20.09.2025 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Umziehen nach septischer Operation?

FRAGE:
Nach jeder Operation im septischen OP-Saal soll in unserem Krankenhaus ein kompletter Wechsel der Bereichskleidung durchgeführt werden. Ist das wirklich notwendig?
ANTWORT:
Das komplette Umkleiden nach einer septischen Operation ist ein nicht mehr zeitgemäßes Ritual. Die früher benutzten OP-Mäntel aus Baumwolle waren nicht dicht, sobald sie feucht wurden. Darum galt die darunter befindliche Bereichskleidung nach einer septischen Operation als potenziell kontaminiert und musste gewechselt werden, damit es bei der nächsten Operation mit frischem, aber ebenfalls undichtem OP-Mantel nicht zur Kontamination der Operationswunde kommt.
Heute verhindern OP-Mäntel nach DIN EN 13795-1:2019-06 (Operationskleidung und -abdecktücher – Anforderungen und Prüfverfahren – Teil 1: Operationsabdecktücher und -mäntel) vollständig ein Durchdringen von Mikroorganismen in beide Richtungen. Ein Wechsel der Bereichskleidung nach einer septischen Operation ist daher nicht mehr erforderlich. Allerdings sind bei sichtbarer Kontamination des Fußbodens mit infektiösem Material die OP-Schuhe zu wechseln, bevor der Saal verlassen wird.
Die in Deutschland als Stand der Wissenschaft geltenden KRINKO-Empfehlungen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen (Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 4, 2018) enthalten außerdem folgenden Text zum Sinn sogenannter septischer OP-Säle: Weist et al. fanden 1988 nur an patientennahen Oberflächen Hinweise auf eine unterschiedliche Erregerbelastung bei „septischen“ vs. „aseptischen“ Eingriffen. Eine jüngere Beobachtungsstudie konnte bei allgemeinchirurgischen Eingriffen der Kontaminationsklassen I und II vs. Kontaminationsklasse IV keine unterschiedliche Belastung von Luft oder Oberflächen finden. Angaben zu SSI-Raten werden jeweils zu dieser Frage nicht gemacht. Mithin ergibt sich bislang kein Nachweis dafür, dass eine Trennung der OP-Räume nach Kontaminationsklassen („septischer OP-Saal“) das SSI-Risiko senken kann.
Allerdings fordern die Berufsgenossenschaften im Rahmen des Verletzungsartenverfahrens (VAV) für ihre Patienten das Vorhalten eines septischen OP-Saals mit septischer Patientenschleuse. Dieser Forderung ist nachzukommen (auch wenn sie wissenschaftlich nicht begründet ist).
Der Kurztipp im Auftrag der DGKH gibt die Meinung der Autoren wieder.
Jatzwauk L, Groth M, Hübner NO, Kohnen W: Hygiene-Tipp: Umziehen nach septischer Operation? Passion Chirurgie. 2025 Oktober; 15(10): Artikel 04_03.
Autor:innen des Artikels
Weitere aktuelle Artikel
01.03.2019 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Luftqualität im OP-Saal
Nachdem in letzter Zeit in einzelnen Veröffentlichungen behauptet wurde, dass bezüglich der Luftgüte Raumklasse Ia in OP-Sälen überhaupt nicht erforderlich ist, hat die DGKH hierzu eine Stellungnahme veröffentlicht.
01.02.2019 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Verbandswechsel und Wundversorgung
Septische Wunden sind mit der gleichen hygienischen Sorgfalt zu behandeln wie aseptische Wunden. Bei der Verband-Visite ist die Reihenfolge aseptischer, möglicherweise infizierter septischen Wunden einzuhalten. Patienten mit infizierten Wunden müssen in anderen Zimmern untergebracht werden als Patienten mit aseptischen Wunden.
01.01.2019 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Waschbecken als Quelle von Infektionen
Siphons in Waschbecken enthalten grundsätzlich Biofilme, in denen Bakterien gut wachsen können. Daher findet man immer in Siphons typische Wasserkeime wie z. B. Pseudomonas aeruginosa.
01.12.2018 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Multiresistente Erreger – Folge fehlerhafter Antibiotikatherapie
Infektionskrankheiten hatten noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allen anderen Erkrankungen hinsichtlich Morbidität und Mortalität die größte epidemiologische Bedeutung.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.