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Eine neue Stufe der chirurgischen Weiterbildung in Ruanda wurde erreicht

„Nun endlich!“ Die Corona-Pandemie hatte die CHIRURGEN FÜR AFRIKA in den letzten beiden Jahren gezwungen, den seit langem geplanten, sechsten humanitären Einsatz in Ruanda immer wieder zu verschieben. Ein diesmal deutlich kleineres deutsches OP-Team der CHIRURGEN FÜR AFRIKA machte sich dann schließlich am 21. April 2022 auf den Weg nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Durch die Unterstützung der Botschaft Ruandas in Deutschland, insbesondere dem Botschafter, seiner Exzellenz Herrn Igor Cesar, wurde diese Reise und die Einfuhr von großzügigen Sachspenden problemlos ermöglicht. Das 5-köpfige OP-Team 2022 (Dr. Ralph Lorenz – Chirurg aus Berlin, PD Dr. Joachim Conze – Chirurg aus München, Dr. Stefan Erdmenger – Anästhesist aus Berlin, Petra Woelki – leitende OP-Schwester aus Starnberg und Susan Fritzsche – leitende Anästhesieschwester aus Starnberg) hatte in diesem Jahr dank einer großer Spendenaktion Sachspenden im Wert von mehr als 150.000 € (vorwiegend Hernien-Netze) zum Verbleib in Ruanda mit in ihrem Gepäck.

Seit 2016 entwickelten die CHIRURGEN FÜR AFRIKA zusammen mit der Partnerorganisation Operation Hernia einen hernienchirurgischen Basiskurs. In diesem Jahr wurde nunmehr eine weitere Stufe der Weiterbildung mit einem Train-the-Trainer-Kurs erreicht und erfolgreich durchgeführt. Alle Kursteilnehmer des Train-the-Trainer-Kurses hatten coronabedingt im Jahr 2021 bereits einen dreitägigen Online-Kurs via Zoom absolviert und wurden im April 2022 durch das OP-Team nunmehr vor allem praktisch und didaktisch weitergebildet.

Wie in den letzten Jahren erfolgt die Vorbereitung der humanitären Einsätze in enger Zusammenarbeit mit den beiden britischen Partnerorganisationen Operation Hernia mit Dr. Chris Oppong und Rwandan Legacy of Hope mit Pastor Osee Nvatuka. Durch die besondere Unterstützung von Prof. Faustin Ntirenganya, Koordinator der chirurgischen Weiterbildung in Ruanda aus der Universität CHUK Kigali und Dr. Deborah Abimana, ärztliche Direktorin des Nyarugenge Provincial Hospital in Kigali wurde dieses neue Kursformat vorbereitet und durchgeführt. Das vorbereitende theoretische Training fand am Freitag, den 22. April 2022 im Nyarugenge Provincial Hospital statt und umfasste sowohl chirurgische als auch didaktische Vorträge, die durch alle acht Teilnehmer im Anschluss evaluiert wurden (Tab.1):

Abb. 1: Chirurgen für Afrika

Abb. 2: Ankunft des OP-Teams in Kirgali

Abb. 3, 4: Der theoretische Kursteil am Nyarugenge District Hospital in Kigali

Abb. 5-8: Der praktische Kursteil im Kibagabaga Hospital in Kigali

Tab. 1: Evaluation der Vorträge des Train-the-Trainer-Kurses 2022 (*Schulnoten: 5-exzellent, 4-sehr gut, 3-gut, 2-genügend, 1-schlecht)

TOPIC

FACULTY

Ø Bewertung*

1

Objectives of Training of Trainers

Chris Oppong

4,625

2

Review of Anatomy of Groin

Ralph Lorenz

4,5

3

How to Communicate Effectively with Trainees

David Sedgewick

4,5

4

Hernia Training Model

Chris Oppong

4,25

5

The Role of Effective Feedback

Robert Munyaneza

4,625

6

Complications of Hernia Surgery 1 -Prevention

Joachim Conze

4,75

7

Complications of Hernia Surgery 2- Management

Joachim Conze

4,75

8

Managing The Poor Performer

David Sedgewick

4,0

9

How To Assess Trainee’s Competence

Ralph Lorenz

4,125

Von Montag, dem 25. April 2022 bis einschließlich Freitag, den 29. April 2022 wurden die acht Kursteilnehmer von den vier Tutoren in Kleinstgruppen im Kibagabaga Hospital in Kigali (PD Dr. Joachim Conze und Dr. Ralph Lorenz) und im CHUB Universitätsklinikum Butare (Dr. Chris Oppong und Dr. David Sedgwick) vor allem praktisch chirurgisch ausgebildet. Das deutsche Team hat am Kibagabaga Hospital in Kigali in dieser Woche insgesamt 40 Hernien-Operationen durchgeführt, davon wurden 26 Operationen von den Kursteilnehmern selbst unter der Supervision der Trainer durchgeführt. Im OP-Programm waren zahlreiche, auch ausgedehnte Leistenhernien (17 Skrotalhernien). Daneben gab es jedoch auch ganz besondere und auch komplexe Hernienfälle (inkarzerierte Littré Hernie, Amyand Hernie, Sigma-Gleithernie, komplexe Mehrfach-Rezidiv-Leistenhernie und ausgedehnte Unterbauch-Narbenhernie). Hauptfokus des Kurses liegt in der offenen Leistenhernien-Chirurgie und in der Vermittlung standardisierter Operationsverfahren, wie der Shouldice-Technik und der Lichtenstein-Technik. Bei den Ventralhernien wurden sowohl offene Naht- als auch Netzverfahren vermittelt. Alle Operationen verliefen ohne Komplikationen, die meisten Patienten wurden nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt bereits am ersten postoperativen Tag wieder nach Hause entlassen.

Nahezu alle Kursteilnehmer waren nach dem einwöchigen praktischen Training im Stande, viele Hernien-Operationen selbstständig durchzuführen und auch andere darin unterrichten zu können. Alle Kursinhalte wurden dabei stets auch durch die Teilnehmer, aber auch durch die Tutoren evaluiert. Die bisherigen Ergebnisse sind überaus vielversprechend, sodass einer Fortsetzung dieses nachhaltigen Kurses zur chirurgischen Weiterbildung in Ruanda nichts im Wege stehen sollte.

Zum Abschluss des Kurses fand am Freitagnachmittag, dem 29. April 2022 eine feierliche Übergabe der Zertifikate für alle Kursteilnehmer statt. Der Gesundheitsminister Ruandas Dr. Daniel Ngamije war leider kurzfristig verhindert und wurde durch Dr. Patrick Ndimubanzi aus dem Gesundheitsministerium Ruandas vertreten. Die CHIRURGEN FÜR AFRIKA übergaben in diesem Rahmen an jeden Kursteilnehmer dank der großzügigen Spenden im Vorfeld ein kleines „Starterpaket mit vielen Naht- und Netzmaterialien“.

Ein ganz besonderer Dank gebührt jedem einzelnen Teammitglied der CHIRURGEN FÜR AFRIKA, die sich im Vorfeld und bei der Umsetzung dieses Einsatzes engagierten und auch einen Teil ihres persönlichen Urlaubs für diesen nachhaltigen humanitären Einsatz investiert haben.

Wir freuen uns auf die Fortsetzung dieses neuen Weiterbildungsformats Anfang 2023.

Abb. 9: Das deutsche Team mit dem Vertreter des Gesundheitsministeriums Ruandas

Lorenz R: Train-the-Trainer-Kurs in Kigali im April 2022. Passion Chirurgie. 2022 Januar; 12(06): Artikel 09_01.

Autor des Artikels

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Dr. med. Ralph Lorenz

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