01.04.2023 Fachübergreifend
Erfahrungsbericht Selektivvertrag „Innovative Wundversorgung DAK und IKK classic“
Die Gemeinschaftspraxis Volkertshausen nimmt am Selektivvertrag „Innovative Wundversorgung“ teil und die Redaktion hat ein paar Fragen zur Handhabung gestellt. Im Folgenden werden die Fragen beantwortet.
Passion Chirurgie: Wie läuft die Vernetzung in der praktischen Umsetzung? Wie wird die Wundexpertise der verschiedenen Akteure zusammengeführt?
Praxis: Alle beteiligten Akteur:innen arbeiten mit einer gemeinsamen digitalen Plattform. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn Pflegedienste oder Medizinproduktehersteller mit eingebunden sind. Sollte unsere Praxis bei einem Patienten die regelmäßige Wunddokumentation nicht selbst übernehmen können, weiche ich auf andere Netzwerkpartner aus, kann in der Plattform aber den Fortschritt der Heilung verfolgen. Auf Basis der eingetragenen Wunddokumentationen und weiteren Informationen tätige ich die Verordnungen für Verbandmittel über die digitale Plattform.
PC Welche Vorteile haben die Ärzte bezüglich der Dokumentation und des Abrufens des Wundstatus?
P Ich habe die Möglichkeit, alles in einer Akte abzurufen und mir auf diesem Weg schnell ein Bild über den Verlauf der Wunde machen zu können. Gerade durch die Bilder und die Abmessungen kann ich gut einschätzen, ob die Wunde sich verbessert hat und wie der aktuelle Zustand der Wunde ist.
PC Wie funktioniert die digitale Wundplattform? Welche Elemente dort sind besonders sinnvoll?
P Es sind alle Informationen der Patient:innen in dieser Plattform hinterlegt (persönliche Daten, Versichertendaten, Wunddaten etc.). Dort kann ich neue Patient:innen einschreiben, um dann die Versorgung zu starten. Wie schon erwähnt, habe ich die Möglichkeit direkt im System ärztliche Verordnungen zu tätigen, die dann von einem ausgewählten Lieferanten umgehend an die gewünschte Adresse geliefert werden. Besonders die Wunddokumentation ist ein wichtiger Baustein, um eine Verlaufsdiagnostik vornehmen zu können und den Fortschritt mittels Bilder zu dokumentieren.
PC Wie kann eine optimale Auswahl der Verbandsstoffe über die Innovative Wundversorgung sichergestellt werden?
P In dem Feld, in dem ich die ärztlichen Verordnungen tätigen kann, sind die Produkte der Hersteller mit der entsprechenden PZN hinterlegt. So können keine Verwechslungen oder Unklarheiten bei den Materialien entstehen und ich weiß, dass die genauen Produkte, die ich ausgewählt habe, auch ankommen. Falls in seltenen Fällen ein Lieferant diese gerade nicht liefern kann, kann er mich über die Plattform in Kenntnis setzen und ich kann alternative Produkte vorschlagen.
PC Wie reagieren die Patient:innen auf das Konzept?
P In der Regel erlebe ich die Patient:innen als sehr dankbar. Insbesondere bei Wunden haben viele schon einen langen Leidensweg hinter sich und sind an mehreren Stellen abgewiesen worden. Deshalb sind sie sehr erleichtert, dass sich jemand ihrer annimmt und für sie auch keine zusätzlichen Kosten durch Verbandmittel entstehen. Durch den Patientenzugang habe ich immer die Möglichkeit auf Wunsch den Patient:innen ebenfalls einen Zugang anzulegen und die Transparenz zu fördern.
PC Wie wirkt sich die Innovative Wundversorgung auf die Vergütung von Leistungen des Arztes bzw. der Ärztin aus?
P Es werden in der Wundplattform alle Patient:innen eingetragen und die Wunden dokumentiert. Pro Einschreibung von Patienten erhalte ich 25 Euro und anschließend eine Monatspauschale von 10 Euro pro Patient für die Prüfung des Wundverlaufs und Tätigen von Verordnungen. Sofern ich mich dazu entschieden habe, die Wunddokumentation selbst vorzunehmen, erhalte ich hierfür 39 Euro pro Patient und Monat.
PC Würden Sie Kollegen und Kolleginnen den „Vertrag der Besonderen Versorgung nach § 140a SGB V“ mit DAK-Gesundheit oder IKK classic empfehlen und wenn ja, warum?
P Ja, würde ich. Ich finde, dass es keine Nachteile mit sich bringt und es besteht immer die Möglichkeit, weitere Akteure einzubinden. Ich konnte jetzt schon bei mehreren Patient:innen miterleben, wie die Wunden verheilen. Dieser kontinuierliche Prozess ist dabei sehr hilfreich. Außerdem können die Verbandstoffe budgetneutral verordnet werden und laufen nicht über Rezepte.
Abb.1: Differentialdiagnostik für das Diabetische Fußsyndrom (Screenshot Digitale Plattform)
Abb. 2: Rezeptanforderungsfeld/Verordnungsfeld (Screenshot Digitale Plattform)
Abb. 3: Wunddokumentation (Screenshot Digitale Plattform)
Gemeinschaftspraxis Volkertshausen: Erfahrungsbericht Selektivvertrag „Innovative Wundversorgung DAK und IKK classic“. Passion Chirurgie. 2023 April; 13(04): Artikel 03_05.
Gemeinschaftspraxis Volkertshausen
|
Weitere Artikel zum Thema
09.02.2024 BDC|News
PASSION CHIRURGIE im Januar/Februar 2024
In der ersten Doppel-Ausgabe des Jahres steht die perioperative Patientenbetreuung im Fokus. Lesen Sie spannende Beiträge über Prähabilitation, Entlassmanagement und den Pflegenotstand. In dieser Ausgabe haben wir zudem einige Interviews zu relevanten Themen aus der Chirurgie geführt. Mit unserer wieder einmal gut gefüllten Zeitschrift kommen Sie gut durch die grauen Wintertage!
01.02.2024 BDC|News
Editorial 01/02-2024: Perioperative Medizin – das Gesamtkonzept muss stimmen
Erfolgreiche Chirurginnen und Chirurgen laufen immer Gefahr sich in der operativen Handlung zu verlieren. Der Rausch der Tat lässt – frei nach Friedrich Stelzner – oft nicht nur die wissenschaftliche Überprüfung des chirurgischen Tuns in den Hintergrund treten, sondern vergisst auch die individuelle Funktionalität des Patienten als finales Primat des wahren Erfolgs. Es reicht aber nicht aus, dass der Eingriff technisch einwandfrei erfolgt. Am Anfang wie am Ende steht der ganze Mensch.
01.02.2024 Fachübergreifend
Prähabilitation – ein Konzept des perioperativen Managements mit Potential
Ein wesentliches Ziel der onkologischen Chirurgie besteht darin, die postoperative Morbidität eingriffsspezifisch so weit als möglich zu reduzieren. Hiermit sollen nicht nur die unmittelbare Lebensqualität der Patienten, sondern auch das onkologische Outcome verbessert werden. Zum einen ist für multiple Tumorentitäten nachgewiesen, dass die Rate postoperativer Komplikationen das Überleben direkt negativ beeinflusst, zum anderen werden signifikant weniger adjuvante Therapien nach komplikativen postoperativen Verläufen durchgeführt.
01.02.2024 Fachübergreifend
Vor dem Eingriff ist nach dem Eingriff
Dieser Artikel erschien am 28. Mai 2023 im Wissensteil der Welt am Sonntag. Er galt unter den Einsendungen für den BDC-Journalistenpreis 2023 als einer der Favoriten. „Der bestrahlte Patient“, „Plastische Chirurgie“, „Robotik an der Wirbelsäule“ – die Programmpunkte des Deutschen Chirurgie-Kongresses, der 2023 in München tagte, klangen interessant, aber weitgehend erwartbar. Ein Thema jedoch stach sofort ins Auge: „Prähabilitation – sinnhaft oder Lifestyle?“.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.