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Vor kurzem sorgten Ergebnisse einer Studie zum Einsatz von künstlichen Kniegelenken bei Arthrose bundesweit für Schlagzeilen. Die Bertelsmann Stiftung hat in Zusammenarbeit mit dem Science Media Center (SMC) die Daten ermittelt und ausgewertet. Demnach seien seit 2013 in Deutschland wieder mehr künstliche Kniegelenke eingesetzt worden. Zwischen 2013 und 2016 sei die Zahl der Eingriffe von 143.000 auf 169.000 gestiegen. Erklärbar sei dieser Trend laut Bertelsmann Stiftung weder durch medizinische, noch durch demographische oder geografische Einflussfaktoren. In der offiziellen Pressemitteilung heißt es, dass bei den unter 60-Jährigen die Operationszahlen von 27.000 auf 33.000 sogar um 23 Prozent gestiegen sind. „Dass immer mehr jüngere Patienten Knieprothesen bekommen, lässt fragen, ob die Operationen wirklich medizinisch notwendig indiziert sind. Dies ist besorgniserregend“, sagt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

BDC-Vizepräsident Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg kritisiert Mohns Vorwurf: „Am Ende des Krankheitsverlaufes wird immer die Knieprothese stehen, da ein kaputtes Knie nicht heilbar ist“. Laut Rüggeberg unterstelle sie den Ärzten vorsätzliche Körperverletzung durch ihre Aussagen. Es handele sich hierbei um Eingriffe, die von den Patienten gewünscht werden. „Viele entscheiden sich lieber für eine Kniegelenk-Prothese als für eine langwierige konservative Therapie“, fügt der BDC-Vizepräsident hinzu. Dass es insgesamt mehr Eingriffe gibt, erklärt Rüggeberg damit, dass die Menschen immer älter werden und dabei in einem guten gesundheitlichen Zustand sind, dadurch könne auch im hohen Alter noch an eine solche OP gedacht werden. Rüggeberg rät allerdings, erst konservative Therapien zu nutzen und eine OP möglichst lange hinauszuzögern.

In der Studie wird auch betont wie groß die regionalen Unterschiede beim erstmaligen Einsatz eines künstlichen Kniegelenks im Bundesvergleich sind. So heißt es: In Bayern (260 Eingriffe je 100.000 Einwohner) und Thüringen (243) wurde 2016 am meisten operiert. Deutlich weniger Patienten wurden in Berlin (153) und in Mecklenburg-Vorpommern (164) mit einem künstlichen Kniegelenk versorgt. BDC-Vizepräsidenten Prof. Dr. med. Julia Seifert relativiert diese Aussage: „Die Unterschiede haben nichts damit zu tun, dass Menschen in Mecklenburg-Vorpommern bessere Kniegelenke als in Bayern haben. Die Krankenhausversorgung in Deutschland ist regional sehr unterschiedlich. Da SMC die Daten nach Wohnort erhoben hat und das nichts über den OP-Ort aussagt, ist eine Verzerrung der Daten sehr wahrscheinlich.“

Weilbach J: Mehr Knie-OPs: besorgniserregender Trend oder verzerrte Ergebnisse. Passion Chirurgie. 2018 August, 8(08): Artikel 05_02.

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Julia Weilbach

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