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Die Organspende-Bereitschaft in Deutschland zeigt sich wie in den Vorjahren weiter im Abwärtstrend. Dabei ist die Transplantation lebenswichtiger Organe oft die einzige Überlebenschance für schwerkranke Patienten. Aktuell warten ca. 10.000 Menschen auf ein geeignetes Spenderorgan. Davon brauchen allein 784 Menschen bundesweit ein passendes Spenderherz (April 2016; Eurotransplant).

Die Vorstände der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und der Deutschen Herzstiftung appellieren dringend an die Bevölkerung, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. „Eine Transplantation bedeutet für einen schwerkranken Patienten häufig die einzige Chance für das Langzeitüberleben mit guten Chancen für mehr Lebensqualität sowie gleichzeitig das Ende eines langen Leidensweges, auch wenn eine begleitende medikamentöse Therapie initiiert ist, damit das Spenderorgan nicht abgestoßen wird. Die Überlebensrate bei einer Herztransplantation liegt nach zehn Jahren – oft auch deutlich über diesen Zeitraum hinaus – bei rund 50 bis 60 Prozent“, erklärt Prof. Dr. Armin Welz, Präsident der DGTHG.

Die Deutsche Herzstiftung beobachtet den Mangel an Spenderherzen mit großer Sorge und bietet wichtige

Informationen für Betroffene, denen zur Überbrückung der Wartezeit auf ein Spenderherz die Implantation eines Kunstherzens oder Herzunterstützungssystems bevorsteht. „Diese Wartezeit ist für die Betroffenen und ihre Familien von Unsicherheit, Ängsten und vielen offenen Fragen zu Mobilität und möglichen Komplikationen durch den Eingriff geprägt“, betont Prof. Dr. Jan Gummert, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Der Herzchirurg warnt: „Die Wartezeit für eine Herztransplantation ist viel zu lang und beträgt schon bei hoch dringlichen Patienten im Schnitt mehr als drei Monate. In dieser Zeit verschlechtert sich der Zustand vieler dieser schwerkranken Patienten erheblich. Zumal wir ca. 90 Prozent aller Herztransplantationen bei Patienten durchführen, die bereits auf der Intensivstation liegen. Der Mangel an Spenderherzen ist daher alarmierend. Insbesondere bei Kindern sind Spenderherzen kaum verfügbar.“

Herztransplantation oft einzige langfristige Überlebenschance
Rund 62 Prozent der betroffenen Patienten leiden an einer Erkrankung der Herz-Muskulatur, bei der das Herz die Pumpfunktion nicht mehr ausreichend leisten kann. Bei 25 Prozent der Patienten ist das Herz durch chronische Durchblutungsstörungen beeinträchtigt. Angeborene Fehlbildungen des Herzens und des Kreislaufsystems betreffen ca. 13 Prozent der Patienten. Männer erkranken öfter als Frauen. Am häufigsten ist die Altersgruppe der 16- bis 55-Jährigen betroffen.

Künstliche Herzunterstützungssysteme wegen fehlender Spenderherzen
Im Jahr 2015 wurde seit langem ein neuer Tiefpunkt erreicht, so konnten nur noch 283 Herztransplantationen durchgeführt werden. Seit 1994 ist dies die niedrigste Transplantationsrate der letzten 22 Jahre. Der extreme Rückgang der Spendebereitschaft, respektive der Spenderherzen, bedeutet gleichzeitig, dass Herzchirurgen immer häufiger auf künstliche Herzunterstützungssysteme als permanente Therapie zurückgreifen müssen. Entsprechend stieg die Zahl der implantierten Herzunterstützungssysteme deutlich von 350 im Jahr 2005 auf 989 im vergangenen Jahr, wobei die Systeme, die entweder die linke oder die rechte Herzkammer unterstützen, bei mehr als 90% der Patienten zum Einsatz kommen. DGTHG und Deutsche Herzstiftung betonen, dass die Organtransplantation weiterhin für schwer kranke Patienten die beste Therapie sei. Letztlich soll die häufig mehrmonatige Wartezeit auf ein geeignetes Spenderherz mit Hilfe der künstlichen Herz-Kreislauf-Unterstützungssysteme nur überbrückt werden.

4. Juni 2016 – Tag der Organspende

Um dem Trend entgegen zu wirken und für das Thema Organspende zu sensibilisieren, informieren Organspende-Verbände jeweils am ersten Juni-Samstag über die Situation der Menschen, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind und rufen die Öffentlichkeit dazu auf, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Erstmals 1982 initiiert, ist der Tag der Organspende heute ein wichtiges Instrument im Aufklärungskampf gegen Vorurteile und Misstrauen und für mehr Bereitschaft, dem Mitmenschen zu helfen.

Infos für Betroffene und Angehörige: Der Ratgeber „Das schwache Herz – Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz heute“ informiert u. a. über die Herztransplantation und künstliche Herzen. Der Band (160 S.) mit wichtigen Infos zur Diagnose- und Therapie der Herzschwäche mit Erfahrungsberichten von Betroffenen ist für 3 Euro in Briefmarken (Versand) erhältlich bei: Deutsche Herzstiftung e. V., Bockenheimer Landstr. 94-96, 60323 Frankfurt/M., Tel. 069 955128-400, oder unter www.herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie

Tipp: Der kostenfreie Aufklärungsfilm (DVD) „Das schwache Herz“ für Patienten mit Experten-Interviews und Erfahrungsberichten von Betroffenen (z. B. nach Herztransplantation und Erhalt eines Herzunterstützungssystems) erhältlich bei: Deutschen Herzstiftung e. V., Bockenheimer Landstr. 94-96, 60323 Frankfurt/M., E-Mail: [email protected], Tel. 069 955128-400.

Transplantationsregister soll Transparenz und Vertrauen schaffen
Die Spende, Entnahme, Vermittlung und Übertragung von Organen, die zu Lebzeiten oder nach dem Tod gespendet werden, regelt das seit dem 1. Dezember 1997 in Kraft getretene deutsche Transplantationsgesetz (TPG). Die im TPG etablierten Kontrollmechanismen sollen vor Missbrauch schützen, Transparenz und Chancengleichheit gewähren sowie die bundesweite Verteilung regeln.

2016 wird das TGP durch ein Transplantationsregister ergänzt, welches eine verlässliche Datengrundlage für die medizinische

Behandlung bildet und gleichzeitig der Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse dienen soll. Alle relevanten Daten zu Organspenden in Deutschland soll das Register erfassen, zusammenführen und dokumentieren.

Die Gesetzeserweiterung dient zudem der Vertrauensgewinnung in die deutsche Transplantationsmedizin und ist Garant für kontinuierlich hohe Qualitätsstandards.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin, http://www.dgthg.de/

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