Zurück zur Übersicht

Die Beratungsbörse im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) gehört mittlerweile zum festen Bestandteil des Kongressgeschehens. Interessierten bot sich auch in 2014 wieder die Möglichkeit, mit erfahrenen Experten aus den Bereichen Personal- und Karriereberatung sowie Organisationsentwicklung Gespräche zur eigenen beruflichen Situation zu führen.

Eine klassische Klinikkarriere anstreben? Oder doch lieber frühzeitig den Einstieg in eine Praxis vorbereiten? Es sind sowohl frisch gebackene Fachärzte und Fachärztinnen, als auch solche, die bereits eine Oberarztposition innehaben, die mit diesen Fragen in die Beratung kommen. Die Beratungsbörse nutzten wie in den Jahren zuvor aber auch Ärztinnen und Ärzte, die entweder ganz am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen oder sich noch in Weiterbildung befinden. Auch diese sind häufig schon recht gut informiert und wissen über die beruflichen Möglichkeiten ihres Fachgebietes „im Prinzip“ gut Bescheid. Unklar ist ihnen aber des Öfteren, wie sie dieses Wissen für die eigene, ganz individuelle Berufsplanung nutzen können.

Praxis oder Klinik?

Praxis oder Klinik? Manch einer empfindet diese Alternative schon allein deswegen als Zwickmühle, weil er zwar aus dem Klinikbetrieb mit seiner enormen Arbeitsverdichtung aussteigen, sich aber nicht gänzlich aus dem OP verabschieden möchte. In der Beratung hat sich auch dieses Jahr wieder gezeigt, dass viele interessierte Ärztinnen und Ärzte immer noch viel zu wenig über die Möglichkeiten wissen, die sich ihnen in vernetzten Strukturen bieten.

Hier finden sich mittlerweile ja ganz unterschiedliche Modelle jenseits der „klassischen“ Verbindung Praxisniederlassung und belegärztliche Tätigkeit. Nicht nur, dass eine Praxistätigkeit heutzutage in ganz unterschiedlicher Form möglich ist (als Inhaber/Teilhaber oder im Angestelltenverhältnis); inzwischen nimmt bei den Krankenhäusern, insbesondere denen der mittleren Größenordnung, die Zahl derer zu, die spezialisierten Fachärztinnen/Fachärzten eine leitende Funktion in Teilzeit anbieten. Solche Positionen können dann in unterschiedlicher Weise mit einer (angestellten oder selbstständigen) Tätigkeit in einer Praxis oder in einem MVZ verknüpft sein: Eine „Win-Win-Situation“ für beide Seiten. Das Krankenhaus erweitert und schärft auf diese Weise sein fachliches Leistungsprofil (beispielsweise im Bereich der Schulter- oder Handchirurgie), der betreffende Facharzt wiederum hat für sich insgesamt mehr Gestaltungsmöglichkeiten. „Das bringt mich ja tatsächlich auf eine Idee, wie ich mich künftig beruflich aufstellen könnte. Und ich müsste dabei fachlich gar nicht so viele Abstriche machen, wie ich immer befürchtet habe“, fasste einer der Teilnehmer sein Beratungsgespräch zusammen.

Bei denjenigen, die für sich die Entscheidung für eine Praxistätigkeit bereits getroffen hatten, tauchte ein anderes Thema auf, nämlich die nicht immer reibungsfreie Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Partnern. Auch hierzu gab es Ideen für die nächsten Schritte.

Karriereziel Chefarzt

„Keine Lust mehr auf Karriere? Von den Schwierigkeiten, Chefarzt/Chefärztin zu werden und es zu bleiben“, so hieß eine die Beratungsbörse begleitende Veranstaltung. Im Rahmen der angebotenen Einzelberatung bot sich Interessierten dann die Möglichkeit, das Thema zu vertiefen und sich von neutraler Seite ein Feedback für die eigene Bewerbung als Chefarzt einzuholen.

Ganz offensichtlich drängt es inzwischen aber auch im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie deutlich weniger Oberärzte/-ärztinnen in Chefpositionen, als dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Auch wenn viele eine Karriere im Krankenhaus nicht grundsätzlich ausschließen, stehen sie dem Karriereziel Chefarzt doch relativ kritisch gegenüber. „Ist es tatsächlich eine Verbesserung gegenüber meiner jetzigen Position?“ Diese Frage ist in der Regel nicht ausschließlich finanziell gemeint. Die sie stellen, haben oftmals Chefärzte vor Augen, welche über eine mangelnde Unterstützung der Geschäftsleitung, die Verknappung der Ressourcen und chronischen Personalmangel klagen und entsprechend frustriert sind. „Wie kann ich sicher sein, dass es mir nicht genauso geht?“ lautete hier das Beratungsanliegen.

Beruf und Lebensqualität

Eine „klassische“ Beratungsfrage war auch in diesem Jahr die nach der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Mehrheitlich wurde sie von Frauen gestellt; doch auch einzelne männliche Kollegen, Oberärzte und Chefärzte, machten dies zum Thema. Evident war hier dann der Zusammenhang mit der Furcht vor einem Burnout oder sogar mit der Erfahrung eines solchen. Patentrezepte waren in den Beratungsgesprächen nicht zu bekommen, wohl aber Impulse für die Reflexion der jeweiligen persönlichen Berufssituation und Anregungen für Veränderungsmöglichkeiten, wie die positiven Rückmeldungen bestätigten.

Rebmann I. / Schlein U. Berufliche Chancen erkennen und nutzen. Passion Chirurgie. 2015 Februar, 5(02): Artikel 05_02.

Autoren des Artikels

Profilbild von Rebmann Ingrid

Ingrid Rebmann

Personal-und Karriereberaterin, Coachmainmedico GmbHEschersheimer Landstr. 6960322Frankfurt am Main kontaktieren
Profilbild von Ulrike Schlein

Dr. med. Ulrike Schlein

Organisations- und Personalentwicklung im GesundheitsbereichPostfach 113734521Bad Wildungen kontaktieren

Weitere Artikel zum Thema

PASSION CHIRURGIE

Passion Chirurgie 02/2015

Einsatz- und Katastrophenmedizin Was motiviert Ärzte in Katastrophen- und Krisengebieten

Passion Chirurgie

Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!

Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.