11.09.2019 Politik
“Jeder Mitarbeiter in med. Einrichtungen hat ein Recht, vor Infektionen geschützt zu werden!”

Zum diesjährigen Welttag der Patientensicherheit am 17. September 2019 fordert der BVMed-Fachbereich “Nosokomiale Infektionen” (FBNI), dass in Kliniken, Pflegeheimen und ambulanten Einrichtungen noch mehr Anstrengungen für besseren Infektionsschutz und damit für mehr Patientensicherheit unternommen werden.
“Jeder Patient und jeder Mitarbeiter in medizinischen Einrichtungen in Deutschland hat ein Recht, vor gefährlichen und im Zweifel lebensbedrohlichen Infektionen geschützt zu werden”, so BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. Denn: Laut Robert Koch-Institut (RKI) infizieren sich in Deutschland jedes Jahr schätzungsweise 400.000 bis 600.000 Patienten im Krankenhaus mit einem Erreger. Ungefähr 10.000 bis 15.000 dieser Krankenhausinfektionen führen zum Tod. Eine Hochrechnung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene geht sogar von 800.000 bis 1,2 Millionen nosokomialen Infektionen und 20.000 bis 30.000 Todesfällen pro Jahr in Deutschland aus. Dabei gelten 20 bis 30 Prozent der Infektionen als vermeidbar – vor allem durch bessere Hygiene.
Die häufigsten Folgen solcher Infektionen sind Lungenentzündungen, Sepsis (Blutvergiftung), Harnwegs- und Wundinfektionen. In Folge dieser Infektionen sterben rund viermal so viele Menschen wie durch Unfälle im Straßenverkehr (bezogen auf 15.000 Sterbefälle) jährlich. Neben dem persönlichen Leid für die Betroffenen und deren Angehörige, ausgelöst durch Todesfälle oder bleibende Komplikationen nach Infektionen, wird auch das Gesundheitssystem stark und unnötig belastet. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS, www.aps-ev.de) geht beispielsweise davon aus, dass 15 Prozent aller Aktivitäten und Kosten im Krankenhausbereich auf unzureichende Maßnahmen zum Schutz der Patientensicherheit zurückzuführen sind.
Die Vermeidung von Infektionen setzt bewusstes Handeln aller Beteiligten voraus. “Hier gilt ganz klar der Grundsatz: Prävention geht vor Behandlung”, so Möll. Die breit geführte Diskussion über neue Optionen der Therapie, wie beispielsweise den Einsatz von Antibiotika, ist wichtig. Sie darf jedoch keinesfalls die Aufmerksamkeit für die Prävention von Infektionen überlagern. Verbindliche Standards zur Infektionsprävention sind dafür Voraussetzung. Die einschlägigen Empfehlungen zur Verhinderung von Infektionen, wie die der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (KRINKO), müssen in allen Bundesländern verbindlich und vollständig implementiert werden.
Denn die konsequente Umsetzung von Präventionsmaßnahmen ist das effektivste Mittel zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen. Alle Möglichkeiten, die den Schutz und damit die Sicherheit der Patienten vor Infektionen erhöhen, sollten auch tatsächlich zum Einsatz kommen und nicht Zeit- oder Kostendruck zum Opfer fallen. Das beginnt mit der Händedesinfektion und geht weiter mit vorbeugenden Maßnahmen bei der Krankenbehandlung, vor und während einer Operation, sowie in der postoperativen Versorgung.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den 17. September daher zum jährlichen Welttag der Patientensicherheit ernannt.
Quelle: Bundesverband Medizintechnologie e. V., Reinhardtstraße 29b, 10117 Berlin, www.bvmed.de, 11.09.2019
Weitere aktuelle Artikel
01.12.2025 Aus- & Weiterbildung
Gen-Z und Weiterbildung in der Chirurgie
Die chirurgische Facharztweiterbildung steht an einem kritischen Wendepunkt. Die Generation Z (Ärztinnen und Ärzte, die ab 1997 geboren wurden und vollständig in einer digital vernetzten Welt aufgewachsen sind) tritt mit einem neuen Werteverständnis in die Kliniken ein [1, 2]. Geprägt von permanenter Vernetzung, sozialer Vielfalt und dem starken Fokus auf individuellen Sinn und Selbstverwirklichung, fordern sie eine Arbeitswelt, die mit der traditionellen Krankenhauskultur oft diametral kollidiert [3, 4].
01.12.2025 Politik
Berufspolitik aktuell: Zwischenbilanz
Nach einem dreiviertel Jahr ist es noch zu früh, eine abschließende Bewertung der Arbeit der neuen Gesundheitsministerin Nina Warken vorzunehmen. Bislang sind nur einige eher administrative Verordnungen erlassen worden; die im Koalitionsvertrag angedachten Gesetze befinden sich noch in der Vorbereitung, einige sind inzwischen vom Kabinett beschlossen und damit in das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren eingespeist worden.
01.12.2025 Aus- & Weiterbildung
Förderung der Motivation in die Chirurgie zu gehen
Es ist falsch anzunehmen, dass die junge Generation, die sog. Generation Z, keine Motivation oder Lust hat, etwas zu lernen, zu arbeiten oder in eine Führungsposition aufsteigen zu wollen, wie es hin und wieder gerne unterstellt wird. Wir wissen, wie lang und steinig der Weg vom Abitur bis zum ersehnten Ziel, den erfolgreichen Abschluss mit der Approbation ist.
01.11.2025 Aus- & Weiterbildung
BDC-Praxistest: Hospitationsbörse der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Chirurgie
Die Umsetzung der Krankenhausreform mit der dazugehörigen Festlegung der Leistungsgruppen, wie sie in diesem Jahr in Nordrhein-Westfahlen schon gestartet ist, wird auch für die Weiterbildung im Fach Viszeralchirurgie erhebliche Auswirkungen haben.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.

