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Das Erfreulichste vorweg: Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen wächst allen Unkenrufen zum Trotz weiter und bewegt sich auf die stolze Zahl von fast 16.000 Mitgliedern zu. Besonders zu erwähnen ist die Steigerung des Anteils der Chirurginnen unter den Mitgliedern. Allein in diesem Jahr war jedes dritte Neumitglied eine Chirurgin. Hierin sieht der BDC natürlich einen Auftrag, sich noch intensiver um die spezifischen Belange der Kolleginnen in der chirurgischen Arbeitswelt zu kümmern.

Zu den wichtigsten Aufgaben des BDC gehört es, sich um den chirurgischen Nachwuchs zu bemühen und ihm im chirurgischen Alltag Hilfestellung zu leisten. Überzeugt von der Richtigkeit des zu erwartenden Nachwuchsmangels in den operativen Fächern haben wir 2008 eine Kampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob – Chirurgin“ gestartet, in der wir Informationsveranstaltungen an bisher 20 medizinischen Fakultäten mit tatkräftiger (manchenorts auch wortgewaltiger Unterstützung) der Lehrstuhlinhaber durchgeführt haben. Gleichzeitig haben wir das vielfältige Seminarangebot noch erweitert, wissend um die zunehmenden Schwierigkeiten durch das stringente Arbeitszeitgesetz sowie der klinischen Arbeitsverdichtung eine strukturelle Weiterbildung vor Ort durchführen zu können. 2008 wurden 56 Seminare der verschiedensten chirurgischen Fachdisziplinen mit einer Teilnehmerzahl von rund 3.000 veranstaltet.

Die im Rahmen der gemeinsamen Weiterbildungskommission der wissenschaftlichen chirurgischen Fachgesellschaften, der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und dem Berufsverband entwickelten Logbücher fanden bis heute einen Absatz in Höhe von ca. 4.000 Exemplaren. Auch der 22. Chirurgentag war wieder im Langenbeck-Virchow-Haus ein voller Erfolg. Diese Leistungen waren nur möglich durch den unermüdlichen Einsatz der Mitarbeiter der Geschäftsstelle und der Service GmbH unter der Leitung von Dr. Ansorg. Ihnen sei dafür herzlich gedankt.

Politisch war das Jahr 2008 geprägt durch die schrittweise Umsetzung der Reformgesetze im Gesundheitswesen. Hier haben sich die Vorstandsmitglieder des BDC, aber besonders auch die Vertreter der BDC-Landesverbände, nicht nur in den Selbstverwaltungsgremien (BÄK, LÄK, KVen usw.) eingebracht, sondern auch das intensive Gespräch und die Diskussionen mit den politischen Mandatsträgern gesucht und geführt. Diese Gespräche laufen – anders als in der öffentlichen Auseinandersetzung und Wahrnehmung – in der Regel sehr sachlich und konstruktiv. Die Einführung des Fonds und das in Verabschiedung befindliche Krankenhausfinanzierungsgesetz sind die wichtigsten letzten Schritte, die für 2009 noch durchzuführen sind.

Das beherrschende Thema in der Chirurgie war die Korrektur bzw. die Weiterentwicklung der Musterweiterbildungsordnung für das Gebiet Chirurgie. Nach langen Diskussionen wurde die Zusammenführung der Allgemein- und Viszeralchirurgie, wie dies bereits in anderen westeuropäischen Länder stattgefunden hat, beschlossen. Wir hoffen, dass die Gremien der Bundesärztekammern diesen Änderungsantrag bald möglichst zustimmen. Nachdem sich daher die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) gegründet hat, ist auch eine Neuausrichtung insbesondere in der Zuordnung der Aufgaben der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie als Dachgesellschaft aller chirurgischen Fachkompetenzen notwendig. Erst danach wird es möglich sein, die strukturelle Zusammenarbeit zwischen BDC und DGCH zu ordnen.

Im Bereich der niedergelassenen Chirurginnen und Chirurgen war naturgemäß die am 01.01.2009 erfolgende Vergütungsreform ein Hauptthema. Es ist gelungen, durch die Beschlüsse des erweiterten Bewertungsausschusses zumindest dafür zu sorgen, dass die Höherbewertung chirurgischer Leistungen auch zu einer höheren Befüllung der regionalen Fachgruppentöpfe führt. Das ist aber angesichts der generellen Abwertung aller Leistungen nur ein schwacher Trost. Es bleibt auch in Zukunft beim Prinzip einer begrenzten Gesamtvergütung und gleichzeitig unbegrenzter Mengenanforderung. Das bedeutet zwangsläufig die Fortführung von Budgets, auch wenn diese „offiziell“ abgeschafft sind.

Trotz aller Einsprüche setzt sich die Politik der Nivellierung auf niedrigem Niveau fort, was insbesondere leistungsstarken Praxen in Zukunft erhebliche Probleme bereiten wird. Der Ausweg liegt nach unserer Auffassung in einer schrittweisen Abkehr vom KVorganisierten Kollektivvertrag und hin zu Einzelverträgen mit Kassen. Hier ist im letzten Jahr ein erster Vertrag von einer großen BKK abgeschlossen worden. Wir werden auch hier mit anderen Kassen solche Verträge anstreben. Dazu bedarf es allerdings einer großen Geschlossenheit auf unserer Seite, die inzwischen durch die Arbeit der Regionalvertreter deutlich verbessert werden konnte. Hilfreich ist auch die zusätzliche regionale Bildung von Genossenschaften, wie in Nordrhein und Hessen bereits geschehen. Der BDC wird diese Genossenschaften unterstützen und fördern im Sinne einer hilfreichen Parallelstruktur, um die letztlich gemeinsamen Ziele auf allen denkbaren Wegen zu erreichen. Allerdings verwahren wir uns gegen Bestrebungen, Mitgliedschaften in Genossenschaften an Mitgliedschaften andernorts zu binden. Der BDC wird derartige Verknüpfungen nicht verlangen.

Immer wichtiger wird in Zeiten knapper Finanzmittel eine konsequente und effiziente betriebswirtschaftliche Praxisführung. Im vergangenen Jahr haben wir mit großem Erfolg entsprechende Seminare angeboten und werden aus den Erfahrungen dieser Angebote auch 2009 in diesem Themenbereich weitere Seminare zusammen mit kompetenten Fachleuten veranstalten. Speziell für Niedergelassene werden Abrechnungsseminare sowohl zum EBM wie auch zur GOÄ und zur BG-Abrechnung angeboten werden. Angesichts der besonderen Bedeutung des Durchgangsarztverfahrens für Chirurgen ist eine Arbeitsgruppe BG ins Leben gerufen worden. Diese Arbeitsgruppe wird sowohl alle fälligen Fragen zu allen Themen rund um die BG direkt beantworten, vor allem im Gespräch mit den Verantwortlichen der Berufsgenossenschaften strittige Themen erörtern und nach gemeinsamen Lösungen im Interesse unserer Mitglieder suchen. Dabei geht es nicht nur um Vergütungsfragen, sondern auch um strukturelle Konsequenzen aus der veränderten Vertragslandschaft mit zunehmenden Zusammenschlüssen, auch an mehreren Praxisstandorten.

Wie in allen Jahren bleibt es bei dem Angebot des BDC, dass jedes Mitglied jedwede Frage auch direkt an die Verantwortlichen richten kann und soll, die möglichst individuell und zeitnah beantwortet wird. 2009 ist durch die Wahl des Bundespräsidenten, vier Landtagswahlen und der Bundestagswahl geprägt, so dass trotz der erdrückenden globalen Finanz- und Wirtschaftskrise kaum wichtige neue Entscheidungen im politischen Gesundheitssektor zu erwarten sind. Eine sehr gute Gelegenheit für eine weitere Professionalisierung und Konsolidierung der Arbeit im BDC. Zum Schluss möchte ich alle Mitglieder zur konstruktiven Kritik herausfordern, die wir brauchen, um uns von dem Klinik- und Praxisalltag nicht zu weit zu entfernen.

Ich bedanke mich im Namen des Präsidiums bei allen für die vielseitige und vielfache Unterstützung der Belange des Berufsverbandes. Mit den besten Wünschen für ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2009.

Autor des Artikels

Profilbild von Michael-J. Polonius

Prof. Dr. med. Michael-J. Polonius

Ehem. BDC-PräsidentBerlin

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