01.11.2016 Sonstige
Editorial: Wirtschaftlichkeit & Kodierung

Mit Einführung von Fallpauschalen und Sonderentgelten fand eine Zäsur historischen Ausmaßes im Gesundheitssektor statt. Uns jungen angehenden Chirurgen wurde erstmals der Stellenwert der Vergütung medizinischer Leistungen bewusst vor Augen geführt.
Mittlerweile ist der wirtschaftliche Druck allerorts spürbar. Schon lange müssen nicht nur die niedergelassenen Kollegen als selbständige Unternehmer ökonomische Kennzahlen beachten und verstehen. Die Gesetze der Finanzwelt haben auch in den Krankenhäusern Einzug gehalten. Der Druck im Kessel „Gesundheitswesen“ ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Die Dominanz der Ökonomie droht die Faszination der Heilkunst zu entzaubern.
Heutzutage kämpfen Kliniken zum Teil um das blanke Überleben. Die Bereinigung der Krankenhauslandschaft um ca. 200 weitere Häuser durch Schließung oder Fusion ist politisch gewollt. Die Darstellung unserer erbrachten operativen Leistung ist zum überlebensnotwendigen Lebenselixier geworden. Dokumentation und Kodieren haben somit existentielle Bedeutung erlangt. Heute bedarf es in der Medizin nicht nur guter Ärzte, sondern auch DRG-geschulter Mitarbeiter im Team. Der messbare Nutzen hauptberuflicher fallbegleitender Kodierassistenten ist nach anfänglichen Diskussionen bewiesen. Dennoch müssen alle am Prozess Beteiligten erbrachte Leistungen detailliert schriftlich fixieren, um den Fragen des MDK Stand zu halten. DRG-Grouper sind zum Instrument des Verteilungskampfes avanciert. Diese wirtschaftliche Bedrohung verleitet aufgrund des hohen Leidensdruckes – wie die nachfolgende Befragung zeigt – sogar zum Up-Coding.
Wir sind als Ärzte schon lange auch zu Managern im Gesundheitswesen geworden. Ich selbst blicke, als Aufsichtsrätin auf der Arbeitgeberbank, über den sogenannten medizinischen Tellerrand hinaus. Und dennoch ist die Bürde der Gewinnoptimierung und Marge an manchen Tagen an der chirurgischen Front kaum zu ertragen… Mit Einführung des Fixkostendegressionsabschlags über drei Jahre ist eine weitere historische Schallmauer durchbrochen. Die Erlöse werden gedeckelt, Kosten weiter steigen, der Personalabbau ist vorprogrammiert. Zudem scheint der definitive Einzug der Rationalisierung medizinischer Leistungen im Gesundheitssystem zu befürchten.
In dieser Ausgabe Passion Chirurgie wird das Werkzeug der erlösrelevanten Kodierung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Ich wünsche Ihnen, dass Sie bei der Lektüre in Bezug auf Ihr persönliches berufliches Umfeld Anregungen und Impulse erhalten. Darüber hinaus wünsche ich jedem Einzelnen, sich Ethik und Moral in unserem faszinierenden Beruf mit höchster Priorität und Nachhaltigkeit zu bewahren!
Herzlichst,
Ihre
Carolin Tonus
Autor des Artikels

Prof. Dr. med. Carolin Tonus
1. Vorsitzende BDC|Landesverband HamburgChefärztin der Allgemein- und ViszeralchirurgieAsklepios Klinik St. GeorgLohmühlenstraße 520099Hamburg kontaktierenWeitere aktuelle Artikel
20.01.2016 Sonstige
Editorial: Hygiene im chirurgischen Alltag – keine Kunst
Die Gefahr muss wirklich als sehr groß eingeschätzt werden, wenn
01.12.2015 Sonstige
Editorial: Digitalisierung in der Medizin
Liebe Leserin, lieber Leser, können Sie sich an die guten
01.11.2015 Fachübergreifend
Editorial: Onkologische Chirurgie: Status quo
In dieser Ausgabe Passion Chirurgie mit dem onkologischem Schwerpunkt werden als onkochirurgische Themen der aktuelle Stand zur chirurgischen Behandlung von Lebermetastasen beim kolorektalen Karzinom dargestellt sowie die TAMIS - Technik (transanal minimal invasive surgery) diskutiert. Diese versteht sich als eine Optimierung des Zugangsweges bei endoskopischen Eingriffen (z. B. Polypktomie, ESD) oder bei Resektionen im Bereich des unteren Rektumdrittels.
01.10.2015 Sonstige
Editorial: Trendwende beim Ambulanten Operieren?
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die KBV hat am 7.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.