Er kommt. Der Tag, an dem die Nachfolge geregelt und der Arbeitsplatz geräumt ist. Dann beginnt der Ruhestand. Und dann?
Dann heißt es, frei verfügbare Zeit zu gestalten. Manch einer wird reisen, der andere Rosen züchten, sein Klavierspiel, seine Rückhand oder auch sein Handicap verbessern. Der eine ist froh, dass er Praxis, Klinik oder Labor nur noch von außen sieht, der andere bedauert es und freut sich, hin und wieder eine Urlaubsvertretung übernehmen zu können.
Jeder wird den sogenannten dritten Lebensabschnitt anders verbringen. Es gibt eine Möglichkeit der nachberuflichen Betätigung, die allen offen steht, die ihre professionelle Erfahrung und ihr Fachwissen an andere weitergeben möchten: das ehrenamtliche Engagement als Expertin oder Experte des Senior Experten Service, kurz SES.
Über den SES
Der SES ist die größte deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder einer beruflichen Auszeit. Seit über 30 Jahren fördert der SES den Wissenstransfer von der älteren an die jüngere Generation – rund um den Globus und in allen Branchen. Anfang 2017 hat er den Weltdienst 30+ ins Leben gerufen und entsendet seither auch Berufstätige.
NACH DEM HARTEN KLINIKALLTAG WARTET DAS ABENTEUER
Zurzeit sind beim SES mehr als 12.000 Expertinnen und Experten aus allen beruflichen Richtungen registriert und bereit, ehrenamtliche Einsätze zu übernehmen. Aufwarten kann der SES mit Basis- und Spezialwissen aus Handwerk und Technik, Handel und Industrie, Dienstleistung und Vertrieb, Bildung und Wissenschaft, Verwaltung und öffentlichem Dienst.
Dringend gesucht
Im Bereich der Chirurgie in ihren vielen Ausprägungen ist der SES dringend auf Expertennachwuchs angewiesen. Immer häufiger wird Wissen aus diesem Gebiet nachgefragt und um die Entsendung hier spezialisierten Ärztinnen und Ärzten gebeten. Aus aller Welt melden sich Kliniken, Praxen, Universitäten und Gesundheitsstationen, die Unterstützung suchen.
Besonders viele Anfragen nach medizinischem Fachwissen und chirurgischen Verfahren gehen derzeit aus Asien ein, vor allem aus den zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan, aus der Mongolei oder auch aus China.
Chinesische Lehrkrankenhäuser etwa interessieren sich für Operationstechniken in der Abdominalchirurgie, Herz- und Gefäßchirurgie, Neurochirurgie, Thoraxchirurgie, Tumorchirurgie und alle minimalinvasiven und laparoskopischen chirurgischen Verfahren.
Abb.1: SES-Experte Prof. Dr. med. habil. Klaus Gellert in China
Turkmenische Kliniken fragen nach Weiterbildung in den Bereichen Endoprothetik, HNO-Chirurgie, interventioneller Kardiologie und Viszeralchirurgie, In Uganda werden besonders allgemeine Unfallchirurgen gesucht. Klinikorganisation und -abläufe sind in allen Regionen vielgefragtes Thema.
Der SES hat hier bereits mit den entsprechenden Fachleuten helfen können. Unter den entsandten Spezialisten waren beispielsweise Prof. Dr. med. habil. Klaus Gellert aus Berlin (Facharzt Allgemein-, Viszeral und Thoraxchirurgie), Dr. med. Peter Merkle aus Stuttgart (Allgemein- und Viszeralchirurgie), Dr. med. Wolfgang Titius aus Mayen (Facharzt für Chirurgie und Gesundheitsökonom) und Dr. med. Wilhelm Friedrich Ullrich aus Landsberg am Lech (Unfallchirurg), vier von etwa 180 SES-Expertinnen und -Experten aus der Chirurgie.
Gemessen zum Beispiel an 1.500 Fachleuten im gesamten Bereich des Gesundheitswesens, die dem SES ihr Wissen zur Verfügung stellen, ist die Chirurgie in der Expertendatenbank des SES damit recht schwach vertreten. Entsprechend herzlich willkommen ist jeder Neuzugang.
Dringend gesucht ist Expertise aus dem gesamten Bereich der Chirurgie: von A wie Augenchirurgie, G wie gynäkologische Chirurgie, über K wie Kardiochirurgie und O wie orthopädische Chirurgie, bis hin zu V wie Viszeralchirurgie und W wie Wirbelsäulenchirurgie.
Von der Registrierung bis zum Einsatz
Und so wird man Expertin oder Experte des SES: Der erste Schritt ist die Aufnahme in die SES-Expertendatenbank. Diesen Schritt kann jeder tun, der im Ruhestand oder einer beruflichen Auszeit (Urlaub, Sabbatical) einen ehrenamtlichen SES-Einsatz in seinem Fachgebiet übernehmen möchte, um anderen Menschen mit seinem Wissen bei der Verbesserung ihrer Zukunftsperspektiven zu helfen.
Nur eine kleine „administrative Hürde“ ist zu nehmen: Wer im Namen des SES tätig werden will, muss einen Registrierungsbogen ausfüllen und dabei möglichst detailliert über seine Qualifikationen und sein Spezialwissen Auskunft geben. Dieser Bogen steht auf der SES-Webseite www.ses-bonn.de zum Download bereit, kann aber selbstverständlich auch in Papierform angefordert werden – ein Telefonanruf zu den üblichen Bürozeiten genügt.
Dann liegt der Ball im Spielfeld des SES. Sobald er eine Einsatzanfrage erhält, befragt er seine Expertendatenbank und spricht gezielt die Fachleute an, zu deren Spezialwissen diese Anfrage passt. Alle Einzelheiten – von der Aufgabenstellung bis hin zum Einsatzzeitraum – werden im persönlichen Gespräch geklärt, bis die richtige Person gefunden ist.
IM RUHESTAND WELTWEIT AKTIV
Abb. 2: SES-Experte Prof. Dr. med. Peter Merkle in Bhutan
Ein Einsatz im Ausland dauert im Schnitt drei bis sechs Wochen oder maximal ein halbes Jahr und wird bis in alle Einzelheiten vorbereitet. Der SES sorgt für den Versicherungsschutz und kümmert sich um die gesamte Reiseorganisation. Selbstverständlich entstehen seinen Expertinnen und Experten keine Kosten, auch gehen sie mit ihrer Registrierung keinerlei Verpflichtung zur Durchführung von SES-Einsätzen ein. Das alles gilt auch für Einsätze in Deutschland, die sich jedoch – stunden- oder tageweise – meist über längere Zeiträume erstrecken.
Die Tätigkeit im Ausland bereichert auf ganz besondere Weise: sie bietet neue Perspektiven und Einblicke, interkulturelle Kontakte, fremde Kulturen und Lebensweisen.
Senior Experten Service (SES)
Der SES – die Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit – ist die führende deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder einer beruflichen Auszeit (Weltdienst 30+). Der SES hat seinen Sitz in Bonn. Er wird bundesweit von 15 Büros und international von 180 Repräsentantinnen und Repräsentanten in 90 Ländern vertreten.
Zurzeit sind beim SES mehr als 12.000 Expertinnen und Experten registriert. Sie bringen das Fachwissen aus über 50 Branchen mit. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 69 Jahren, der Frauenanteil bei 18 Prozent. Seit seiner Gründung im Jahr 1983 hat der SES mehr als 42.000 ehrenamtliche Einsätze in 160 Ländern durchgeführt, etwa ein Viertel davon in Deutschland.
Träger des SES sind die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft: der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).
Finanzielle Unterstützung erhält der SES von der öffentlichen und der privaten Hand: vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), aus der Wirtschaft und von vielen unternehmensnahen Stiftungen.
Sümmermann E., Dingels R.: Senior Experten Service (SES) sucht Nachwuchs aus der Chirurgie. Passion Chirurgie. 2017 November, 7(11): Artikel 08_01.
Autor des Artikels
Dr. med. Elisabeth Sümmermann
Fachbereich MedizinStiftung der Deutschen Wirtschaft für internationaleSenior Experten Service (SES)Buschstr. 253113Bonn kontaktieren
Auch dieses Jahr wollen wir uns wieder am 5 x 5 TEAM-Staffellauf der Berliner Wasserbetriebe beteiligen und suchen Mitläufer! Wer hat Zeit und Lust den Staffelstab an andere BDC-Mitglieder weiterzugeben?
In der Februarausgabe dreht sich alles um „Sektorenübergreifende Versorgung“. Wir beschäftigen uns mit dem Referentenentwurf zur Reform der Notfallversorgung, der ein neues System der integrierten Notfallversorgung mit einer telefonischen Lotsenfunktion und integrierten Notfallzentren an Krankenhäusern vorschlägt.
Nachdem im April 1960 der Berufsverband gegründet war, beschloss acht Jahre später der geschäftsführende Vorstand in Hamburg in seiner Sitzung am 10.02.1968 die Schaffung eines Justitiariats und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit dem Justitiar, Prof. Dr. med. h.c. W. Weißauer. Professor Weißauer erklärte sich damals bereit, für die Beratung in grundsätzlichen rechtlichen Fragen, die mit der Berufspolitik zusammenhängen, zur Verfügung zu stehen und zwar in folgenden juristischen Bereichen: Arztrecht, Straf-, Zivil-, Verfassungs- und öffentliches Recht. 1968 hatte der BDC 1.433 Mitglieder, sein Kassenstand betrug 50.158,61 DM.
Die Gründung des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e.V. erfolgte auf der 77. Tagung der DGCH am 23. April 1960 im Deutschen Museum in München mit der Wahl von Prof. Kilian als ersten Vorsitzenden. Er hatte die Notwendigkeit einer berufspolitischen Vertretung neben der damals rein wissenschaftlichen Orientierung der DGCH erkannt und formulierte: „Die schwere Katastrophe, welche Deutschland am Ende des Zweiten Weltkrieges getroffen hat, stellte alle medizinischen Organisationen vor gewaltige Schwierigkeiten und große Aufgaben. Auf den wissenschaftlichen Kongressen wurden die einschlägigen Themen abgehandelt, zu einem fruchtbaren Gedankenaustausch über die beruflichen Belange und auch die Not des Einzelnen kam es nicht. Es wurde immer wieder ein empfindlicher Mangel hinsichtlich der Vertretung chirurgischer Interessen in den entscheidenden Gremien großer ärztlicher Organisationen, wie auch den Regierungen, bemerkbar.
Das traditionsreiche Feld der Proktologie bildet den Themenschwerpunkt dieser Ausgabe der “Passion Chirurgie”. Im Angesicht einer Vielzahl von konkurrierenden Methoden in Diagnostik und Therapie, deren Effektivität oft von der Erfahrung des einzelnen Arztes und der Mitartbeit der Patienten abhängt, ist es besonders wichtig, diese Verfahren durch Studien zu erarbeiten und zu sichern, die den höchsten Standards der evidenzbasierten Medizin entsprechen.
Ein essenzieller Teil und Grundlage dieses Unternehmens sind die Erkenntisse aus der Arbeit der praktizierenden Ärtze im Feld der Proktologie.
In drei ausführlichen Artikeln zum Titelthema geben wir Ihnen daher anhand von Krankheitsbildern wie Hämorrhoidalleiden, perianalen Fisteln und Analekzemen einen anschaulichen Einblick in die Arbeit anerkannter Spezialisten.
Wie immer finden Sie auch in dieser Ausgabe einen CME-zertifzierten Artikel zur Weiterbildung, diesmal zum Thema Pilonidal-Sinus-Erkrankung.
Im Mittelpunkt der Ausgabe 08/2011 der Passion Chirurgie steht die Handchirurgie. Wir stellen Ihnen in zwei ausführlichen Artikeln dieses relativ junge, ausdrücklich interdisziplinär angelegte Fachgebiet vor.
Die detaillierten Analysen zur Therapie von Infektionen und Brandverletzungen der Hand geben einen Einblick in die enge Zusammenarbeit von Ärzten aus Fachgebieten wie der Chirurgie, der Unfallchirurgie, der Orthopädie, der Kinderchirurgie und der plastischen Chirurgie. Sie zeigen auch die Komplexität der aufwändigen, oft schweren und belastenden Arbeit im Bereich der rekonstruktiven Chirurgie.
Auch die Fortbildung steht mit dem CME-zertifiziertem Kurs “Möglichkeiten der Nervenrekonstruktion” in dieser Ausgabe im Zeichen der plastischen Chirurgie und Handchirurgie.
Diverse Umfragen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass das Gebiet Chirurgie für viele Medizinstudenten am Anfang ihres Studiums einen großen Reiz ausstrahlt. Dieser verblasst während des Studiums kontinuierlich und erreicht nach dem praktischen Jahr seinen Tiefpunkt. Deshalb müssen wir im PJ ansetzen, wenn wir unser Fachgebiet in den Augen unseres Nachwuchses wieder attraktiv gestalten wollen.
Bisher gingen Schätzungen des BDC davon aus, dass nur ca. fünf Prozent der Absolventen sich für eine chirurgische Karriere entscheiden. Aktuelle Zahlen, die in dieser Ausgabe der „Passion Chirurgie“ erstmals publiziert werden, zeigen ein etwas optimistischeres Bild. Es ist davon auszugehen, dass ca. 1.000 junge Kollegen jährlich nach Abschluss ihres Studiums eine chirurgische Karriere einschlagen. Dies ist uns als Berufsverband der Deutschen Chirurgen Ansporn und Verpflichtung zugleich, uns auch zukünftig aktiv um eine hohe Qualität der chirurgischen Weiterbildung zu bemühen.
Die gesamte fünfte Ausgabe der Passion Chirurgie ist der Durchgangsarzt-Tätigkeit gewidmet. Der D-Arzt ist nicht nur Behandler von Verletzungen und Erkrankungen, sein Wissen ist im Einzelfall die fachliche Grundlage aller darauf beruhenden Verwaltungs- und Rechtsvorgänge.
Zu den zahlreichen Herausforderungen für den Durchgangs-Arzt, die thematisiert werden, gehören die neuen Anforderungen der DGUV zur Beteiligung am Durchgangsarztverfahren seit 1.1.2011, die speziellen Weiterbildungsverpflichtungen, die Mindestzahlen an Behandlungsfällen, Abrechnungsfragen, die Überwachung der Heilverfahren, das zunehmend erweiterte Reha-Management sowie die Beendigung des H-Arzt-Verfahrens zum 31.12.2014.
Die Tätigkeit des D-Arztes als Organisator des gesamten Behandlungspfades und Patientenanwalt geht weit über die operativen Techniken und das fachliche Wissen hinaus, was in diesem Heft exemplarisch angedeutet wird. Unsere Autoren gehen unter anderem auf die Rolle des Arztes als Gutachter, als Beratungsarzt der gesetzlichen Unfallversicherung und als ärztlichen Sachverständigen im sozialgerechtlichen Verfahren ein.