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Versichertenbefragungen – Gleich zwei Erhebungen belegen, dass das Vertrauensverhältnis zu den niedergelassenen Haus- und Fachärzten sehr gut ist. Gleichzeitig spiegeln sie die Folgen des beginnenden demografischen Wandels in Deutschland wider.

„Die ambulante Versorgung in Deutschland ist gut. Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen leisten jeden Tag einen hervorragenden Job. Das sagen 6.000 Patienten – und das schon seit mehr als zehn Jahren“, erklärte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), heute in Berlin.

Wie auch in den Vorjahren haben 90 Prozent der Befragten das Vertrauensverhältnis zu ihren Ärzten mit „gut“ bis „sehr gut“ bewertet. Sehr gute Noten erhielt auch die Kommunikation der Niedergelassenen mit ihren Patienten. Insgesamt 92 Prozent der Befragten haben auf Basis der Ausführungen ihres zuletzt besuchten Arztes besser verstanden, mit welcher Krankheit sie konfrontiert sind. Ebenso viele konnten auch gut nachvollziehen, wie ihre Behandlung aussieht und was sie selbst dazu beitragen können.

Gleich zwei Befragungen stellte Gassen gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Dr. Stephan Hofmeister und Dr. Thomas Kriedel vor. Im Auftrag der KBV hatte die Forschungsgruppe Wahlen im Zeitraum vom 15. Mai 2017 bis zum 27. Juni 2017 eine telefonische Umfrage bei über 6.000 Versicherten zu ihrer Einschätzung der Versorgungssituation in Deutschland gemacht. Zusätzlich führte die Patientenprojekte GmbH eine qualitative Untersuchung mit Fokusgruppen mit ähnlichen Fragestellungen in vier verschiedenen Regionen durch.

Das Phänomen einer älter werdenden Gesamtbevölkerung macht auch vor den rund neun Millionen privat Versicherten nicht halt. Die Folge: Die Zahl der Arztbesuche steigt, und es gibt weniger Unterschiede bei den Wartezeiten (im Vergleich zu 70 Millionen gesetzlich Krankenversicherten). Sofort und ohne jegliches Warten wurden insgesamt 42 Prozent der Patienten behandelt. Länger als drei Wochen dauerte es bei 15 Prozent der Befragten, bis sie ihren Termin bekamen. „Man muss natürlich immer nach der Art des Termins fragen. Wenn es sich um eine Vorsorgeuntersuchung handelt, so kann diese innerhalb der nächsten Wochen angesetzt werden“, erläuterte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV.

Für 73 Prozent aller Befragten gibt es dort, wo sie wohnen, genügend Hausärzte. Was die Versorgung mit Fachärzten vor Ort angeht, halten diese 51 Prozent für ausreichend. Allerdings resultiert aus der subjektiven Wahrnehmung eines Ärztemangels für die Befragten nicht automatisch ein Versorgungsengpass. Dass sie persönlich schon einmal ein Problem hatten, einen geeigneten Facharzt zu finden, sagt in allen Regionen und Gruppen immer nur eine Minderheit.

Die Befragungen weisen einen weiteren klaren Trend auf: Die Patienten informieren sich sowohl vor als auch nach dem Arztbesuch im Internet über ihre Beschwerden und Diagnosen. „Sie wünschen sich im Netz allerdings eine zuverlässige, am liebsten von Ärzten beglaubigte Informationsquelle“, sagte Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des KBV-Vorstands. Von den befragten Smartphone-Besitzern nutzen zwar „nur“ 18 Prozent Gesundheits-Apps, doch 61 Prozent dieser Gruppe erachten ein Gütesiegel für solche Apps als sehr wichtig oder wichtig.

Als Aufgabe nimmt die KBV mit, dass die bundesweite Bereitschaftsdienstnummer 116117 bekannter gemacht werden muss. Zwar wählen bereits jährlich über sechs Millionen Bürger die Nummer, wenn sie außerhalb der Praxisöffnungszeiten ärztliche Hilfe brauchen. Aber es hat sich gezeigt, dass immer noch sehr viel Unsicherheit bei den Patienten herrscht, wohin sie sich wenden sollen. Deshalb gehen zu viele ins Krankenhaus bzw. in die Notfallambulanz, obwohl sie keine Notfälle sind.

Versichertenbefragungen 2017

Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung, Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin, www.kbv.de

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