Bericht vom Bündnis Junger Ärzte: Die neue Kampagne
Das Bündnis Junge Ärzte ist eine 2013 gegründete Interessenvertretung, die sich aus Mitgliedern der verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften und Berufsverbände zusammensetzt und vorrangig an der generellen Gestaltung der ärztlichen Berufsbedingungen arbeitet. Auch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, wie auch der Berufsverband der Deutschen Chirurgen senden eine Vertretung zu den Treffen des Bündnisses und gestalten die Projekte und Arbeiten mit. Aktuell werden die Treffen durch Benedict Braun und die entsprechenden Vertreter bei der Deutschen Gesellschaft wahrgenommen. Dabei wird in der PASSION CHIRURGIE zu Anfang des Jahres über neue Projekte des Bündnisses Junger Ärzte berichtet, die auch für Chirurgen von Belang sind und entsprechend Beachtung finden sollten.
Kernprojekt ist dabei im Frühjahr die Kampagne „#nurMITeinander – für gute Medizin“ (Abb.1), deren Ziel es ist, Aufmerksamkeit und Bewusstsein für einen höflichen Umgang und ein gutes Miteinander im medizinischen Alltag zu schaffen. Im besonderen Fokus steht dabei eine Themenwoche, geführt vom Bündnis, die vom 04. bis 10. Februar 2019 stattgefunden hat. Nähere Informationen dazu werden zu gegebener Zeit auf den Webseiten des Bündnisses, aber auch des BDC und des Perspektivforums Junge Chirurgie verfügbar sein. Grundsätzlich ist die Aktion angelehnt an das von Chris Turner und Kollegen in Großbritannien gegründete Projekt „Civility Saves Lives“, welches aktiv gegen Unhöflichkeit und schlechten Umgang im Krankenhaus wirbt. Legen Studien doch nahe, dass ein schlechter Umgang nicht nur die Stimmung im Versorgungsteam beeinträchtigt, sondern insgesamt auch zu weniger Hilfsbereitschaft und Kooperation, aber insbesondere auch zu reduzierter diagnostischer und prozeduraler Behandlungsqualität führt [1]. Auch die besondere Relevanz dieser nicht technischen Fähigkeiten für die Chirurgie und die chirurgische Versorgungsqualität gegenüber unseren Patienten wird in der Literatur bereits jetzt hervorgehoben [2].
Abb. 1: Logo der Kampagne #nurMITeinander
In der ersten Februarwoche wird daher jeder Tag unter einem speziellen Motto stehen. Dieses soll alle an der Patientenversorgung Beteiligten motivieren, bewusst darauf zu achten, wie wir miteinander kommunizieren und umgehen. So richtet sich die Aktion nicht nur an alle ärztlichen Kollegen vom Assistenz- bis zum Chefarzt, sondern auch an alle anderen Berufsgruppen, die in unserem Gesundheitssystem zusammenarbeiten. Auch das Bündnis Junge Ärzte konnte kürzlich in einer gemeinsamen Studie mit der Jungen Pflege und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zeigen, dass 70 Prozent der jungen angestellten Ärzte und Pflegekräfte gefährdet sind ein Burnout zu erleiden, ca. 20 Prozent nehmen regelmäßig Medikamente aufgrund von Arbeitsstress ein und 73 Prozent wurden im letzten Jahr häufiger als viermal Opfer verbaler und 42 Prozent Opfer von körperlicher Gewalt. Außerdem wurde deutlich: Je besser die Zusammenarbeit zwischen Pflege und Ärzteschaft, desto höher die Versorgungsqualität. Eklatant ist, dass sich mit zunehmendem Arbeitstempo die Zusammenarbeit zwischen den beiden Berufsgruppen massiv verschlechtert. Diese Burnout-Gefährdung, mitbedingt durch unser Verhalten und unsere Arbeitsbedingungen auch im Team, betrifft insbesondere auch Chirurgen, wie eine große Umfrageanalyse des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen unlängst bestätigen konnte [3].
All das ist auch von betriebs- und volkswirtschaftlicher Relevanz und somit für Arbeitgeber und politische Akteure im Gesundheitswesen von besonderer Bedeutung. So wirkt sich ein schlechter Gesundheitszustand aller medizinischer Fachkräfte direkt auf die Personalfluktuation und -kosten aus. Darüber hinaus konnte belegt werden, dass überlastete Ärzte und Pflegekräfte eine nachweislich schlechtere Patientenversorgung leisten [1, 4]. Auch international wird immer mehr Aufmerksamkeit auf das persönliche Risiko der Arbeitnehmer im Gesundheitswesen im Sinne des Burnouts und der Suizidalitätsrate gelegt [1, 5, 6].
Das Fazit muss also sein: Durch ein gutes Miteinander können wir Ärzte und alle in der Patientenversorgung Tätigen und Verantwortlichen in Zeiten der zunehmenden Arbeitsverdichtung und trotz des massiven Drucks durch Ökonomisierung einen wichtigen Beitrag für eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung leisten! Für uns und unsere Patienten!
Das Bündnis Junge Ärzte, das Perspektivforum Junge Chirurgie, wie auch das Nachwuchsreferat des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen laden Sie alle daher herzlich ein, sich über die Kampagne zu informieren und diese zu unterstützen. Insbesondere gilt aber unser Appell im Kleinen und Großen, jeden Tag an einer kontinuierlichen Verbesserung des interdisziplinären Umganges vor Ort zu arbeiten und damit aktiv unseren Arbeitsalltag und unsere Patientenversorgung zu optimieren.
In Kürze werden Teile dieser Veröffentlichung auch als Pressmeldung wie auch in weiteren Printmedien veröffentlicht. Wir werden Sie über den Termin informieren, wenn er bekannt ist.
Literatur
[1] RISKIN, A, et al. The impact of rudeness on medical team performance: A randomized trial. Pediatrics, 2015, S. peds. 2015-1385.
[2] YOUNGSON, GG.; FLIN, R. Patient safety in surgery: non-technical aspects of safe surgical performance. 2010.
[3] KERN, M; BUIA, A; TONUS, C; WEIGEL, TF; DITTMAR, R; HANISCH, E; ZAPF, D: BDC|Umfrage: Hohe Burnout-Raten bei deutschen Chirurginnen und Chirurgen. Passion Chirurgie. 2018 Dezember, 8(12): Artikel 04_08
[4] WEST, CP; HUSCHKA, MM; NOVOTNY, PJ; et al: Association of perceived medical errors with resident distress and empathy: a prospective longitudinal study. JAMA 2006; 296: 1071–8.
[5] THOMAS, LP; RIPP, JA; WEST CP: Charter on physician well-being JAMA 2018
[6] SHANAFELT, T; GOH, J; SINSKY, C: The business case for investing in physician well-being. JAMA Intern Med. 2017;177(12):1826–1832..
Braun BJ, Eckhardt I, Faßbach M: #nurMITeinander – für gute Medizin! Passion Chirurgie. 2019 Februar, 8(02): Artikel 04_01.
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Autoren des Artikels
Dr. med. Benedikt Braun
Stellv. Leiter Themen-Referat Nachwuchsförderung im BDCSprecher Perspektivforum Junge Chirurgie (DGCH)Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und WiederherstellungschirurgieKirrberger Straße, Gebäude 5766421Homburg kontaktieren
Dr. med. Iris Eckhardt
Oberarzt der Klinik für AnästhesiologieVertreterin der Jungen DGKJ im Bündnis Junge ÄrzteSprecherin der AG Vernetzung der Jungen DGKJAngestellte Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Veitsbronn kontaktieren
Mira Faßbach
Sprecherin des Bündnis Junge ÄrzteBJÄ-Vertreterin der GeSRU e.VHelios Klinikum Duisburg kontaktieren
Die Qualität der chirurgischen Weiterbildung stellt grundsätzlich einen wesentlichen Faktor für die die Patientensicherheit dar [1–4]. Auch in Deutschland wird das Thema aktuell wieder diskutiert. Der Deutsche Ärztetag hat bereits 2007 eine Weiterbildungsreform für Deutschland beschlossen. Anders als bei den bisherigen Reformen sollte es hier jedoch nicht nur zu einer Anpassung der bisherigen Weiterbildungskataloge, sondern auch zu einer Änderung der Struktur hin zu kompetenzbasierten Inhalten kommen.
Die Werteentwicklung des ärztlichen Nachwuchses und die daraus abgeleiteten Einstellungen zu Berufsbild, Arbeitslast und Leistungsbereitschaft bestimmen seit fast zwei Jahrzehnten in schöner Regelmäßigkeit chirurgische Gazetten und Kongresse. Aber viele Einschätzungen, Trendforschungen oder Zukunftsvisionen zur neuen Generation kranken an zu kleinen Stichproben („meine Leute sagen mir immer…“), bleiben in persönlichen Empfindungen stecken („ich meine ja, dass…“) oder ersticken in schicksalstreuer Ergebenheit („wir müssen auf jeden Fall…“).
Mit der Erneuerung des Infektionsschutzgesetzes Anfang 2013 und dem vom AQUA-Institut entwickelten Surveillance Konzept zur „Vermeidung nosokomialer Infektionen” gibt es zwei aktuelle legislative Änderungen, mit denen sich die deutsche Ärzteschaft ernsthaft auseinandersetzen muss.
Daher haben wir Hygiene und Infektionsschutz zum Schwerpunkt dieser Ausgabe gemacht und geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Gesetzesänderungen und Entwicklungen. Gleichzeitig informieren wir über ein neues Fortbildungsangebot des BDC zur Erlangung der Zusatzqualifikation “Hygienebeauftragter Arzt”. Nach dem Willen des Gesetzgebers muss in jeder chirurgischen Abteilung und Praxis ab sofort ein ärztlicher Kollege mit dieser Qualifikation tätig sein.
Passend dazu geht es im aktuellen CME-Artikel um die Grundlagen rationeller Antibiotikatherapie, eine unerlässliche Strategie zur Eindämmung multiresistenter Bakterien, die in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben.
Wie Sie sehen werden, haben wir im Heft ein wenig renoviert: Es gibt die neue Rubrik Panorama mit Kurzberichten aus ganz unterschiedlichen Bereichen unseres Berufs- und Verbandslebens. Außerdem finden Sie jetzt alle Seminar- und Veranstaltungsdaten und Sporttermine gesammelt am Ende des Heftes in der Rubrik BDC|Termine.
Ganz besonders dürfen wir Sie mit dieser Ausgabe auf den gemeinsamen Bundeskongress Chirurgie vom 21.-23. Februar 2014 in Nürnberg und den parallel stattfinden Nachwuchskongress “Staatsexamen und Karriere” aufmerksam machen. Die Kongresse bieten die einmalige Chance sich chirurgisch sektorübergreifend fortzubilden und gleichzeitig mit interessierten Medizinstudenten ins Gespräch zu kommen. Bitte informieren Sie auch Ihre Kolleginnen und Kollegen über diesen Fortbildungskongress zum Jahresauftakt, der gemeinsam von BDC, BAO und BNC sowie vielen weiteren Partnern veranstaltet wird.
Zum Jahresende 2013 wollen wir Sie mit dem vielfältigen Informationsangebot des BDC im Internet sowie auf Tablets und Smartphones vertraut machen.
Neben unserem Klassiker BDC|Online stellen wir Ihnen in kompakter Form unsere Fortbildungsplattform [eCME-Center], das Chirurgen-Netzwerk [cNetz] und das Klinik- und Praxisportal Chirurgie-Suche.de vor.
Im laufenden Jahr haben wir zusätzlich eine Reihe von Apps für mobile Endgeräte entwickelt, die viele unserer Internet-Angebote auf Tablets und Smartphones verfügbar machen. Diese Geräte setzen sich mit rasanter Geschwindigkeit als neuer Standard für Information und Kommunikation durch. Pünktlich zum Weihnachtsfest wollen wir Sie deshalb mit dem App-Angebot des BDC vertraut machen.
Komplett neu entwickelt wurde die App BDC|Mobile, mit der BDC-Mitglieder Zugriff auf unsere Mitgliederzeitschrift „Passion Chirurgie“ und ihre persönlichen E-Learning-Kurse der Fortbildungsplattform [eCME-Center] haben. Nehmen Sie beliebig viele Ausgaben unserer Zeitschrift sowie Video- und CME-Fortbildungskurse mit. Auf Tablet und Smartphone können Sie an jedem Ort der Welt darauf zugreifen.
Mit leichten Überarbeitungen geht auch die App des BDC-Stellenmarktes App.in.den.OP in eine neue Runde. In Kooperation mit dem Ärzteverlag finden Sie hier alle für Chirugen relevanten Stellenanzeigen und können diese nach Ihren individuellen Bedürfnissen gefiltert anzeigen lassen.
Mit der App zum Chirurgen-Netzwerk können Sie vom Handy aus den Kontakt zu Ihren Kolleginnen und Kollegen sowie der gesamten chirurgischen Gemeinschaft im BDC halten. Nutzen Sie diesen einzigartigen Kommunikationskanal, um sich dezentral zu vernetzen und auch regional auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Wir wünschen unseren Mitgliedern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr!
Wie der Titel dieser Novemberausgabe der Passion Chirurgie schon verrät, steht diesmal mit der Arthroskopie wieder einmal ein fachlich-chirurgisches Thema im Mittelpunkt.
Die Arthroskopie ist als minimalinvasive Operationsmethode von fortlaufender Entwicklung und interessanten Innovationen begleitet, die auch für Nicht-Unfallchirurgen und Nicht-Orthopäden interessant und lesenswert sind. Zum Vorteil der geringeren Zugangsmorbidität kommt mit Einführung immer besserer Kameratechnik die bessere Visualisierung des OP-Feldes. Damit werden die offenen Operationsverfahren an immer mehr Gelenken verdrängt.
Unser CME-Artikel gibt Auskunft über den Facharztstandard bei der arthroskopischen Kreuzbandplastik. Darüber hinaus informieren wir über neue arthroskopische Verfahren an Ellenbogen und Hüfte.
Mit der Gründung des Berufsverband für Arthroskopie (BVASK) entstand 1989 eine wichtige Instanz für die kontinuierliche Entwicklung dieses neuen Operationsverfahrens. Der BVASK stellt sich in dieser Ausgabe vor und gibt Ihnen einen Einblick in Aspekte der Qualitätssicherung und der Integration von neuen Techniken in die Abrechnungssysteme.
Wir freuen uns sehr, diese Ausgabe in enger Zusammenarbeit mit dem BVASK und seines ersten Vorsitzenden, Herrn Kollegen Müller-Rath, publizieren zu können und wünschen Ihnen wie immer viel beim Lesen.
Der nationale Krebsplan, ein Projekt des scheidenden Gesundheitsministers Daniel Bahr, sowie die interdisziplinäre Kooperation in der onkologischen Diagnostik und Therapie bilden den Schwerpunkt der Oktoberausgabe unserer Zeitschrift.
Der uns von der Gesundheitspolitik verordnete Wettbewerb und der damit verbundene Profilierungsdruck einzelner Abteilungen und Kliniken hat zu einer Vielzahl von Initiativen, aber auch zur einen oder anderen Überreaktion geführt. Hier sei insbesondere auf den “Markt” an Zertifikaten und Zertifizierungen, Zentrumsauszeichnungen, Qualitätssicherungsprojekten und Exzellenzinitiativen verwiesen. Zertifizierungen sind aufwändig, binden das ohnehin knappe ärztliche Personal und sind ohne Beratungsfirmen kaum noch zu stemmen. Hinzu kommen die enormen Kosten für Audit und Re-Zertifizierung.
Für den “normalen” Patienten, aber auch für viele Hausärzte und Zuweiser, sind die vielen Zertifikate und Auszeichnungen kaum noch zu überblicken. Durch die seit einigen Jahren hinzu gekommene Konkurrenz der Systeme wird die Konfusion nun perfekt gemacht. Damit kehrt sich der gut gemeinte Ansatz zu mehr Transparenz und Qualität ins Gegenteil, weil vermeintlich jede Klinik “irgendwie zertifiziert” ist.
Mit diesem Schwerpunktheft von “Passion Chirurgie” geben wir einen Überblick über aktuelle Initiativen und Projekte, Best-Practice-Beispiele und Tipps zur Zertifizierung.
Prof. Dommisch, dem Herausgeber dieser Ausgabe, und allen Autoren danken wir für das breit gefächerte Meinungsbild sowie den Überblick, den diese Ausgabe der “Passion Chirurgie” bietet. Bei diesem brisanten Thema freuen wir uns ganz besonders auf die Kritik und Kommentare unserer Leser.
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