Alle Artikel von Michael Ehrenfeld

Editorial: Kongressnachlese DCK 2021

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Deutsche Chirurgen Kongress wurde dieses Jahr erstmals als Online-Kongress abgehalten. In der Präkongresswoche (06. bis 10. April 2021) wurden in zwei bis drei Strängen Vorträge aus dem Bereich chirurgische Forschung und sog. „Postersessions“ als Kurzvorträge (Rapid Communications) online gestreamt. Der 12. April wurde als Präsenztag mit limitierter Anwesenheit gestaltet. An diesem Tag erfolgten unter anderem die Kongresseröffnungen der DGAV, der DGMKG und der DGCH. Vom 13. bis 16. April fanden dann wieder Online-Sitzungen statt, die überwiegend in vier Fernsehstudios aufgezeichnet wurden, die im Kongresszentrum Mainz extra dafür eingerichtet worden waren. Die Sitzungen können bis sechs Monate nach Kongressende online abgerufen und angesehen werden (https://dck-digital.de).

Die Kongressevaluation ist noch nicht ausgeführt, aber es gab eine Vielzahl positiver Rückmeldungen bezüglich der Qualität der Beiträge und der professionellen technischen Abwicklung.

Gleichwohl kann jetzt schon festgestellt werden, dass insgesamt über 3.000 registrierte Teilnehmer den Kongress besucht haben. Durchschnittlich haben zwischen 1.200 und 1.600 Teilnehmer parallel den Livestream verfolgt (über alle vier bis fünf Streams hinweg). Im Strang der DGAV waren es durchschnittlich 500 bis 800 Teilnehmer, im Strang der DGMKG rund 200 bis 230 Teilnehmer, den Sessions der DGCH folgten durchschnittlich rund 250 Teilnehmer. Neben den DGCH und ihren zehn Mitgliedsgesellschaften haben die Bundeswehr, der BDC und der Deutsche Berufsverband der Pflegeberufe eigene Sessions veranstaltet, einige davon als interdisziplinäre und interprofessionelle Sitzungen.

Alle Besucher in Mainz waren entweder gegen Covid19 geimpft oder wurden tagesaktuell per Schnelltest getestet. Es wurde erfreulicherweise keine Infektion festgestellt und dokumentiert.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, allen zu danken, die daran geglaubt haben, dass trotz der Corona-Pandemie ein erfolgreicher Kongress gestaltet werden kann, und die im besonderen Maße am Zustandekommen des Kongresses beteiligt waren. Dazu gehören insbesondere der Vorstand der DGCH, die beteiligten Fachgesellschaften, die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle DGCH und die Kongressorganisation wikonect, die mit kurzem Vorlauf äußert professionell den Kongress organisiert hat. Ein besonderer Dank geht an die Industrie, die mit virtuellen Ständen und Industriesymposien den Kongress fantastisch unterstützt hat.

Der 139. DCK 2022 ist vom 05. bis 08. April erstmals in der Messe Leipzig geplant, dann unter der Präsidentschaft von Prof. Hauke Lang, Mainz. Momentan ist ein Hybrid-Kongress angedacht, aber es kann derzeit nicht sicher prognostiziert werden welche Kongressform, speziell in Hinblick auf die Corona-Pandemie, möglich sein wird.

Prof. Dr.  Dr. Michael Ehrenfeld
Präsident der DGCH

 

Ehrenfeld M: Kongressnachlese DCK 2021. Passion Chirurgie. 2021 Juni; 11(06): Artikel 01.

Editorial im April 2021: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Ausgabe 04/2021: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Das Fachgebiet Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) befindet sich an der Schnittstelle zwischen Medizin und Zahnmedizin. Die Facharztausbildung zur Mund-Kiefer-GesichtschirurgIn setzt als einzige den Abschluss zweier Studien voraus, ein Medizin- und ein Zahnmedizinstudium. Klinisch werden PatientInnen aus beiden Bereichen behandelt, die Lehrverpflichtungen betreffen sowohl Zahnmedizin als auch Medizin und auch die Forschung umfasst beide humanmedizinischen Disziplinen. Die MKG ist fokussiert auf den Kopf-Hals-Bereich, innerhalb dieser Region werden eine Vielzahl von Entitäten überwiegend chirurgisch behandelt. Dazu gehören traditionell die Traumatologie des Gesichtsschädels und der anliegenden Weichgewebe, aber auch die Therapie angeborener Fehlbildungen, die fachbezogene Tumortherapie, die regionale plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie sowie die gesamte zahnärztliche Chirurgie inklusive der zahnärztlichen Implantologie. Aus dem breiten Spektrum des Faches wurden für die PASSION CHIRURGIE drei Themen ausgewählt, von denen wir hoffen, dass sie für alle ChirurgenInnen von Interesse sein werden. Sie sind auch Beispiele für interprofessionelle und interdisziplinäre Kooperationen in der modernen Medizin und für immer individualisiertere Therapieansätze.

Gefäßanomalien im Kopf- und Halsbereich können zum einen vaskuläre Tumoren, aber auch vaskuläre Malformationen sein. Vaskuläre Tumoren sind echte proliferative Erkrankungen, vaskuläre Malformationen sind angeborene Gefäßbildungen mit fehlerhafter dysplastischer Ausbildung der Gefäße. Beide Veränderungen kommen überproportional häufig in der Kopf-Hals-Region vor. Oßwald et al. beschreiben die Unterteilung und Klassifikation, die klinische und operative Diagnostik sowie die Therapieansätze. Klinisch wichtig ist eine klare diagnostische Einordnung der Läsionen, um dann eine adäquate Behandlungsstrategie entwickeln zu können. Die Therapie kann aus abwartendem Verhalten bestehen und ist ansonsten häufig interdisziplinär mit Beteiligung von Pädiatrie/Kinderchirurgie, interventioneller Radiologie und Chirurgie. Die Diagnose- und Behandlungsalgorithmen werden in dem Artikel speziell für die Mund-Kiefer-Gesichtsregion dargestellt, sind aber grundsätzlich auch auf andere Körperregionen übertragbar.

Bildgebungsbasierte computergestützte Verfahren zur Operationsplanung- und Durchführung („computergestützte Chirurgie“ bzw. „computer assisted surgery, CAS“), sind inzwischen in vielen chirurgischen Disziplinen etabliert. Im Rahmen der computergestützten Operationsverfahren ist es unter anderem auch möglich, individuelle patientenspezifische Implantate (PSI) am Computer zu entwerfen und dann computergestützt fertigen zu lassen („Computer Aided Manufacturing – Computer Aided Design, sogenannte „CAD-CAM-Verfahren“). Individualisierte Implantate können in der primären und sekundären Traumatologie, in der rekonstruktiven Chirurgie sowie in der korrektiven Knochenchirurgie, aber auch zum Gelenkersatz eingesetzt werden. Individualisierte Implantate bedeuten individualisierte Therapie für die einzelnen Patienten, die jedoch in Planung und Herstellung deutlich zeitintensiver und kostenintensiver sind als herkömmliche Implantate. Wissenschaftlich ist hier bedeutsam, inwieweit die Anwendung patientenspezifischer Implantate einen Vorteil gegenüber Standardimplantaten darstellt, und für welche Indikationen und klinische Problemstellungen ein Vorteil besteht und für welche nicht. Probst et al. greifen in ihrer Arbeit dieses Thema auf und beleuchten insbesondere, welche Indikationen für patientenspezifische Implantate heute bestehen. Außer in der klinischen Anwendung bieten computergestützte Planungs- und Behandlungsverfahren auch bisher nicht gekannte Möglichkeiten zur Ausbildung von WeiterbildungsassistentInnen speziell in der Operationsplanung.

Kutane Malignome stellen die häufigsten bösartigen Erkrankungen überhaupt dar, mit seit Jahrzehnten ständig steigender Inzidenz. Raguse und Wermker stellen in ihrem Artikel „The Big 4“ die vier häufigsten bösartigen Hauttumoren dar, das Basalzellkarzinom, das Plattenepithelkarzinom, das maligne Melanom und das Merkelzellkarzinom. Für alle vier Entitäten werden diagnostische und therapeutische Algorithmen aufgezeigt, die in den betreffenden Leitlinien auch abgebildet sind. Speziell fortgeschrittene kutane Malignome erfordern umfangreiche plastisch-rekonstruktive Kenntnisse und Erfahrungen und eine solide chirurgische Grundausbildung. Bösartige Tumoren der Haut treten mit überproportionaler Häufigkeit im Gesichtsbereich auf, die Behandlungsalgorithmen sind jedoch exemplarisch für Therapiestrategien am gesamten Integument. Insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren ist wiederum in Diagnostik und Therapie ein interdisziplinäres Vorgehen sinnvoll, einschließlich der Diskussion und Vorstellung der Fälle in interdisziplinären Tumorboards.

Wir hoffen, dass die drei Artikel den Leserinnen und Lesern einen Einblick in das spannende Fachgebiet der MKG geben werden. Das Fach MKG lebt in Klinik und Forschung von interdisziplinärem und interprofessionellem Austausch und ist bestrebt, auf dieser Basis bestmögliche Behandlungsergebnisse für die uns anvertrauten Patientinnen und Patienten zu erzielen.

Ehrenfeld M: Passion Chirurgie. 2021 April; 11(04): Artikel 01.

Einladung zum DCK 2021

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

hiermit möchte ich und mein Organisationsteam Sie im Namen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und gemeinsam mit den Fachgesellschaften, die im Rahmen des DCK ihre Jahrestagungen oder Frühjahrstagungen ausrichten, herzlich zum 138. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie im Jahr 2021 nach Mainz einladen. Traditionsgemäß werden auf diesem Kongress die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) sowie die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) ihre Jahrestagungen abhalten, und 2021 auch erstmals die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Die Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC), die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) sowie die Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) veranstalten ihre Frühjahrstagungen. Neben den Mitgliedern der unter dem Dach der DGCH vereinigten wissenschaftlichen chirurgischen Fachgesellschaften ist es mir eine große Freude, auch den Berufsverband der Deutschen Chirurgen, die Bundeswehr, den Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe und die Rettungsdienste einladen zu dürfen den Kongress mit eigenen sowie interdisziplinären bzw. interprofessionellen Veranstaltungen mit zu gestalten.

Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Schreibens hat die Covid19-Pandemie die Welt im Griff und das Leben jedes einzelnen Menschen in unserem Land beeinflusst, sowohl privat als auch im Arbeitsleben. Sie hat auch dazu geführt, dass der DCK 2020, nach engagiertester Vorarbeit von Prof. Thomas Schmitz-Rixen und seinem Team sowie von MCN als Präsenzveranstaltung abgesagt werden musste. Die Absage war mit erheblichem Aufwand verbunden, insbesondere um die finanziellen Belastungen für die DGCH in erträglichem Rahmen zu halten, und allen Beteiligten muss großer Dank ausgesprochen werden für ihren Einsatz unter diesen unerfreulichen Umständen.

Um den zu Zeiten der Pandemie herrschenden Rahmenbedingungen gerecht werden zu können wird der DCK 2021 als Hybrid-Kongress mit einem Präsenztag am 12.04.2021 in Mainz stattfinden. An den folgenden Kongresstagen, vom 13. bis 16.04.2021, werden die Kongressinhalte online bereitgestellt. Die Vorträge werden dabei, häufig im Format von Diskussionsrunden, überwiegend in Mainz in vier dafür eingerichteten Fernsehstudios aufgezeichnet. Ein Teil der Kongressinhalte wird in der Präkongresswoche abends bereits online gestreamt, unter anderem die Postersessions und die Sessions der chirurgischen Forschung.

Wir sind überzeugt, dass die Chirurgie den wissenschaftlichen und berufspolitischen Austausch auf einem Kongress für die gesamte Chirurgie braucht und dass ein solcher Austausch nicht zu lange unterbrochen werden sollte.

Der 138. DCK hat das Motto Kompetenz – Kreativität – Kommunikation, von jeher drei wesentliche Elemente des chirurgischen Denkens und Handelns. Hervorragende Kompetenz, erworben durch strukturierte Aus- und Weiterbildungen ist nicht nur unser Anspruch, sondern insbesondere das, was unsere Patienten und die Studierenden von uns erwarten. Kreativität ist auch in Zeiten herausragender diagnostischer Möglichkeiten und individueller patientenspezifischer Planungen immer dann nötig, wenn unerwartete Ereignisse, insbesondere auch während operativer Eingriffe, eintreten. Die Kommunikation zwischen Patienten und Kollegen, dazu gehört auch der wissenschaftliche Austausch während eines Kongresses, speziell heute unter Einsatz neuer Medien und ist ein wesentliches Element unseres Berufslebens.

Im Rahmen des Kongresses ist geplant, wieder den inzwischen traditionsreichen Organspendelauf auszurichten, damit die immer noch aktuelle Organspendeproblematik im Blickfeld der Öffentlichkeit und Politik bleibt.

Partnerland des 138. Kongresses wird Österreich sein, ein Land zu dem wie zu keinem anderen Land jahrzehntelange enge fachliche und menschliche Verbindungen bestehen.

Nach den Covid-19 bedingten Einschränkungen ist es an der Zeit den interpersonellen und interprofessionellen fachlichen und menschlichen Austausch wieder aufzunehmen. Ich würde mich freuen Sie möglichst zahlreich in Mainz und online zum 138. DCK begrüßen zu dürfen. Bereits jetzt möchte ich mich bei allen Ko-Präsidenten, Fachgesellschaften, Berufsverbänden und der Bundeswehr für ihre engagierte Unterstützung bei der Kongressgestaltung bedanken.

Ihr

Prof. Dr. Dr. Michael Ehrenfeld
Präsident DGCH 2020/2021