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Berlin, den 15. 01. 2008: Immer weniger junge Mediziner entscheiden sich dafür, Chirurg zu werden. Bereits mittelfristig droht der Deutschen Chirurgie ein Mangel an qualifizierten Operateuren. Neben der langen Weiterbildung scheinen die Ursachen auch in der hierarchischen Berufsstruktur und der hohen Arbeitsbelastung zu liegen. Deshalb hat der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) eine bundesweite Kampagne zur gezielten Ansprache von Medizinstudenten ins Leben gerufen. ‚Nur Mut!’ soll potentiellen Nachwuchs nicht nur realitätsnah über das Berufsbild Chirurg informieren, sondern auch die faszinierenden Seiten der schneidenden Zunft transportieren.

„Chirurgie ist weit mehr als ein Durchschnittsjob. Chirurgen arbeiten täglich mit hoher Verantwortung und großem persönlichen Einsatz am Patienten“, unterstreicht der Geschäftsführer des BDC Dr. Jörg Ansorg, der ‚Nur Mut!’ initiiert hat.

Mit der Kampagne ‚Nur Mut!’ bietet der Berufsverband ab Januar 2008 interessierten Studenten und Jungärzten praxisorientierte Informationen über den Arbeitsalltag, Tipps für die chirurgische Weiterbildung und aktuelle Daten über die Zukunftschancen innerhalb des Fachs.

„Wir wollen dem Nimbus der Chirurgie auch beim medizinischen Nachwuchs wieder zu altem Glanz verhelfen. Der Beruf ist sicher anspruchsvoll, doch der direkte Weg, den nur eine Operation zwischen Erkrankung und Heilung ziehen kann, bringt auch fantastische Erfolge mit sich,“ betont der Beauftragte für Nachwuchsförderung des BDC, PD Dr. Carsten Krones aus Aachen.

Neben der Website www.chirurg-werden.de, die jedem Interessierten offen steht, werden Krones und sein Kölner Kollege PD Dr. Wolfgang Schröder ‚Nur Mut!’ in Informationsveranstaltungen an den Hochschulen präsentieren. Pilotprojekte der Kampagne sind bereits in Jena, Köln, Greifswald und Aachen geplant. Eng verbunden mit der Kampagne ‚Nur Mut!’ ist das Patenschaftsprogramm des BDC, in dem engagierten Jung-Chirurgen ein erfahrener Kollege als persönlicher Berater und Mentor zur Seite gestellt wird.

‚Nur Mut!’ richtet sich ganz bewusst auch an Studentinnen, die bisher traditionell eher nicht zur Nachwuchsklientel der Chirurgie gehörten. „Der Frauenanteil in der Medizin steigt nicht nur ganz konsequent an, Frauen setzen sich auch in der Chirurgie immer erfolgreicher durch“, erklärt Dr. Gunda Leschber, thoraxchirugische Chefärztin der Evangelischen Lungenklinik Berlin, die ‚Nur Mut!’ als erfolgreiche Chirurgin und Vertreterin der Chirurginnen im BDC-Vorstand unterstützt.

Die Organisatoren betonen, dass die gezielte Ansprache des Nachwuchses allein jedoch nicht ausreicht. „Die Deutsche Chirurgie wird nicht nur vom Patienten sondern auch vom Nachwuchs an ihren Taten gemessen“, erklärte Schröder. „Langfristiges Interesse kann man nur wecken, wenn Arbeitsbedingungen und Verdienst stimmen, und die Weiterbildung eine verlässliche Struktur und Qualität besitzt.“

Hier sehen die jungen Vertreter des BDC noch Verbesserungsbedarf. Eine aktuelle BDC-Umfrage hat gerade gezeigt, dass viele Kliniken noch immer nicht den empfohlenen Standards zur chirurgischen Weiterbildung folgen. Im Vergleich zu 2004 hat sich die Situation zum Teil sogar verschlechtert. Erkannten 2004 noch 44 Prozent der Assistenten in ihrer Klinik eine interne Weiterbildungsstruktur, waren es 2007 nur noch 23 Prozent. Der weiter anziehende ökonomische Wettbewerb der deutschen Kliniken hat die Weiterbildungssituation offensichtlich nicht verbessert. Immerhin lässt die Arbeit des BDC aber auch positive Trends erkennen. Fortbildungen der jungen Assistenten werden heute von ca. 70 Prozent der Arbeitgeber finanziell unterstützt. 2004 waren es nur knapp 40 Prozent.

Der BDC ist optimistisch, das ‚Nur Mut!’ auch bei der Weiterbildung greift. Ansorg verweist auf Zukunftspläne: „Langfristig soll die Website auch als Wegweiser zu guten Weiterbildungskliniken dienen – das wird Marktdruck erzeugen“.

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