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Minister will Gesundheitswissen verbessern

Großer Bahnhof im Bundesgesundheitsministerium am 19. Juni. Gesundheitskompetenz wird zum neuen In-Thema. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe lädt medienwirksam zur Unterzeichnung der „Allianz für Gesundheitskompetenz“ und alle sind gekommen: Vertreter von Krankenkassen, Ärzte- und Pflegeverbände, Apotheker und Patientenorganisationen sowie die Bundesländer. Ob die Allianz ein PR-Gag ist oder als Bildungsauftrag ernst genommen wird, bleibt abzuwarten.

Mit ihrer Studie zur Health Literacy in Deutschland hat Prof. Doris Schaeffer (Uni Bielefeld) ins Schwarze getroffen. Gröhe leitet daraus politisches Handeln ab und gründet die „Allianz für Gesundheitskompetenz“. „Wir brauchen dringend mehr verständliche Gesundheitsinformationen“, erklärt der Minister. „Denn nur wer gut informiert ist, kann Gesundheitsrisiken vermeiden und im Krankheitsfall durch eigenes Verhalten zu einer erfolgreichen Behandlung beitragen.“ Es sei nicht immer einfach, im Dickicht der oft unverständlichen Gesundheitsinformationen den Durchblick zu bewahren.

Mehr Kompetenz verhindert Kosten

Der Minister zitiert die Studie von Schaeffer, nach der mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland (rund 54 Prozent) nur über eine „eingeschränkte Gesundheitskompetenz“ verfügten. Sie hätten Schwierigkeiten, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, sie zu bewerten und die richtigen Entscheidungen für eine gesunde Lebensweise oder zur Krankheitsbewältigung zu treffen. Betroffen seien insbesondere ältere Menschen, chronisch Kranke sowie Patienten mit geringem Bildungsstatus oder Migrationshintergrund. Eine bessere Gesundheitskompetenz zahle sich für den Einzelnen, aber auch für das Gemeinwesen aus: Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) würden drei bis fünf Prozent der Gesundheitsausgaben durch eine unzureichende Gesundheitskompetenz verursacht, so Gröhe weiter. Allein für Deutschland bedeute dies etwa 9 bis 15 Milliarden Euro.

IQWiG entwickelt Konzept für ein Gesundheitsportal

Die Partner der „Allianz für Gesundheitskompetenz“ verpflichten sich in der gemeinsamen Erklärung, in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitswissens zu entwickeln und umzusetzen. Die wichtigsten Handlungsfelder sind die Verbesserung der Gesundheitsbildung, gute Gesundheitsinformationen und Entscheidungshilfen, vor allem auch im Internet, sowie mehr Verständlichkeit im Arzt-Patienten-Gespräch, aber auch in allen anderen Gesundheitsberufen. Das BMG selbst will für gute Gesundheitsinformationen im Internet sorgen und hat dazu dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) den Auftrag erteilt, ein Konzept für ein nationales Gesundheitsportal zu erarbeiten.

Neben dem BMG beteiligen sich an der Allianz: die Gesundheitsministerkonferenz der Länder, der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten, Bundesärztekammer, Bundeszahnärztekammer, Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, BAG Selbsthilfe, Deutsche Krankenhausgesellschaft, Deutscher Pflegerat, Gemeinsamer Bundesausschuss, GKV-Spitzenverband, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, Verbraucherzentrale Bundesverband, Verband der Privaten Krankenversicherung.

Fazit

Man darf sehr gespannt sein, wie genau das Volk in Fragen der Gesundheitsund Systemkompetenz weitergebildet werden soll. Bildung ist kostspielig – wie viel der Minister langfristig dafür springen lassen will, damit ein messbarer Effekt (schließlich ist das IQWiG mit an Bord) eintritt, bleibt offen.

Quelle: Presseagentur Gesundheit, Albrechtstraße 11, 10117 Berlin, www.pa-gesundheit.de, 27.06.2017

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