01.03.2015 Panorama
Leserbrief zu Ausgabe 08/2014 „Passion Praxis“

Sehr geehrter Herr Rüggeberg,
Sie kommen in „Passion Praxis“ zu der Erkenntnis, dass es offenbar lediglich eine Frage der Einstellung zu seiner Arbeit und Aufgabe sei, ob man Zufriedenheit mit der chirurgischen Arbeit empfindet, oder nicht. Es ist schön, dass Sie das für sich nahezu am Ende Ihres Berufslebens feststellen können. Für Chirurgen mittleren Alters, die noch die Last der Investitionen tragen, sieht das ganz anders aus, aber das wissen Sie ja aus den zahlreichen Zuschriften, die Sie bekommen, ich selbst habe Ihnen wiederholt Probleme geschildert, mit denen wir zu kämpfen haben und um Unterstützung gebeten.
Die Rahmenbedingungen verschlechtern sich stetig, sowohl im Kassen-, als auch im BG-, als auch im Privatbereich. Die Kostenträger erhöhen spürbar den Druck auf die sogenannten Leistungserbringer, steigern die Anforderungen an Qualifikation und Fortbildung, sind aber nicht bereit das zu finanzieren.
Stattdessen sind Rechnungskürzungen, Plausibilitätsprüfungen und Absenkungen der Budgets gern eingesetzte Mittel. Die Anforderungen der Aufsichtsbehörden verschärfen sich jedes Jahr, es ist kaum noch möglich, betriebswirtschaftlich die Hygiene- und MPG-Auflagen darzustellen. Wenn Sie sagen, dass Sie sich freuen, einen Patienten völlig frei und uneingeschränkt behandeln zu können, dann beschönigen Sie realitätsfern die Tatsachen unter denen heute Behandlungen stattfinden müssen.
Ich bin gerne Arzt und freue mich auch über jedes Lob und jede positive Wertschätzung der Patienten, das reicht aber angesichts der Negativliste der Umstände unter denen wir arbeiten müssen nicht mehr aus, mit dem beruflichen Ist-Zustand und den Entwicklungen zufrieden zu sein. Es sind die fehlende Wertschätzung durch die Kostenträger, die Politik, die eigene KV, die Presse und gerade auch die Fremdbestimmung, die von Niedergelassenen beklagt werden, zu Recht. So sind die Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen, die ich bekomme.
Sehen Sie doch selbst: Der Artikel nach Ihrem „Die zukünftige Rolle des niedergelassenen Unfallchirurgen im Traumanetzwerk Deutschland“ ist ausschließlich von Klinikärzten verfasst…
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Michael Marquardt
Sehr geehrter Herr Marquardt,
Vielen Dank für Ihre Zuschrift, die ich sehr ausgewogen finde. Natürlich sind alle Ihre Kritikpunkte berechtigt. Aber wollen wir nach außen immer nur die Negativseiten darstellen? Schon jetzt bekommen wir für unsere Praxen kaum noch Nachfolger. Das wird nicht besser, wenn wir die Jungen noch zusätzlich abschrecken. Darauf zielte mein Editorial ab. Es gibt nichts zu beschönigen, aber dennoch ist die Niederlassung angesichts der Zustände in den Kliniken eine Alternative, und soll auch so bleiben.
Mit bestem Gruß
Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg
Vizepräsident Berufsverband der Deutschen Chirurgen
Sehr geehrter Herr Rüggeberg,
Danke für Ihre ebenfalls ausgewogene Antwort, wenn alles hoffnungslos wäre, wären wir schon ganz woanders, oder? Lassen Sie uns also gemeinsam weiterhin unermüdlich für unsere an sich schöne Aufgabe einsetzen und das Beste daraus machen. Die Arbeit in Verbänden, Briefe an Politik und Verantwortliche im Gesundheitswesen, Leserbriefe, alles kann ein wenig dazu beitragen. Ich bedanke mich an dieser Stelle gerne für Ihr bisheriges Engagement!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Michael Marquardt
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Diesen Artikel finden Sie auf BDC|Online unter der Rubrik Themen/Berufsalltag/Ambulantes Operieren. Marquardt M. Leserbrief zu Ausgabe 08/2014 „Passion Praxis”. Passion Chirurgie. 2015 März, 5(03): Artikel 09_03. |
Autor des Artikels

Michael Marquardt
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