01.02.2018 Politik
Kliniken müssen ausreichend Personal auf Intensivstationen vorhalten
Krankenhäuser müssen verpflichtet werden, ausreichend Personal auf Intensivstationen vorzuhalten, fordert der Marburger Bund. „In den Kliniken werden zunehmend mehr Intensivpatienten versorgt, ohne dass die Personalausstattung damit Schritt hält. Die Betreuungsrelation ist zu gering, überlastet Ärzte und Pflegende, erhöht die Fehlerrate und führt zwangsläufig zu Verschlechterungen in der Versorgung. Ohne verpflichtende Personalstandards auf den Intensivstationen bekommen wir das Problem nicht in den Griff“, betonte Dr. Susanne Johna, Bundesvorstandsmitglied des Marburger Bundes, auf dem 11. Nationalen Qualitätskongress Gesundheit in Berlin. Ausdrücklich begrüßte sie die jüngste Verständigung von Deutscher Krankenhausgesellschaft und Krankenkassen, nach der auch Intensivstationen in die Liste pflegesensitiver Bereiche im Krankenhaus aufgenommen werden, für die zukünftig Personaluntergrenzen gelten sollen.
Eine zu geringe Anzahl von Pflegenden pro Intensivpatient mache es kaum noch möglich, dem Patienten in seiner schweren, vielfach lebensbedrohlichen Lage gerecht zu werden. Wenn Ärzte und Pflegende zu wenig Zeit für ihre Patienten haben, steige das Risiko von Komplikationen. So komme es in Phasen personeller Unterbesetzung häufiger zu nosokomialen Infektionen. Johna forderte Politik und Kliniken zu verstärkten Anstrengungen auf: „Internationale Untersuchungen belegen, dass schon ein 10 Prozent höherer Anteil examinierter Pflegekräfte eine Reduzierung der Mortalität von chirurgischen Patienten um 7 Prozent bewirkt. Die Fakten liegen längst auf dem Tisch. Wer sie ignoriert und die Zustände so belässt, wie sie sind, gefährdet die Patienten.“
Ohne Mindestvorgaben würden zudem Kliniken benachteiligt, die eine ausreichende Personalausstattung haben. Verpflichtende Personalstandards zwängen die Krankenhausbetreiber auch dazu, Personalentwicklungskonzepte zu erarbeiten, die nicht nur zur Entlastung der Beschäftigten beitragen könnten, sondern auch der Gesundheitsförderung dienten. „Moderne Krankenhäuser wissen um die Notwendigkeit verlässlicher Dienstpläne, flexibler Arbeitszeitmodelle und familienfreundlicher Maßnahmen. Nur wer die Bedürfnisse seiner Beschäftigten kennt und ihnen Rechnung trägt, wird dauerhaft qualifiziertes Personal an sich binden und neue Fachkräfte gewinnen können“, sagte Johna.
Quelle: Marburger Bund Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V., Reinhardtstr. 36, 10117 Berlin, www.marburger-bund.de, 27.11.2017
Weitere Artikel zum Thema
01.02.2017 Politik
Berufspolitische Überlegungen zur Weiterentwicklung der Viszeralchirurgie
Viszeralchirurgie früher und heute Wer heute Viszeralchirurgie betreibt, sieht sich
31.01.2017 Politik
Herzbericht 2016 – Herzchirurgie in Deutschland
Der in Berlin vorgestellte Herzbericht 2016 bestätigt, dass die herzchirurgische Versorgung bundesweit mit 78 Abteilungen auf hohem Qualitätsniveau etabliert ist. Die Verbesserung der Lebenserwartung - und insbesondere auch der Lebensqualität - der Patienten ist eine wesentliche Prämisse für die in Deutschland knapp 1.000 tätigen Herzchirurgen. „Insgesamt wurden im Jahr 2015 in Deutschland 128.175 Herzoperationen durchgeführt“, erläutert PD Dr. Wolfgang Harringer, erster Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG). „Trotz des kontinuierlichen Anstiegs des Lebensalters, und den damit einhergehenden Begleiterkrankungen, liegen die Überlebensraten der Patienten dank der kontinuierlichen Weiterentwicklungen bestehender, und Initiierung minimalinvasiver, schonenderer Operationsverfahren, weiterhin bei ca. 97 Prozent.“
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.