01.06.2019 Stationär
Hygiene-Tipp: Periphere Venenkatheter
Das Infektionsrisiko, das periphere Verweilkanülen mit sich bringen, wird in der Regel unterschätzt, aber auch sie können Ausgangspunkt einer Sepsis sein.
Daher ist es von erheblicher Bedeutung, die folgenden Forderungen einzuhalten:
- ausschließlich sterile Spritzen, Kanülen und Instrumente verwenden,
- hygienische Händedesinfektion durchführen (Haut durch Aufsprühen des Desinfektionsmittels satt benetzen, mit sterilisiertem Tupfer verreiben, erneut aufsprühen und Einwirkzeit abwarten, die vom Hersteller deklarierte Einwirkzeit des Antiseptikums ist zu beachten),
- Einmalhandschuhe anlegen (Personalschutz!),
- empfehlenswert ist eine Verwendung von peripheren Verweilkanülen aus Polyurethan und Polytetrafluorethylen (PTFE, „Teflon“), dadurch gibt es eine deutlich geringere Phlebitisrate,
- desinfizierte Einstichstelle vor Venenpunktion nicht mehr palpieren (ist nach der Desinfektion dennoch eine erneute Palpation der Haut im Bereich der Punktionsstelle erforderlich, sind hierfür sterile Handschuhe zu verwenden),
- bei wiederholter Palpation der Einstichstelle muss die Hautdesinfektion wiederholt werden,
- bei Fehlpunktion Kanüle verwerfen und neue Kanüle verwenden,
- sterile Transparentverbände und sterile Gazeverbände scheinen nach neuesten Erkenntnissen aus hygienischer Sicht gleichwertig zu sein, jedoch muss der Transparentverband möglichst blasenfrei aufgebracht werden, denn die Blasen unter dem Transparentverband bieten ein ideales Milieu (feucht und warm) zur Vermehrung von Mikroorganismen,
- bei Einsatz von Gazeverbänden nach erfolgter Punktion sterile Kompresse unter und auf den venösen Zugang legen, allseits umschließendes Pflaster aufbringen,
- eine punktionsnahe Applikation von unsterilen Pflasterstreifen ist zu vermeiden,
- Verbände sind täglich zu inspizieren, bei Gazeverbänden die Insertionsstelle durch Palpation auf Druckschmerz untersuchen; bei eingeschränkter Kooperationsfähigkeit des Patienten ist ein täglicher Verbandwechsel erforderlich, wenn der Verband keine Inspektion der Einstichstelle zulässt, der Verband ist nur bei Bedarf zu wechseln (Durchfeuchtung, Verschmutzung, Ablösung, Infektionsverdacht),
- Venenverweilkanülen können so lange liegen bleiben, wie sie klinisch benötigt werden und keine Komplikationszeichen vorliegen; ein routinemäßiger Wechsel ist nicht erforderlich, die Indikation muss täglich neu überprüft werden,
- sofortige Entfernung bei fehlender Indikation und beim Vorliegen von Infektionszeichen oder anderen Katheter bedingten Komplikationen, z. B. apparente Phlebitis,
- wenn Verweilkatheter oder Verweilkanülen unter eingeschränkt aseptischen Notfallbedingungen gelegt wurden, sind diese so schnell wie möglich zu entfernen und unter hygienisch einwandfreien Bedingungen neu zu legen,
- nach dem Entfernen der Kanüle ist die Einstichstelle steril abzudecken.
Der Kurz Tipp gibt die Meinung der Autoren wieder.
Zastrow KD, Adler H: Periphere Venenkatheter. Passion Chirurgie. 2019 Juni; 9(06): Artikel 04_06.
Autoren des Artikels
Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
Chefarzt des Hygiene-Instituts der REGIOMED-Kliniken Bayern/ Thüringen kontaktierenDr. med. Helmut Adler
Hygieneinstitut der REGIOMEDKLINIKEN Bayern/ThüringenFacharzt für Chirurgie, NotfallmedizinCurriculärer KrankenhaushygienikerWeitere Artikel zum Thema
01.12.2019 Safety Clip
Safety Clip: Tatort Krankenhaus – wenn Patientenwohl nicht mehr im Vordergrund steht
Der Fall des ehemaligen Krankenpflegers Niels Högel hat Deutschland erschüttert: Der 42-Jährige ist Anfang Juni 2019 wegen 85-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. In Kliniken in Delmenhorst und Oldenburg hat er nach Erkenntnissen des Gerichtes immer wieder Patienten Medikamente gespritzt, um die Menschen in einen lebensgefährlichen Zustand zu versetzen. Bei der anschließenden Reanimation wollte er dann als Retter dastehen. Viele Patienten haben das nicht überlebt, 85 Morde sieht das Gericht als erwiesen an.
01.11.2019 Hygiene
Hygiene-Tipp: Handschuhe und Handschuhwechsel im OP: Wie und wann?
OP-Handschuhe dienen neben der chirurgischen Händedesinfektion als Infektionsschutz für Patient, Operateur und Assistenz. Dieser Schutz ist durch Tragedauer und Materialermüdung zeitlich begrenzt. Jede Handschuhperforation birgt die Gefahr der Übertragung von Mikroorganismen.
01.10.2019 Stationär
Safety Clip: Aus Zwei mach Eins – Von der monodisziplinären Notaufnahme hin zur Zentralen Notaufnahme
In der Vergangenheit und zum Teil bis heute sind viele deutsche Notaufnahmen monodisziplinär organisiert. Aber das Thema „Zentrale Notaufnahme“ ist inzwischen in aller Munde, spätestens seit der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im April 2018 ein gestuftes System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern beschlossen hat.
01.10.2019 Hygiene
Hygiene-Tipp: Die Anlage eines transurethralen Harnblasenkatheters im OP oder „Leg mal schnell noch einen DK“
Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten nosokomialen Infektionen. Das Infektionsrisiko, das transurethrale Dauerkatheter (DK) mit sich bringen, wird in der Regel unterschätzt, aber auch sie können Ausgangspunkt einer Sepsis sein. Transurethrale Dauerkatheter sind der bedeutendste Risikofaktor für eine aufsteigende Harnwegsinfektion.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.