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Nach dem schweren Erdbeben in der Himalaya-Region brach eine Assistenzärztin des Kreiskrankenhauses zu einem Hilfseinsatz in Nepal auf – Mit einem Team der Johanniter behandelte Cornelia Lindlohr täglich zwischen 40 und 70 Menschen.

Am 25. April erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,8 die Himalaya-Region. Nepal wurde besonders schwer von der Naturkatastrophe getroffen. Das Epizentrum des Bebens lag rund 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu. Unmittelbar nach dem Erdbeben geht eine Alarmierungs-SMS auf Cornelia Lindlohrs Mobiltelefon ein und informiert sie über die Geschehnisse. Wenige Tage später ist die Assistenzärztin auf einem Chirurgenkongress, um ihre Doktorarbeit vorzustellen. Während der Veranstaltung erhält sie eine weitere Textnachricht. Die Johanniter bitten die registrierte Helferin, die in Kursen für Hilfseinsätze ausgebildet wurde, um Unterstützung. Man fragt an, ob sie zum zehntägigen medizinischen Hilfseinsatz nach Nepal reisen könne.

Für die 33-Jährige steht schnell fest, dass sie dem Aufruf folgen wird. „Nach Rücksprache mit meinem Chef, ob ich freinehmen kann, stand außer Frage, dass ich fahre“, erklärt die Assistenzärztin der Allgemeinchirurgie. Die Chefetage des Kreiskrankenhaus Gummersbach entscheidet, dass Lindlohr für ihren ehrenamtlichen Einsatz Sonderurlaub erhält. „Ich wäre aber auch gegangen, wenn ich meine üblichen Urlaubstage hätte nehmen müssen“, berichtet die junge Ärztin, die bereits Erfahrung mit Hilfseinsätzen hat. Schon vor ihrem Medizinstudium ist sie als ausgebildete Rettungssanitäterin im Einsatz gewesen. 2010 reiste sie nach Haiti, um die damaligen Erdbebenopfer zu versorgen.

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Am 1. Mai steigt sie in Frankfurt erneut ins Flugzeug, diesmal mit anderem Ziel. Nach einer Zwischenlandung in Istanbul kommt sie gemeinsam mit neun weiteren Helfern in Kathmandu an. „Die Lage war nicht so schlimm wie erwartet. Deshalb sind wir relativ zügig ins Hinterland gefahren“, erklärt Lindlohr. Mit dem Jeep geht es vier Stunden lang nach Sindhupalchowk. Die Provinz liegt 45 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, ist aber nur schwer zu erreichen – besonders weil die unwegsame Strecke nach dem Erdbeben mit Geröll gepflastert ist. Am Einsatzort wird auf 1.300 Metern Höhe ein Basislager errichtet. Zwei Ärzte, vier Rettungssanitäter, ein Medienexperte, ein IT-Spezialist für Kommunikation und ein Logistiker für die Fracht postieren sich mit ihren Zelten neben einem kleinen buddhistischen Kloster.

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Von dort aus brechen sie jeden Tag zu Fuß oder per Jeep in die umliegenden Siedlungen auf, überwinden dabei bis zu 800 Höhenmeter. Sie tragen Rucksäcke mit medizinischer Grundausstattung, wandern mehrere Kilometer, um die Dörfer zu erreichen. Man versorgt und näht Wunden, richtet und bandagiert Brüche, gibt Antibiotika und Schmerzmittel. Allein am ersten Tag werden 70 Patienten behandelt. „Es kam öfters vor, dass Wunden bereits genäht waren, sich aber entzündet hatten. Viele Menschen hatten über 40 Grad Fieber“, berichtet die Ärztin. Leichtere Verletzungen seien vor Ort behandelt worden, so Lindlohr. Schwerer Verletzte habe man per Tragetuch vom Berg transportiert und mit einem Fahrer ins Krankenhaus bringen lassen.

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„Es war wichtig Trost zu spenden, soweit es die Sprache ermöglicht hat und zu fragen, was die Leute bewegt. Wir hatten auch Hilfsgüter dabei, haben Essen und Trinken verteilt“, sagt die Assistenzärztin, die sich vorstellen kann, erneut zu einem Hilfseinsatz aufzubrechen. „Wir waren zehn Tage dort und gut vorbereitet. Überfordert habe ich mich nicht gefühlt. Natürlich wird man mit der wahnsinnigen Zerstörung konfrontiert. Die Menschen vor Ort haben ihren Mut aber nicht verloren und trotz der Nachbeben bereits damit begonnen ihre Häuser und Hütten wieder aufzubauen“, berichtet Lindlohr.

Zurück in Deutschland zieht sie ein Fazit: „In Nepal geht es in erster Linie ums Überleben. Hier geht es bei der Behandlung vor allem darum, dass die Patienten besser leben können.“ Bereits einen Tag nach ihrer Rückkehr arbeitete die 33-Jährige wieder im Gummersbacher Krankenhaus, übernahm eine 24-Stunden-Schicht in der allgemeinchirurgischen Abteilung. Sie wolle ihre Kollegen ja nicht unnötig strapazieren, sagt Lindlohr, schließlich hätten die in den vergangenen Tagen wegen ihres Ausfalls Mehrarbeit leisten müssen. „Für uns war es selbstverständlich Frau Lindlohr freizustellen und Sonderurlaub zu gewähren. Wenn sich jemand spontan bereit erklärt zu helfen und den Mut dazu hat, bin ich der Letzte, der Nein sagt. Wir sind stolz auf sie“, erklärt Joachim Finklenburg, Hauptgeschäftsführer des Kreiskrankenhauses Gummersbach.

Dieser Artikel von Jessica Schöler erschien am 13.05.2015 bei oberberg-aktuell.de.

Schöler, J. Mitglieder im Einsatz: Gummersbacher Ärztin half in Nepal. Passion Chirurgie. 2015 August, 5(08): Artikel 09_05.

 

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