25.06.2018 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Einmaltuchspendereimer

Vor 10 bis 15 Jahren wurden von der Industrie Einmaltuchspendereimer auf den Markt gedrückt, die offensichtlich unzureichend erprobt waren. Insbesondere von der Pflege wurden die Produkte begeistert aufgenommen und haben zwischenzeitlich praktisch überall das alte System (offener Eimer mit Desinfektionsmittellösung und Mehrwegtücher) ersetzt.
Erstmals bei dem Klebsiellen-Ausbruch in der Neonatologie in Bremen 2011 fiel eine massive Verkeimung dieser Eimer auf und führte zu nachfolgenden Untersuchungen. Zum damaligen Zeitpunkt wurden die Eimer mit Einmaltüchern und anschließend mit Desinfektionsmittel gefüllt. Gereinigt wurden die Eimer nie und so konnten sich in ihnen Biofilme bilden, in denen teilweise in hohen Konzentrationen Wasserkeime wie Pseudomonas aeruginosa wuchsen.
In der Folge kamen Aufbereitungsvorschriften der Industrie auf den Markt, die teilweise unrealistisch waren: So wurde eine Aufbereitung in Spülmaschinen empfohlen, die jedoch auf den meisten Stationen nicht mehr vorhanden sind. Die Vorgaben zur manuellen Aufbereitung waren aufwändig und langwierig. Daher sollten heute die Eimer in dieser Form nicht mehr aufbereitet werden.
In der nächsten Generation der Einmaltuchspendereimer wurden die Einmaltücher in Beuteln geliefert, die in den Eimer mitgegeben wurden, wobei dann die Beutel mit der Desinfektionsmittellösung befüllt wurden. Dadurch hatten die Eimer keinen Kontakt mehr zum Wasser und die Biofilmbildung war ausgeschlossen, da die Beutel anschließend verworfen wurden. Allerdings bestand weiterhin die Möglichkeit, dass an den Entnahmeöffnungen, die als Teil des Eimerdeckels weiter benutzt wurden, Keime wachsen konnten.
Heute werden in erheblichem Umfang komplette Einmaleimer eingesetzt, die danach weggeworfen werden. Dieses Verfahren ist zweifellos nicht ökologisch, aber sicher. Allerdings muss auch hierbei beachtet werden, dass die Deckel immer geschlossen sein müssen, damit ein Austrocknen der Tücher verhindert wird. Weiterhin muss genügend Desinfektionsmittellösung zugegeben werden, damit auch die letzten Tücher ausreichend benetzt sind. Schließlich müssen glaubhafte Bescheinigungen vorliegen, dass die eingesetzten Tücher und Desinfektionsmittel kompatibel sind. Ansonsten kann es beispielsweise zur dauerhaften Fixierung des Desinfektionsmittels in den Tüchern kommen mit Abnahme der Desinfektionsleistung.
Der Kurztipp gibt die Meinung der Autoren wieder.
Popp W, Zastrow KD: Hygiene-Tipp: Einmaltuchspendereimer. Passion Chirurgie. 2018 Juli; 8(07): Artikel 04_03.
Autoren des Artikels

Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
Chefarzt des Hygiene-Instituts der REGIOMED-Kliniken Bayern/ Thüringen kontaktieren
Prof. Dr. med. Walter Popp
Ärztlicher LeiterHyKoMed GmbHVizepräsident der Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) kontaktierenWeitere aktuelle Artikel
01.12.2019 Hygiene
Hygiene-Tipp: Ultraschall – Wenn es mal wieder schnell gehen muss
Obwohl es sich um eine nicht invasive Untersuchung handelt, sind aus der Literatur Infektionsketten durch Ultraschalluntersuchungen bekannt geworden, deshalb müssen auch hier die Regeln der Hygiene sorgfältige Beachtung finden. Viele Chirurgen führen Ultraschalluntersuchungen selbst durch.
01.11.2019 Hygiene
Hygiene-Tipp: Handschuhe und Handschuhwechsel im OP: Wie und wann?
OP-Handschuhe dienen neben der chirurgischen Händedesinfektion als Infektionsschutz für Patient, Operateur und Assistenz. Dieser Schutz ist durch Tragedauer und Materialermüdung zeitlich begrenzt. Jede Handschuhperforation birgt die Gefahr der Übertragung von Mikroorganismen.
01.10.2019 Hygiene
Hygiene-Tipp: Die Anlage eines transurethralen Harnblasenkatheters im OP oder „Leg mal schnell noch einen DK“
Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten nosokomialen Infektionen. Das Infektionsrisiko, das transurethrale Dauerkatheter (DK) mit sich bringen, wird in der Regel unterschätzt, aber auch sie können Ausgangspunkt einer Sepsis sein. Transurethrale Dauerkatheter sind der bedeutendste Risikofaktor für eine aufsteigende Harnwegsinfektion.
01.09.2019 Hygiene
Hygiene-Tipp: Ziehen der Hochvakuum-Saugdrainage als Infektionsrisiko
Hochvakuum-Saugdrainagen werden ggf. nach chirurgischen Eingriffen subkutan eingebracht und sollen den postoperativen Verlauf der Heilung begünstigen. Durch das Absaugen von Blut und Wundsekret sowie den Andruck der Wundränder wird die Wundheilung beschleunigt. Die Drainage wird meistens postoperativ nach 48 bis 72 Stunden entfernt.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.