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© iStock/Maica

Seit vielen Jahren sind Bauchnabelpiercings als Körperschmuck in Mode und zwischenzeitlich in nahezu allen Altersstufen verbreitet. So wie Schmuck an Händen und Unterarmen eine wirksame hygienische Händedesinfektion verhindert, so kann auch ein Bauchnabelpiercing zu erheblichen Einschränkungen bei einer notwendigen Hautantiseptik führen.

Abhängig von der körperlichen Konstitution findet sich zudem oft eine tief eingezogene Nabelgrube. Der Nabelgrund ist meist nicht einsehbar. In der tiefliegenden Nabelgrube sammeln sich leicht Sekret, Hautschuppen und Textilfusseln. Im Laufe der Zeit können so auch fest anhaftende Auflagerungen, nicht selten sogar „Nabelsteine/Nabelkrokant“ entstehen. Eine sorgfältige Reinigung einer tiefliegenden Nabelgrube wird oft durch den einliegenden Körperschmuck stark eingeschränkt oder vernachlässigt. Das Lumen des Piercingkanals/Fistelgang wird bei der Hautantiseptik nicht immer sicher und vollständig erreicht. Die Haut der Nabelgrube ist zudem zart und leicht verletzlich.

Es ist notwendig diese besonderen Eigenschaften bei der präoperativen Hautantiseptik gesondert zu berücksichtigen. Oftmals ist eine zusätzliche schonende und sorgfältige Reinigung der Nabelgrube mit Entfernung von Talg und krustigem Material aus der Nabelgrube und anschließender Trocknung bereits im Vorfeld der Operation erforderlich.

Patienten mit einem Bauchnabelpiercing und zudem besonders tiefliegendem Bauchnabel sollten vor der Operation auf eine schonende mechanische Reinigung mit Ausduschen und Trocknung der Nabelgrube hingewiesen werden. Mehrmaliges aufweichen und Ausduschen verhindert Mikroverletzungen der Haut. Selbst mit einem Wattestäbchen soll hier nur sehr vorsichtig manipuliert werden, um bei der groben Reinigung Mikroverletzungen der empfindlichen oft auch faltigen Haut am Boden der Nabelgrube zu verhindern. Auch nur geringe Restverschmutzungen machen die Hautantiseptik in diesem Bereich unwirksam und fördern eine Wundinfektion.

Piercings werden meist auch aus Angst „der Fistelkanal könne sich leicht verschließen“ erst unmittelbar vor der Operation entfernt. Eine vorausgehende gründliche Reinigung wird nicht durchgeführt oder ersatzweise Platzhalter aus Kunststoff in den Piercing-Kanal eingebracht.

Empfehlungen

  • Nabelgrube und Fistelgang des Piercings sollten mit verlängerter Einwirkzeit bei der präoperativen Hautantiseptik berücksichtigt werden.
  • Eine gründliche und schonende mechanische Reinigung ist zwingende Voraussetzung für eine wirksame Hautantiseptik.
  • Mikroverletzungen der empfindlichen Haut der Nabelgrube müssen vermieden werden.

Der Kurz Tipp gibt die Meinung der Autoren wieder.

Zastrow KD, Adler H: Hygiene-Tipp. Infektionsquelle Bauchnabel – Piercing im Visier. Passion Chirurgie. 2019 Juli; 9(07): Artikel 04_03.

Autoren des Artikels

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Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow

Chefarzt des Hygiene-Instituts der REGIOMED-Kliniken Bayern/ Thüringen kontaktieren
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Dr. med. Helmut Adler

Hygieneinstitut der REGIOMEDKLINIKEN Bayern/ThüringenFacharzt für Chirurgie, NotfallmedizinCurriculärer Krankenhaushygieniker

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