Alle Artikel von Wolfgang Schröder

Akademie aktuell: Ein Plädoyer für die Ausbildung in der konventionellen minimalinvasiven Chirurgie

Die Chirurgie ist in der letzten Dekade durch eine technische Evolution geprägt, die in vielen chirurgischen Fachdisziplinen mit der robotisch-assistierten Chirurgie neue Operationstechniken und Möglichkeiten minimalinvasiver Operationen auf den Markt gebracht hat. Viele der robotisch-assistierten Prozeduren haben mittlerweile einen hohen Grad an Standardisierung erreicht und sind fester Bestandteil des chirurgischen Alltags. Unübersehbar ist auch, dass sich diese robotisch-assistierten Operationen grundsätzlich von der konventionellen minimalinvasiven Chirurgie unterscheiden und beide Technologien ihre eigenen Lernkurven für gleiche Prozeduren aufweisen.

Für die viszeralchirurgische Weiterbildung junger Chirurginnen und Chirurgen stellt sich somit die Frage, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, in der klassischen und seit Jahren bewährten minimal-invasiven Technik auszubilden, oder sich in Anbetracht der schnell fortschreitenden Verbreitung der Roboter-gestützten Chirurgie bereits zu einem frühen Zeitpunkt ganz auf die neuen Technologien zu fokussieren.

In diesem Zusammenhang ist zunächst festzustellen, dass trotz aller Euphorie und der damit verbundenen Dominanz auf Kongressveranstaltungen immer noch die große Masse aller viszeralchirurgischer Operationen in der breiten Versorgung konventionell minimalinvasiv durchgeführt wird. Das liegt allein daran, dass trotz aller Bemühungen der Industrie die Anzahl der in den Krankenhäusern implementierten robotischen Systemen bei weitem noch nicht ausreicht, alle Patienten mit dieser Technologie zu versorgen. Zudem bleibt die robotisch-assistierte Chirurgie bei technischer Machbarkeit gegenwärtig in weiten Teilen den Nachweis schuldig, der konventionellen minimalinvasiven Chirurgie hinsichtlich postoperativer Morbidität und Lebensqualität für den Patienten entscheidende Vorteile zu generieren. Das jedoch sollte kein Argument gegen die robotische Chirurgie sein, sondern für Universitätskliniken und Maximalversorger Ansporn und Verpflichtung sein, hier die notwendige Evidenz zu liefern. Unbeantwortet ist auch die Frage, ob die robotische Lernkurve durch profunde Kenntnisse und praktische Erfahrungen in der konventionellen minimal-invasiven Erfahrung verkürzt wird. Alle Protogonisten der robotischen Technologie, die mit der minimal-invasiven Chirurgie groß geworden sind, würden diesen Zusammenhang eher bejahen.

Die aufgeführten Gründe lassen es sinnvoll erscheinen, auch weiterhin in den chirurgischen Curricula die konventionelle minimal-invasive Chirurgie zu führen und auch im klinischen Alltag zu verankern. Für alle komplexen chirurgischen Prozeduren ist es daher notwendig, die Lernkurve nicht erst im OP, sondern in den verschiedenen Dry- und Wet-Labs zu beginnen. Gut konzipierte Kurse, welche diese grundlegenden technischen Fertigkeiten vermitteln, bleiben damit auch weiterhin fester Bestandteil der viszeralchirurgischen Weiterbildung.

BDC|Akademie

Grundlagen der minimalinvasiven Chirurgie vom 15.-16. Mai 2025

Dieser Trainingskurs für minimalinvasive Chirurgie bietet Ihnen die Möglichkeit, modernste Techniken und Verfahren zu erlernen und zu vertiefen. Mit dem Fokus auf Präzision, Sicherheit und Effizienz werden wir Ihnen praxisorientierte Fähigkeiten vermitteln, die Ihnen helfen, Patient:innenbehandlungen zu optimieren und postoperative Erholungszeiten zu verkürzen. Der Kurs bietet Ihnen: Überblick über die Prinzipien der Laparoskopie sowie die Geräte und Instrumente, Einübung von Kenntnissen im Bereich Kameraführung und Koordination im 2D-Bild sowie Nähen, Knoten und Schneiden mit Basisübungen im Boxtrainer, am perfundierten Organmodell und mit dem Computersimulator, Erlernen und Training von Basiseingriffen, aber insbesondere auch anspruchsvolleren Eingriffen und Anastomosentechniken unter realen Bedingungen.

Informationen und Anmeldung…

Schröder W, Duprée A: Ein Plädoyer für die Ausbildung in der konventionellen minimalinvasiven Chirurgie. Passion Chirurgie. 2025 April; 15(04): Artikel 04_01.

Akademie aktuell: Die BDC|Akademie erweitert ihre wissenschaftliche Führung

Nachdem Ende letzten Jahres Frau Prof. Dr. Julia Seifert und Prof. Dr. Paul Michael Hahn als Stellvertretende Akademieleiter aus ihren Ämtern ausgeschieden sind, wurde zunächst der Staffelstab an Prof. Dr. Benedikt Johannes Braun mit dem Schwerpunkt Orthopädie/Unfallchirurgie weitergegeben. Zum 1. April 2025 ist die Akademieleitung wieder komplett besetzt, wenn Prof. Dr. Andreas Kirschniak das Amt als Stellvertretender Akademieleiter übernimmt.

Nach dem Studium der Humanmedizin in Tübingen und einer sich anschließenden mehrjährigen Tätigkeit am Anatomischen Institut der Universität Tübingen begann Professor Kirschniak 2005 seine chirurgische Weiterbildung in der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie Universitätsklinik Tübingen unter Leitung von Prof. Dr. A. Königsrainer. Nach einem kurzen Intermezzo in der Allgemein- und Viszeralchirurgie Krankenhaus Neuwerk, „Maria von den Aposteln“, Mönchengladbach (Prof. Dr. F. A. Granderath) ging er als Facharzt zurück an die Chirurgische Universitätsklinik Tübingen und durchlief hier die klassische Karriere bis zum Leitenden Oberarzt. Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit mit einer eigenen Arbeitsgruppe waren insbesondere die technologischen Entwicklungen in der minimal-invasiven und später dann auch der robotischen Chirurgie. Nach seiner Habilitation 2013 folgte 2019 der Ruf auf die W2-Professur „Chirurgische Technologie“ der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Professor Kirschniak, ein durch und durch passionierter und bekennender Viszeralchirurg, ist seit August 2020 als Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Kliniken Maria Hilf GmbH, in Mönchengladbach unter Vertrag.

Prof. Dr. med. Andreas Kirschniak

Neben der klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit war ein weiterer, sichtbarer Schwerpunkt seiner Arbeit das Thema „Didaktik in der Medizin“. Von 2013 bis 2016 war Professor Kirschniak Vorsitzender der „Chirurgische Arbeitsgemeinschaft junger Chirurgen“ (CAJC) der DGAV, seit 2018 leitet er verantwortlich das Nachwuchsressort des BDC e.V. Sein letztes großes Projekt waren hier der Aufbau einer umfänglichen Videoplattform für Studierenden mit Clips zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung des 3.Staatsexamens („Watch and Learn“). Bei dieser Vita ist es jetzt wenig überraschend, dass der Vorstand des BDC Prof. Kirschniak gebeten hat, die stellvertretende Akademieleitung zu übernehmen, um hier weitere Fortbildungsangebote im Bereich der Allgemein- und Viszeralchirurgie zu entwickeln.

Die BDC|Akademie und der Vorstand freuen sich jetzt auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit Professor Kirschniak und begrüßen ihn herzlich im Führungskreis des BDC.

Schröder W, Burgdorf F, Meyer HJ: Die BDC|Akademie erweitert ihre wissenschaftliche Führung. Passion Chirurgie. 2025 März; 15(03/QI): Artikel 04_01.

BDC|Akademie-Programm 2025

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel und so beginnt der neue Jahreszyklus der BDC|Akademie mit der Fertigstellung des Jahresprogramms 2025, mit dem wir alle Mitglieder und Förderer des BDC einmal mehr herzlich begrüßen.

Das alles bestimmende gesundheitspolitische Thema war im vergangenen und ist sicherlich auch in den kommenden Jahren das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG). Alle Beteiligten sind sich über die Notwendigkeit einer Krankenhausreform einig, deren grundlegende Umsetzung jedoch im Streit zwischen Bund und Ländern unterzugehen oder zumindest Kernziele zu verfehlen droht. Wie auf Landesebene Nordrhein-Westfalen mit der Implementierung des Krankenhausplans bereits aufgezeigt, wird diese Strukturreform einen kaum zu unterschätzenden Einfluss auf die Krankenhauslandschaft haben. Und nicht nur das: Sie wird auch nachhaltig die individuelle Karriereplanung beeinflussen, da die chirurgische Spezialisierung in diesem Konstrukt mit angestrebter Verbesserung der Behandlungsqualität beschlossene Sache ist. Damit werden sich zwangsläufig auch die bestehenden Weiterbildungsordnungen anpassen müssen. Wie deren notwendigen Änderungen gestaltet werden sollen, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch in keiner Weise und auf keiner Entscheidungsebene an- oder gar zu Ende gedacht. Welche Auswirkungen diese grundlegenden Veränderungen auf das zukünftige Fort-und Weiterbildungsangebot der Berufsverbände und Fachgesellschaften haben wird, ist gegenwärtig ebenfalls unklar und wahrscheinlich auch einer der letzten Schritte in der Kette resultierender Anpassungen.

In der BDC|Akademie hat mit Ende des Jahres 2024 ein Wechsel der stellvertretenden Akademieleitung stattgefunden, Professorin Julia Seifert und Professor Michael Paul Hahn verlassen nach langjähriger Mitarbeit die Akademie. Der BDC sagt beiden für ihr erfolgreiches Engagement auf dem Gebiet der Orthopädie/Unfallchirurgie herzlichen Dank. Ihnen folgt der Unfallchirurg Professor Benedikt Braun, der als Leitender Oberarzt an der Universitätsklinik Tübingen tätig ist und viele Projekte im Nachwuchsbereich für den BDC gestaltet hat. Ein erstes Projekt in seiner neuen Funktion wurde schon auf den Weg gebracht: „Fraktur im Fokus“ ist die innovative Webinar-Reihe, die ab Januar 2025 monatlich erscheint und in einem niederschwelligen, interaktiven Format praktizierenden Unfallchirurgen:innen ein Update der häufigen Frakturen liefern soll. Die BDC|Akademie unterstreicht mit diesem neuen Angebot ihren Anspruch, alle Fachdisziplinen in der Chirurgie zu vertreten.

Auch dieses Jahr ist es der BDC|Akademie und dem gesamten Vorstand des BDC ein Anliegen, sich bei allen Seminarleiter:innen und Referent:innen besonders herzlich zu bedanken. Ihr großes Engagement für Fort- und Weiterbildung ist nicht nur die entscheidende Grundlage unserer Akademiearbeit, sondern auch ein wesentlicher Beitrag, das praktische und akademische Niveau in der Chirurgie flächendeckend weiter zu steigern. Dank gilt auch der Unterstützung unserer treuen Industriepartner, mit denen wir seit vielen Jahren in einem offenen und konstruktiven Dialog stehen.

Wir wünschen jetzt allen BDC-Mitgliedern ein erfolgreiches Fort- und Weiterbildungsjahr 2025 und laden alle ein, die BDC|Akademie durch neue Ideen mit zu gestalten und somit auch weiter zu entwickeln.

Prof. Dr. Dr. h.c. H.-J. Meyer
Präsident des BDC

Prof. Dr. W. Schröder
Leiter der BDC|Akademie

 

HIER gehts zum neuen Jahresprogramm der BDC-Akademie,

Sofort buchen.

 

Akademie aktuell: Wechsel in der stellvertretenden Leitung der BDC|Akademie

Mit dem neuen Jahresprogramm 2025 wird es in der Akademieleitung einen Wechsel geben. Frau Professor Dr. Julia Seifert und Professor Dr. Paul Michael Hahn scheiden als stellvertretende Akademieleiter aus, ihnen folgt Professor Dr. Benedikt Johannes Braun.

Professorin Seifert ist seit vielen Jahren eng mit dem BDC verbunden und kennt unseren Verband nicht zuletzt durch ihre Vizepräsidentschaft von 2013 bis 2019 bis in kleinste Detail. Sie hat über viele Jahre die unfallchirurgischen Akzente im BDC und der Akademie gesetzt. Aufgrund ihrer vielfältigen Verpflichtungen als leitende Oberärztin am BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin und den verschiedenen Gremienarbeiten, unter anderem in der KRINKO des Robert-Koch Institutes, hat Frau Seifert sich letztendlich entschieden, von ihrem Amt als stellvertretende Akademieleiterin zurückzutreten. Sie bleibt mit dem BDC in ihrer Funktion als beratendes Mitglied im erweiterten BDC-Vorstand verbunden, zusätzlich wird sie weiter unfallchirurgische Facharztseminare für den BDC organisieren und leiten. Es bleibt daher zu befürchten, dass die begeisterte Alpinistin auch weiterhin nicht genügend Zeit für diese große Leidenschaft haben wird – die BDC|Akademie würde es ihr jedenfalls wünschen.

Anders bei Professor Hahn, der nach 23-jährigem Berufsleben als Chefarzt der Unfallchirurgischen Klinik Bremen Mitte, den wohlverdienten Ruhestand erreicht hat und damit auch gleichzeitig sein Amt in der BDC|Akademie als stellvertretender Leiter und Seminarleiter verschiedener Osteosynthese-Kurse und D-Arzt Fortbildungen niederlegt. Der gebürtige Norddeutsche hat in seiner langen Laufbahn so manche Entwicklung miterlebt und mitgestaltet, vom ersten Trauma-Zentrum bis zu den Endoprothesen. Doch alles hat seine Zeit und jetzt ist Zeit für andere Aktivitäten. Der passionierte Unfallchirurg wird wohl weiter bohren und schrauben, jetzt aber an seinem Oldtimer und seiner Harley-Davidson.

Mit dem Ausscheiden von Professorin Seifert und Professor Hahn aus der Akademieleitung war vorgegeben, dass Ihnen jemand mit Schwerpunkt in der Unfallchirurgie/Orthopädie folgen muss. Die Wahl fiel hier nicht schwer. Professor Benedikt Braun, gegenwärtig leitender Oberarzt an der Unfallchirurgischen Klinik der Universität Tübingen, ist seit vielen Jahren für den BDC in Sachen Nachwuchsförderung als stellvertretender Leiter des BDC-Themenreferats „Nachwuchs und Karrieregestaltung“ unterwegs. Darüber hinaus ist er einer der fünf Moderatoren des BDC Podcast „Surgeon Talk“ – das Motto des ebenfalls aktiven Bergsteigers: „Mit Spaß geht’s leichter!“ Ein erstes Projekt in seiner neuen Funktion wurde schon auf den Weg gebracht: „Fraktur im Fokus“ ist eine innovative Webinar-Reihe, die ab Januar 2025 monatlich erscheint und in einem niederschwelligen, interaktiven Format praktizierenden Unfallchirurg:innen ein Update der häufigen Frakturen liefern soll.

Die BDC|Akademie und der gesamte Vorstand des BDC sind Professorin Seifert und Professor Hahn für ihr besonderes Engagement in der Fort-und Weiterbildung zu großem Dank verpflichtet. Beide haben maßgeblich das Programm in der Unfallchirurgie/Orthopädie mitgestaltet und entwickelt– keine leichte Aufgabe in Anbetracht großer Konkurrenz auf dem Markt und nicht immer einfacher berufspolitischer Umstände. Die BDC|Akademie freut sich jetzt auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit Professor Braun und die Entwicklung weiterer unfallchirurgischer und orthopädischer Angebote in Fort- und Weiterbildung.

Prof. Dr. Julia Seifert
Präsidiumsmitglied im BDC
Stellv. Leiterin Deutsche Akademie für Fort- und Weiterbildung des BDC
ABS-Expertin und Hygienebeauftragte Ärztin
Vorsitzende Interdisziplinäre Sektion Krankenhaus- und Praxishygiene der DGKH
Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
Unfallkrankenhaus Berlin

Julia.Seifert@ukb.de

Prof. Dr. med. Michael Paul Hahn
Stellv. Leiterin Deutsche Akademie für Fort- und Weiterbildung des BDC
Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
Klinikum Bremen Mitte gGmbH
Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Göttingen

Michael.Paul.Hahn@klinikum-bremen-mitte.de

 

 

Schröder W, Burgdorf F, Meyer HJ: Wechsel in der stellvertretenden Leitung der BDC|Akademie. Passion Chirurgie. 2024 Dezember; 14(12/IV): Artikel 04_01.

Akademie aktuell: Ein guter Grund für Fortbildung in Präsenz

Die BDC|Akademie bietet mit mehr als 200 Veranstaltungen jedes Jahr Chirurg:innen ein breites Spektrum an Fort- und Weiterbildung an, dies in unterschiedlichsten Formaten angepasst an die jeweiligen Zielgruppen und die zu vermittelnden Inhalte. Oft ist die Entscheidung, eine Veranstaltung in Präsenz oder Online durchzuführen, eine schwierige Entscheidung und beide Formate gehören heute in das Portfolio großer Akademien. Aber: Die oft schon tot geglaubten Präsenzveranstaltungen sind und bleiben auch weiterhin ein fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders und das aus gutem Grunde.

Zum einen lassen sich viele Inhalte der Fort-und Weiterbildung nicht online vermitteln, sie müssen im OP, dem entscheidenden Arbeitsplatz der Chirurgie, gesehen, erlebt und unmittelbar besprochen werden. Und das im kleinsten Kreis von Experten und ihren Lernenden. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Workshop „Viszeralchirurgie Kompakt: Rektum- und Analchirurgie“, der am 28.-29. November 2024 in Recklinghausen stattfindet und nach wenigen Wochen der Bewerbung bereits ausgebucht war. Frau PD Dr. Gabriele Böhm, die neue Chefärztin der Klinik für Koloproktologie im Stiftungsklinikum PROSELIS gGmbh Recklinghausen, hat das Programm so konzipiert, dass es genau diese Anforderungen erfüllt. Moderne OP-Techniken der Koloproktologie werden live einem kleinen Kreis Interessierter zugängig gemacht.

Zum anderen gehört zum Lernen nicht nur die reine Wissensvermittlung, sondern auch der direkte Austausch mit Kolleginnen und Kollegen außerhalb der Hörsäle und Seminarräume. Gleichgesinnte hören die Geschichte hinter der Geschichte, um zu erfahren, dass der reale Arbeitsalltag in vielen Kliniken nicht immer mit referierten Daten und Fakten auf gut präsentierten Powerpoint-Folien übereinstimmt. Und gerade dieser Mehrwert der informellen Kommunikation fördert und trägt die chirurgische Community. Ein exzellentes Beispiel hierfür ist das Brandenburger Update Viszeralchirurgie, welches bereits zum 15. Mal im Juni dieses Jahres am Döllnsee unter der wissenschaftlichen Leitung Prof. Dr. Frank Marusch und Prof. Dr. Stephan Gretschel stattfand. Ein Ambiente ohne Ablenkung vom eigentlichen Thema, aber doch ein Ort zum Entspannen, ein bewusst moderates Preisniveau sowie eine exzellente Zusammenstellung von Vorträgen und Referenten zu aktuellen Themen sind die Essenz dieser Erfolgsgeschichte. Der Zusammenhalt der Brandenburger Chirurginnen und Chirurgen ist zu spüren, bis in den späten Abend und so waren nicht nur alle Plätze dieser zweitägigen Veranstaltung wieder einmal ausgebucht, sondern auch der chirurgische Nachwuchs fand den Weg an den historischen Döllnsee.

Zwei Beispiele, die den Stellenwert guter chirurgischer Fort- und Weiterbildung in Präsenz aufzeigen. Überlegen auch Sie, ein Fortbildungskonzept – online oder in Präsenz – in die Tat umzusetzen und Ihre eigene Erfolgsgeschichte zu schreiben? Unsere BDC|Akademie ist für jede Idee in allen möglichen Formaten und für jede Zielgruppe offen. Es ist macht uns großen Spaß, sie mit unserer langjährigen Erfahrung auf diesem Gebiet zu beraten und in der Umsetzung ihrer Idee dann auch zu unterstützen. Sprechen Sie uns an.

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Schröder W, Burgdorf F: Ein guter Grund für Fortbildung in Präsenz. Passion Chirurgie. 2024 November; 14(11): Artikel 04_01.

Wundmanagement als Fortbildung neu gedacht

Wenn ein Thema in die Chirurgie gehört und chirurgischer nicht sein kann – dann alles rund um das Wundmanagement. Denn es vergeht praktisch kein Arbeitstag, an dem wir Chirurgen:innen nicht in irgendeiner Form Wunden beurteilen und behandeln müssen. Nicht nur, weil wir mit jedem operativen Eingriff in der Chirurgie Wunden setzen, sondern auch, weil traumatisch bedingte und chronische Wunden zum täglichen Geschäft einer jeden chirurgischen Ambulanz und Station gehören. Ist doch klar, dass wir bei einem so wichtigen Thema alle Experten sind und unterschreiben, dass die Chirurgie ohne ein gutes Wundmanagement nicht bestehen kann. Was zunächst selbstverständlich klingt, erweist sich spätestens beim zweiten Blick als ein Gebiet mit Nachholbedarf. Sind wir wirklich immer sicher, welches moderne Wundmaterial mit welcher Rationalen bei chronischen Wunden oder einer komplizierten Wundheilung zum Einsatz kommen sollte? Grund genug, das Thema noch einmal auf unsere persönliche Fortbildungsagenda zu nehmen.

AMBOSS hat sich zusammen mit der BDC|Akademie auf den Weg gemacht und dieses Thema als Fortbildung neu gedacht. Und das in einem Format, welches sich bei vielen anderen AMBOSS-Produkten bereits bewährt hat. 100% online und damit zeitlich und örtlich flexibel zu bearbeiten, hochwertige Qualität der Präsentation mit praxisnaher Darstellung direkt aus der Patientenversorgung und am Ende noch CME zertifiziert. Nicht ohne Grund nutzen 75 % der jungen Assistenzärzt:innen gegenwärtig dieses AMBOSS-Konzept.

Das Ziel dieser Fortbildung ist einfach formuliert. Es geht um die Verbesserung der Wundversorgung auf allen Versorgungsebenen und das für alle, die in ihrer täglichen medizinischen Routine mit Wunden zu tun haben. Mit diesem Anspruch haben die Chirurgin und Ärztliche Wundexpertin (ICW) Dr. Iris Schumacher sowie die Gesundheits- und Krankenpflegerin und Fachtherapeutin Wunde (ICW) Rebecca Wiezcorek diese Fortbildung aufwendig konzipiert. Beide Expertinnen sind seit vielen Jahren speziell im Wundmanagement tätig. Das finale Produkt ist überzeugend und das erste seiner Art auf dem Markt.

In sieben Modulen wird das breite Spektrum des Wundmanagement aufgearbeitet. Wundbeurteilung mit Fotodokumentation von akuten und chronischen Wunden und eine übersichtliche Gliederung der eingesetzten Wundprodukte sind vermitteltes Grundlagenwissen im ersten Modul. Weitere Module adressieren arteriell und venös bedingte Wunden mit ihren zugrundeliegenden Erkrankungen, den Dekubitus und postoperative Wundheilungsstörungen. Den Schlusspunkt bildet ein Kapitel über das Einmaleins der Verordnungen. Jedes Modul enthält ein praxisnahes Video von 15 bis 25 Minuten Länge und wird ergänzt durch relevante Kapitel aus der AMBOSS Online-Bibliothek. Mit der Beantwortung von zehn CME Fragen kann die eigene Kompetenz überprüft und mit CME Punkten zertifiziert werden.

Mal ehrlich gefragt – warum nicht die Möglichkeit dieses gezielten Updates nutzen, auch um dieses wichtige Thema geräuschlos wieder von unserer persönlichen Fortbildungsagenda streichen zu können? Ein Versuch ist es mit diesem Angebot sicherlich wert.

Hier geht´s zum BDC-Mitgliedervorteil für die Online-Fortbildung auf AMBOSS: Mitgliedervorteil

Link: https://go.amboss.com/BDC-Wundversorgung

Schröder W: Wundmanagement als Fortbildung neu gedacht. Passion Chirurgie. 2024 Juni; 14(06/II): Artikel 04_01.

Akademie aktuell: Keine Selbstverständlichkeit – 17 Jahre Engagement für den BDC!

Zum letzten Mal führte Seminarleiter Professor Dr. Thomas Steinmüller im März fünf Tage lang durch das Facharztvorbereitungsseminar Allgemein- und Viszeralchirurgie des BDC in Berlin. Anlass genug, dass Professor Schröder, der Leiter der BDC|Akademie, nach Berlin kam, um ihm am Beginn des Seminars für sein herausragendes Engagement für chirurgische Fortbildung zu danken und ihn offiziell zu verabschieden. Das Seminar selbst ist ein wichtiges Element in der Vorbereitung auf die Facharztprüfung für Allgemein- und Viszeralchirurgie und wird auch gerne als Refresher-Kurs für Fachärzte und Fachärztinnen genutzt. Rund 40 Teilnehmende haben diese letzte Chance genutzt, von Professor Steinmüllers langjähriger chirurgischer Erfahrung etwas mitzunehmen.

Seit fast 17 Jahren engagierte sich Prof. Steinmüller für die BDC|Akademie und bereitete in dieser Zeit mehr als 1.300 angehende Fachärztinnen und -ärzte auf die Facharztprüfung vor. Außerdem war er Seminarleiter des Kurses „Viszeralchirurgie Kompakt – Endokrine Chirurgie“ der BDC|Akademie. Professor Steinmüller ist seit 2006 Chefarzt an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie an den DRK Kliniken Berlin Westend und wurde unter anderem für die onkologische Abdominal- und Schilddrüsenchirurgie ausgezeichnet. Auch an der Einführung zahlreicher minimalinvasiver Verfahren war Professor Steinmüller an seiner Klinik maßgeblich beteiligt, beispielsweise der retroperitoneoskopischen Resektion der Nebenniere.

Wir sind überaus dankbar für Professor Steinmüllers konstante und unermüdliche Arbeit für den BDC und seinen herausragenden Einsatz für die Chirurgie! Dieses Engagement ist keine Selbstverständlichkeit!

Mit diesem letzten Seminar wurde der Staffelstab nun an seinen Kollegen Professor Dr. Gero Puhl übergeben, der mit ihm seit 2022 das Team der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie der DRK Kliniken Berlin Westend leitet. Professor Puhl ist renommierter Abdominalchirurg mit ausgewiesenem Schwerpunkt in der minimalinvasiven und roboterassistierten Chirurgie. Die BDC|Akademie freut sich auf die Zusammenarbeit.

Zu den Veranstaltungen der BDC|Akademie…

Abb. 2, 3: Professor Steinmüller und Professor Schröder auf dem Seminar

Zur Person

Prof. Dr. med. Thomas Steinmüller
Facharzt für Chirurgie
Senior Consultant
Klinik für Allgemein-,
Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie
DRK Kliniken Berlin Westend

Chirurgie+

Schröder W, Kunze C: Keine Selbstverständlichkeit – 17 Jahre Engagement für den BDC! Passion Chirurgie. 2024 Mai; 14(05): Artikel 04_01.

Prähabilitation – ein Konzept des perioperativen Managements mit Potential

Ein wesentliches Ziel der onkologischen Chirurgie besteht darin, die postoperative Morbidität eingriffsspezifisch so weit als möglich zu reduzieren. Hiermit sollen nicht nur die unmittelbare Lebensqualität der Patienten, sondern auch das onkologische Outcome verbessert werden. Zum einen ist für multiple Tumorentitäten nachgewiesen, dass die Rate postoperativer Komplikationen das Überleben direkt negativ beeinflusst, zum anderen werden signifikant weniger adjuvante Therapien nach komplikativen postoperativen Verläufen durchgeführt.

Gegenwärtig werden verschiedene wissenschaftliche Ansätze zur Reduktion der postoperativen Morbidität untersucht. Hierzu gehören insbesondere die geeignete Selektion von Patienten für spezifische Eingriffe sowie die Zentralisierung komplexer chirurgischer Prozeduren auf spezialisierte Standorte. Aber auch das perioperative Management selbst zielt unmittelbar auf eine Reduktion postoperativer Komplikationen ab. Intraoperativ haben sich in vielen Bereichen der onkologischen Chirurgie minimalinvasive Operationstechniken durchgesetzt, während postoperativ zunehmend sog. Fast-track-Konzepte mit diesem Ziel implementiert werden. Die Prähabilitation verfolgt dagegen den Ansatz, bereits präoperativ komplikationsträchtige Organdysfunktionen zu identifizieren, vor dem geplanten Eingriff zu konditionieren und so die Leistungsfähigkeit des Patienten vor dem Operationstrauma zu steigern. „Fit for surgery“ ist der Leitsatz dieses interdisziplinären Grundgedankens.

Im Folgenden soll in einem kurzen Überblick der aktuelle Wissenstand zur Prähabilitation hinsichtlich seiner Rationalen, praktischen Durchführung und gegenwärtigen Evidenz zusammengefasst werden.

Definition und Rationale der Prähabilitation

Unter Prähabilitation wird im Allgemeinen ein präoperatives Behandlungskonzept verstanden, welches nach Untersuchung der einzelnen Organfunktionen verschiedene Übungen, Interventionen und Lifestyle-Modifikationen umfasst, die auf eine Verbesserung der präoperativen funktionellen Kapazität und damit eine Reduktion der postoperativen Morbidität abzielen.

Damit wird deutlich, dass Prähabilitation ein auf den spezifischen operativen Eingriff bezogenes Behandlungskonzept ist, welches sich an den Organdysfunktionen des individuellen Patienten orientiert. „One size does not fit all“ ist die Richtschnur der Prähabilitation. Ein junger gesunder Patient, der zur Versorgung eines Leistenbruchs ansteht, bedarf keiner Prähabilitation. Eine ältere, adipöse Patientin mit geplantem Hüftgelenksersatz wird von einer physiotherapeutischen Prähabilitation möglicherweise profitieren. Ein Patient mit Ösophaguskarzinom mit eingeschränkter pulmonaler Funktion und relevantem Gewichtsverlust weist vor geplanter Ivor-Lewis-Ösophagektomie ein erhebliches Potential zur Prähabilitation auf.

Prähabilitationskonzepte finden mittlerweile in fast allen chirurgischen Fachdisziplinen Anwendung. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der onkologischen Chirurgie, da hier besonders häufig ältere Patienten mit multiplen Komorbiditäten behandelt werden. In einer aktuell publizierten, populationsbasierten Kohortenstudien konnte gezeigt werden, dass nach elektiven, großen chirurgischen Eingriffen („Major Surgery“) das 1-Jahres-Überleben signifikant mit dem Lebensalter des Patienten korreliert und Patienten > 80 Jahre eine kumulative Mortalität von 20 % aufweisen [1]. Diese exemplarisch aufgeführten Daten werden durch andere organbezogene Untersuchungen unterstrichen. Sie stellen die Rationale eines Prähabilitationskonzeptes. Die Idee der Prähabilitation basiert auf einer Stärkung der eingeschränkten Altersphysiologie vor dem operativen Trauma, welche in der postoperativen Phase dann zu einer schnelleren Rekonstitution des initialen Gesundheitszustandes führt, (s. Abb. 1) [2]. Aus pathophysiologischer Sicht erscheint es plausibel, dass postoperative „Fast-track“-Konzepte hier synergistische Effekte aufweisen, dieser Zusammenhang wurde bisher aber noch nicht weiter untersucht.

Abb. 1: Konzept der Prähabilitation (modifiziert nach [2])

Konzepte der Prähabilitation

Der Patientenpfad zur Prähabilitation umfasst in der Regel vier unterschiedliche Phasen:

  1. die Selektion der Patientengruppe (Screening),
  2. die Einschätzung der vorhandenen funktionellen Kapazität (Assessment),
  3. die eigentliche Behandlung (Intervention) und
  4. die Beurteilung der erzielten Verbesserung (Re-Assessment).

Die Selektion der zu behandelnden Patienten orientiert sich an der eingriffsspezifischen Morbidität und dem individuellen Potential zur Verbesserung. Im Assessment sind gebräuchliche Scores des Allgemeinzustandes wie ASA oder ECOG nicht ausreichend differenziert, um die individuell eingeschränkte Leistungsfähigkeit exakt zu definieren. Hier werden stattdessen häufig der 6-Minuten-Gehtest oder auch zunehmend der Frailty-Score eingesetzt. Frailty ist definiert als ein multidimensionales geriatrisches Syndrom, gekennzeichnet durch den Verlust von individuellen physiologischen Reserven sowie eine erhöhte Vulnerabilität gegenüber internen und externen Stressoren. Zur Evaluation umfasst die Frail-Scale modifiziert nach Fried die Faktoren Gewichtsverlust, Erschöpfung, körperliche Aktivität, Gehgeschwindigkeit und Handkraft. Der resultierende Score unterteilt die Patienten dann in die Kategorien „robust“, „prefrail“ und „frail“. Der Score wurde in multiplen Beobachtungsstudien validiert und korreliert signifikant mit der postoperativen Mortalität [1, 3]. Bei thorakalen Eingriffen ist dazu die präoperative Evaluation der Lungenfunktion mittels Spirometrie obligat. Zentraler Baustein des präoperativen Assessments ist die Beurteilung des Ernährungsstatus. Hier gibt der Body Mass Index (BMI) eine erste orientierende Einschätzung, da unter- und übergewichtige Patienten oft ein schlechteres postoperatives Ergebnis aufweisen. Zunehmende Anwendung findet der Nutritional Risk Index (NRI), der in einem Vor- und Hauptscreening die Störung des Ernährungszustands über den Gewichtsverlust (in % des Körpergewichts/Zeit), die Schwere der Grunderkrankung sowie das Alter des Patienten dokumentiert. Der finale Score kann ein Ernährungsrisiko identifizieren und eine individuelle Ernährungsberatung empfehlen. Für einen Patienten > 70 Jahre mit einer onkologischen Grunderkrankung sowie einem Gewichtsverlust von > 5 % des Körpergewichts in zwei Monaten wird diese Empfehlung bereits ausgesprochen. Von zunehmender prognostischer Bedeutung ist auch die Sarkopenie, die den altersbedingten Verlust an Muskelmasse und -funktion beschreibt. Zur Bemessung der Sarkopenie wird im CT-Abdomen auf Höhe des dritten Lendenwirbelkörpers exemplarisch der Querschnitt des M. psoas in mm² berechnet und mit Referenzwerten für Männer bzw. Frauen verglichen. Insgesamt ist zu beachten, dass Mangelernährung, Frailty und Sarkopenie oft kombiniert zu beobachten sind, dies aber nicht zwingend der Fall sein muss.

Nach dem Assessment folgt die eigentliche Intervention, die in den gegenwärtigen Prähabilitationskonzepten vier Bereiche umfasst [2, 4]. Hierzu gehören

  1. körperliche (zumeist anaerobe) und spirometrische Übungen zur Verbesserung der Muskelkraft und funktionellen Lungenkapazität, damit einhergehend
  2. die Optimierung und Anpassung der Ernährung. Begleitet wird dieses Programm von einem
  3. kognitiven Training zur Verbesserung der Resilienz durch Relaxationsübungen oder auch eine psychoonkologische Betreuung sowie
  4. Lifestyle-Modifikationen, die in erster Linie den Verzicht auf Nikotin und Alkohol umfassen.

Für jeden Patienten wird in diesen vier Bereichen ein individuell angepasstes Trainingsprogramm durch ein interdisziplinäres Team aus Internisten/Chirurgen, Physiotherapeuten, Ernährungsmedizinern und Psychotherapeuten zusammengestellt, welches für wenigstens vier Wochen vor dem geplanten Eingriff durchgeführt werden sollte [4]. Diese Vorgaben verdeutlichen den hohen personellen und organisatorischen Aufwand dieser Programme. Im Re-Assessment werden die angewandten Testverfahren wiederholt, um eine Verbesserung der diagnostizierten Organdysfunktionen durch das gezielte Trainingsprogramm zu dokumentieren.

Aktuelle Evidenz der Prähabilitation

In 2023 wurde von der AWMF in der S3-Leitlinie Perioperatives Management bei gastrointestinalen Tumoren (POMGAT) die aktuelle Evidenz zur Prähabilitation publiziert [5]. Diese Leitlinie analysierte die Parameter Mortalität, Gesamt-Komplikationen, pulmonale Komplikationen, Verweildauer im Krankenhaus und auf der Intensivstation sowie Lebensqualität. Die Ergebnisse wurden neben der Betrachtung des Gesamtkollektivs zusätzlich in definierte Risikogruppen stratifiziert. Für keine der untersuchten Outcome-Variablen konnte ein Effekt nachgewiesen werden. Lediglich die pulmonalen Komplikationen wurden wahrscheinlich durch die Prähabilitation im gesamten Kollektiv positiv beeinflusst. Dazu ließ sich bei den Gesamt-Komplikationen ein möglicher Effekt für einzelne Risikokollektive annehmen. Die Ergebnisse der Leitlinie wurden in einer aktuellen Publikation bestätigt, welche die bisher publizierten systematischen Reviews und Metaanalysen in einem sog. Umbrella-Review zusammenfasst [6]. Zusammenfassend ist der Nutzen einer Prähabilitation auf das postoperative Outcome gegenwärtig also nicht sicher nachzuweisen. Die Studienlage bleibt zurzeit aber auch noch schwach. Die Studienpopulationen sind inhomogen gewählt und die untersuchten Risikogruppen unzureichend definiert (patient selection). Dazu weisen die eingeschlossenen Studien sowohl eine mangelnde Konsistenz der Prähabilitations-Programme (intervention design and duration), eine mangelnde Überprüfung der Umsetzung (compliance/adherance) sowie abweichende primäre Outcome-Parameter auf.

Exemplarisch für eine gut geplante und durchgeführte Studie steht eine aktuell publizierte Untersuchung, welche randomisiert 251 Patienten mit kolorektalem Karzinom vor minimalinvasiver Resektion in einem randomisierten Studiendesign mit und ohne 4-wöchige multimodale Prähabilitationsintervention einschloss (PREHAB Trial) [7]. Primäre Endpunkte waren die postoperativen Komplikationen gemessen als Comprehensive Complication Index (CCI) sowie der 6-Minuten-Gehtest. Auch wenn sich durch das Trainingsprogramm der 6-Minuten-Gehtest vier Wochen postoperativ in der Interventions- gegenüber der Kontrollgruppe nicht unterschied, war die Anzahl der schweren Komplikationen (CCI > 20) signifikant geringer bei Patienten mit Prähabilitationsprogramm. Weitere Studien dieser Konzeption sind notwendig, um den Benefit eines multimodalen Prähablilitationsprogramms für spezifische Eingriffe und Risikokohorten verlässlich zu bewerten.

Zusammenfassung

Die Prähabilitation umfasst jede Form von präoperativer Intervention, die darauf abzielt, altersbedingte Organdysfunktionen zu konditionieren und damit die postoperative Rekonvaleszenz zu verkürzen. Prähabilitationsprogramme werden eingriffsspezifisch an das individuelle Ausgangsniveau des Patienten angepasst. Das mindestens vierwöchige Training selbst ist multimodal konzipiert und umfasst in der Regel vier Bereiche: physisches Training, Ernährungsumstellung, kognitives Training und Lifestyle-Modifikationen. Der Prähabilitation wird ein großes Potential zugeschrieben, die peri- und postoperative Morbidität zu senken. Die aktuelle Evidenz kann aufgrund mangelnder Studienqualität jedoch noch keinen sicheren Benefit dokumentieren.

Literatur

[1]   Gill TM, Wyk BV, Summer LL, et al.. Population-Based Estimates of 1-Year Mortality After Major Surgery Among Community-Living Older US Adults. JAMA Surg. 2022;157(12):e225155. doi:10.1001/jamasurg.2022.5155
[2]   Charlotte J.L. Molenaar, Nicole E. Papen-Botterhuis, Florian Herrle and Gerrit D. Slooter. Prehabilitation, making patients fit for surgery – a new frontier in perioperative care. Innov Surg Sci 2019; 4(4): 132–138
[3]   Patrick R. Varley, Dan Buchanan, Andrew Bilderback, Mary Kay Wisniewski, et al.. Association of Routine Preoperative Frailty Assessment With 1-Year Postoperative Mortality. JAMA Surg. 2023;158(5):475-483. doi:10.1001/jamasurg.2022.8341
[4]   June F. Davis, Stefan J. van Rooijen, Chloe Grimmett, Malcom A. West, et al. From Theory to Practice: An International Approach to Establishing Prehabilitation Programmes. Current Anesthesiology Reports (2022) 12:129–137
[5]   Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Perioperatives Management bei gastrointestinalen Tumoren (POMGAT), Langversion 1.0, 2023, AWMF-Registernummer: 088-010OL
[6]   Daniel I. McIsaac, Marlyn Gill, Laura Boland, Brian Hutton, Karina Branje, et al.. Prehabilitation in adult patients undergoing surgery: an umbrella review of systematic reviews. British Journal of Anaesthesia, 128 (2): 244e257 (2022)
[7]   CJL Molenaar, EM Minnella, Miquel Coca-Martinez, et al.. Effect of Multimodal Prehabilitation on Reducing Postoperative Complications and Enhancing Functional Capacity Following Colorectal Cancer Surgery. The PREHAB Randomized Clinical Trial. JAMA Surg. doi:10.1001/jamasurg.2023.0198

Schröder W, Fuchs H: Prähabilitation – ein Konzept des perioperativen Managements mit Potential. Passion Chirurgie. 2024 Januar/Februar; 14(01/02): Artikel 03_01.

Das neue BDC|Akademie-Programm 2024

Herzlich willkommen zu einem neuen Jahr chirurgischer Fort- und Weiterbildung zusammen mit der BDC|Akademie des Berufsverbands der Deutschen Chirurgie e.V.

Wir freuen uns, unseren Mitgliedern und allen chirurgisch Interessierten ein Programm anzubieten, das neben lang bewährten „Klassikern“ der Fort- und Weiterbildung auch wieder neue Präsenz- und Online-Angebote präsentiert.

Eine Veränderung ist offensichtlich und notwendig. Das Jahresprogramm steht nicht mehr nur im gewohnten Printformat, sondern online über verschiedene Medien zur Verfügung, dies als ein Zeichen, dass der gegenwärtige wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Wandel in unserem Land mittlerweile auf allen Ebenen, auch in der BDC|Akademie, angekommen ist. Andere Aspekte aber sind entscheidender. Der Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitssystem verhindert längere Abwesenheiten für Fort- und Weiterbildung im niedergelassenen und stationären Bereich, ein Umstand, der zusammen mit einem veränderten Anmeldeverhalten die Planung und Durchführung, insbesondere von Präsenzveranstaltungen, deutlich schwieriger macht. Die Diskussion um das optimale Format einer Fortbildung steht daher im Fokus. Mehrere Treffen mit zahlreichen Seminarleiter:innen haben jedoch ein eindeutiges Votum ergeben, nämlich dass Angebote in Präsenz für den direkten Austausch aller Beteiligten unverzichtbar sind und bleiben. Das sieht auch die jüngere Generation der Chirurg:innen so.

Es besteht also die Herausforderung, einen akzeptierten Mix zwischen Online- und Präsenzformaten anzubieten, der nicht nur das individuelle Lernverhalten, sondern auch die aktuellen Erfordernisse in den Kliniken berücksichtigt. Dieser Spagat der Programmgestaltung ist nicht innerhalb eines Jahres umzusetzen, sondern vielmehr als kontinuierlicher Prozess zu verstehen. Neben mittlerweile vielfältigen Online-Veranstaltungen in allen Fort- und Weiterbildungsgruppen ist die BDC|eAkademie mit zwei Webinar-Reihen und einem eigenen Podcast gut aufgestellt. Insbesondere der Podcast „Surgeon Talk“ findet wachsenden Zuspruch und damit auch Interesse bei den Sponsoren der Industrie. Eine der Kernaufgaben der BDC|Akademie bleibt aber, wie auch in diesem Jahr, immer wieder innovative Formate mit neuen Inhalten und mit verschiedenen Kooperationspartnern voranzutreiben und auf dem Markt zu erproben.

An dieser Stelle bedankt sich die BDC|Akademie bei allen, die an der Gestaltung des Jahresprogramms 2024 mitgewirkt haben, ganz besonders bei den Seminarleiter:innen und den Referent:innen, aber auch bei unseren Partnern in der Industrie, die ebenfalls vor großen Herausforderungen bei zunehmender Bürokratie, der zwingenden Wirtschaftlichkeit und notwendigen Innovation stehen. Nur ein vertrauensvoller Austausch in beiderlei Interessen ist hier zielführend.

In diesem Sinne möchten wir alle Chirurg:innen motivieren, die anstehenden Veränderungen im kommenden Fort- und Weiterbildungsjahr nicht als Bürde, sondern als Chance für eine Neugestaltung zu verstehen, und laden alle herzlich ein, sich gemeinsam mit dem BDC hierbei einzubringen.

HIER gehts zum neuen Jahresprogramm der BDC-Akademie,

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Akademie Aktuell: Im Herbst startet das Programm „Basis Surgery – Learn and Chat“

Die BDC|Akademie und AMBOSS präsentieren ein innovatives Blended-Learning-Programm

Mit dem innovativen Format Learn and Chat lernen junge Chirurgen und Chirurginnen, Basiswissen nicht nur sicher zu beherrschen, sondern auch souverän zu kommunizieren.

Das Seminarprogramm besteht aus drei Bausteinen: Am 17. und 18. Oktober 2023 richtet die BDC|Akademie ein zweitägiges Präsenzseminar in Berlin aus, inklusive realistischer Patient:innen-Fälle, Fallpräsentationen in Kleingruppen und Diskussion mit erfahrenen Chirurg:innen.

Zur Vor- und Nachbereitung des Präsenzseminars der BDC|Akademie erhalten Seminarteilnehmenden zwei Monate kostenfreien Zugang zu einem für die Kooperation geschaffenen AMBOSS Lernplan „Basis Surgery – Learn and Chat”. In den zwei Monaten können die Seminarteilnehmenden auch alle anderen Wissensinhalte auf der AMBOSS Plattform in ihrem klinischen Alltag nutzen. Schwerpunktthemen des Lernplans: Basic Skills, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Screenshot vom Lernplan

„Nach dem intensiven und abwechslungsreichen Präsenzseminar sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fit für die Oline-Prüfung, die sie bequem von zu Hause ablegen können”, erklärt Professor Schröder. Die Prüfung findet auf der AMBOSS-Plattform statt. In sechzig Multiple-Choice-Fragen wird das gelernte Wissen mit direktem Bezug zu den im Präsenzseminar bearbeiteten Fällen abgefragt.

Wissenschaftliche Leitung:

  • BDC|Akademie: Prof. Dr. Wolfgang Schröder
  • AMBOSS: Dr. Lena Rivera Cerezo

Die Anmeldung erfolgt über die BDC|Akademie.

Schröder W: Im Herbst startet erstmals das Programm „Basis Surgery – Learn and Chat“. Passion Chirurgie. 2023 Juli/August; 13(07/08): Artikel 04_02.

Weitere Artikel zum Thema finden Sie auf BDC|Online (www.bdc.de) unter der Rubrik Wissen | Aus-, Weiter- und Fortbildung | Akademie Aktuell.