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Zur Oktoberausgabe 2025 | PASSION CHIRURGIE

Anfang August wurde vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) der Referentenentwurf des Krankenhausreformanpassungsgesetzes (KHAG) vorgelegt, der jetzt in den Fachgremien diskutiert und kommentiert wird. Im Fokus dieses geplanten Gesetzes als Ergänzung zu dem im Dezember 2024 beschlossenen Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) stehen Ausnahmemöglichkeiten, die es den Ländern zukünftig erlauben, einzelnen Kliniken Leistungsgruppen zuzuweisen, unabhängig davon, ob diese die definierten Qualitätskriterien erfüllen. Während diese Anpassung von den Ländern und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) begrüßt werden, stehen die Krankenkassen diesen Änderungen kritisch gegenüber. Sie befürchten eine Aufweichung eines Kernelements der beschlossenen Krankenhausreform, der Qualitätssteigerung in der Patientenversorgung. Ungeachtet dieser Diskussion ist in den Bundesländern die praktische Umsetzung der bundesweiten Krankenhausreform angelaufen, die Vorbereitung und/oder Umsetzung allerdings recht unterschiedlich ausgeprägt. Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass bis Anfang 2030 die Krankenhausreform mit ihren Leistungsgruppen und dem neuen Modell einer Vorhaltefinanzierung umgesetzt ist.

Das ist der aktuelle Stand bei Redaktionsschluss der Oktoberausgabe von PASSION CHIRURGIE, und damit ist auch völlig unstrittig: Die Krankenhausreform wird trotz möglicher weiterer Modifikationen und vieler ungeklärter Fragen kommen und nachhaltig die Krankenhauslandschaft in Deutschland verändern. Während in der gegenwärtigen Diskussion zur Krankenhausstrukturreform immer wieder die negativen Konsequenzen für einzelne Krankenhäuser und deren Ärzte herausgestellt und aufgezeigt werden, plädieren wir mit diesem Themenheft für einen Ansatz, aus den unvermeidlichen Veränderungen die möglichen Vorteile für den individuellen Chirurgen auf den unterschiedlichen Karrierestufen zu identifizieren und in den Fokus der zukünftigen Gestaltung zu nehmen. Welche Chancen bietet die Krankenhausstrukturreform für die Chirurgie?

Hier ist ein Blick nach Nordrhein-Westfalen sinnvoll, da im Gegensatz zu den anderen Bundesländern die Landesregierung den Krankenhausplan NRW mit rechtsbindender Zuweisung von Leistungsgruppen im Dezember 2024 bereits implementiert hat. Gibt es aus diesem Bundesland bereits Erfahrungen, die bei der bundesweiten Umsetzung den einzelnen chirurgischen Abteilungen in anderen Ländern praktische Hilfestellung leisten können?

Die politisch gewollte Zentralisierung komplexer chirurgischer Leistungen wird bei der nächsten Generation die Karriereplanung nachhaltig beeinflussen und eine zunehmend strategische Wahl des zukünftigen Arbeitgebers erforderlich machen. Welche Angebote können hier chirurgische Berufsverbände und Fachgesellschaften ihren Mitgliedern anbieten, um Häuser mit klar definierten Leistungsprofilen oder attraktiven, regionalen Kooperationsnetzwerken zu finden? Inwieweit sind individuelle Beratungen mit Auslotung der eigenen Kompetenzen für die Karriereplanung begleitend sinnvoll? Fest steht, dass eine abgeschlossene chirurgische Facharztweiterbildung den Marktwert deutlich erhöht, da sich aus der Zahl angestellter Fachärzt:innen – auch wenn die vorzuhaltende Anzahl pro Leistungsgruppe noch nicht abschließend definiert ist – ein Wettbewerbsvorteil des Krankenhausträgers ergibt.

Nicht zuletzt rückt wieder einmal mit der Krankhausreform die chirurgische Weiterbildung in den Mittelpunkt, denn die Umsetzung wird neben einer Anpassung der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (BÄK) zumindest in einer langen Übergangsfrist die Implementierung von Rotationen in einem Weiterbildungsverbund notwendig machen. Welche Modelle sind auf diesem Feld denkbar und praktisch zu realisieren?

In jedem Fall bleibt die weitere Entwicklung der Krankenhausreform spannend. Die Herausgeber wünschen Ihnen eine erhellende Lektüre mit neuen Ideen für die eigene Karriereplanung.

Prof. Dr. med. Wolfgang Schröder, FACS, FEBS

Mitglied im erweiterten Vorstand des BDC

Leiter der BDC|Akademie

Leiter des Zentrums für Speiseröhren- und Magenchirurgie

HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal

schroeder@bdc.de

Prof. Dr. med. Stephan M. Freys

em. Chefarzt Chirurgische Klinik
DIAKO Krankenhaus Bremen
freys@mail.de

Editorial

Schröder W, Freys SM: Krankenhausstrukturreform – Chancen für die Chirurgie. Passion Chirurgie. 2025 Oktober; 15(10): Artikel 01.

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Autor:innen des Artikels

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Prof. Dr. med. Wolfgang Schröder

Mitglied im erweiterten Vorstand des BDCLeiter der BDC|AkademieLeiter Zentrum für Speiseröhren- und MagenchirurgieHELIOS Universitätsklinikum Wuppertal

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Prof. Dr. med. Stephan M. Freys

Vorsitzender der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Akutschmerz (CAAS) der DGCHChirurgische KlinikDIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus BremenGröpelinger Heerstr. 406-40828239Bremen

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Passion Chirurgie: Krankenhausstrukturreform – Chancen für die Chirurgie

An der Krankenhausstrukturreform und den unvermeidlichen Veränderungen in der Gesundheitslandschaft

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