01.01.2019 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Waschbecken als Quelle von Infektionen
Siphons in Waschbecken enthalten grundsätzlich Biofilme, in denen Bakterien gut wachsen können. Daher findet man immer in Siphons typische Wasserkeime wie z. B. Pseudomonas aeruginosa. Dies ist auch der Grund, warum der Wasserstrahl aus dem Hahn nicht direkt in den Abfluss gerichtet sein soll, da es dann zu einer massiven Aerosolbildung kommen kann mit Verschleppung von potenziell pathogenen Keimen in die Luft sowie an Kleidung und Hände des Personals.
Auf Intensivstationen haben sich Siphons von Waschbecken nicht selten als Quelle von Ausbrüchen nosokomialer Infektionen erwiesen. Dies gilt ganz besonders für Ausbrüche mit multiresistenten Erregern. Ursache dürfte sein, dass das Wasser, das zum Waschen der Patienten benutzt wurde, in der Vergangenheit meist in diese Waschbecken entsorgt wurde, sodass vom Patienten stammende multiresistente Erreger sich dort vermehren konnten. Ein Austausch der Siphons ist keine dauerhafte Lösung, da eine Rekontamination aus den Fallrohren erfolgt. Allenfalls aufheizbare Siphon-Ummantelungen können das Problem beseitigen, sie sind aber teuer und teilweise technisch störanfällig. Daher sollten bei Neubau oder Renovierung von Intensivstationen in den Patientenzimmern keine Waschbecken mehr installiert werden.
Im Zusammenhang mit Waschbecken kommt es darüber hinaus auch oft zu Verhaltensfehlern auf Intensivstationen, siehe Abbildung 1.
Wenn die Zimmer sehr klein sind und Ablagemöglichkeiten fehlen, werden häufig Bettdecken und Kissen beim Waschen des Patienten auf dem Waschbecken zwischengelagert. Dies ist unbedingt zu vermeiden, da es so zur Verschleppung von z. B. Pseudomonas spp. und anderen Wasserkeimen auf die Patienten kommen kann.
Bidets sollten im Krankenhaus überhaupt nicht mehr vorhanden sein. 10 Prozent der Bevölkerung sind Träger von multiresistenten gramnegativen Keimen im Darm, die leicht über Bidets verteilt werden können. Ein Ausspülen von Wunden darf darüber hinaus nur mit sterilem Wasser erfolgen.
Popp W, Zastrow KD: Waschbecken als Quelle von Infektionen. Passion Chirurgie. 2019 Januar; 9(01): Artikel 04_05.
Autoren des Artikels
Prof. Dr. med. Walter Popp
Ärztlicher LeiterHyKoMed GmbHVizepräsident der Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) kontaktierenProf. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
Chefarzt des Hygiene-Instituts der REGIOMED-Kliniken Bayern/ Thüringen kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
01.10.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Teilhabe am Arbeitsleben im OP erhalten
Nicht selten führen gesundheitliche Probleme, vor allem bei älteren Arbeitnehmer:innen zu Einschränkungen der Einsatzfähigkeit im OP. Folge kann Krankschreibung oder vorzeitige Rente sein. Es gibt aber auch MitarbeiterInnen, die gerne weiterarbeiten wollen. In diesem Fall ist der Betriebsarzt zuständig, zu beraten und Lösungsmöglichkeiten anzubieten.
01.09.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Was tun bei einem Ausfall der raumlufttechnischen Anlage (RLT-Anlage) im OP-Saal?
Wenn die RLT-Anlage intraoperativ durch technischen Defekt ausfällt, muss die laufende Operation zu Ende geführt werden. Sofern möglich, erfolgen weitere geplante Operationen in einem anderen OP-Saal mit funktionierender RLT-Anlage.
01.06.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Verunreinigungen der Gewebe bei TAV-OP-Decken
Zum Erzielen einer turbulenzarmen Verdrängungsströmung (TAV) ist in OP-Sälen der Raumklasse Ia nach DIN 1946-4 über dem OP-Feld eine Gewebedecke montiert. Diese wird u. a. im Rahmen von endoprothetischen Operationen durch Blut bzw. Gewebespitzer kontaminiert.
01.05.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Qualitätsanforderungen an Mund-Nasen-Schutz
Häufig kursieren im Internet Bilder von Operationsteams mit unter der Nase getragenem Mund-Nasen-Schutz (MNS) und sichtbaren Bärten. Kaum diskutiert wird dagegen das Problem von qualitativ schlechtem MNS. Es fehlt beispielsweise das CE-Kennzeichen. Manchmal ist sogar ausdrücklich vermerkt, dass die Maske keine medizinische Maske ist und nicht für den Arbeitsschutz verwandt werden darf.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.