen, Münzen, Batterien und vieles andere handeln. Die Statistik zeigt, dass sich derartige Fälle in den letzten Jahren häufen.

Gerät der Fremdkörper in die Luftröhre kann dies durch Blockierung der Atemwege zum Ersticken führen. Aber auch wenn Gegenstände verschluckt werden, kann es lebensbedrohlich werden, da diese beispielsweise in der Speiseröhre stecken bleiben und neben einem schmerzhaften Fremdkörpergefühl dazu führen können, dass der eigene Speichel nicht mehr geschluckt werden kann. Verbleibt ein Fremdkörper über längere Zeit dort, kann es zu Druckschädigungen in der Speiseröhrenwand kommen und im Verlauf zu schweren Infektionen und/oder Blutungen führen. Bei Knopfzellen kommt es zum Stromfluss und damit zur direkten Arrosion der anliegenden (Speiseröhren-)Wand.

Ist der Gegenstand bereits im Magen, verursacht dies akut meist weniger Beschwerden. Besonders große oder scharfkantige Gegenstände können jedoch auch erst im Verlauf zu Problemen führen, indem sie beispielsweise einen Darmverschluss oder innere Verletzungen hervorrufen. Eine besondere Gefahr geht hier von sogenannten Supermagneten aus, die sowohl als Spielzeug verkauft werden, aber auch an Magnettafeln zu finden sind. Werden mehrere Magnete verschluckt, kann dies dazu führen, dass diese sich in unterschiedlichen Abschnitten des Magen-Darm-Traktes gegenseitig anziehen und es zu einem Absterben der dazwischenliegenden Strukturen wie der Darmwand und der Blutgefäße kommt. Leider führt dies immer wieder auch zu Todesfällen.

Die Behandlung von Kindern mit verschluckten oder eingeatmeten Fremdkörpern findet in spezialisierten Zentren statt. Hierbei werden die Fremdkörper in der Regel endoskopisch mittels Zangen oder Fangkörbchen geborgen. Zuvor erfolgt oftmals eine oder mehrere Röntgenaufnahmen von Brustkorb und Bauchraum, um bei röntgendichtem Material wie Metall die genaue Lage und Anzahl zu bestimmen. Bei in der Speiseröhre gelegenen Knopfzellen kann bei Kindern unter einem Jahr Honig verabreicht werden, um die Schädigung zu verlangsamen.

„Auch wenn die richtig ernsthaften Fälle glücklicherweise noch überschaubar sind, empfehlen wir allen Eltern, ihr Zuhause auf derartige Gefahrenquellen abzusuchen und entsprechende Gegenstände außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren“, erklärt DGKJCH-Sekretär Dr. Benjamin Schwab-Eckhardt, Facharzt für Kinderchirurgie und Oberarzt an der Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik in Nürnberg. Insbesondere verschluckbare Magnete bergen ein hohes Risiko für potentiell lebensbedrohliche Situationen. Zudem sollten Batteriefächer von Spielzeug mit Knopfzellen immer mit Schrauben gesichert sein, um ein unbeabsichtigtes Öffnen zu verhindern. Aber auch Led-Lämpchen, Fernbedienungen und andere Elektrogeräte stellen typische Gefahren im Haushalt dar. Einige Hersteller sind bereits dazu übergegangen, ihre Knopfbatterien mit einem bitteren Geschmacksstoff zu überziehen um ein versehentliches Verschlucken zu verhindern. Hierfür gibt es jedoch keine gesetzliche Grundlage oder Vereinbarung.

„Haben Eltern den begründeten Verdacht, dass ihr Kind einen Fremdkörper verschluckt hat, sollten sie umgehen einen Arzt aufsuchen“, rät Schwab-Eckhardt.

Die Leitlinie zur Versorgung von Kindern mit verschluckten oder eingeatmeten Fremdkörpern wurde erst im vergangenen Dezember aktualisiert (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/001-031).

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH)
Die Kinderchirurgie, vertreten durch die DGKJCH, ist eine wesentliche Säule der konservativen und operativen Kinder- und Jugendmedizin in Deutschland. Zu ihr gehören neben der allgemeinen Kinderchirurgie die Neugeborenenchirurgie, Kinderurologie, Kindertraumatologie (Kinderunfallchirurgie) und die chirurgische Kinderonkologie. Kinderchirurgie gehört in die Hände von Kinderchirurginnen und Kinderchirurgen, denn ihre Patienten sind keine kleinen Erwachsenen.

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie plädiert für die Einführung der beiden pädiatrischen Leistungsgruppen

In einem offenen Brief an die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik hat sich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH) dafür ausgesprochen, die Leistungsgruppen 16 – spezielle Kinder- und Jugendchirurgie und 47 – spezielle Kinder- und Jugendmedizin – zeitnah einzuführen. Die Gesellschaft formuliert darüber hinaus weitere Forderungen im Rahmen der Veränderungen durch die anstehende Krankenhausreform.

„Wir sind darüber erstaunt, dass die Arbeitsgruppe Gesundheit in den nächsten drei Jahren nicht vorsieht, diese zusätzlichen Leistungsgruppen einzuführen. Insbesondere diese Leistungsgruppen versprechen eine zentralisierte und spezialisierte Behandlung von Kindern- und Jugendlichen, die in Deutschland dringend notwendig ist. Mit der Nichteinführung dieser Leistungsgruppen wird eine wichtige Chance zur optimalen Versorgung von komplex erkrankten Kindern und Jugendlichen vertan“, erklärt die Präsidentin der DGKJCH, PD Dr. Barbara Ludwikowski.

Komplexe angeborene Fehlbildungen gehören laut der Gesellschaft zu den seltenen Erkrankungen und bedürfen einer spezialisierten Behandlung. Neben der Neugeborenenchirurgie sind es die spezialisierte Kinderurologie und Kinderorthopädie, die von Spezialistinnen und Spezialisten mit Zusatzweiterbildung erbracht werden, außerdem die operative Kinderonkologie und die zentralisierte Behandlung von speziellen thermischen Verletzungen. Für diese speziellen Behandlungen fordert die DGKJCH eine Leistungsgruppe 16, damit eine hochqualifizierte Behandlung mit ausreichend zur Verfügung stehendem qualifizierten Personal erfolgen kann.

Eine weitere Notwendigkeit sieht die Gesellschaft in der Einführung von kinderchirurgischen Institutsambulanzen in Analogie zu den Institutsambulanzen der Kinder- und Jugendmedizin. „Nur so können Kinder und Jugendliche mit komplexen Erkrankungen optimal ambulant versorgt werden. Eine Versorgung in Einrichtungen der Erwachsenenmedizin ist nicht kindgerecht und ermöglicht auch nicht eine Versorgung auf fachärztlichem kinderchirurgischem Niveau“, betont Ludwikowski.

Die Ausgliederung von Patientinnen und Patienten aus der sektorgleichen Vergütung (Hybrid-DRGs) nach § 115f SGB V im Rahmen des KHVVG ist für die kinderchirurgische Gesellschaft ebenfalls nicht nachvollziehbar. Die Herausnahme von bereits bestehenden Hybrid-DRG-Fällen mache die Planung für niedergelassene Kinderchirurginnen und Kinderchirurgen aber auch für die Krankenhäuser unmöglich. Des Weiteren sei es fachlich nicht zu vertreten, dass Leistungen für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit höherem personellem Aufwand schlechter vergütet werden soll.

“Wir appellieren an die zukünftige Bundesregierung, eine der vulnerablsten Patientengruppe, nämlich unsere Kinder und Jugendlichen mit chirurgischen Erkrankungen, bei der Einführung neuer Versorgungsrichtlinien nicht zu vergessen!“, so Ludwikowski.

Zum offenen Brief der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH)

DGKCH: Tipps für Eltern zur Prävention von Gehirnerschütterung und Versorgung bei betroffenen Kindern und Jugendlichen

In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 50.000 bis 60.000 Kinder ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Gehirnerschütterung. Die meisten dieser Fälle sind mild und erfordern keinen Klinikaufenthalt. In etwa 5-10 % der Fälle ist jedoch eine stationäre Behandlung erforderlich. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH) informiert Eltern über die wichtigsten Fakten zum Thema und gibt Tipps, wie eine Gehirnerschütterung bei Kleinkindern und Jugendlichen verhindert, erkannt und behandelt werden kann. Die DGKCH unterstützt damit die Initiative Deutsches-Stiftungszentrum, die am 20. Oktober den Tag der Gehirnerschütterung unter dem Motto „Schütz deinen Kopf!“ begeht.

PD Dr. med. habil. Peter Zimmermann, kinderchirurgischer Oberarzt am Universitätsklinikum Leipzig und ausgewiesener Experte in der Behandlung von verunfallten Kindern und Jugendlichen, beantwortet die wichtigsten Fragen zur Gehirnerschütterung.

Schädel-Hirn-Trauma/Gehirnerschütterung – was ist das eigentlich?

Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist eine Verletzung des Kopfes, die durch einen Sturz oder einen Aufprall verursacht wird. Dabei kann es zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns kommen. Eine Gehirnerschütterung stellt die mildeste Form eines SHT dar. Obwohl sie in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich ist, sollte eine Gehirnerschütterung, insbesondere bei Säuglingen und Kindern, ernst genommen und im Zweifelsfall ärztlich abgeklärt werden.

Welche Symptome treten bei Säuglingen und welche bei Kindern auf?

Die Symptome einer Gehirnerschütterung können sich bei Säuglingen und älteren Kindern unterscheiden. Bei Säuglingen sind die Anzeichen oft schwerer zu erkennen. Zu den möglichen Symptomen zählen Erbrechen, übermäßige Müdigkeit und Verhaltensänderungen. Da Säuglinge nicht in der Lage sind, typische Beschwerden wie Kopfschmerzen zu äußern, ist besondere Vorsicht geboten. Ältere Kinder hingegen zeigen häufiger klare Anzeichen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen.

Es ist wichtig, Kinder nach einem Unfall genau zu beobachten, da sich Symptome manchmal erst nach Stunden oder sogar Tagen zeigen. Einige Warnzeichen, die eine sofortige ärztliche Untersuchung erforderlich machen, sind Bewusstlosigkeit, die länger als fünf Sekunden anhält, wiederholtes Erbrechen, starke Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder deutliche Verhaltensänderungen. Auch sichtbare Verletzungen am Kopf oder Unterschiede in der Pupillengröße sollten ernst genommen werden. In solchen Fällen ist eine sofortige ärztliche Abklärung notwendig, um schwerwiegendere Komplikationen auszuschließen.

Wie gefährlich ist eine Gehirnerschütterung bei Säuglingen und Kindern?

Gehirnerschütterungen können sowohl bei Säuglingen als auch bei Kindern ernsthafte Folgen haben, müssen aber unterschiedlich bewertet werden. Bei Säuglingen ist das Risiko aufgrund ihres noch unreifen Nervensystems höher. Bei älteren Kindern sind Gehirnerschütterungen in der Regel weniger gefährlich, und die meisten Kinder erholen sich vollständig, sofern keine zusätzlichen Risikofaktoren vorliegen. Dennoch sollten Eltern auf mögliche Langzeitfolgen wie das postkommotionelle Syndrom achten (anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsprobleme), das bei etwa 10-15 % der Kinder auftreten kann, besonders nach wiederholten Kopfverletzungen. Es ist wichtig, dass Kinder nach einer Gehirnerschütterung ausreichend Zeit zur Erholung haben, bevor sie wieder körperliche Aktivitäten aufnehmen.

Welche präventiven Maßnahmen gibt es, um Stürze von Säuglingen und Kindern zu vermeiden?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Stürze und Verletzungen bei Kindern zu vermeiden. Im häuslichen Umfeld sollten Schutzgitter an Treppen und Fenstern angebracht, Möbelkanten gepolstert und Stolperfallen beseitigt werden. Babys und Kleinkinder sollten nie unbeaufsichtigt auf erhöhten Flächen wie Wickeltischen oder Betten gelassen werden. Im Freien ist das Tragen eines Helms bei Aktivitäten wie Radfahren oder Skateboarden unerlässlich. Auch auf Spielplätzen sollten Eltern auf sichere Spielgeräte und die Einhaltung von Spielregeln achten. Außerdem ist die Verwendung altersgerechter Kindersitze im Auto ein wichtiger Schutzmechanismus. Durch diese Maßnahmen können viele Unfälle und Verletzungen vermieden werden.

Wann ist es notwendig, einen Arzt aufzusuchen oder in die Notaufnahme zu gehen?

Eltern sollten besonders wachsam sein, wenn ihr Kind eine Kopfverletzung erlitten hat. Bestimmte Symptome erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung, darunter Bewusstlosigkeit, anhaltende starke Kopfschmerzen, wiederholtes Erbrechen oder ungewöhnliche Schläfrigkeit und Verwirrtheit. Auch Krampfanfälle, Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren sowie eine gespannte Fontanelle bei Säuglingen sind ernstzunehmende Warnsignale. Die Fontanelle ist eine weiche Stelle im Schädel von Babys, die das Wachstum des Gehirns und die Geburt erleichtert. Die Fontanelle schließt sich meist zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat. Falls keine dieser Symptome auftreten, kann es ausreichen, das Kind zu Hause zu beobachten. Dennoch gilt: Im Zweifelsfall lieber einmal zu oft den Arzt aufsuchen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Meistens kann das Kind zu Hause bleiben: Wie behandle ich mein Kind?

Zu Hause ist es wichtig, das Verhalten des Kindes genau zu beobachten. Wenn das Kind erbricht, über Kopfschmerzen klagt oder ungewöhnlich müde wirkt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Körperliche und geistige Ruhe sind entscheidend, und Aktivitäten wie Bildschirmzeit oder laute, stimulierende Reize sollten vermieden werden. Mindestens 24 bis 48 Stunden Erholung sind notwendig, bevor das Kind wieder normale Aktivitäten aufnimmt.

Erkennung von ernsthaften Beulen – wie beurteile ich sie?

Eine harte Beule nach einem Sturz ist in der Regel unbedenklich und deutet nicht auf eine schwerwiegende Verletzung hin. Eine weiche, teigige Schwellung hingegen könnte auf einen Bruch oder Riss im Schädelknochen hindeuten – in diesem Fall sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Eine Beule an der Stirn mit einer weichen Schwellung in der Mitte ist in der Regel harmlos. Trotzdem sollten solche Verletzungen beobachtet und im Zweifelsfall medizinisch abgeklärt werden.

Symptome und Warnzeichen einer Gehirnerschütterung in der Übersicht

  • Bewusstlosigkeit (länger als 5 Sekunden)
  • Wiederholtes Erbrechen
  • Starke Kopfschmerzen
  • Übermäßige Müdigkeit oder Schläfrigkeit
  • Verwirrtheit oder Verhaltensänderungen
  • Vermehrtes Weinen oder ungewöhnliches Verhalten bei Säuglingen
  • Unterschiede in der Pupillengröße
  • Krampfanfälle
  • Sichtbare Kopfverletzungen
  • Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren
  • Gespannte Fontanelle bei Säuglingen

PD Dr. med. habil. Peter Zimmermann
Oberarzt
Facharzt für Kinderchirurgie
Facharzt für Allgemeine Chirurgie
Facharzt für Chirurgie und spezielle Unfallchirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig

DGKCH: Kindgerechte chirurgische Versorgung in Deutschland darf durch die Reform nicht auf der Kippe stehen

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) wendet sich mit einer Richtigstellung bezüglich des Spektrums der kinder- und jugendchirurgischen Versorgung an die Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestages.

Anlass für das Schreiben war die getroffene Aussage während der Anhörung zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) am 25.09.24, dass die Kinder- und Jugendchirurgie im Prinzip der Viszeralchirurgie des Erwachsenen entspräche. Dagegen wehrt sich die Fachgesellschaft entschieden. „Aussagen dieser Art sind kontraproduktiv. Sie implizieren, dass eine kinderchirurgische Abteilung an den Kliniken oftmals nicht gebraucht wird. Dies ist aber falsch“, betont PD Dr. Barbara Ludwikowski, Präsidentin der DGKCH und Chefärztin der Kinderchirurgischen Klinik im Krankenhaus Auf der Bult in Hannover. „Das Gesundheitssystem braucht eine Reform und grundlegende Veränderungen, das ist allen Beteiligten klar. Diese dürfen die chirurgischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen aber auf keinen Fall in Gefahr bringen.“

Die Kinder-und Jugendchirurgie bildet ein breites medizinisches Spektrum ab und ist dabei hochspezialisiert. Kinder- und Jugendchirurgen und -chirurginnen behandeln junge Patientinnen und Patienten mit kinderurologischen, kindertraumatologischen und kinderneurochirurgischen Erkrankungen sowie Erkrankungen aus dem pädiatrisch-plastischen und kinderonkologischen Bereich. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf das geltende Ausbildungscurriculum des Fachs hin.

„Die im Gesundheitsausschuss geäußerte Meinung geht an der Realität und dem Versorgungsanspruch von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern vorbei“, erklärt Dr. Joachim Suß, Pressesprecher der DGKCH und Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg. „Über die letzten Jahrzehnte wurden an vielen Standorten gut funktionierende Kinderchirurgische Einrichtungen geschaffen, so dass flächendeckend eine sehr breit gefächerte kindgerechte Versorgungsstruktur geschaffen wurde. Dies sollte der Maßstab sein. Abweichungen hiervon können auf Landesebene im Nachgang geregelt werden“, so Suß.

Das Schreiben an den Gesundheitsausschuss finden Sie hier.

Experte für Verbrennungen fordert Eltern auf: Kinder im Sommer vor Sonnen- und UV-Strahlung schützen

Interview mit Dr. med. Joachim Suß, Chefarzt der Abteilung für Kinderchirurgie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg und ausgewiesener Spezialist für Verbrennungen im Kindesalter, zum Sonnenschutz von Kindern im Sommer.

Herr Dr. Suß: Was ist der Unterschied zwischen Baby-/Kinderhaut und Erwachsenenhaut? 

Die Haut von Kindern ist viel empfindlicher gegenüber Sonnenstrahlen als die von Erwachsenen. Das liegt daran, dass sie erheblich dünner und dadurch nicht so widerstandsfähig gegenüber Belastungen ist, seien es mechanische, thermische oder UV-Belastungen. Daher sollte die Haut von Kindern gerade im Sommer unbedingt vor der Sonne geschützt werden.

Was sind die besten Maßnahmen, um Kinder und Jugendliche vor Sonnen- und UV-Einstrahlung zu schützen? 

Schatten ist immer gut! Babys, Kinder und auch Jugendliche sollten nie der direkten Sonne aussetzen werden. Bei Sonnenschutzcreme ist ein hoher Lichtschutzfaktor zu wählen, im Hochsommer empfehlen wir Faktor 50+. Nach dem Baden im Pool und in der See sollte erneut eingecremt werden. Kinder sollten immer eine Kopfbedeckung tragen, mache benötigen auch eine spezielle Kleidung mit UV-Schutz – z.B. bei Vorerkrankungen. Wichtig ist auch, die Kinder draußen zu beobachten und ggf. in den Schatten zu holen, denn sie achten nicht darauf, wo sie spielen.

Was mache ich, wenn sich mein Kind doch einen Sonnenbrand hat? In welchen Fällen und wie schnell muss mein Kind zum Arzt bzw. welche Anlaufstelle ist die richtige? 

  1. Das Kind sollte sofort aus der Sonne genommen und in einen möglichst kühleren, schattigen Bereich gebracht werden, damit der Körper wieder runterkühlen kann. Kalte Umschläge sollten nur an lokalen Stellen aufgebracht werden, ansonsten besteht die Gefahr, dass das Kind sich unterkühlt. Bei Schmerzen können Eltern einen Schmerzsaft geben. Wichtig ist, dass die Kinder ausreichend Flüssigkeit bekommen.
  2. Zum Kinderarzt bzw. zur Kinderärztin sollte man gehen, wenn eine große Oberfläche des Körpers betroffen ist, insbesondere, wenn sich Blasen bilden. Dann benötigt das Kind eine professionelle Wundauflage.
  3. Wenn die Praxen schon geschlossen haben, sollten Eltern den ärztlichen Notdienst rufen. Bei ganz ausgeprägten Fällen von Sonnenbrand muss unter Umständen der Flüssigkeitsverlust durch Infusionen ausgeglichen, Schmerzmittel verabreicht sowie spezielle Wundverbände aufgelegt werden.

Wie hoch ist die Anzahl an Kindern/Jugendlichen, die jährlich in Praxen und Kliniken mit Verbrennungen durch UV- und Sonnenlicht behandelt werden? Wie ist hier die Tendenz?

Richtig schwerer Sonnenbrand ist selten. In der Klinik sehen wir vor allem thermische Verletzungen durch heiße Flüssigkeiten und Feuer.

Alle Kinder, die eine thermische Verletzung erleiden, erhalten eine intensive Beratung und Betreuung bezüglich Sonnenschutz. Nach thermischen Verletzungen besteht grundsätzlich die Gefahr der Pigmentierungsstörung der Haut. Diese kann sich bei Sonnenlicht noch verstärken. Zudem müssen insbesondere auch die kleinen Patientinnen und Patienten mit Hauttransplantationen geschützt werden.

Was sind die Gefahren, wenn Kinder sich durch Sonnen- und UV-Strahlung Hautverbrennungen zufügen? 

Kurzfristig kommt es zur Hautreizung, Blasenbildung, dazu kommen Schmerzen, Fieber und Flüssigkeitsverlust. Langfristig wird die Haut geschädigt: Der Alterungsprozess verstärkt sich, die Haut wird schneller runzelig und faltig, verliert schneller ihre Elastizität. Außerdem wird die Entwicklung von Hautkrebs begünstigt. Übrigens: Je heller ein Hauttyp ist, desto sonnenempfindlicher ist er. Dunkle Hauttypen tolerieren mehr. Nichtsdestotrotz gelten bei Kindern die Sonnenschutzregeln für alle Hauttypen.

Dr. Joachim Suß’ Abteilung ist spezialisiert auf Verbrennungen von Kleinkindern und Heranwachsenden. In seinem Team arbeiten Wundexpertinnen und spezialisierte Pflegekräfte für thermische Verletzungen, die Eltern und ihre Kinder in der Verbrennungssprechstunde beraten.

Mehr Infos hier: www.kindergesundheit-info.de

Quelle: DGKCH

Kinderunfälle im Haus vermeiden, damit sie kein Fall für die Kinderchirurgie werden

Anlässlich des deutschlandweiten Kindersicherheitstags am 10. Juni macht die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie auf die Gefahren für kleine Kinder im Haushalt aufmerksam und gibt Tipps für einen sicheren Umgang in den eigenen vier Wänden.

Die Unfallstatistik zeigt: Fast zwei Drittel der Unfälle bei Kindern unter drei Jahren passieren zu Hause und in der unmittelbaren Wohnumgebung. Unter den Alltagsverletzungen stehen Sturzunfälle an erster Stelle. Das höchste Risiko, einen schweren Unfall zu erleiden, haben Säuglinge und Kleinkinder. Eine repräsentative Umfrage der BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. zusammen mit ihren Kooperationspartnern Ariel und Lenor des Konsumgüterherstellers Procter & Gamble (P&G) unter mehr als 1.000 Eltern hat herausgefunden, dass sich viele Eltern über Kinderunfälle zuhause gut informiert fühlen.

Trotzdem benötigen gerade junge Eltern mit dem ersten Kind immer wieder Tipps zur Sturzprävention, da es ständig zu gefährlichen Situationen kommen kann. Grundsätzlich sollten kleine Kinder niemals alleine bei geöffnetem Fenster oder auf dem Balkon spielen. Fenster und Türen können mit Sicherheitsriegeln oder Schlössern versehen werden. Laufwege und Treppen sollten frei geräumt und gefährliche Ecken abgesichert werden. Eltern sollten mit ihren kleineren Kindern das Treppen steigen trainieren: Erst rückwärts krabbelnd, später mit einer Hand am Handlauf. Es ist wichtig, auf rutschfeste Socken und Schuhe zu achten! Kinder sollten zudem nicht auf Möbel und Regale klettern. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme besteht darin, Regale an der Wand zu fixieren.

„Eine Gefahrenquelle sind zudem die bei Familien beliebten Hochbetten. Es ist wichtig zu wissen, dass sie sich erst ab dem Schulalter eignen. Bei jüngeren Kindern sollten Eltern zugunsten der Sicherheit darauf verzichten. Außerdem gilt es darauf zu achten, dass das Hochbett kein Ort zum Toben ist“, betont die Präsidentin Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie PD Dr. med. Barbara Ludwikowski.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie ist Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft “Mehr Sicherheit für Kinder” und macht am Kindersicherheitstag auf die große Bedeutung der Unfallprävention im Kindesalter aufmerksam.

dgkch.de

Kinder vor den Folgen der Klimakrise schützen – Appell der Kinderchirurgie an die Politik

Anlässlich der Klimakonferenz COP 28, die derzeit in Dubai in die Verlängerung geht, hat die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH) eine deutliche Botschaft an die Politik: Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen steht auf dem Spiel, wenn wir nicht endlich an die Gesundheit unserer Erde denken.

„Insbesondere für die nachfolgenden Generationen werden die Auswirkungen des Klimawandels, falsche Ernährung und mangelnde Mobilität die größten Gesundheitsgefahren darstellen“, erklärt PD Dr. med. Barbara Ludwikowski, Präsidentin der DGKCH. „Nicht nur die Prävention und der besondere Schutz der Kinder und Jugendlichen vor den bereits merkbaren Folgen der Erderwärmung, sondern auch die Begrenzung von CO2 Ausstoß und Umweltverschmutzung müssen schnellstens vorangetrieben werden, um zusammen mit der Förderung von gesunder Ernährung und Bewegung eine weitere Verschlimmerung der Situation und damit einhergehende Gefahren für die Gesundheit der jungen Generationen zu begrenzen.“

DGKCH unterstützt die Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit in ihren Forderungen

Die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG) hat ein Positionspapier erstellt, das die DGKCH ausdrücklich unterstützt. In diesem Positionspapier hat KLUG fünf Themen herausgearbeitet, die für Heranwachsende besonders relevant sind und in denen dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu schützen.

Drei Punkte hebt die DGKCH hervor, die auf die Kinderchirurgie großen Einfluss haben:

1. Hitze / UV-Strahlung:

„Die Frequenz der Kinder, die von der Hautarztpraxis bei Kinderchirurginnen und -chirurgen vorgestellt werden, um suspekte „Leberflecken“ entfernen zu lassen, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen“, so Dr. med. Ralf Lippert vom Berufsverband der niedergelassenen Kinderchirurgen in Deutschland e.V. (BNKD).

Kinder reagieren empfindlicher auf Hitze und auf UV-Strahlung als Erwachsene. Sie haben als vulnerable Gruppe ein hohes Risiko für Hitzeschäden und Austrocknung, für Sonnenbrand und dadurch für späteren Hautkrebs. Die Zahl der Krankenhausbehandlungen von Kindern nimmt in Hitzeperioden deutlich zu. Besonders groß ist die Gefahr durch Hitze und UV-Strahlung für Neugeborene und Kleinkinder, aber auch für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen. 

2. Ernährung

„Immer mehr Kinder haben neben einer chirurgischen zu behandelnden Erkrankung Übergewicht oder auch Diabetes. Dadurch wird die Wundheilung beeinflusst, die postoperative Phase der Mobilisation ist verlängert und die Kinder haben häufig längere Krankenhausverweildauern. Auch ist das Übergewicht im Kindes- und Jugendalter mittlerweile zu einem relevanten gesamtgesellschaftlichen und kindermedizinischen Problem geworden, welches langfristig die Gesundheit der betroffenen Kinder nicht nur im Bereich des Herz- Kreislaufsystems beeinträchtigt, sondern auch Stoffwechselprobleme und Probleme im Bereich der Knochen und Gelenke induziert“, erklärt Dr. med. Petra Degenhardt, Sekretär der DGKCH und Chefärztin der Klinik für Kinderchirurgie am Klinikum Westbrandenburg in Potsdam.

Eine ausgewogene, pflanzenbasierte, schadstofffreie und zuckerarme Ernährung ist gleichzeitig gesund und klimafreundlich. Sie schützt vor Übergewicht, Herzinfarkten, Schlaganfällen, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2. Eine solche Ernährung sowie Zugang zu sauberem Trinkwasser sollten allen Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen. Sie muss durch sozial gerechte Maßnahmen für alle Bevölkerungsgruppen ermöglicht und gefördert sowie in öffentlichen Institutionen angeboten werden. Zudem dürfen klima- und gesundheitsschädliche Lebensmittel nicht beworben oder bezuschusst werden. Gesunde und nachhaltige Ernährung muss zur günstigsten und einfachsten Alternative gemacht werden.

3. Mobilität

„Klingt erst einmal paradox, ist aber logisch: Ohne Bewegung sind die Heranwachsenden anfälliger für Unfälle. Den direkten Beweis haben wir durch die Corona-Pandemie bedingte Isolationsphase: Nachdem die jungen Leute rund zwei Jahre durch das zu Hause Herumsitzen praktisch bewegungslos waren, stiegen in den Kliniken die unfallbedingten chirurgischen Fälle drastisch an, als alle wieder raus durften“, erklärt Dr. med. Joachim Suß, Pressesprecher der DGKCH und Chefarzt der Kinderchirurgie im Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg.

Selbstständige Fortbewegung und körperliche Betätigung fördern die Ausbildung der motorischen Fähigkeiten von Kindern, sie unterstützen die Entwicklung des Gehirns und ermöglichen vielerlei Lernprozesse. Bewegung verringert das Risiko für Übergewicht bei Kindern und Erwachsenen und schützt so vor vielen Erkrankungen. Die selbstständige Mobilität von Kindern dient dauerhaft der Bewegungsfreude, schafft Begeisterung für die eigenständige Fortbewegung und erhöht dadurch das Selbstvertrauen von Kindern. Dafür muss sie risikoarm und altersgerecht möglich sein. Hierfür ist eine entsprechende Infrastruktur erforderlich. Das digitalisierte Lernen und die Verfügbarkeit von elektronischer Freizeitbeschäftigung führt bei vielen Kindern und Jugendlichen zu Bewegungsmangel und Übergewicht. Ihnen muss genügend Zeit für körperliche Betätigung bleiben. 

„Klar ist: Die Politik und wir alle müssen sofort handeln. Körperliche und auch psychische Schäden, die durch den Klimawandel, durch ungesunde Ernährung gepaart mit einem Mangel an Bewegung bei Kindern und Jugendlichen verursacht werden, beeinträchtigen sie ein Leben lang“, betont Ludwikowski.

Positionspapier der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit „Kinder vor den Folgen der Klimakrise schützen“

Berufsverband der niedergelassenen Kinderchirurgen in Deutschland: www.kinderchirurgie.com

 

Tag des brandverletzten Kindes im Dezember

Zum Aktionstag angemeldet hatten sich rund einhundert Aktionspartner:innen. Darunter waren Brandverletztenzentren, Spezialkliniken für brandverletzte Kinder, Feuerwehren, Kindertagesstätten und viele Weitere. Sie zeigten die schwerwiegenden und oft unterschätzten Folgen von Verbrennungen und Verbrühungen im Kindesalter auf und gaben Tipps zur Prävention und zu Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Der BDC hat im Rahmen des Aktionstags auf den Verein Paulinchen e.V. und sein Engagement für brandverletzte Kinder und Jugendliche aufmerksam gemacht. Anlässlich seines 30jährigen Bestehens hat der Verein kürzlich eine Fotoausstellung gezeigt. Die künstlerischen Fotografien zeigen 17 heute erwachsene „Paulinchen-Kinder“, die vor Jahren eine Verbrennung oder Verbrühung erlitten haben. Bilder davon zeigt der BDC auf seinem Instagram-Profil.

Mehr Informationen:

 

Allianz Deutscher Ärzteverbände unterstützt GOÄ-Vorstoß der Bundesärztekammer

Berlin, den 31.03.2023 – Die in der Allianz zusammengeschlossenen Ärzteverbände unterstützen ausdrücklich die Initiative der Bundesärztekammer unter Führung ihres Präsidenten Dr. Klaus Reinhardt, den Novellierungsprozess der ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ) voranzutreiben. Die dringend notwendige Reform muss endlich umgesetzt werden.

Seit mehr als 30 Jahren ist die Gebührenordnung für Ärzte weitgehend unverändert mit gleichen Honoraren versehen und damit völlig entkoppelt von den in diesem Zeitraum erfolgten allgemeinen Preissteigerungen. Die Leistungsbeschreibungen bilden in keiner Weise mehr den Stand der modernen Medizin ab. So gibt es Fachgruppen, die überhaupt erst nach der Einführung der geltenden GOÄ eingerichtet worden sind und demzufolge überhaupt keine Leistungen ihres Fachs in dieser GOÄ wiederfinden. Das führt zu teilweise skurrilen Analogbewertungen und damit zu einer erheblichen Rechtsunsicherheit für die Ärzteschaft und Verunsicherung für die Patientinnen und Patienten.

Die Ärzteschaft hat inzwischen ein modernes Leistungsverzeichnis erstellt und dieses mit betriebswirtschaftlich unterlegten Daten bepreist. Mit der privaten Krankenversicherung ist dieses Verzeichnis bis auf einige wenige Einzelpreise konsentiert.

Da es sich am Ende um ein staatliches, durch Rechtsverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit verordnetes Regelwerk handelt, ist es erforderlich, dass Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach endlich handelt, zumal ihm die aktuelle Version der neuen GOÄ seit Längerem vorliegt.

Bedauerlicherweise verweigert der Minister aus rein ideologischen Gründen eine Befassung mit diesem Thema und lässt damit die betroffenen Patienten und Patientinnen weiter in Unsicherheit und abgeschnitten vom medizinischen Fortschritt der letzten 30 Jahre.

„Steuerberater, Rechtsanwältinnen, Architekten, und alle anderen Freiberufler erfahren in regelmäßigen Abständen eine Anpassung ihrer Gebührenordnungen, nur nicht die Ärzteschaft“, erklärt Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg, turnusmäßiger Sprecher der Allianz. „Das zeugt von einer unerträglichen Missachtung eines ganzen Berufsstandes.“

Daher unterstützt die Allianz Deutscher Ärzteverbände ausdrücklich die jetzt angelaufene Kampagne der Bundesärztekammer, mit der die betroffenen Patienten und Patientinnen für die Problematik sensibilisiert werden sollen.

Zur Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg

Sprecher der Allianz Deutscher Ärzteverbände

Präsident Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände e.V.

Vizepräsident des Berufsverbands der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC)

 

ALLIANZ DEUTSCHER ÄRZTEVERBÄNDE

BERUFSVERBAND DEUTSCHER INTERNISTINNEN UND INTERNISTEN (BDI) * BUNDESVERBAND DER ÄRZTEGENOSSENSCHAFTEN * GEMEINSCHAFT FACHÄRZTLICHER BERUFSVERBÄNDE (GFB) * HARTMANNBUND – VERBAND DER ÄRZTINNEN UND ÄRZTE DEUTSCHLANDS * MEDI GENO DEUTSCHLAND * VIRCHOW-BUND – VERBAND DER NIEDERGELASSENEN ÄRZTINNEN UND ÄRZTE DEUTSCHLANDS * SPITZENVERBAND FACHÄRZTE DEUTSCHLANDS (SPIFA)

c/o Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände (GFB)
Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 28004203
E-Mail: presse@bdc.de