Alle Artikel von Matthias Krüger

BÜNDNIS JUNGE ÄRZTE

Medizin der Zukunft – durch junge Ärzte heute

Gemeinsames Symposium: Bündnis JUNGE ÄRZTE und Bundesärztekammer

Am Vortag des Deutschen Ärztetages fand im Mai ein gemeinsames Symposium des Bündnis JUNGE ÄRZTE und der Bundesärztekammer zum Thema: „Medizin der Zukunft – durch Junge Ärzte heute“ statt. Unter der Moderation von Frau Jessica Hanneken diskutierten mehr als 100 Teilnehmer (Abb. 1) und Gäste zu drei Themenkomplexen (Abb. 2):

1. Arztsein in Zeiten der Arbeitsverdichtung

2. Kind und Klinik: Geht nicht, gibt’s nicht

3. Forschung und Weiterbildung: Wie geht das zusammen?

Abb. 1: Teilnehmer des Symposiums „Medizin der Zukunft – durch junge Ärzte heute”

Ziel dieses gemeinsamen Symposiums war es, der jungen Generation von Ärzten die Möglichkeit zu geben, ihre Sorgen und Nöte den Delegierten des Ärztetages aufzuzeigen. In den je 45-minütigen Themenblöcken, die durch ein jeweils fünfminütiges Impulsreferat durch Vertreter des Bündnis JUNGE ÄRZTE eingeleitet wurden, sollte vor allem viel diskutiert und sich ausgetauscht werden. Davon ist während des Symposiums rege Gebrauch gemacht worden. In den Diskussionsrunden war zu erkennen, dass die Ansichten der unterschiedlichen Generationen in einigen Themenblöcken gar nicht so weit auseinanderlagen. In anderen Bereichen – gerade beim Thema Weiterbildung – zeigte sich jedoch, dass hier die empfundene Wirklichkeit deutlich variierte. Die Delegierten mahnten die zurückhaltende Mitarbeit der jungen Generation in den Ärztekammern an. Darauf wurde vom Bündnis JUNGE ÄRZTE erwidert, dass es der Wahlturnus von fünf Jahren den jungen Kollegen sehr schwer mache, sich in die Kammern wählen zu lassen. Hier wurde auch von dem Bundesärztekammerpräsidenten Prof. Montgomery Handlungsbedarf gesehen.

Abb. 2: Themenkomplexe des Symposiums

Im Impulsreferat „Arztsein in Zeiten der Arbeitsverdichtung“ (M. Krüger) (Abb. 3) wurde die zunehmende Knappheit der ärztlichen Ressourcen in den nächsten 20 bis 30 Jahren thematisiert: Denn neben dieser Veränderung ist es gleichzeitig – seit der Einführung der DRG – zu einer enormen Arbeitsverdichtung gekommen. Immer mehr Patienten werden in immer kürzeren Zeitintervallen behandelt. Die demographische Entwicklung mit zunehmenden Altersindex und damit verbundener Komorbidität der Patienten potenziert dieses noch. Die klinikinternen Strukturen haben sich in den letzten Jahren hingegen kaum verändert. Immer mehr ist der Arzt abseits des Patienten mit Dokumentationsaufgaben und zum Teil mit Rechtfertigungen beschäftigt. Mitunter wird der Arzt mehr als Kostenfaktor denn als Leistungsfaktor im System Gesundheitswesen wahrgenommen. Die fehlende Wertschätzung der ärztlichen Leistung trägt damit nicht zur Attraktivität des Berufes bei. In der Diskussion wurde deutlich, dass ärztliche Kernkompetenzen wieder mehr in den Fokus rücken sollten. Dies beinhaltet natürlich auch eine ehrliche Diskussion um Delegation von Leistungen, die der Ärzteschaft in den letzten Jahren unter dem Deckmantel der Qualitätsoffensive übergestülpt worden ist.

Ein weiterer Themenschwerpunkt war die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unter Berücksichtigung von Kind und Karriere. Man war sich einig, dass Kind und Karriere in der modernen medizinischen Versorgung kein Ausschlusskriterium sein darf. Die Schaffung von Krankenhäusern als familienfreundliche Arbeitgeber gehört zu den wichtigsten Merkmalen eines attraktiven Arbeitsplatzes. Vielfach sind es strukturelle Probleme und das Verharren in alten Denkmustern, die das Entstehen von kreativen Strukturen behindern. Hier gibt es noch enormes Optimierungspotenzial. Vielleicht müssen wir Medizin neu denken und althergebrachte Versorgungs- und Organisationsstrukturen überdenken. Immerhin haben wir aber in den letzten Jahren schon deutlich mehr erreicht. Es reicht aber noch nicht aus.

Im letzten Themenkomplex bei dem Symposium ging es um die Weiterbildung. Hier wurde durch das Bündnis JUNGE ÄRZTE der Schwerpunkt Forschung und Weiterbildung gewählt. Die wahrgenommene Weiterbildungsqualität und gerade die Vereinbarkeit von Forschung, Klinik und Weiterbildung wird unterschiedlich gewichtet und zum Teil auch anders von den Ärztekammern interpretiert. Gerade die schwierige Anrechenbarkeit von Forschungszeiten in der Weiterbildung mahnten die jungen Kollegen an. In der Diskussionsrunde mit Dr. Bartmann wurde deutlich, dass die neue Weiterbildungsordnung von festgelegten Zeiten hin zu Kompetenzen weiterentwickelt werden sollte. Dies wird auch vom Bündnis JUNGE ÄRZTE begrüßt. Forschung als Weiterbildungskompetenz findet allerdings nur spärlich Einzug in die Musterweiterbildungsordnung, da Universitäten und Forschungseinrichtungen originär für die Absicherung der medizinischen Forschung verantwortlich sind. In der Diskussion wurde sehr deutlich, dass zwischen wissenschaftlicher Interpretationskompetenz und Forschungskompetenz unterschieden werden muss. Letztendlich war man sich darüber einig, dass den forschenden Ärzten keinesfalls ein Nachteil durch ihre medizinische Tätigkeit in der Forschung entstehen darf. Jedoch bezieht sich die Weiterbildung auf die klinische Tätigkeit in der Versorgung unserer Patienten. Es sollte daher ein Kompromiss gefunden werden, der beides in einer modernen Weiterbildungsordnung abzubilden vermag.

Abb. 3: Dr. M. Krüger bei seinem Impulsreferat „Arztsein in Zeiten der Arbeitsverdichtung“

Insgesamt muss das Symposium als großer Erfolg gewertet werden. Die regen und vielfältigen Diskussionen, die selbst die Moderatorin als Glücksfall bezeichnete, geben den Veranstaltern recht. Auch im nächsten Jahr soll es wieder eine derartige Veranstaltung am Vortag des Ärztetages geben. Lassen Sie uns auch dann wieder gemeinsam über die Zukunft der medizinischen Versorgung in Deutschland diskutieren.

Krüger M. Medizin der Zukunft – durch junge Ärzte heute. Passion Chirurgie. 2016 September, 6(09): 
Artikel 02_05.

Einladung zum Satellitensymposium des Bündnis JUNGE ÄRZTE

23. Mai 2016 im Rahmen des 119. Deutschen Ärztetages

Weitreichende Veränderungen in unserer Gesellschaft und in unserem Gesundheitssystem (demographischer Wandel, Multimorbidität, Ökonomisierung, Versuche der Kostenkontrolle u. v. m.) haben unmittelbaren Einfluss darauf, wie die stationäre Patientenversorgung organisiert und praktiziert wird. Ein großer Teil der Assistenzärztinnen und -ärzte klagt über die zunehmende Arbeitsverdichtung, die mangelnden Ressourcen für unsere ärztliche Weiterbildung und die schwierige Vereinbarkeit unseres Berufes mit dem Familienleben und dem wissenschaftlichen Arbeiten. Neben dieser Unzufriedenheit mit den unmittelbaren Arbeitsumständen befürchten viele junge Kolleginnen und Kollegen eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung unserer Patienten – der zentralen Aufgabe unserer täglichen Arbeit.

Mit dem Anliegen auf diese Missstände aufmerksam zu machen und dabei die Stimmen aller ärztlichen Berufsgruppen zu bündeln, haben sich im November 2013 eine Vielzahl von Nachwuchsgruppen deutscher medizinischer Fachgesellschaften und Berufsverbände zum Bündnis JUNGE ÄRZTE zusammengeschlossen. Das Bündnis JUNGE ÄRZTE hat in mehreren Positionspapieren die Kritik an ausgewählten Konfliktfeldern formuliert, Lösungsmöglichkeiten diskutiert und Forderungen aufgestellt. So sind u. a. Positionspapiere zur zunehmenden Arbeitsverdichtung im Gesundheitssystem, zur Vereinbarkeit von Klinik und Forschung und von Familie und Beruf entstanden.

Als Themenkomplexe sind „Arztsein in Zeiten der Arbeitsverdichtung“, „Kind und Klinik – geht nicht gibt’s nicht“ und „Forschung und Weiterbildung – Wie geht das zusammen?“ vorgesehen.

Als Diskussionsteilnehmer sind neben Kolleginnen und Kollegen aus dem Bündnis JUNGE ÄRZTE, Vertreter der Bundesärztekammer, der Hochschulmedizin in Deutschland, der gesetzlichen Krankenversicherung, des Deutschen Pflegerates und der Deutschen Forschungsgesellschaft geladen.

Der BDC unterstützt die Bestrebungen seiner Mitglieder in Weiterbildung und des Bündnis JUNGE ÄRZTE für eine Verbesserung der Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen einzutreten.

Ein Eintreten für bessere Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen ist in unser aller Interesse! Für ein erfolgreiches Symposium ist es dabei besonders wichtig, dass diejenigen, um deren Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen es geht, zahlreich vertreten sind. Alle interessierten Kolleginnen und Kollegen sind daher herzlich zur Teilnahme an dem Symposium eingeladen. Lassen Sie uns gemeinsam diese einmalige Gelegenheit nutzen, im Rahmen des kommenden Deutschen Ärztetages unsere Kritik vorzutragen und Lösungsansätze mit Entscheidungsträgern aus verschiedenen Bereichen der medizinischen Versorgung zu diskutieren.

Ihr Dr. Matthias Krüger

Bündnis JUNGE ÄRZTE ist ein Zusammenschluss der Vertreter der jungen Ärzte (Assistenzärzte/innen und junge Fachärzte/innen) folgender Verbände und Fachgesellschaften:

Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC)

Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (BDI)

Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA)

Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD)

Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)

Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)

Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)

Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie e.V. (DGNC)

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO)

Deutsche Röntgengesellschaft e.V. (DRG), German Society of Residents in Urology (GesRU).

Ziel und Aufgabe des Bündnisses ist es, die Patientenversorgung nach modernen und ethischen Gesichtspunkten zu verbessern und Berufsbedingungen für eine Medizin der Zukunft zu gestalten. Um dies gemeinsam zu erreichen, fand im Dezember 2013 der Zusammenschluss in Berlin statt.

 

Am kommenden 119. Deutschen Ärztetag in Hamburg (24. bis 27. Mai 2016) wird das Bündnis JUNGE ÄRZTE erstmals Gelegenheit haben, im Rahmen eines Satellitensymposiums am 23. Mai 2016 nachmittags mit einem eigenem Programm und prominenten Teilnehmern die o. g. Konfliktfelder zu diskutieren.

Programm Satellitensymposium

Chirurgische Weiterbildung in Deutschland

Ergebnisse der BDC-Assistentenumfrage 2014/15

Die chirurgische Weiterbildung stellt die Basis für alle jungen Chirurginnen und Chirurgen dar. Neben persönlichen Merkmalen eines Weiterbildungsassistenten entscheidet sie maßgeblich über die zukünftige Versorgungsqualität derjenigen Generation, welche die Arbeit innovativ gestalten und qualitativ hochwertig fortführen soll. Die Güte der Weiterbildung ist ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Wahl einer Facharztweiterbildung und somit ein sog. Attraktivitätskriterium für oder wider einer kurativen bzw. nicht kurativen Laufbahn.

In den letzten Jahren wurde die Bedeutung der chirurgischen Weiterbildung für das Fach Chirurgie herausgearbeitet. Dennoch – so die Ergebnisse der Umfrage – scheint die Weiterbildung in vielen Krankenhäusern nicht zur Unternehmensstrategie zu zählen. Dies mag sehr verwundern, da gerade hier das Fundament zur Mitarbeiterbindung und zukünftigen Sicherung der ärztlichen Fachkräfte gelegt werden kann.

In einer veröffentlichten Studie in Zusammenarbeit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR rechnet man im Jahre 2030 mit einer ärztlichen Fachkräftelücke von 106.000 Ärzten (pessimistisches Szenario). Für den Bereich der Chirurgie errechneten die Autoren eine Lücke von 23 % unbesetzter Facharztstellen. Diese Lücke wird man nicht durch Zuwanderung, Mobilisierung inländischen Erwerbstätigenpotentials oder Effizienzgewinne decken können. [1]

Umfragedesign

Auf der Grundlage der Umfragen 2004, 2007, 2009 und 2011 wurde eine leicht modifizierte Folgeumfrage entwickelt. Die Zielgruppe dieser Umfrage setzte sich aus Assistenten in Weiterbildung sowie „jungen Fachärzten“ zusammen, deren Facharztprüfung nicht länger als drei Jahre zurücklag. Die Fragebögen konnten anonym via Internet beantwortet werden. Für die Datensammlung und primäre Auswertung wurde ein angepasstes online-Umfrageportal eingesetzt. Die Auswertung erfolgte mit den Statistikfunktionen von Microsoft Excel.

Das Design der Umfrage war darauf angelegt, möglichst viele chirurgische Assistenten und Assistentinnen zu erreichen und dabei die volle Anonymität zu gewährleisten. Auf eine Nachfassaktion sowie eine Non-Responser-Analyse wurde deshalb verzichtet.

Ergebnisse

Teilnehmerstruktur

Insgesamt konnten 1100 Fragebögen ausgewertet werden. Dies entspricht einer Quote von fast 23 % der gesamten Zielgruppe.

Insgesamt zeigt sich ein leichter Anstieg der Teilnehmerzahlen gegenüber den Vorerhebungen. Das Interesse ist also ungebrochen. Die überwiegende Teilnehmerzahl stammt mit 46,6 % aus Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung, gefolgt von 22,3 % aus der Maximalversorgung. 20,5 % der Teilnehmer sind in Krankenhäusern der Schwerpunktversorgung tätig. Die Universitätsklinika sind mit 8,7 % vertreten. (Tab. 1)

Die chirurgische Weiterbildung erfolgt derzeit hälftig in den Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung sowie den Krankenhäusern der Maximal- und Schwerpunktversorgung. Im Geschlechterverhältnis zeigt sich eine in den letzten Jahren begonnene Zunahme der Frauen mit 54 % gegenüber den Männern mit 46 %. (Abb. 1) In der basischirurgischen Weiterbildung befanden sich zum Zeitpunkt der Umfrage 23,7 %. Der überwiegende Anteil der Teilnehmer befand sich in der Weiterbildung zum Viszeralchirurgen (32,3 %), zum Unfallchirurgen/Orthopäden (23,7%) und zum Facharzt für Allgemeine Chirurgie (22,8%).

Tab. 1: Heimatkrankenhaus

2004
2007
2009
2014/15

Versorgungsstufe

KH-GR

50%

41%

43%

47%

KH-SP

25%

26%

24%

20%

KH-Max

17%

17%

22%

22%

KH-Uni

8%

8%

9%

9%

sonstige

2%

2%

2%

KH-SR: Krankenhaus der Grund – und Regelversorgung

KH-SP: Krankenhaus der Schwerpunktversorgung

KH-Max: Krankenhaus der Maximalversorgung

KH-Uni: Universitätsklinik

Abb. 1: Geschlechterentwicklung

Die Ära der Kurzverträge mit jährlicher Befristung ist zu Ende: Immerhin bei 28,5 % liegt ein sogenannter Kettenvertrag vor. 49,1 % haben einen bis zum Ende der Facharztausbildung befristeten Arbeitsvertrag und 22,4 % einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Der Weiterbildungsverbund ist mit 19,8 % eher die Ausnahme.

Weiterbildung als Unternehmensziel

Nur 30 % der Befragten beantwortet die Frage mit Ja, ob das Krankenhaus auf die Länge der Weiterbildungszeit achtet. Knapp ein Viertel der Befragten gibt an, dass das Unternehmen/Krankenhaus sich für den Fortschritt der Weiterbildung und die Weiterbildungszeit interessiert und ebenfalls knapp ein Viertel bejaht, dass das Krankenhaus Fort- und Weiterbildung in die Unternehmensstrategie einbindet (Tab. 2). Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser hat bei 73 % der Teilnehmer eine Auswirkung auf die Weiterbildung. 73 % bewerten diese Auswirkungen als eher negativ. (Abb. 2)

Tab. 2: Weiter- und Fortbildung als Unternehmensstrategie/-philosophie

(1 niedrigste Priorität – 9 höchste Priorität)

Priorität

9 (Höchste)

Strukturierte Weiterbildung mit realistischen Weiterbildungszielen

8

Transparente Einteilungen zu Operationen mit operativen Zielvereinbarungen

7

Teilnahme und Finanzierung externer Weiterbildungsveranstaltungen

6

Work-life-Balance

5

Planbare Arbeitszeiten

4

Familienfreundlicher Arbeitgeber

3

Regelmäßig qualitativ hochwertige interner Weiterbildungsverantsaltungen

2

Flache interklinische Hierarchien

1 (niedrigste)

Entlastung durch chirurgisches Assistenzpersonal

Arbeitszeit und Weiterbildung

Die Mehrheit der Befragten arbeitet 50 bis 60 Stunden pro Woche. Wobei diese Mehrarbeit überwiegend bezahlt und in Freizeit ausgeglichen wird. 45,8 % geben an, dass die Mehrarbeitsstunden in Freizeit ausgeglichen werden. Hinsichtlich der Bereitschaftsdienste zeigt sich, dass im Durchschnitt ca. fünf bis sechs Bereitschaftsdienste pro Monat geleistet werden. Die Vergütung dieser erfolgt in 36,1 % durch eine volle Bezahlung, in 53,8 % in einer anteiligen Bezahlung bis zu einem Höchststundensatz und in nur 3 % in Freizeit. Das 24-Stunden-Bereitschaftsdienstsystem geben 64 % an, gefolgt von einem 2-Schichtsystem mit Bereitschaftsdienstzeit mit 28 %. Insgesamt wirkt sich laut 60 % der Umfrageteilnehmer das „neue“ Arbeitszeitgesetz nicht negativ auf die Weiterbildungszeit im Sinne einer Verlängerung aus.

Demgegenüber steht die Einschätzung von ebenfalls 60 % der Teilnehmer, dass die Präsenz im OP durch das „neue“ Arbeitszeitgesetz verringert wurde.

Wege in die Chirurgie

Was hat die Teilnehmer zur Facharztweiterbildung in der Chirurgie bewogen? An erster Stelle stand mit 34 % das allgemeine Berufsbild des Chirurgen, gefolgt von der Berufung mit 22 %, mit 18 % durch die Tätigkeit im PJ und mit 13,9 % die chirurgischen Vorbilder/Lehrer. Freie Stellen, Anerkennung in der Bevölkerung, Karrieremöglichkeiten sowie Verdienstmöglichkeiten spielen keine oder eine untergeordnete Rolle bei der Wahl des Berufs. Diesbezüglich haben sich in den letzten Umfragepanelen keine großen Veränderungen ergeben. (Abb. 3)

Weiterbildungsstruktur

Die Teilnehmer der Umfrage gaben in 69 % an, dass der Oberarzt federführend für die Weiterbildung ist. Nur in 23 % übernimmt dies der Chefarzt und in 8 % ist es der erfahrene Facharzt. Dies ist über die Jahre hinweg stabil geblieben. Die Hauptlast der Weiterbildung trägt somit der Oberarzt der Klinik. 71 % der Teilnehmer erachten die Implementierung eines speziell für die Weiterbildung verantwortlichen Ansprechpartners oder eines Mentorensystems zur Verbesserung der Weiterbildungsqualität als sinnvoll. In immerhin 27 % existiert ein solches bereits.

Gut 67 % der Umfrageteilnehmer geben an, dass es an ihrer Klinik keine „grobe Struktur“ der Weiterbildung gibt. Sogar 86 % geben an, kein Weiterbildungscurriculum zu Beginn der Weiterbildung erhalten zu haben. Hier hat sich im Vergleich zu den Vorjahren praktisch nichts geändert. Dies verwundert sehr, da laut Kammerrecht zur Beantragung einer Weiterbildungsbefugnis ein solches Curriculum zwingend zu erstellen ist. Wie wichtig dem Nachwuchs aber eine strukturierte Weiterbildung ist, verdeutlichen folgende Zahlen: Die Mehrzahl der Umfrageteilnehmer sieht die strukturierte Weiterbildung mit realistischen Weiterbildungszielen sowie eine transparente Einteilung zu den Operationen mit operativen Zielvereinbarungen als Schlüssel einer erfolgreichen chirurgischen Weiterbildung. Die Qualität des Weiterbilders wird im Durchschnitt mit befriedigend bewertet. In gut 93 % der Umfrageteilnehmer sind didaktische Grundkenntnisse des Weiterbilders wichtig. In 54 % werden dem Weiterbilder diese didaktischen Grundkenntnisse in der Vermittlung von praktischen wie theoretischen Weiterbildungsinhalten bescheinigt. Entgegen dem Kammerrecht, das dem Weiterbilder und den Weiterzubildenden verpflichtet, jährlich mindestens ein Weiterbildungsgespräch zu führen, erfolgt dies nur bei 56 % der Teilnehmer. Hier zeigt sich gegenüber den letzten Erhebungen zwar eine Tendenz zur Verbesserung, aber ein zufriedenstellendes Ergebnis ist dies nicht. Denn immerhin mehr als 40 % erhalten gar kein strukturiertes Feedback.

Abb. 2: Auswirkungen der wirtschaftlichen Situation des Krankenhauses auf die Weiterbildung

Vermittlung der operativen Fertigkeiten

Die Erlangung operativer Expertise ist eine sehr komplexe Entwicklung eines jeden Chirurgen. Sie ist geprägt von Erfolgen aber auch von Niederlagen. Eine strukturierte Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten mit möglichst großer und somit notwendiger Redundanz in kurzen Zeitintervallen sind Erfolgsgaranten dieser Entwicklung.

Eine Überbewertung von manuellem Geschick im Sinne eines „chirurgischen Gens“ verkennt die Komplexität derartiger Prozesse. Vor diesem Hintergrund verwundert es, dass moderne Prinzipien der Vermittlung und Training von Fertigkeiten in der operativen Medizin bisher kaum Anwendung finden. 47 % der Umfrageteilnehmer geben an, dass Operationsverfahren und -techniken nicht theoretisch erklärt und Vor- und Nachteile besprochen werden. Nur in 26,6 % der Fälle werden regelmäßig Teilschritte von Operationen durch den Weiterbildungsassistenten übernommen. (Abb. 4) 63,7 % der Umfrageteilnehmer erachten die Einteilung zu Weiterbildungsoperationen als intransparent und unfair. Grundsätzlich wird dabei wohl vorzugsweise nach subjektiv geschätzten Operationsbedarf (60 %) oder nach dem Günstlingsprinzip (30 %) verfahren. In gut 60 % sind die Teilnehmer der Umfrage mit den Lehrassistenzen unzufrieden. Dies hat sich seit 2004 nicht wesentlich verändert. Im Mittel darf der Weiterbildungsassistenz in unserer Umfrage drei selbständige Operationen pro Woche durchführen, wobei 74,8 % angeben, dass für die Weiterbildung wichtige Operationen nur bestimmte Oberärzte oder der Chefarzt an ihren Kliniken durchführen würden.

Abb. 3: Wege in die Chirurgie

Abb. 4: Ist es bei Ihnen üblich, anfangs Teilschritte von Operationen zu übernehmen?

Weiterbildungs- und Fortbildungsveranstaltungen

In den Kliniken der Umfrageteilnehmer sind 58,9 % unzufrieden mit dem Angebot, der Häufigkeit und der Qualität der internen Fortbildungsveranstaltungen. Nur in 14,5 % der Fälle werden gar keine Fortbildungsveranstaltungen angeboten. Eine erfreuliche Tendenz zeigt sich bei den Indikationskonferenzen, den Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen sowie bei der Einführung des CIRS bzw. anderer Fehlermeldesystemen. Hier ist eine entsprechende Häufigkeitszunahme zu konstatieren (Abb. 5)

Abb. 5: Zeitlicher Verlauf der Durchführung von Indikations-, Morbiditäts- und Mortaliätskonferenzen sowie der Einführung von CIRS/Fehlermeldesystemen

Hinsichtlich der externen Weiterbildungsveranstaltungen wird die Tendenz der letzten Jahre positiv fortgesetzt. So erhalten fast 95 % freie Tage vom Arbeitgeber zur Teilnahme an externen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen. In 82 % wird sogar eine finanzielle Unterstützung gewährt. Im Durchschnitt hat der Weiterbildungsassistent fünf Tage dafür zur Verfügung. In der klinischen Organisation ist es aber nach wie vor schwierig, dies zu integrieren.

Abb. 6: Logbucheinsatz im klinischen Weiterbildungsalltag

Dokumentation der chirurgischen Weiterbildung

Zu den Pflichten des Weiterbildungsassistenten gehört es, die Weiterbildung zu dokumentieren. Dieses muss in den sogenannten Logbüchern erfolgen. In 55,5 % der Umfrageteilnehmer setzt das Krankenhaus keine Logbücher zur Dokumentation ein. Leider benutzen zum Zeitpunkt der Umfrage auch 21,1 % der Assistenten persönlich keine Logbücher. Hier zeichnet sich aber eine deutliche Verbesserung des Einsatzes ab. (Abb. 6) Werden Logbücher eingesetzt, so sind es in 55 % der Fälle Logbücher der Landesärztekammern.

Limitierung der Umfrageergebnisse

Natürlich unterliegt diese Umfrage einer gewissen Limitierung. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass sich im Sinne einer negativen Selektion, nur unzufriedene Assistenten bzw. junge Fachärzte an dieser Umfrage beteiligt haben. Weiterhin spiegelt dies die alleinige Sicht der chirurgischen Weiterbildungsassistenten wieder. Diese Sicht kann sich im weiteren Berufsleben ändern und ggf. auch relativieren.

Diskussion

Die Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen stehen immer wieder im Fokus einer berufspolitischen Nachwuchsdebatte. Land auf, Land ab wird in den deutschen Krankenhäusern und Praxen eine hohe medizinische Versorgungsqualität durch gut weitergebildete Ärztinnen und Ärzte gesichert. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, benötigen wir eine zielgerichtete Förderung des Nachwuchses.

Leider ergibt sich anhand unserer Umfrage in den wichtigen Kriterien der Qualität der chirurgischen Weiterbildung kein Trend zur Besserung der Situation der Assistenzärzte. Es ist scheinbar immer noch so, dass die Qualität der chirurgischen Weiterbildung kein Unternehmensziel ist. Die Einbindung dieser in eine Strategie zur Sicherung und Qualifizierung der Fachkräfte ist noch zu selten zu beobachten. Die chirurgische Weiterbildung wird scheinbar immer noch an vielen deutschen Krankenhäusern als Nebenprodukt der täglichen Arbeit betrachtet. Die Assistenzärzte finden sich noch immer zu wenig im OP.

Dabei liegt der Gedanke nahe, dass – bei aktuell politisch gewollter OP-Zahlreduktion – möglicherweise ein Überangebot an Chirurginnen und Chirurgen geschaffen wird.

Eine Bedarfsanalyse und ggf. Zugangsbeschränkung existiert in Deutschland bisher nicht und ist von Seiten des Berufsverbandes auch nicht gewollt. Die staatliche Steuerung solcher Kapazitäten hängt in der Regel dem Bedarf hinterher, da sie nur reaktiv gestaltet werden kann, weshalb der freie Zugang zum gewünschten Facharzt als ein sich selbst regulierendes System, welches durchaus auch marktwirtschaftlichen Kriterien unterlegen ist, beibehalten werden sollte.

Die strukturierte Vermittlung von operativen Techniken und Fertigkeiten ist zu selten vorhanden. Aber auch die Einteilung zu selbständig durchgeführten Eingriffen erfolgt nicht strukturiert. Es ist verständlich, dass Assistenzärzte damit unzufrieden sind. Die strukturierte Weiterbildungsplanung und -organisation scheint eine Ausnahme zu sein. Externe Weiterbildungsveranstaltungen nehmen einen größeren Stellenwert ein, wofür man auch bereit ist, zu investieren.

Die Qualität der Weiterbildung wird als befriedigend eingestuft. Dies reicht nicht aus und sollte uns auf keinen Fall zufrieden stellen, zumal es in einem Widerspruch mit der im Ausland von Kollegen und Patienten wahrgenommenen Qualität steht.

Die anhaltenden Bemühungen des Europaparlamentes, auch medizinische Dienstleistung zu normieren, haben uns vor Augen geführt, wie qualitativ hochwertig das deutsche Weiterbildungs- und Facharztsystem im europäischen Ländervergleich ist. Eine „Anpassung“ an einen europäischen Durchschnitt würde unser System auf ein erheblich niedrigeres Niveau setzen.

Die Kriterien zur Vergabe der abgestuften Weiterbildungsbefugnisse durch die Ärztekammern der Länder sind bisher vielfach nicht transparent. Klare Kriterienkataloge mit gewichteten Faktoren, in die Weiterbildungsstätten und -befugte ihre Daten eingeben müssen, existieren nur vereinzelt.

Die Evaluation der Weiterbildung durch die Ärztekammern ist ein stumpfes Schwert, da offensichtlich keine Konsequenzen daraus gezogen werden. Weder von den Weiterzubildenden, die sich noch in der günstigen Situation befinden „mit den Füßen abstimmen zu können“, noch von einem größeren Teil der Krankenhäuser, die sich scheuen, in Weiterbildung und Weiterbildungsassistenten mehr zu investieren.

Zum ersten Mal hat der Anteil der weiblichen Teilnehmer die 50 %-Hürde geknackt. Ein im Medizinstudium bereits etablierter Trend setzt sich bei den Assistenzärzten jetzt fort. Die Chirurgie wird weiblicher. Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen wurden hierdurch vermehrt unter familienfreundlichen Arbeitnehmeraspekten verändert, was mittlerweile auch bei den jungen männlichen Assistenzärzten besonders geschätzt wird.

Positiv muss erwähnt werden, dass sich in den letzten Jahren eine deutliche Tendenz zu einem mehr an Indikationskonferenzen und Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen abzeichnet. Auch die Patientensicherheit in Form von CIRS Systemen nimmt einen zunehmend größeren Raum in den Kliniken ein.

Für die Autoren ergeben sich letztlich folgende Fragen, die vermehrt in den Fokus der Weiterbildungsdebatte zu rücken wären:

Sind die Ärztekammern der Länder möglicherweise mit der Organisation und der Kontrolle der Weiterbildungsqualität überfordert?

Sollten über die Inhalte der fachspezifischen Weiterbildung die wissenschaftlichen Fachgesellschaften entscheiden und nicht nur angehört werden?

Benötigen wir eine Zertifizierung der chirurgischen Weiterbildungsqualität als Anreiz für eine adressatengerechte Verteilung finanzieller Mittel?

Soll Weiterbildung zentralisiert und Weiterbildungsstellen budgetiert werden, um die Qualität zu erhöhen?

Benötigen wir einen Verbund aus ambulanter und stationärer Weiterbildung?

Literatur

[1] M. Burkhart, D. A. Ostwald, T. Erhard: 112 – und niemand hilft. Vier Szenarien zeigen, wo in Deutschland welche Fachkräfte im Gesundheitswesen fehlen und was schon heute dagegen getan werden kann. Hrsg.: pwc in Kooperation mit WifOR. 2012.S. 11-22.

Krüger M. / Seifert J. Chirurgische Weiterbildung in Deutschland. Passion Chirurgie. 2016 März, 6(03): Artikel 02_01.

Editorial: Die Chirurgen von morgen

Liebe Leserinnen und Leser der Passion Chirurgie,

mit dieser Ausgabe möchte sich das Ressort Nachwuchsförderung im Präsidium des BDC wieder dem Thema Nachwuchs und Weiterbildung widmen.

Im Mittelpunkt dieser Ausgabe steht eine erste Einschätzung der Assistentenumfrage 2014/15. Hier spiegelt sich die Qualität der chirurgischen Weiterbildung aus Sicht des Assistenten und jungen Facharztes wieder.

Der chirurgische Nachwuchs ist mit seiner Weiterbildung nach wie vor nicht zufrieden. Der zunehmende ökonomische Druck, die sich verkomplizierenden gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen und das nicht einheitliche Auftreten der Ärzteschaft führen nicht unmittelbar zur Steigerung der Attraktivität des Arztberufes.

Great Place to Work®, ein international tätiges Forschungs- und Beratungsunternehmen, spezialisiert auf die Entwicklung einer attraktiven Arbeitsplatz-, Vertrauens- und Unternehmenskultur, zeigt in einem Beitrag dieser Ausgabe auf, woran es liegt, dass der Arbeitgeber Krankenhaus nicht zu den Top 100 Arbeitgebern in Deutschland gehört. Dieser sehr interessante Artikel regt zum Nachdenken an. Vielfach sind die Kliniken noch zu sehr am kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolg orientiert.

Nicht jeder kann Oberarzt oder Chefarzt werden. Es gibt aber auch eine Reihe von Ärzten, die in der Oberarzt- oder Chefarztstelle kein Karriereziel mehr sehen. Der Artikel von Dr. Thomas Kyriss zeigt an einem Beispiel auf, wie eine mitarbeiterorientierte Personalentwicklung auch abseits der Hierarchiestufen im Krankenhaus möglich ist.

Die Arbeit des BDC auf dem Gebiet der Weiterbildung und Nachwuchsförderung ist vielfältig. Sie reicht von der sehr erfolgreichen und einmaligen Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn” über Workshops für Studenten und dem mit dem Berufsverband Deutscher Internisten veranstalteten Nachwuchs-Kongress „Staatsexamen & Karriere“, den Aktivitäten der BDC|Akademie bis zu den vielfältigen Aktivitäten des BDC im Bereich Social Media. Allein die Plakat- und Postkartenmotive der Kampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ erfreuen sich bei den Studenten und Assistenzärzten auch abseits der Chirurgie großer Beliebtheit. Mein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang Dr. Jörg Ansorg. Seinem Engagement und seiner Zielstrebigkeit ist es zu verdanken, dass der chirurgische Nachwuchs, den Stellenwert im BDC hat, der ihm zusteht.

Zuletzt möchte Sie das Ressort Nachwuchsförderung zu einer interessanten Sitzung auf dem 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie am 26. April 2016 von 11:00 bis 12.30 Uhr in Berlin einladen. Unter dem Sitzungstitel „ChirurgSein 2030 – Sind wir für die Zukunft gerüstet?“, erwartet Sie ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm mit spannenden Diskussionen. Diskutieren Sie mit.

Ich wünsche Ihnen beim Lesen der Ausgabe viel Spaß. Es würde mich sehr freuen, wenn wir in einen konstruktiven Dialog eintreten könnten, wie wir das Fach Chirurgie für unseren Nachwuchs attraktiver machen können. Nicht „Geht das?“, sondern „Wie geht das?“ sollte unser Motto sein.

Herzlichst Ihr

Matthias Krüger

Krüger M. Editorial: Die Chirurgen von morgen. Passion Chirurgie. 2016 März; 6(03): Artikel 01.

Bündnis JUNGE ÄRZTE fordert Vereinbarkeit von Familie und Karriere

Die Vereinbarkeit von Familie und Karriere ist in vielen Branchen und Ländern zunehmend eine Selbstverständlichkeit. Der Arztberuf in Deutschland hat hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Karriere Optimierungsbedarf. Das Bündnis JUNGE ÄRZTE fordert für beide Geschlechter bessere berufliche Rahmenbedingungen. Nur so ist der ärztliche Nachwuchsmangel abzuwenden und die Attraktivität des Arztberufes sowie die Leistungsfähigkeit des Einzelnen zu erhalten. Das Bündnis JUNGE ÄRZTE sieht dringenden Handlungsbedarf, die Vereinbarkeit von Familie und Karriere für Ärztinnen und Ärzte zu verbessern. Zahlreiche Umfragen haben gezeigt, dass der Wunsch nach familienfreundlichen Arbeitsbedingungen ein zentrales Anliegen junger Mediziner ist. Nicht planbare und unflexible Arbeitszeiten mit vielen Überstunden, die unzureichend erfasst und ausgeglichen werden, sind vielerorts immer noch Alltag. Zusätzlich erschweren fehlende Kinderbetreuungsangebote oder hierarchische Strukturen mit veralteten Rollenbildern die Vereinbarkeit von Familie und Karriere im Arztberuf.

Abb. 1: Treffen des Bündnisses JUNGE ÄRZTE im Oktober 2015 in Berlin

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Die zunehmende Feminisierung des Arztberufes und der wachsende Wunsch von Vätern nach Elternzeit erfordern strukturelle Lösungen, um den ärztlichen Nachwuchsmangel abzuwenden. Junge Ärztinnen und Ärzte wünschen sich Zeit und Raum für ein erfülltes Familienleben.

Das Bündnis JUNGE ÄRZTE fordert von

der Politik

Die strukturelle und finanzielle Förderung der Vereinbarkeit des Arztberufes mit einer Familie

Kinderbetreuungskonzepte angepasst an ärztliche Arbeitszeiten

Adäquate finanzielle Ausstattung der Kliniken, um familienfreundliche Arbeitszeitmodelle auch in der Medizin zu gewährleisten

den Geschäftsführungen und Klinikdirektoren

Kinderbetreuungskonzepte angepasst an ärztliche Arbeitszeiten

Stellenschlüssel, die Schwangerschaftsvertretungen und Elternzeiten (auch für Väter) sowie zeitnahe Schaffung von Ausgleichsstellen ermöglichen

Problemlose Ermöglichung von Elternzeiten für Mütter und Väter

Flexiblere Umsetzung des Mutterschutzgesetzes (innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen) – besonders im operativen Bereich

Flexiblere Arbeitszeitmodelle mit Einhaltung der Arbeitszeiten

Flächendeckendes Angebot von Teilzeitstellen in Kliniken aller Versorgungsstufen

Konsequente Förderung von Müttern und Vätern für/in Leitungspositionen

Regelmäßige Karriereplanung im Teamgespräch unter Einbeziehung der weiteren Lebensplanung

Schaffung strukturierter MentorInnen- und Netzwerkprogramme, um eine frühzeitige Berufs- und Lebensplanung zu ermöglichen

Strukturierte Weiterbildung, die eine Familienplanung zulässt

Sichere Arbeitsverträge mit langen Laufzeiten als Voraussetzung zur längerfristigen Familien- und Lebensplanung

der Bundesärztekammer und den Landesärztekammern

Eine Anerkennung kürzerer Weiterbildungsabschnitte, die ohne Unterbrechungen absolviert wurden – auch in Teilzeit

Eine Anpassung der Weiterbildungszahlen an die heutigen Notwendigkeiten bzw. an die realen Bedingungen

Eine qualitätsgesicherte Weiterbildung

Epilog

Zur Diskussion über die Zukunft der Medizin gehört untrennbar auch die Diskussion über die Zukunft der Mediziner und ihrer Lebensgestaltung. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zentrales Thema für dessen bessere Umsetzung sich das Bündnis JUNGE ÄRZTE einsetzt.

Für junge Mediziner ist der Wunsch nach familienfreundlichen Arbeitsbedingungen und somit die Möglichkeit zu einem erfüllten Familienleben, neben dem Beruf, ein zentrales Anliegen.

Das Bündnis JUNGE ÄRZTE appelliert deshalb für einen Wandel in den Köpfen, für eine Optimierung der Arbeitssituation und fordert die Verantwortlichen dringend dazu auf, für die oben genannten Probleme Lösungen anzustreben. Schlussendlich ist für das Ziel einer nachhaltigen und hochwertigen Patientenversorgung eine motivierte und leistungsfähige Ärzteschaft mit einer gesunden Nachwuchskultur notwendig.

Das Bündnis JUNGE ÄRZTE ist ein Zusammenschluss der Vertreter der jungen Ärzte (Assistenzärzte/innen und junge Fachärzte/innen) aktuell folgender 18 Verbände und Fachgesellschaften:

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH), Berufsverband Deutscher Chirurgen e.V. (BDC), Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (BDI), Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM), Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie e.V. (DGNC), Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA), Deutsche Ophtalmologische Gesellschaft e.V. (DOG), Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO), German Society of Residents in Urology (GesRU). Junge Neurologen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN), Deutsche Gesellschaft für Radiologie e.V. (DRG) und Bundesverband Deutscher Pathologen e.V. (BDP).

Ziel und Aufgabe des Bündnisses ist es, die Patientenversorgung nach modernen und ethischen Gesichtspunkten zu verbessern und Berufsbedingungen für eine Medizin der Zukunft zu gestalten. Um dies gemeinsam zu erreichen fand im November 2013 der Zusammenschluss in Berlin statt.

OEBPS/images/pdf_icon2.png Berliner Thesen der jungen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland

Bündnis JUNGE ÄRZTE

Krüger M. Bündnis JUNGE ÄRZTE fordert Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Passion Chirurgie. 2015 Dezember, 5(12): Artikel 07_01.

Positionspapier des Bündnisses JUNGE ÄRZTE zur Arbeitsverdichtung im deutschen Gesundheitssystem

Aus Sorge, dass in naher Zukunft die Versorgungsqualität und die Menschlichkeit in den deutschen Kliniken unter der zunehmenden Arbeitsverdichtung leiden, haben nun die gewählten Vertreter/innen der Assistenzärzte/innen und jungen Fachärzte/innen der größten deutschen Berufsverbände und Fachgesellschaften im Dezember 2014 das Bündnis JUNGE ÄRZTE gegründet. Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres, verbands- und fachgesellschaftsübergreifendes Bündnis junger Ärztinnen und Ärzte, die sich gemeinsam dafür einsetzen möchten, dass sowohl die Patientenversorgung als auch die Berufs- und Arbeitsbedingungen verbessert werden.

Aus Sorge, dass in naher Zukunft die Versorgungsqualität und die Menschlichkeit in den deutschen Kliniken unter der zunehmenden Arbeitsverdichtung leiden, haben nun die gewählten Vertreter/innen der Assistenzärzte/innen und jungen Fachärzte/innen der größten deutschen Berufsverbände und Fachgesellschaften im Dezember 2014 das Bündnis JUNGE ÄRZTE gegründet. Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres, verbands- und fachgesellschaftsübergreifendes Bündnis junger Ärztinnen und Ärzte, die sich gemeinsam dafür einsetzen möchten, dass sowohl die Patientenversorgung als auch die Berufs- und Arbeitsbedingungen verbessert werden.

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Bündnis JUNGE ÄRZTE ist ein Zusammenschluss der Vertreter der jungen Ärzte (Assistenzärzte/innen und junge Fachärzte/innen) folgender Verbände und Fachgesellschaften:

      • Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC),
      • Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (BDI),
      • Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA),
      • Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD),
      • Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI),
      • Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM),
      • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN),
      • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ),
      • Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU),
      • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG),
      • Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie e.V. (DGNC),
      • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO),
      • German Society of Residents in Urology (GesRU) e.V.

Ziel und Aufgabe des Bündnisses ist es, die Patientenversorgung nach modernen und ethischen Gesichtspunkten zu verbessern und Berufsbedingungen für eine Medizin der Zukunft zu gestalten. Um dies gemeinsam zu erreichen fand im Dezember 2013 der Zusammenschluss in Berlin statt.

Das Bündnis JUNGE ÄRZTE versteht sich als Ansprechpartner für aktuelle Entwicklungen, die fachgebietsübergreifend die Qualität der ärztlichen Weiterbildung und damit die zukünftige Basis einer hochwertigen Patientenversorgung bedrohen. Das Bündnis JUNGE ÄRZTE möchte aktiv die Interessen der jungen Ärzte/innen gesundheitspolitisch vertreten. Weitere Berufsverbände und Fachgesellschaften sind ausdrücklich zur Mitarbeit eingeladen.

Schwerpunktthemen sind:

  • Zunehmende Arbeitsverdichtung an deutschen Kliniken
  • Vereinbarkeit von Forschung und Klinik
  • Weiterbildung in Deutschland – Strukturelle wie ökonomische Defizite
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Auf Einladung des Ressort Nachwuchsförderung des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e. V. (Dr. Krüger. Leiter des Ressorts, ist Mitglied des Bündnisses Junger Ärzte) veranstaltete am 14./15.06.2014 die Mitglieder dieses Bündnisses im Langenbeck-Virchow-Haus eine zweite Arbeitstagung. Hier wurde in einer sehr intensiven Diskussion und schöpferischen Atmosphäre unter Anderem das erste Positionspapier des Bündnisses Junger Ärzte mit dem Thema Arbeitsverdichtung erarbeitet. Dieses wird im Nachfolgenden publiziert.

Als nächste Projekte erfolgt die Erarbeitung eines weiteren Positionspapieres zur Thematik der Vereinbarkeit von Forschung und Klinik. Dieses wird voraussichtlich Anfang 2015 veröffentlicht werden. Weitere werden gemäß der skizzierten Schwerpunktthemen folgen.

Ich möchte alle Ärzte ermutigen sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Wir benötigen eine möglichst breite Geschlossenheit und Unterstützung, um unsere Interessen in der Politik und bei den Protagonisten des Gesundheitswesens zu vertretenen. Zurzeit werden die Ärzte in der Politik und bei der Krankenkassen nur als Kostenfaktor wahrgenommen. Dies muss sich ändern!! Unsere medizinischen Erfolge und ausgezeichnete Arbeit bei der Versorgung unserer Patienten sollten wieder im Mittelpunkt stehen. Aus meiner Sicht ist dafür eine breite Allianz der Berufsverbände, Fachgesellschaften, Interessensvertretern und Patientenverbünden abseits von Besitzstandswahrungen getragen von dem gemeinsamen Gedanken: Menschliche wohnortnahe Medizin.

Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre einen gewissen Aha Effekt und bin auf Ihre Diskussionsbeiträge gespannt.

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Positionspapier des Bündnisses JUNGE ÄRZTE zur Arbeitsverdichtung im deutschen Gesundheitssystem

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Diesen Artikel finden Sie auf BDC|Online unter der Rubrik

Themen/Ärzteverbände/Bündnis „Junge Ärzte“.

Krüger M. Positionspapier des Bündnisses JUNGE ÄRZTE zur Arbeitsverdichtung im deutschen Gesundheitssystem. Passion Chirurgie. 2014 Dezember, 4(12): Artikel 07_02.


Politik

Die BDC-Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ – Eine Erfolgsgeschichte seit über 5 Jahren

Es zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass das Interesse an der Chirurgie deutlich zunimmt und ca. 1.000 Berufsstarter jährlich eine chirurgische Laufbahn einschlagen. Dies würde den prospektierten Bedarf bis 2020 annähernd decken und die zu erwartenden Lücken deutlich kleiner ausfallen lassen, als bisher angenommen.

Welchen Beitrag die seit über 5 Jahren laufende Nachwuchskampagne des BDC dazu geleistet hat, läßt sich nur schwer abschätzen. Mit 7.000 erreichten Medizinstudenten und über 60 Veranstaltungen bundesweit ist sie jedoch die mit Abstand erfolgreichste Nachwuchskampagne innerhalb des medizinischen Fächerkanons und im Gebiet Chirurgie.

Nachwuchsmangel

Auch wenn noch immer keine exakten Zahlen über die jährliche Rate an Berufseinsteigern in der Chirurgie existieren, ermutigen uns aktuelle Hochrechnungen aus dem Jahr 2012. Nach diesen Informationen [1], die auf Daten der Weiterbildungsevaluation der Landesärztekammern basieren, könnten es jährlich wieder mehr als 1.000 Berufsstarter eine chirurgische Karriere einschlagen.

Die Tendenz eines während des Medizinstudiums kontinuierlich sinkenden und nach dem PJ dramatisch abfallenden Interesses an der Chirurgie [2] wäre dann zumindest abgemildert worden.

Allerdings ist der Nachwuchsmangel in der deutschen Chirurgie weiterhin immanent, der Wettbewerb um motivierte Berufseinsteiger und qualifizierte Chirurgen voll entbrannt. Die Anstrengungen um bessere Weiterbildungsqualität sowie die permanenten Bestrebungen um eine zeitnahe Aktualisierung der Weiterbildungsordnung müssen unverändert weiter gehen. Dies zeigt auch eine aktuelle bundesweite Studie des BDC, die die Ansprüche und Erwartungen der Chirurgengenerationen vergleicht und dabei insbesondere die veränderten Erwartungen der Generation Y an Karriere und Weiterbildung beleuchtet [3].

In den kommenden 10 Jahren gehen 50 Prozent der niedergelassenen Chirurgen und ca. ein Drittel aller Krankenhauschirurgen in den Ruhestand. Über 11.000 Stellen werden neu zu besetzen sein [4]. Dafür werden bereits heute mindestens 1.000 Fachärzte der Chirurgie jährlich gebraucht. Sollten tatsächlich zukünftig ca. 1.000 Absolventen des Medizinstudiums pro Jahr eine chirurgische Karriere einschlagen, dauert sind es nach aktuellen BDC-Erhebungen knapp 7 Jahre [5], bis diese Kolleginnen und Kollegen eine Facharztqualifikation erreichen. Zumindest bis zum Ende dieses Jahrzehnts ist damit keine Entwarnung beim Nachwuchsmangel und erst recht nicht beim Wettbewerb um Fachärzte und motivierte Mitarbeiter in Sicht.

Nachwuchskampagne „Nur Mut!“

Anfang 2008 stellte der Berufsverband der Deutschen Chirurgen auf Initiative des Ressorts Nachwuchsförderung im BDC die bundesweit angelegte Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob – ChirurgIn“ vor [4]. Mit ihr sollen gezielt Medizinstudenten in den klinischen Semestern angesprochen und für eine chirurgische Laufbahn begeistert werden.

Die Nachwuchskampagne soll realitätsnah über das Berufsbild des Chirurgen informieren und die faszinierenden Seiten der Chirurgie vermitteln. Gleichzeitig war es von Beginn an das Ziel, den Studenten die Chirurgie als Einheit mit vielen Facetten zu vermitteln, die für alle Vorlieben und Interessen, von der Forschung über die Notfallversorgung bis zur elektiven Chirurgie, von der Hochleistungsmedizin bis zur Grundversorgung, als auch in der Niederlassung Perspektiven bietet.

Die Kampagne sollte offen sein für die Beteiligung aller Berufsverbände und Fachgesellschaften im Gebiet Chirurgie. Deshalb wurde ein vom Corporate Design des BDC völlig unabhängiges, frisches Design entwickelt.

Bereits zum Auftakt erregte der BDC mit der Kampagne enorme Aufmerksamkeit, was sich in vielen Publikationen und Berichten in der Tagespresse niederschlug. Dieser Erfolg ist sicher der Grund für die vielen Nachahmer in anderen Fachgebieten. Mit einem gewissen Stolz verzeichnen wir auf Messen vor Ort, dass sich die meisten Studenten und sogar das Standpersonal der mit „direkten Konkurrenz“ vom Original „Nur Mut!“ stärker angezogen fühlen.

Provokative Wortspiele und Motive

Die BDC-Nachwuchskampagne erregte zunächst mit frechen Parolen wie dem doppelsinnigen „Kein Durchschnittsjob“, „Aufschneider“, „Schnitte“ und „Hingucker“ Aufsehen. Jeweils einige Wochen vor „Nur-Mut!“-Informations¬veranstaltungen oder praktischen Kursen wurden Postkarten mit diesen Slogans und korrespondierenden Motiven in Studentenkneipen der betreffenden Städte verteilt und mit Plakaten in den Hörsälen auf die Veranstaltungen aufmerksam gemacht.

Dabei wurde ganz bewusst mit einem Augenzwinkern auf den eigenen Berufsstand geblickt. Die Motive und Slogans sollten vor allem Aufmerksamkeit und Interesse erregen und gleichzeitig den Eindruck vermitteln, dass Chirurgie zwar kein Fach für jeden ist, Chirurgen selbst aber eine interessante und ungewöhnliche Gemeinschaft sind.

Abb. 1: Motive Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ (1. Flight 2008)

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Gerade die Plakate wurden sehr rasch bekannt und beliebt und finden sich heute nicht nur in chirurgischen Kliniken, sondern auch in vielen Studenten-WGs. Sie haben in den letzten Jahren ebenso wie die roten Buttons „Aufschneider“, „Schnitte“ oder „Minimal-Invasorin“ einen gewissen Kultstatus bei Medizinstudenten erreicht und zur raschen Verbreitung der Kampagne maßgeblich beigetragen.

Im Jahr 2010 ging dann die zweite Motivstaffel an den Start, die etwas differenzierter, aber nicht weniger provokant das Berufsbild und Selbstverständnis der Chirurgen reflektiert und überspitzt.

OEBPS/images/03_01_A_09_2013_nur_mut_image_02.jpgVor wenigen Wochen wurde nun der dritte „Flight“ der Kampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ auf den Markt gebracht. Er unterscheidet sich wiederum von den vorigen Kampagnen, ohne den Spaß an der Chirurgie und das Augenzwinkern beim Blick auf die eigene Profession zu vergessen.

Abb. 2: Motive der Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ 2013

Weiterführende Informationen

Ist das Interesse geweckt, werden sachliche Informationen und Beratungsangebote ergänzt. Diese reichen von einer aufwändig produzierten Imagebroschüre zur Vorstellung der 8 chirurgischen Säulen und der chirurgischen Weiterbildung bis zu einem Flyer mit Bewerbungstipps. In persönlichen Beratungsgesprächen werden individuelle Vorlieben und Interessen herausgearbeitet und persönliche Empfehlungen zur Gestaltung der eigenen Karriere gegeben.

Abb. 3: Imagebroschüre und Bewerbungstipps

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In der Broschüre stellen Chirurginnen und Chirurgen „ihre“ chirurgische Disziplin vor, berichten über Faszination und Probleme und erläutern, wie sie den Spagat zwischen Berufs- und Privatleben meistern. Der Flyer für Bewerber schärft den Blick hinter die Kulissen der Kliniken, gibt Hinweise auf gute Weiterbildungsangebote und bietet Checklisten zum Vergleich einzelner Kliniken.

Die gesamte Kampagne ist vom Prinzip getragen, ehrlich und transparent über den chirurgischen Beruf zu informieren. Es wird nichts beschönigt oder verharmlost. Die Chirurgie wird auch zukünftig ein Beruf mit ungeregelten Arbeitszeiten sein. Durch Initiativen einzelner Krankenhäuser (z.B. durch betriebseigene Kindergärten) wird der chirurgische Beruf aber immer besser mit dem Privatleben vereinbar und deshalb für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv bleiben.

Informationsveranstaltungen in Universitäten und auf Messen

Kernstück der Kampagne sind die Informationsveranstaltungen in Universitätskliniken. Die Organisation erfolgt mit Unterstützung der Ordinarien, die sich in der Regel auch persönlich an der Veranstaltung vor Ort beteiligen. An einigen Standorten ist die „Nur-Mut!“-Veranstaltung mittlerweile fester Bestandteil des regulären Vorlesungsplanes Chirurgie.

Der BDC organisiert und finanziert im Vorfeld die Werbung mit Postkarten und Plakaten sowie Rundmails. Kern der ca. einstündigen Veranstaltungen sind Präsentationen zur „Faszination Chirurgie“ und der chirurgischen Weiterbildung. Hinzu kommt die Vorstellung einzelner chirurgischer Disziplinen sowie der Karriereoptionen in Universitäten, Versorgungskrankenhäusern und der Niederlassung. Die abschließende Diskussion zieht sich oft über eine halbe Stunde und länger hin.

Auf Studentenmessen wie der „DocSteps“ des Marburger Bundes oder „Perspektiven und Karriere“ des Deutschen Ärzteblattes ist der BDC traditionell mit einem Stand vertreten. Neben Informationsmaterial, Stickern und Terminen sind vor allem die Berater des Teams „Junge Chirurgie“ mit ihrem Fachwissen und ihren Empfehlungen gefragt. In Einzelgesprächen geht es um persönliche Eignung und Empfehlungen, Tipps für die Wahl des richtigen Krankenhauses und der chirurgischen Fachrichtung und die Planung der chirurgischen Karriere.

Schnupperkurse „Chirurgie zum Mitmachen“

Der BDC entwickelte gemeinsam mit ausgewählten Industriepartnern Tagesseminare mit praktischen Übungen für Medizinstudenten. Unter dem Motto „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen“ wurde dieses Workshopangebot in die Nachwuchskampagne integriert.

Nach einführenden Vorträgen zu Grundprinzipien der Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Orthopädie und Unfallchirurgie geht es an mindestens 5 Arbeitsstationen „zur Sache“.

Abb. 4: Nahtkurs im Rahmen eines praktischen Kurses „Chirurgie zum Mitmachen“

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Neben einem Knoten- und Nahtkurs werden Kurse zur Osteosynthese, zur Minimalinvasiven Chirurgie, Reanimation sowie Verbands- und Gipskurse, ein Thoraxdrainage-Kurs und vieles mehr angeboten.

Die Naht- und Knotenkurse werden dabei seit Beginn der Kampagne vom B|Braun-Konzern mit Material und Personal massiv unterstützt. Im traditionellen Kurs im Langenbeck-Virchow-Haus Berlin werden zusätzlich die Räume der Aesculap-Akademie sowie die Arbeitsplätze und Trainer zur Minimalinvasiven Chirurgie von der Aesculap AG betreut.

Die Firma Covidien unterstützt uns regelmäßig bei der Organisation von Arbeitsstationen zur Minimalinvasiven Chirurgie und zur Thoraxdrainage. Smith & Nephew wiederum steuern einen Osteosynthese-Kurs bei. Hinzu kommen wechselnde Partner zur Ausstattung von Gipskursen, Reanimations- und Sonografie-Stationen. Bei einigen Kursen steht uns auch das Endomobil der Firma Johnson und Johnson zur Verfügung.

Wir danken unseren Industriepartnern ausdrücklich für die großzügige Unterstützung der BDC-Nachwuchskampagne und der praktischen Kurse „Chirurgie zum Mitmachen“. Denn die Kurse leben ausschließlich von diesen praktischen Übungen und sind das Herzstück unserer Kampagne geworden.

Die Seminare werden von der Begeisterungsfähigkeit der Teilnehmer getragen. Noch lange nach Kursende wird diskutiert, über die Möglichkeiten der chirurgischen Karriere und die unterschiedlichen Anforderungen in den 8 chirurgischen Disziplinen.

Die Chirurgie präsentiert sich als Ganzes in ihrer faszinierenden Vielseitigkeit zwischen theoretischem Fachwissen und manuellen Fertigkeiten. Die Workshops lassen sie sich in fast jeder Klinik veranstalten. Der BDC als Vertreter aller Chirurgen spricht deshalb bei den praktischen Kursen vor allem Lehrkrankenhäuser an. So erhalten auch die nichtuniversitären Kliniken die Chance, sich Medizinstudenten im Rahmen der BDC-Nachwuchskampagne zu präsentieren.

Nachwuchskongress „Hammerexamen und Karriere“

Seit 2011 richtet der BDC im Langenbeck-Virchow-Haus Berlin unter Führung seiner Akademieleiter Prof. Schröder, Köln, und PD Dr. Krones, Aachen, jährlich einen Nachwuchskongress für Medizinstudenten aus. Die zweitägige Veranstaltung unter der Überschrift „Pimp Your Studies“ richtet sich an Studenten kurz vor Ende ihres Studiums.

Gemeinsam mit dem Berufsverband der Deutschen Internisten bereitet der Kongress auf den mündlichen Teil der 2. Ärztlichen Prüfung, das sogenannte Hammerexamen, vor. Gleichzeitig können sich die Studenten im Karrieremarkt, der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Ärzteblatt organisiert wird, über Weiterbildungsangebote von Kliniken und Krankenhausverbünden informieren und in der Trainingsarea Chirurgie und Innere Medizin an Übungsstationen praktisch kennenlernen.

Abb. 5: Nachwuchskongress „Pimp Your Studies“ 2013 (Foto: BDC/Jonas Dittmar)

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Die Resonanz ist überwältigend, der Hörsaal jedes Jahr bis auf den letzten Platz besetzt. Ca. 400 Studenten aus dem gesamten Bundesgebiet finden bei jeder Veranstaltung den Weg nach Berlin und reisen mit großer Begeisterung und hoher Motivation zurück nach Hause [8].

„Nur Mut!“ im Internet

Die Internetseite der Kampagne unter www.chirurg-werden.de bietet Interessierten ausführliche Informationen zu den Facetten chirurgischer Tätigkeit, der chirurgischen Weiterbildung und den spezifischen Herausforderungen der 8 chirurgischen Säulen unseres Fachgebietes.

Die Seite wird von Medizinstudenten hoch frequentiert und verzeichnet zwischen 5.000 und 7.000 Besucher monatlich.

Auf dieser Seite findet man alle Veranstaltungstermine der Kampagne und kann sich für die praktischen Kurse und den Nachwuchskongress anmelden. Die Webseite des Nachwuchskongresses „Pimp Your Studies“ findet sich unter www.hammerexamen-und-karriere.de.

„Nur Mut!“ auf Facebook und Google+

Vor einem Jahr startete die Facebook-Seite der Nachwuchskampagne, später auch eine entsprechende Fanpage auf Google+.

Mit der Facebook-Repräsentanz sind die wesentlichen Informationen und Termine der Kampagne sowie Fotos und Videos im beliebtesten Social Network Deutschlands verfügbar. Sie lassen sich auch über alle gängigen mobilen Endgeräte abrufen.

Ebenso wie die Webseite ist auch die Facebook-Seite bei Medizinstudenten sehr beliebt. Heute verfügt sie über weit mehr als 2.000 Fans und erreicht wöchentlich über 60.000 Personen.

Weiterbildungsklinik finden im Portal „Chirurgie-Suche“

Die richtige Weiterbildungsklinik finden Medizinstudenten seit wenigen Monaten durch gezielte Recherche im BDC-eigenen Suchportal „Chirurgie-Suche“ unter www.chirurgie-suche.de.

Auf dieser Seite suchen nicht nur Patienten und Zuweiser nach chirurgischen Experten und transparenten Informationen zu chirurgischen Krankheitsbildern. In einem speziellen Karrierebereich können Medizinstudenten und junge Ärzte gezielt nach geeigneten Weiterbildungsstätten suchen. Diese können sich hier mit ihrem Weiterbildungsangebot präsentieren und auch ihre Familienorientierung unter Beweis stellen.

Durch spezielle Transparenzindizes werden die Angebote vergleichbar, Nutzer können die Suchergerbnisse nach eigenen Ansprüchen und Vorlieben filtern und sortieren. Kennen Sie die Deutschlandkarte von chirurgischen Kliniken mit Kindergärten? Wir haben Sie auf Chirurgie-Suche!

Abb. 6: Deutschlandkarte Familienfreundlicher Krankenhäuser

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Das Portal ist seit seinem Start eine Erfolgsgeschichte und wird täglich von über 1.500 Besuchern für Recherchen genutzt. Jeder chirurgischen Abteilung und Praxis wird empfohlen, den eigenen Eintrag regelmäßig zu aktualisieren. Premiumkunden können zusätzliche Informationen, Bilder, Videos und News auf Chirurgie-Suche publizieren und dabei entweder Patienten oder gezielt den chirurgischen Nachwuchs für die eigene Abteilung oder Praxis interessieren.

Stellenmarkt „App.in.den.OP“ auf Smartphones und Tablets

Der BDC-Stellenmarkt ist über kostenfreie Apps in iTunes und Google Play auf den wichtigsten Smartphones und Tablets verfügbar. Über Filter kann man die mehreren hundert Stellenangebote nach Fachgebiet, Dienststellen und Bundesland an den persönlichen Bedarf anpassen.

Ähnliche Funktionen sind auch in die korrespondierenden Banner des BDC-Stellenmarktes auf BDC|Online sowie auf der Webseite der Nachwuchskampagne verfügbar. Die Banner zeigen Fortlaufend verfügbare Stellenanzeigen auf der betreffenden Webseite an, bei klick auf eine interessante Stellenofferte öffnet sich die Originalanzeige mit allen Informationen.

OEBPS/images/03_01_A_09_2013_nur_mut_image_07.jpgAbb. 7: App.in.den.OP – Der BDC-Stellenmarkt im Internet und auf Smartphones und Tablets

Die Banner werden auch auf www.chirurg-werden.de und sogar auf der Facebook-Seite der Nachwuchskampagne angezeigt und präsentieren dort ausschließlich Assistenzarzt-Stellenanzeigen.

Es war nie einfacher und günstiger, tausende von Medizinstudenten monatlich mit einer Anzeige zu erreichen. Oder wüssten Sie, wie Sie zielgruppengenau auf Facebook eine Stellenanzeige Ihrer Klinik oder Praxis platzieren können?

Resonanz nach fünf Jahren „Nur Mut!“

Die Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ des BDC hat seit ihrem Start im Jahre 2008 rund 7.000 Medizinstudenten erreicht und hat sich zu einer festen Marke entwickelt. Die Kampagnenmotive sowie das rote Leitmotiv sind nahezu jedem Medizinstudenten bekannt.

Die Webseiten www.chirurg-werden.de und www.staatsexamen-und-karriere.de sowie die Facebookseite werden als Informationsseiten und „Tor zur Chirurgie“ von Medizinstudenten geschätzt und hoch frequentiert.

Wir sind stolz auf den großen Zuspruch, den die Kampagne bei Studenten und Medien gefunden hat, sowie die große Aufmerksamkeit, die der BDC mit der Kampagne dem gesamten Gebiet Chirurgie verschafft.

Mit der BDC-Nachwuchskampagne wird bei vielen Studenten das Interesse an der Chirurgie geweckt. In den Beratungsgesprächen erleben wir immer wieder, dass die Chirurgie ihre Faszination nicht verloren hat, aber häufig einen schlechten Ruf genießt. Schuld sind negative Erfahrungen bei Arbeitszeit, Kollegialität und Wertschätzung in Famulaturen oder vor allem im Praktischen Jahr.

„Nur Mut!“ erreicht vor allem die unentschlossenen Studenten, die sich noch nicht auf eine bestimmte Fachrichtung festgelegt haben und der Chirurgie grundsätzlich offen gegenüberstehen. Hier können wir eine positive Duftmarke für die Chirurgie setzen und mit praktischen Workshops verstärken.

Diese positive Stimmung können Weiterbilder aufnehmen und mit ihrer Vorbildwirkung gegenüber Medizinstudenten und Assistenzärzten positiv verstärken. Nur gemeinsam werden wir den Herausforderungen des Nachwuchsmangels gewachsen sein. Jeder kann dazu seinen ganz persönlichen Beitrag leisten.

Wenn die Chirurgie wieder als ernsthafte Perspektive in der Karriere eines Mediziners wahrgenommen wird, hat die BDC-Nachwuchskampagne ihr Ziel erreicht. Und selbst diejenigen, die ihre persönliche Zukunft nicht in der Chirurgie sehen, sollen den Eindruck gewinnen, dass Chirurgen eine ganz besondere Gruppe unter den Ärzten sind.

Kein Job für jeden. Aber ein faszinierender Beruf. Für viele sogar Berufung.

Danke an alle Macher, Organisatoren, und Partner

Der Berufsverband dankt allen Ordinarien und Chefärzten sowie deren Mitarbeitern für die Organisation der Informationsveranstaltungen und praktischen Kurse vor Ort. Ohne Ihre tatkräftige Unterstützung wären die Veranstaltungen nicht möglich und würden nicht so viele Medizinstudenten erreichen.

Ein besonders herzlicher Dank gilt allen aktiven Kolleginnen und Kollegen des Teams „Junge Chirurgie“ und dem Ressort Nachwuchsförderung im BDC unter Leitung von Dr. Matthias Krüger und PD Dr. Daniel Vallböhmer. Auf Informationsveranstaltungen und praktischen Kursen halten sie Vorträge und standen auf Messen als Karriereberater am BDC-Nachwuchsstand zur Verfügung.

Großer Dank gilt unseren Industriepartnern für die Gestaltung der praktischen Workshops. Sowohl das Material, aber auch die personelle Unterstützung sind vorbildlich. Ohne diese Unterstützung wäre der große Erfolg der Workshops „Chirurgie zum Mitmachen“ unmöglich. Unser Dank gilt den Firmen B|Braun, Aesculap AG und Aesculap-Akademie sowie Smith&Nephew, Covidien und Ethicon.

Die Organisation der Informationsveranstaltungen und Workshops wäre ohne die tatkräftige Unterstützung der BDC-Geschäftsstelle nicht möglich. Die Organisation ruht dabei auf den Schultern vieler BDC-Mitarbeiter.

Unserer besonderer Dank gilt Jessica Wolter und Jonas Dittmar, die unter Leitung von Dr. Ronny Dittmar die Webseiten pflegen, die Social-Media-Netze mit Leben füllen und viele Ideen zur Optimierung der Nachwuchs-Kampagne entwickeln und umsetzen.

Die Anmeldung und organisatorische Abwicklung der Workshops und Kongresse liegt in den Händen der Mitarbeiterinnen der BDC|Akademie, Renate Schönzart, Elke Griese und Jennifer Dreusch. Sie bewältigen diese Großveranstaltungen zusätzlich zu den knapp 100 Seminaren der BDC|Akademie.

Herzlichen Dank für das Engagement aller. Gemeinsam können wir viel bewegen.

Die Literaturliste erhalten Sie auf Anfrage via [email protected].

Eine Meldung aus dem BDC|Blog:
Genie oder Wahnsinn – Leitmotto der „Nur Mut!“-Kampagne 2013

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Seit 5 Jahren erregt die Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen mit frechen Motiven und doppelsinnigen Slogans Aufsehen in der chirurgischen Gemeinschaft, bei Medizinstudenten und darüber hinaus.

Mit Sprüchen wie „Aufschneider“, „Schnitte“, „Hingucker“ oder „Minimalinvasorin“ wird ganz bewusst mit einem Augenzwinkern auf den eigenen Berufsstand geblickt. Die Motive und Slogans sollten vor allem Aufmerksamkeit und Interesse wecken, gleichzeitig aber aufzeigen, dass Chirurgie zwar kein Fach für jeden ist, Chirurgen selbst aber eine interessante und Gemeinschaft sind.

Diese und weitere Neuigkeiten finden Sie in unserem Blog. Unter „Blog per E-Mail abbonieren“ können Sie den Blog bestellen.

Weiterführende Informationen
BDC-Nachwuchskampagne
Nachwuchs-Kongress "Staatsexamen & Karriere"
Chirurgie-Suche: Suchportal für 5.500 chirurgische Abteilungen und Praxen
BDC|Online
BDC|Stellenmarkt auf Smartphones und Tablets im iTunes-Store und bei Google Play
Schalten von Anzeigen im BDC|Stellenmarkt
„Nur Mut!“ auf Facebook
„Chirurgie-Suche“ auf Facebook
„Der BDC“ auf Facebook

Ansorg J. / Krüger M. / Vallböhmer D. Die BDC-Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ – Eine Erfolgsgeschichte seit über 5 Jahren. Passion Chirurgie. 2013 September; 3(09): Artikel 03_01.

Kommentar zum Artikel von Dr. Cornelia Hagl „Chirurgische Weiterbildung zwischen Effizienz und Ökonomie!“ in der Passion Chirurgie 10/2011

Frau Dr. C. Hagl diskutiert in ihrem Artikel [1] über die chirurgische Weiterbildung zwischen Effizienz und Ökonomie einen zunehmenden Fachkräftemangel und versucht, unter ökonomischen wie Effizienz-Gesichstpunkten Lösungswege aufzuzeigen. Einige Argumente bedürfen jedoch des deutlichen Widerspruches.

Frau Hagl rechnet uns vor, dass durch den Wegfall von ausgedehnten Chefarzt- und Intensivstationsvisiten, morgendlichen Früh- oder nachmittäglichen Indikationsbesprechungen, deren Wert sie für die Weiterbildung bezüglich des Wissenszuwaches infrage stellt, insgesamt 36.000 € oder 1.380 Stunden pro Weiterbildungsassistent/6 Jahre sinnvoller investiert werden könnten.

Eins gleich zu Beginn: Ich bin nicht der Überzeugung, dass wir das Problem der unstrukturierten chirurgischen Weiterbildung an deutschen Kliniken durch eine zunehmende Verschulung und Verlagerung vor die Klinik lösen werden. Chirurgische Weiterbildung und Effizienz und Ökonomie schließen sich nicht aus, sondern müssen als Partner verstanden wissen.

Richtig ist, dass der zunehmende ökonomische Wettbewerbsdruck mit dem Krankenhaus als Profit-Center, der soziodemographische Wandel (weltweit) einschließlich der Genderproblematik viele Gesundheitseinrichtungen vor große Probleme stellt. Es ist auch richtig, dass wenn man die Chirurgie attraktiver machen möchte, man die Generation Y mit ihrem Verlangen nach Supervision, Führung und Richtung ernst nehmen muss.

Die Chirurgie hat an ihrer Faszination nichts verloren. Die Rahmenbedingungen haben sich aber in den letzten 20 Jahren radikal verändert. Lange haben wir Chirurgen geglaubt, dies ignorieren zu können. Es gibt immer noch Kollegen, die glauben, das Rad der Geschichte zurück drehen zu können. Jawohl, richtig ist auch, dass Weiterbildung anders vergütet werden muss. Die Finanzierung über Eigenmittel der Kliniken und durch einen DRG-Obolus ist nicht richtig, nicht zeitgemäß und auch nicht gerecht. Vorsichtigen Schätzungen zufolge belaufen sich die Weiterbildungskosten pro Jahr und Assistenzarzt auf ca. 20.000 € [2]. Der wahre Wert dürfte deutlich höher liegen. Wir benötigen eine adressatengerechte und leistungsbezogene Vergütung der Weiterbildung. Wer gute Weiterbildung macht, soll diese auch finanziert bekommen.

Aber!

Wie kann man die Qualität der chirurgischen Weiterbildung messen bzw. operationalisieren?

Was sind gute Qualitätsindikatoren der chirurgischen Weiterbildung?

Was macht einen guten Chirurgen aus?

Auf keine dieser Fragen haben wir eine valide Antwort!

Eigentlich sind die angeführten Ursachen allesamt bekannt und auch von mir schon vielfach publiziert wurden.

Aber, es ist aus meiner Sicht zu kurz gedacht, wenn man glaubt, mit chirurgischen Trainingszentren oder der Abschaffung von Chef- und Intensivstationsvisiten und sogar der Röntgen- und Indikationskonferenzen diesem Problem begegnen zu können. Das Outsourcing der chirurgischen Weiterbildung an sogenannte Trainingszentren, Workshops usw. ist natürlich für den stark wachsenden Weiterbildungsmarkt ein attraktives Geschäftsfeld mit enormen Renditechancen, aber nur bedingt geeignet, die Attraktivität der Chirurgie und letztlich die Versorgungsqualität unserer Patienten zu sichern und/oder zu verbessern. Die jungen Kollegen durchlaufen diese Veranstaltungen und kehren motiviert an ihre Mutterkliniken zurück. Hier angekommen, erfolgt eine schnelle Ernüchterung. Das erlernte Wissen und Können versandet, weil die klinikinternen Strukturen, das chirurgische Weiterbildungsmanagement, nicht funktionieren. Die Folge ist, der Nachwuchs wird noch mehr frustriert. Hier scheitert die Effizienz und Ökonomie an den Strukturen in den Kliniken. Sie können ein Trainigsweltmeister sein, aber wenn man nicht die Chance erhält, am Wettkampf teilzunehmen, nützt einem dies überhaupt nichts. Die Verlagerung der technisch-operativen Lernkurve vor den OP kann nur supportiv sein.

Ich persönlich finde „Training and learning on the Job“ nicht so problematisch. Es muss nur richtig strukturiert und nach modernen didaktischen Prinzipien durchgeführt werden. Vom Einfachen zum Komplizierten. Vom Leichten zum Schweren. Step by step. Kontinuierliche Supervision. Natürlich ist dies zeit-, kosten- und kraftaufwändig, aber es wird sich lohnen. Und zwar für alle Beteiligten. Dieser Reifeprozess muss bei den Protagonisten in den ökonomischen wie ärztlichen Direktoraten der Kliniken, der Krankenkassen und der Bundes- und Landesärztekammern aber auch bei unseren Patienten aktiv angestoßen werden. Die Einführung eines klinischen Risikomanagements der chirurgischen Weiterbildung vermag die wirtschaftlichen wie medizinischen Risiken für Patient und Klinik reduzieren helfen. Hier zeigt sich die wahre Effizienz und Ökonomie.

Das Fundament der medizinischen Versorgungsqualität stellt die ärztliche wie pflegerische Aus- und Weiterbildung dar. Wollen wir diese sichern, müssen wir investieren. Aber nicht nach dem Gießkannenprinzip. Die Ausbildung (Universitäten) muss modernisiert und gestrafft werden. Der All-Inclusive Mediziner, der immer noch versucht wird an den Universitäten zu generieren, ist nicht nur illusorisch, sondern auch völlig am Bedarf vorbei gedacht. Er bindet unnötig finanzielle wie personelle Ressourcen. Hier beginnt die Effizienz und Ökonomie und verlangt einen Paradigmenwechsel.

Wir benötigen weiterhin eine strukturierte moderne Weiterbildung orientierend an didaktischen Grundprinzipien. Die Einbeziehung neuer Medien bei der Wissens- und Fertigkeitenvermittlung sind wichtig und richtig, ersetzt aber nicht die weitere strukturierte Qualifizierung der Mitarbeiter an der Mutterklinik und am Patienten. Diese „Neuen Medien“ können und sollten nur ein Baustein im Portfolio der chirurgischen Weiterbildung sein. Sie dürfen nicht überschätzt und überfordert werden. Und ob diese wirklich effizient sind, wird zu beweisen sein.

Wir benötigen vielmehr einen Weiterbildungsoberarzt, der das chirurgische Weiterbildungsmanagement beherrscht und an seiner Klinik durchsetzt. Er ist Koordinator, Ansprechpartner und Mentor der chirurgischen Weiterbildung.

Jeder Copilot hat sein Kapitän, jeder Schiffskapitän hat seinen 1. Offizier und so braucht auch jeder Operateur seinen Lehrer.

Lassen Sie uns die dafür notwendigen Organisationsformen und Strukturen an den Kliniken etablieren und nicht durch den Wegfall von Visiten, Indikations- und Röntgenkonferenzen.

Wir Chirurgen sind Dienstleister am Patienten und nicht am Simulator oder im Skill Lab!

Nicht alle können Chefärzte sein!
Nicht alle können Oberärzte werden!
Aber jeder war einmal Arzt in Weiterbildung!

Jeder leitende Arzt, ja jeder Chirurg hat auch aus eigenem Interesse heraus, sich um den Nachwuchs zu kümmern. All das, was ein Chirurg kann und leider auch nicht kann, hat er seinen Lehrern zu verdanken! Dies hat wenig mit Effizienz und Ökonomie, sondern eher mit persönlichem Engagement zu tun.

Ihr
Dr. M. Krüger MA

 

Literatur

[1] Hagl C. Chirurgische Weiterbildung zwischen Effizienz und Ökonomie. Passion Chirurgie. 2011 Oktober; 1(10): Artikel 02_03

[2] Heil, A.; Schwandt, M.; Schöffski, O.: Darstellung ärztlicher Weiterbildungskosten im Krankenhaus. Schriftenreihe zur Gesundheitsökonomie 16, HERZ, Burgdorf, 2009.

Krüger M. Kommentar zum Artikel von Dr. Cornelia Hagl. Passion Chirurgie. 2012 Januar; 2(1): Artikel 02_08.

Jahresbericht 2011 aus dem Ressort Nachwuchsförderung beim BDC

Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht nicht nur die Gewinnung von chirurgischem Nachwuchs, denn wir dürfen bei allen Diskussionen um den fehlenden Nachwuchs die chirurgisch tätigen Kollegen jenseits des Oberarzt- und Chefarztstatus nicht aus dem Fokus verlieren. Sie sind es, die die chirurgische Versorgungsqualiät unter schwierigen gesundheitspolitischen, gesundheitswirtschaftlichen und klinikindividuellen Gegebenheiten mit aufrechterhalten.

Das Referat Nachwuchsförderung beschäftigte sich im Jahr 2011 mit folgenden Schwerpunkten:

  • Nachwuchsgewinnung,
  • Nachwuchsförderung,
  • Entwicklung von berufspolitischen Konzepten zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung des chirurgischen Nachwuchses im Kontext der Einheit der Chirurgie.

Nachwuchsgewinnung

Mit Unterstützung der Geschäftsstelle der BDC Service GmbH sowie zahlreichen Unterstützern vor Ort und der Industrie führten wir auch in diesem Jahr viele Informationsveranstaltungen „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ sowie Workshops “Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen…“ an den chirurgischen Universitätskliniken und akademischen Lehrkrankenhäusern durch. Insgesamt konnten dadurch bislang mehr als 1000 zukünftige Absolventinnen und Absolventen erreicht werden. Das Interesse und der Enthusiasmus, mit denen die Studenten vor allem die Workshops besuchten, war beeindruckend. Weiterhin nahm das Referat Nachwuchs des BDC die Gelegenheit war, an zahlreichen regionalen wie überregionalen Perspektiven- und Karrierekongressen den Beruf des Chirurgen vorzustellen. Die Erarbeitung eines PJ-Führers mit Bewerbercheckliste (kann bei der Geschäftsstelle des BDC angefordert werden) sowie die Mitarbeit am neuen Kongresskonzept „Keine Angst vorm Hammerexamen“ soll den Studentinnen und Studenten eine Orientierung und Leitschnur in der letzten Phase ihrer Ausbildung geben.

Nachwuchsförderung

Hier lag der Fokus auf der Teilnahme am sehr erfolgreichen Gemeinsamen Bundeskongress Chirurgie (25. BDC Chirurgentag) in Nürnberg. Es wurde eine Sitzung zum Thema‚ Facharztstandard in der Chirurgie – Was muss ein Jungfacharzt an operativer Expertise besitzen’ durchgeführt. In dieser Sitzung zeigte sich deutlich, dass es keine dezidierten Vorstellungen über diese Expertise gibt. Unfallchirurgen, Orthopäden, Allgemein- und Viszeralchirurgen betonten, dass es sehr schwierig sei, diese klar zu benennen und dann auch zu operationalisieren. Einig war man sich, dass es der Richtlinienkatalog der Weiterbildungsordnungen allein nicht sein kann.

Auf dem 128. Chirurgenkongress in München konzipierte das Referat unter dem Vorsitz von Dr. Krüger und Dr. Ansorg eine Sitzung zum Thema‚ Traumberuf Chirurgie. Verliert die Chirurgie an Attraktivität’ (siehe auch Schunk B. Traumberuf Chirurgie – Ein Fach braucht Vorbilder. Passion Chirurgie.2011 Juli; 1(7):Artikel 02_04.Q3-S. 31f). Dabei wurde durch die ausgezeichnete Expertise der Referenten eine rege Diskussion über die Attraktivität der Chirurgie beim Nachwuchs geführt.

Natürlich wurde auch in diesem Jahr wieder ein Schwerpunktheft zum Thema Weiterbildung in der Mitgliederzeitschrift Passion Chirurgie gestaltet. Eine Neuauflage der beliebten BDC-Assistentenumfrage wurde im Jahr 2011 gestartet. Diese alle zwei Jahre durchgeführte Umfrage soll Daten zur Qualität der chirurgischen Weiterbildung in Deutschland erheben und darstellen. Die Ergebnisse dienen dazu, bei den Verantwortlichen von BÄK, LÄK, Fachverbänden sowie bei der Politik mit harten Fakten für eine Verbesserung der chirurgischen Weiterbildung zu kämpfen. Aus diesem Grund ist eine zahlreiche Teilnahme der Weiterbildungsassistenten notwendig und wir rufen zum wiederholten Male zum Mitmachen auf.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Erarbeitung und Planung eines chirurgischen Assessments für junge Chirurgen nach Abschluss ihrer Basisweiterbildung. Gepaart mit dem schriftlichen Teil des Schweizerischen Basisexamens bildet dies ein gutes Tool um den Weiterbildungsassistenten aber auch dem Weiterbilder eine Rückkopplung über den Stand der Weiterbildung zu geben. Daran können sich dann spezielle klinikinterne Fördermaßnahmen orientieren. Dieses Assessment wird im Februar 2012 in Düsseldorf durchgeführt. Die genauen Anmeldeformalitäten werden zeitgerecht bekannt gegeben.

Entwicklung von berufspolitischen Konzepten zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung des chirurgischen Nachwuchses im Kontext der Einheit der Chirurgie

Das Ressort Nachwuchsförderung nahm regelmäßig an den Sitzungen der Gemeinsamen Weiterbildungskommission des BDC und der DGCH und aller chirurgisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften sowie des BVOU teil. Hier wird in der nächsten Zeit eine vertiefende Mitarbeit auch hinsichtlich der Strukturierung der Arbeit und zielorientierten Mitarbeit notwendig werden. Moderne Kommunikationsstrukturen sowie Transparenz in der Arbeit sind weitere Schwerpunkte der Arbeit in der Weiterbildungskommission.

Erstmals wurde ein Treffen aller Nachwuchsvertreter der chirurgischen Fachgesellschaften und Berufsverbände auf Einladung des Referates Nachwuchsförderung des BDC im März 2011 in Berlin durchgeführt. Dieses Treffen stand unter dem Motto: Einheit der Chirurgie – Synergien erzielen. In einer sehr aufgeschlossenen, interdisziplinären und freundlichen Atmosphäre wurde über mögliche Synergien bezüglich der Nachwuchsförderung diskutiert. Man einigte sich darauf, solche Treffen öfter durchzuführen.

Im Juni 2011 erfolgte die Teilnahme an der Strategieklausur des BDC. Es wurde hier hervorgehoben, dass der Nachwuchsförderung eine entscheidende Rolle in der berufspolitischen Arbeit des BDC zukommt. Eine Mitarbeit in der AG Nachwuchs wurde vereinbart. Wünschenswert wäre, dass das Ressort Nachwuchsförderung des BDC in den Strategieteams der Einheit der Chirurgie mitarbeiten sollte.

Es wurde weiterhin an der Entwicklung von Qualitätsindikatoren der chirurgischen Weiterbildung und Implementierung dieser in ein graduierendes chirurgisches Weiterbildungssiegel gearbeitet. Diese Arbeit gestaltet sich sehr komplex, ist aber auf einem guten Weg. Eine Vorabversion wird Anfang 2012 auf freiwilliger Basis starten.

Mit besonderer Freude erfüllt uns der Beginn und Ausbau einer Zusammenarbeit mit dem Team‚ Junges Forum’ des BDI zu folgenden Schwerpunkten:

  • Entwicklung einer App zum Thema PJ, Weiterbildung
  • Erarbeitung eines Konzeptes zur Etablierung eines Weiterbildungsoberarztes
  • Initiierung des gemeinsamen Kongresses BDC – BDI – Ärzteverlag: „Hammerexamen und Karriere“ 2012

Zu guter Letzt erfolgten die Erarbeitung und der Entwurf eines Curriculums Basischirurgie, welches im Jahr 2012 nach fachlicher Diskussion veröffentlicht werden wird.

Pläne 2012

Für das Jahr 2012 hat sich das Ressort Nachwuchsförderung folgende Aufgaben gestellt:

  1. weitere Unterstützung bei den Nur Mut!-Veranstaltungen und -Workshops,
  2. Nutzung moderner Medien bei der Nachwuchsgewinnung z. B. Imagefilm Chirurgie oder Podcast Chirurgie
  3. Intensivierung der Erarbeitung von Qualitätsindikatoren/Mustercurricula der chirurgischen Weiterbildung (z. B. Weiterbildungsoberarzt)
  4. Gründung einer Expertengremiums chirurgische Weiterbildung
  5. Intensivierung der Entwicklung eines chirurgischen Weiterbildungssiegels des BDC
  6. aktive Kongressteilnahme/-organisation
  7. Förderung und Unterstützung der Zusammenarbeit mit dem Team‚ Junges Forum’ des BDI und den chirurgischen Fachgesellschaften sowie Berufsverbänden
  8. Unterstützung und Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und Referaten des BDC
  9. Modernisierung der Weiterbildungskommission und ergebnisorientierter sowie transparenter Arbeitsorganisation

Kritischer Ausblick

Die Sicherung der chirurgischen Versorgungs- und Ergebnisqualität über die nächsten Generationen wird entscheidend davon abhängen, ob es uns gelingt qualifizierten und hochmotivierten Nachwuchs für unsere chirurgischen Kliniken zu generieren. Diesem Ziel unterordnend wünscht sich das Referat Nachwuchsförderung im BDC eine noch engere Einbindung in Projekte und Veranstaltungen zur Nachwuchsförderung und Gewinnung. Die Mitarbeit in den Fachgruppen zur Einheit der Chirurgie sehen wir auch im Hinblick auf mögliche Konzepte zur Nachwuchsförderung als essentiell an. Die Fortschritte in der Erarbeitung von Qualitätsindikatoren der chirurgischen Weiterbildung und eines chirurgischen Weiterbildungssiegels gestalten sich mühsam. Eine stärkere Fokussierung auf qualitativ hochwertige Inhalte sollte im Vordergrund stehen. Die Entwicklung eines medial wirksamen Produktes ist wünschenswert und folgerichtig, aber nicht unser primäres Ziel.

Danksagung

Das Referat Nachwuchsförderung möchte sich beim Team der Geschäftsstelle des BDC und insbesondere dem Geschäftsführer, Dr. J. Ansorg, für die hervorragende Zusammenarbeit und Unterstützung im vergangenen Jahr bedanken.

Das Jahr 2011 war arbeits- und erfolgreich. Wir werden uns auch im Jahr 2012 wieder für den Nachwuchs einsetzen. Die ganze Kraft dem geeinten Ziel Chirurgische Nachwuchsförderung widmend.

Krüger M., Vallböhmer D. Jahresbericht 2011 aus dem Ressort für Nachwuchsförderung beim BDC. Passion Chirurgie. 2012 Januar; 2(1): Artikel 02_01.

Editorial: Haben Sie mal eine Minute für mich: Nachwuchsförderung

Diese Ausgabe der Passion Chirurgie beschäftigt sich mit der Nachwuchsförderung. Es werden die zahlreichen Projekte des BDC zur Nachwuchsgewinnung vorgestellt. Der BDC versteht sich als Vertreter aller chirurgischen Disziplinen und betreibt demnach eine allumfassende Nachwuchsförderung.

Erwarten Sie bitte kein Rezept für die Nachwuchsförderung von mir. Ich möchte ihnen vielmehr meine ganz persönliche Sicht zur Nachwuchsförderung in der Chirurgie als Editorial zu dieser Ausgabe der Passion Chirurgie mitteilen.

Nach der Allensbacher Berufsprestige-Skala zählen 82 % der Deutschen den Arzt zu den Berufen, vor dem sie am meisten Achtung haben. Wer das Medizinstudium erfolgreich beendet, dem stehen bei nahezu Vollbeschäftigung, nicht nur in der kurativen Medizin alle Türen, sondern in allen Bereichen des Gesundheitswesens, offen.

Es muss demnach nicht verwundern, dass sich die jungen Absolventen ihren zukünftigen Arbeitgeber genau aussuchen. Die Chirurgie konkurriert mit anderen Arbeitsbereichen nicht nur um die Jahrgangsbesten, sondern überhaupt um jeden Absolventen. Dies mag den einen oder anderen Chefarzt betrüben und verzweifeln. Da das Fach Chirurgie nichts an seiner Faszination über die Jahre verloren hat, müssen es andere Umstände und Bedingungen sein, warum die Chirurgie ein Nachwuchsproblem hat.

Es scheinen die Rahmenbedingungen zu sein, die die Attraktivität der Chirurgie zu mindern vermag. Andere Bereiche bieten attraktivere Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten bei gleichbleibenden oder besseren Karrierechancen.

Die Frage muss erlaubt sein: Warum soll eine junge Absolventin oder ein junger Absolvent seine berufliche Perspektive in der Chirurgie sehen?

Die alleinige Faszination des Faches kann es und wird es auch in Zukunft nicht mehr sein! Die gesellschaftlichen wie soziodemographischen Rahmenbedingungen und die ganz speziellen klinikinternen Strukturen werden darüber entscheiden, ob die zukünftige Absolventengeneration den Weg in die chirurgischen Kliniken Deutschlands findet. Hier müssen wir in Zukunft ansetzen.

Der Lebensarbeitsplatz Krankenhaus, dem man alles andere unterordnet, ist nicht nur antiquiert, sondern führt zu vielen falschen Vorstellungen und einem überzogenen Anspruchsverhalten an den Nachwuchs. Wir müssen es zwar nicht akzeptieren, sollten aber verstehen, dass wir scheinbar im Kampf um die Besten die schlechteren Karten haben. Dies muss aber nicht so bleiben, wenn wir die richtigen Fragen stellen und darauf die richtigen Antworten parat haben. Ich gehe sogar noch viel weiter, wenn ich einen grundlegenden Wandel in der medizinischen Versorgung und damit auch in den deutschen Kliniken vorhersage, der mit der jetzigen Struktur nichts mehr gemein haben wird. Die Chirurgie wird sich entscheiden und von liebgewordenen Traditionen sowie Besitzstandswahrungen trennen müssen. Dieser Prozess wird schmerzhaft sein und einigen der jetzigen Protagonisten nicht gefallen. Er ist aber alternativlos. Dem Strukturwandel muss nun endlich auch ein Wertewandel folgen. Das deutsche Gesundheitssystem ist an die Grenze der Umwandlungsmöglichkeit angelangt. In der Systemtheorie nennt man dies Bifurkationsphase, also einen Punkt, wo es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann. Dieser Bifurkationspunkt rückt näher, an dem sich ein System entscheiden muss, ob es zusammenbricht und verschwindet oder ob es sich auf einer neue Ebene reorganisiert und restrukturiert. Letzteres müssen wir anstreben.

Die Zukunft der Chirurgie wird davon abhängen, ob wir qualifizierten Nachwuchs gewinnen können. Nach einer aktuellen Studie von PriceWaterhouseCoopers zum Thema „Fachkräftemangel, stationärer und ambulanter Bereich bis zum Jahr 2030“ werden bis 2020 97.000 Ärzte und bis 2030 sogar bis zu 142.000 Ärzte in den Ruhestand treten. Es werden demnach im Jahr 2020 ca. 56.000 Ärzte fehlen. Laut dieser Studie werden im ambulanten Bereich im Jahr 2030 1.500 Chirurgen/Orthopäden und im Jahr 2030 sogar 7.300 Chirurgen/Orthopäden im stationären Sektor fehlen. Das medizinische Qualitätsmanagement inklusive des klinischen Risikomanagements, gepaart mit gut qualifizierten und motivierten Mitarbeitern, wird in Zukunft über den medizinischen wie wirtschaftlichen Erfolg einer Klinik entscheiden. Krankenhäuser werden wie Profit Center geführt. Die Mitarbeiter sollten nicht länger als Kostenfaktoren, sondern als Garanten für das wirtschaftliche Überleben von Gesundheitseinrichtungen begriffen werden. Dieses strategische Denken darf nicht kurzfristig, sondern muss in mehreren Dekaden erfolgen.

Die griechisch-amerikanische Philosophin, Biologin, Zukunfts- und Systemforscherin Elisabeth Sahtouris erkannte, dass junge Menschen nicht mehr in mechanisierten Befehls- und Kontrollmodellen, wie vielfach noch in den Krankenhäusern vorherrschend, arbeiten wollen. Sie wollen nicht wie Zahnräder funktionieren, sondern als intelligente Teilnehmer einer lebendigen Organisation behandelt werden. [1] Genau dies wird unsere Aufgabe sein!

Der alleinherrschende, selbstherrliche und zuweilen auch etwas selbstverliebte Chirurg wird keine Überlebenschance mehr haben. Wir verlangen von unserem Nachwuchs Teamfähigkeit. Dies setzt voraus, dass die Klinikchefs ebenfalls teamfähig sind und als Teamleader ihre Mitarbeiter motivieren können. Dies bedeutet nicht, dass sie als Animateure im Stile eines Robinson-Clubs auftreten. Nein, sie müssen den Nachwuchs und ihre Mitarbeiter für die chirurgische Arbeit begeistern können. Fördern und fordern!

H. W. Opaschowski stellte fest, dass die monetären Motivationsfaktoren immer weiter in den Hintergrund rücken. Motivations- und Begeisterungsfähigkeit wird zu einer sozialen Führungskompetenz von höchster Priorität. Die zunehmende Anzahl an weiblichen Kollegen will nicht nur Karriere machen, sondern auch erleben und sie verlangen von der Führungskraft eine Doppelkompetenz: sozial und fachlich. Der Faktor Geld als Belohnung wird nicht mehr ausreichen. Geld allein erscheint wertlos, wenn nicht gleichzeitig mehr Zeit ausgezahlt wird. Arbeit muss Spaß und Sinn machen. Es muss Aufstiegsmöglichkeiten geben. [2]

Sind alle leitenden Chirurgen und Kliniken darauf vorbereitet?

In Anlehnung an den aktuellen Telekom-Werbespot mit Christoph Waltz: „Wir richten uns nach tausend Dingen. Ist es nicht Zeit, dass sich endlich mal etwas nach uns richtet!“ Wir müssen dies in Zukunft beachten, wenn wir im Kampf um den Nachwuchs eine reale Chance haben wollen!

Ihr
Matthias Krüger

Literatur

[1] v. Lüpke, G.: Zukunft entsteht aus Krise. Riemann-Verlag, München 2009. S. 87.

[2] Opaschowski H. W.: Wir! Warum Ichlinge keine Zukunft mehr haben. Murmann Verlag, München 2010.S.148ff.

Krüger M. Editorial Nachwuchsförderung und BDC-Nachwuchskampagne. Passion Chirurgie. 2012 Januar; 2(1): Artikel 01_01.