01.10.2019 Hygiene
Hygiene-Tipp: Die Anlage eines transurethralen Harnblasenkatheters im OP oder „Leg mal schnell noch einen DK“

Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten nosokomialen Infektionen. Das Infektionsrisiko, das transurethrale Dauerkatheter (DK) mit sich bringen, wird in der Regel unterschätzt, aber auch sie können Ausgangspunkt einer Sepsis sein. Transurethrale Dauerkatheter sind der bedeutendste Risikofaktor für eine aufsteigende Harnwegsinfektion. Daher ist es von erheblicher Bedeutung, die nachfolgenden Forderungen stets einzuhalten:
- Es bedarf stets einer streng ärztlich gut begründeten und dokumentierten Indikation.
- Vollsilikon besitzt die höchste Biokompatibilität und -stabilität. Es ist daher für die transurethrale und suprapubische Langzeitdrainage am besten geeignet. Die Möglichkeit der Vermeidung einer mukopurulenten Membran ist bei diesem Material am größten.
- Die Katheterstärke ist an die Harnröhrenöffnung anzupassen, um Schleimhautschäden zu vermeiden, denn durch Mikroläsionen der Schleimhaut können Infektionserreger in die Blutbahn eintreten. Solange noch überwiegend Latexkatheter eingesetzt wurden, war dies eine der häufigsten Ursachen für eine Urosepsis.
- Die Katheterisierung muss stets aseptisch, mit sterilen Handschuhen, sterilem Abdeckmaterial und sterilen Tupfern durchgeführt werden. Erfolgt die DK-Anlage unmittelbar präoperativ, bestimmt der Operateur in Absprache mit dem Anästhesisten die Liegedauer. Besteht keine weitere Indikation für den Dauerkatheter wird der Katheter noch im Operationssaal, vor dem Ausschleusen, beim „Entlagern“ entfernt.
- Falls eine längerfristige (>5 Tage) Drainage der Harnblase erforderlich ist, sollte zur Vermeidung der urethralen mukopurulenten Membran durch Umgehung der Harnröhre der suprapubische Harnblasenkatheter dem transurethralen Verweilkatheter vorgezogen werden, sofern keine Kontraindikation besteht.
- Haut- und Schleimhaut müssen mit Tupfern, die mit Desinfektionsmittel „klatsch-nass“ getränkt sind, vollständig benetzt werden.
- Die vom Hersteller deklarierte Einwirkzeit des Desinfektionsmittels ist zu beachten.
- Gleitmittel sind nur in steriler Form zu verwenden.
- Blocken erfolgt mit sterilem Aqua dest. oder 8- bis 10-prozentiger Glycerin-Wasserlösung.
- Es sind nur geschlossene Ableitungssysteme mit geeigneter Probennahmestelle, Rückflusssperre und Luftausgleichsventil zu verwenden.
- Der Auffangbeutel muss vor jedem Transport des Patienten geleert werden, vor allem bei Umlagerung auf eine Trage oder den OP Tisch.
- Katheter und Drainageschlauch dürfen grundsätzlich nicht diskonnektiert werden.
- Wenn dies nicht zu vermeiden ist, muss vor der Manipulation an der Konnektionsstelle eine Desinfektion durch sprühen – wischen – sprühen mit einem Präparat auf Alkoholbasis erfolgen.
- Hygienische Händedesinfektion erfolgt vor und nach jeder Manipulation am Blasenverweilkatheter oder Drainagesystem.
Der Hygiene-Tipp gibt die Meinung der Autoren wieder.
Zastrow KD, Adler H: Hygiene-Tipp: Die Anlage eines transurethralen Harnblasenkatheters im OP oder „Leg mal schnell noch einen DK“. Passion Chirurgie. 2019 Oktober; 9(10): Artikel 04_07.
Autoren des Artikels

Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
Chefarzt des Hygiene-Instituts der REGIOMED-Kliniken Bayern/ Thüringen kontaktieren
Dr. med. Helmut Adler
Hygieneinstitut der REGIOMEDKLINIKEN Bayern/ThüringenFacharzt für Chirurgie, NotfallmedizinCurriculärer KrankenhaushygienikerWeitere Artikel zum Thema
18.04.2023 Hygiene
Passion Chirurgie im April: Hygiene & Wundversorgung
Wundversorgung - schon wieder? Ja, gerade weil es ein Thema ist, das in einem Dilemma steckt, da die Therapie chronischer Wunden noch immer nicht durch einen bundesweiten und alle Krankenkassen umfassenden Versorgungsvertrag geregelt ist. Aber es tut sich etwas: Wir können in diesem Heft über einige gute Ansätze und Beispiele berichten. Lesen Sie selbst.
01.04.2023 Fachübergreifend
Versorgung von chronischen Wunden in der chirurgischen Praxis
Der hier dargestellte Organisationsablauf kann und soll nur eine Möglichkeit der Organisation sein, selbstverständlich ist dieser nur auf unsere Praxis zugeschnitten, kann und muss auf die individuellen Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Es soll hier keine dogmatische Darstellung erfolgen.
01.04.2023 Fachübergreifend
Innovationsfondsprojekt holt die Wundbehandlung zurück in die Arztpraxis
Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) und eine Reihe von Partnern haben vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) den Zuschlag über 5,5 Millionen Euro für das Projekt „IP-Wunde“ erhalten – „Infrastruktur und Prozesse für optimierte Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden – dezentral und regelversorgungsnah in Bremen: IP-Wunde“. Beteiligt sind neben der KVHB die AOK Bremen/Bremerhaven, das Kompetenzzentrum für Klinische Studien Bremen und die Hamburger Firma IVP Networks.
01.04.2023 Fachübergreifend
Digital und vernetzt – Besondere Versorgung chronischer Wunden
Die Versorgung chronischer Wunden stellt nicht nur für Patient:innen und Angehörige eine Belastung dar, sondern fordert auch ärztliches und pflegerisches Personal in ihrem Arbeitsalltag. Der bundesweit gültige besondere Versorgungsvertrag „Innovative Wundversorgung – gut vernetzt, besser verheilt“, den das Hamburger Unternehmen IVPNetworks GmbH im Auftrag der DAK Gesundheit und der IKK classic umsetzt, geht einen neuen Weg in der Versorgung chronischer Wunden. IVP hat Erfahrung bei der Umsetzung solcher Konzepte – seit über 10 Jahren entwickelt das Team individuelle Programme jenseits der Regelversorgung.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.