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Vor Operationen beschäftigen Kinder viele Fragen: Warum wird man überhaupt operiert? Was passiert da eigentlich? Und merke ich dabei etwas? Um Kindern diese Fragen zu beantworten und ihnen auch die Angst vor anstehenden Operationen zu nehmen, haben Caroline Körner und Kathrin Schmidt den gemeinnützigen Verein Hummelkind®-Visite e.V. gegründet.

Wie sind Sie auf die Idee für Ihren Verein gekommen?

Kathrin Schmidt: Ein Klinikaufenthalt bedeutet für Kinder oft Stress, Angst, körperliche Schmerzen und Verunsicherung. Wir wissen das aus eigener Erfahrung. Ich bin Mutter von zwei kleinen Kindern und Caroline Körner hat selbst lange Krankenhausaufenthalte hinter sich.

Wie schön wäre es da, wenn dort bereits ein Freund auf das Kind warten würde. Ein Freund, der sich im Krankenhaus gut auskennt und Dinge erklären kann. Unsere Hummelkinder sind solche Freunde. Sie helfen Kindern mit ihren Krankheiten zurecht zu kommen und bauen bei den „Visiten“ durch kindgerechte Information Ängste ab. Den Verein haben wir mit dem Ziel gegründet, den Klinikaufenthalt für Kinder angenehmer zu gestalten und um die Hummelkinder dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden: zu den Kindern ins Krankenhaus. Medizinstudenten besuchen zusammen mit den Hummelkindern die kleinen Patienten direkt am Krankenbett und sprechen ihnen Mut zu und beantworten ihre Fragen. Durch die unterstützende medizinische Aufklärung möchten wir Ängste abbauen bzw. gar nicht erst entstehen lassen. Die Visiten bieten Kindern nicht nur eine willkommene Abwechslung, die Medizinstudenten üben sich im praxisnahen Patientenkontakt und das medizinische Personal wird entlastet.

Was steckt hinter der Hummel?

Caroline Körner: Wir hätten auch Katzen- oder Hundekinder nehmen können. Aber diese Tiere sind meist von Kindern schon in irgendeiner Art und Weise besetzt. Der eine hat Angst vor Hunden, der andere meidet Katzen. Nun, unsere Hummelkinder haben garantiert noch niemanden gekratzt oder gebissen. Sie sind neutral und erwecken einen Kuschel- und Beschütz-mich-Instinkt. Große Augen, flauschig und niedlich – das kommt gut an. Sie sind gute Identifikationsfiguren, ohne belehrend zu wirken, wie beispielsweise ein anderes Kind oder ein Erwachsener. Sie kommunizieren auf Augenhöhe mit den kleinen Patienten, denn sie sind ja selbst Kinder.

Wie läuft eine Hummelkind-Visite genau ab?

Kathrin Schmidt: Unser erster Anlaufpunkt ist das Schwesternzimmer bzw. das Zimmer des Pflegepersonals der jeweiligen Station. Dort erfahren wir, wie viele Kinder auf Station untergebracht sind, welche Krankheitsfälle vertreten sind und welchen Kindern wir uns besonders zuwenden sollten. Das sind meist Kinder, die lange allein bleiben müssen, weil die Eltern nicht anwesend sein können oder Kinder, die Angst haben oder unglücklich sind.

Wir kommen meist zu zweit oder zu dritt auf die Station und haben auch unsere Klinik-Starter-Pakete dabei, die wir den Kindern als Willkommensgeschenk überreichen. Darin befindet sich ein Buch über die Operation. Dieses sehen wir uns zusammen mit den Kindern an, lesen ihnen daraus vor und beantworten Fragen. Manchmal spielen wir dann zusammen auch noch irgendetwas.

Die Art und Dauer der Beschäftigung und der Zuwendung ist vom jeweiligen Kind abhängig. Manch ein Kind möchte uns gar nicht wieder gehen lassen, ein anderes möchte lieber für sich sein, eines hat viele Fragen zum Krankenhaus und der Operation, ein anderes mag einfach nur abgelenkt werden. Das ist ganz unterschiedlich und wir richten uns danach.

Welche ganz besondere Erfahrung mit einem „kleinen Patienten“ hat Sie besonders beeindruckt?

Caroline Körner: Es ist schon ein tolles Gefühl zu sehen, wie sehr sich die Kinder über unsere Besuche freuen. Es gibt so viele schöne Erfahrungen, z. B. die mit dem kleinen Jungen, der nicht sprechen wollte und dann doch lachte, als wir seinen Namen erraten konnten. Oder das kleine syrische Mädchen, dass unsere Sprache nicht kannte, aber mit dem wir durch Hummelkind Simon doch eine Möglichkeit der Kommunikation fanden. Simon war dann ihr einziges Spielzeug in der Klinik. Sie wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Dann war da ein Junge, der Angst hatte bei seiner Operation aufzuwachen. Er ließ sich dann doch beruhigen, als wir ihm erklärten, wie so eine Operation abläuft. Da wir die Materialien selbst entwickelt haben, geht uns natürlich das Herz auf, wenn wir sehen, wie die Plüsch-Hummelkinder in die kleinen Ärmchen genommen und mit einem Lächeln an sich gedrückt werden. Da wissen wir, dass wir das Richtige tun.

Kann man die Bücher, die Sie für die Visite verwenden, käuflich erwerben?

Caroline Körner: Ja, natürlich. Das Buch über die Operation, das Buch „Skoli… Was?“, das über die Wirbelsäulenerkrankung Skoliose informiert und das Buch „Wo zwickt der Krebs?“, in dem Kindern die Krebserkrankung erklärt wird, kann man entweder auf der Webseite www.hummelkind.de bestellen oder aber über den Lehmanns Media Fachbuchverlag.

Bei der Konfrontation mit einer Diagnose gibt es viele Fragen. Das sind Fragen wie: Was geht da eigentlich in meinem Körper vor sich? Was ändert sich jetzt? Wie gehts weiter? Die Bücher nehmen die Fragen ernst und beantworten sie wahrheitsgemäß, auf kindgerechter Ebene.

Bei der Hummelkind-Visite in Berlin handelt es sich um Pilotprojekt – Was haben Sie danach geplant?

Kathrin Schmidt: Wir möchten weiterhin auf den Kinderstationen 26, 27 und 29 an der Charité unsere Hummelkind-Visiten anbieten. Darüber hinaus würden wir auch gerne die anderen Stationen, auf denen sich Kinder befinden, besuchen. Dazu benötigen wir weitere engagierte Studenten, die die Visiten mit uns durchführen und natürlich auch weitere Fördermitgliedschaften, um unsere Vereinsarbeit finanzieren zu können.

Was ist langfristiges Ziel Ihres Vereins?

Kathrin Schmidt: Langfristig möchten wir gerne eine wichtige Stütze in der Pädiatrie sein. Hummelkind-Visite e.V. möchte dem kranken Kind, seinen Eltern und dem medizinischen Fachpersonal zur Seite stehen.

Wie kann man Ihren Verein am besten unterstützen?

Kathrin Schmidt: Wir benötigen dringend neue Fördermitgliedschaften. Einmalige Spenden sind natürlich auch willkommen. Aber nur durch eine regelmäßige Förderung können wir unsere Ausgaben decken und uns auf unsere eigentliche Vereinsarbeit konzentrieren. Wir sind ein gemeinnütziger Verein. Die Spenden sind steuerlich absetzbar.

Zudem möchten wir Medizinstudenten dazu ermuntern, sich bei uns zu melden. Wer bei den Hummelkind-Visiten mitmachen möchte, kann sich gerne bei uns melden. Schreibt uns dafür am besten eine E-Mail an: [email protected]

Weilbach J. Hummelkind-Visite: Pilotprojekt in der Kinderchirurgie. Passion Chirurgie. 2017 März, 7(03): Artikel 07_01.

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