01.12.2017 Herzchirurgie
Editorial: Herzensangelegenheit Herzchirurgie
![](https://www.bdc.de/wp-content/uploads/2017/12/01_A_12_2017_Edi_image_00_iStock-13UG13th_WEB-750x522.jpg)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in diesem Themenheft wollen wir Ihnen einen Einblick in die Historie und die aktuellen Entwicklungen in der Herzchirurgie geben. Die zunehmende Technisierung in der Chirurgie der 50iger Jahre, die in der Verwendung der Herz-Lungenmaschine für operative Eingriffe am Herzen gipfelte, führte zu einer Übernahme der technischen Neuerungen durch „junge Wilde“ in Deutschland mit zunehmender Separierung der Disziplin vom Mutterschiff Chirurgie. 1971 erfolgte die Gründung des ersten Lehrstuhls für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie an der Universität Göttingen, sowie die Gründung einer eigenen wissenschaftlichen Fachgesellschaft. Die folgenden Jahre waren durch eine kontinuierliche Zunahme von herzchirurgischen Eingriffen gekennzeichnet, um den Bedarf der operativen Therapie von Herz-/Kreislauferkrankungen abzudecken.
Aktuell sieht sich die Herzchirurgie einer Fülle neuer Herausforderungen gegenübergestellt:
Der Wandel der Therapie von offener Chirurgie zu katheterbasierten, endovaskulären Eingriffen, vor allem im Bereich der Herzklappeninterventionen, zwingt zu intensivierter interdisziplinärer Kommunikation, neuen Weiterbildungserfordernissen und neuen Organisationsformen innerhalb der Kliniken mit Integration der neuen Techniken in das chirurgische Spektrum. Ein Schritt, der in der Gefäßchirurgie längst erfolgreich vollzogen wurde und zu hoher Indikationsqualität und daraus resultierend zu optimierter Patientensicherheit führt.
Zunehmende weitere Spezialisierungen innerhalb der Herzchirurgie, Restriktionen durch das Arbeitszeitgesetz, ökonomische Zwänge und die bekannte Nachwuchsproblematik werden notwendigerweise zu einer weiteren Zentralisierung des regionalen Therapieangebotes führen müssen.
Auch in der Herzmedizin werden Teamstrukturen, analog den Tumorboards in der Onkologie, für Therapieentscheidungen erforderlich. Der Patient erwartet zu Recht eine individualisierte Therapieempfehlung, die eine strukturierte Diskussion aller Therapieoptionen erfordert. Diese Entwicklung hat auch Eingang in die aktuellen Leitlinien, die teambasierte Entscheidungen bei der koronaren Herzerkrankung und bei Herzklappenerkrankungen klar empfehlen.
Kritische Evaluation neuer Medizinprodukte und Therapiestrategien mit zeitnaher Integration in aktuelle Behandlungskonzepte werden weitere Herausforderungen der kommenden Jahre sein. Hier ist eine sektorenübergreifende Langzeitbetrachtung von Therapieverfahren geboten und stellt eine klare Herausforderung für die Versorgungsforschung dar.
Diese Punkte sind nur beispielhaft für die zukünftigen Entwicklungen in der Herzchirurgie genannt. Zahlreiche weitere Herausforderungen, denen sich die Chirurgie stellen muss, werden zu einer Veränderung der tradierten Therapieformen führen.
Es bleibt spannend!
Ihr
W. Harringer
Harringer W: Editorial: Herzensangelegenheit Herzchirurgie. Passion Chirurgie. 2017 Dezember; 7(12): Artikel 01.
Autor des Artikels
![Profilbild von Harringer](https://www.bdc.de/wp-content/uploads/avatars/12734/5a2e572c8bc3d-bpfull.jpg)
PD Dr. Wolfgang Harringer
Leiter Fach-Referat Herzchirurgie im BDC, 2. Vize-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und GefäßchirurgieChefarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und GefäßchirurgieKlinikum BraunschweigSalzdahlumer Straße 9038126Braunschweig kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
01.04.2022 Herzchirurgie
Netzwerk Herzchirurginnen fördert weiblichen Nachwuchs und initiiert praxisorientierte Seminare
Rund 64 Prozent der Medizinstudierenden sind heute weiblich. Um den jungen Nachwuchs für das Fachgebiet der Herzchirurgie zu begeistern und junge Kolleginnen in Fort- und Weiterbildung effektiv zu unterstützen, wurde bereits 2020 das Netzwerk der Herzchirurginnen in der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. gegründet.
22.02.2022 Herzchirurgie
Spendenlauf für Kinderherztransplantation erzielt über 67.000 Euro
Bei dem im Januar 2021 gestarteten und nun beendeten virtuellen Spendenlauf "Ich lauf um dein Leben" der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. (DGTHG) und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler e.V. (DGPK) erzielten mehr als 2.300 Läuferinnen und Läufer eine Spendensumme von 67.295,18 EUR.
01.11.2021 Herzchirurgie
Herztransplantation und mechanische Kreislaufunterstützung – der aktuelle Stand
Trotz enormer Fortschritte in der medikamentösen Therapie der Herzinsuffizienz bleibt im Endstadium der Erkrankung nur die Herztransplantation oder bei nicht rechtzeitig verfügbarem Spenderorgan die permanente mechanische Kreislaufunterstützung. Die Entwicklung der permanent implantierbaren mechanischen Kreislaufunterstützung hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts einen signifikanten Fortschritt durch die Entwicklung kleiner elektrisch betriebener Pumpen erlebt, die relativ geräuscharm einen kontinuierlichen Blutfluss erzeugen.
01.11.2021 Herzchirurgie
Multidisziplinäres Herzboard (MDH)
Die Therapieoptionen für herzkranke Patienten haben sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt. Dies gilt sowohl für den Einsatz medikamentöser Substanzen als auch für die invasiven Behandlungsoptionen. Daher kann die Entscheidung über die Wahl des Therapieverfahrens für jeden einzelnen Patienten nicht mehr monodisziplinär getroffen werden.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.