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DGKJCH

Anlässlich des Kindersicherheitstags am 10. Juni macht die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH) auf die Gefahren aufmerksam, die durch das Einatmen oder Verschlucken von Fremdkörpern bei Kleinkindern entstehen können.

Gerade Kleinkinder erkunden ihre Umgebung gerne über den Mund und sind daher besonders gefährdet, herumliegende Gegenstände zu verschlucken. Dabei kann es sich um Spielsachen, Münzen, Batterien und vieles andere handeln. Die Statistik zeigt, dass sich derartige Fälle in den letzten Jahren häufen.

Gerät der Fremdkörper in die Luftröhre kann dies durch Blockierung der Atemwege zum Ersticken führen. Aber auch wenn Gegenstände verschluckt werden, kann es lebensbedrohlich werden, da diese beispielsweise in der Speiseröhre stecken bleiben und neben einem schmerzhaften Fremdkörpergefühl dazu führen können, dass der eigene Speichel nicht mehr geschluckt werden kann. Verbleibt ein Fremdkörper über längere Zeit dort, kann es zu Druckschädigungen in der Speiseröhrenwand kommen und im Verlauf zu schweren Infektionen und/oder Blutungen führen. Bei Knopfzellen kommt es zum Stromfluss und damit zur direkten Arrosion der anliegenden (Speiseröhren-)Wand.

Ist der Gegenstand bereits im Magen, verursacht dies akut meist weniger Beschwerden. Besonders große oder scharfkantige Gegenstände können jedoch auch erst im Verlauf zu Problemen führen, indem sie beispielsweise einen Darmverschluss oder innere Verletzungen hervorrufen. Eine besondere Gefahr geht hier von sogenannten Supermagneten aus, die sowohl als Spielzeug verkauft werden, aber auch an Magnettafeln zu finden sind. Werden mehrere Magnete verschluckt, kann dies dazu führen, dass diese sich in unterschiedlichen Abschnitten des Magen-Darm-Traktes gegenseitig anziehen und es zu einem Absterben der dazwischenliegenden Strukturen wie der Darmwand und der Blutgefäße kommt. Leider führt dies immer wieder auch zu Todesfällen.

Die Behandlung von Kindern mit verschluckten oder eingeatmeten Fremdkörpern findet in spezialisierten Zentren statt. Hierbei werden die Fremdkörper in der Regel endoskopisch mittels Zangen oder Fangkörbchen geborgen. Zuvor erfolgt oftmals eine oder mehrere Röntgenaufnahmen von Brustkorb und Bauchraum, um bei röntgendichtem Material wie Metall die genaue Lage und Anzahl zu bestimmen. Bei in der Speiseröhre gelegenen Knopfzellen kann bei Kindern unter einem Jahr Honig verabreicht werden, um die Schädigung zu verlangsamen.

„Auch wenn die richtig ernsthaften Fälle glücklicherweise noch überschaubar sind, empfehlen wir allen Eltern, ihr Zuhause auf derartige Gefahrenquellen abzusuchen und entsprechende Gegenstände außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren“, erklärt DGKJCH-Sekretär Dr. Benjamin Schwab-Eckhardt, Facharzt für Kinderchirurgie und Oberarzt an der Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik in Nürnberg. Insbesondere verschluckbare Magnete bergen ein hohes Risiko für potentiell lebensbedrohliche Situationen. Zudem sollten Batteriefächer von Spielzeug mit Knopfzellen immer mit Schrauben gesichert sein, um ein unbeabsichtigtes Öffnen zu verhindern. Aber auch Led-Lämpchen, Fernbedienungen und andere Elektrogeräte stellen typische Gefahren im Haushalt dar. Einige Hersteller sind bereits dazu übergegangen, ihre Knopfbatterien mit einem bitteren Geschmacksstoff zu überziehen um ein versehentliches Verschlucken zu verhindern. Hierfür gibt es jedoch keine gesetzliche Grundlage oder Vereinbarung.

„Haben Eltern den begründeten Verdacht, dass ihr Kind einen Fremdkörper verschluckt hat, sollten sie umgehen einen Arzt aufsuchen“, rät Schwab-Eckhardt.

Die Leitlinie zur Versorgung von Kindern mit verschluckten oder eingeatmeten Fremdkörpern wurde erst im vergangenen Dezember aktualisiert (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/001-031).

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie e.V. (DGKJCH)
Die Kinderchirurgie, vertreten durch die DGKJCH, ist eine wesentliche Säule der konservativen und operativen Kinder- und Jugendmedizin in Deutschland. Zu ihr gehören neben der allgemeinen Kinderchirurgie die Neugeborenenchirurgie, Kinderurologie, Kindertraumatologie (Kinderunfallchirurgie) und die chirurgische Kinderonkologie. Kinderchirurgie gehört in die Hände von Kinderchirurginnen und Kinderchirurgen, denn ihre Patienten sind keine kleinen Erwachsenen.

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