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Zur Ausgabe 04/2023: “Hygiene & Wundversorgung 

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Vielleicht fühlen Sie sich an diesen Filmklassiker mit Bill Murray aus dem Jahr 1993 erinnert, wenn wir in dieser Ausgabe der Passion Chirurgie wieder einmal die Behandlung der „Chronischen Wunde“ in den Fokus nehmen. Schon in den Ausgaben vom Juni 2016 und vom Januar 2021 war dies Inhalt des Editorials unserer Zeitschrift. Das Dilemma dürfte vielen von uns bekannt sein: Obwohl diese Tätigkeit ein Kernelement der chirurgischen Kompetenz darstellt, fristet die Behandlung chronischer Wunden häufig ein Nischendasein und wird von engagierten Kolleginnen und Kollegen in Kliniken und Praxen oft altruistisch und entgegen aller Widrigkeiten schwerpunktmäßig durchgeführt. Professor Riedl und Dr. Ackermann bilanzieren in ihren Artikeln ihre eigenen langjährigen Erfahrungen in der Klinik und der chirurgischen Praxis.

Wir wissen also seit vielen Jahren, woran es bei der Betreuung der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten mangelt: Einheitlich vorgegebene stringente Behandlungskonzepte insbesondere bezüglich der zu verwendenden Wundauflagen, ausreichende Refinanzierung des Behandlungsaufwands, interprofessionelle und sektorenübergreifende Zusammenarbeit, möglichst in einem „Wundboard“ analog zum Tumorboard. Trotzdem ist es wichtig, dass wir mit dem Schwerpunkt dieser Passion noch einmal sprichwörtlich den Finger in die chronische Wunde legen. Unter Hinweis auf die Vorgeschichte darf aber natürlich die Frage erlaubt sein: Tut sich denn nicht endlich mal etwas?

Erfreulicherweise können wir in diesem Heft zumindest auf einige gute Ansätze und Beispiele verweisen. Das von Frau Hornemann et. al. vorgestellte Projekt „IP-Wunde“ der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen setzt auf die Ausweisung von spezialisierten Wundpraxen (SWP). Auch wenn der Titel sich nur auf die Behandlung in den Vertragsarztpraxen bezieht, ist dieses vom Innovationsfonds geförderte Projekt ein Schritt in die richtige Richtung. Denn diese SWP sind auch die geeigneten Ansprechpartner für das Entlass-Management der Krankenhäuser. Dadurch dass sich niedergelassene Ärzte der Fachrichtungen Innere Medizin, Dermatologie, Chirurgie, Gynäkologie, Orthopädie und Diabetologie einschreiben können, ist die Interdisziplinarität gewährleistet. Obwohl formal keine Krankenhäuser beteiligt sind, ist davon auszugehen, dass sich eine Vernetzung nicht nur der beteiligten Praxen, sondern auch mit klinischen Fachabteilungen insbesondere auch für Gefäß- und plastische Chirurgie ergeben wird. Nicht umsonst wurde dieses Konzept am 15. März dieses Jahres vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) als Leuchtturmprojekt für exzellente ambulante Versorgung ausgezeichnet.

In einem weiteren Artikel stellen wir die auch im Bremer Modellprojekt genutzte digitale Fallakte der Managementgesellschaft IVP vor, die auch zentrales Element eines bundesweiten Versorgungsvertrags ist, der Versicherten der DAK-Gesundheit und der IKK classic zur Einschreibung offensteht. Hier werden wesentliche Forderungen zur Optimierung der Versorgung chronischer Wunden vorbildlich umgesetzt, nämlich die rationale Auswahl der Verbandmittel und der sinnvolle Einsatz einer allen Beteiligten offenstehenden digitalen Behandlungs-Dokumentation. Teilnehmende Ärztinnen und Ärzte profitieren davon, dass der zusätzliche Aufwand auch im Honorar abgebildet wird und das Regress-Risiko bei der Verordnung der teilweise teuren Wundauflagen wegfällt.

Dass auch kleine Schritte etwas bewegen können, zeigt die Entwicklung der Vakuumversiegelungstherapie im ambulanten Bereich. Nachdem auf Beschluss des GBA Ende 2020 eine Abrechnungsmöglichkeit für die Unterdruckbehandlung chronischer Wunden in den EBM aufgenommen wurde zeigt eine aktuelle Auswertung der KBV, dass diese segensreiche Therapie vor allem von niedergelassenen Chirurgen tausendfach und mit durchschnittlich 50.000 Behandlungstagen jährlich angewandt wird.

Vielleicht wachen Sie ja also demnächst auf, das Murmeltier grüßt nicht mehr, und die Therapie chronischer Wunden ist durch einen bundesweiten und alle Krankenkassen umfassenden Versorgungsvertrag optimal geregelt. Das wünsche ich Ihnen und allen Betroffenen von Herzen. Der BDC wird jedenfalls jeden Schritt in diese Richtung unterstützen.

Ich hoffe, dass wir uns auf dem 140. Deutschen Chirurgiekongress (DCK) 2023 in München sehen werden. Der BDC ist dort mit mehreren Vortragssitzungen vertreten.

Bis dahin grüße ich Sie im Namen des BDC-Vorstands

Ihr
Peter Kalbe

Kalbe P: Editorial: Und täglich grüßt das Murmeltier… Passion Chirurgie. 2023 April; 13(04): Artikel 01.

Autor des Artikels

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Dr. med. Peter Kalbe

Vizepräsident des BDCGelenkzentrum SchaumburgStükenstraße 331737Rinteln kontaktieren

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