20.11.2018 Politik
Herz-Lungen-Maschine seit 65 Jahren erfolgreich im Einsatz

„Jährlich werden bundesweit ca. 100.000 Herzoperationen durchgeführt, davon allein rund 77.000 unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine“, erklärt Herzchirurg Dr. Andreas Beckmann, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. „Dank der Herz-Lungen-Maschine sind seit nunmehr 65 Jahren Herzoperation möglich, die zuvor nahezu undenkbar waren. Das komplexe Medizingerät ermöglicht die Verlagerung der Herz- und Lungenfunktion außerhalb des Körpers.“
Dabei ersetzt die Herz-Lungen-Maschine (HLM) sowohl die Pumpfunktion des Herzens als auch die lebensnotwendige Sauerstoffanreicherung (=Oxygenierung) des Bluts wie auch die Gasaustauschfunktionen der Lunge, und ermöglicht so, dass das zuvor stillgelegte Herz operiert wird. Während der Operation wird die HLM, die in unmittelbarer Nähe zum Operationstisch steht, von einem speziell qualifizierten Kardiotechniker bedient. „Abgesehen von den genannten Hauptfunktionen, kann über die HLM auch die Körpertemperatur des Patienten kontrolliert gesenkt werden, was für einige Eingriffe am Herzen zwingend notwendig ist, um das Herz, und auch die übrigen Organe, vor Schäden zu bewahren“, erklärt Dr. Beckmann. „Das Wesentliche ist, dass das eröffnete Herz vollständig aus dem Kreislauf ausgeschaltet sein muss, um die Operation überhaupt zu ermöglichen.“
Der amerikanische Herzchirurg John Gibbon wandte 1937 die erste HLM an, wobei es ihm gelang, das Blut aus einer ins Herz mündenden Hohlvene in einen sogenannten Oxygenator umzuleiten, dort das Blut mit Sauerstoff anzureichern und sauerstoffeiche Blut wieder in den Körper zurück zu führen. Als Durchbruch für die Herzchirurgie galt seine erstmals 1953 durchgeführte Herzoperation, bei der die HLM 45 Minuten die totale Herz-Kreislauf-Funktion der Patientin übernahm.
An der ersten offenen, in Deutschland durchgeführten Herzoperation 1958 in Marburg durch Prof. Rudolf Zenker, war Prof. Hans Georg Borst, einer der Gründungsväter der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, maßgeblich beteiligt und bediente u.a. die Herz-Lungen-Maschine. „Das war ein entscheidender und revolutionärer Durchbruch für die gesamte Herzchirurgie“, so der Träger der Paracelsus-Medaille.
„Heute findet die HLM bei einer Vielzahl von Herzoperationen ihre Anwendung wie zum Beispiel bei der Reparatur oder dem Ersatz von Herzklappen, der koronaren Bypass-Operation, der Korrektur angeborener Herzfehler, dem Ersatz der Hauptschlagader oder bei Herz- und Lungentransplantationen“, erläutert Dr. Beckmann.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin, www.dgthg.de, 09.11.2018
Weitere aktuelle Artikel
01.05.2022 Politik
BDC-Praxistest: „Ich will Chirurgin werden UND ein Leben außerhalb der Klinik führen“
Eine fiktive Szene 1993 zwischen einer Chirurgin in der Facharztausbildung und ihrem Chef: „Entweder Sie bekommen Kinder oder Sie werden Chirurgin. Teilzeit- Chirurgin werden Sie nicht werden können.“ Sie entschied sich dazu, keine Kinder zu bekommen und ist heute Chefärztin der Viszeralchirurgie eines Krankenhauses.
01.05.2022 Politik
KV-Vertreterversammlung: Wie man hineinkommt und was es bringt
In diesem Jahr wählen die Mitglieder vieler Kassenärztlicher Vereinigungen die nächste Vertreterversammlung (VV) für die Legislatur von 2023 bis 2028. Wer sich dort neu als Delegierte:r engagieren und zur Wahl stellen möchte, spricht am besten zunächst mit einem amtierenden Mandatsträger oder einem sonstigen erfahrenen Kollegen in seiner Region, der sich schon auskennt.
29.04.2022 Aus- & Weiterbildung
Zweitmeiner brauchen Weiterbildungsbefugnis
Viele Anträge auf eine Genehmigung als Zweitmeiner scheitern daran, dass neben der Vorlage eines gültigen Fortbildungsnachweises die erforderliche Weiterbildungsbefugnis nicht vorhanden war.
28.04.2022 Sektorübergreifend
Wie sehen KBV und DKG die geplante Neuordnung an der Sektorengrenze ambulant/stationär?
In ihrem Koalitionsvertrag von Anfang Dezember 2021 haben SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP einen Abschnitt auch der Thematik „Ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung“ gewidmet. Darin geht es um die sogenannte sektorenübergreifende Patientenversorgung. Dort ist unter anderem von der „Ambulantisierung bislang unnötig stationär erbrachter Leistungen“ die Rede, die zügig über eine sektorengleiche Vergütung durch „Hybrid-DRGs“ gefördert werden soll.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.