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Rezension: Kindertraumatologie

Kindertraumatologie
Marzi, Ingo (Hrsg.)
Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2010
2., überarb. u. aktualisierte Aufl., 2010, XII, 423 S. 611 Abb.
Geb., ISBN 978-3-642-00989-1
149,95 Euro
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Die „Kindertraumatologie“, herausgegeben von Professor Ingo Marzi unter Mitarbeit zahlreicher renommierter Kindertraumatologen, liegt nunmehr in der 2. (überarbeiteten und aktualisierten) Auflage vor.

Die Monographie zur Traumatologie im Kindesalter begründet im allgemeinen Teil durch eine kurze und übersichtliche Darstellung, zum Beispiel des Knochenwachstums und der Knochenbruchheilung, der Verletzungsformen, der Frakturklassifikation, der Behandlungsprinzipien und der adjuvanten medikamentösen Therapie die Besonderheiten in der Diagnostik und Therapie der Traumatologie des Entwicklungsalters.

In diese prägnanten Darstellungen fließen die umfassenden Erfahrungen der verschiedenen Autoren durch Hinweise auf die praktischen Konsequenzen und technische Tricks in die Behandlung kindlicher Verletzungen ein.

Im sehr umfangreichen speziellen Teil werden die Verletzungen im Kindesalter sehr übersichtlich nach topographischen Gesichtspunkten systematisch abgehandelt. Besonders wertvoll sind u. a. die jedem Kapitel vorausgehenden „physiologischen Befunde“, die die Fallstricke in der Diagnostik hervorheben.

Die einzelnen Kapitel berücksichtigen auch seltenere Traumafolgen im Kindesalter voll umfänglich, die genauso differenziert präsentiert werden wie häufige Verletzungsfolgen. Die jedem Kapitel nachgestellten Fallbeispiele machen anhand von Röntgenbildserien die Behandlungsprinzipien besonders anschaulich.

Zum Nachschlagewerk für den klinischen Alltag machen das Buch die tabellarisch zusammengefassten Darstellungen zu Diagnostik und Therapie der einzelnen Verletzungen unter Berücksichtigung der altersabhängigen Verfahren und Therapieziele.

Kritisch sind lediglich die fehlende Korrektur von Schreibfehlern, die fehlerhafte Zuordnung von Bildunterschriften (zum Beispiel Seite 17) und vor allem das sehr spärliche und nicht immer zu entscheidenden Textstellen führende Stichwortverzeichnis – als eine Folge der „Multiautorenschaft“ – festzustellen. Hier ist bei der Überarbeitung der 1. Auflage etwas versäumt worden. Dies schmälert aber den Wert der „Kindertraumatologie“ als Lehrbuch für den traumatologischen Unerfahrenen und als Nachschlagewerk für den traumatologisch Fortgeschritten in keiner Weise.

Inhaltlich wird vom Rezensenten lediglich die beschriebene Diagnostik des Morbus Perthes, Seite 256, kritisch gesehen. Hier wird als state of the art die röntgenologische Beckenübersichtsaufnahme (zum Seitenvergleich), die Lauenstein-Aufnahme der betroffenen Seite (2. Ebene), die Sonographie (zur Differentialdiagnose der Coxitis fugax) und das MRT gesehen.

Insgesamt kann auch die 2. Auflage als Standardwerk der Kindertraumatologie nur empfohlen werden.

Von Suchodolentz H. Buchrezension: Kindertraumatologie. Passion Chirurgie. 2011 März; 1 (3): Artikel 03_06.

Zukunftspläne – Referat Kinderchirurgie

Der Facharzt für Kinderchirurgie wurde erst vor 20 Jahren bundesweit eingeführt. Seitdem hat sich die Kinderchirurgie zu einer anerkannten und gleichberechtigten Säule im Gebiet Chirurgie im Berufsverband der Deutschen Chirurgen entwickelt. Auch wenn es noch Entwicklungspotential für das junge Fachgebiet in mancher Region der Bundesrepublik Deutschland gibt, ist die Zukunft im Gebiet Chirurgie durch die Spezialisierung auf die Besonderheiten der Diagnostik und Therapie der chirurgischen Erkrankungen sowie Verletzungen im Entwicklungsalter einerseits und die berufspolitische interdisziplinäre Kooperation mit den anderen Säulen des Gebietes Chirurgie andererseits gesichert. Ein berufspolitischer Alleingang kann unter den gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen das Erreichte nur gefährden. Ein Dissens innerhalb der Chirurgie schwächt diese insgesamt, deshalb ist die Integration und Koordination der berufspolitischen Aktivitäten im BDC der einzige Weg die Fortentwicklung des Gebietes nachhaltig einzufordern.