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Krankenhaus Rating Report 2016: Patient Krankenhaus

Die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser ist im Jahr 2014 weitgehend unverändert geblieben, ihre Ertragslage hat sich hingegen verbessert. Nach wie vor ist die Kapitalausstattung der Krankenhäuser jedoch unzureichend, der jährliche Investitionsbedarf von mindestens 5,5 Milliarden Euro wird derzeit nicht erreicht. Die Alterung der Gesellschaft wird zudem zu einem steigenden Bedarf an medizinischen Fachkräften führen. Bei den Gesetzlichen Krankenkassen tut sich eine Kosten-Erlös-Schere auf. Zu diesen und vielen weiteren Ergebnissen kommt die zwölfte Ausgabe des „Krankenhaus Rating Report“, der heute im Rahmen des „Hauptstadtkongress 2016 – Medizin und Gesundheit“ in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Er wurde gemeinsam vom RWI, der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) und der Philips GmbH erstellt.

Die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser ist im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert geblieben. 11 Prozent befanden sich im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr. Ihre Ertragslage hat sich indessen verbessert, die Umsatzrendite stieg von 1,3 auf 1,8 Prozent. Auf Konzernebene schrieben 23 Prozent der Krankenhäuser einen Jahresverlust, 2013 waren es noch 30 Prozent. Aufgrund der verbesserten Ertragslage waren 2014 zudem 54 Prozent der Kliniken voll investitionsfähig. Jedoch ist die Kapitalausstattung der Krankenhäuser noch immer unzureichend. Ihr jährlicher Investitionsbedarf (ohne Universitätskliniken) beträgt mindestens 5,5 Milliarden Euro. Die Länder steuern nach wie vor nur die Hälfte davon bei, die Krankenhäuser aus eigener Kraft ca. 1,9 Milliarden Euro. Dabei gibt es allerdings große länderspezifische Unterschiede. Der kumulierte Investitionsstau beträgt rund 28 Milliarden Euro. Bei Fortschreibung des Status quo aus 2014 würde der Anteil der Krankenhäuser mit erhöhter Insolvenzgefahr bis 2020 auf 23 Prozent steigen. Berücksichtigt man die Maßnahmen des Krankenhausstrukturgesetzes (KHSG) ab 2016, dürfte der Anteil mit Insolvenzgefahr (auf Konzernebene) bis 2020 dagegen nahezu konstant bei 12 Prozent bleiben.

Zu diesen Ergebnissen kommt der zwölfte „Krankenhaus Rating Report“, den das RWI, die Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) und die Philips GmbH gemeinsam erstellt haben und dessen Ergebnisse im Rahmen des „Hauptstadtkongress 2016 – Medizin und Gesundheit“ in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Der Report basiert auf einer Stichprobe von 517 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2013. Sie umfassen insgesamt 871 Krankenhäuser mit einem am Umsatz gemessenen Marktanteil von 69 Prozent. Zudem flossen 333 Jahresabschlüsse aus dem Jahr 2014 in die Auswertung ein.

Ostdeutschen Kliniken geht es nach wie vor wirtschaftlich am besten

In den ostdeutschen Bundesländern war die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser auch im Jahr 2014 wieder am besten. Am schwierigsten war sie in Niedersachsen/Bremen, Baden-Württemberg und Hessen. Auch wenn Verbesserungen zu beobachten sind, bleiben in vielen Regionen die Krankenhausstrukturen ungünstig, es gibt zu viele kleine Einrichtungen, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung. Gerade ein hoher Spezialisierungsgrad ist jedoch in wirtschaftlicher und qualitativer Hinsicht vorteilhaft.

Bei einer Betrachtung nach Trägern lagen 21 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser im Jahr 2014 im „roten Bereich“, 10 Prozent der freigemeinnützigen und 3 Prozent der privaten. Damit hat sich die Situation vor allem bei öffentlich-rechtlichen Häusern leicht verschlechtert.

Ländliche Grundversorger mit wirtschaftlichen Problemen

Die Zahl der Krankenhausfälle stieg 2014 um 1,9 Prozent, das gesamte Leistungsvolumen (Casemixvolumen) um 2,0 Prozent. Die Zahl der Betten blieb unverändert bei knapp über 500 000, während sich die Zahl der Krankenhäuser um 0,9 Prozent auf 1 980 verringerte. Auch die durchschnittliche Verweildauer der Patientinnen und Patienten sank weiter auf 7,4 Tage. Die Krankenhauskosten je Einwohner waren im Jahr 2014 mit rund 892 Euro in Baden-Württemberg am niedrigsten und mit 1 203 Euro im Saarland am höchsten.

In einer Sonderanalyse wurden zudem die ländlichen Grundversorger näher untersucht. Dazu zählen Krankenhäuser mit 50 bis 200 Betten, die nicht in kreisfreien Städten oder Stadtstaaten liegen und keine Fachkliniken sind. Im Jahr 2014 gab es insgesamt 231 solcher ländlicher Grundversorger mit rund 133 Betten je Einrichtung, vor allem in den Bereichen „Innere Medizin“ und „Chirurgie“. Ihre wirtschaftliche Lage war schlechter als der Durchschnitt. Insbesondere in schrumpfenden ländlichen Regionen sollten daher neue Gesundheitsangebote geschaffen werden. Diese sollten zum einen Kapazitäten zentral und sektorenübergreifend bündeln, zum anderen durch mobile Dienste und moderne Technik die Fläche abdecken und insbesondere die Notfallversorgung sicherstellen.

Alterung der Gesellschaft bringt erhöhten Bedarf an Pflegefachkräften

Hinsichtlich der Personalausstattung des Pflegedienstes im Krankenhaus sehen die Autoren keinen akuten Handlungsbedarf. Der Bedarf an Pflegefachkräften wird jedoch durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft weiter wachsen. Rein demografisch bedingt dürfte die Zahl der Fälle im Krankenhaus bis zum Jahr 2020 um 3 Prozent, bis zum Jahr 2030 um 5 Prozent steigen. Berücksichtigt man zudem die Trends in der Häufigkeit bestimmter Krankheiten und das ambulante Potenzial, könnte die Zahl der Fälle bis 2020 um 7 Prozent, bis 2030 sogar um 18 Prozent zunehmen. Daher sollten bereits jetzt Maßnahmen ergriffen werden, die dem Arbeitsmarkt kurz-, mittel- und langfristig mehr Pflegefachkräfte zur Verfügung stellen.

Aufgrund des steigenden Bedarfs an Gesundheitsleistungen tut sich nunmehr eine „Kosten-Erlös-Schere“ auf Seiten der Gesetzlichen Krankenkassen auf. Es ist davon auszugehen, dass sich die beitragspflichtigen Einnahmen der Kassen in diesem Jahr um 4,3 Prozent erhöhen, ihre Ausgaben aber um 5,4 Prozent wachsen werden. Die Finanzierungslücke dürfte sich in den kommenden Jahren und besonders in den 2020er Jahren vergrößern. Schon nach der Bundestagswahl 2017 könnte es zu Kostendämpfungsgesetzen kommen, die die derzeit stabilen Aussichten für Krankenhäuser gefährden könnten.

Zur Abmilderung von künftigen Leistungsrationierungen und Beitragssatzerhöhungen sind ein solides Wirtschaftswachstum sowie Maßnahmen nötig, die die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen dämpfen und die Produktivität der Leistungserbringung im Gesundheitswesen erhöhen. Die Autoren empfehlen einen bundesweiten „Investitionspakt“ sowie einen „Pakt für ländliche Versorgung“, um mit Hilfe von sektorenübergreifenden Angeboten die Menschen auf dem Land weiterhin adäquat versorgen zu können. Zudem empfehlen sie eine Weiterentwicklung des DRG-Systems, um bestehende Fehlanreize zu reduzieren, Prozess- und Systemoptimierung, um das knapper werdende Personal so effizient wie möglich einzusetzen, mehr Qualitätswettbewerb und mehr Marktdynamik, um weniger effiziente durch effizientere Angebote zügiger ersetzen zu können, Verbundbildung und Netzwerkmedizin, um Schwerpunkte zu bilden, Digitalisierung und eine breite Versorgungsforschung, um Qualität besser identifizieren zu können.

Quelle: WISO S. E. Consulting GmbH, Nymphenburger Str. 9,10825 Berlin, http://www.hauptstadtkongress.de/, 09.06.2016

Umfrage: Ärzte sehen informierte Patienten kritisch

Patienten informieren sich immer häufiger selbst über Krankheiten, Behandlungsmöglichkeiten oder Kassenleistungen. Bei niedergelassenen Ärzten ist dieses Verhalten umstritten, oft raten sie Patienten von einer eigenen Recherche ab. Gleichzeitig haben jedoch viele Ärzte selbst Probleme, seriöse Quellen im Internet als solche zu erkennen.

Mehr als die Hälfte der niedergelassenen Ärzte findet informierte Patienten mindestens problematisch. 45 Prozent der Ärzte stimmen außerdem der Aussage zu, die Selbstinformation der Patienten erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Ansprüche, die die Arbeit der Ärzte belaste. Dies geht aus einer Online-Umfrage der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK hervor. Fast ein Drittel (30 Prozent) der Ärzte ist der Ansicht, dass die Selbstinformation die Patienten meist verwirre und das Vertrauen zum Arzt beeinträchtige. Knapp ein Viertel der Ärzte rät Patienten sogar aktiv von der eigenständigen Suche nach Informationen ab.

Patienten recherchieren zunehmend im Internet

Der Trend ist allerdings ein anderer: “Es ist eine unumkehrbare Entwicklung, dass immer mehr Patienten ihre Krankheitssymptome und die dazugehörigen Therapiemöglichkeiten im Internet recherchieren”, sagt Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Daher sollten Ärzte die Selbstinformation ihrer Patienten als Chance betrachten und fördern. “Auch was das Thema Gesundheit angeht, sind die Menschen heutzutage viel anspruchsvoller und selbstbewusster. Ein gut informierter Patient, der auf Augenhöhe mit dem Arzt über Krankheit und Behandlungsoptionen diskutiert, sollte das Ziel aller an der Versorgung Beteiligten sein”, so Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK.

Ärzte wenig selbstkritisch

Fast alle niedergelassenen Ärzte (98 Prozent) geben der Umfrage zufolge an, dass sich der Trend zur Selbstrecherche medizinischer Fragen in den vergangenen fünf Jahren verstärkt hat. Das wachsende Interesse von Laien an gesundheitsbezogenen Themen ist in der Ärzteschaft jedoch umstritten. Gut 40 Prozent der Ärzte freuen sich über das Interesse der Patienten. Knapp zehn Prozent ärgern sich allerdings, dass der Patient sich mit seiner Frage nicht zuerst an sie gewandt hat. Die Frage, ob es auch an ihnen selbst liegen könne, dass Patienten sich auf eigene Faust informieren und nicht direkt auf sie zukommen, stellen sich lediglich elf Prozent der Ärzte. Nur etwa zehn Prozent von ihnen fragen sich, ob der Patient sich zuvor mehr Beratung gewünscht hätte.

Ärzte kennen seriöse Informationen im Internet nicht

Nur etwas mehr als die Hälfte der Ärzte (56 Prozent) hat nach eigenen Angaben vertrauenswürdige Informationsmaterialien in ihrer Praxis ausliegen und gibt diese ihren Patienten mit. Knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten auf gute Informationsquellen hin und ebenfalls knapp 50 Prozent der Ärzte suchen selbst nach geeigneten Informationen für ihre Patienten. Nur 15 Prozent der Ärzte kennen sich nach eigenen Angaben eher nicht so gut oder überhaupt nicht gut mit den für Patienten verfügbaren Informationsangeboten aus. Trotzdem kennen gerade einmal 21 Prozent der Ärzte die Internetseite patienten-information.de des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ), das immerhin das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung ist. Nur ein Drittel dieser Ärzte hält die Patienteninformationen dieser Internetseite für vertrauenswürdig, während das Vertrauen in Wikipedia mehr als doppelt so groß ist.

Zusatzinformationen

Die Online-Umfrage der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK wurde im November und Dezember 2015 durchgeführt. Befragt wurden ambulant tätige niedergelassene Ärzte aus den Fachbereichen Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Anästhesie, Allgemeinchirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie und Orthopädie, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Urologie, Augenheilkunde und HNO. Für die Datenanalyse liegen 804 Online-Fragebögen von Ärztinnen und Ärzten vor.
Die Autorin der Studie ist Anja Bittner (Ärztin und Mitbegründerin der mehrfach ausgezeichneten Internetseite www.washabich.de)

Quelle: Bertelsmann Stiftung, Carl-Bertelsmann-Str. 256, 33311 Gütersloh,  https://www.bertelsmann-stiftung.de/, 13.06.2016

Erste Studie zur Interaktion von Kupferlegierungen und Desinfektionsmitteln

Als wichtigstes Ziel der Krankenhaushygiene gilt es, nosokomiale Infektionen zu vermeiden. Um dieses zu erreichen, wird eine sogenannte Bündel („Bundle“)-Strategie, bei der mehrere Präventionsmaßnahmen zusammen und zuverlässig durchgeführt werden, empfohlen. Dass die Nutzung antimikrobieller Kupferlegierungen unter dem Einfluss etablierter Desinfektionsmaßnahmen einen nutzbringenden Beitrag im Sinne des Patientenschutzes leisten kann, wurde jetzt erstmals in einem aktuellen Forschungsprojekt des Deutschen Kupferinstituts Berufsverband e.V. in Kooperation mit der Hochschule Ostwestfalen-Lippe und dem Desinfektionsmittel-Hersteller Schülke & Mayr GmbH untersucht.

Für die Vermeidung nosokomialer Infektionen sind wirksame Hygienekonzepte unerlässlich. Der verbreitete Wunsch nach dauerhafter und allumfänglicher Keimfreiheit für die unbelebte Krankenhaus-Umgebung ist vor diesem Hintergrund nachvollziehbar, das Erreichen eines solchen Zieles aber nahezu unmöglich. Dennoch sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die Keimzahl auf Berührungsoberflächen maximal zu reduzieren.

In den letzten 10 Jahren sind in umfangreichen internationalen Laborstudien massives Kupfer wie auch Kupferlegierungen in Bezug auf die antimikrobielle Wirksamkeit untersucht worden. Es hat sich gezeigt, dass massives Kupfer mit mindestens 65% Kupfergehalt als dauerhaft wirksamer antimikrobieller Werkstoff eine Inaktivierung von Krankheitserregern innerhalb weniger Stunden erzielt.

Werkstoffe als Beitrag zur Bundle-Strategie

Diese Ergebnisse dürfen allerdings nicht den Schluss nahe legen, dass die Ausstattung von Berührungsoberflächen aus antimikrobiell wirksamen Kupferbauteilen die Basis-Hygienemaßnahmen, wie die Flächendesinfektion, ersetzen kann. Vielmehr soll die Nutzung von entsprechenden Werkstoffen als zusätzliche Barriere gegen die Verbreitung von pathogenen Mikroorganismen über die Fläche dienen.

Doch wie steht es um die antimikrobielle Wirksamkeit von Kupfer unter dem Einfluss von ausgewählten Desinfektionsmitteln? Diese Frage nach der Kompatibilität von chemischen Inhaltsstoffen und Kupferlegierungen ist Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojektes, welches vom Deutschen Kupferinstitut Berufsverband e.V. initiiert und in Kooperation mit der Hochschule Ostwestfalen-Lippe sowie dem Desinfektionsmittel-Hersteller Schülke & Mayr GmbH durchgeführt wurde.

Studie zum gegenseitigen Nutzen von Kupferflächen und Desinfektionsmitteln

In der Studie sollte gezeigt werden, ob die Keimzahl auf kupferhaltigen Prüfkörpern nach Einsatz von Desinfektionsmitteln in definierter Konzentration bei geringer Einwirkzeit (2 min.) im Vergleich zu Edelstahl oder Kachel signifikant unterschiedlich ist, so dass sich daraus ggf. Synergiedefekte ableiten lassen. Zum Einsatz kamen zwei Desinfektionsmittel: mikrozid AF liquid (alkoholische Lösung) und antifect extra (quaternäre Ammoniumverbindungen und Aldehyde).

Zusammenfassend wurden die Ergebnisse erstmals beim Workshop des Deutschen Kupferinstituts anlässlich des 13. Kongress für Krankenhaushygiene der DGKH in Berlin vorgestellt. Als Resümee lässt sich die Inaktivierung verschiedener Mikroorganismen (Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus. aureus, Candida albicans) bis zur Nachweisgrenze durch mikrozid AF liquid sowohl auf Messing als auch auf Edelstahl festhalten.

Bei Anwendung von antifect extra im sublethalen Konzentrationsbereich lässt sich die vollständige Inaktivierung aller Keimsuspensionen nach 2 min. Einwirkzeit auf Messing festhalten. Jedoch konnten E. coli und S. aureus auch auf Edelstahl vollständig inaktiviert werden. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass P. aeruginosa wie auch C. albicans durch das Desinfektionsmittel antifect extra nach 2 min. Einwirkzeit auf Messing (3-6 log10) deutlich besser als auf Edelstahl (2-3 log10) inaktiviert wird. Die Experimente wurden mit sublethalen Konzentrationen des Desinfektionsmittels durchgeführt, um mögliche synergistische Effekte nachweisbar machen zu können.

Die Untersuchungen haben weiterhin gezeigt, dass die antimikrobielle Wirksamkeit der beiden getesteten Desinfektionsmittel (mikrozid AF liquid, antifect extra) nicht negativ durch die untersuchten Messingoberflächen beeinflusst wurde und somit eine Kompatibilität gegeben ist.

Kupfer ist Werkstoff und Wirkstoff zugleich

Dr. Klaus Ockenfeld, Referent für Umwelt und Gesundheit beim Deutschen Kupferinstitut schlussfolgerte zu potenziellen gegenseitigen Einflüssen auf die jeweilige antimikrobielle Kraft: „Aus dem Vergleich von Reaktionskinetik und Wirkmechanismus ist zu schließen, dass sich desinfizierende Wirkstoffe und antimikrobielle Werkstoffe hinsichtlich ihrer jeweiligen antimikrobiellen Kraft nicht negativ beeinträchtigen sondern – wahrscheinlich in Abhängigkeit vom Zielorganismus – mit einer kurzfristigen Verstärkung oder Beschleunigung der Wirkung gerechnet werden kann“.

Da dieses Phänomen noch nicht zur Gänze geklärt werden konnte, werden hierzu weitere Forschungsarbeiten nötig sein.

Das Deutsche Kupferinstitut

Eingebettet in das internationale Netzwerk der Copper Alliance verbindet das Deutsche Kupferinstitut Forschung und Anwendung mit dem Ziel, eine offene Wissensplattform zu schaffen. Das Kupferinstitut unterstützt als Innovationsmotor wissenschaftliche Studien, zahlreiche Marktentwicklungsprojekte, bietet Lösungen für spezifische Einsatzbereiche und fundierte Informationen für Fach- und Publikumskreise – kompetent, neutral und partnerschaftlich.

Weiterführende Informationen
Informationen zum Thema „Antimikrobielle Kupferlegierungen“ unter www.antimicrobialcopper.org/de

Quelle: Deutsches Kupferinstitut Berufsverband e.V., Am Bonneshof 5, 40474 Düsseldorf, https://www.kupferinstitut.de, 14.06.2016

Hauptstadtkongress: Die Zukunft der Gesundheit war in Berlin

Nach drei Tagen ist am Freitag der Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit zu Ende gegangen. Die jährliche Leitveranstaltung der Gesundheitsbranche, die bereits zum neunzehnten Mal stattfand, lockte deutlich mehr als 8.000 Teilnehmer in den Berliner CityCube. In rund 200 Einzelveranstaltungen diskutierten Spitzenpolitiker, Wissenschaftler und Vertreter aller Berufsgruppen der Gesundheitswirtschaft die Zukunft des Gesundheitswesens.

Das Leitthema hieß in diesem Jahr „Innovationen“. Bereits in der Eröffnungsveranstaltung hatte Annette Widmann-Mauz, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesgesundheitsminister, die Haltung der Bundesregierung deutlich gemacht, dass das Solidarsystem nur nützliche Innovationen finanzieren könne. Der Begriff Innovation sei „kein Gütesiegel an sich, sondern Nutzen müsse evidenzbasiert nachgewiesen werden“, so Widmann-Mauz. Die Innovationsstrategie der Bundesregierung sehe dafür drei Voraussetzungen: Erstens müssten „echte Innovationen einen wirklichen Fortschritt für Lebensqualität und Lebenschancen“ bringen. Zweitens müssten sich Innovationen am Versorgungsbedarf orientieren. Und drittens dürften wirkliche Innovationen „keine Eintagsfliegen“ sein.

Der frühere Berliner Gesundheitssenator und heutige Kongresspräsident des Hauptstadtkongresses, Ulf Fink, hob hervor, dass es essenziell für das deutsche Gesundheits-wesen sei, eine Innovationskultur zu entwickeln: „Dafür muss man bereit sein, etwas zu riskieren“, so Fink.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, MdB, sprach sich auf dem Hauptstadtkongress für intensiveres Engagement der Wirtschaft in der betrieblichen Gesundheitsförderung aus. Nur 20 Prozent der Betriebe seien in diesem Bereich aktiv, kritisierte die Ministerin. Zu „gesundem Arbeiten“ gehörten aber auch selbstbestimmtere Arbeitszeiten. Nahles beschrieb Software-Innovationen wie ein „Schicht-Doodle“, bei dem über Software die Arbeitszeitwünsche aller Mitarbeiter optimal berücksichtigt werden könnten. „Die Flexibilisierungsbedürfnisse der Arbeitnehmer können dadurch gut mit den Flexibilisierungsbedürfnissen der Wirtschaft in Einklang gebracht werden“, so die Ministerin.

Vor dem Hintergrund, dass mit zunehmender Digitalisierung auch die Anforderungen an die Qualifikation und Weiterbildung der Arbeitnehmer steigen, sprach sich Arbeitsministerin Nahles dafür aus, die Bundesagentur für Arbeit in eine „Bundesagentur für Arbeit und Qualifikation“ umzugestalten.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Laumann, hob auf der Bühne des Hauptstadtkongresses die Wichtigkeit der vielfältigen Gesetzesvorhaben der Bundesregierung zur Stärkung der Pflege hervor: „Pflege hat in dieser Legislaturperiode einen ganz zentralen Stellenwert eingenommen.“

Der auf dem Kongress vorgestellte Krankenhaus Rating Report 2016 des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt eine gleichbleibende Insolvenzgefahr für deutsche Krankenhäuser. 11 Prozent der etwa 1.800 deutschen Kliniken befinden sich in erhöhter Gefahr eines Konkurses. Während durch die Modernisierungsprogramme in den neuen Bundesländern die Insolvenzgefahr dort deutlich niedriger liegt, erreicht sie in Baden-Württemberg mittlerweile fast 50 Prozent aller Krankenhäuser. Die kumulierte Investitionslücke deutscher Krankenhäuser beträgt nach Angaben der RWI-Forscher 28 Milliarden Euro.

Aufsehen erregte der Auftritt des US-amerikanischen Pioniers der regenerativen Medizin, Prof. Dr. Anthony Atala. Der Forscher und sein Team beschäftigen sich am Wakefield Forest Institute mit der künstlichen Erzeugung menschlichen Gewebes und menschlicher Organe aus körpereigenen Zellen. Patienten leben bereits mit Organen aus Atalas Labor, wie etwa mit einer Harnblase, einer Vagina und Knochensegmenten. Ziel der Wissenschaftler ist es, die Transplantationsmedizin von ihrem Engpass bei Spenderorganen zu befreien.

Auch die unter dem Dach des Hauptstadtkongresses stattfindenden drei Fachkongresse nahmen sich drängender Fragestellungen an:

Der Managementkongress Krankenhaus Klink Rehabilitation beschäftigte sich intensiv mit der Digitalisierung, bei der deutsche Kliniken – etwa im Vergleich zu skandinavischen Ländern – deutlich in Rückstand geraten sind. Aber auch Cyberangriffe auf Krankenhäuser waren Thema einer eigenen Veranstaltung.

Das Deutsche Ärzteforum blickte auf die herausragenden Innovationen in Diagnostik und Therapie, die mit Nanotechnologien und auf die genomisch auf den Patienten abgestimmten Behandlungsmethoden derzeit vor allem die Onkologie revolutionieren. Aber auch neue, wirkungsvollere Strategien gegen Krankenhausinfektionen mit resistenten Erregern wurden präsentiert.

Der Deutsche Pflegekongress brachte eine Vielzahl von Kontroversen zu Tage, wie dem Pfegenotstand beizukommen sei. Dass die Veranstaltung zu dem teilweise umstrittenen, schrittweise in Kraft tretende Pflegeberufegesetz aus allen Nähten platzte, zeigt, wie groß der Diskussionsbedarf zwischen Politik und Pflegeberufen ist.

Quelle: WISO S. E. Consulting GmbH, Nymphenburger Str. 9,10825 Berlin, http://www.hauptstadtkongress.de/, 10.06.2016

Gelenkersatz-Patienten in Deutschland gut versorgt

Rund 370.000 Menschen haben in Deutschland im Jahr 2014 ein neues Hüft- oder Kniegelenk erhalten. Die Mehrzahl der Patienten ist Befragungen zufolge mit dem Ergebnis des Eingriffs zufrieden. Doch die Anforderungen an den künstlichen Gelenkersatz werden unter anderem bedingt durch die demographischen Veränderungen steigen. Experten fordern daher patientenorientierte und zwischen den Akteuren des Systems besser vernetzte Behandlungskonzepte. Das ist ein Fazit aus dem Weißbuch Gelenkersatz des IGES Instituts.

„Wichtige dokumentierte Qualitätskennzahlen zeigen, dass derzeit bundesweit betrachtet Patienten im Bereich Gelenkersatz sehr gut versorgt werden“, sagt der Leiter des IGES Instituts, Prof. Bertram Häussler. Das in seiner Art erste Weißbuch zum Hüft- und Kniegelenkersatz in Deutschland liefert dazu wissenschaftliche Daten und begleitende Experteneinschätzungen.

Sinkende Komplikationsraten und zunehmend angemessene Indikation

Danach zeigt die vorgeschriebene externe Qualitätssicherung für Krankenhäuser für das Jahr 2014, dass chirurgische Komplikationen während des Klinikaufenthaltes bei Ersteingriffen seit Jahren abnehmen. Sie kommen beim Hüft- und Knieersatz bei 2,7 bzw. 1,9 Prozent der Operationen vor. Zudem steigt seit Jahren der Anteil der Patienten, bei denen eine angemessene Indikation – ein medizinischer Behandlungsanlass – dokumentiert ist. Dies war 2014 bei rund 96 Prozent der Hüft- und Knieersteingriffe der Fall.

Stabile OP-Häufigkeiten bei den Älteren seit 2007

Im Jahr 2014 wurden dem Statistischem Bundesamt zufolge rund 219.000 Patienten erstmalig mit einem Hüftgelenkersatz und rund 149.000 mit einem neuen Kniegelenk versorgt. Sowohl für die Hüfte als auch für das Knie haben die OP-Häufigkeiten bei den über 70-Jährigen seit 2007 nicht zugenommen. „Wir sehen eine stabile Inanspruchnahme beim Hüft- und Gelenkersatz in den vergangenen Jahren. Jährlich erhalten ein Prozent der über 70-Jährigen ein neues Hüftgelenk und rund 0,7 Prozent ein Kniegelenkersatz“, sagt Prof. Häussler.

Häufigste Gründe: Arthrose und gelenknahe Knochenbrüche

Gelenkersatzoperationen an Hüfte und Knie gehören zu den häufigen Operationen. Sie machen laut Statistischem Bundesamt 1,4 bzw. 0,9 Prozent aller vollstätionär erfolgten OPs aus. 80 Prozent der Ersteingriffe an der Hüfte und rund 96 Prozent am Knie gehen auf meist altersbedingten Gelenkverschleiß zurück, medizinisch Arthrose. Zweithäufigster Grund der Hüft-Operationen sind in 13 Prozent der Fälle Oberschenkelhalsbrüche, ebenfalls altersabhängige Vorfälle. Demzufolge sind rund 40 Prozent der Patienten bei einem Ersteingriff zwischen 70 und 79 Jahre alt.

Versorgung an immer ältere Patienten anpassen

„Immer mehr Menschen werden nicht nur immer länger, sondern auch immer aktiver mit einem Gelenkersatz leben. Hier bedarf es Anstrengungen, auch künftig die Versorgungsqualität zu sichern. Dazu gehört auch, Patienten gut aufzuklären und ihre Erwartungen mit den Möglichkeiten der jeweiligen Verfahren abzugleichen“, sagt Prof. Heiko Reichel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).

Auf die steigende Zahl mehrfacherkrankter Hochbetagter mit Schenkelhalsbrüchen, weist Prof. Florian Gebhard, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), hin: „Wir werden künftig immer mehr ältere und multimorbide Patienten versorgen, die nach der Gelenkersatz-OP stark mobilitätseingeschränkt und pflegebedürftig sind. Für sie benötigen wir spezielle alterstraumatologische Zentren mit integrierten Behandlungskonzepten zwischen chirurgischen und geriatrischen Abteilungen sowie Rehabilitationseinrichtungen.“

Viele Faktoren beeinflussen die Lebensdauer von Endoprothesen

Ziele des Gelenkersatzes sind, Schmerzen zu lindern und Patienten wieder Mobilität und aktive Teilnahme am täglichen Leben zu ermöglichen. Eine möglichst lange Lebensdauer einer Endoprothese ist dabei erstrebenswert. Diese sogenannte Standzeit hängt von vielen Faktoren ab: vom Lebensalter der Patienten beim Eingriff, dem Krankheitsbild, Begleiterkrankungen wie etwa Osteoporose, von Operationstechniken, aber auch von der individuellen Beanspruchung oder den Materialien. Zu den häufigsten Gründen von Wechseleingriffen gehören Entzündungen, Verrenkungen oder Lockerungen der Kunstgelenke.

Genauere Daten dazu soll das 2011 initiierte Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) liefern. Es soll helfen, die Zahl der vorzeitigen Wechseleingriffe zu reduzieren und einen langfristigen Behandlungserfolg zu sichern.

Laut Statistischem Bundesamt wurden 2014 rund 27.000 implantierte Hüftgelenke und rund 21.000 künstliche Kniegelenke ausgewechselt. Die Anzahl der Wechseleingriffe eines Jahres steht nicht in Bezug zu den erstmalig implantierten Gelenken desselben Jahres. Vielmehr sind dies Wechsel von Endoprothesen, die vor Jahren oder auch Jahrzehnten eingesetzt wurden.

Das „Weißbuch Gelenkersatz“ haben IGES-Wissenschaftler unter Einbezug renommierter Endoprothetik-Experten verfasst. Es entstand im Auftrag des Bundesverbandes Medizintechnologie e.V. (BVMed) und erscheint im Springer Verlag.

Quelle: IGES Institut GmbH, Friedrichstraße 180, 10117 Berlin, http://www.iges.com/, 07.06.2016.

Chronische Wunden – Die neue Ausgabe Passion Chirurgie ist da

Während die Behandlung akuter bzw. verletzungsbedingter Wunden eindeutig und primär zum Berufsfeld der Chirurgie gehört, erstreckt sich die Therapie chronischer Wunden inzwischen über viele Fachgebiete, denn sie sind die Folge sehr unterschiedlicher Erkrankungen und bedürfen einer interdisziplinären Behandlung. Mit der Ausgabe „Chronische Wunden“ geben Ihnen unsere Autoren einen umfangreichen Überblick über den aktuellen Stand von Theorie und Praxis rund um das Thema Wunde.

Ein optimiertes „Wundmanagement“ erfordert gute interprofessionelle Kooperation: Die Rolle der Chirurgie bei der sektorenübergreifenden und interdisziplinären Versorgung chronischer Wunden wird in den Beiträgen an konkreten Beispielen wie der Therapie des Diabetischen Fußsyndroms oder des Dekubitus beschrieben.

Neben den Fachartikeln finden Sie in der Rubrik Service einen Überblick über unsere Informations- und Kommunikationsplattform auf BDC|Online: myBDC. Wir laden Sie herzlich dazu ein, sich rege an myBDC zu beteiligen und die Funktionsvielfalt auszuprobieren.

Bitte halten Sie Ihr BDC-Passwort bereit: Sie müssen sich als Mitglied auf der BDC|Online einloggen um alle Artikel der Ausgabe lesen zu können oder um sich die gesamte Ausgabe als PDF oder als eMagazin herunterladen zu können.

Hier finden Sie die aktuelle Ausgabe.

ZiPP: Bundesweite Befragung zu Praxiskosten startet

Mehrere tausend niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten sind aufgefordert, Auskunft zur wirtschaftlichen Situation ihrer Praxis zu geben. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung schreibt dazu etwa jede zweite Praxis an. Die Befragung liefert wichtige Daten für die Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen.

Im Rahmen der siebten Erhebungsrunde erhalten ab der nächsten Woche rund 47.200 Praxen von Vertragsärzten und Vertragspsychotherapeuten ein erstes Schreiben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) mit allen wichtigen Informationen und der Bitte um Teilnahme am Zi-Praxis-Panel (ZiPP).

Gassen ruft zur Teilnahme auf

„Vergangenen Herbst konnten wir erreichen, dass das Institut des Bewertungsausschusses ausgewählte ZiPP-Daten für die Weiterentwicklung des EBM verwendet“, betont KBV-Chef Dr. Andreas Gassen die Relevanz der Erhebung. Dazu wurde ein Vertrag zwischen dem Zi und dem Institut geschlossen.

Auch für die jährlichen Honorarverhandlungen stellen die Ergebnisse eine wichtige Datengrundlage dar: In den letzten Jahren konnte das ZiPP stets auf Nachholbedarf bei der Vergütung verweisen. Gassen ruft daher alle angeschriebenen Ärzte und Psychotherapeuten auf, sich auch in diesem Jahr wieder an der Umfrage zu beteiligen. Um eine Entwicklung abbilden zu können, sei es besonders wichtig, dass sich möglichst über mehrere Jahre hinweg dieselben Praxen beteiligten.

Mit dem Praxis-Panel untersucht das Zi die Wirtschaftslage und die Versorgungsstrukturen in den Praxen niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten. Die Erhebung erfolgt seit 2010 jährlich im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen und der KBV.

An den vergangenen sechs Erhebungen haben sich bereits knapp 15.000 Ärzte und Psychotherapeuten aus rund 11.800 Praxen beteiligt. Alle diese Ärzte und Psychotherapeuten wurden jetzt wieder angeschrieben. Weitere Praxen wurden per Zufallsprinzip ausgewählt.
Wirtschaftsjahre 2012 bis 2015 im Fokus

Bei der aktuellen Befragung geht es um Daten aus dem Zeitraum 2012 bis 2015, zum Beispiel zu Aufwendungen und Erlösen der Praxis aus kassen- und privatärztlicher Tätigkeit. Auch Informationen zur Personalausstattung, zur Versorgungsstruktur sowie zur Arbeitszeit der Praxisinhaber und Praxismitarbeiter werden benötigt.

Teilnahme bis Ende September möglich

Ab dem 17. Juni erhalten die ausgewählten Praxen die Erhebungsunterlagen mit einem mehrseitigen Fragebogen, den sie bis Ende September ausfüllen sollen. Die Finanzangaben zur Praxis müssen vom Steuerberater testiert werden. Für den Aufwand bei Arzt und Steuerberater zahlt das Zi eine Aufwandspauschale von 200 Euro für Einzelpraxen und 350 Euro für Gemeinschaftspraxen.

Praxen, die anstelle der papiergebundenen Erhebungsunterlagen einen Online-Fragebogen ausfüllen, erhalten unmittelbar nach der Dateneingabe einen persönlichen Finanzbericht mit Planungsoption. Diese sogenannte Chefübersicht gibt dem Praxisinhaber einen Überblick zu den Praxisfinanzen und unterstützt ihn bei der Planung des kommenden Jahres. Weitere Informationen sowie Link und Passwort für die Online-Teilnahme erhalten die Praxen mit dem Schreiben des Zi ab dem 17. Juni.
Individueller Praxisbericht für die Teilnehmer

Nach Abschluss der Datenauswertung bekommen alle Teilnehmer einen individuellen Praxisbericht mit Vergleichskennzahlen. Anhand der Kennzahlen können sie einschätzen, wo ihre Praxis im Vergleich zur Fachgruppe wirtschaftlich steht.

Weiterführende Informationen
Informationen zum Zi-Praxis-Panel
ZiPP-Video
ZiPP-Jahresberichte

Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung, Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin, http://www.kbv.de, 02.06.2016

Mangel an Spenderherzen weiterhin alarmierend

Die Organspende-Bereitschaft in Deutschland zeigt sich wie in den Vorjahren weiter im Abwärtstrend. Dabei ist die Transplantation lebenswichtiger Organe oft die einzige Überlebenschance für schwerkranke Patienten. Aktuell warten ca. 10.000 Menschen auf ein geeignetes Spenderorgan. Davon brauchen allein 784 Menschen bundesweit ein passendes Spenderherz (April 2016; Eurotransplant).

Die Vorstände der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und der Deutschen Herzstiftung appellieren dringend an die Bevölkerung, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. „Eine Transplantation bedeutet für einen schwerkranken Patienten häufig die einzige Chance für das Langzeitüberleben mit guten Chancen für mehr Lebensqualität sowie gleichzeitig das Ende eines langen Leidensweges, auch wenn eine begleitende medikamentöse Therapie initiiert ist, damit das Spenderorgan nicht abgestoßen wird. Die Überlebensrate bei einer Herztransplantation liegt nach zehn Jahren – oft auch deutlich über diesen Zeitraum hinaus – bei rund 50 bis 60 Prozent“, erklärt Prof. Dr. Armin Welz, Präsident der DGTHG.

Die Deutsche Herzstiftung beobachtet den Mangel an Spenderherzen mit großer Sorge und bietet wichtige

Informationen für Betroffene, denen zur Überbrückung der Wartezeit auf ein Spenderherz die Implantation eines Kunstherzens oder Herzunterstützungssystems bevorsteht. „Diese Wartezeit ist für die Betroffenen und ihre Familien von Unsicherheit, Ängsten und vielen offenen Fragen zu Mobilität und möglichen Komplikationen durch den Eingriff geprägt“, betont Prof. Dr. Jan Gummert, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Der Herzchirurg warnt: „Die Wartezeit für eine Herztransplantation ist viel zu lang und beträgt schon bei hoch dringlichen Patienten im Schnitt mehr als drei Monate. In dieser Zeit verschlechtert sich der Zustand vieler dieser schwerkranken Patienten erheblich. Zumal wir ca. 90 Prozent aller Herztransplantationen bei Patienten durchführen, die bereits auf der Intensivstation liegen. Der Mangel an Spenderherzen ist daher alarmierend. Insbesondere bei Kindern sind Spenderherzen kaum verfügbar.“

Herztransplantation oft einzige langfristige Überlebenschance
Rund 62 Prozent der betroffenen Patienten leiden an einer Erkrankung der Herz-Muskulatur, bei der das Herz die Pumpfunktion nicht mehr ausreichend leisten kann. Bei 25 Prozent der Patienten ist das Herz durch chronische Durchblutungsstörungen beeinträchtigt. Angeborene Fehlbildungen des Herzens und des Kreislaufsystems betreffen ca. 13 Prozent der Patienten. Männer erkranken öfter als Frauen. Am häufigsten ist die Altersgruppe der 16- bis 55-Jährigen betroffen.

Künstliche Herzunterstützungssysteme wegen fehlender Spenderherzen
Im Jahr 2015 wurde seit langem ein neuer Tiefpunkt erreicht, so konnten nur noch 283 Herztransplantationen durchgeführt werden. Seit 1994 ist dies die niedrigste Transplantationsrate der letzten 22 Jahre. Der extreme Rückgang der Spendebereitschaft, respektive der Spenderherzen, bedeutet gleichzeitig, dass Herzchirurgen immer häufiger auf künstliche Herzunterstützungssysteme als permanente Therapie zurückgreifen müssen. Entsprechend stieg die Zahl der implantierten Herzunterstützungssysteme deutlich von 350 im Jahr 2005 auf 989 im vergangenen Jahr, wobei die Systeme, die entweder die linke oder die rechte Herzkammer unterstützen, bei mehr als 90% der Patienten zum Einsatz kommen. DGTHG und Deutsche Herzstiftung betonen, dass die Organtransplantation weiterhin für schwer kranke Patienten die beste Therapie sei. Letztlich soll die häufig mehrmonatige Wartezeit auf ein geeignetes Spenderherz mit Hilfe der künstlichen Herz-Kreislauf-Unterstützungssysteme nur überbrückt werden.

4. Juni 2016 – Tag der Organspende

Um dem Trend entgegen zu wirken und für das Thema Organspende zu sensibilisieren, informieren Organspende-Verbände jeweils am ersten Juni-Samstag über die Situation der Menschen, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind und rufen die Öffentlichkeit dazu auf, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Erstmals 1982 initiiert, ist der Tag der Organspende heute ein wichtiges Instrument im Aufklärungskampf gegen Vorurteile und Misstrauen und für mehr Bereitschaft, dem Mitmenschen zu helfen.

Infos für Betroffene und Angehörige: Der Ratgeber „Das schwache Herz – Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz heute“ informiert u. a. über die Herztransplantation und künstliche Herzen. Der Band (160 S.) mit wichtigen Infos zur Diagnose- und Therapie der Herzschwäche mit Erfahrungsberichten von Betroffenen ist für 3 Euro in Briefmarken (Versand) erhältlich bei: Deutsche Herzstiftung e. V., Bockenheimer Landstr. 94-96, 60323 Frankfurt/M., Tel. 069 955128-400, oder unter www.herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie

Tipp: Der kostenfreie Aufklärungsfilm (DVD) „Das schwache Herz“ für Patienten mit Experten-Interviews und Erfahrungsberichten von Betroffenen (z. B. nach Herztransplantation und Erhalt eines Herzunterstützungssystems) erhältlich bei: Deutschen Herzstiftung e. V., Bockenheimer Landstr. 94-96, 60323 Frankfurt/M., E-Mail: bestellung@herzstiftung.de, Tel. 069 955128-400.

Transplantationsregister soll Transparenz und Vertrauen schaffen
Die Spende, Entnahme, Vermittlung und Übertragung von Organen, die zu Lebzeiten oder nach dem Tod gespendet werden, regelt das seit dem 1. Dezember 1997 in Kraft getretene deutsche Transplantationsgesetz (TPG). Die im TPG etablierten Kontrollmechanismen sollen vor Missbrauch schützen, Transparenz und Chancengleichheit gewähren sowie die bundesweite Verteilung regeln.

2016 wird das TGP durch ein Transplantationsregister ergänzt, welches eine verlässliche Datengrundlage für die medizinische

Behandlung bildet und gleichzeitig der Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse dienen soll. Alle relevanten Daten zu Organspenden in Deutschland soll das Register erfassen, zusammenführen und dokumentieren.

Die Gesetzeserweiterung dient zudem der Vertrauensgewinnung in die deutsche Transplantationsmedizin und ist Garant für kontinuierlich hohe Qualitätsstandards.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin, http://www.dgthg.de/

119. Deutscher Ärztetag beendet – Zusammenfassung

Nach Ansicht der Ärzteschaft ist die Einwilligung nach Aufklärung eine der wesentlichen Bedingungen der ethischen Zulässigkeit jeder medizinischen Behandlung und Forschung. Nicht jeder sei gleichermaßen in der Lage, dieses Recht für sich wahrzunehmen, beispielsweise Kinder und Jugendliche, psychisch Kranke oder Menschen mit geistigen Behinderungen. Der 119. Deutsche Ärztetag forderte die politischen Entscheidungsträger auf, diesen Anspruch der Patienten strukturell und finanziell zu unterstützen. Richtungsweisend sollte die im Deutschen Ärzteblatt vom 15.04.2016 bekannt gemachte Stellungnahme “Entscheidungsfähigkeit und Entscheidungsassistenz in der Medizin” der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer sein. Die Delegierten befassten sich auch mit der medizinischen Indikation von medizin-fremden Erwägungen und Einflüssen. Sie sprachen sich dafür aus, diese davon freizuhalten und ihre Bedeutung als Kernelement der ärztlichen Tätigkeit und Identität sowie als normatives Korrektiv zu stärken. Die medizinische Indikation als wesentliches Instrument für eine evidenzbasierte, sichere und effiziente Patientenversorgung sei unabdingbare Voraussetzung für ärztliches Handeln und Kernelement der ärztlichen Tätigkeit. Neben der Einwilligung des Patienten stelle sie eine zentrale Voraussetzung ärztlicher Maßnahmen dar.

In einer weiteren Entschließung wurde die Bundesregierung aufgefordert, Sorge zu tragen, dass operative Eingriffe bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern grundsätzlich nur unter effektiver Sedierung und Schmerzausschaltung durch einen Arzt durchgeführt werden dürfen.

Zudem sprach sich das Ärzteparlament für bessere Bedingungen für Hausärzte bei der allgemeinen ambulanten palliativen Versorgung aus. Im Mittelpunkt aller Bemühungen zur Verbesserung der Palliativversorgung müsse der Patient stehen, der selbstbestimmt entscheide, wo er die letzte Lebensphase verbringen möchte. “In der Regel werden Patienten den Wunsch haben, in der häuslichen bzw. vertrauten Umgebung zu sterben”, stellten die Delegierten fest. Aus diesem Grund sei es notwendig, die Versorgungsmöglichkeiten im ambulanten Bereich insbesondere durch Hausärzte auszubauen.

Verbesserungsbedarf konstatierte die Ärzteschaft auch bei der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV). Hier müssten die Hausärzte neben den Palliativmedizinern und spezialisierten Pflegediensten obligatorisch als Netzwerkpartner eingebunden werden. Um den Patienten möglichst wenig Versorgerwechsel zuzumuten, müsse der Hausarzt auch in der stationären oder teilstationären palliativen Versorgung weiterhin Ansprechpartner bleiben können.

Außerdem forderten die Abgeordneten bessere strukturelle Rahmenbedingungen für die Versorgung von Menschen mit Varianten/Störungen der Geschlechtsentwicklung (DSD). Besonderer Bedarf bestehe bei der Etablierung und Finanzierung von Kompetenzzentren für DSD. Solche Zentren könnten eine somatische und psychische Beratung, Diagnostik und Behandlung in einem speziell dafür qualifizierten, interdisziplinären Team sicherstellen. Der Ärztetag begrüßte ausdrücklich die Initiative der Bundesregierung, in einer interministeriellen Arbeitsgruppe regulatorische und strukturelle Maßnahmen für eine bessere Versorgung von Menschen mit DSD auf den Weg zu bringen.

Und schließlich hat das Ärzteparlament Erfurt als Austragungsort für den 121. Deutschen Ärztetag vom 8. Bis 11. Mai 2018 bestimmt.

Quelle: Bundesärztekammer, Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern, Herbert-Lewin-Platz 1, 10623 Berlin, http://www.bundesaerztekammer.de, 27.05.2016.

„Balance zwischen ethisch-medizinisch Notwendigem und finanziell Möglichem anstreben“

Aktuelles Interview mit Prof. Dr. H.-J. Meyer, BDC-Präsident und Generalsekretär der DGCH

Kongresszeitung: Eine Chefarztposition galt früher als Krönung des Arztberufs: Der Chefarzt war einflussreich, weitgehend unabhängig in seinen Entscheidungen und hatte in der Regel eine lebenslange Perspektive im Krankenhaus. Dieser komfortable Zustand hat sich bekanntermaßen bereits seit einigen Jahren grundlegend verändert: Chefärzte müssen sich heute zunehmend mit ökonomischen Zwängen und Finanzierungsproblemen auseinandersetzen. Welche Faktoren betrachten Sie als besonders belastend für chirurgische Chefärzte?

Prof. Meyer: Das sogenannte „klassische“ Selbstverständnis eines leitenden Krankenhausarztes mit vorrangigen Zielen einer optimalen Patientenbetreuung und -versorgung, exzellenter Weiterbildung der nachgeordneten Mitarbeiter sowie mangelnde Kenntnisse der aktuellen Kostenentwicklungen haben sich besonders in letzterem Punkt in den letzten Jahren ganz entscheidend verändert. Der Chefarzt besitzt zwar als direkter Leistungserbringer weiterhin hohe fachliche Autonomie, sieht sich allerdings in zunehmendem Maße ökonomischen Einflüssen ausgesetzt. Durch die Vorgaben der Klinikleitung wird auch von dem leitenden Arzt ein verantwortungsvoller Umgang mit den knapper werdenden finanziellen Ressourcen gefordert.

„Der leitende Arzt ist mittlerweile zu einem normalen Mitarbeiter geworden.“

Dies ist verständlich, denn mehr als die Hälfte aller Krankenhäuser weisen heute keine positiven wirtschaftlichen Entwicklungen auf – im Gegenteil ist eher davon auszugehen, dass die Zahl der von einer Insolvenz bedrohten Krankenhäuser in den nächsten Jahren nicht abnehmen wird. Es muss somit von allen Beteiligten, sowohl vom oberen wie auch mittleren Management die Balance zwischen ethisch-medizinisch Notwendigem und finanziell Möglichem angestrebt werden, ohne dass im Zeitalter des DRG-Vergütungssystems ökonomische Zwänge direkt das medizinische Denken entscheidend beeinflussen.

Kongresszeitung: Wie frei ist ein Chefarzt bei seiner Arbeit heute eigentlich noch?

OEBPS/images/Meyer_H-J_2015l.jpgProf. Meyer: Zweifelsfrei kann und muss der Chefarzt weiterhin die fachlichen Schwerpunkte seiner Klinik mitbestimmen und medizinische Entscheidungen bzw. Indikationsstellungen frei entsprechend des aktuellen Wissensstandes treffen können, ohne allein eine positive finanzielle Bilanz anzustreben. Das Hauptproblem stellt sich allerdings darin, dass der leitende Arzt mittlerweile zu einem normalen Mitarbeiter geworden ist, der in aller Regel nicht dem Vorstand des Klinikums angehört. Er ist lediglich ein weiterer Entscheidungsträger, der die Rentabilität eines Krankenhauses mitverantworten muss. In seiner Stellung gehört er somit inzwischen zum sogenannten mittleren Management und findet sich im Organigramm auf einer Stufe mit der Leitung des Personal- oder Rechnungswesens bzw. der Pflegebereiche. In dieser Position nimmt er zudem eine gewisse Pufferfunktion ein, in welcher die Vorgaben der Klinikleitung zu realisieren sind und von den nachgeschalteten Ebenen getragen und toleriert werden müssen.

Kongresszeitung: Immer häufiger werden von Seiten der leitenden Ärzte Konflikte mit der Geschäftsführung beschrieben, die von einer nicht dialogbereiten Kommunikationskultur, ja sogar Respektlosigkeit im persönlichen Umgang geprägt sind. Woher kommt das und was könnte man Ihrer Meinung nach konkret tun, um das Klima zwischen Ärzten und Geschäftsführung zu verbessern?

Prof. Meyer: Die Dissonanzen zwischen Klinikdirektoren oder Geschäftsführung und klinisch aktiven Chefärzten bestehen vor allem wegen der fachlich begründeten unterschiedlichen Denk- und Handlungsweisen ihrer Tätigkeitsgebiete, obwohl mittlerweile viele Mediziner eine betriebswirtschaftliche Zusatzausbildung durchlaufen haben. Durch streng kalkulierte Finanzierungsvorgaben kann entsprechender Druck auf die leitenden Ärzte hinsichtlich Personalkosten, Anstieg des CMI-Wertes, bessere Auslastung etc. ausgeübt werden, was dazu führt, dass sich die Chefärzte diszipliniert oder als Marionetten vorkommen müssen. Im Gegensatz zur Industrie können bekanntermaßen Patientenströme oder Notfalleingriffe nicht exakt geplant oder kalkuliert werden. Einforderungen von permanenten Leistungssteigerungen müssen dann zwangsläufig zu einer Mengen- oder Indikationsausweitung führen. Nach einer Umfrage des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen zum Spannungsverhältnis zwischen Chefarzt und Geschäftsleitung wurden bei einem Drittel der Befragten diese Konflikte und der mangelnde Respekt seitens der Verwaltung gegenüber den ärztlichen Leistungen als besonders belastend angesehen. Die eigenen Erfahrungen haben aber zeigen können, dass eine vernünftige Kommunikationskultur mit fairen Umgangsformen und sachbezogener Arbeit auf allen Ebenen eine solche Problematik gar nicht erst aufkommen lassen muss.

„Kämpfe um Machtstrukturen zwischen Geschäftsführung und Chefarzt lassen sich auch heute weitgehend vermeiden.“

Kongresszeitung: Auf welche Weise kann ein Chefarzt seine Eigenständigkeit zumindest in bestimmten Bereichen erhalten?

Prof. Meyer: Wie bereits angeführt, erscheint es auch heute noch ohne weiteres möglich, Kämpfe um Machtstrukturen zwischen Geschäftsführung und Chefarzt weitgehend zu vermeiden. Dazu ist allerdings das entsprechende Vertrauen auf beiden Seiten notwendig, genauso wie eine miteinander abgestimmte Strategieplanung in der jeweiligen Klinik.

„Der Chefarzt mus eine gewisse Unterordnung unter gemeinsame Ziele des Klinikums akzeptieren.“

Fachliche Schwerpunktbildungen, wie beispielsweise oberer Gastrointestinaltrakt in der Viszeralchirurgie, mit interdisziplinären Kooperationen und hoher Ergebnisqualität bei gleichzeitiger Berücksichtigung von allgemeinen Qualitätsvorstellungen der Patienten selbst stellen einen möglichen Weg dar, wobei allerdings der Chefarzt auch bereit sein muss, eine gewisse Unterordnung unter gemeinsame Ziele des Klinikums zu akzeptieren. Nur dann können Medizin und Ökonomie auf Augenhöhe zusammenkommen.

Kongresszeitung: Chefärzte stehen mittlerweile häufig unter massivem Druck, bestimmte Belegungszahlen an ihren Kliniken zu erreichen. Wer sein Soll nicht erfüllt, läuft Gefahr, dass sein Vertrag nicht verlängert oder vorzeitig aufgelöst wird – das zeigen zahlreiche Beispiele in der jüngsten Vergangenheit. Auf welche Weise kann der Berufsverband der Deutschen Chirurgen seine Mitglieder bei diesen berufsrechtlichen Problemen unterstützen?

Prof. Meyer: Die Freistellung aus Chefarztpositionen hat es bereits früher gegeben und wird auch zukünftig in allen Versorgungsstufen, bis hin zu universitären Einrichtungen zu beobachten sein. Die Argumente und Vorgehensweisen solcher Vertragsauflösungen durch den Klinikträger sind dabei oftmals nur schwerlich nachzuvollziehen. Durch seinen Justitiar bietet der Berufsverband der Deutschen Chirurgen natürlich berufsrechtliche Unterstützung an, die oftmals aber bereits lokal geregelt worden ist. Direkte Interventionen durch den Berufsverband oder gar wissenschaftlicher Fachgesellschaften gestalten sich in der Regel als schwierig; Gespräche mit Geschäftsführungen sind im Einzelfall zwar möglich, werden aber in den meisten Fällen mit Verweis auf einen laufenden Prozess oder interner Zuständigkeit des Konzerns abgelehnt.

Das Gespräch führte Carola Marx, Dr. Reinhard Kaden Verlag GmbH & Co. KG, beim 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Berlin.

Marx C. „Balance zwischen ethisch-medizinisch Notwendigem und finanziell Möglichem anstreben“. Passion Chirurgie. 2016 Juni, 6(06): Artikel 07_01.