07.09.2018 Politik
Warum digitale und internationale Ansätze die Patientensicherheit erhöhen

Die Kosten für vermeidbare Patientenschäden belaufen sich hierzulande auf rund 15 Prozent aller Gesundheitsausgaben – das hat eine Schätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergeben. Das APS-Weißbuch Patientensicherheit beschreibt notwendige Maßnahmen zum Ausbau der Patientensicherheit. Eine höhere Sicherheit in der Gesundheitsversorgung zu erreichen ist also möglich und von großer Relevanz. Weltweit finden sich zunehmend entsprechende Initiativen. So wird in zahlreichen Ländern am 17. September 2018 bereits zum 4. Mal der Internationale Tag der Patientensicherheit (ITPS) veranstaltet. Rund um den Tag beteiligen sich viele Einrichtungen mit Aktionen. In diesem Jahr steht das Thema „Digitalisierung und Patientensicherheit“ im Mittelpunkt, dazu findet am Donnerstag, den 13. September eine Pressekonferenz des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS) in Berlin statt.
Das APS hat die Idee für den Internationalen Tag für Patientensicherheit als weltweiten Aktionstag entwickelt und ist in Deutschland Organisator und Ansprechpartner. „Wir haben dieses Mal das Thema Digitalisierung aufgegriffen, weil wir überzeugt sind, dass die Chancen, die sich daraus für die Patientensicherheit ergeben, noch lange nicht umrissen oder gar umgesetzt sind“, sagt Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des APS. „So gibt es beispielsweise in der Arzneimitteltherapiesicherheit noch viele ungeahnte Möglichkeiten – von IT-Lösungen zum Schutz vor gefälschten Arzneimitteln bis hin zum elektronischen Medikationsplan.“ Das APS bearbeitet diesen Themenkomplex seit vielen Jahren – und hat beispielsweise eine Handlungsempfehlung zum Thema Digitalisierung und Risikomanagement sowie eine Checkliste für die Nutzung von Gesundheits-Apps herausgegeben. Mit der Organisation des Internationalen Tages der Patientensicherheit (ITPS) möchte das Bündnis Gesundheitseinrichtungen in Deutschland die Möglichkeit geben zu zeigen, mit welchen digitalen Projekten und Strategien sie die Patientensicherheit erhöhen. Wie groß die Resonanz und Beteiligung ist, kann auf der interaktiven Deutschlandkarte auf der Internetseite www.tag-der-patientensicherheit.de eingesehen werden.
Nach Ansicht der Experten birgt die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen aber nicht nur Vorteile, sondern auch Risiken. „Wenn die Medikamentendosis für einen Patienten beispielweise falsch berechnet wurde oder Persönlichkeitsrechte nicht ernst genug genommen werden, kann das zu ernsthaften Problemen führen“, so Müller, Geschäftsführer des APS.
Einen aktuellen Impuls, über die eigenen Landesgrenzen hinweg gemeinsam nach Verbesserungsansätzen zu suchen, geben seiner Ansicht nach aktuelle Probleme rund um die sichere Arzneimittelversorgung wie etwa Rückrufe oder Engpässe. „Der Markt für Arzneimittel und digitale Gesundheitsangebote ist ein internationaler. Hier für Patientensicherheit zu sorgen erfordert länderübergreifende Ansätze.“ Viele globale Herausforderungen der Patientensicherheit – wie etwa Infektionskrankheiten – seien nur mit multinationalen Strategien zu lösen. So habe beispielsweise die Ebola-Krise gezeigt, dass Gefährdungen nur ein paar Flugstunden entfernt sein können. Auch hierzulande geben verschiedene bedrohliche Entwicklungen – wie zum Beispiel die zunehmende Verbreitung multiresistenter Keime – Anlässe zur gemeinsamen Entwicklung von Strategien zum Erhalt der Patientensicherheit. Das APS möchte im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag zu internationalen Lösungsansätzen leisten – wie etwa mit der Organisation des jährlichen Internationalen Tages der Patientensicherheit (ITPS). In Österreich organisiert die Plattform Patientensicherheit und in der Schweiz die Stiftung für Patientensicherheit den Aktionstag. Langfristig möchten die Organisationen erreichen, dass der ITPS in die Liste der internationalen Aktionstage der Vereinten Nationen (UN) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen wird.
Quelle: Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), Am Zirkus 2, 10117 Berlin, www.aps-ev.de, 06.09.2018
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12.03.2018 Politik
AWMF fordert Gesundheitspolitik auf Basis evidenzbasierter Medizin
Das Patientenwohl soll für die künftige Bundesregierung der entscheidende Maßstab aller gesundheitspolitischen Entscheidungen werden. Die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) e. V. begrüßt diese Aussage im neuen Koalitionsvertrag, kritisiert jedoch, dass unerwähnt bleibt, auf welcher Basis gesundheitspolitische Entscheidungen künftig getroffen werden sollen. Die wissenschaftliche Medizin und die Notwendigkeit wissenschaftlich belegbarer Maßnahmen ist mit keinem Wort erwähnt. Patientenwohl kann nur dann erreicht werden, wenn sich künftige gesundheitspolitische Entscheidungen an wissenschaftlichen Fakten orientieren: Nur wenn nachweisbar ist, dass eine gesetzgeberische Maßnahme im Gesundheitswesen im Sinne der evidenzbasierten Medizin ausreichend, zweckmäßig und notwendig ist, dient sie auch dem Wohl von Patientinnen und Patienten. Um das zu gewährleisten, ist eine enge Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Medizin – wie sie in der AWMF versammelt ist – unverzichtbar. „Wir müssen mehr und früher als bislang in gesundheitspolitische Entscheidungen einbezogen werden“, fordert AWMF-Präsident Professor Dr. med. Rolf Kreienberg. Zwar wird im Koalitionsvertrag betont, dass der Dialog auch mit der Wissenschaft intensiviert werden muss, die evidenzbasierte Medizin findet als Grundpfeiler einer wissenschaftlich begründeten Prävention, Diagnostik und Therapie in dem 177-Seiten starken Vertrag jedoch keinerlei Erwähnung. Das sieht die AWMF angesichts der zu lösenden Aufgaben äußerst kritisch. „Die alternde Gesellschaft, die Zunahme chronischer Erkrankungen, Antibiotika-Resistenzen, aber auch die Digitalisierung und der Nachwuchsmangel in vielen Teilen der Medizin stellen uns vor große gesamtgesellschaftliche Herausforderungen“, so Kreienberg. Diese seien nur zu bewältigen, wenn die künftige Bundesregierung bei gesundheitspolitischen Entscheidungen die Ebenen und Akteure einbinde, die die höchste Kompetenz und Expertise zu einem Thema mitbringen. In der AMWF mit ihren 177 wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften sind alle medizinischen Fächer, die meisten interdisziplinären Themenbereiche und neben Ärzten auch weitere Gesundheitsberufe vertreten. Von diesen wird Wissen gemäß der evidenzbasierten Medizin entwickelt, evaluiert und verbreitet. Daraus entstehen unter anderem Leitlinien, die heute die Basis des ärztlichen Handelns darstellen. Die AWMF garantiert daher mir ihren Aktivitäten und Akteuren eine Gesundheitsversorgung, bei der die Prinzipien der evidenzbasierten Medizin auf alle Gesundheitsberufe und alle Versorgungsbereiche angewandt werden. Die AWMF begrüßt auch das Anliegen der Koalitionsparteien, die Gesundheitsforschung auszubauen. Damit haben diese eine zentrale Forderung der AWMF in ihrem künftigen Regierungsprogramm verankert. Doch auch hier komme es auf die Ausgestaltung an: Hochschulmedizin, Versorgungsforschung und Medizininformatik können nur im Sinne der Patienten gestärkt werden, wenn auch hier die Grundpfeiler der wissenschaftlichen Medizin zum Maßstab des Handelns werden. Dazu gehöre, dass wissenschaftliches Arbeiten innerhalb der Medizin in Ausbildung und Beruf einen höheren Stellenwert bekomme, wissenschaftliche Studien und Netzwerke gefördert, die individuellen Bedürfnisse der Patienten und das Erfahrungswissen der Experten regelmäßig abgefragt werde und in Aktivitäten einfließen. „Dafür ist die AWMF in Deutschland das Expertengremium, das sich im Interesse des Patientenwohls gerne in die künftige Regierungsarbeit einbringt“, betont Kreienberg.
09.03.2018 Politik
Gesucht: Digitale Ideen für die Zukunftspraxis
„Es gibt tausende von Apps und digitalen Anwendungen rund um das Thema Gesundheit. Doch der Nutzen für Patient und Arzt ist oft unklar. Daher ist es unser Ziel, diejenigen Anwendungen und digitalen Dienste zu identifizieren und zu fördern, die die Arbeit und Abläufe in den Praxen der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen verbessern“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, zum Start der KBV-Zukunftspraxis.
08.03.2018 Politik
Resolution: Zukunftssichere Versorgung nur mit der Selbstverwaltung
Mit Befremden haben die Delegierten der Vertreterversammlung der KBV auf aktuelle Bestrebungen der Gesundheitspolitik, in die Selbstverwaltung einzugreifen, reagiert. In einer heute verabschiedeten Resolution fordern sie die Politik auf, die bewährten Prinzipien der Freiberuflichkeit und den notwendigen Spielraum für die Selbstverwaltung zu erhalten.
07.03.2018 Aus- & Weiterbildung
6. Chirurgische Woche für Studierende
Zum sechsten Mal findet dieses Jahr die Chirurgische Woche des Universitätsklinikum Tübingen statt – initiiert durch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und den Berufsverband der Deutschen Chirurgen.
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