Geschichte des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen

Die 1960er Jahre - Gründung des BDC

1960

Auf der Gründungssitzung wählten die 40 anwesenden Chirurgen Herrn Prof. Dr. H. Killian, Freiburg, zum ersten Vorsitzenden. Ihm zur Seite wurden 9 Beisitzer gewählt, die mit dem Aufbau zu gründender Landesverbände betraut wurden. Dem Vorstand gehörten an:

Dr. Heiss (Kötzing, Bayern) – stellvertretender VorsitzenderDr. Flimm (Köln) – stellvertretender VorsitzenderDr. Müller-Osten (Hamburg) – SchriftführerDr. Adam (Hamburg) – Kassenführer

In der Eröffnungsrede Prof. Dr. Killians hieß es: „Die schwere Katastrophe, welche Deutschland am Ende des Zweiten Weltkrieges getroffen hat, stellte alle medizinischen Organisationen vor gewaltige Schwierigkeiten und große Aufgaben. Die wissenschaftlichen Gesellschaften, darunter auch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, mussten sich wieder zusammenfinden und von neuem beginnen. Auf den wissenschaftlichen Kongressen wurden die einschlägigen Themen abgehandelt – vieles musste aufgeholt werden -, zu einem fruchtbaren Gedankenaustausch über die beruflichen Belange und auch die Not des Einzelnen kam es nicht. Es wurde versucht, die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie zu veranlassen, sich mit diesen so dringlichen berufspolitischen Belangen zu befassen, aber ein Erfolg blieb aus. Im Gegenteil, die Verantwortlichen wehrten sich gegen jeden Versuch, den rein wissenschaftlichen Rahmen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zu überschreiten und sich mit den anstehenden Berufsfragen zu beschäftigen. Es wurde immer wieder ein empfindlicher Mangel hinsichtlich der Vertretung chirurgischer Interessen in den entscheidenden Gremien großer ärztlicher Organisationen, wie auch den Regierungen, bemerkbar. Andere medizinische Disziplinen hatten inzwischen längst die Initiative ergriffen, ihre Interessen in Form von Berufsverbänden wahrzunehmen. Die Chirurgen kamen damit, wie leider so oft, um einige Jahre zu spät.“

Die erste Aussendung der „Rundschreiben“ vom BDC erfolgt.

1961

Aus persönlichen Gründen stellte sich Prof. Dr. H. Killian nicht erneut der Wahl zum Vorsitzenden. Zu seinemNachfolger wurde Prof. Dr. W. Müller-Osten gewählt, unter dessen langjähriger Führung der BDC Anerkennungals berufspolitische Vertretung aller Chirurgen erlangte und einen ständigen Aufschwung nahm.

1965

Prof. Müller-Osten sah die erste Phase im Aufbau des Berufsverbandes als abgeschlossen an. Seiner Aktivität und Überzeugungskraft war es zu verdanken, dass der BDC anerkannt und respektiert wurde.

1966

Der BDC konzentriert sich in seiner Arbeit auf die:

  • Reorganisation der Facharztausbildung
  • Wahrung der Einheit der Chirurgie und die damit einhergehende Abgrenzung zu Nachbarfächern, z.B.:
    • a) Radiologie – Röntgentätigkeit der Chirurgen
    • b) Urologie – „Wem gehören die Hodenhüllen?“
    • c) Anästhesie – Zuständigkeit auf Wach- und Intensivstationen
  • Erste BDC-Beteiligung bei Gebührenverhandlungen
  • Spezialisierung in der Chirurgie sowie die Gründung von Teilgebieten.

1967

Erstes Erscheinungsjahr der Verbandszeitschrift als Nachrichtenblatt „Informationen des BDC“ (Gelbe Seiten). Die Diskussion um das Teilgebiet Unfallchirurgie führt zu erheblichen Reibungen mit den Orthopäden.

1968

Beginn der freien Mitarbeit von Prof. Dr. W. Weissauer als

  • Berater des BDC in grundsätzlichen rechtlichen Fragen (Arztrecht, Straf-, Zivil-, Verfassungs- und öffentliches Recht)
  • Berater und Vermittler bei Verhandlungen zwischen Chirurgen und Anästhesisten

Gründung von Landesverbänden des BDC zur flächendeckenden Repräsentanz im Bundesgebiet. Der Vorstand jedes Landesverbandes besteht aus einem Vorsitzenden und mindestens einem Stellvertreter.

1969

Der BDC veranstaltet erste Weiterbildungskurse für Chirurgen. In der Diskussion befindet sich eine Vereinbarung mit den Anästhesisten über die Zuständigkeit im Aufwachraum, allerdings kann keine Einigkeit erzielt werden.

Erstmals erscheinen die „Informationen des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e.V.“ als Sonderdruck in „Der Chirurg“, 40. Jahrgang, 1969, Heft 1/2