18.10.2019 Praxis
Klinik oder Praxis? Ambulante Medizin wird für Studierende immer interessanter
Immer mehr Medizinstudierende interessieren sich für eine Tätigkeit in der ambulanten Versorgung. Das ist ein Ergebnis des Berufsmonitorings der KBV, in dem rund 14.000 Nachwuchsmediziner zu ihren Erwartungen an ihre berufliche Zukunft befragt wurden.
Immerhin können sich 75 Prozent der Befragten eine ambulante Tätigkeit vorstellen. Allerdings fühlen sich mehr als 60 Prozent über die ambulante Praxis schlecht informiert. Das eingeschätzte Informationslevel über Anforderungen und Arbeitsbedingungen der ambulanten Versorgung ist der Studie zufolge im Vergleich zu 2014 noch einmal gesunken.
Optionen für die berufliche Zukunft
„Das gewachsene Interesse an einer Tätigkeit in der ambulanten Versorgung zeigt, dass unsere Anstrengungen wie der Ausbau und die Förderung der ambulanten Weiterbildung erfolgreich sind“, betonte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister.
Der ambulante Sektor biete alle Optionen, welche die Studierenden sich für ihre berufliche Zukunft wünschten, hob er hervor. „Ob Anstellung, Job-Sharing, Einzel- oder Gemeinschaftspraxis, Stadt oder Land, lokal oder standortübergreifend – kein anderer Bereich offeriert so viele Möglichkeiten für Ärzte, sich beruflich zu verwirklichen und gleichzeitig ihre privaten Bedürfnisse zu berücksichtigen.“
Ambulante Versorgung im Medizinstudium
Hofmeister kritisierte, dass es im Studium immer noch zu wenig Möglichkeiten gebe, den ambulanten Bereich kennenzulernen. „Auch wenn sich hier viel getan hat, die Ausbildung ist nach wie vor stark „kliniklastig“. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten über die ambulante Praxis schlecht informiert fühle.
Trend zur angestellten Tätigkeit
Bei den Studierenden, die an einer Tätigkeit in der ambulanten Medizin interessiert sind, geht der Trend allerdings eher zur Gemeinschaftspraxis (50,6 Prozent) und weg von der Einzelpraxis (4,7 Prozent).
Insgesamt ist eine angestellte Tätigkeit – in der ambulanten und stationären Versorgung – für fast alle Befragten ungebrochen eine attraktive Option, so das Fazit der Studie. Hohe Priorität hat für angehende Ärzte (95 Prozent) die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Bürokratie und Regresse schrecken ab
Vor einer Niederlassung und damit freiberuflichen Tätigkeit schrecken die Nachwuchsmediziner unverändert vor allem das Investitionsrisiko, die Bürokratie, Wirtschaftlichkeitsprüfungen und mögliche Regresse ab. Eigene Erfahrungen in der vertragsärztlichen Versorgung könnten dazu beitragen, diese Ängste abzubauen.
Zu weiteren zentralen Ergebnissen des Berufsmonitorings zählen, dass der Trend zur wohnortnahen beziehungsweise heimatnahen Berufstätigkeit stabil bleibt. Ländliche Regionen sind zwar nach wie immer noch wenig beliebt, auch wenn sich hier des Monitorings zufolge eine gewisse Entspannung abzuzeichnen scheint. Unterdessen haben andere Bundesländer und das Ausland für die Nachwuchsmediziner an Attraktivität eingebüßt.
Online-Befragung seit 2010
Das Berufsmonitoring ist eine bundesweite Online-Befragung, welche die Universität Trier seit 2010 alle vier Jahre im Auftrag der KBV in Kooperation mit dem Medizinischen Fakultätentag und der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland durchführt.
Das Monitoring hat sich nach Einschätzung der Universität Trier als viel beachteter Standard zur Dauerbeobachtung der Wünsche, Bewertungen und Erwartungen des ärztlichen Nachwuchses etabliert.
Die aktuelle dritte Befragung fand im Juni und Juli 2018 statt. Angaben machten rund 14.000 Befragte, was rund 15 Prozent aller Medizinstudierenden entspricht. Nunmehr liegt der Gesamtbericht vor. Eine erste Auswertung gab es bereits Anfang dieses Jahres.
Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung, Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin, www.kbv.de, Praxisnachrichten 17.10.2019
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