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Chirurgen sind eigentlich Alpha-Tiere. Wir strotzen schon in unseren Anfangsjahren vor Entscheidungsfreude und mit der Zeit paaren sich Erfahrung und operative Technik zu einer eigenständigen Intuition, welche in die Autonomie strebt. „Was kaputt geht, kann man wieder reparieren“ wird für manchen von uns so vom Wahlspruch fast zum Lebensmotto. Man sucht keine Diskussionen oder Rechtfertigungen. Statt Zeitverlust produziert man Qualität. Doch der Weg dahin war schon immer steinig. Und die Zeiten haben sich unstrittig weiter verschärft. Die Berufsanfänger und jungen Kollegen der Neuzeit werden auf dem ohnehin mühsamen Weg der Weiterbildung heutzutage von vielen Seiten drangsaliert. Da konkurrieren das Arbeitszeitgesetz und die EU-Kommission mit dem hässlichen Begriff der „Freizeitchirurgie“.

Mindestmengen und Zentrumsbildung bedrängen die Weiterbildung genauso wie die industriellen Fertigungsprozesse der privaten Krankenhausbetreiber oder intellektuell abgespeckte Berufskonkurrenz in Form operationstechnischer Assistenten und Bacheloren. Moderne Managementkonzepte entlassen Berufsanfänger nach fast zwei Jahrzehnten schulischer und universitärer Ausbildung in ein mehrjährig zu absolvierendes Schichtsystem, das zudem ganz en passant die moderaten Lohnsteigerungen der letzten Tarifverhandlungen in Lohnsenkungen umwandelt. Erstrebenswerte Endpositionen degenerieren zu Dauerstellen für „Ärzte aus der zweiten Reihe“. Die Niederlassungsmöglichkeiten werden parallel bürokratisch und wirtschaftlich immer mehr erschwert. Und zu allem zerrt an den Newcomern von vielen Seiten ein unterschiedlich gefärbter politischer Lobbyismus, der den chirurgischen Nachwuchs in den Spagat zwischen berechtigten ökonomischen Eigeninteressen und berufsspezifischem humanistischen Verantwortungsbewusstsein zwingt. An Wegweisern und Ratgebern scheint es in dieser Phase nicht zu mangeln.

Arbeitszeitmodelle sprießen wie die Pilze aus dem Boden, führen jedoch sicher nicht zu mehr Klarheit, sondern weisen höchstens auf die mannigfaltigen Interpretationsmöglichkeiten des Arbeitszeitgesetzes und seiner tariflichen Ausformung hin. Immer neue Leitlinien mit wachsendem medizinischen Anspruch rangeln mit neuen Behandlungspfaden zur Steigerung der ökonomischen Wertschöpfung. Und die standardisierten Arbeitsprozesse der aktuell als modern empfundenen Betriebsführung im Krankenhaus erstickt echte Reformschritte wie den Common Trunk und die verbindliche Einführung der Logbücher fast schon im Ansatz. In diesen unruhigen Zeiten möchten der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) und die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCh) im Sinne einer „corporate responsibility“ der kommenden Generationen an Chirurgen die Hand reichen und ein neues externes Führungskonzept im Personenmanagement anbieten. BDC und DGCh rufen ein Programm der Patenschaften in der Deutschen Chirurgie ins Leben.

Patenschaften in der Deutschen Chirurgie – das Programm

Das Patenschaftsprogramm von BDC und DGCh ist ein Angebot an junge Chirurginnen und Chirurgen in der Weiterbildung und Studenten, die sich für eine chirurgische Karriere entschieden haben. Ziel des Programms ist das berufliche Coaching des Jung-Chirurgen. Jeder Teilnehmer erhält einen Paten aus dem Pool berufserfahrener Teilnehmer zur Seite gestellt. Dieser Pate steht dem Jung-Chirurgen als außenstehender Ratgeber und Kommunikationspartner in Fragen der beruflichen Entwicklung und Karriere zur Verfügung. Gleichzeitig soll die Gemeinschaft der deutschen Chirurgen gerade in diesen Zeiten gestärkt werden und den Schulterschluss zwischen den Generationen suchen. Die Patenschaft ist freiwillig und kostenfrei. Die Paten setzen sich ehrenamtlich ein. Die Patenschaftsbeziehung basiert auf Offenheit. Alle Inhalte der Beziehung sind natürlich vertraulich. Nur so lässt sich der Vorteil einer externen Beratung wirklich nutzen. Dauer und Häufigkeit persönlicher Kontakte und Treffen sowie die Intensität der Beziehung folgen der individuellen Abstimmung. Der BDC hat hierzu eine exemplarische Patenschaftsvereinbarung entworfen.

Die Vorteile für den Paten

Das Patenschaftsprogramm der Deutschen Chirurgie versucht eine generationsübergreifende Partnerschaft zu etablieren. Der chirurgische Nachwuchs soll in seiner individuellen Berufsausbildung und Karriereplanung unterstützt werden. Der beschwerliche Weg zum Berufsziel wird dadurch erleichtert. Als Pate stellen Sie einem Berufseinsteiger Ihren beruflichen Erfahrungsschatz zur Verfügung und ermöglichen es ihm, davon zu profitieren. Damit bleiben sie in Kontakt mit der jungen Generation und stärken den so dringend benötigten Nachwuchs. Der Pate kann und soll aber nicht für den Jung-Chirurgen handeln oder eingreifen, er steht diesem aber beratend zur Seite.

Die Vorteile für den Jung-Chirurgen

Das Patenschaftsprogramm der Deutschen Chirurgie versucht eine generationsübergreifende Partnerschaft etablieren. Der chirurgische Nachwuchs soll dabei in seiner individuellen Berufsausbildung und Karriereplanung unterstützt werden. Selbstvertrauen und interpersonelle Fähigkeiten der Jung-Chirurgen werden dadurch gestärkt und der beschwerliche Weg zum Berufsziel erleichtert. Der Pate teilt mit dem Jung-Chirurgen seinen Erfahrungsschatz und fungiert als außenstehender Ratgeber. Die externe Beratung bietet zudem die Gelegenheit, auch interne Problemstellungen vertrauensvoll zu besprechen

Die Idee dahinter

Das Patenschaftsprogramm lehnt sich an Mentoring–Modelle aus der Industrie an. Mentoring hat sich in der freien Wirtschaft als sehr effektive Methode der Personalentwicklung etabliert. Nachwuchskräfte werden durch Mentoring in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt. Das Patenschaftsmodell nimmt diese Idee zur Steigerung von beruflicher Effizienz und Produktivität auf. Gleichzeitig integriert es das Konzept des Coachings und erweitert damit das Tätigkeitsfeld um mehr personengebundene Ressourcen.

Wie kann man Pate werden?

Der Pool der Paten schöpft aus der großen Klientel an erfahrenen deutschen Chirurgen. Hier sind vordergründig Fach- und Oberärzte aus Klinik und Niederlassung, aber auch Chefärzte und engagierte Emeriti angesprochen. Um am Programm als Pate teilzunehmen füllt man nebenstehende Anmeldung aus und sendet sie per Fax oder Post an die BDC-Geschäftsstelle. Alternativ kann man sich über BDC|Online (www.bdc. de, Rubrik Markt|Patenschaften) auch elektronisch anmelden. Im Internet finden sich auch weitere Informationen und nützliche Tipps zum Patenschaftsprogramm. Die Geschäftsstelle des BDC ermittelt dann einen Jung-Chirurgen und wird ihnen die entsprechenden Kontaktdaten per eMail mitteilen. Bitte deshalb unbedingt eine eMail-Adresse bei Anmeldung angeben. Die damit entstehende Patenschaftsbeziehung bestimmt das Tandem von Pate und Jung-Chirurg selbst. Dabei kann man sich an den „Empfehlungen für Patenschaft in der Deutschen Chirurgie“ orientieren, die in der BDC-Geschäftsstelle und bei BDC|Online verfügbar sind.

Wie kann ich Jung-Chirurg werden?

Die Klientel der Jung-Chirurgen stammt aus dem großen Pool von ca. 11.000 Chirurgen in Weiterbildung. Zusätzlich sind auch Universitätsabsolventen, die sich frisch für die Chirurgie entscheiden, angesprochen. Gesucht werden engagierte Jung-Kollegen, die aufgeschlossen und ehrgeizig nach Verbesserung suchen. Um am Patenschaftsprogramm als Jung-Chirurg teilzunehmen, meldet man sich ebenfalls elektronisch bei BDC|Online an oder sendet die ausgefüllte Anmeldung an die BDC Geschäftsstelle. Auch für Jung-Chirurgen sind auf der BDC-Homepage weitere Informationen hinterlegt. Die BDC-Geschäftsstelle ermittelt dann den passenden Paten und vermittelt die Kontaktdaten. Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen und die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie starten mit dem Patenschaftsprogramm ein in der Deutschen Medizin neues und einzigartiges Konzept. Neben der Idee stellen die Initiatoren über die BDC-Geschäftsstelle eine institutionalisierte Kontaktbörse, die neben der Muster-Vereinbarung auch Empfehlungen bietet und häufig gestellte Fragen beantwortet. Zusätzlich wurde eine Feedback-Adresse (paten@bdc. de) eingerichtet. Nach einer Anlaufphase ist eine institutionalisierte Erfolgskontrolle geplant. BDC und DGCh fordern Ihre Mitglieder auf, in Zeiten des Wandels ein positives Zeichen zu setzen. Bieten Sie dem Nachwuchs Ihre starke Hand – machen Sie mit.

Autoren des Artikels

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Prof. Dr. med. Carsten Johannes Krones

Leiter BDC-Themen-Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kontaktieren
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Prof. Dr. med. Wolfgang Schröder

Erweiterter Vorstand des BDC/der Deutschen Akademie für chirurgische Fort- und WeiterbildungLeitender OberarztKlinik für Allgemein-, Viszeral-, Tumor- und Transplantationschirurgie; Universitätsklinik KölnKerpener Str. 6250937Köln kontaktieren
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Dr. med. Jörg Ulrich Ansorg

GeschäftsführerBerufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) e. V.ehem. BDC-GeschäftsführerStraße des 17. Juni 106–10810623Berlin kontaktieren
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Dr. med. Jörg-Andreas Rüggeberg

Vizepräsident des BDCReferat Presse- & Öffentlichkeitsarbeit/Zuständigkeit PASSION CHIRURGIEPraxisverbund Chirurgie/Orthopädie/Unfallchirurgie Dres. Rüggeberg, Grellmann, HenkeZermatter Str. 21/2328325Bremen kontaktieren
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Prof. Dr. med. Hartwig Bauer

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Prof. Dr. med. Michael-J. Polonius

Ehem. BDC-PräsidentBerlin

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