01.04.2018 Viszeralchirurgie
Bauchwandbruch: OP-Technik aus Hamburg überzeugt „Annals of Surgery“
Durchbruch in der Hernienchirurgie: Ein neues OP-Verfahren aus Hamburg hat sich als besonders schonend erwiesen. „MILOS“ wurde im Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand entwickelt – und hat nun durch das Chirurgenjournal „Annals of Surgery“ weltweit Bekanntheit erlangt. Das Verfahren überzeugt gegenüber herkömmlichen Techniken durch ein signifikant geringeres Komplikationsrisiko.
Bauchwand- und Narbenbrüche zählen zu den häufigsten operationspflichtigen Diagnosen weltweit. Es handelt sich um krankhafte Löcher in der Bauchwand, in denen Darmschlingen einklemmen können. Eine dauerhafte Heilung ist nur durch eine Operation mit Kunststoffnetzeinlage möglich. Im Referenzhernienzentrum des Krankenhauses Groß-Sand in Hamburg-Wilhelmsburg haben Chefarzt Dr. Wolfgang Reinpold und sein Team ein neues minimal-invasives Operationsverfahren für solche Bauchwandhernien entwickelt. Eine Studie zur sogenannten „MILOS“-Technik, kurz für Mini- or Less Open Sublay, wurde jetzt im renommierten internationalen Chirurgenjournal „Annals of Surgery“ vorgestellt. Fazit: Das endoskopisch assistierte „mini offene Sublay“-Netz Verfahren birgt ein deutlich geringeres Komplikationsrisiko als bislang etablierte Methoden.
Weltweites Novum: Kunststoffnetzeinlage minimal-invasiv außerhalb der Bauchhöhle
Dr. Wolfgang Reinpold erklärt die Besonderheit des Hamburger Verfahrens: „MILOS ermöglicht als erste Technik bei nahezu allen Bauchwand-, Nabel- und Narbenbrüchen, das Kunststoffnetz minimal-invasiv außerhalb der Bauchhöhle einzusetzen, also in der günstigsten Schicht zwischen Bauchfell und tragender Bauchwand.“
Im Vergleich: Bislang wurde das unverzichtbare Kunststoffnetz entweder über einen großen Schnitt außerhalb der Bauchwand (offene Sublay-Operation) oder in der Schlüssellochtechnik in die Bauchhöhle (laparoskopische intraperitoneale Onlay-Netztechnik = Lap IPOM-Verfahren) eingebracht. In diesem Fall muss es mit Krampen, Tackern oder Nähten auf dem schmerzempfindlichen Bauchfell befestigt werden. Das Lap IPOM-Verfahren geht zudem mit einem höheren Risiko für Darmverletzungen, Darmverwachsungen und Nervenschäden einher. Das offene Sublay-Netzverfahren weist hingegen eine höhere Rate von Wundheilungsstörungen und Infektionen auf.
Diesen Herausforderungen und den Nachteilen der etablierten Techniken haben sich die Hamburger Chirurgen gestellt – und mit „MILOS“ einen entscheidenden Durchbruch geschaffen. In der nun international publizierten prospektiven Multicenterstudie des deutschen Hernienregisters „Herniamed“ wurden 600 Narbenbruchoperationen in „MILOS“-Technik mit jeweils der gleichen Anzahl offener Sublay- und Lap IPOM OPs verglichen. Auffällig: Nach MILOS-Operationen fanden sich signifikant weniger Eingeweideverletzungen, Nachblutungen, Nachoperationen, Allgemeinkomplikationen, chronische Schmerzen und Wiederholungsbrüche. Im Vergleich mit der offenen Sublay-Netzoperation wurden zudem hochsignifikant weniger Infektionen nachgewiesen.
Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand. Bauchwandbruch: OP-Technik aus Hamburg überzeugt „Annals of Surgery“. Passion Chirurgie. 2018 April, 8(04): Artikel 03_03.
Autor des Artikels
Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand
Ansprechpartnerin: Sarah SiewekeAbteilungsleitung KommunikationAkademisches Lehrkrankenhaus der Universität HamburgGroß-Sand 321107Hamburg kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
01.02.2011 Viszeralchirurgie
Hernienchirurgische Weiterbildung auf dem Prüfstand
Gibt es eine Notwendigkeit zur Schaffung eines zusätzlichen Kompaktkurses für Hernienchirurgie? Die Antwort liegt in der derzeit immer komplexeren Behandlung der Hernien. Nicht nur eine Vielzahl an OP Techniken stehen heutzutage dem Hernienchirurgen zur Auswahl. sondern auch zahlreiche Netzmaterialien und Fixierungsmöglichkeiten.
01.02.2011 Viszeralchirurgie
Lebensqualität nach Fundoplikatio
Etablierte Indikationen zur Antirefluxchirurgie sind persistierende Regurgitationen trotz adäquater medikamentöser Therapie, Restsymptome unter säuresuppressiver Therapie bei nachgewiesenem Reflux und die Ablehnung einer lebenslangen Medikation trotz guter Wirksamkeit. Außer für die letztgenannten Patienten ist somit eine reduzierte Lebensqualität trotz medikamentöser Therapie der Refluxkrankheit die Indikation zur operativen Therapie.
01.02.2011 Viszeralchirurgie
Zeitliche Verschiebung der Appendektomie bei gegebener Operationsindikation aus organisatorischen Gründen
Die logistische Problematik der Operationsabteilungen von Akutkrankenhäusern ist u. a. auch dadurch geprägt, dass jederzeit das geplante Operationsprogramm durch das Eintreffen von Notfällen „gestört“ werden kann. Deren zeitgerechte Operation ist medizinisch notwendig. Folgen einer verzögerten Operation wären grundsätzlich juristisch einklagbar. Allseits bekanntes Beispiel ist das Eintreffen einer akuten Appendizitis zum „unpassenden“ Zeitpunkt. Wir stellen zunächst zwei Kasuistiken vor, in denen die Gutachter zu unterschiedlicher Beurteilung des gleichen Sachverhaltes gelangten.
01.09.2010 Allgemeinchirurgie
Editorial: Adipositaschirurgie ist keine Lifestyle-Medizin
Die chirurgische Therapie der Adipositas erfährt zunehmend auch in Deutschland
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.