Alle Artikel von Univ.-Prof. Dr. Thomas Schmitz-Rixen

Sehr persönlich nachgefragt bei Jörg Heckenkamp

Die Fragen stellte Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen.

T. Schmitz-Rixen: Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?
Jörg Heckenkamp:
Die Vielschichtigkeit. Man ist mit medizinischen, wissenschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragen beschäftigt. Dabei steht für mich immer im Mittelpunkt, Menschen durch eine gute Behandlung zu helfen.

Welche Forschungsrichtung inspiriert Sie?
Arterioskleroseforschung. Die Erforschung klinischer Fragestellungen, die uns täglich beschäftigen.

Welche Publikation der letzten vier Jahre halten Sie für einen Game Changer in Ihrem Fach?
Farber A., Menrad MT, et al.: Surgery or Endovascular Therapy for Chronic Limb-Threatening Ischemia (Best-CLI). NEJM: 2022

Was war für ihr berufliches Fortkommen besonders hilfreich?
Eigenes Engagement und Mentoren, die mir Wege gezeigt und geebnet haben, mich sowohl klinisch, als auch wissenschaftlich weiterzuentwickeln.

In der Krankenhauspolitik gibt es viele Baustellen. Was sollte als Erstes angepackt werden?
Eine Krankenhausstrukturreform und eine engere Verzahnung der verschiedenen Versorgungssektoren.

Was haben sie erst vor kurzem in Ihre chirurgische Praxis implementiert?
Eine digitale Spracherkennung.

Welche persönlichen Visionen möchten Sie gerne umsetzen?
Eine holistische Therapie vaskulärer Patient:innen mit individuell optimaler Behandlung und guter Verzahnung der verschiedenen medizinischen Sektoren.

Wann sind Sie glücklich?
Nach einem erfüllten Tag in der Klinik (es gibt leider auch nicht erfüllende Tage), auf einer Segelyacht im Mittelmeer oder auch bei einem Gang durch die Natur mit meiner Frau und unserem Hund.

Wann platzt Ihnen der Kragen?
Bei fehlender Kollegialität. Auch fehlende Einsicht bei konstruktiver Kritik steht einer guten Zusammenarbeit im Weg.

Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?
Dass man frei von Regularien und Zwängen die bestmögliche Medizin machen kann.

Was frustriert Sie?
Unsinnige politische Debatten, zu viel Bürokratie im Klinikalltag und unkollegiales Verhalten.

Wie gehen Sie mit Frustrationen um?
Gespräche im Kreise der Familie und mit Freund:innen. Zudem durch Diskussionen im Kollegium und durch eine medizinische Beratung der Geschäftsführung.

Ihr wichtigstes Hobby?
Die Entdeckung der Natur mit Hund und Familie/Freunden, das Segeln und die Kulinarik.

Wo werden sie schwach?
Bei guten Gesprächen, gutem Wein und auch bei einem Wochenende mit Kultur oder Natur.

Was bringt Sie zum Lachen?
Situationskomik, ein gelungener Witz.

Wie gehen Sie mit fehlender Teamfähigkeit bei einer/m Mitarbeiter:in um?
Ich versuche das im Vorfeld zu klären, ansonsten durch Gespräche und Förderung. Lässt sich keine gemeinsame Grundlage finden, dürfen sich auch Wege trennen.

Wie fördern Sie die persönliche und fachliche Entwicklung in Ihrem Team?
Neue Mitarbeiter:innen stellen sich zu Beginn der Tätigkeit bei uns mit einem Ego-Bericht mit anschließendem gemeinsamen Frühstück vor, das fördert ungemein Verständnis und Kollegialität. Fachlich durch tägliche Besprechungen, interne Fortbildungen und Kongressbesuche sowie externe Weiterbildungsveranstaltungen wie z. B. die Sommerakademie der DGG.

Muss eine Chirurgin/ein Chirurg Optimismus ausstrahlen?
Das geht nicht immer, halte ich dennoch für sehr wichtig. Vielleicht ergänzend: Empathie und Optimismus.

Prof.Dr.med. Jörg Heckenkamp
Direktor des Zentrums für Gefäßmedizin
Niels-Stensen-Kliniken, Marienhospital OsnabrückAkademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule HannoverPräsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V.

Verheiratet, 2 erwachsene Kinder, Segler und Kulinariker

Preisträger von Forschungspreisen der Europäischen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (ESVS) und der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG)

 

Sehr persönlich nachgefragt bei Professorin C. Bruns

Die Fragen stellte Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen.

T. Schmitz-Rixen: Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?
Christiane Bruns: Schichtgerechtes Präparieren, glückliche Patienten, erfolgreiche Personalentwicklung

Welche Forschungsrichtung inspiriert Sie?
Biologisches Verständnis der Metastasierung und Einsatzbereiche von künstlicher Intelligenz in der Chirurgie

Welche Publikation der letzten vier Jahre halten Sie für einen Game Changer in Ihrem Fach?
1. FOLFIRINOX or Gemcitabine as Adjuvant Therapy for Pancreatic Cancer. Conroy T et al. N Engl J Med. 2018
2. Organoid Profiling Identifies Common Responders to Chemotherapy in Pancreatic Cancer. Tiriac H et al. Cancer Discov. 2018
3. Progress toward Pig-to-Human Xenotransplantation. Richard N Pierson 3rd. N Engl J Med 2022.

Was war für Ihr berufliches Fortkommen besonders hilfreich?
Forschungsaufenthalt am MDACC, Houston, Texas, USA

In der Krankenhaus Politik gibt es viele Baustellen. Was sollte als Erstes angepackt werden?
Zentralisierung (endlich) und intersektorale Netzwerkbildung

Was haben Sie erst vor kurzem in ihre chirurgische Praxis implementiert?
Robotics für Jungassistenten

Welche persönlichen Visionen möchten Sie gerne umsetzen?
Personalisierte onkologische Chirurgie, individualisierte Organtransplantation

Wann sind Sie glücklich?
Nach einer technisch anspruchsvollen, medizinisch sinnvollen, gut geplanten Tumoroperation mit einem glücklichen Patienten danach

Wann platzt Ihnen der Kragen?
Intransparenz, reaktionäres Denken und Hybris, unprofessionelle Kommunikation, Distanzlosigkeit

Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?
Keine

Was frustriert Sie?
Autismus und Realitätsfehlwahrnehmung

Wie gehen Sie mit Frustrationen um?
Kurz frustriert sein dürfen, dann Krone wieder gerade richten, dann darüber sprechen (auch mit sich selbst), dann neue Wege suchen, die es immer gibt.

Ihr wichtigstes Hobby?
Dressurreiten, Skifahren, Weltliteratur

Was bringt Sie zum Lachen?
‚Die Nudel‘ von Loriot, Filme mit Jaques Tatis oder Peter Sellers.

Was gehört für Sie zu einem gelungenen Tag?
Zufrieden Patienten; zufriedene und erfolgreiche Mitarbeiter; anspruchsvolle onkologischen Operationen mit guter Indikationsstellung; robotische Viszeralchirurgie in ihrer Perfektion

Wir gehen Sie mit fehlender Teamfähigkeit bei einer/m Mitarbeiter:in um?
Gespräch(e) unter 4 Augen, intensiv im „Team mit mir“ zusammenarbeiten

Wie fördern Sie die persönliche und fachliche Entwicklung in Ihrem Team?
Übertragen von Verantwortung zur richtigen Zeit, Möglichkeit der persönlichen Darstellung nach innen und nach außen, persönliches Mentoring

Muss eine Chirurgin/ein Chirurg Optimismus ausstrahlen?
Ja, Optimismus, Motivation, Vertrauen, Nahbarkeit und Mitgefühl

ZUR PERSON

Univ.-Prof. Dr. med. Christiane Bruns
Direktorin der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Tumor- und Transplantationschirurgie
Klinikum der Universität zu Köln
Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 23/24, Vorsitzende der CAOGI der DGAV
Schwerpunkte: Ösophagus-, Magen-, Leber-, Pankreas- u.
Weichteiltumorchirurgie, ferner Leber- und Pankreas-Tx

Wissenschaft und Berufspolitik – zwei Seiten einer Medaille

Der medizinische Fortschritt vollzieht sich seit Jahren in atemberaubendem Tempo – für Mediziner wie für Patienten gleichermaßen. Den jeweils neuesten Stand der Wissenschaft im Blick zu behalten ist in der Medizin seit jeher Verpflichtung und Herausforderung. Die Chirurgen haben sich deswegen bereits vor 148 Jahren in der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zusammengeschlossen: Sie ist damit eine der ältesten medizinischen Fachgesellschaften. Zweck der Gesellschaft ist laut Satzung „die Förderung der wissenschaftlichen und praktischen Belange der Chirurgie“. Neben dem Fortschritt in Forschung und Klinik und dessen kritischer Evaluation und Umsetzung in eine flächendeckende Versorgung zählt dazu auch die Auseinandersetzung mit den politischen, ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen unseres Faches.

Und es sind gerade auch die beruflichen Bedingungen der Chirurgen, die sich ebenfalls stark verändert haben und verändern werden. Das „Diktat“ der Ökonomie oder besser gesagt der Kommerzialisierung, Interventionen der Politik, und ja, auch sich verändernde gesellschaftliche Wertvorstellungen – Stichwort Work-Life-Balance – berühren die chirurgische Praxis in der Klinik und Forschung mittlerweile in all ihren Facetten. Deswegen war die Gründung des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen vor 60 Jahren für unseren Berufsstand ein weitsichtiger, vorausschauender Akt. Die Namen von Hans Killian und Wolfgang Müller-Osten, den Gründungsvätern des BDC, werden für immer mit dieser Leistung verbunden bleiben. Wie bei vielen großen Ideen: Was anfangs bescheiden begann, entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einer äußerst erfolgreichen Unternehmung. Fanden sich 1960 gerade einmal sechs Gründungsmitglieder zusammen, ist der BDC heute auf mehr als 17.500 Mitglieder angewachsen – und damit eine der größten chirurgischen Vereinigungen Europas.

60 jahre bdcFür Außenstehende ist die Aufteilung von Fachgesellschaft und Berufsverband auf den ersten Blick nicht ganz einfach: auf der einen Seite die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) mit ihren zehn assoziierten Fachgesellschaften und auf der anderen Seite der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC). Hier die Forschung, dort die berufliche Interessenvertretung. Und es war in den vergangenen 60 Jahren auch den Chirurgen nicht immer ganz deutlich: DGCH und BDC mussten in den Jahrzehnten ihre Rolle und ihre Identität finden. Heute, so mein Fazit, ist die Rollen- und Aufgabenverteilung gut gelungen; nicht zuletzt ein Verdienst des jetzigen Präsidenten des Berufsverbandes Hans-Joachim Meyer, der gleichzeitig Generalsekretär der DGCH ist.

Die DGCH ist für ihre Mitglieder in der wissenschaftlichen Fortbildung aktiv und arbeitet intensiv in der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften an der Erarbeitung von Leitlinien mit. Der wissenschaftliche Auftrag der Gründungsväter wird jeweils im Frühjahr durch den Deutschen Chirurgen Kongress (DCK) und im Herbst durch die Chirurgischen Forschungstage erfüllt. Der BDC hat seine Bestimmung in der klinischen Fortbildung und der engagierten Unterstützung seiner Mitglieder durch Serviceleistungen wie beispielsweise der Rechtsberatung und verschiedener Kommunikationsleistungen wie dem Aufbau einer Pressestelle gefunden. All dies hat u. a. auch einen festen Platz beim DCK 2020.

Viel wichtiger aber noch: Beide Organisationen arbeiten bei gesundheitspolitischen Stellungnahmen eng zusammen und die wissenschaftliche und die berufspolitische Interessenvertretung der Chirurgen sprechen mit einer Stimme gegenüber der Politik, der Selbstverwaltung und ihren Mitgliedern. Nur so wird die Stimme der Chirurgen gehört! Dem BDC wünsche ich zu seinem 60-jährigen Jubiläum weiter eine gute Hand für die anstehenden berufspolitischen Herausforderungen des Gesundheitssystems.

Diesen Beitrag haben wir für die BDC-Jubiläumsausgabe angefragt und freuen uns sehr, dass Herr Professor Schmitz-Rixen als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie die Zeit gefunden hat, eine Würdigung zu schreiben.

Schmitz-Rixen T: Wissenschaft und Berufspolitik – zwei Seiten einer Medaille. Passion Chirurgie. 2020 März, 10(03): Artikel 03_07.

Einladung zum 137. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Studierende und Pflegekräfte, liebe Partner aus Industrie und Verwaltung,

zusammen mit den Mitveranstaltern, den Gesellschaften für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Kinderchirurgie sowie den übrigen chirurgischen Gesellschaften und Berufsverbänden freuen wir uns, Sie zum 137. Deutschen Chirurgenkongress der DGCH nach Berlin einzuladen (21. Bis 24. April 2020).

„Gemeinsam Lernen und Heilen“ war 1872 schon die Motivation für die gemeinsame Tagung aller Chirurgen. Den Kongress in 2020 haben wir unter das Motto „Intelligenz, Intuition und Individualität“ gestellt, wobei Intelligenz für unseren Umgang mit Künstlicher Intelligenz bis hin zur Robotik, Intuition für die wichtige chirurgische Fähigkeit auch ohne Daten auf die jeweilige Situation unserer Patienten zu reagieren und Individualität für die individualisierte Chirurgie steht. Hier kann sich nach unserer Überzeugung jede chirurgische Fachgesellschaft wiederfinden. Dieses Motto steht ein Stück weit für die Zukunftsfähigkeit der Chirurgie.

Daneben ist uns das brennende Problem des fehlenden ärztlichen und pflegerischen Nachwuchses und die Betonung der Wissenschaftlichkeit unseres Handelns sehr wichtig. Wir würden uns freuen, wenn das Motto und diese Gesichtspunkte sich wie ein roter Faden durch den Kongress ziehen.

Der Chirurgenkongress wird sich nicht zuletzt den aktuellen Bedürfnissen der Gesellschaften widmen, die integrativ ihre Jahrestagungen abhalten: Dies sind die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) und die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Wir freuen uns über die zunehmende Zahl von Gesellschaften, die ganz bewusst Frühjahrstagungen gestalten und hierbei vor allen Dingen interdisziplinäre Themen pflegen. Die Sitzungen unserer elf Fachgesellschaften werden durch eigene, interdisziplinäre und interprofessionelle Veranstaltungen des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen, der Bundeswehr, des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe und der Rettungsdienste ergänzt und aufgewertet.

Der Deutsche Chirurgenkongress ist die gelebte Einheit der Chirurgie. Kooperationen, Freundschaften und der Gedankenaustausch – auch über Fächergrenzen hinweg – entstehen hier und werden hier gepflegt. Unser neues „Branding“ DCK2020 mit dem Untertitel „Gemeinsam Lernen und Heilen“ soll dies auch nach außen sichtbar machen und wird uns über Jahre mit hohem Wiedererkennungswert begleiten. Der Deutsche Chirurgenkongress wird inhaltlich und strukturell bewährte Formate natürlich nicht verlassen. Die gemeinsame Gestaltung durch alle Fachgesellschaften und Berufsverbände sowie unsere Partner wird jedoch intensiviert werden. Auch werden sich immer wieder neue experimentelle Formate Ihrer Beurteilung stellen.

Noch etwas: Lassen Sie uns die Wissenschaftlichkeit unseres Handelns ins Zentrum des Kongresses rücken. Eine Fachgesellschaft, die nicht forscht und entwickelt, wird neben ihrer eigenen Daseinsberechtigung auch die aller Mitglieder in Frage stellen. Die Sektion Chirurgische Forschung (SCF) und die Studienzentrale der DGCH (SDGC) sowie das ChirNet werden alles aufbieten, um die translationale Bedeutung der aktuellen Forschungsinhalte und Ergebnisse darzulegen. Dies ist Zukunftssicherung, zu der wir unserem Nachwuchs verpflichtet sind.

Wir sehen uns in Berlin.

Bis dahin seien Sie herzlich gegrüßt.